21.04.25

Kate Bush – Hounds of Love (1985)

Meilenstein – eins meiner absoluten Lieblingsalben der 80er Jahre, zusammen mit der „So“ von Peter Gabriel sicherlich das Beste was man an anspruchsvoller Popmusik damals zu hören bekommen konnte (natürlich ist das übertrieben ausgedrückt – aber so fühlt es sich auch heute noch – nach vierzig Jahren für mich an - „Hounds of Love“ und „So“ stellen für mich schon ein wenig sowas wie ein kleiner „Heiliger Gral“ meines Musikhörerlebens da – da kommt nichts ran (außer der „Graceland“ von Paul Simon, „White City Fighting“ von Pete Townsend, der zweiten Platte der Rainbirds usw...“). 

Die Platte ist in zwei Teile aufgeteilt: Die erste Seite ist mit „Hounds of Love“ übertitelt und bietet einzelne Songs darunter auch die Singles „Running up the Hill“ und „Cloudbusting“. Die zweite Seite „The Ninth Wave“ ist dagegen als ein langer abwechslungsreicher Songzyklus angelegt – bestehend aus sieben Einzelteilen. 

Neben Kate Bush waren an dem Album achtzehn Musiker beteiligt – die Produktion hat Kate Bush selbst übernommen. 

Direkt „Running up the Hill (A Deal with God)“ ist einfach großartig und nimmt einen von Anfang bis Ende mit – Folk & Art-Pop in bester Form und die Gesangsparts sind großartig zusammengefügt. Die gesamten unterschiedlichen musikalischen Texturen und Stimmungswechsel – die eingesetzten Sounds überwältigen mich immer wieder und den Song hab ich wirklich oft gehört – Meisterstück – krieg grade beim Hören wieder Gänsehaut. 

Übersprudelnd und fast euphorisch „Hound of Love“ und auch da – wie sich das Schlagzeug und die Streicher zusammenfügen und den Song vorantreiben – großartig. Und ich mag den Backgroundgesang in dem Stücken total – weil sie wie ein Instrument eingesetzt sind. Und die Energie die Kate Bush in ihren Gesang versprüht, greift einfach auf mich als Hörer über. 

Folk-Pop wird bei Kate Bush einfach zur Kunst gemacht und trotzdem ist das vor allem fantastische Musik: „Big Sky“. Das ist wirklich Musik die mich total glücklich macht – perfekt und einnehmend zugleich. Lieblingsalben sind schon was ganz tolles. 

„Mother stands for Comfort“ nimmt das Tempo raus und man kann sich in das Bassspiel und die Melodie fallen lassen – erinnert an die besseren Songs von Japan und David Sylvian. Da hört man den deutschen Eberhard Weber am Bass. 

Besser geht’s nicht: „Cloudbusting“ - wieder so ein Track den ich liebe, der mich mitnimmt, der nachhallt und mit fortschreitenden Dauer mich immer wieder mit seinen unterschiedlichen Parts begeistert – die Streicher/Schlagzeug-Kombinationen sind einfach nur göttlich. Und dann der Choreinsatz – nur überwältigend. Solch einen Song muss man genießen – nicht nebenbei weghören.

Die zweite Seite mit den aus sieben Teilen bestehenden Stück „The Ninth Wave“ - sprengt die Grenzen zwischen Klassik, zeitgenössischer Musik und Pop Rock. Sanft geht es los mit „Dream of Sheep“ und auch da zeigt sich die Liebe der Irin zur traditionellen Musik ihrer Heimat. 

Der zweite Part: „Under Ice“ ist bedrohlich gestaltet – da zieht Gefahr auf und eine Bedrohung nimmt Form an. 
Bei „Waking the Witch“ wird man von eingespielten Dialogpassagen und einem sanften Klavierspiel eingefangen – dann wird es hektisch – und plötzlich hören wir in einen Post-Punk-Prog-Rock-Mix, wie man diese sonst eigentlich nur von Peter Gabriel her kennt, wie die Bedrohung weiter ansteigt. Am Ende ein Hubschrauben den wir von Pink Floyds „The Wall“ her kennen. 

Danach wieder wunderschöner Pop-Folk und wieder der tolle Doublebass von Eberhard Weber: „Watching you without me“ - ein weiterer Höhepunkt des Albums – lieb ich total. Was Kate Bush aus den Fairlight Synthesizer an Klängen herauszuaubert ist auf dem ganzen Album auch total beachtlich. Da bekommt man einen Eindruck wie gut synthetische Klänge genutzt werden können ohne Musik gleich den Stempel „elektronische Musik“ aufzudrücken. 
Und auch hier wird die tolle kunstvolle Art der Produktion sehr deutlich.

Der nächste Part „Jig of Life“ ist dann ein echtes wildes Folkstück. 
Dem Finale nähert sich der Hörer mit „Hello Earth“ - hier wird es erhaben – gefühlvoll – sakral – dann dramatisch – dann wieder sakral - doch alles bewegt sich auf ein wunderschönes Finale zu. 

Bei „The Morning Fog“ ist es dann das Gitarrenspiel von John Williams im Zusammenspiel mit dem schon mehrmals erwähnten Doublebass – da ist übrigens der klassische Gitarrist John Williams gemeint und nicht der Filmkomponist mit gleichen Namen – das mich immer wieder begeistert. 

Das Album hat einfach soviel an dem ich mich begeistern kann und deshalb begeistert es mich auch immer immer wieder. Da kann ich nicht aus dem Schwärmen herauskommen. Einfach „meine“ Musik. 

20.04.25

Tom Petty and the Heartbreakers – Into the great wide Open (1991)

Nach seinem erfolgreichen Solo-Album „Full Moon Fever“ (1989) erschien in der Folge dieses achte Album zusammen mit den Heartbreakers. Die Band bestand zu diesem Zeitpunkt aus Tom Petty (Gesang, Gitarre, Piano, Percussion), Mike Campell (Gitarre, Keyboards, Backgroundgesang), Benmond Tench (Piano, Synthesizer, Akkordeon), Stan Lynch (Schlagzeug, Percussion). Wie „Full Moon Fever“ wurde das Album von Jeff Lynne mitproduziert. 

Mit „Learning to Fly“ und dem Titelstück „Into the great wide Open“ hat Tom Petty zwei Songs geschaffen, die man zu Anfang der 90er einfach nicht überhören konnte – beide Songs waren aber auch wirklich gute Songs und so hörte man diese Überhits zum Glück auch immer wieder gerne. 
„Learning to Fly“ hat natürlich den Sound einer typischen Jeff Lynne-Produktion – so klingen Songs von George Harrison, Roy Orbison und natürlich den Traveling Willburys (der Supergroup in der Tom Petty zusammen mit Harrison, Orbison. Lynn und Bob Dylan gespielt hat). 
Der Song nimmt einen aber auch sofort mit seiner Grundmelodie sofort ein und der Refrain ist einfach super. Und egal welches Musikgenre man bevorzugt – dieser Song fängt einen ein und lässt einen nie wieder richtig los. 

Aber auch andere Songs, als die beiden Übersingles des Albums, haben ihre Qualitäten – das etwas mehr rockende „Kings Highway“ ist auch ein richtig guter Song. Heardlandrock der ganz guten Art. Solch einen Song bekommt auch ein Bruce Springsteen nicht so leicht hin. 
Darauf folgt gleich der zweite Überhit der Platte „Into the great wide Open“ - etwas melancholischer im Stil, aber die Geschichte vom aufsteigenden Star, der aber auch tief fallen kann – ist einfach super in einem Song untergebracht. 

Schwungvolle Rock-Ballade: „Two Gunslingers“. Country-Rock: „The dark of the Sun“. Dramatischer Rocksong: „All or Nothin´“.
Ein weiteres Highlight – sanfter, richtig guter Folkrock: „All the wrong Reasons“. Auch sehr gut: „Too good to be true“- guter Rocksong. Das Songmaterial ist auch abwechslungsreich in Tempo und Atmosphäre der Song – da hört man gerne weiter und schaltet auch nicht nach den fünften Lied gelangweilt ab. Deshalb haben sich auch viele der Songs bei mir tatsächlich gut eingeprägt – auch wenn ich die CD schon länger nicht mehr durchgehört habe, kann ich mich noch an viele der Songs gut erinnern. 

Der Sound vieler der Songs ist auch schön in der Geschichte der Rockmusik geerdet – so fühlt man sich schon bei vielen der Songs nach ein paar Takten in vertrauter Umgebung – so auch bei den etwas schnelleren „Out in the Cold“. Auch wieder richtig guter Heartland-Rock-Song: „You and I will meet again“. Da ist es bei Tom Petty für mich so, wie es mir auch mit John Hiatt immer geht. Wenn die ein gutes Album gemacht haben – fühlt man sich einfach während des Hörens einfach wohl, weil es einerseits immer so verdammt vertraut klingt, es aber auch einfach immer wieder gute Songs sind – das kann man einfach nicht schlecht finden, dass genießt man – beim jeden Hören. 

Im Rock´n´Roll/Country-Rock-Mix: „Makin´ some Noise“. Richtig gut noch mal am Ende: „Built to last“ - Super Song!. 

Dieses Album macht immer noch sehr viel Spaß und gehört einfach zum Soundtrack meines Lebens. 

18.4.25

Seals & Crofts – Summer Breeze (1972)

Die beiden Singer/Songwriter und Musiker waren bekannt für soften Folk-Rock wie sie Crosby, Stills and Nash und America gemacht haben. Ich weiß nicht mehr genau durch welchen Song von welcher Compilation ich auf sie aufmerksam wurde – es reichte auf jeden Fall, um sich eine Box mit vier Alben zu kaufen. Mal hören was Jim Seals und Dash Crofts so an Musik auf dieser Platte gemacht haben – der Titelsong der Platte soll auch der größte Singlehit der beiden gewesen sein. 

„Humming Bird“ hat diesen ganz tollen Hauptteil – das auf ein längeres Singer/Songwriter-Folk-Intro folgt. Ganz toller Song und das ist dann auch direkt der Song den ich auch kannte. Ansonsten klingt der Sound wirklich wie alles im Umfeld um Crosby, Stills and Nash – der L.A. geprägte Folkrock der späten 60er und 70er Jahre. Direkt zeigen Seals & Croft aber, dass ihr Folk-Rock auch komplexere Strukturen hat und sich der Song auch mal schnell in eine andere Richtung bewegen kann.
„Funny Little Man“ erinnert mit seinem mehrstimmigen Gesang und dem Folktouch an Simon & Garfunkel – und hat einen schönen irischen Touch. Folk-Singer sind halt nichts anderes als mittelalterliche Barden. Und mit diesem Song beschließe ich auch, dass der Kauf der kleinen CD-Box kein Fehler war – ich mag was ich da höre. 

Etwas flotter und rockiger geht’s auch und auch das können die beiden sehr gut: „Say“. Der Song erinnert mich an R.E.O. Speedwagon und Barcley James Harvest. 

Der Hit „Summer Breeze“ ist eine schöne WestCoastRock-Ballade – aber der Hit der Platte ist auch nicht besser oder schlechter als das zuvor gehörte und das ist gut – denn eine LP muss ja auch mehr bieten als den einen oder die zwei Hitauskopplungen. 

An the „Last Unicorn“ von America erinnert dann, das Jahre zuvor aufgenommene „East of ginger Trees“. Auch sehr beeindruckend. Bin wirklich von der Qualität des Albums sehr beeindruckt und begeistert. 

„Fiddle in the Sky“ - mit leichten Country-Einschlag – aber auch der Song ist einfach gut gespielt und produziert. „The Boy down the Road“ ganz sanfter Singer/Songwriter-Folk. Das Dash Crofts eine Mandoline statt eine Gitarre spielt und Jim Seals die Fidel, hebt die Musik auch ein wenig vom typischen amerikanischen Singer/Songwriter Folk heraus. 

Sehr gute Folkrock-Nummer und erinnert mich an das Spätwerk von David Crosby: „The Euphrates“. Lagerfeuer-Country-Ballade: „Advance Guards“, die nach hinten raus aber noch ganz flott wird. 

Beim letzten Stück „Yellow Dirt“ klingt es wirklich wie ein Simon & Garfunkel-Stück. Aber sie kopieren nicht – sie machen es genauso gut. 

Bin wirklich überrascht und begeistert wie viel Spaß mir das Hören dieser Platte gemacht hat – gerne mehr davon. 

17.04.25

Tunng – this is tunng – Live from the BBC (2011)

Das ist schon fast zu perfekt was Tunng auf diesem Album machen – einige Lieder, die ich vom Album „....and than we saw land“ her kenne, finde ich in den Fassungen, die sie auf dieser CD live eingespielt bieten, nochmal besser.
Tunng gelten als Folkband, aber die Musik wird auch als Folktronica bezeichnet – ich nenne es anspruchsvollen Indie-Pop. 

Und als gut gespielten und interpretierten Indie-Folk-Pop bezeichne ich das erste Stück „Take“ - der Song stammt im Original vom dritten Album „Good Arrows“. Das atmosphärische „Bullets“, entwickelt sich zu einem Songs in Beatles-Style (ebenfalls von „Good Arrows“).Vom zweite Album stammt der Song „Jenny again“ - schöne Singer/Songwriter-Nummer. „Tamatant Tiley“ wurde zuvor nicht veröffentlicht und ist der Versuch den arabischen Wüstenrock (Tuareg-Rock) in Tunng-Musik zu verwandeln und das klappt sehr gut. „Beautiful & Lights“ stammt von „Mother´s Daughter and other Songs“, dem Debütalbum der Band – eine feine Folk-Elektronika-Nummer. 

Die Band würde ich gerne auf einem Festival zusammen mit Efterklang mal live erleben. Das würde so gut zusammen passen. Es folgt mein bisheriger Lieblingssong der Band „Hustle“ - den finde ich in der Livefassung wirklich noch besser als in der Album-Version auf „...and than we saw land“. Vom selben Album wie „Hustle“ stammt auch „With Whiskey“ - ein sanftes Chamber-Folk Stück. Am Canterbury Folk erinnert „Jay Down“ mich – sehr atmosphärisch, aber leicht zugänglich und verträumt. 

Sehr schön auch das folkige, aber mit stampfenden Schlagzeug - auch gut tanzbar „Pioneers“ (vom zweiten Album „Comments of the inner Chorus“) - ich muss mir wirklich wohl auch die frühen Alben der Band noch zulegen – die Songs davon, die hier live gespielt werden, finde ich sehr gut. Auch eine Lieblingsnummer der Band ist „Naked in the Rain“ - ganz tolle akustischer Indie-Nummer. Vielleicht noch ein wenig besser als „Hustle“. Und das Stück ist auch zuvor nicht auf einem Album veröffentlicht worden. Elektronika wieder sehr schön mit Folk kombiniert am Ende: „Surprise Me“ - ebenfalls vorher nicht auf einer Platte veröffentlicht. 

Eine schöne, fein ausgesuchte Werkschau gaben Tunng 2011 live für die BBC zum Besten und herausgekommen ist ein ganz wundervolles Album.

16.04.25

Boys in Trouble – Boys in Trouble (1988)

Das Duo Boys in Trouble bestand aus den grandiosen Basspieler und Sänger Konrad Mathieu und Schlagzeuger Gigi Sessenhauser. Der Sound der Band bewegte sich geschickt zwischen Rock und Pop, New Wave, – erinnerte ein wenig an Police (wegen der Instrumente) hatte aber immer auch etwas eigenes. Sie haben noch ein zweites Album gemacht, danach war leider Schluss, was ich sehr schade finde, weil ich die Stimme von Konrad Mathieu sehr mag – der spielt seit Auflösung der Band bei M. Walking on the Water nur noch den Bass. 

Das Duo war glaube ich einfach ein paar Jahre zu früh am Werk – denn ein Song wie „Strange Games“ - der ein absolut großartiger Indie-Pop-Rock-Song ist – hätte eigentlich der Band zu einer großen Bekanntheit verhelfen „müssen“ - aber nicht immer sind gute Bands auch kommerziell erfolgreich. Verdient hätten sie es und „Strange Games“ würde sich auch heute noch sehr gut im Radio machen. Und das Bassspiel von Mathieu ist einfach klasse und singen kann er auch. 

„Value and Times“ ist auch einfach als sanft popiger Song einfach schön – dabei hat er noch ein ganz leichtes New Wave-Feeling. Auch einfach ein wunderbarer Song und ich weiß warum ich nie aufgehört habe, dieses Duo zu mögen. Die machten einfach „gute Musik“. 

Diese Debüt-Platte ist mit 15 Stücken gut gefüllt. Bands neueren Datums – besser gesagt aktuelle Bands wie Tolyqyn machen auch heute keine andere Musik als wie es die Boys in Trouble mit „100 Miles“ machen. Experimentierfreudiger Genre/Mix-das trifft Rock/Pop/Jazz/Weltmusik schön aufeinander. Ich glaub ich mag die Platte gerade noch mehr als früher. 

Nur gut ist das und das macht mir gerade wieder richtig viel Freude und ein Song wie „Ups - Downs“ trägt dazu seinen Teil bei. 
Schlagzeugarbeit in richtig gut und da erinnern sie dann tatsächlich an The Police bei „4:30“.
Etwas rockiger am Anfang – dann aber eher verträumt, schon fast im Jazz-Modus: „Harmony“. Auch da ist die Qualität von Gigi Sessenhauser am Schlagzeug gut zu hören. Die waren als Musiker schon sehr gut – einmal hab ich sie auch mal live gesehen – beim „Bochum Total“ - so 89 oder 90 muss das gewesen sein. 

Ein weiterer meiner ewigen Lieblingssongs der Band: „Row the Boat“ - etwas atmosphärischer, aber sehr guter „anderer“ Rocksong. 
Ganz großartig auch „Say Yes, say No“. Tolle Rock-Pop-Nummer. Die Platte klingt auch sehr gut – das ist sehr schön produziert.

Bisher kein schlechter Song – auch „What I Need“ mag ich sehr. Ich glaub Fans von Fury in the Slaughterhouse müssten den Song was abgewinnen können. Von deren Leichtigkeit von Fury, sich zwischen Pop und Rock problemlos zu bewegen, davon haben die Boys in Trouble auch ganz viel in ihrer Musik. 

Song Nummer Zehn „Endless Road“ ist nicht ganz so meins. Dafür ist dann „So many Times“ wieder richtig gut – das ist einfach ein toller Pop-Rock-Song. Und wenn man denkt, es kann nicht mehr besser werden, dann überzeugt einen das geniale „So many Times“ vom Gegenteil. 

Ein wenig wieder mehr im Art-Rock-Sektor: „Love Never Ends“ - die Art Songs hat wirklich im Lauf der Zeit was dazugewonnen. Früher mochte ich das nicht so sehr – heute mag ich es sehr. 

„I´m running through“ - noch mal etwas flippiger – fast schon im Funk-Crossover-Style. Danach noch das sehr kurze Abschlussstück: „The Werk“.

Absolut eine Freude, dieses Wiederhören – könnt ihr Euch auch alle ganz günstig nachkaufen und selbst genießen, da die CD und LP aus Zweiter Hand sehr günstig zu haben ist. Und ich freue mich schon auf das Wiederhören des zweiten Albums – da sind auch ein paar Lieblingsstücke drauf und eine sehr gute Coverversion von „New England“

15.04.25

Elvis Costello – Spike (1989)

Das zwölfte Album von Elvis Costello – der Mann haut auch gerne ein Album nach dem anderen heraus – was vielleicht deshalb auch zu solch großen Qualitätsunterschieden oder Richtungswechsel führt – bei mir, der sich jetzt eigentlich wirklich kein Urteil über das Gesamtwerk von Elvis Costello erlauben kann, da ich viel zu wenig daraus kenne, ist das mit den Alben von Elvis Costello so – entweder finde ich es richtig gut oder ich bin total enttäuscht. So mochte ich „Spike“ immer, aber das nachfolgende Album „Mighty like a Rose“ fand ich sehr enttäuschend – nur „The Other Side of Summer“ fand ich da erträglich und kam noch an die Qualität der Songs von der „Spike“ heran. Auch der Versuch es mit einem älteres Album „Goodbye cruel World“ zu versuchen scheiterte. Erst Jahre später, als Costello das Album „The River in Reverse“ das er mit Allen Toussaint 2006 aufgenommen hat und seine Beteiligung an den „The New Basement Tapes“ (2014) ließen mein Interesse an ihm wieder steigen. Letztes Jahr höre ich dann „Punch a Clock“ (1983) und das fand ich dann auch gut. Also da gibt es wirklich wohl noch viel zu Entdecken für mich – aber die Songs vom Album „Spike“ gehören seit Jahren zu meinen ständigen Begleitern.

„Spike“ war das erste Costello Album das er für Warner produziert hat und Warner verwöhnte Costello mit einem hohen Budget. Vier Musikstudios wurden angemietet und alle mit unterschiedlichen Musikern besetzt – die Zahl prominenter Musiker ist groß und auch auf diesem Album ist Paul McCartney am Bass zu hören und zwei Songs – darunter die Hitsingle des Albums „Veronica“ - wurden von McCartney mitkomponiert. Chrissie Hynde ist als Harmoniesängerin dabei, Jim Keltner und Jerry Marotta unter anderem an den Drums zu hören. Allen Toussaint am Piano, bei der Irland-Session waren unter anderen Christy Moore und Davy Spillane mit dabei und fast jeder der über dreizig Musiker, die an dem Album mitgearbeitet haben, verfügen über einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Spannend finde ich, dass die Platte trotzdem wie aus einem Guss klingt. Dafür sind auch die Co-Produzenten T Bone Burnett und Kevin Killen mitverantwortlich.

Direkt „This Town“ macht Spaß – es ist ein schöner Mix aus Singer/Songwriter und anspruchsvoller Rock. Ein kunstvoller Blues: „Let him Dangle“ und die Soundkulisse erinnert hier und auf der ganzen Platte eigentlich auch immer ein wenig an den Sound einer Tom Waits-Platte. Singer/Songwriter-Rock den man sich am besten in einem verrauchten kleinen Club auf kleiner Bühne gespielt vorstellt. Aber auch dies ist ein sehr guter Song. Gleiches gilt für das ebenfalls großartige „Deep Dark truthful Mirror“ - das sind einfach alles sehr sehr gute Stücke und von außerordentlicher Qualität, da sie Anspruch und Hörspaß sehr gut verbinden. Was ich an Costello auch schätze, ist seine Qualität als Sänger – man hört ihm immer raus – ein Elvis Costello verwechselt man nicht und man erkennt ihm immer sofort – und dies zusammen mit der Qualität seiner „guten“ Stücke setzt ihm bei mir immer mit einem Joe Jackson auf eine Stufe. Irgendwie passen diese beiden Ausnahmemusiker für mich immer gut zusammen – obwohl sie glaube ich nie was zusammen gemacht haben.

„Veronica“ ist einfach total einnehmend, funktioniert immer und damit kriegt Costello jede(n) rum. Und ja es klingt natürlich auch wie eine Paul McCartney-Nummer. Die beiden hatten bei der Arbeit an dem McCartney Album „Flowers in the Dirt“ zusammen zwölf Songs komponiert und diese dann auf verschiedene Alben platziert – mal ein Song auf dem Album von dem einen, mal zwei auf dem von dem anderen usw. 

Fast wie eine Nummer aus der Zeit, als Filme noch keine Farbe hatte, klingend und mit ganz viel eigenen Charme: „God´s Comic“ - auch eine ganz riesige Nummer. Ach, ich liebe dieses Album – einfach unzählige gute Songs drauf. 

Jazzrock: „Chewing Gum“. Wunderschöne Folk-Ballade: „Tramp the Dirt Down“ - und Costello singt darin gegen die Thatcher-Ära an. Instrumentaler Jazz im New Orleans-Style „Stalin Malone“. Sanft: „Satellite“. Schöner Folk-Rock´n´Roll: „Pads, Paws and Claws“. 

Wenn man hören will, wie diese Platte im Gesamten klingt, dann muss nur „Miss Macbeth“ hören – da bringt Costello alle Stilelemente des Albums auf grandiose Weise zusammen. Da ist soviel drin – das ist schon eine Meisterleistung.

Wunderschöne Folk-Nummer: „Any King´s Shilling“. Blues-Rock auf Costello-Art: „Coal-Train Robberes“. Melancholisch Akustikballade am Ende: „Last Boat Leaving“. 

Immer noch ein ganz und gar zeitlos gutes Album. Bleibt ein Lieblingsalbum. 

14.04.25

The Notwist – Nook (1992)

Die Band war zu der Zeit noch ein Trio bestehend aus Markus Acher(Gitarre, Gesang) und Micha Acher (Bass) und Martin Messerschmid (Schlagzeug). „Nook“ ist noch ein weiteres - wie das erste Album der Band - reines Indie-Heavy-Rock-Album. Die elektronischen Musik-Elemente und der Einsatz von Rockmusik untypischen Instrumenten folgen erst in den späteren Alben. 

Das erste The Notwist Album, das auch so hieß wie die Band, war ein ziemlich hartes Rockalbum mit vielen Metal-Riffs, dabei aber sehr abwechslungsreich und bei dem Song „Seasons“ hörte man auch schon richtig den typischen The Notwist-Songcharakter heraus. Mal hören ob sich das schon auf dem zweiten Album weiter fortsetzt. 
Nach ruhigen Intro: „Belle de L´Ombre“ geht es mit „Walk On“ mit den heftigen Heavy-Metal Gitarren weiter, die wir schon vom ersten Album her kennen. Zu den heftigen Gitarren bietet der eher zurückhaltende Gesang von Markus Archer einen starken Kontrast – ist ein wenig so, als ob bei Danzig einer von den Housemartins singen würde – klingt aber auch wiederum wie ein Song von „Dinosaur jr.“ nur eben mit noch heftigeren Gitarrenspiel.
Im Punkrock-Modus „Unsaid/Undone“ und den finde ich viel besser – weil eher im Alternative-Rock angesiedelt als im Heavy Metal und das passt besser zur Band. 

Aber direkt mit „Welcome back“ geht’s mit Heavy Metal-Musik der Marke Danzig weiter – aber bei dem Stück ist das so „fett“, dass es auch wieder Spaß macht – damit könnten The Notwist sogar in Wacken Eindruck schinden. Ist dann aber mir am Ende doch schon fast wieder zu heftig. 

Laut und heftig auch das Titelstück „Nook“ - und es bleibt bei der Mischung aus sanften Gesang und heftigster Rockmusik. Markus Acher ist auch ein richtig guter Heavy Metal-Gitarrist – keine Frage – aber es ist gut, dass die Brüder Acher dann doch noch musikalisch sich später breiter aufgestellt haben. 

Aber das war glaub ich auch bei den Psychrockmusikern von Motorpsycho auch nicht anders – da waren auch die früher Alben eher Hartrock oder sogar Hardcore und dann wurden sie nach ein oder zwei Alben auch zu dem was sie dann heute sind. 

Alternativ-Rock mit Punkrock und Heavy Metal gemischt, dann doch sogar etwas sanftere Töne anschlagend – wenn auch nur kurz bei „No Love“. Einer der besseren Song der Platte ist das.

Der Song mit dem Banjo-Gitarren - der ist schon so richtig gut und hat sich bei mir auch am längsten eingeprägt: „The incredible Change of our Alien“ – dann werden die Banjo-Gitarren durch Heavy Metal-Gitarren abgelöst und dann verwandelt sich der Song in einen guten Alternative-Rock-Song. Mega.

Die Metal-Rock-Stücke werden zunehmend für mich aber immer langweiliger und fangen auch an ein wenig zu nerven – doch bei „This Sorry Confession“ mag ich den Refrain dann doch ganz gerne und dann gibt es auch einen Tempowechsel und das Stück wird doch eine reizvolle Alternative-Rock-Nummer.

Der Hardcore-Charakter steigert sich wieder bei „Another Year without me“ - ich glaub, das erinnert sehr an die frühen Nummern von Fugazi – wie auch glaub ich vieles anderes von dem Album – ich kenne aber von Fugazi zu wenig, um das mit Sicherheit schreiben zu können. 
Richtig gut gefällt mir dann „One Dark Love Poem“ - das ist richtig guter Alternative-Indie-Rock. Und ist wohl das typischste The Notwist-Stück der Platte.
Heftig und kurz nochmal, mit guten Bass-Part: „The only thing we own“ - finde ich aber als Instrumental-Nummer auch gut. 
Alternative-Rock – nochmal richtig gut: „I´m a Whale“ - da merkt man wieder die Liebe zu Sonic Youth bei den Acher Brüdern.

06.04.25

Radiohead – Hail to the Thief (2003)

Album Nummer Sechs. Mit einem meiner absoluten Lieblingssongs. Bis auf den einen Song ist vom Album bei mir im Kopf nicht viel hängen geblieben, deshalb lohnt sich auch da ein Wiederhören. Es ist ja auch schlimm, dass man manche Alben durch jahrelanges Playlisthören fast nie am Stück durchgehört hat – so geht es mir bei vielen Alben nach 2000 – ein Jammer. Aber das hab ich ja seit einiger Zeit geändert und das ist gut so – sonst gäbe es ja all meine Texte nicht und die brauche ich allein für mich selbst, denn wer kann bei soviel Musik schon den Überblick behalten oder auch nur eine neuentdeckte Band nicht wieder schnell vergessen? Macht Notizen – das Hirn ist nicht perfekt. Meins schon gar nicht.

Im schon fast für Radiohead typischen melancholischen Indie-Art-Rockgewand beginnt das Album auf bekannten Pfaden mit „2+2=5“. Aber schön das sie dabei auch wieder richtig rockig klingen und ich glaub, deshalb ist mir das ganze Album eigentlich auch in meiner verschwommenen Erinnerung gut in Erinnerung geblieben. 

„Sit down. Stand Up.“ - super. Ich mag ja wenn es so klingt, als ob Radiohead Musik für einen Arthouse-Film machen. Atmosphäre, kunstvolle Produktion und eine trotzdem mitreißende Musik. Und das stimmt bei dem Song wieder. Den werde ich ab jetzt in Erinnerung behalten. Und in Sachen einzigartig gutes Soundkostüm machen Radiohead sowieso immer gute Arbeit. 

Sanfte Melancholie: „Sail to the Moon“. Wenn sie wollten könnten Radiohead auch einfach eine verdammt gute Progrock-Gruppe sein – da würden sie alle Mitbewerber von Thron stürzen. Wer da noch glaubt Steven Wilson wäre ein guter Songtüftler – der hat Radiohead noch nie richtig gehört. 
Bei „Backdrifts“ merkt man aber auch das Radiohead irgendwie seit „Kit A“ auf der Stelle treten. Das ist auch gar nicht schlimm, weil die Songs ja trotzdem alle ihre Qualität haben und als Einzelstück ist „Backrifts“ was besonderes. Aber diese doch langsam immer gleichbleibenden Sound-Ideen hinterlassen dann doch, wenn man ihr Werk schnell hintereinander hört, das Gefühl von auf der Stelle treten. Das passiert aber natürlich vielen Bands und es ist auch nicht schlimm, da die Fans, dann ja wissen was sie mit jeder neuen Platte kriegen – solange halt auch die Qualität beibehalten wird. Und diese Qualität kann man Radiohead bei diesem Album auf jeden Fall nicht absprechen. Bisher hat das Album auch keine Ausfälle – also Songs, die nur wie Kunststücke oder Zwischenspiele funktionieren. 

Echter Gitarrensound begrüßt einen bei „Go to Sleep“ und wirklich – das ist eine wirklich gute Alternative-Rock-Nummer und macht auf ihre einfache Art wieder richtig Spaß – da erinnert man sich doch wieder an die alten Zeiten der Band. 
Und das Album macht immer mehr Spaß, weil da doch wieder mehr Rockband-Ambitionen zu hören sind – so mag ich auch „Where I End and you Beginn“ sehr. 

Tragischer Gospel im Radiohead-Style: „We suck your Blood“ - das ist schon eine echte Gothic-Ballade – aber ohne auch Gothic- oder Düsterrock zu sein – dafür ähnelt es dann doch eher klassische zeitgenössische Musik zu sehr und hat mit dem ganzen Lack und Leder/wir verkleiden uns-Ding nichts zu tun. Düsterere Kammermusik. 

„The Gloaming“ arbeitet mit Glitches und Sounds der elektronischen Musik – davon habe ich ja seit drei Alben viel mehr erwartet, aber vielleicht hatte ich das auch zu sehr mit den anderen Nebenprojekten und Thom Yokes Soloarbeiten in Verbindung gebracht. Aber das ist so ein Stück – und meiner Meinung nach klingen solche Stücke von Thom Yorke doch alle gleich. Düster, melancholisch – ist der Mann niemals glücklich? 

Danach folgt aber ein weiterer Song mit Drums und Bass und Rockgitarre: „There There“ - auch den mag ich. Auch die Arthouse-Rock-Stücke von Radiohead sind sich auch immer etwas ähnlich – aber sie sind dafür auch immer gut. So gut. Und im späteren Verlauf des Songs rocken die so richtig gut. 
Kurzes: „I will“ - kann man vielleicht als modernen Canterbury-Folk verstehen. Aber ist schon irgendwie trotz der Kürze auch anstrengend. 

Danach mein absoluter Highlightsong – von Anfang bis Ende einfach einfach nur spannend, mitreißend und großartig: „A Punch at the Wedding“. Song für die Ewigkeit.
„Myxomatosis“ - ungestümer Elektro-Rock-Song. Nicht ganz so meins - hat aber glaube ich als Einzelstück auch seinen Wert. 
Sanft (natürlich auch melancholisch) „Scatterbrain“. Am Ende: „A Wolf at the Door“. Psychrock mit Indierock gepaart – das können in dieser Klasse auch nur Radiohead.

Wirklich sehr gutes Radiohead-Album und auch besser als die beiden Vorgängeralbum „Kid A“ und „Amnesiac“ weil es einfach mehr Highlights bietet – weil es wieder mehr gute Songs hat – trotzdem verliert die Band dabei nichts von ihrem Anspruch mehr zu sein als die typische Rockband von nebenan. Art-Rock – aber glücklicherweise diesmal mit mehr Rock als Art(Kunst). 

05.04.25

Musikexpress/Sounds präsentiert: (Sounds) of 96 vol.2 (1996) 

Direkt „Everything falls apart“ von Dog´s Eye View hat mich dazu gebracht, die ganze CD der Band zu kaufen. Das ist einfach guter mitnehmender Pop/Rock und stimmlich erinnert Sänger Peter Stuart an seinen Entdecker Adam Duritz (Counting Crows) und auch die Leichtigkeit der Counting Crows und Hootie and the Blowfish haben Dog´s Eye View übernommen – guter Song, gute Band und auch das Solowerk von Peter Stuart empfehle ich bei dieser Gelegenheit direkt mit. Lohnt sich entdeckt zu werden. Und deshalb mag ich Zeitschriften-Beilagen-CDs – es gibt was zu entdecken oder auch nicht.

„God´s Mistake“ - Tears for Fears. Aus einer mal New Wave, dann Art-Rock-Band ist ein Pop-Vehikel irgendwann geworden. Der Song klingt wie einer von vielen, die wir im Radio hören können. Tut nicht weh und harmlos. Aber haben die nicht mal wirklich gute Songs auf ihren Platten aneinandergereiht?

„Sitting on Top of the Wordl“ - Amanda Marshall. Heartlandrock bietet Amanda Marshall. Schön charttauglich, aber einer von den guten Sorte. Mit ihren Debütalbum von dem auch dieser Song stammt, konnte sie zwei andere Songs in internationale Charts in den Top Ten unterbringen.

„We don´t need Nobody else“ - Whipping Boy. Sanfter Alternative-Rock mit eher gesprochenen Gesang. Gefällt mir ganz gut. Da lohnt sich vielleicht mal eine nähere Beschäftigung mit der Band aus Irland. 

„Men in Black“ - Frank Black. Der Frontmann der Pixies auf Solopfaden. Der mehr Soloalben bisher herausbrachte als man so denkt (auch als Black Francies und Frank Black & The Catholics. „Men in Black“ ist eine heruntergerockte Punkrock-Nummer – davon gibt’s viele. 

„Flüssing (Diamant Mix) – Fleischmann. Ich bin ja kein so großer oder überhaupt Fan der „Neuen Deutschen Härte“. Fleischmann aus Berlin gehören mit zu den Gründer dieser Genres. Und schon nach den ersten Textzeilen, entschließe ich mich das Hören einzustellen. Das brauch ich so gar nicht.

Dann doch lieber Rap von den Fugees – auch wenn das Stück „Fu-Gee-La“ auch so gar nicht meins ist. Beats – und sehr eintönig. 

„Hippy Hippy Shake“ - Big Soul. Big Soul bieten mit diesen Song eine Crossoversong zwischen Alternative Rock, Funk, West Coast Rock – eine Mischung, die in den 90ern und auch noch den frühen 2000er Jahren von so mancher Band genutzt wurde, um vielleicht wenigstens mit einen Song mal in den Charts zu landen. 

Oh, ich lieb Die Sterne und ich liebe „Was hat Dich bloß so ruiniert“. Alternative-Rock (Hamburger Schule) aus Deutschland – richtig gut!.

An die Beach Boys erinnern The High Lamas mit ihrem verträumten „Literature is Fluff“. Schon wegen dem Songtitel muss man das wenigstens sympathisch finden. 

„Uneingelandene Gefühle“ - Die Lassie Singers. Aus Berlin und zwischen Hamburger Schule und Neue Deutsche Welle angesiedelt (laut Wikipedia) – gefällt mir der Song als deutschsprachiger Indie-Rock eigentlich ganz gut. Vielleicht also auch Zeit die Lassie Singers mal wieder neu zu entdecken. 

George Clinton ist auf seinem Gebiet – dem Funk - so was wie ein Heiliger. Von vielen geliebt, verehrt und nachgeeifert. Aber mich konnte er bisher nicht mit seiner Musik überzeugen. 1996 macht er Rap – wie er es viele machen und so ist auch „Hard as Steel“ ein Rap-Song von vielen. Brauch ich auch nicht.

Die Manic Street Preachers will ich noch besser kennenlernen und dazu passt der gut gerockte „Kevin Carter“. 

„Ekstase“ von Gagu ist nochmal kräftig und hart gerockt – aber das ist auch alles, was man gutes über den Song sagen kann.

Da macht zum Abschluss des Samplers doch „Das Licht (das auf mich scheint und aus dem Kühlschrank meiner Küche kommt)“ von Samba doch mehr Spaß. Irgendwie zwischen Stoppok und Hamburger Schule. Mal wieder eine Band aus Münster. 

05.04.25

Antony and the Johnsons – Thank you for your Love (2010)

Exzellenter anspruchsvoller Indie-Chamberpop mit ganz viel Gospel und Soul-Einfluss, der wie immer bei Antony (später Anohni and the Johnsons) stark von der prägenden Gesangsart von Anohni Hegarty geprägt ist. Bei dieser EP mit fünf Songs – kann man als Fan der Band nichts falsch machen. 
Leicht melancholisch, aber wunderbar träumerisch und irgendwie strahlt die Musik von Antony and the Johnsons immer ganz viel Hoffnung aus – und davon können wir ja gerade in diesen Zeiten ganz viel gebrauchen. Mein persönliches Highlight der EP ist dass total süße und schöne: „Pressing On“ - das ist ein ganz besonders Stück Musik. Und wenn Antony and the Johnsons „Imagine“ covern – einfach nur Wow! 

03.04.25

Pearl Jam - Vs. (1993)


 

Okay, dem Punkrock nähern sich Pearl Jam nicht erst ein Jahr später mit „Spin the black Circle“ an. Auch „Go“ hat davon schon ordentlich was. Schön ungestüm. So mag ich meinen Rock. Dabei aber auch noch melodiös, spannend und wuchtig – toller Song, toller Einstig – und es ist so weit vom Sound vom Vorgängeralbum „Ten“ entfernt, dass man nur verblüfft, aber total begeistert, diesen Einstig ins zweite Album der Lieblingsband, die sich mit „Alive“ und „Jeremy“ für alle Ewigkeit einen Platz an vorderer Stelle meiner Ewigkeitsbestenliste gesichert haben, genießt. 

Und wuchtig und gut geht’s direkt mit „Animal“ weiter. Sie sind härter und aggressiver geworden – aber der Sound der Band ist so gut geworden, dass man dass einfach nur genießt. Und so wird es über einen großen Teil dieses Albums immer weiter gehen. So viele Songs – die man immer und immer wieder gerne hört – kommen da noch. Ein Wahnsinnsalbum – immer noch. 

Wer mag den Song „Daughter“ nicht? Keiner - gut, denn sonst stimmt was mit Dir nicht. Ein absolutes Lieblingslied von mir ist dieser wunderbar eher akustisch klingende Song. Musik für mich gemacht. Nur für mich. Gefolgt wird dieses Meisterwerk von einem tollen Rocksong: „Glorified G“. Was liebe ich dieses Album? – wie viel Spaß macht das immer noch? – da vergesse ich auch mal für einen Moment gestiegene, für mich unbezahlbare Ticketpreise – und das eher ernüchternde zuletzt erschienene Album, für dass die Jungs vom Pearl Jam und ihr Manager und Label auf Vinyl gepresst bis zu 50€ und mehr bei Erscheinen haben wollten (die CD war auch nicht günstig) und das bei einer Band, die mal für faire Ticketpreise gekämpft hat. 

Natürlich lenkt auch „Dissident“ von solch Gedanken ab – auch ganz groß. Gefolgt von „W.M.A.“ das mich mit dem Schlagzeugspiel immer umhaut und begeistert. Danach wird es nochmal richtig heftig und wild (aber auch das ist gut): „Blood“. Auf dass das grandiose „Rear View Mirror“ folgt. Alles toller Rock – alles total gut, zeitlos – Songs für die Ewigkeit – einer nach dem anderen. Mit den Songs kriegen Pearl Jam mich immer. 

Ein wenig funky geht’s auch – aber auch mit ganz viel Rock gemischt: „Rats“ (den Song unterschlägt man gerne, wenn man an das Album denkt – dabei ist der auch richtig gut – aber es sind vielleicht einfach zu viele gute Songs drauf. 
Eine weitere Singer/Songwriter-Ballade folgt: „Elderly Woman behind a Counter in a small Town“. Dieser Song zusammen mit „Daughter“ und „Crazy Mary“ (vom „Sweet Relief - Sampler“) konnte ich immer und immer wieder hören. Eigentlich bin ich von meinen musikalischen Anfängen her, ja einer, der eher dem akustischen und folkigen Liedgut zugetan war – geht ja auch nicht anders, wenn „Maybe“ von Thom Pace meine erste Single war.

Dies ist auch ein Text der niederrheinischen Abschweifungen. Aber auch bald ist diese Lobhudelei zu Ende. „Leash“ erinnert am meisten noch an den Sound von „Ten“ und hat auch eher das Zeug zu einer Single-B-Seite. Auch wirklich nicht schlecht. Sanft im Abgang ist das Album dann auch noch: „Indifference“. - für mich ist dieses Album und bleibt es auch – genau wie „Ten“, der „Singles“ Soundtrack und das „Tempel of the Dog“ Album ein absoluter Höhepunkt – viel mehr Begeisterung für Musik, als für diese kann man kaum verspüren und somit ist diese Musik auch Teil meines persönliche Soundtracks. 

02.04.25

Pearl Jam – Vitalogy (1994)

Pearl Jam – die Dritte und da sie sich mit den zwei Alben zuvor freigespielt haben von der Erwartungshaltung ihres Labels, können sie nun relativ frei weiter Musik machen. Sie müssen nicht mehr unbedingt klassischen Grunge spielen und von daher entwickeln sie ihren Sound eigentlich gar nicht weiter – wie sie es noch mit „Vs.“ gemacht haben, sondern gehen eigentlich einen Schritt zurück, denn ihr „neuer Sound“ ist eigentlich eher Rückbesinnung zu Punkrock, Rockmusik und Singer/Songwriter-Songs und sie setzen auf Unberechenbarkeit. Und das macht „Vitalogy“ auch als Album so spannend.

„Last Exit“ ist einfach ein toller Rocksong, der wunderbar funktioniert – durch rockende Gitarren und den immer besonderen Gesang von Eddie Vedder – wie oft haben Post-Grunger (Creed, Nickelback, Bush) versucht ihm zu kopieren, manche gut, manche weniger (manche haben, dann sogar ziemlich schnell den Post-Grunge gegen Mainstream-Rock aufgegeben – das passierte Vedder höchstens auf seinem letzten Soloalbum).
Im Punkrock-Modus „Spin the Black Circle“ - richtig heftig können Pearl Jam losrocken und irritieren sicher ein paar Fans damit – die ein weiteres „Alive“, „Jeremy“ oder „Rear View Mirror“ erwartet haben. Pearl Jam machen ab jetzt auch Punkrock und das machen sie gerne (und gut). 

„Not for you“ hat noch was vom Grunge-Rock übrig oder ist zumindest ein Alternative-Rock-Song und einer der guten. Macht mir wirklich wieder sehr viel Spaß diese Musik zu hören – habe ich auch viel zu lange ignoriert und da gilt eigentlich für fast alle Pearl Jam-Alben außer den ersten zwei (wie bei Radiohead!). Die ersten zwei, habe ich oft und gerne gehört und ich war in den gesamten 90er Jahren wirklich der absolute Pearl Jam-Fan, hab mir immer jedes Album gekauft, gehört, genossen und eben die meisten dann doch recht schnell im Regal gestellt und da blieben sie. Aber nachdem ich jetzt fast 500 Platten mehr oder weniger durch Zufallsauswahl (Schicksal) und eben weil sie im richtigen Stapel waren, abgearbeitet habe – erlaube ich mir jetzt mal einige Platten von einigen meiner Favoriten mal wieder mein Gehör zu schenken – aber keine Angst – auch die anderen Stapel werden, dabei immer weiter abgearbeitet. 

„Tremor Christ“ mit schräg/melancholischen Gitarren und etwas theatralischen Gesang dann mal nicht ganz so meins. Dafür gefällt mir die Singer/Songwriter-Rockballade „Nothingman“ aber richtig gut. 
Tempo mächtig aufgedreht und wieder im schnelleren Rockbereich: „Whipping“ - ungestüm und gut. Kurzes, aber auch unnötiges Zwischenspiel „Pry, To“.
Ganz klasse und ein tolles Beispiel für einen richtig guten Pearl-Jam-Song: „Corduroy“ (den man aber irgendwie immer, wenn man ihm hört, ganz toll findet, sich aber nicht wie andere Bands so bei mir im Hirn festgesetzt hat. Da macht ein Wiederhören aber umso mehr Freude. 

Eigentümlich schräges Zwischenspiel: „Bugs“. Harter Rock: „Satan´s Bed“. Hinreißender Song für die Ewigkeit: „Better Man“. „Aye Davanita“ - kurze (fast) Instrumentalnummer. Gefolgt von einem weiteren modernen Rockklassiker: „Immortality“ - da stimmt auch einfach Alles. 
Am Ende „Hey Foxymophandlemama, That´s me“ - seltsamer Titel und auch eigentlich unnötige Geräusch, Stimmen, Musik-Collage. 

Am Ende kommt das Album als gute und passende Fortsetzung zu dem mit „Vs.“ eingeschlagenen Weg daher – einfach guter Rock – der nicht mehr unbedingt dem Grunge-Klischee und Sound entsprechen muss – eine Grunge-Band werden Pearl Jam aber trotzdem für alle Zeit bleiben.

01.04.25

The Notwist – The Notwist (1990)

Am Anfang waren The Notwist noch eine regelrechte Metal-Band. Das hört man bei „Is it Fear“ sehr gut raus – auch wenn es sich dabei um keinen einfachen Metal handelt, sondern um ein Gemisch aus Metal, Punk, Hardcore und Alternativ-Rock. Die liebe der Archer Brüder zu Bands wie Sonic Youth ist ja auch kein Geheimnis. Und zu Anfang ging man halt noch mit „Bad Religon“, „Therapy?“ und anderen Hardrock-Größen der späten 80er und 90er auf Tour. Schlecht ist das nicht und da ich ja da zweite Album „Nook“ schon kannte, wusste ich ja auch, dass die Band erst ab dem dritten Album den bekannten elektronischen und vielseitigen Sound, für den sie heute bekannt sind und geliebt werden, hatte. 

So rockt das Album einfach mal nur heftig – und das konnten The Notwist damals halt auch sehr gut – aber natürlich waren sie damit eine von vielen deutschen Gitarrenrock-Bands und als eine solche war es schwer sich wirklich zu etablieren. 

Wer härteren Rock mag, der trotz kurze Stücken einiges an Abwechslung bietet, denen sei dieses Debüt von den noch richtig rockenden The Notwist auch zu empfehlen. Weil das alles nicht schlecht gespielt ist und der Mix aus allen Rocksparten hat wirklich was. Und wer hätte heute noch gedacht, dass The Notwist auch auf Wacken eine gute Figur machen würden – und das würden sie, wenn sie dieses Album noch mal vor der Festivalsmenge zum Besten geben würden. Einzeln muss man auf die Stücke nicht eingehen. Es wird mit jedem Song ein guter Mix auf Heavy Metal und Punk Rock gespielt. Für Headbanger ein Fest, für Punker auch und mir gefällt das – auch weil es so schon kurzweilig ist und alles auf dem Punkt gebracht wird – da kommen einen „The Minuteman“ sogar in Erinnerung. 

Ab und an rocken The Notwist ja auch auf ihren aktuellen Konzerten mal wenigstens nochmal für ein Stück richtig ab und stehen weiterhin zu ihren Wurzeln. Einmal ein Rocker – dann ist man wohl immer ein Rocker. Oder so. Und toll ist einfach wie gut das Album auch heute noch oder vielleicht wegen der Neuausgabe zum 30jährigen jetzt auch klingt. Das macht so schon wirklich echt Laune. 

Ein entscheidendes Stück auf dem Debüt ist meiner Meinung nach „Seasons“ weil es so ein schönes Alternativ-Indierock-Stück ist – das trotzdem schon viel von dem hat, was The Notwist heute noch ausmacht und dabei auch wie ein Stück von Dinosaur jr. klingt. Eindeutiger Favorit des Albums. Und auch beim kurzen Hardcorestück scheint etwas von dem durch – das noch heute Teil von „The Notwist“ ist. 

31.03.25

Radiohead – I might be wrong: Live Recordings (2001)

Ein recht kurzes Livealbum (41 Minuten Spielzeit) das beweisen soll, dass die verkopften Melodien und Songs der letzten zwei Alben auch live durchaus funktionieren und es ist ein Song auf dem Album, der erst viel später mal auf Platte als Studiofassung veröffentlicht werden wird. 

„The National Anthem (Kid A)“, „I might be wrong (Amnesiac)“, „Morning Bell (Kid A)“, „Like Spinning Plates (Amnesiac)“, „Idioteque (Kid A)“, „Everything in its right Place“ (Kid A)“, „Dollars and Cents“ (Amnesiac)“, „True Love Waits“.

„The National Anthem“ rockt mit seinen Gitarrenriffs ja sehr gut, die Keyboardklänge bringen etwas Düsternis ins Spiel und die Art des Gesangs von Thome Yorke macht aus dem Ganzen eine Mischung aus Art-Rock und Trip-Hop. So weiß der Hörer gleich, dass dies kein normales Rockkonzert wird. Mitsinghymnen und Schunkelstücke wird es wohl nicht geben, dafür aber ein kluger Mix aus vielen Genre und Nebengenre der Rockmusik. 

„I might be Wrong“ funktioniert ja schon durch seinen Erkennungs-Gitarrenriff am Anfang ganz gut und der Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Musik von Radiohead weiterentwickelt hat. Das nimmt mit, packt einen – ist ganz weit weg vom klassischen Rock und dem sonst eher leichtgängigen Indierock der 2000er Jahre. 
Etwas sanfter und emotionaler: „Morning Bell“ - der mir in dieser Livefassung sogar etwas besser gefällt. Die Livefassungen sind aber vom Grundton sehr nah dran an den Plattenaufnahmen, dadurch ist dieses Hören aber auch eine schnelles Nochmalhören, da das Hören der Platten „Kid A“ und „Amnesiac“ ja bei mir ja nicht grade lang zurück liegt, daher gibt es aber auch wenig wirklich Überraschendes oder Neues zu entdecken. 
Wobei ich die Songzusammenstellung recht gut finde, da es sich dabei auch um die Songs handelt, die mir von „Kid A“ und „Amnesiac“ mit am besten gefallen.

Als Piano-Nummer: „Like Spinning Plates“ - finde ich so recht beeindruckend und die Sangesleistung von Thom Yorke kann da gut gehört und bejubelt werden. So ein einfaches Herumgejammer sind seine immer etwas anklagend wirkenden gesungenen Wortaneinandereihungen ja nicht.

„Idioteque“ - Das ist einfach eine tolle Elektronik-IndieRock-Nummer und funktioniert live auch natürlich. Und haut mit dem Schlagzeug/Gesangs-Duett-Passage mal so richtig in die musikalische Magengrube – Super! 

„Everything in the right Place“ kommt etwas zurückhaltender im Livegewand daher – auch sehr schön – am Ende ziehen sie den Song aber etwas zu sehr in die Länge. „Dollars and Cents“ gelingt ihnen Live auch gut.

Mit Akustikgitarre wird die verträumte Ballade „True Love Waits“ zum Lagerfeuersong – das ist mal was anderes und wunderschön. Schon dafür hat sich wohl der Kauf des Albums gelohnt. 

Eigentlich wohl ein gutes Livealbum, das aber natürlich ältere Highlights vermissen lässt, das aber nicht unbedingt ein paar Tage nach dem Hören von „Kid A“ und „Amnesiac“ gehört werden muss. Ich hab es auch „nur“ aus chronologischen Gründen gemacht. 

26.03.25

Modern Studies – The Weight of the Sun (2020)

Mit einem schönen Folksong fängt das Album an: „Photograph“. Indie- oder Chamber-Folk wird der Musikstil der schottischen Band um Sängerin Emily Scott genannt. Direkt das Debüt der Band „Swell to great“ wurde in zahlreichen Besten-Listen aufgeführt und schon mal das Eröffnungsstück der Platte lässt Hoffnungen aufkommen, dass man da eine weitere tolle Band entdeckt hat. Den dieser Folk verbindet sich wunderbar mit dem was man an anspruchsvoller Rockmusik mag – es klingt einfach nach mehr, als nach das was im Genre „üblich“ ist. 

Zwar ist das zweite Stück „Run for Cover“ etwas eingängiger und sogar recht radiotauglich – beweist aber, dass man es mit „Modern Studies“ nicht nur mit einer guten Rockband zu tun hat, sondern dass die auch gut sanft rocken können. 

Die Vorschusslorbeeren, die Mondern Studies durch diese zwei Lieder bei mir sofort haben, verspiel sie mit dem dritten Song: „Heavy Water“ - der so nah am Schlagerpop ist – wie man nur sein kann. Zum Glück also nicht sofort nach dem ersten Song, das Album gekauft, sondern erstmal in Ruhe weiterhören – manchmal lohnt sich das Vorabstreamen eines Albums ja doch. „She“ ist zwar gut musiziert, aber als Song auch nichts Neues. 

Das wieder mehr im Folkberereich gespielte und sanftere „Corridors“ gefällt mir da dann wieder richtig gut. Als anspruchsvolle Folk-Musik mag ich das sehr gerne und da gefällt mir die Band gut. Und so macht die Band auch mit „Signs of Use“ dann auch entspannt weiter. Hoffen mir mal, das die Ausflüge im Popbereich mal von der Band nicht zu oft getätigt werden, sondern nur gemacht werden, um auch dem Plattenlabel Hoffnung auf mehr Mainstreamerfolg zu geben. Ihren Kammer-Folk ist richtig gut, dass ist so entspannend und entschleunigend und gut wie es sonst Lambchop und The Slow Show gut machen. 

Mit „Brother“ kommt sogar ein leichters Psychrock-Feeling auf – der Canterbury Folk/Rock lässt grüßen. Auch dass die Band mit Doppelgesang durch Sängerin „Emily Scott und des Sängers Rob St. John teilweise arbeitet, gibt der Band einen schönen Touch. Die Platte entwickelt sich dann doch zur Kaufempfehlung, denn der dritte Song schien wirklich ein Ausrutscher beim Material dieser Platte zu sein. Alle anderen Songs funktionieren ziemlich gut, so auch „Back to the City“ - wer das Beth Gibbons Album mochte – der müsste was mit dem Album anfangen können – auch wenn es dann musikalisch ein wenig eben mehr nach Folk und eher nach Kate Bush als nach Talk Talk klingt. 

Ein wenig zu lieblich ist da dann doch noch „Jaqueline“ geraten – aber irgendwie ist das in seiner Nettigkeit schon fast wieder nett – aber auch nah dran am Kitsch. Einen Stilwechsel zum flotten Indie-Folk gibt es mit „Spaces“. Da wird das Tempo doch mal ein wenig wieder erhöht. Erhaben dann wieder das Ende der Platte: „Shape of Light“ - vielleicht auch etwas zu süßlich schön – aber eben doch irgendwie schön – wie sang doch ein kölscher Sänger mal: „Von mir aus, nenn es doch Kitsch“. Feine Entdeckung. 

26.03.25

Crash Test Dummies – God Shuffled his Feet (1993)

Die kanadische Band, bei der die Stimme von Sänger und Gitarrist Brad Roberts wohl das Erkennungsmerkmal ist, hatte ich tatsächlich schon vor diesem Album und dem Song „MMM MMM MMM MMM“ gekannt, da ich auch schon das Vorgängeralbum „The Ghost that haunt me“ gekauft und gehört hatte. 
Aber nun lag dieses zweite Album mit dem Superhit auf dem Stapel und so höre ich dies mal wieder – nach zugegeben ziemlich langer Zeit. Dabei mag ich eigentlich den lockeren Folkrock der Band und auch die Stimme des Sängers sehr und natürlich ist „MMM MMM MMM MMM“ unauslöschbar in meinen Hirn eingebrannt. 

Netter angenehmer Pop-Rock bieten die Crash Test Dummies direkt mit dem Titeltrack „God Shuffled his Feed“. 
Folkig, spaßmachend, locker leicht: „Afternoons & Coffeespoons“. Dann folgt der Superhit der Band: „MMM MMM MMM MMM“ - bleibt unwiderstehlich und gut. Bei dem Stück stimmt aber auch alles – tolle Melodie, einprägsamer Refrain (!) - einfach ein sehr guter Song. 

Der entspannte Sound der Band hat schon was für sich – alles hört sich so leicht, locker, freundlich an und ich glaub, auch das ist eine Kunst so was auf die Länge eines Albums hinzubekommen. Und bei „In the Days of the Caveman“ bekommen sie das sehr gut hin – sehr schöner Song und da merke ich auch wie der eine Superhit dieser Platte, alle andere Songs es schwer gemacht hat, überhaupt gehört zu werden oder sich an sie zu erinnern. 
Entschleunigend: „Swimming in your ocean“. 

Ein wenig flotter gerockt wird bei „Here I stand before you“ - was aber am etwas zu glatt polierten Sound der Band und Platte schon wieder auch nur nett klingt – das ist sicherlich auch ein Problem der Band, denn sie klingen einfach zu freundlich, zu nett und musikalisch bieten sie zu wenig Besonderheiten um mit ihren Songs wirklich mal aufhorchen lassen zu können – dass hat dann wirklich nur „MMM MMM MMM MMM“ geschafft – was die Band sicherlich auch nicht schlimm findet, da sie mit dem Song ja fast alles erreicht hatten von dem viele andere Musiker je geträumt haben – aber so wird man halt auch zum „One-Hit-Wonder“. Dabei ist die Musik auch wirklich nicht schlecht – nur eben fehlt da etwas, dass mich bei vielen anderen Platten eben aufhorchen lässt. Da gefielen mir ein paar Songs auf dem Debütalbum der Band doch wesentlich besser.

Nett ist eben auch „I think I´ll disappear now“. Besser ist da aber mit seinem anfänglichen Drumbeat und den etwas lauteren Gitarren und der lockeren Bassline: „How does a Duck know“. Und auch „When I go out with Artist“ ist ganz gut gelungen. Geht doch. So mittelmäßig ist diese Platte auch wirklich nicht – nur eben wohl kein Album, dass sich lange ins Gedächtnis der Hörenden festsetzt – weil es ähnliche Musik auch zu häufig gibt. Poprock. 

„The Psychic“ kommt sogar ein wenig an „MMM MMM MMM MMM“ heran. Wenn die Musik sanfter ist und die Band mehr nach Folk als nach Poprock klingt, passt das auch besser. Auch schön akustisch: „Two Knights and Maidens“. Zum Schluss gibt es was Kurzes „Ohne Titel“. 

Unbedingt brauchen tut diese CD niemand. Sie besteht aus „netten“ Songs, die um einen Superhit gebaut sind und dies ist schon so mancher Band/Künstler passiert. Aber wirklich schlecht ist das Album auch nicht – aber um richtig gut zu sein fehlt doch so einiges. 

20.03.25

Better than Ezra – Deluxe (1993/95)

Sieben Jahre nach Gründung und dem Tod des ersten Sängers der Band, machten die restlichen drei Mitglieder einfach immer weiter, brachten eine erste Aufnahme auf Kassette heraus und nachdem das Album „Deluxe“ erst bei einem Indielabel veröffentlicht wurde, dann zwei Jahre später nochmal von einem Majorlabel veröffentlicht wurde, kam der Erfolg ganz schnell. Dieses Debütalbum ist auch gleichzeitig das bekannteste und erfolgreichste der Band – und dies nicht zu unrecht. Der Stil der Band ist nicht ganz eindeutig. Für Alternativ Rock ist der Sound und Teile der Songs einfach zu Mainstream, aber für Mainstream-Pop ist die Band wiederum einfach zu gut. Es reicht, dass die Band gute Songs macht, die sowohl eben in vielen Genre gut funktionieren – vielleicht etwas vergleichbar mit Calexico, nur das die in New Orleans beheimate Band Better than Ezra eben mehr von der Musik der Bayous inspiriert ist, als die mexikanische Wüste den Sound von Calexico beeinflusst hat. 

Das Album, das ich auch vom ersten Hören an immer gemocht hatte und auch recht oft gehört habe, fängt direkt stark mit „In the Blood“ an. Das ist guter leichtgängiger Rock und Sänger Kevin Griffin gibt mit seinem zärtlich gefühlvollen Gesang, der mich entfernt an Peter Kingsbery von Cock Robin erinnert, die besondere Note hinzu. 
Als zweites folgt die bekannteste Single der Band: „Good“ und die hat wirklich eine starke Alternative-, Punkrock-Note und nimmt einen direkt mit.
Die Songs sind einfach alle schön eingängig und gefällig, aber auf gute Art und weise – so wie halt gute Popmusik. Halt schon massentauglich, aber nicht dumpf, sondern einfach gutes Songwriting und auch gut musiziert.

Wie gut das gespielt und von Musiker/Produzent Dan Rothchild produziert ist, hört man bei dem schön rockigen „Teenager“ - super Song. 
Das alles ist auch so typische Mitte90er-Rockmusik. Zum einen schon immer etwas leicht mit Schrammelgitarren und lauten Rockbass gespielt, aber vom Inhalt durchaus radio- und hitpardentauglich. 

Atmosphärisch und etwas melancholisch: „Southern Girl“. Nur gute Songs: „The Killer inside“ und das folkige „Rosealia“ folgen. Auch im Folkrock-Modus: „Cry in the Sun“. Nach einem kurzen Zwischenspiel bieten Better than Ezra mit „Summerhouse“ perfekte Partystimmung.

Ballade: „Porcelain“. An die „BoDeans“ erinnert mich dieser Song sehr. Die machen auch solch ähnliche Musik.
Akustik-Indie-Folk: „Heaven“. Auch sanft gerockt mit Singer/Songwriter-Feeling: „This Time of Year“, genau wie am Ende „Coyote“. 

Weil das Album einfach von Vorne bis Hinten gut funktioniert (auch wenn am Ende vielleicht die sanften Stücke etwas die Oberhand gewinnen) – ist das immer ein Album gewesen, dessen Songs ich durchgehend gehört, in der Playlist und eben auch immer gemocht habe. Die Songs sind trotz 90er Feeling eben doch auch schön zeitlos und funktionieren auch heute noch genauso wie beim ersten begeisterten Hören. 

18.3.25

PJ Harvey – Stories from the City, Stories from the Sea (2000)

Album Nummer Fünf von PJ Harvey, das sie mit ihren beiden Produzenten Rob Ellis und Mick Harvey eingespielt und produziert hat. Bei vier Stücken ist auch Thom Yorke mit dabei, unter anderen als Sänger beim Stück „This Mess we´re in“. Dies finde ich einen lustigen Zufall, da ich ja gerade mich durch die Radiohead-Discographie höre. Harvey selbst meinte, das Album sollte weniger extrem ausfallen als die Vorgänger und sieht es als ihr „Pop-Album“, auch wenn es von den meisten wohl nicht als Pop-Album eingeordnet wird. Mal hören, wie viel Pop in dem Album steckt. 

Den Rock mit Gitarren kann PJ Harvey gut. Und direkt mit „No Exit“ rockt sie richtig gut los und diesmal sogar eher klassisch und nicht ganz im Stil der frühen Patti Smith, obwohl ganz trennen lassen sich die beiden Musikerinnen trotz des Altersunterschied nicht. Das Raue und auch immer am Punk orientierte, haben beide einfach gemein. Und so richtig nach Patti klingt PJ Harvey dann doch wieder bei „Good Fortune“ und das ist auch gut so – da der Song richtig gut ist. Der hat dann sogar wirklich etwas Pop-Feeling. 

„A Place called Home“ – der Song ist auch richtig gut – anspruchsvoller Rocksong, toll produziert. Toll auch „One Line“ - atmosphärischer Song – der die Rockgitarren mal etwas zurückhaltender einsetzt. Bisher bin ich von der Platte vollauf begeistert. 

Bei „Beautiful Feeling“ hört man den Thom Yorke Einfluss direkt raus – was spannend, gleichzeitig auch gut ist. Im nachfolgenden Song „The Mess we´re in“ - ist das dann noch verstärkt. Ein musikalisches Traumpaar würde ich mal sagen, denn was für ein toller Song ist das?
Akustik-Singerin/Songwriterin-Folk: „You said Something“. Flotter Rock: „Kamikaze“.Noch härterer Rock: „This is Love“. Rock in Zart/Bitter: „Horses in my Dreams“. 

Bei „We Float“ stimmt wieder die Mischung aus raue düster Stimmung und anspruchsvoller Songgestaltung. Das klingt dann auch ein wenig nach Nick Cave. Und plötzlich, beim Stimmungswechsel des Songs singt Polly Jean Harvey fast mal euphorisch liebevoll. Auch das kann sie, wenn sie möchte. Vielschichtiger wird es ja noch auf den späteren Alben. 


 

13.03.25

Radiohead – Amnesiac (2001)

Aus der gleichen Aufnahmesession wie das Vorgängeralbum „Kid A“ stammt das Material von „Amnesiac“. Damit ist auch geklärt, warum sich das Album vom Grundton her sehr an dem Sound des Vorgängers erinnert. Aber es ist auch ein weiterer Schritt vom Entfernen aus dem Mainstream-Pop und Rockbereich. Die Musik von Radiohead wird immer mehr zur kunstvollen Verknüpfung von Soundideen aus verschiedenen Musikgenre. So langsam wird das Durchhören eines Radiohead-Album anstrengend – weil sowas wie einen „einfachen“ Song wollen die Musiker einfach nicht mehr machen. Und mit ihren beiden zuvor veröffentlichten Alben, samt dazu gehörenden kommerziellen Erfolg, haben sie sich diesen Freiraum selbst erschaffen – Kritiker lieben ihre Musikkunst und der Fan, zieht sich aus den Alben was er braucht. Aber warum ich diese Epoche der Band und die damit verbundenen Platten auch bisher eher selten gehört habe wird mir auch klar – es gelingen der Band immer ein paar echte „Kunst-Stücke“ - aber so zum öfters Hören (also die gesamte Platte) ist das auch irgendwie recht anstrengend. Aber bei „Ok Computer“ und „Kid A“ hat es auch für mich gut funktioniert und auf dem folgenden Studioalbum „Hail the Thief“ ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke der Band drauf – da sollte „Amnesiac“ mir auch ein paar Highlights bieten.

Experimentelle elektronische Klänge vermischen sich dann doch noch zu einen einfacheren Melodie und Gesang kommt dazu – ein echter Song ist also „Packt like Sadines in a crushed tiny Tin Box“. Der Song gefällt mir gut und da höre ich auch wieder sofort warum ich Radiohead und The Notwist ab und an musikalisch gerne in einen Topf stecke. Die beiden Bands haben schon so einiges gemeinsam – aber letztendlich ist The Notwist dann doch wohl mittlerweile das „einfachere und zugänglichere“ Musikspektakel. 

Die melancholischen Klavierklänge von „Pyramid Song“ ziehen einen sofort in den Song – der dann aber für einen echten Hit doch etwas zu anstrengend ist. Aber wer braucht einen Hit – wenn er dafür so einen guten Song kriegt. Psychrock im Jahre 2001. 

Trip-Hop-Electronica: „Pulk/Pull revolving Doors“. Trip-Hop-Rock-Elektronica ist ein guter Sammelbegriff für Teile der Musik von Radiohead zu dieser Zeit. 

Indie-Jazz-Ballade: „You and whose Army?“. 

Mit Rock-Gitarren und welch toller Klang diese haben: „I might be wrong“. Den Song hatte ich nicht so auf dem Schirm und kommt auf die Liste – der absoluten Knaller-Stücke der Band. Auch das Album hat also echte Highlights und ein weiteres ist das wieder in Melancholie getauchte: „Knives Out“ - das unverkennbar Radiohead ist. 

Dreampop im Radiohead-Stil: „Morning Bell/Amnesiac“. 

Düsterer Song, der aber auch fast schon zu einem dystopischen Agentenfilm passen würde: „Dollars and Cents“ - aber auch richtig gut. 

„Hunting Bears“ hat auch was von Filmmusik – und klingt wie „Ambient American“ - der Stilmix bleibt auf den Alben von Radiohead halt unberechenbar. 

Electronica Klänge mit etwas Gesang: „Like spinning Plates“ - etwas anstrengend – und von solchen Songs gibt es einfach zu viele im Radiohead Repertoire. Schlusstrich zieht Radiohead auf diesem Album mit „Life in Glasshouse“, welches wieder als düsterer Jazzsong daherkommt. „My funny Valentine“ muss Thom Yorke auch echt oft gehört haben. 

Jedes Radiohead-Album hat was für sich und immer findet man ein paar echte Songs für die Ewigkeit auf den Alben. Und am Ende sind Radiohead auch nicht immer so elektronisch und eintönig geworden – wie ich es mir doch etwas falsch abgespeichert hatte. 

12.03.25

Georg Dybowski – Simple doesn´t mean easy (2017)

Jazzgitarrist Georg Dybowski ist vor allem durch sein Wirken mit dem Trio Chamberjazz bekannt – auf dieser Solo-CD präsentiert er alte (schon zuvor aufgenommene und gespielte Stücke) und neue Songs allein an der Gitarre. 

Der Jazz von Georg Dybowski ist in den meisten Fällen eine Wohltat für die Seele oder die Freude daran, einen wirklich guten Gitarristen zuhören zu dürfen, der anscheinend nicht mit dem Kopf sondern meist mit dem Herzen Titel komponiert und betitelt. So sind seine Songs meist Personen oder Orte gewidmet und beschreiben die Zuneigung des Komponisten zu seinen Titelhelden seiner Stücke. Auch ein Ort kann ein Held sein. Ein Ort kann auch Gutes tun und bewirken – auf jeden Fall für die Seele. Gleiches gilt eben auch für geliebte und geschätzte Mitmenschen. Andere Inspiration bieten Bücher und sicherlich auch die Werke anderer von ihm geschätzten Musiker/innen. 

Wer den Klang der akustischen Gitarre mag, dazu noch sanft, schöne Melodien und das Gefühl mag, mit der Musik des Songs „Salut“ zu einem Wohlfühlort gebracht zu werden – der wird mit mit dieser Musik einfach sehr viel anfangen können. Das ist Schönheit, Sanftheit, Emotion in Noten gepackt.
Auch Hörer von gepflegten Americana-Musik können sicherlich mit der Musik von „Simple doesn´t mean easy“ sicherlich was anfangen – dafür wurde der Begriff Ambient-Americana erfunden. Schon nach zwei Songs bin ich wieder von der Musik von Georg Dybowski total begeistert. 
Und es ist auch schön, wie unterschiedlich diese Songs angelegt sind. Jeder Song erzählt mit seinen warmen und wunderschön aneinander gereihten Noten eine eigene Geschichte, so auch der bezaubernde „Bonsoir Jacques“. Klingt auch mal etwas mehr nach „klassischer Gitarre als nach Jazz“. 
Dies gilt auch für „Die Burg in meinem Traum“, dem wirklich etwas mittelalterliches anhaftet. Nur schön: „Waiting for you“. 
Oft gehört und immer sehr gemocht: „Noah“ - die Liebe zum eignen Kind in Noten gepackt. 
Alles so gut hier – und wer glaubt, dass Jazz nur verkopfte Noten-Tüftellei von Leuten ist, die meinen ihre Instrumente besser zu beherrschen als andere – oder die sich ins endlose Improvisieren verlieren – der weiß nicht wie viele Spielarten es auch von diesem Genre gibt – und am besten funktioniert es für mich ´- wenn herausragende Kompositionen und Interpreten/Musiker aufeinander treffen und mich mit ihren Songs an anderen Orten führen, Emotionen wecken, mich einfangen, mitnehmen und begeistern. Gut zu hören ist dies auch bei „Walzer für T.W.“. Das Thema von „Frau Ute“ erklärt sich im Titel. 

Der Sprung vom melodiösen Jazz hin zu fast Kompositionen Klassischer Musik sind für Georg Dybowski normal – ich weiß auch nicht, ob er selbst seine . Musik in solche Kategorien packt. „Frater Maus“ ist dann ein Beispiel für sein Können auf der klassischen Gitarre.

Einfach nur schön ist auch seine Interpretation des Naturschauspiel eines „Sommerregen“. Auch der Abschluss ist überaus gelungen: „Kolja“. 

Bin wieder mal hin und weg. Eine einfach von Vorne bis Hinten schöne Songsammlung von tollen Stücken – für Fans von Instrumentalmusik gespielt mit der akustischen Gitarre. Und einfach für Menschen die wirklich gute Musik zu schätzen wissen. 

Platten des Künstlers am besten direkt beim Erzeuger bestellen: https://dybomusic.de/cd-shop/ 

11.03.25

10cc – The Original Soundtrack (1975)

Dies ist das dritte Studioalbum von 10cc und auf einem neuen Label erschienen – zum Glück der Band wurden sie von Mercury für eine Summe von einer Millionen Dollar unter Vertrag genommen (für 5 Alben in 5 Jahren). Grund der Begeisterung des Labels war der Titel „I´m not in Love“, der Hoffnung auf einen großen Hit und große Verkaufszahlen machte (nicht zu unrecht – wie sich herausstellen sollte). Bisher bin ich eher Godley & Creme Hörer, kenne aber selbst da nur das Album mit dem Hit „Cry“ richtig gut. Von 10cc kenne ich wie jeder andere natürlich „Dreadlock Holiday“ am besten (neben „I´m not in Love“). Also ist das ein Album zum Entdecken oder Verschrecken. Das Originalalbum hat acht Tracks, auf der CD wurden noch zwei Bonustracks hinzugefügt. 

Das Album beginnt mit dem verspielten: „Une Nuit in Paris – Part 1/ - One Night in Paris – Part 2/ The Same Night in Paris“ - welches an Queen erinnert – aber dabei weniger Rock bietet – dafür etwas verqueren Art-Pop. Ambitioniert ist das schon und hat in einigen Passagen – wie der Instrumentalteil im Mittelteil schon was zu bieten – aber für mich ist das etwas zu überdreht, um es jetzt auch richtig gut finden zu können. Aber die Musiker von 10cc trauen sich was. Danach dann der Hit „I´m not in Love“ mit knapp über sechs Minuten natürlich nicht der typische Hitsong. Die Single-Fassung wurde auch nur um knapp 15 Sekunden gekürzt. Lustig finde ich, dass die Bandmitglieder Kevin Godley und Lol Creme, den Song in der ersten Version nicht mochten und nicht auf der Platte haben wollten – später dabei aber für ihren Song „Cry“ darauf zurückgriffen hatten (zumindest in der Maxi- und Albumversion). Ist aber auch eine wirkliche Hammernummer, die so schön unterschwellig effektvoll ist – dass sie einen trotz des sehr ruhigen und entspannten Struktur, den Hörer immer wieder einfängt. Zeitloser Song. 
Schon im Disco-Modus: „Blackmail“ - aber nicht so meins. Rockig: „The second Sitting for the Last Supper“ - auch nicht meins. Die Band macht es einen Durchschnittshörer aber auch nicht einfach, da sie mit Überhöhungen und eben verspielten Songpassagen arbeitet. So ist das vielleicht eher was für Queen-Fans – die ihren Rockopus mal etwas leichter und poppiger haben wollen. Musikalisch hat die Band aber viel drauf – keine Frage – nur sind die Songs am Ende halt nicht so mein Ding. Der Vergleich mit Steely Dan kommt mir da immer – ein Song den ich total mag – mit dem Rest tue ich mich schwer. 
Vom Sound her ist das auch ziemlich gut – selbst heute noch – klingt der Anfang von „Brand New Day“ ziemlich stark – aber das Opern/Musical-Element – macht es mir schwer den Song auch irgendwie ernst zu nehmen – ein Freddy Mercury war da vielleicht der einzige – der mit so etwas durchgekommen ist. Teile des Stücks haben auch was – aber als Ganzes fällt auch das dann bei mir durch. 
„Flying Junk“ fängt gut an – aber verliert den Rocksound zu schnell und wird dann wieder beliebig. In dem Instrumentalteil ist der aber schon gut. Wie geschrieben – ihre Instrumente beherrschen 10cc und produzieren können sie auch. Der Titel „Life is a Minestrone“ macht es ja schon schwer den Titel ernst zu nehmen – Glamrock – meintwegen – aber....ich kann damit nichts anfangen. Auch „The Film of my Life“ als Musical-Nummer – die an Dean Martin erinnert – will bei mir nicht funktionieren. 
Und schon sind wir bei den Bonus-Stücken: Und da überrascht mich dann das eingängige „Channel Swimmer“ doch noch wenigstens etwas positiv. Wird auch kein Lieblingslied – ist aber besser als vieles des zuvor Gehörten. „Good News“ ist dagegen wieder viel zu schwülstig geraten – aber der Song gewinnt im hinteren Teil noch an etwas an Qualität.

Nein, auch das zweite Hören konnte das Album nicht besser machen – mit „I´m not in Love“ ist da eine zeitlose Glanzleistung drauf – die der Band immerhin einen eine Millionen Dollar Vertrag einbrachte – aber für mich ist da sonst eigentlich nichts weiteres bemerkenswertes drauf. Wenn die Platte der Versuch ist Queen irgendwie zu imitieren – dann scheitern sie an der Ausführung – nicht was die Qualität als Musiker angeht – sondern daran die Zeit überdauernde Songs zu produzieren. Ich hab aber noch vier weitere Alben von 10cc zu hören – und wenigstens „Dreadlock Holiday“ wird da ja noch eine positive Notiz wert sein. Abwarten und englischen Tee trinken – ohne britischen Humor ist diese Musik an vielen Stellen nicht zu ertragen. 


 

10.03.25

Radiohead – Kid A (2000)

Die Band wird immer größer und Selbstständiger – sie tourt im eigenen Zelt, nutzt das Internet, teilt Songs vorab mit der Öffentlichkeit, begeistert weiterhin Kritiker, Gewinnt den Grammy fürs Beste Alternativ-Album und dies mit einem Album, das die Regeln der Rockmusik außer Kraft setzt und noch mehr als das Vorgängeralbum Stilmix als Musik-Kunst verkauft. Danach waren sie eigentlich gegen jede Kritik erhaben und konnten machen was sie wollen. Die Fans (so wie ich) folgten ihnen – denn Radiohead waren etwas ganz Besonderes. Soviel mal dazu – wie „Kid A“ seinerzeit aufgenommen wurde. Und obwohl 2000 erschienen, gilt es direkt als bestes Album des ganzes Jahrzehnt – und ist wohl auf kaum einer „Best Album Liste“ nicht vertreten. 

Wie finde ich das – genauso überraschend gut wie zuvor „OK Computer“? Sollte man immer erst das erste „The Smile“ Album hören und sich danach mit Radiohead ab Album Nummer Drei beschäftigen? 

Warum die Stücke von Radiohead so gerne als Soundtrack für Filme benutzt werden, hört man direkt bei den ersten Takten von „Everything in the right Place“ heraus. Das ist Musik, die sofort mit einer unglaublichen Atmosphäre daherkommt und einen als Hörer einfach einsaugt. Das ist aber auch keine klassische Rockmusik mehr, weil auf Gitarrenriffs wird verzichtet und auch sonst scheinen die meisten Klänge mehr oder weniger elektronischen Ursprungs. Aber bei dem Song funktioniert das super. Ganz tolle Einstiegsnummer. 

Titelstück „Kid A“ ist elektronisch, experimentell und eher eine Ambient-Nummer – aber auch da stimmt das Ergebnis – aber Radiohead bewegen sich damit meilenweit von ihren üblichen Sound weg – nur am Ende, der kurz einsetzende Bass, weckt alte Erinnerungen. 

Aber gerockt wird dann doch noch: „The National Anthem“ - der Rockansatz wird aber mit experimentellen Klängen unterwandert und sowas wie einen echten Gesangspart gibt es auch nicht – dafür setzen aber später mächtige Bläser ein – Fusion-Rock! 
Schon faszinierend das Radiohead mit dem Wandel vom Rock – zum experimentellen Schmelztiegel für anspruchsvolle Alternativ-Musik so gut damit durchgekommen sind. Ohne Single-Material. Vielleicht nur mit „Everything in the right Place“ als Hit. Aber irgendwie hat das Album Kritiker und Fans gleichermaßen beeindruckt. Sie waren eine Kultband geworden.

Ein richtiger Song – mal dann auch mit sanften Gitarren, die sich fast wie läutende Glocken anhören und sanften Gesang bietet „How to disappear completely“ - sanfter Postrock. Bei „Treefingers“ gleitet es sogar ins Drone-Genre ab. 

Da gefällt mir „Optimistic“ mit seinen treibenden Rockrhythmus doch wieder besser. Und es tut dem Album an der Stelle auch sehr gut – da sie doch an ihrer Experimentierfreude zu leiden begann. Da tut mal so ein richtiger Song mit ordentlich Wums ganz gut. Dass anschließende „In Limbo“ mag ich von seiner Konstruktion auch her – den modernen düsteren Psychrock haben Radiohead auch wirklich einfach sehr gut drauf. 

Mit „Idioteque“ ist dann doch noch ein zweiter „Hit“ auf dem Album. Und die Freunde elektronischer Musik sind genauso entzückt, wie die Indierockfraktion. Das ist Musik, die eine ganze Musikepoche definiert. Das ist aber auch einfach nur gut. Das wunderbare an Radiohead ist – dass sie solche Songs von unfassbarer Qualität auf bisher jedes ihrer Alben haben – von daher haben sie auch wirklich alles richtig gemacht. 

Das darauf folgende „Morning Bell“ ist schon etwas anstrengender – was an Thom Yorke´s Gesang glaube ich liegt – den die Melodie und der instrumentale Untergrund finde ich recht ansprechend – aber die Art des Gesangs trübt etwas die Stimmung beim Hören. Ich glaub, das sind die Songs von Yorke und Radiohead, die mich bei den späteren Arbeiten davon abhalten, sie öfters zu hören – weil mich da die Stimmung doch mittlerweile mehr runter zieht als früher. 

Das letzte Lied ist „Motion Picture Soundtrack“ - fängt mit sanfter Instrumentierung und Gesang an und steigert sich zur immer noch sanften Hymne – mit Choreinsatz . Dann geht der Song zu Ende - aber die Spielzeit ist noch nicht um – und nach einer Pause gönnt man den Hörer noch etwas geräuschvolle Erhabenheit. Aber nur kurz – dann wieder nichts als Stille. Der Rest war also Schweigen.

Nach wie vor behaupte ich, dass ich Radiohead immer mehr mag, wenn sie in irgendeiner Form rocken. Aber auf Songs wie „Everything in the right Place“ und „Idioteque“ möchte ich auch nicht verzichten wollen. Schwierig eben, wenn eine Band zu vielschichtig ist – auch andere Genre zu bedienen versteht – der Fan aber es am liebsten mag wenn sie rocken. Aber auch das ist ein gutes Album – keine Frage. 

09.03.25

Radiohead – OK Computer (1997)

Also die ersten zwei Radiohead Platten liebe ich. Das ist wunderbarer Indierock mit wirklich sehr guten Songs – die einen ein Leben lang begleiten. Dann kam „OK Computer“ und es veränderte sich was oder hab ich das falsch in Erinnerung. Oft gehört hatte ich das Album nicht, daher lohnt sich ein Wiederhören und vielleicht positives Neuentdecken. Für viele Fans ist das Album „Kult“. Und die Bandmitglieder wollten auf jeden Fall den Stil verändern, da sie auf „keinen Fall“ ein zweites „The Bends“ Aufnehmen wollten. Das Innenleben der Band sollte verschlossen werden und etwas Neues entstehen. Also war der Stilwechsel volle Absicht und das muss man dann wohl auch als Fan der ersten beiden Alben respektieren. 

Fett und immer noch sehr gut rockig beginnt das Album mit „Airbag“ - das ist nach meinen jetzigen Hörgeschmack ein absolut guter Song. So mag ich „Radiohead“ auch – ich mochte ja auch immer vereinzelte Radiohead-Songs auf den ganzen späteren Alben, aber immer dann wenn sie noch typische Rocksong-Elemente hatte – das elektronische Song-Gefrickel fand ich auf Dauer eher anstrengend bis langweilig und das gilt dann auch für die Soloarbeiten vom Thom Yorke – aber vielleicht muss ich die ganzen Sachen auch noch mal neu hören. Abwerten ist immer viel leichter, als einen mal getroffenen Ersteindruck zu revidieren und neu zu bewerten. Auf jeden Fall gefällt mir „Airbag“ richtig gut. Da machen Radiohead zusammen mit Produzent Nigel Godrich alles richtig. Es wird eigentlich nichts anderes gemacht als den Sound der 2000er Jahre schon drei Jahre zuvor zu definieren. Willst du als Alternativrock-Band mit Hirn gelten, dann musst Du so klingen, wie es Radiohead auf diesem Album tun. Und besonders „Paranoid Android“ legt diesen Sound fest. Alternativ-Rock mixt sich hier mit Art-Rock und das klappt furchtbar gut. Der Song bietet aber auch einfach zu viel – als dass er nicht eine besondere Beachtung verdient. Aber an solchen Songs kann man sich danach auch ein Leben lang abarbeiten. Sicherlich ist „Paranoid Android“ aber ein Meisterstück – das gebe ich jetzt gerne etwas verspätet zu. 
Großartiges Rockstück – mit ein paar elektronischen Klängen versetzt: „Subterranean homesick Alien“. Auch da öffnen sie sich ja schon dem Progrock hin. Weil es es einfach nach mehr klingt, als eben der typische Classic-Rock-Song. 
Akustisch, melancholisch: „Exit Music (for a Film)“. Ob Damon Alban bei Thom Yorke sich was abgeschaut hat? Oder ob die beiden Songwriter einfach, die gleiche Entwicklung genommen haben – wer will das richtig beantworten? – ich weiß nicht was die beiden vielleicht auf die Frage geantwortet haben/hätten. 
Mal richtig optimistische musikalische Klänge: „Let Down“ - sehr schöne Nummer und vielleicht das Stück, das noch am meisten an den Sound, der Vorgängeralben erinnert. .
Keine Frage – noch ein Riesensong: „Karma Police“. Zwischenstück: „Fitter-Happier“. „Electioneering“ rockt auch ganz gut. 
Atmosphärischer und im Art-Rock-Bereich und dabei richtig gut: „Climbing up the Walls“. 
Noch ein weiteres Highlight/Song für die Ewigkeit: „No Surprises“. Ganz große Nummer. 
Melancholischen moderner Psychodelic-Rock: „Lucky“. Ausklang „The Tourist“ mit purer Melancholie und auch hier hört es sich wieder mehr wie Progrock und Psychmusik an – als nach Britpop – ist aber auch ein wenig anstrengend zu hören und das werde ich bei späteren Alben und Songs wohl öfters schreiben müssen. 

Ein Album das die letzten 27 Jahre absolut unbeschadet überstanden hat, was vor allem am Stilmix und dem Sound des Albums liegt, welcher in der Rock- und Popmusik doch mittlerweile viel üblicher ist. Natürlich legen Radiohead mit dem Album auch so was wie die Blaupause für anspruchsvolle Rockmusik der nächsten Jahre vor. Wirklich der große Wurf, einer zuvor schon großartigen Band – eine tolle Wiederentdeckung. 

06.03.25

The Smile – A Light for attracting Attention (2022)

Als Trio formieren sich die schon bei Radiohead zusammen spielenden Musiker Thome Yorke (Vocals, Bass, Guitar, Keys), Jonny Greenwood (Bass, Guitar, Keys) mit Tom Skinner (Drums) neu und erfinden sich als genreübergreifende Rockband ein bischen neu. Und das finde ich gut. Weil mich von den letzten Arbeiten von Yorke egal ob solo oder mit Radiohead nur noch „Hail to the Thief“ richtig begeistern konnte und ich den Elektro-ART-Rock-Stil der meisten späteren Songs irgendwann langweilig oder satt war (was sich aber jüngst geändert hat, wie Ihr später auf dieser Webseite noch lesen werdet) – es klang alles irgendwie gleich für mich. Da mochte ich dann am Ende eigentlich die zwei ersten eher Indie-Rock-Alben von Radiohead doch am allerliebsten, obwohl ich noch in den 2000er Jahren sicherlich einer der ganz großen Radiohead-Fans war – aber Zeit vergeht und Vorlieben ändern sich.
Da fand ich den Schritt zum eher rockenden Trio natürlich interessant und freute mich drauf.

Hör aber – weil schon lange nicht mehr gehört – auch mal die „Kid A“ und „Okay Computer“ bald nochmal neu – vielleicht mag ich das dann jetzt ja doch auch wieder mehr als gedacht. Mal hören. Aber erst – das Debüt von „The Smile“. 

Dabei machen „The Smile“ es Radiohead-Fans mit „The Same“ den Umstieg in das neue Projekt sehr einfach – weil es einfach wie ein Radiohead-Song von den letzten Alben klingt. Von Rock ist da noch nicht viel zu hören. Eher wieder elektronische Klänge und melancholisch gesungene Texte. Doch nichts neu bei Thome Yorke und Co? Oder ist der Song nur als langgezogenes Intro gedacht?
Hey! Bei Song-Nummer Zwei „The Opposite“ fühlt man sich ja direkt viel wohler – fast fühlt man sich in die frühen 2000er versetzt. Experimenteller Indie-Rock war da gerade in. Wer war dafür nochmal mitverantwortlich? Stimmt: Radiohead. Aber was soll es. „The Opposite“ ist das Beste, das ich seit langen von „Radiohead“ - Verzeihung – von den Musikern der Band gehört hab. Wer düsteren Indie-Art-Rock mag – mag den Song.
Rockgitarren dann auch zu genüge bei „You will never work on Televison again“ - und da bin ich ja ganz Fan – Yorke singt wie früher und der Rest ist gut gerockt – ich fang an das Album schon jetzt zu lieben. Ich hab „mein“ Radiohead zurück – auch wenn sie sich jetzt anders nennen und nur ein Trio sind. Endlich macht mir ihre Musik wieder Spaß. 
Es folgt dann aber mit „Pana-Vision“ eine deutliche Tempodrosselung, aber das Piano schafft es mit seinen Klängen, den Song besser zu machen – als er anfänglich klingt – aber ein wenig ist das dann doch wieder der Rückfall in den Art-Rock, der ein Stück zu viel Kunst ist und zu wenig Song. Das hat was – ist aber gegenüber „The Opposite“ kein Stück an das man sich lange erinnern wird, oder das die Rückbesinnung auf Spaß machenden Indierock wie „You will never work on Television again“ fördert. 
Genau so großartig wie „The Opposite“ ist „The Smoke“ direkt mit der Basssequenz am Anfang. Damit werde ich musikalisch direkt wieder etwas über 20 Jahre zurück versetzt als die Alben „Think Tank“ von Blur und eben „Hail the Thief“ von Radiohead mich begeisterten. Wer diese Alben liebt, wird die Musik von „The Smile“ lieben. Auf jeden Fall ist „The Smoke“ was ganz Gutes. 
Orgelklänge, sanfte Trommeln und es klingt schon fast wie bei Sigur Ros was dann mit dem Titel „Speech Bubles“ folgt, dann auch etwas an die Musik von Alt-j erinnert, die aber sicherlich sich bei ihren Sound was von Radiohead, Blur und anderen Indiebands abgeguckt haben. Aber auch so sanft, geben „The Smile“ eine gute Figur ab. 
Das ist schon richtig gut, was die machen – der etwas experimentelle Rock klappt gut: „Thin Thing“ - das ist mit Anspruch gemacht, und keinen Falls einfache Popmusik – nimmt mich aber mit den Rockrhythmen wieder richtig mit. Art-Rock, so wie er richtig gemacht ist. Das Gegenteil von zu viel Kunst im Song ist, wenn Du Dich in den Rhythmus des Songs verlieren und eintauchen kannst und dies ist bei „ThinThing“ absolut möglich. Und ich frag mich, warum ich da nicht beim Konzert im Köln letztes Jahr dabei war (manchmal bin ich doof). 
Wieder sanfter: „Open the Floodgates“. Und auch dieser sanfte Indie-Pop-Song, der dann auch was für Efterklang-Fans ist, ist sehr gelungen. Es gibt ja Leute, die das dann schon als Prog-Rock bezeichnen. „Free in Knowledge“ behält den sanften Ton bei und ladet schon fast ein wenig zum Träumen ein – Thom Yorke versucht so schön wie nur möglich zu singen – ein Traum – Yorke und Greenwood machen wirklich wieder Musik für mich – das ist auch ein Traum. So langsam wird die Platte aber wirklich ziemlich Retro – das hat schon viel vom Canterbury-Rock was man da bei „A Hairdryer“ zu hören kann (aber da haben sie auch schon gerne sich mit Radiohead bei einigen Songs bedient). Psychodelic-Rock here you come. Krautrock können sie auch: „Waving a white Flag“ (und kommt mir jetzt nicht wieder damit, dass die keine Deutschen sind und deshalb auch keinen Krautrock machen können – „von deutschen Elektro- & Rockbands der 70er geprägte Musik“ klingt doch auch blöd.
Nochmal richtig gut – weil der Rhythmus einen sofort mitzieht: „We don´t know what Tomorrow brings“. Nochmal wieder sanfter, aber nicht schlechter, das letzte Stück der Platte: „Skrting on the Surfache“. 

Das hat viel Spaß gemacht und ist der von mir erhoffte Wandel. „Radiohead“ war mal gut, „The Smile“ ist grade besser. Und gut ist das es schon eine Live-CD und zwei weitere Platten gibt – da fällt ein Lächeln am Ende der Platte nicht schwer.

03.03.25

My Sister Grenadine – Spare Parts (2013)

Durch einen Sampler und einem guten Song wurde ich auf „My Sister Grenadine“ aufmerksam. Das Trio bestand aus Angelina Kartsaki, Felix Koch und Vincenz Kokot, sie spielen Ukulele, Violine, Trompete (groß und klein), Perkussion, Piano, Glockenspiel, Keyboard, Melodica, Singende Säge, Schreibmaschine, Plastik Tute und singen. Aktuell ist das Trio zum Duo geschrumpft.

„Anthem for“ ist minimalistischer Folk. Minimal Singer/Singersongwriter-Folk „Survival Kid“. Die Instrumentierung ist bei den beiden Stücken sehr zurückhaltend eingesetzt. Bei „The Island“ funktioniert das Konzept besser, weil der Song mehr an Atmosphäre bietet. Irgendwie kommen die Stücke alle ein wenig mir so vor, als würde jemand versuchen, die Musik und den Stil von „The Notwist“ zu kopieren und auf ein Minimum zurückzuschrauben. Auch bei „A Tree“ funktioniert das gut und so langsam gewöhne ich mich an den Mimimal-Indie-Folk des Trios. Den Song mag ich. 
Etwas ausgelassener und fast schon fröhlich und mit etwas mehr Schwung kommt der Song „Rickety Rackety“ daher. „Porcelain“ ist dann der Song, den ich auf einen Sampler hatte und der mich dazu verleitet hat die CD zu kaufen (und mit elf Jahren Verspätung zu hören – ich gebe eben doch jeden eine Chance, der mir mal einen guten Song vorgespielt hat – manchmal dauert es nur etwas). Und tatsächlich ist „Porcelain“ auch wirklich ein guter Indie-Folk-Song – und auch da ist der Vergleich mit The Notwist eigentlich durchaus gegeben und zutreffend. Was die Songs ausmacht – ist die musikalische Umsetzung und die Atmosphäre in die sie einen versetzten. 
„Noah you or me“ ist mit 3.46 Minuten Länge, das längste Stück der Platte und hier ist der minimalistische melancholische Singer/Songwriter-Folk wieder aufs das Mindeste reduziert – eher was für am Lagerfeuer gespielt zu werden. Darauf folgt dann das mit 1.17 Minuten Länge kürzeste Stück: „The Birdwatcher´s wife“ - kurzes A Cappella-Stück – aber gut geraten. „Modern Art“ ist vom Gesang dann ausgelassener und funktioniert. 
Ist schon lustig. Bei so manchen Platten wünschte ich mir, dass sie auf eine „einfache akustische“ Art reduziert wären – bei My Sister Granadine könnte die Produktion für mich dann doch ein wenig „aufgeputschter“ sein – aber das würde dann wieder der Band ihr Erkennungsmerkmal berauben. 
Gut gelungen: „Scissors“ - der macht wirklich Spaß. Die Band erinnert mich auch an „Burkini Beach“ - die haben was die Melancholie und Einfachheit angeht, einiges gemeinsam. Die von „Scissors“ entfachte gute Stimmung, drückt auch „Earth Lovers Shampoo“ nicht. 
Durch die Atmosphäre, die der Song erschafft, wieder sehr guter Song: „Plans“. 
Sanfter-Indie-Folk – teils schön gelungen: „Theories“. „Stairs“ ist dann nicht so meins – da ist mir der Folk dann zu einfach geraten. Das fünfzehnte und letzte Stück ist „Matter of Fact“ - ein schön sanfter Abschluss. 

Elf Stücke dieses Albums werde ich in der Playlist halten – vier flogen raus – da ist also genug Gutes auf dieser Platte zu finden und ich werde mal irgendwann hören, wie sich der Sound der Band (Duos) heute anhört.

28.02.25

Jason Isbell and the 400 Unit - Reunions (2020)

Bei meinem letzten Text hatte ich über Jason Isbell ja vermutet, dass er in Deutschland zu wenig Fans hätte und hier auch wohl nur sehr selten bis gar nicht auftreten würde. Gestern (4.2.25) war ich dann bei einem Solo-Acustic-Konzert von Jason Isbell in der Kölner Kulturkirche. So kann man sich täuschen. Und was ist der Mann doch für ein begnadeter Songwriter, Gitarrist und Sänger. Bald kommt auch sein nächstes Album ohne die 400 Unit heraus und ich höre jetzt erst mal das Album „Reunions“ in Ruhe an.

Seele hatte die Musik von Jason Isbell immer schon und schon wirklich recht soulig kommt das erste Stück des Albums daher und ist schon fast NeoSoul: „What´ve I done to help“ - überraschend, aber auch wieder ein richtig guter Song. Den Soultouch hat der Song auch sicherlich Co-Autor Michael Kiwanuka mit zu verdanken. Die restlichen Songs sind aber allein aus der Feder von Isbell. Und das alles wieder so gut klingt ist zum wiederholten Male Produzent Dave Cobb zu verdanken. 
Mit „Dreamsicle“ sind wir wieder im bekannten Americana-Stil – und wie immer schafft Isbell da eine schöne Ballade nach der anderen rauszuhauen. Das kann er und er schafft es sogar, es so gut zu machen, dass man sich als Fan und Hörer dabei noch nicht mal langweilt – die Songs sind einfach zu gut dafür. So auch „Dreamsicle“. Sehr sanft, melancholisch – fast schon traurig: „Only Children“. Rockiger sind da die Klänge bei „Overseas“. 
Der Anfang könnte auch von den Dire Straits sein – das ist einer dieser ganz tollen Stücken im Repertoire von Isbell – sowas wie ein Instant-Lieblingslied: „Running with our eyes Closed“. Ganz tolles Stück. 
Im Heartland-Rock-Stil: „River“. Im Rockmodus nochmal und der Song ist auch wieder riesig: „Be Afraid“. Weitere Ballade: „St. Peter´s Autograph“. Folkig, aber nach hinten raus auch noch mal richtig rockiger: „It gets Easier“. Country Ballade am Ende: „Letting you go“. 

Im Americana-Bereich ist Jasson Isbell sicherlich eine gesetzte Größe und seine Alben sind auf jeden Fall immer sehr gut produziert und von einem Künstler, der wirklich viel von sich in seine Kunst einfließen lässt und das hört man. Sicherlich ist „Reunions“ nicht besser als das Meisterwerk „Southeastern“ - aber das ist ein Problem, dass auch andere Künstler/innen haben – die mal ein echtes Stück Musikgeschichte geschaffen haben. Daran arbeitet man sich dann weiter ab, aber lebt auch von dem Kredit, den man für diese Leistung von den Fans bekommt – die bleiben einen dann meist nämlich einfach treu. 

26.02.25

Sugar – Copper Blue (1992/Reissue 2012)
Deluxe Edition – 2 mal CD + 1 DVD (NTSC)

1992 wollte Bob Mould mit neuem Label ein neues Studioalbum herausbringen, doch während der Aufnahmen entwickelte sich eine Gruppendynamik, so dass aus dem Soloalbum eine Band-Album wurde. Der Sound des Albums passt zum Grunge-Rock dieser Zeit und Bob Mould beichtete das ohne „Nevermind“ von Nirvana wohl auch dieses Album nicht den Erfolg gehabt hätte, den es nach der Herausbringung hatte – aber wer weiß, vielleicht hätte die Hörer auch sonst die Qualität dieses großartigen Albums erkannt. 

Auf der ersten CD findet sich neben dem original Album noch B-Seiten und Live-Material. Auf der zweiten CD ist ein Livekonzert-Mitschnitt enthalten und auf der DVD finden sich Promo-Videos und TV-Auftritte. 

Mit „The Act wie Act“ beginnt das Album mit kräftigen Gitarrenriffs. Der Song selbst ist zwar recht laut und mit härteren Gitarren, hat aber auch einen guten harmonischen Refrain. „A good Idea“ finde ich riesig – hat den Drive eines guten Pixies-Songs und macht total Laune. Gefolgt von dem ebenfalls sehr guten „Changes“ - der Umgang mit Gesangsharmonien im Punkrock-Gefilde, darin ist Bob Mould einfach einer der ganz Großen. Warum ich diese Platte so mag – weil es aus dem sehr beeindruckenden Plattenkatalog von Bob Mould doch immer etwas herausragt – weil es einfach sehr guten Rock bietet. Songs wie „Helpless“ scheint Bob Mould sich einfach so aus dem Ärmel zu schütteln. 
Verzerrte Gitarren am Anfang, dann folgt ein weiteres Meisterstück: „Hoover Dam“. Etwas atmosphärischer, aber trotzdem im Rocksonggewand: „The Slim“. Harmonischer Rock: „If I can´t change your Mind“. Toll gerock: „Fortune Teller“. Und weil Bob Mould solche Songs so gut kann, finde ich halt Bands wie „Foo Fighters“ einfach langweilig – weil die dass Selbe versuchen zu machen – aber nicht annähernd an die Klasse und Qualität dran kommen. 
„Slick“ ist noch so ein weiterer mitreißender Song mit tollen Gesangsharmonien. Von Vorne bis Hinten ist die Platte einfach gut gerockt und so auch der letzte Song „Man on the Moon“. 

Das B-Seiten-Material besteht aus „Needle hits E“ - flotter Rocksong, einer Solo-Version von „If I can´t change your Mind“ (sehr schön), „Try again“ - Shoegazin-Rock-Ballade, „Clownmaster“ - härtere instrumental Rocknummer. 

Bei den vier Stücken der BBC-Studio-Session hören wir dann noch mal „If i can´t change your Mind“ als erstes, gefolgt von „Hoover Dam“ und „The Slim“ - als einzigen Nicht-Album-Song ist dann noch der vierte Song interessant: „Where Diamonds are Halos“ - ein sanfterer und richtig guter Rocksong.

CD 2 besteht wie gesagt aus einem Live-Mitschnitt aus dem Cabaret Metro, Chcago, 22.7.1992. Da werde ich jetzt auch nicht zu jeden Titel was schreiben – sondern nur wenn mir was ungewöhnliches auffällt und wenn Titel gespielt werden, die bisher nicht besprochen wurden.

Live machen „A Good Idea“ und „Changes“ auf jeden Fall auch eine jede Menge Spaß. Das mir bisher unbekannte „Running out of Time“ ist eine Punkrock-Nummer. Danach folgen weitere Tracks von der „Copper Blue“ (auch da gefällt mir „If I can´t change your Mind“ wieder richtig gut) und eine der B-Seiten-Nummern. Danach folgt das unbekannte „Beer Commercial“ - der rockt von den Gitarren mal so richtig gut und wechselt dann in eine Post-Rock-Stimmung. „Anyone“ - rockt auch richtig gut. „Tilted“ ist mal fetter Heavy am Anfang und schwenkt schnell im Punkrock-Modus um. Mit „Armenia City in the Sky“ ist auch ein „The Who“ Cover enthalten. Der Song fällt bei mir aber etwas durch. „J.C. Auto“ rockt dagegen rotzig und hart – der Sound von Sugar ist „live“ auf jeden Fall etwas vielschichtiger als auf der Platte. Noch ein richtig guter Rocksong gibt es fast am Ende mit „Dum Dum Boys“. 

Die DVD enthält drei Promo Videos (Helpless, Changes, If i can´t change your Mind – sowie TV-Auftritte mit den Songs „Helpless“ bei Late Show UK und Interviews für MTV 120 Minutes.

24.02.25

Bauhaus – The Sky´s gone out (1982)

Post-Punk, Rock und New Wave treffen recht vorpreschend beim Eingangsstück „Third Uncle“ aufeinander. Das macht schon Laune. David Bowie lässt grüßen beim düsteren „Silent Hedges“ - aber es hat auch schon was eigenes was Peter Murphy, Daniel Ash, Kevin Haskins und David J da machen. Weil es wirklich die Tür zum Gothic Rock weit aufschlägt, welcher bis heute ja noch in „Düster Discos“ regelmäßig gefeiert wird. 
Wenn sie aber Rock mit New Wave-Elementen mischen, wie bei „In the Night“ finde ich das fast noch besser – weil es einfach sehr mitreißend ist. Auch wenn sich der Song dann fast schon zum Garagen(Punk)Rock-Stück entwickelt. 
Atmosphärisch beginnt „Swing the Heardache“ und wird zum Industrial Gohtic mit seinen stampfenden Rhythmus, den theatralischen Gesang und den dröhnenden, reißenden und zerrenden Klängen. 
Fast sanft und schon recht folkig gerät dagegen „Spirit“. Da finde ich aber auch wieder gut, dass die Musik der Platte nicht mit Einheitsklang langweilig. Jeder Song ist eine eigene Entdeckung bisher wert. 
Es folgt das dreiteilige Stück „The Three Shadows“ welches im ersten Teil nach ProgRock klingt. Im zweiten Teil zum düsteren Singer/Songwriter-Song mutiert und im kurzen dritten Teil wieder dem Glam-Rock eines David Bowie nacheifert. 
Akustisch wird’s sogar mit dem Song „All we ever wanted was everything“. - das nenne ich eine schöne unerwartete Überraschung – so sanft und stimmig. Da steckt schon mehr drin in der Musik von Bauhaus – als bloße Vorlagen für Ghotic-Rock. 
„Exquisite Corpse“ funktioniert als Mix aus New Wave, Post-Punk und ProgRock und irritiert kurz damit, dass man einmal zu früh denkt, das der Song schon zu Ende sein würde - und ein weiteres Mal wenn er dann zur Reggae-Nummer wird und dadurch auch sofort viel von seiner anfänglichen Ernsthaftigkeit verliert (leider). 

Die Mehrheit der Songs machen noch viel Spaß und langweilig wird es beim Durchhören nicht. Es ist also ein wirklich gutes Album. 

21.02.25

George Michael – Faith (1987)

Mit Wham! Konnte ich ja nichts anfangen – Schmusepop und dazu noch diese zwei viel zu gestylt und brav aussehenden Typen. Aber mit den Singles „I want your Sex“, „Faith“ und „Father Figure“ hat George Michael nicht nur mich als Hörer gewonnen, sondern wurde zu einem weltweiten Solo-Popgiganten, damals vielleicht nur mit Madonna vergleichbar. Und weil ich letztens in ein Livekonzert-Mittschnitt hineingeraten bin, bei dem George Michael „Father Figure“ performte, hab ich die CD mal wieder aus dem Regal geholt – weil den Song brauch ich in meiner Playlist. Zuvor hatte ich nur das Album „Older“ in der Playlist, welches ja von vielen als „das“ George Michael-Album gezählt wird – ich hab´s aber eher eben mit den drei Singles von der „Faith“ und dem Song „Freedom“. 
An die anderen Songs des Albums kann ich mich auch kaum noch erinnern, da wird es wohl wirklich Zeit, dass ich das Album mal durchhöre.
Beeindruckend auch, dass George Michael sowohl alle Songs (bis auf einen, bei dem er einen Co-Autor hatte) selbst geschrieben, produziert und viel selbst musiziert hat. Da emanzipiert sich jemand zum echten Künstler und beweist, dass er mehr ist als nur ein Posterboy. 

Und direkt mit meinen drei Lieblingssingles des Albums beginnt ja auch das Album. Erst „Faith“ mit seinen locker leichten Akustik-Pop-Feeling. Dann das soulige und gefühlvolle „Father Figure“, gefolgt von „I want your Sex“ bei dem der verlängernde „Part 2“, dem Song eigentlich nicht besser macht, aber zeigt, dass Michael einen gutes Gehör für discotauglichen Sound hat. Aber es macht den Song mit über neun Minuten einfach viel zu lang. Die Single reicht. „One more try“ ist eine etwas behäbige Pop-Ballade, die das Tempo des Albums senkt – aber der Song zeigt, welch guter Sänger George Michael auch war. „Hard Day“ bringt das Album zurück im Disco-Modus – und ich mag wie der Song produziert und aufgebaut ist. Und noch mal gut, weil ein richtig schön atmosphärischer Song: „Hand to Mouth“. „Look at your Hands“ ist leider richtig schlecht – klingt wie der Versuch „amerikanisch“ zu klingen. Wenn er im Madonna-Style Pop macht, das kann er richtig gut. Wie „Hard Day“ funktioniert da „Monkey“ recht gut – aber mittlerweile klingt der Song auch schwer aus der Zeit gefallen. Muss man schon mögen. Zum Abschluss endet das Album mit der Jazzballade: „Kissing a Fool“. So richtig der letzte Song ist das dann doch nicht, denn es folgt darauf noch eine Remixfassung von „Hard Day“ und mit „A last Request“ der dritte Teil von „I want your Sex“. 

20.2.25

Moaning – Uneasy Laughter (2020)

Der Sound des Eingangsstücks „Ego“ hat viel Indiecharme und es hat was vom Sound des 80er Jahre PostPunks und rockt dabei aber auch richtig gut. Deshalb bleib ich auch sehr interessiert und höre gerne weiter. Moaning sind ein Trio bestehen aus Sean Solomon (Gesang, Gitare), Pascal Stevenson (Bass, Synths), Andrew MacKelvie (Drums). Beim Sub-Pop-Label ist das Trio untergekommen, was ja schon mal eine gute Adresse für modernen Alternativrock ist und den modernen Alternativrock von Moaning höre ich gerne – da sie den Sound des 80er Jahre Alternativrocks kongenial ins Jetzt übertragen: „Make it stop“ ist schon ein sehr toller Song – erinnert an viele gute Songs der Post-Punk-, Düsterrock-Ära und ist einfach richtig gut. 
Bei „Stranger“ kommen Fans von Joy Division auf jeden Fall auf ihre Kosten. „Running“ auch einfach ein Paradestück für guten Indierock mit PostPunk-Touch. Wirklich sehr gute Entdeckung. Shoegaze-Elemente gibt es auch zu hören: „Connect the Dots“. Noch mal wirklich im Retro-Indierock-Modus und es wird gesungen wie bei Joy Division: „Fall in Love“. Auch die weiteren Songs funktionieren richtig gut: „Coincidence or Fate“, „What seperate us“. Egal ob man Fan von The Twilight Sad, Joy Devision oder The Cure ist – für diese sollten die Songs von Moaning wirklich was sein – sie erfinden nichts neu – fügen dem Genre aber neue sehr gute Stücke hinzu und das ein ganzes Album lang – und sie langweilen dabei kein Stück. Funktioniert alles: „Keep Out“ und auch das etwas softe „Saving Face“. Kurzer knackiger Rausschmeißer am Ende: „Say Something“. 
Wer atmosphärischen Alternativ-Indie-Rock mit viel 80er Jahre Charme hören möchte, der liegt bei „Moaning“ total richtig. Feine Neuentdeckung. 

19.02.24

Pixies – Surfa Rosa & Come on Pilgrim (1988)

Da das Minialbum „Come on Pilgrim“ ein Jahr vor „Surfa Rosa“ veröffentlicht wurde, fange ich mit den Songs des Minialbums an, um die chronologische Reihenfolge einzuhalten. Die Pixies bestehen bei der Gründung aus Black Francies (im wirklichen Leben Charles Michael Kittridge Thompson IV), Kim Deal (die am Bass sehr früh Kim Shattuck ablöste),Joey Santiago, David Lovering.

Das Minialbum „Come on Pilgrim“ wurde von Gary Smith produziert. „Caribou“ mit Surfrock-Gitarren und einen Schunkelpunkrock-Feeling ist ein sehr schöner Einstand und spiegelt auch sehr gut den Sound der Band – inklusive sanften und geschrienen Gesang – aber auch die schräge Melodiösität der Pixies wieder. So mag ich sie richtig gern. „Vamos“ (another Version) – schöner GaragenPunkRock. Was ich bei den Pixies immer total gut finde, dass die Songs einfach gut klingen – die sind trotz Alternativrock und Punkrockambitionen immer vom Sound unheimlich gut abgemischt – und das gibt Songs, wie „Vamos“ wirklich noch einiges an Qualität hinzu. Runtergerockt: „Isla De Incanta“. Alternative-Rock-Song: „Ed is Dead“ - und da klingen sie direkt wie Nirvana - und es ist so, dass wenn man wie ich zuerst die Pixies schon gehört hat und dann Nirvana entdeckt hat – Nirvana immer irgendwie nach den Pixies klangen – und so sind die Pixies sicherlich für den Sound des Grunge mitverantwortlich. Richtig geile Nummer: „The Holiday Song“. Schräger Garagenrock: „Nimrod´s Son“. „I´ve been tired“ macht auch einfach richtig viel Spaß – schön schräger Rock, der einen einfach mitnimmt. Neben den Sugarcubes waren die Pixes auf dem Gebiet wirklich eine Nummer für sich. Und vom Gesang und Sound hat Billy Cogan sicherlich für seine Songs mit den Smashing Pumpkins auch ganz viel bei Songs wie „Levitate me“ gefunden. Sehr beeindruckender Einstand der Pixies, der auch immer noch wahnsinnig frisch klingt. 

Nun kommen wir zur ersten „richtigen“ LP der Band „Surfa Rosa“.
„Bone Machine“ setzt den Ton für den Sound der Pixies (und viele die danach Alternative-Rock gemacht haben) sehr gut. Punk-Rock, mit Indie-Note und richtig gut gespielt und von den Rhythmen, dem Sound, der Schrägheit, dem Gesang einfach gut. Das ist dann so was wie Sonic Youth in cool und die Coolness des Sounds der Songs der Pixies haben sie discotauglich und hip gemacht – ein wenig wie Blondie es zehn Jahre zuvor getan haben.
Mehr Punkrock „Break my Body“. Es ist kaum zu glauben wie prägend für das, was in den nächsten Jahre an Alternativ- und Indierock heraus kommen wird, diese Musik ist. 
Schrammelig, fast instrumental und schnell: „Something against you“. Auch auf Punkpfaden: „Broken Face“. „Gigantic“ ist wieder eine der einprägsamen Nummern der Band und Kim Deal darf da singen. Der Song erinnert dann auch daran, das Kim Deal sicherlich auch einen Einfluss auf den Sound der Band hatte, den sie ja teilweise mit ihrer Band „The Breeders“ dann auch weiter entwickelte. Das setzt sich auch im folgenden Stück „River Euphrates“ fort.
Kult-Nummer: „Where is my Mind?“. Mal einfach runtergerockt: „Cactus“. Wilder Rock-Song: „Tony´s Theme“. Punk-Rock-Song-Skizze: „Oh my Golly“. Zwischenspiel: „You fuckin`Die....!“
Noch eine weitere „Vamos“ Fassung folgt. Der schräge Garagenrock macht dann auch wieder mehr Spaß, als die zuvor gehörten Punk-Rock-Songs. „I m amazed“ - überstürzter Indie-Punk-Rock. Schräg, guter Abschluss mit dem Rausschmeißer: „Brick is Red“. 

19.02.25

Travis – Good Feeling (1997)

Wie klangen Travis vor ihrem Durchbruch mit dem Album „The Man who“ (1997)? Produziert wurde es von Altmeister Steve Lillywhite.

Mit „All I want to do is rock“ fängt das Album mit einer Britpop-Nummer in Hymnen-Format an. Und hätte ich den Song gehört, ohne zu wissen dass dieser von Travis ist – hätte ich ihm niemals Travis zugeschrieben – weil er einfach ganz anders klingt, als der Singer-Songwriter/Indie-Sound der zweiten Platte. 
Schlecht ist das nicht – klingt nur nicht nach Travis. Und genau so fühlt sich auch „U16 Girls“ an. Als ob da eine andere Band mit dem Namen Travis agiert und eher auf den Spuren von Oasis daherrockt. Der Gesang von Fran Healy klingt sogar teils richtig rotzig – aber auch der Song ist wirklich guter Britpop. Und auch Produzent Steve Lillywhite wollte wohl einfach versuchen den Sound der neu aufkommenen Britpop und Indie-PopRock-Welle näher zu kommen oder zu imitieren. „The Line is Fire“ klingt auf jeden Fall wie das perfekte Oasis/Blur-Hybrid – auch das ist schon Kunst, sowas zu schaffen. 
Aufhorchen, weil das dann doch etwas näher am mir bekannten und vertrautenTravis-Sound herankommt: „Good Day to die“. Man wundert sich wo Travis den Rocksound dann verloren haben, von dem auf dem zweiten Album in dieser Wucht ja kaum was zu hören ist – da hatten die Produzenten des zweiten Albums wohl ihre ganz eigene Vision vom Sound der Band. Aber mal ehrlich – die rockenden Travis machen auch Spaß. 
Ein wenig sanfter und etwas akustischer kommt das Titelstück: „Good Feeling“ daher. Sehr krachige Gitarren gibt es beim nächsten Stück: „Midsummer Night dreamin´“. Schöne Partyhymne: „Tied to the 90´s“. Dann folgt doch noch so was wie eine Ballade: „I love you anyways“.
„Happy“ ist dann der erste Durchhänger – weil sie es sich da mit dem runterrocken mal etwas zu einfach machen – der Song hat nichts besonderes. Auch die etwas mehr melancholische Nummer „More than us“ kann an die guten zuvor gehörten Songs nicht heranreichen. Die Balladen und ruhigen Stücke, die später die große Stärke der Band werden, sind noch von der Qualität wirklich ausbaufähig – oder mir haben halt der Party-Britpop vom Anfang bis Mitte des Album so viel Spaß gemacht, dass mich nun bei zunehmender Lauflänge der Platte, die ruhigen Stücke nicht mehr einzufangen vermögen. 
„Funny Things“ - am Ende. Da klingen sie dann wirklich wie auf den Alben, die ich kenne. Da klappt dass dann doch noch mit der Ballade – aber ehrlich - mir hat der PartyBrit-Pop der Band auch sehr gut gefallen.

15.02.25

Shelby Lynne – Shelby Lynne (2020)

Oh – manchmal ist es vielleicht gut – wenn man nie den so ganz ganz großen Durchbruch hat – mit dem, was man am Anfang macht – sonst wäre Shelby Lynne immer eine einfache Nashville-Country-Musikerin geblieben und dann hätte sie nicht immer nach neuen Wegen suchen müssen, um sich ständig neu zu erfinden und um so mit einem fünften Album – als beste Newcomerin ausgezeichnet zu werden – aber auch das ist schon viele Jahre her und immer ging es in der Kariere von Shelby Lynne auf und ab – aber irgendwie hat sie sich mittlerweile bei den Kritikern zu einen echten Liebling gemausert und gilt als ausgesprochen gute Singer/Songwriterin und dies beweist sie auch am Anfang dieses Albums mit „ Strange Things“, um danach mit einem echten Soul-Stück zu begeistern: „I got you“. Gefolgt wird dieses von einen wunderschön sanften Song: „Love is coming“. Und schon mit den drei Songs bin ich begeistert und damit hat sie mich dann doch auch endlich rumgekriegt – bisher hatte ich nur vereinzelte Songs von ihr in meiner Playlist – meist von Zeitschriftenbeilagen-CDs. Die ließen mich zwar aufhorchen, aber nie den Schritt zum Albumkauf machen. Das hat sich geändert. 
Schöner Roots-Folk: „Weather“. Anmutig, sanft, melancholisch: „Revolving broken Heart“. Und die Mischung aus Singer/Songwriter-Roots-Folk und Soul ist schon was ganz besonderes und funktioniert großartig. Noch mehr im Soul-Modus: „Off my Mind“. Wieder im Genre-Mix-Modus und dies auch mit ganz viel Soul: „Don´t even belive in Love“. Das amerikanische Songbook wird mit dieser Platte einfach mal vergrößert. Schön akustisch: „My Mind´s Riot“.
Am Piano oder davon begleitet – mit Blues in der Stimme: „Here I am“. Die Songs haben alle das Potential als zeitlose Standards sich in die Musikgeschichte einzureihen. Eine große Künstlerin, die hartnäckig an sich gearbeitet hat und wohl nie den Glauben an sich verloren hat. Ein Song wie „The Equation“ ist immer ein Geschenk von einer Künstlerin an das Publikum. Danke dafür. Mit sanften Soul „Lovefear“ endet dieses großartige Album, das wirklich in meiner Sammlung gehört und dort einen guten Platz bekommt.

14.02.25

Mark Lanegan – Straight Songs of Sorrow (2020) 

„I wouldn´t want to say“ eröffnet das Album – und fängt als sanfterer Space-Rock an und bleibt dies auch. Mark Lanegans letztes Soloalbum beginnt so und es ist stark beeinflusst von dem Schreiben seiner Autobiografie. 
Kurz: „Apples from a Tree“ - Singer/Songwriter-Song und sehr sehr schön. „The Game of Love“ - Lanegan kann schon musikalisch sehr vielfältig sein – das hat er aber zuvor in seiner Karriere, auch immer wieder bewiesen – Screaming Trees, Queens of the Stoneage, Mark Lanegan Band, Alben zusammen mit Isobel Campbell. 
Die Songs klingen schon wie sanfte Beschreibungen von Skizzen und Szenen eines Lebens – atmosphärisch dicht und „Katemine“ wie ein Nick Cave-Song. Düster ist das Album aber nicht, nur sicherlich in Teilen der Texte der Songs – aber musikalisch bricht Lanegans das mit einer spielerischen Leichtigkeit, wie durch den sanft treibenden Rhythmus von „Bleed all over“. Das ist auch meist eher Songwriter-Musik als Rock – aber immer weit entfernt vom Pop – so beim sanften: „Churchbells, Ghosts“. Elektro-Einsatz: „Internal Hourglass Discussion“ - da erinnert er mich an Mark Kozelek. „Stockholm City Blues“ - ruhig, mit Ambient-Touch, aber auch sehr schön. Das ist alles gute gehobene Songunterhaltung – sicher auch wieder mehr Musik zum bewusst Hören – und man sollte schon in Stimmung für eher anspruchsvollere Musik sein. Mir gefällt das Album sehr – ich bin auch leider noch kein so großer Kenner von Lanegans Gesamtwerk – ich hab von von den Screaming Trees das bekannte Album und ansonsten ist er glaube ich auf einigen Samplern mal mit seiner Musik vertreten. „Sekeleton Key“ erinnert mich aber trotz der mehr 30 Jahren, die seit dem „Sweet Oblivion“ vergangen sind, an die Screaming Trees.
Americana kann er: „Daylight in the Nocturnal House“ - doch bei ihm ist es schon mehr Americana Gothic. 
Downtempo Wüstenrock: „Ballad of a Dying Rover“. Sanfter Folk: „Hanging on (For DRC)“.
Bei „Burying Ground“ merkt man, dass die Platte jetzt schon zwölf Stücke alt ist und Song dreizehn hat es dann ein wenig schwer – textlich nicht schlecht, aber musikalisch ist das etwas zu minimalistisch geraten. Da ist der Rock der Wüste bei „At Zero Below“ doch besser – obwohl auch dieser das Album musikalisch keine neue Note mehr dazu gibt. Am Ende „Eden Lost and Found“ - und hoffen wir doch einfach mal das Mark Lanegan am Ende seines natürlich viel zu kurzen Lebens doch noch so etwas wie den Garten Eden für sich gefunden hat. Und mit einer Platte über das eigene Gesamtkunstwerk namens „ein Menschenleben“ sein Werk abzuschließen, ist doch auch irgendwie sehr passend. Und ich weiß, dass ich noch viel mehr von Mark Lanegan in meiner Restlebenszeit hören muss. 

14.02.25

Spaceman Spiff - ….und im Fenster immer noch weiter (2011)

Das ist das zweite Album von Hannes Wittmer, das er noch als Spaceman Spiff herausgebracht hat. Geholfen haben ihm dabei Felix Weigt (Bass), Jonny König (Schlagzeug), Anne DeWolff (Streichinstrumente). 

Schöner akustischer Sound, zu wunderbar aneinandergereihten Worte und dies mit viel Gefühl vorgetragen und es hat auch einen feinen Indie-Pop-Charme und so funktionieren die Songs von Spaceman Spiff und direkt am Anfang dieser CD der Song „Strassen“ ganz ganz toll. Und wer hat schon Textpassagen wie „Ich allein gegen die Ampelmänchen“? 
Singer-Songwriter-Song „Treibsand“ folgt. Eine Ode an die Stadt: „Hamburg“. Ein Song für den Neuen in der Stadt, der merkt dass Freiheit auch „allein sein“ bedeutet. Für die schönen sanften Momente im Leben macht Hannes Wittmer immer wieder ganz tolle Songs und einer davon ist „Zeit zu bleiben“. Da lächelt und baumelt die Seele. Und es sind nicht nur die Texte, es liegt auch an der Qualität der Musik. Feiner Singer/Songwriter-Song: „Scherenhaenden“
„Photonenkanonen“ ist zwar wunderbar melancholisch – aber hat im Refrain auch was von einen „Haindling-Song“. Akustisch, sanft, schön: „Schwarz Weiss“ und hat auch was von einer The Notwist-Song-Miniatur. „Elefanten“ hat etwas mehr Schwung – bleibt aber trotzdem ganz groß von der Songqualität her. Das ist schon richtig richtig gut. Aber die sanften Stücke, die man auch von seinen Konzerten her kennt, überwiegen auf der Platte, einer davon ist auch „Irgendwo ist immer Woanders“. Leider schafft Hannes Wittmer es in den letzten Jahren immer in meinen Konzertumkreis zu kommen, wenn ich im Urlaub fahr – dass muss sich auch mal wieder ändern. 
„Schnee“ - hat diese Textzeilen, die mich als Hörer total begeistern und ihm zum Liebling aller Germanistik-Studenten/innen machen. Die meisten Songs sind recht kurz – so drei Minuten – mal mehr, mal weniger, aber „Ab Heute immer jetzt“ ist mit 6.41 lang geraten und dann auch das Epos der Platte. 
Mit „Tee“ geht dieses Werk zu Ende. 

Ob Hannes Wittmer oder Spaceman Spiff – die Musik ist die gleiche. Und sie fängt mich immer ein und begeistert mich – vielleicht nicht Musik für Nebenbei – sondern Musik die gehört werden will. Musik die beweist, das Musik nicht laut sein muss – Hauptsache sie erreicht den Hörer und nimmt ihm mit. 

11.02.25

Mike Watt – Hyphenated-Man (2010)

Der Minuteman-Bassmann schlägt wieder zu. Diesmal mit 30 Stücken Musik in achtundvierzig Minuten Spielzeit. Und er scheint ein Konzept auf jeden Fall bei den Songtiteln gehabt zu haben, denn die lauten: „Arrow-Pierced-Egg-Man, Beak-Holding-Letter-Man, Hammering-Castle-Bird-Man, Bird-in-the-Helmet-Man, Belly-Stabbed-Man, Stufed-in-the-Drum-Man, Baby-cradling-Tree-Man, Hollowed-Out-Man, Finger-Pointing-Man, Own-Horn-Blowing-Man, Fryingpan-Man, Head-and-Feet-Only-Man, Shield-Shouldered-Man, Cherry-Head-Lover-Man, Pinned-to-the-Table-Man, Mouse-Headed-Man, Antlered-Man, Confused-Parts-Man, Bell-Rung-Man, Boot-Wearing-Fish-Man. Thistle-Headed-man, Funnel-Capped-Man, Blowing-it-out-both-Ends-Man, Jug-Footed-Man, Lute-and-Dagger-Man, Mockery-Robed-Man, Hill-Man, dHell-Building-Man, Man-shitting-Man, Wheel-Bound-Man.

Musikalisch wird man trotz der irren Titelgebung der Songs direkt von „Arrow-Pierced-Egg-Man“ belohnt, weil das so gut ist von der Rhythmusarbeit und auch ganz klasse klingt. Songs zwei, ist es das Selbe, dass hat wirklich den Charme und die Klasse der Minuteman-Stücke und ist durch die Kürze der Songs natürlich auch nicht langweilig – Song zwei „Beak-Holding-Letter-Man“ funktioniert fast instrumental (nur mit ein paar gesprochenen Worte“. Das ist so gut, was da an Musik geboten wird – vom Gesang her hat „Hammerig-Castle-Bird-Man“ was von einer Zappa-Nummer. Aber wie rockt das? - als ob The Who, Pearl Jam und die Minuteman, zusammen mit Zappa was machen – genial. Garagenrock: „Bird-in-the-Helmet-Man“. Wilder Crossover: „Belly-Stabbed-Man“. Wilder Punk: „Stufed-in-the-Drum-Man“. Roots-Blues-Crossover: „Baby-crading-Tree-Man“. Toller-Indie-Rock: „Hollowed-Out-Man“. Unglaubliche lebendiger Rock-Spaß: „Finger-Pointing-Man“. Wilder-Rock: „Own-Horn-Blowing-Man“. Nur Wahnsinn, was das Trio Mike Watt (Gesang, Bass), Tom Watson (Guitarre) und Raul Marales (Drums) da für gute Rockmusik zaubern und obwohl es nach vieles klingt, das man kennt und schätzt – klingt es auf dem Album in dieser Form und eben in dieser Fülle von kurzen Stücken einfach auf den Punkt gebracht und dieser Punkt ist, das auch im (Punk)Rock alles möglich ist. Und so geht es mit etwas nach Zappa-Wahnsinn klingenden „Fyingpan-Man“ weiter. Teils hat das Jazz-Qualität, so wie bei „Heand-and-Feet-Only-Man“ - auf jeden Fall Fusion. Punk-Rock-Wahnsinn: „Shield-Shouldered-Man“. Sanfter-Indie: „Cherry-Head-Lover-Man“. 
„Pinned-To-The-Table-Man“ - teils gesprochen – teils instrumental. „Mouse-Headed-Man“ - super der Bass – und sehr schöne – natürlich kurze – Nummer. 
Hier gönne ich mir dann eine Pause – weil ich jetzt fünfzehn der dreißig Songs gehört habe. 
„Antlered-Man“ - recht sanft schräg schöne Rock-Nummer. „Confused-Parts-Man“ - Härterer Rocksong – aber auch wieder mit dieser Zappa-Unberechenbarkeit. „Bell-Rung-Man“ - Prog-Rock-Psych. „Boot-Wearing-Fish-Man“ - Wild und ungestüm. „Thistle-Headed-Man“ - Rock. „Funnel-Capped-Man“ - Psych-Post-Rock. „Blowing-it-out-both-Ends-Man“ - Jazz-Rock-Fusion-Punk. „Jug-Footed-Man“ - Blues-Rock. „Lute-and-Dagger-Man“ - Schräges Instrumentalstück. „Mockery-Robed-Man“ - Ungestümes, schräges Rockstück. „Hill-Man“ - Schön, schräger Alternative-Rock. „Hell-Building-Man“ - Aggressiver Post-Rock. „Man shitting-Man“ - Harter Rock. „Wheel-Bound-Man“ - Sanfter Abschluss – fast zärtlich. 

Watt selbst bezeichnet es als „Punk-Opera“ was er da als loses Konzept-Album gemacht hat – Die Gitarren- und Drum-Parts sind dreizehn Monate vor dem Einspielen des Gesangs und des Basses aufgenommen worden. Auch mal eine Herangehensweise. Ein echtes Hörerlebnis. 

09.02.25

Minuteman – The Punch Line (1981)

Was Mike Watt, D. Boon und George Hurley in 17 Stücken von meist unter einer Minute Länge schaffen, ist einfach mal eine Graupause für den US-Punk-Rock und für große Teile des Alternative-Rocks zu liefern. In den Songs steckt soviel drin, was ich an US-Punk-Rock mag, geht aber weit darüber hinaus – weil eigentlich auch Spielarten wie Crossover schon dargeboten werden. Es gab immer Musiker, die irgendwie schon Jahre vorher wussten, was irgendwann ein Standard wird und die Minutemen sind solche Musiker. Großartig. Ich werde mich jetzt aber hüten bei der Songlänge alle Stücke des Albums hier nochmal einzeln durchzugehen – sagen wir einfach – nie langweilig, und wer bisher glaubte, man könnte in einer Minute keinen kompletten Song packen, der wird hier eines besseren belehrt. Punk/Alternative-Rock – Klassiker. 

09.02.25

Lagwagon – Duh (1992)

Raues, stimmiges Punk-Rock-Album. Aufgenommen in vier Tagen mit 14 Stücken. Harter Punkrock, schnell gespielt und gesungen – aber die Songs haben was – so einfach runtergerockt sind sie nicht – ganz schön ausgeklügelt ist das Spiel der Band zum Beispiel bei dem Stück „Bury the Hatchet“ - da passt einfach ganz viel zusammen und es ist mehr als Gleichklang im Punk-Rock-Modus. Etwas melodiöser können sie auch sein: „Angry Days“. Ob mir Punkrock gefällt, hängt auch immer ganz stark damit zusammen, ob ich den Stimmen der Sänger etwas abgewinnen kann, denn nur harte Gitarrenriffs und Tempo sind mir dann doch auf Dauer einer Plattenlänge zu wenig. Aber Sänger Joey Cape ist ein beachtlicher Frontmann und macht das durchhören durchaus leicht. Die Gitarrenarbeit ist immer wieder am Durchscheinen, so auch bei „Child Inside“. Fast verstörend die Cover-Version von „Bad Moon Rising“. Das sind aber auch richtig gute Metal-Gitarren-Riffs, die da immer wieder aufleuchten: „Beer Googles“. „Parents guide to Living“ - das ist einfach schon ein Hammer, wie die einen Songs zusammenbasteln. Da weiß man selbst nach einer Minute dann nicht, was einen in der zweiten Minute erwartet. Und denkt man erst jetzt kommt was ruhiges zu Anfang von „Mr. Coffee“ wird man schnell eines besseren belehrt und auch bei dem Stück faszinieren sie mit ihren Einfallsreichtum. Die rocken aber auch wirklich einfach gut: „Of Mind and Matter“. 
Da nimmt man das Heavy „Stop Whining“, das punkige „Lagwagon“ und am Ende noch mal das abwechslungsreiche „Demended Rumors“ gerne mit. Beachtliches Debüt, das mich zum Fan der Band macht. Was will man mehr von einem Debüt. 

09.02.25

Sigur Rós – Von (1997)

Das ist das Debütalbum der isländischen Band Sigur Rós, die mit dem Album nach der Fertigstellung nicht wirklich zufrieden war. 
Herausgekommen ist trotzdem ein über siebzig Minuten langes Werk, das mit dem Titel „Sigur Rós“ atmosphärisch anfängt. Das Stück besteht nicht aus Melodien am Anfang sondern eher aus Geräuschen, die eine recht düstere Stimmung aufkommen lassen. Drone trifft hier auf Klänge des Post-Rock. Auf zehn Minuten ausgeweitet ist das wieder eher Musik-Geräusch-Kunst – aber eigentlich wieder keine richtige Musik und wäre sicherlich ein guter Soundtrack für eine Installation oder eine Industriebrache, die man als Kunstwerk ausstellen möchte.
Bei „Dögun“ wird es dann sakraler – klingt nach Musik für eine heilige Messe. Doch auch dem Stück kommt die Musik abhanden und diese wird von einer Stimmen- und Geräusch-Kulisse abgelöst. Mit „Hún Jörð...“ gibt es dann endlich doch mal so richtige Musik und hier mixen Sigur Ros dann das sakrale mit Indie-Rock und da fängt das Album dann endlich an auch etwas Spaß zu machen – so geht Post-Rock. 
Geistehaftes Zwischenspiel: „Leit Að Lífi“. Danach ein weiterer richtiger Song – diesmal im „Auf die Schuhe starren-Modus“: „Myrkur“. Nach einem achtzehn Sekunden-Stille-Zwischenspiel folgt das über zwölf Minuten lange: „Hafssól“. Fängt als Drone an – der sich wieder mit etwas sakralen Gesang vermischt und zur Mitte des Stücks hin wird es etwas sphärisch und klingt nach Ambient-Musik. 
„Veröld Ný Og Óð“ ist ein Schlagwerkstück – auch wenn das Schlagwerk in diesem Fall verfremdet ist – finde ich schon ganz interessant, weil es so unsauber klingt – es entwickelt sich dann aber zu einem Alarmsingnal ähnlichen Crescendo. Beim Titelstück „Von“ klingen die Trommeln „echt“ und die Stimmung wird wieder eher hell und spirituell. Da ist mir aber wieder zu viel Dreampop- und Shoegazin-Gedröhne in der Nummer. Einzig der Klang der Trommel bleibt klar. Das Stück hab ich dann glaube ich doch in einer schöneren Fassung auf der „Heim“. 
Weiteres Gebimmel und Klangholz-Zwischenstück: „Mistur“. Fast vierzehn Minuten lang ist „Syndir Guðs (Opinberun Frelsarans)“ - das dann für Freunde der Shoegazin-Musik sicherlich was ist – bei dem Stück fügen Sigur Rós die Bestandteile ihrer Musik eigentlich wirklich gut zusammen und es funktioniert als Dreampop-Ambient-Nummer gut. Und tatsächlich ist der Song nur siebeneinhalb Minuten lang – der Rest der Laufzeit ist Stille. Am Ende dann wohl wirklich nur was für Heardcore-Shoegazin-My-Bloody-Valentine-Fans: „Rukrym“.

Mir ist das wieder zu wenig Songs – sondern zu viel Geräusch-Sammlung und Hintergraundgeräusche für eine Kunstausstellung oder -Installation und so werde ich wohl der große Dream-Pop und Shoegazin-Fan auch nicht werden. Ich mag Sigur Rós wohl am liebsten akustisch und mit klaren Sound ohne zu viel Verzerrungen. 

02.02.25

Larkin Poe – Kin (2014)

Keine Gefangene nehmen – einfach zuschlagen. Die Schwestern Rebecca und Megan Lovell spielen Roots-Rock, gemischt mit Blues und Southen Rock. Das nimmt den Hörer sofort mit. Wer Cari Cari mag, wird den Eröffnungssong „Jailbreak“ lieben und gleiches gilt für den Riff und die Rhythmusarbeit bei „Don´t“ - obwohl der Song doch eigentlich auch was herzliches im Refrain hat, ist das schon echter Killer-Rock. Gute Riffs, mitnehmende Melodien – da kommt eine Vielzahl von Hörergruppen auf ihre Kosten. 
Im Indie-Rockbereich – weil sehr viel sanfter als die Songs zuvor – aber genauso gut funktionierend: „Stubborn Love“. 
Modernisierter Roots-Rook – weil es einfach nach etwas mehr klingt – als der „erdige Sound“ der White Stripes – es dabei aber nicht übertreibt, sondern einfach nur die Möglichkeiten des Genres erweitert und deshalb sehr gut ist: „Dandelion“. 
Im Lagerfeuermodus beginnt „Crown of Fire“ und auch hier ist das musikalisch alles sehr gut aufgelöst. Das ist toller Folkrock – und es klingt einfach gut.
Toll produziertes Album von Chris Seefried und Damien Lews, die bei ihrer Arbeit alles richtig machen.
Und es wird auch nicht langweilig – weil die beiden Schwestern einfach immer wieder überraschen. „Elephant“ hat einen unglaublichen R&B und Soul-Vibe – da weiß man warum Beyonce auch mal ein Country-Album machen wollte – weil auch die Mischung einfach gut klappt. Nur waren Larkin Poe damit schon 10 Jahre vorher am Start. Auch eher Popmusik ist „High Horse“. Die ganze Produktion schreit danach – ein Charterfolg zu werden – aber das durchaus verdient. Und irgendwie ist zwar der Indie-Spirit der noch am Anfang der Platte zu spüren war – einem höheren Ziel in der Mitte des Albums gewichen – aber der Killer-Rock-Pop funktioniert einfach sehr gut: „Sugar High“. 
Dann zaubern die Schwestern aber mit „Jesse“ wieder einen echten Songdiamanten hervor – bei dem man direkt nach den ersten Takten weiß – das mag ich jetzt aber sehr – aber leider verspielen die Schwestern den Anfangsbonus des Songs im Refrain – der dann doch wieder zu simpel und allbekannten Mustern folgt. Schade. Hätte was besonderes werden können. Am Ende dann doch kein Diamant – aber trotz des Refrains auch kein wirklich schlechter Song. 
Guter souliger Rocksong – der schon was von einer James-Bond-Titelsong hat: „Banks of Allatoona“. Stadionrock-Hyme: „We intervine“. Kurze zarte Klavierballade als Rausschmeißer am Schluss: „Overarchiver“. 

Larkin Poe können alles – Roots Rock, Pop – und dies alles richtig gut. Vielleicht doch mal eine Konzertkarte sichern? Zur Zeit (2.2.25) sind die Schwestern gerade auch ganz aktuell mit ihrer neuen Platte in den Schlagzeilen und letztes Jahr haben sie sogar schon ihren ersten Grammy eingesammelt. Nach dem Debütalbum sag ich mal, dass sie sich das verdient haben. 

31.01.25

Glen Hansard – Between Two Shores (2018)

Glen Hansard kenne ich und mag ich sehr seit er im Film „Once“ mitgespielt und musiziert hat – danach habe ich auch den Soundtrack und die ersten Platten, die er mit The Swell Season und The Frames aufgenommen hat, gekauft. Tatsächlich kannte ich ihm aber vorher schon– da er ja auch im Kultfilm „The Commitmens“ (1991) schon als Gitarrist der Band mitspielte und zu hören war. Und seit „Once“ schätze ich ihm als Musiker, der wunderbare Folk-Rockmusik macht, die mal mehr Singer/Songerwriter-Songs sind, aber die auch mal schön rockig sein können. Dazu fühlt sich das, was er macht, immer geerdet und ehrlich an und das spürt man auf den Platten, aber auch bei den Konzerten des Musikers.

Erdige Rockmusik – einnehmend, mitnehmend, hat einen schönen Drive und ist einfach gut: „Roll on slow“. Das ist auch herausragend produziert, da passt alles zusammen und die einzelnen Instrumente bekommen alle genug Raum um sich zu präsentieren. Und es hat ganz viel Seele. Richtig gut und schon auch recht fett. Toller Einstieg ins Album.
Danach wird ruhiger und der Soul nimmt noch mehr Raum ein – und es könnte schon im Refrain fast ein ganz ruhiger Song von den Rolling Stones sein. Sehr sehr schön. Glen Hansard bedient sich aus dem klassischen Repertoire der Rock/Soul/Blues-Musik und drückt diesen seinen eignen Stempel auf – Produzent Dave Odlum war Gründungsmitglied der The Frames, verließ die Band aber nach dem ersten Album, um mit anderen Bands zu arbeiten. Er produzierte später aber ein Album von The Frames und scheint mit Glen Hansard verbunden geblieben zu sein. 
Es wechselt wieder mehr zum Rock bei „Wheels on Fire“ und wird wunderschön sanft bei „Wreckless Heart“ - so schön.
Americana/Roots kann der Irre Glen Hansard auch sehr gut: „movin´on“. 
Der atmosphärische Rocksong – das kann Glen Hansard richtig gut – da gelingen ihm immer Ausnahmesongs wie „Setting Forth“. 
Mir macht der Bläsereinsatz im gesamten Albumverlauf auch sehr viel Spaß – diese sind genau richtig eingesetzt und tragen immer dazu bei, dass die Songs noch ein wenig mehr zeitlos werden, als sie schon sind. „Lucky Man“ ist schon ein kleines Meisterwerk. 
Mit Melancholie gepaarter Rock: „One of us must lose“. Singer-Songwriter-Folk: „Your Heart´s not in it“. Sanft und mit ganz viel Gefühl: „Time will be the Healer“. 

Eine Platte, die man eigentlich immer hören kann – vielleicht geht Ihr nach hinten raus, etwas das Tempo aus – aber die Kunst zeitlosen Singer/Songwriter-Rock zu machen – kann man Glen Hansard nach dem Genuss dieses Albums nicht absprechen.

31.01.25

Shout out Louds – Howl Howl Gaff Gaff (2003/2005)

Das Album wurde erst 2003 im skandinavischen Bereich veröffentlicht und mit Songs der vorher veröffentlichten EP´s dann international leicht verändert 2005 herausgebracht. Shout out Louds bestehen aus Adam Olenius (Gesang), Ted Malmros (Bass), Carl von Arbin (Gitarre). Zu diesen stießen noch Eric Edman (Schlagzeug) und an den Keyboards Bebban Sternborg.

Das Markenzeichen von Shout out Louds wird direkt mit deren ersten Song „The Comeback“ klar: tanzbarer Party-Indie-Pop-Rock. Schöne Indiegitarren gepaart mit wuchtigen Drums, mitnehmenden Bassrhythmus und dem zwar immer etwas melancholisch klingenden Gesang von Adam Olenius, der aber trotzdem nicht verhindern kann, dass man auf den Songs nicht wunderbar abtanzen kann. 
Drums, Bass, Keyboardspiel – und ein wenig klingt es wirklich so, als wären Shout out Louds die Tanzkapellen-Variante von The Cure bei „Very Loud“. 
Mit ihren Indie-Charme bekommen Shout out Louds es auch hin, alte und neue Hörer immer wieder für sich einzunehmen – denn ihr Sound ist zeitlos und trotzdem im Indie-Sektor verwurzelt. 
Etwas folkig klingen sie kurz am Anfang bei „Oh, Sweetheart“ doch schwenkt das schnell im Rock´n´Roll-Indie um. Bei ihren Debüt klingen die Shout out Louds auch noch etwas erdiger – als bei ihren späteren Platten – die trotzdem natürlich gut sind – aber durchgedachter klingen. 
Die Verbindung mit Indie- und Sixtiespop können sie auch: „A Track and a Train“. Da ist der Co-Gesang von Bebban Sternborg dann auch sehr passend. 
„Go Sadness“ fängt sehr ruhig an und hält die Stimmung von optimistischer Traurigkeit bis zum Ende durch. 
Danach kommt aber noch der absolute Partytrack der Band und auch ein Höhepunkt jedes Konzerts der Band: „Please Please Please“ - Indie-Pop-Excellence! Auch richtig flott: „100“ - macht auch Spaß!. Indie-Rock: „There´s Nothing“. Noch mal Indie-Party-Modus: „Hurry Up Let´s go“. Nicht minder Indie-Party: „Shut your Eyes“ - da weiß man auch woher die gute Stimmung und der Spaß bei Festival-Auftritten der Band her kommt. 
Am Ende: „Seagull“ - schöner verspielter Indiesong – der Song hat ein kurzes Stück Stille nach ca 5 Min – geht dann aber doch noch etwas weiter – und ich mag die Flöten in dem Stück ja so gern. 
Tolles Debüt einer immer noch tollen Band. 

29.01.25

Joan as a Policewoman – Damned Devotion (2018)

Es ist ein wundervoller Crossover von Rock, Pop, Soul, Funk und Jazz den Joan Wasser als Joan as a Policewoman auf dieser Platte entfaltet. So ein wenig möchte ich immer diese Musik als eine Mischung aus Fest trifft Prince nennen – obwohl es der Musik nicht wirklich ganz gerecht wird – aber irgendwie trotzdem passt – weniger als Feist ist sie sicherlich einem Singerin/Songwriterin-Indie-Sound behaftet und auch ist sie weniger verspielt. Mit Prince teilt sie auf jeden Fall das Können Rock und Pop mit Soul einzigartig zu vermischen. Und eigentlich funktionieren so die Songs dieser Platte und sie funktionieren richtig gut – erst das ruhige „Wonderful“, dann die Single „Warning Bell“, gefolgt von dem dann doch mehr an Feist erinnernde „Tell me“ (den Song mag ich mal richtig gern). 
Im Disco-Funk-Style-Rock folgt „Steed (for Jean Genet)“. Was die doch zum Glück höchst unterschiedlichen Songs zusammenhält – ist die Art der Produktion und die Instrumentierung – alles klingt wie aus einem Guss. Titelstück „Damned Devotion“- ist etwas sanfter, aber auch gleichzeitig sehr verführerisch, soulig und einnehmend. 
Noch ein Lieblingsstück – das Jazz/Rock-Stück „The Silence“ - das ist so gut gespielt, konstruiert und spannend, mitreißend – mag ich sehr. So intelligent, schlau und einzigartig kann sich Rockmusik anfühlen und eben gleichzeitig super mitnehmend sein. Die meisten verheben sich daran – da ist es dann meist Kunst – aber nur selten auch ein guter Song – bei Joan Wasser klappt das perfekt. 
Selbst die ruhige Ballade „Valid Jagger“ klingt bei Joan as a Policewoman immer nach viel mehr – das liegt an der Rhythmusinstrumentierung und weil auch dieses Stück einfach toll gespielt und produziert ist. Das ist wirklich überdurchschnittlich gut. 
Warum ich sie dann doch immer mit Feist zusammenbringe höre ich wieder bei „Rely on“ heraus. Obwohl es bei Joan Wasser halt nicht ganz so in Leichtigkeit gehüllt ist, ist das trotzdem die Liebe aus Pop und Rock was anderes zu machen - dem den eigenen Stempel aufzudrücken.
Ganz starker Song – den ich immer und immer wieder hören kann - ist auch „What was it like“ - so großartig – und warum hört man Taylor Swift-Null/Acht/Fünfzehn-Pop ständig im Radio – und nicht mehr Songs mit dieser Klasse? Wer bildet Musikredakteure aus? Warum teilt die Welt nicht meinen Geschmack – ach egal – dann höre halt nur ich diese tolle Musik immer und immer wieder. Meisterinnenwerk!
Es ist auch die Meisterinnenschaft dieses Albums – das Joan Wasser es schafft – sich einen ganz eigenen Sound anzueignen – es gibt so viele Songs auf dem Album, die dafür sorgen, dass immer wenn Du diese hörst, Du sie ganz klar als ein Joan as a Policewoman-Song identifizierst – auf den Songs der Platte liegt einfach eine ganz eigene Qualität und ein eigener Sound – der ist gerade bei „Talk about it later“ ganz prägend. Die Platte hat einfach über die gesamte Länge ein ganz eigenes Soundkostüm und das macht die Musik darauf auch so faszinierend – selbst der Neo-Soul bei „Silly me“ hat eine ganz eigene Note. Sanfte Power – so wie bei „I don´t Mind“ - steht vielleicht ganz gut für dieses großartige Album. Ganz ganz großartig.

24.01.25

Judas Priest – Rocka Rolla (1974)

Angeblich ist ja dieses Album eher noch ein Blues-Rock-Album und kein Heavy Metal-Album. Dabei rockt das Album mit „One for the Road“ direkt richtig los. Erinnert mich an den Rock von ZZ top und macht ziemlich viel Spaß – weil hinter der Musik sehr viel Power steckt. Toll. Also war es ein weiterer Fehler von mir die klassischen Heavy Metal-Bands bisher zu ignorieren. Mir kam diese Erkenntnis eigentlich schon früher. Bei der Serie „SAS: Rogue Heroes“ verwendeten die Macher klassische Heavy Metal-Songs als Soundtrack und diese Songs machten richtig Spaß, darunter waren Bands wie AC/DC, Black Sabath, Saxon – aber auch Bands wie Killing Joke, Cure, The Damned, The Fall, The Stooges – und eben Judas Priest zu hören. Also gut – wenn Judas Priest so gut funktioniert, hole ich auch irgendwann noch Black Sabath und Saxon nach – versprochen. Aber vielleicht mag ich ja auch nur dieses Album, das noch kein „echter“ Heavy Metal sein soll. Und im Garagen-Rock-Style geht’s auch weiter: „Rocka Rolla“. 
Darauf folgen zwei kurze Stücke: „Winter“ und „Deep Freeze“ - die dann vielleicht so was wie eine Trilogie zusammen mit dem Stück „Winter Retreat“ darstellen. Ich finde ja den Sound von Bass/Gitarre richtig „fett“!. Wenn das nächste Album der Band, so viel besser sein soll, als dieses – da bin ich ja mal wirklich gespannt – was dann kommt – und ob ich dass dann auch toll finde – denn was ich grade auf dem Album höre, gefällt mir schon richtig gut. Im Verlauf von „Winter Retreat“ werden Judas Priest schon fast zur Prog-Rock-Band. Den Garagen-Rock-Sound der Platte finde ich grandios – so auch „Cheater“. Hardrock: „Never Satisfied“. Langes, eher sanfteres Stück – und auch das hervorragend gespielt und entwickelt tatsächlich einen an Pink Floyd erinnerndes Feeling: „Run of the Mill“. Dann doch mal wirklich so was ähnliches wie Blues-Rock: „Dying to Meet you“. Und wieder – den Bass/Gitarrensound finde ich einfach richtig gut – damit fangen die mich jedes mal ganz schnell ein. 
Der Song verwandelt sich dann irgendwann zur verspielte Heavy-Metal-Nummer: „Hero, Hero“. Und fast am Ende „Caviar and Meth“ - atmosphärische Instrumentalnummer. Ganz am Ende folgt „Diamond and Rust“. Mit dem Judas Priests einen ganz ganz typischen Vertreter des – ich sag mal, des massentauglichen Heavy Metal runterspielen, ist aber auch ein Cover einer Joan Baez-Nummer. So klingen die Heavy-Metal-Nummern, die mich vom Heavy Metal immer abgeschreckt haben – weil so ganz viele Stücke funktionieren – wenn die auf den nächsten Album so dann weiter machen würden – dann wäre ich wohl ein Kurzzeitfan – aber erst hören – dann meckern. Aber dieses Debütalbum finde ich riesig – nur den letzten Song brauch ich nicht (der war aber wohl auch eher ein Bonusstück und nicht auf dem Originalalbum. 

10.01.24

Christine Fellows – The Last and Standing (2002)

Die kanadische Singerin/Songwriterin Christine Fellows produziert neben ihren Soloplatten Musik für Kunst- und Tanzprojekte und sie lehrt „Kreatives Schreiben“. Mit ihren Mann John K. Samsons (ehemaliger Frontmann der The Weakerthans) betreibt sie die Online-Seite „Vivat Virtute“ auf denen die beiden ihre Musik und anderes vermarkten. Unter dem Namen „Vivat Virtute“ haben Fellows und Samson auch ein gemeinsames Album mit dem Titel „Hold Music“ gemacht. 

Schöner Singerin/Songwriterin-Folk ist „Regrets“. Durch den Klaviereinsatz statt Gitarre und den etwas nach Proberaum klingenden Sound hat das was charmant Einfaches und Schönes – vielleicht nennt man das Alternativ-Folk. Spannung und Atmosphäre kommt bei „Roadkill“ auf – hat im Refrain und zwischendurch aber auch eine verblüffende Leichtigkeit. Sehr sehr gutes Stück Musik. Bin begeistert. 
Mit Kammerorchesterbegleitung: „Veda´s Waltz“. Warum sich Christine Fellows und John K. Samson ein Leben teilen hört man auch ihrer Musik an – denn die hat von der Stimmung und den Harmonien schon viel gemeinsam und passt sehr gut (auch bei diesem Album hat John K. Samson schon als Musiker mit ausgeholfen). 
Klavier-Ballade: „Seconds After“. Art-Folk: „Lost Overtures“. Verspielt: „2 for 1 (Part 2)“. Wieder Art-Folk: „Blueprints“. Ich mag ja diese vielfältige und meist doch immer positiv klingende folkige Popmusik wie sie meist nur Musikerinnen machen können. Egal ob Dear Reader, Feist (am Anfang) und wie sie alle heißen – das ist immer gekonnt, mitnehmend, fesselnd und mach egal ob von Platte oder live gespielt viel Freude beim Hören. 
Da kann ich nicht anders, als das einfach gut zu finden und zu mögen und hier zu loben – auch beim Song „Trust“ mit Streichern und allem Drum und Dran – da ist alles Dran, Drin und Gut! (muss auch alles absichtlich Groß geschrieben werden). Liebevolle Klavier-Streicher-Nummer: „A Day in the Road“. Ganz tolle Indie-Folk-Nummer: „Surgery“. Das sind alles schöne Songs, so auch „Bird as Prophet“. Nur schön: „Colourblind“. Ganz kurz – Titelsong „The Last and Standing“. Abschluss (nach kurzer Pause) mit „Surprise!“ - der rockt dann sogar mal. 

Christine Fellows macht schönen und richtig guten Indie-Folk – was will man mehr und ist sehr zu empfehlen. 

06.01.25

Daniel Lanois – Acadie (1989)

Daniel Lanois hat unter anderen Platten von Peter Gabriel, U2, Robbie Robertson, Neville Brothers, Bob Dylan produziert und dies gefühlt alles gleichzeitig. 1989 hat Daniel Lanois sein erstes eigenes Album herausgebracht. Bei bekannten Musikern, die ihm im Studio unterstützen, hätte er sich sicherlich frei bedienen können, entschied sich aber für die Gäste Larry Mullen, jr und Adam Clayton (beide U2), Teile der Neville Brothers, Brian und Roger Eno, sowie weitere exzellente Studiomusiker mit denen Lanois auch schon in der Vergangenheit gearbeitet hat. 

Direkt bei „Still Water“ hört man heraus, dass Daniel Lanois sowohl mit Robbie Robertson als auch mit U2 gearbeitet hat, denn der Song hätte sowohl von der einen Band als von dem anderen großen kanadischen Musiker stammen können. Trotzdem klingt es jetzt nicht wie eine schlechte Kopie – sondern wie „ein Song im gleichen Stil von“. Wirklich schöner Song und auch eine gutes Eröffnungsstück für eine Platte. 
Vom Sound klingen die ersten zwei Stücke des Albums wirklich wie die von ihm produzierten U2 Alben und auch von der Instrumentierung und im Stil ist es diesen Alben wohl am nächsten und so auch der wundervolle Song Namens „The Maker“, der Gastgesang von Aaron Neville bringt dann noch den zusätzlichen A-Ha-Effekt.
In französisch gesungen und mit ganz viel Folk-Feeling „O Marie“ - sicherlich der Song, den ich am meisten von diesem Album gehört hab. Die Gitarrenarbeit erinnert hierbei sehr an den von Daniel Lanois mitgeförderten Chris Whitley.
Launiger Country-Folk im Cajun-Stil: „Jolie Louise“. Atmosphärisch dichter (fast) Instrumentalsong – mit eingesprochenen Text: „Fisherman´s Daughter“. 
„White Mustang II“ - Ebenso atmosphärisch und klingt wie ein Soundtrackstück – zusammen mit Brian Eno geschrieben und vielleicht auch deshalb ein Ambient-Americana-Song. 
Zurück im Folk-Rock-Modus: „Under a stormy Sky“. Bei „Where the Hawkwind kills“ mischt Daniel Lanois den Stil der ersten beiden Stücke der Platte mit dem Ambient-Americana Sound kurz zuvor. Das hat dann schon was ganz eigenes. Sanfter Folk: „Silium´s Hill“. Den Ambient-Americana-Stil hat Lanois aber wirklich mit dieser Platte sicherlich einen großen Anschub gegeben. Den Eindruck verstärkt auch der Track: „Ice“. „St. Ann´s Gold“ - auch noch ein sanfter Folk-Song. Am Ende dann ein sehr bekannter Traditional – neu gespielt und aufgenommen „Amazing Graze“. 

Was man dem Album oder dem Macher vorwerfen kann – ist das es zu oft zu Stilbrüchen kommt – teilweise weiß man nicht, ob er ein reines Folk-, oder ein Ambient-Americana – oder ein Album im Stil der vom ihm Produzierten Alben von U2 und Robbie Robertson machen will. Aber vielleicht ist auch gerade diese Uneinheitlichkeit – die das Durchhören der Platte noch recht spannend gestalten – trotz der vielen ruhigen Passagen. 

04.01.25

Feist – Metals (2011)

Nach einer längeren kreativen Pause meldete sich Leslie Feist mit diesem Album zurück. Aus leichtfüssigen Indie-Pop wird bei Feist immer mehr anspruchsvoller Art-Rock/Pop – als Songwriterin hat sie sich perfektioniert und beweist dies direkt mit dem tollen „The Bad in Each Other“. 
Als Solo-Nummer wäre das eine gute Folk-Nummer. Mit Band und Studiosound ist das einfach ganz großartige Musik. Und ein ganz toller Song um den Hörer direkt mit dem ersten Song einfach umzuhauen.
„Graveyard“ ist ruhiger, melancholischer, wird im Verlauf aber auch teilweise schön schwungvoll. In dem Stil anspruchsvollen melancholischen Singer/Siongwriterin-Musik geht’s auch mit „Caught a long Wind“ weiter. Das macht sie auch richtig gut – und sie vollendet diesen Schritt zur fast reinen Singerin/Songwriterin dann ja auch mit ihrem bisher letzten Album „Multitudes“. 
Blues-IndiePop – das kann sie auch: „How come you never go there“. Vergleichen kann ich sie – obwohl die beiden Frauen und Künstlerinnen nicht auf dem ersten Blick so viel gemein haben, beim genaueren Hinhören aber eben doch am meisten mit „Joan as the Police Woman“ - wohl auch deshalb mag ich die Musik von Leslie Feist und Joan Wasser so sehr – weil beide es so gut machen und ihr Publikum niemals langweilen. 
Art-Rock: „A Commotion“ - auch richtig gut. Sehr geliebt von mir das wieder ruhigere „The Circle married the Line“. Das Album ist wirklich mit all den Songs sehr herausragend. Indie-Folk: „Bittersweet Melodies“. Das ist auch einfach nur gut – und ich höre das wieder alles mit totaler Begeisterung (merkt man dem Text bisher auch gar nicht an). 
Gekonnt und meisterinnenhaft geht’s auch weiter – Downtemporock-Folk: „Anti-Pioneer“. Art-Rock: „Undiscovered First“ - und dieser sogar mal teilweise mit Härte gespielt. Danach geht’s wieder zurück zum sanft schönen Singerinnen/Songwriterinnen-Liedgut: „Cicadas and Gulls“. Folk: „Comfort Me“. Und ich frag mich grade, warum nicht Folkmusiker lieber so klingen wollen, wie Leslie Feist auf diesem Album – und stattdessen dem sich anbidernen PopFolk von Dessner/Bon Iver nacheifern – totales Unverständnis dafür – aber das ist wohl einfach dem kommerziellen Erfolg von Ed Sheeran, Bon Iver geschuldet. Eigentlich weißt Feist hier den Weg – wie zeitloser Singer/Songwriter-Folk geht. 
Und am Ende beglückt Feist den Hörer noch mit dem wunderschönen Absacker „Get it wrong, get it right“. Was für eine Meisterinenleistung dieses Album doch ist – und nicht nur wegen diesem Album und wegen eines unvergesslich tollen Livekonzerts werde ich die Musik von Leslie Feist zu den ganz großen Werken der Musik zählen. Musik wie gemacht für mich. 

27.12.24

Katelin – Unsee it (2024)

Die Musikerin, die sich nur Katelin nennt. hat Glück gehabt. Denn ich war auf ein Konzert von Someday Jacob und fand das richtig gut und hab dann, wie es meine Art ist, begeistert erst mal alles von der Band gekauft, was ich noch nicht hatte und es gab einen Hinweis auf diese frisch erschienene Platte an der der Frontmann von Someday Jacob Jörn Schlüter fleißig mitgewirkt hat. Also habe ich diese gekauft. Und nun wird sie etwas zeitversetzt auch gehört. 

Erleichterung stellt sich nach den ersten Klängen von „Rhino Skin“ ein. War wohl eine gute Entscheidung die Platte zu kaufen, denn obwohl mir die Künstlerin vollkommen unbekannt war, wird man mit anspruchsvollen Indie-Folk belohnt. Sanfte Klänge, die aber im Verlauf des Stücks an Wucht auch zunimmt und wieder abnimmt. Gut produziert ist das auch und klingt so, als ob man sich für die Produktion, trotz wohl geringer Mittel, was Großes vorgenommen hat. 
„Odds & Ends“ ist rockiger – gute Schlagwerkarbeit – gute Gitarrenarbeit – die Musik von Katelin gefällt mir da doch direkt wirklich gut. „Hide and Seek“ erinnert mich an Musik von jemanden anderes, die so ungefähr die selbe Stimme hat – wie Katelin – könnte Florence and the Machine oder doch jemand mehr aus dem Indie-Pop-Bereich (vielleicht Intergalactic Lovers) sein. Ich hab auch ähnliche Songs schon öfters gehört – was aber kein Nachteil ist – weil auch der Song gut ist und anspruchsvollen Pop-Rock bietet, der auch im Radio gespielt sich gut machen würde. 
Sanfter fällt da das Titelstück „Unsee it“ aus – welches mir als ruhigen Indie-Rock auch gut gefällt. Die Musik von Katelin ist wirklich sehr Massenkompatibel ohne dabei aber zu aufdringlich zu sein. Gefällig im sehr guten Sinne. Die Frau muss bekannter werden. Charmanter Indie-Pop: „The Room“. 
Na gut – Bei „Down by the River“ ist vielleicht dann doch ein wenig von allem Zuviel – da ist dass vielleicht doch zu gewollt und dafür hat der Song zu wenig zu bieten. Wieder zurückhaltender und im guten Indie-Pop-Stil: „Orphaned by Grace“. 
„Upwards we fall“ auch sehr ruhig – zu Anfang als Pianoballade angelegt, doch auch bei dem Stück wird das Klangspektrum noch erweitert – sehr feine Nummer. Als Einzelstücke machen sich die Songs in jeder Playlist mit Sicherheit gut. Nach einem abrupten Ende folgt eine weiter Indie-Folk-Nummer mit Pop-Appeal: „Black Shoes“. Locker leicht wie es zu einem Song mit dem Titel „Summerwind“ gehört, fällt dieser aus. Als Single oder fürs Radio ist eigentlich jeder Song der Platte geeignet – funktioniert alles sehr gut. Das gilt natürlich auch für den letzten Song: „Rosy Butterflies“.

Tolle Songs, ich habe, glaube ich, kaum einen Grund mehr als einen Song aus meiner Playlist jemals wieder rauszuschmeißen, das einzige was Katelin eigentlich fehlt ist ein einzigartiges Erkennungsmerkmal – denn obwohl alle Songs sehr gut sind – klingt halt doch alles so nach irgendwie schon einmal gehört und deshalb muss Katelin sich ihr Publikum und ihre Fans wohl erst hart live erspielen und hoffen, dass irgendwann die Mundpropaganda Gutes über sie verbreitet. Vielleicht hilft da aber auch ein Auftritt, der von TV-Noir aufgezeichnet wurde. Haltet also mal Ausschau nach Auftritten von Katelin – lohnt sich sicher.

13.12.24

Die Sterne – Hallo Euphoria (2022)

Mit zum Teil großer Neubesetzung seiner Band, mit den Musikern Jan Philipp Janzen, Phillip Tieschle, Dyan Valdés und Max Knoth, ist dies das dreizehnte Album von Die Sternen unter der Führung von Sänger Frank Spieker. Die Band ist sicherlich neben Tocotronic einer der bekanntesten Vertreter der Hamburger Schule und der Song „Was hat Dich bloß so ruiniert“ ist sicherlich der bekanntesten der Band. Aber schon dreizehn Alben herausgebracht zu haben, ist schon was und dabei, vielleicht durch die Neubesetzungen an den Instrumenten, klingt die Band immer noch sehr frisch und aktuell.

Das Album fängt mit „Stell mir einen Clown zur Seite“ an – und der Song klingt eingentlich so wie man es von Die Sterne erwartet – Indie-Rock, gut getextet und nach bekannten Die Sterne-Muster. „Alles was ich will“ ist ein schön lockerer und easy going Song – das mag ich richtig gern. Und den lockeren Indie-Pop-Sound können Die Sterne wirklich sehr gut und der macht richtig Spaß: „Spilker immer mittendrin“. Die Musik der CD ist einfach riesig und zeitlos und aktuell zugleich. Die Songs machen mir richtig viel Spaß, so auch „Die Welt wird knusprig“. 
Mal wieder etwas ernster und im alten Hamburger Schule-Modus: „Gleich hinter Krefeld“. Titelstück „Hallo Euphoria“ ist ein sehr schön groovender Indie-Pop-Rock-Song – ganz ganz großartig. 
Da die Melodien immer mitnehmend und anders als beim Song zuvor sind, ist das Album eine wahre Freude. Abwechslungsreich und einfach nur gute Songs. Da schwappt die Euphorie auch auf den Hörer/die Hörerin über und was Kritisches vermag ich da gar nicht zu schreiben. Also auch super: „Die Kinder brauchen Platz“. „Niemand kommt unschuldig Raus“ hat nach dem Anfangspart was von den Sound von Element of Crime – aber letzten Endes ist es doch ein echter Die Sterne-Song. 
Funky-Indie-Pop: „Ping Pong“ - aber vielleicht auch der einzige schwächere Song der Platte. Naja – auch die Ballade im 60er Jahre Musik-Kostüm mit Namen „Wir wissen nichts“ ist vielleicht recht ambitioniert, aber überzeugt mich dann auch nicht so richtig – ab die ersten acht Stücke haben mich ja auch total begeistert – so ist alles gut und ich bleib einfach ein riesiger Fan von „Die Sterne“ (und ich kenne gar nicht mal so viele ihrer Alben – da habe ich noch viel Spaß beim Nachhören vor mir. 

09.12.24

Bas Jan – Back to the Swamp (2023)

Der zweite Longplayer von Bas Jan, der Band um die Multiinstrumentalstin und Sängerin Serafina Steer musste ich haben, weil ich ihr Debütalbum einfach sehr sehr gut fand. Und so ist die Freude auf weitere Songs dieser Band sehr groß. 

Im Indiepopbereich – aber mit dem Hang zum gut konstruiert Art-Pop – ist der Opener „At the Counter“ angesiedelt. Der zurückhaltenden Post-Punk-Pop der ersten Platte kehrt mit „No More Swamp“ zurück und auch der Song macht sofort richtig Laune.

Ich finde es ja gut, wenn eine Band einen eigenen Stil hat – dieser aber nicht das Songwriting davon abhält, einfach gute Songs zu entwickeln und auch nicht die musikalische Bandbreite einer Band einschränkt. Mir ist der Song als Hörer wichtiger als der Wiedererkennungswert einer Band – eigentlich soll mir ja jeder „neue“ Song, den ich höre, am besten auch was Neues anbieten. Schön ist es dann, wenn ich bei der neuen Platte einer von mir sehr gemochten Band beim Hören den Wiedererkennungswert habe – das kann dann auch nur an der mir bekannten Stimme des Sängers liegen - ich aber nicht beim Hören das Gefühl habe, die gleichen Songs der letzten Platte nur in leicht veränderter Form nochmal vorgespielt zu bekommen. Dann macht es Spaß und ich kauf mir dann auch die nächste Platte. Stelle ich bei einer von mir gemochten Band fest, dass ich immer nur noch das Gleiche von denen zu hören bekomme und auch dies nicht mehr ganz der Qualität der Vorgängeralben – stelle ich das Hören auch ein – bis sie mich dann mal wieder vielleicht mit einer Single oder einem Radiosong wieder zurückholen können, oder einem Liveauftritt.....aber manchmal war es das dann auch einfach. Dann halte ich aber die guten Platten auch positiv weiter in Erinnerung und höre diese gerne. 

Das größte Problem ist, egal wie gut die Band ist, wenn sie ein Lieblingsalbum gemacht hat – dieses hört man meist, obwohl neben dieser noch andere Platten von dieser Band stehen, die dann nur zur Sammlung gehören – und da hört bei mir als Vielhörer, der keinen Regalplatz mehr hat, dann der Spaß mittlerweile auch auf – deswegen ruhig mal auch die nicht Lieblingsplatten einer geliebten Band hören – ob diese überhaupt noch im Regal einen Platz brauchen – oder ob -„Überraschung“- sich nicht ein paar super Songs auf diesen befinden – die man jahrelang überhört hat – genau deshalb versuche ich ja gerade das Projekt „Sammlungdruchhören“ durchzuziehen. 

Wenn sich aber eine Band „neu erfindet“ und den alten Stil ihrer Musik gegen einen ganz neuen austauscht – und das nicht nur als Experiment oder Spielerei für eine Platte, dann kann das bei mir auch dazu führen, dass ich eine einstmals geliebte Band aufgebe. Da merkt auch wie schwer es die Musiker mit ihren Fans haben – machen sie immer nur die Musik im gleichen Stil, gelten sie als langweilig und ihre nächsten Platten werden ignoriert. Wagen sie sich an was Neues und ändern was – wird es den einen Teil der Fans gefallen und die anderen werden sich abwenden – da ist es schon gut, wenn man von Anfang an klar macht: bei uns ist einfach alles zu erwarten und wir sind vom Stil nicht so festgelegt und genau das machen Bas Jan recht gut und es scheint mir auch eine Tendenz bei so einigen Bands zu sein – dass sie lieber von vielen zu viel auf ihren Alben bieten, als sich gleich auf was festlegen zu lassen, und damit in irgendeine Schublade zu geraten. Ich mag das. Wundertüten finde ich als Hörer spannend – solange die Songs in der Tüte gut sind. 
Das war jetzt ein langer Aufsatz über vieles, aber jetzt zurück zum nächsten Song der Platte. 

„Credit Card“ ist eine sehr schöne Indie-Rock-Nummer und wieder geraten sie mit ihren kunstvollen Singer-Songwriterinen-Post-Punk auch in den Gefilden des Art-Rocks. Das finde ich super. Im Art-Pop-New Wave-Bereich: „Ding Dong“. Und mit „Margaret Calvert Drives Out“ sind wir nun wirklich im Art-Rock gelandet. Die Band aus London begeistert mich wirklich wieder – weil die Mischung einfach großartig ist – da steckt soviel von der Musik drin, die ich derzeit mag und das alles auf einem Album gepackt und manchmal in nur einem Song zu finden. Das Titelstück „Back to the Swamp“ ist atmosphärischer Art-Post-Punk. Indie-Pop: „Singing Bar“. „Cried a River“ = Art-Pop-Rock. Am Ende nochmal anspruchsvoller Indie-Pop mit „Tarot Card“.

Alles richtig gemacht. Gerne noch mehr davon. Das ist beste Indie-Pop/Rock-Unterhaltung. Würde ich zu gern mal live erleben. 

04.12.24

Rising Sons – Rising Sons featuring Taj Mahal & Ry Cooder (1965/66/92)

Erst 1992 wurde das Album, welches den Startpunkt der Kariere von Taj Mahal & Ry Cooder markiert, veröffentlicht. Aufgenommen wurde es in den Jahren 1965 und 1966. Rock ´n´ Roll mit Country-Rock und Blues gemixt: „Statesboro Blues“. Und dieser Stilmix aber ohne Rock´n´Roll hört man auch bei „If the River where Whisky (Divin Duck Blues)“. Obwohl die „Rising Sons“ kein Album während ihrer Zeit veröffentlichen konnten, hatte ihre Musik, die sie live in verschiedenen Clubs in L.A. spielten Einfluss auf viele Bands – die dann sehr viel bekannter wurden als sie – darunter The Greatful Dead, Buffalo Springfield, Allman Brothers und The Byrds.
Und die Songs sind auch sehr gut gespielt – so auch der sanfte Blues: „By and By (Poor Me)“. Und Ry Cooder hätte gerne Taj Mahal als Sänger seiner ersten Soloplatte nehmen sollen, da der wirklich singen kann – Cooder ist da eher vielleicht der bessere Gitarrist. 
Verspielter Country-Rock „Candy Man“. Sanfter Americana mit noch sanfteren Blues-Anteil, das wunderschöne: “2:10 Train“. Country-Rock´n´Roll: „Let the Good Times Roll“. Tolle Blues-Nummer: „.44 Blues“. Rock: „11th Street Overcrossing“. 
Im Gegensatz zu dem kurz vorher gehörten Ry Cooder Solodebütalbum (1970) stimmt bei dem Album einfach ganz viel. Da ist die Frage aber, ob und wie viel an den Originalaufnahmen noch nachträglich beim Mastern technisch verbessert wurden – falls das die Originalaufnahmen im Rohzustand sind, wäre das wirklich ein ganz beachtliches Album, dass wirklich damals schon hätte veröffentlicht werden müssen. Weil gerade die Countryrock-Stücke einfach wegweisend waren und ganz viele Bands später genauso geklungen haben. Und eigentlich hat Ry Cooder seinen Stil schon gefunden gehabt. Denn den Stilmix der „Rising Sons“ hat er einfach weiter beibehalten, während Taj Mahal ja eher dem Blues weiter gefolgt ist. 
Die weiteren Songs bestätigen den guten Eindruck der ersten Stücke: „Corrina, Corrina“, „Tulsa Country“ und einfach der ganze Rest bestehend aus den Songs „Walkin´ down the Line“, „The Girl with green Eyes“ (sehr sehr schön – könnte auch ein Beatles Stück sein), „Sunny´s Dream“ (tolle Folk-Rock-Ballade), Country-Pop: „Spanish Lace Blues“, „The Devil´s got my Woman“ (Dixie-Rock), Country-Rock auf ganz tollen Niveau: „Take a giant Step“ (und auch da höre ich den Beatles-Vibe stark heraus (die hätten den Beatles echt Konkurrenz machen können)) und dies auch bei „Flyin´so high“, Blues: „Dust my Broom“, guter Folk-Rock: „Last fair Deal goin down“, Blues-Rock: „Baby, what you want me to do?“, „Statesborro Blues“ (Version 2), Folk-Rock`n“ Blues: zum Schluss: „I got a little“.

Das Album ist echt eine Herausforderung, weil man nicht verstehen kann, dass diese wunderbare Musik solange gebraucht hat um veröffentlicht zu werden (27 Jahre!) und auch von mir entdeckt zu werden. Und das Album ist wohl wirklich ein wichtiges Stück Rock-History. 

24.11.24

Jimmy eat World – Invented (2010)

Die sanften Gottväter des Emocores – werden von Platte zu Platte immer zugänglicher. Das macht weiterhin ihr Frühwerk zu etwas Besonders, dadurch wird ihre gegenwärtige Musik aber auch nicht wirklich schlechter – nur öffnen sie sich für eine größere Zielgruppe.
„Heart is hard to find“ ist eine sanfte Pop-Rock-Ballade – aber auch ein guter Song.
Poppiger Rock: „My best Therory“ - auch auf den Konzert vor sehr kurzer Zeit merkte ich, dass sie als sanfte Green Day-Variante hervorragend funktionieren und die Massen zum Mitsingen und Tanzen bringen können – auch haben sie es geschafft, mit ihrer Musik noch „neue“ Hörer zu gewinnen. Ihr Publikum ist im Vergleich zu anderen Bands, die in den 90ern gegründet wurden, relativ jung im Altersdurchschnitt – bei anderen Konzerten, die ich besuche, komme ich mir mit meinen Mitte Fünfzig noch sehr jung vor.
Der sanfte Punk-Rock ist wirklich ihre Stärke – das ist schöne Musik – aber mit Drive nach Vorne – und das funktioniert bei Ihnen einfach super, so zum Beispiel auch bei „Evidence“. 
„Higher Devotion“, „Movielike“ - das ist guter Pop-Rock. Und auf so viele Songs mit Singlequalität muss man es mit einer Platte auch erst mal schaffen. Okay, dass ist jetzt vielleicht wirklich alles nah am Mainstream – mit Alternativ, Hard- oder Emocore hat es herzlich wenig gemein – aber diese Entwicklung zeichnete sich auch schon auf den Platten davor ab – lieber Stadionhymnen die gut sind– als für immer ein Genreliebling zu sein. Und mal ehrlich – wäre der Mainsstream bei einer Band, sagen wir mal aus aktuellen Gründen bei Snow Patrol oder Coldplay so rockig und gut – dann würden ich auch nicht so viel über diese heute lästern. Es gibt halt nicht den „guten“ oder „bösen“ Mainstream oder Pop – es gibt aber durchaus „guten“ oder „schlechten“ Mainstream oder Pop.
Ich mag auf jeden Fall, dass was ich hier höre – nimmt einen mit und unterhält mit sehr guten Songs – eine „Clarity“ ist das nicht mehr – aber an einem solchen Meisterwerk arbeitet man sich auch ein Musikerleben lang dran ab (und da sie immer wieder mit der Platte auf Tour gehen, wissen sie das auch).
Und wenn die Gitarren mal bei „Coffee and Cigarettes“ härter klingen, ist es auch gleich sehr viel besser – als bei so manchen populären Punkrocker – weil der Song immer bei Jimmy eat World im Mittelpunkt steht und nicht das PunkRockGehabe. 
Sanfter Poprocker: „Stop“. Vielleicht hätte mein Altes Ich das Album in den späten 90er Jahre auch als „zu Mainstream“ bezeichnet – aber mal ehrlich, ein Stück wie „The Middle“ ist auch eigentlich nach heutiger Sichtweise sehr „Mainstream“ - also was soll das? Es funktioniert und darauf kommt es an. Da das Album es mit vierzehn Stücken etwas übertreibt, lege ich hier mit dem Hören eine Pause ein – aber den ebenfalls sanfteren und schon fast Singer/Songwriter-Song „Littlething“ nehme ich noch mit – der versetzt mich schon fast in Feiertagsstimmung – weil der so erhaben klingt – früher konnten Snow Patrol auch noch solche Songs machen – früher....nicht heute.

So – da war nun eine längere Pause – aber ich hab die Platte nicht vergessen. Jetzt wird weiter gehört.

Auch „Cut“ beginnt eher ruhig und ist auch so eine schöne Nummer – man kann durchaus Härte mit Emotion und Gefühl verbinden – dafür gibt es diese Band. „Action needs an Audiance“ ist wieder schön im poppigen Punk-Rock-Modus. Da tanzt das Publikum freudig mit. Im Anschluss wird wieder zur Akustikgitarre gegriffen, die nächste Rockballade folgt mit dem Titelstück „Invented“, die am Ende aber auch noch mal richtig laut und hymnisch wird.
Sie verführen den Hörer mit jedem Song dieser Platte und besonders nochmal mit „Mixtape“ - sehr schöner Song. 
Flotter gerockt und gut: „Anais“. Letzter Song im Singer/Songwritermodus: „You and I“. 

Sehr schönes, sehr eingängiges und mitnehmendes Album. So mag ich Punk-Rock. 

Auf der Deluxe-Ausgabe der Platte findet sich noch „Coffee and Cigarettes“ in einer Akustikversion. Das Bonusstück „Precisison Auto“ - Punk-Rock-Nummer, „Anais“ als Demofassung und „Mixtape“ in der Akustikversion.

18.11.24

Danzig – Danzig (1988)

Da ich ja, wie hier schon oft geschrieben wurde, erst in den späten 80er Jahren mich härterer Rockmusik angenähert hatte, gehört dieses Album sicherlich mit zu meinen früheren Erfahrungen in dem Metal-Genre und ist wohl eins der unauslöschbaren Alben in meiner ewigen Top 20 „Heavy-Hitliste“ . Eigentlich, mag ich ja eher die „alternativen Hard-Rock-Welten“ lieber als den klassischen Metal (von dem ich aber auch wirklich nicht viel wirklich kenne) – aber ich zähl auch dieses Album mit seiner Mischung aus Heavy, bißchen Bluesrock und Punk mit zum nicht klassischen Heavy Metal – obwohl sie trotzdem vor allem Heavy Metal ist und wohl ganz Wacken ewig zum Tanzen bringen würde. 

Das Song Material ist richtig gut – es rockt, eher etwas dystopisch – mache nennen es gar teuflisch - ist melodiös auf sehr einfache Art und rockt einfach von Vorne bis Hinten. Egal ob „Twist of Cain“, „Not of this World“, „She Ride“ - den ich neben „Mother“ immer als eines der besten Stücke in Erinnerung halte. 
„Soul of Fire“ - der rockt auch genauso gut wie „Mother“ und hätte wie dieser mich auch jedes Mal auf die Tanzfläche einer Oberhausener Tanzfläche vom Ende der 80er Jahre bis in die späten 90er gelockt. 
„Am I Evil“ - ist mal noch eine Stufe härter – aber irgendwie ist der Song mir trotz wirklich starker Gitarrenarbeit nicht ganz so meins. 
Aber darauf folgt „Mother“. Der gehört einfach zu den Songs in der ewigen Bestenliste mit zu denen die ganz weit Vorne stehen, weil es wohl kaum einen Discobesuch in Oberhausen gab – bei dem ich nicht auf diesen einen Song tanzen konnte. Egal ob MCR, Daddy, Blue Moon oder Raskalnikov – der Song gehörte einfach immer dazu. Ein weiterer dieser Songs ist sicherlich „Vagabounds“ von New Model Army gewesen. „Mother“ ist aber auch immer wieder ein einfach guter Rocksong – der mich jedes Mal mitnimmt – jedes Mal!
Bei „Possission“ ist mir das etwas zu simpel, was der ehemalige Sänger der „Missfits“ Glenn Danzig da macht – oder der nimmt mich einfach halt nicht mit.
Das sehr atmosphärisch beginnende „End of Time“, das schnell aber an Härte gewinnt, ist da eher meins. Da stimmen Rhythmus, Gitarrenarbeit und der Rest.
Gradlinig runtergerockt: „The Hunter“ - das ist wirklich klassischer Heavy Metal. Und „Evil Thing“ rockt das Album über die Ziellinie.

Sicherlich ein Album, das in der ersten Hälfte stärker ist und dem nach „Mother“ etwas die Luft ausgeht. Aber das ist schon Heavy Metal auf ganz hohen Niveau und bleibt deshalb auch in meiner ewigen Heavy-Hitliste weit Vorne. 

09.11.24

Kids in Glass Houses – Smart Casual (2008)

Klingt „Fistcuffs“ noch wie eine Indie-Alternativerock-Nummer, die durchaus nicht schlecht ist und auch sehr schön nach Vorne los geht, ist der Song „Easy Tiger“ ein Indie-Rock-Song, der aber schon schön ins poppige über geht, dabei aber auch weiter rockt. Das ist durchaus radiotauglich und macht einfach eine Menge Spaß und dieses Gefühl wirklich guten Indie-Pop zu hören, der eigentlich in die Heavy Rotation eines jeden Radiosenders oder in die Playlist vieler Leute gehört führt „Give me what I want“ noch besser fort. Für solche Songs lieb ich die „Kids in Glass Houses“ seit ich sie mal in einer Rockpalast-Sendung zufällig entdeckt hatte. Richtig gute Songs zum abfeiern, gern haben, lieben – die aber auch durch ihre Qualität einfach begeistern. 
Und in dem Modus poppiger Indie-Rock funktionieren viele der Songs auf dieser Platte – weshalb ich diese Platte auch sehr mag. Denn auch wenn sie ein Song mal etwas sanfter ausfällt, wie bei „Saturday“ funktioniert das. Gleiches gilt für „Lovely Bones“. Teilweise haben die Waliser sich ein paar Sounds von Incubus meiner Meinung abgeschaut, aber das ist gut so, weil es dann passt und sie eigentlich eine andere Art von Alternative Rock als Incubus machen. Irgendwie hat die Musik auf total positive Weise auch durch die Art wie Sänger und Frontmann Alled Phillips singt was von Joe Jackson – finde ich. Deshalb ist diese Mischung auch so super. Der Song „Shameless“ ist auch einfach total riesig. So viele gute Songs und auch „Girls“ ist einer davon. Als Indie-Pop-Rock sind die einfach richtig gut. „Good Boys gone Rad“ ist mal etwas härter in den Riffs und schon Britpop. 
So ein richtiger Song für die Tanzfläche und das verspricht der Song auch im Titel: „Dance all Night“. Mir gefällt da wirklich jeder Song, auch „Pillow Talk“. Neben dem Debütalbum „Conditions“ von The Temper Trap“ ist das sicherlich eines der besten Debütalben dieser Zeit (2008/2009) für mich gewesen. 
Bei so vielen guten Songs geht dann ein Song wie „Raise Hell“ fast schon unter, obwohl der auch nicht schlecht ist. Ein Konzert zur Platte hätte ich auch gerne live erlebt – weil das eine tolle Party gewesen sein muss – unendlich gute Songs – der Fan feiert einfach mal ein Konzert lang durch. Der letzter Song „Church Tounge“ - ist auch noch mal so ein Song zum Abfeiern. Wie geschrieben: eine Lieblingsplatte.

03.11.24

Steve Howe – Love is (2020)

Der langjährige Yes-Gitarrist erfreut mich direkt mit dem sanft lieblichen Instrumentalstück „Fulcrum“ - welches eine schöne Mischung aus sanften Jazz, Folk und Rock bietet. Nah am Kitsch, aber auch gleichzeitig sehr schön. „See me through“ rockt etwas mehr los und hier wird auch gesungen. Dabei schafft es Howe an den Gesang von Jon Anderson zu erinnern. Der Song ist schön gradlinig, ansprechend, sozusagen ein schnörkelloser Yes-Song, der das alte Rockfeeling sehr schön in die Jetztzeit überträgt. Kurz nach etwas klassischer Musik klingend, wird dann „Beyond the Call“ doch schnell zum weiteren sanften Rocksong. Das Spiel und der Klang der Gitarre von Steve Howe erinnert mich an Mike Oldfield, als dieser noch mit einer Gitarre Musik und auch noch mehr akustischen Folkrock machte (lang ist das her). Steve Howe ist sich und seiner Art Musik treu geblieben und dies nun schon, seit 55 Jahre – dabei ist er aber neben dem Prog-Rock, auch Einflüssen von Folk und Country offen gegenüber geblieben. Auf jeden Fall ist „Beyond the Call“ ein ganz wundervoller Song – der mich an die gute alte Zeit erinnert – in der ich noch dachte das Album „QE2“ von Oldfield wäre ein gutes Album und das diese Musik auf ewig zeitlos bleibt – bei Steve Howe hat das auf jeden Fall gut geklappt – seine Art Gitarre zu spielen hat die Zeit überdauert. Das ist einfach alles sehr schön – zwar muss man mit der Art wie Howe Musik macht, groß geworden sein – um sie richtig zu würdigen, aber das sind alles Songs, die mein junges Ich total gerne hört und das alte Ich bekommt eine Gänsehaut dabei – auch beim Song „Love is a River“.
Mit klassischen Prog-Strukturen beginnt „Sound Picture“ – bevor er zu einer gemächlichen und eigentlich sehr gefälligen Instrumentalnummer wird. Howe, der das Album auch selbst produziert hat, sorgt für ein sehr gut klingende Platte, die zwar ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, die aber durch das musikalische Können begeistert. Das gilt auch für den Pop-Rock mit Country.-Einschlag bei „It ain´t Easy“. 
„Pause for Through“ - das macht mir Spaß, was Steve Howe da an instrumentalen Rock abliefert, werden wohl manche Hörer als zu „eingängig“, „mainstreamig“ abtun – aber für mich ist das stimmig. Die Gründe dafür wurden schon genannt. Wirklich ein Album für mein „altes“ Ich. 
Da mir ja so manche klassische oder auf klassisch gemachte Prog-Rock-Nummer doch mit ihrer Kunstfertigkeit zu Schaffen macht, finde ich diese etwas weniger verkopfte Version von Rockmusik wirklich sehr hörenswert. Das macht mir dann mehr Spaß als so manches Album von hochgeschätzten alten und neuen Prog-Rock-Bands. 
Und auch die Stimme von Howe, der sicherlich zu recht nur die Drittstimme beim Gesang bei Yes sein durfte – passt zu den Songs und der Gesamtstimmung der Platte. Bei „The Headlands“ stellt sich dann aber langsam ein Sättigungsgefühl ein – weil es sich zwar nicht unbedingt alles gleich anhört was Steve Howe da spielt, aber die Stimmung ist doch ziemlich gleich und eigentlich reicht das bisher Gespielte, um mich als Hörer glücklich zu machen. Danach folgt aber auch nur noch „On the Balcony“ und man wundert sich bei dem Titel, was auf dem Balkon von Steve Howe denn so alles los zu sein scheint, denn der Song rockt am Anfang recht hart – bevor er dann doch zu einer Art Folk-Rock-Song wird, bei dem aber irgendwie sich der Inhalt für mich nicht mehr ganz so stimmig zusammensetzt, wie bei den Songs zuvor. Aber wie geschrieben – ich war ja schon mit mit den ersten acht Songs der Platte glücklich gemacht worden und so bleibt bei der Platte ein guter Gesamteindruck von der Platte erhalten und ich werde sie ein paar Menschen besonders ans Herz legen, weil ich weiß wie sehr sie das mögen werden.

Mein altes Ich ist begeistert. 

29.10.24

Billy Bragg – Life´s a Riot with Spy vs. Spy + Between the Wars (1983/85)

Musiker und Links-Aktivist Billy Bragg schaffte den Durchbruch und den Einstieg in die englischen Charts mit diesem Album, dass sieben Tracks mit einer Lauflänge von knapp über 15 Minuten enthält. Die Songs funktionieren als Solo gespielte Protest-Songs (solo electric) sehr gut und ganz besonders „A New England“ ist einer der Songs für die Ewigkeit (und wurde sehr oft gecovert). Diese Veröffentlichung enthält auch die EP „Between the Wars“ mit vier Songs.

Als klassischer Folk-Singer/Songwriter-Song – aber eben britisch und nicht amerikanisch - funktioniert der Song „Milkman of Human Kindness“ direkt am Anfang sehr gut. Mit einen „The Clash“-Touch: „To have and not to have“. Und mit der Mischung aus Folk und Solo-Punk-Rock geht’s auch bei „Richard“ weiter. 
Der Hit: „A New England“ - einfach ein super Song. Und da merkt man, wie auch beim Rest der Platte, dass ein guter Song einfach funktioniert, weil er gut ist und den Hörer was mitgibt. Eine aufgemotzte Produktion, ein audiophiles Klangerlebnis kann einen Song vielleicht unterstützen – aber im Grunde muss dieser in seiner einfachst gespielten Art funktionieren, um richtig zu sein und zum Song für die Ewigkeit zu werden. (Ich glaub „Tubula Bells“ in einer Acapeller-Version wäre der Knaller). 
Da alle Songs recht kurz sind, rasen diese an einem vorbei – aber „The Man with the Iron Mask“ entschleunigt das Album. Und ist wunderschön. Sehr schön auch das schwungvolle: „The Busy Girl Busy Beauty“. Gleiches gilt für „Lovers Town Revisited“. Damit wäre das eigentliche Debütalbum auch schon beendet – aber es folgen ja noch die Songs der „Between the Wars“ EP.
Hierbei handelt es sich verstärkt um Arbeitersongs. Es beginnt mit „Between the Wars“ und danach folgt mein zweiter Lieblingssong der CD „Which Side are you on?“. Der Song ist nochmal richtig mitnehmend und packt mich jedes Mal. Singer/Songwriter-Folk: „The World turned upside down“. Wundervoller Abschluss des wohl besten „Solo Electric-Album“ aller Zeiten: „It Says here“.

22.10.24

Grauzone – Grauzone (1991/2021)

Wiederveröffentlichung mit neun Bonus-Songs

10 Konzerte, 4 Singles, 1 Album – das waren Grauzone. Bekannt sind davon heute noch die Single „Eisbär“ und Gitarrist Stephan Eicher, der den Frontman, seinen Bruder Martin Eicher erst nur bei Liveauftritten unterstützte später mit ihm und der Musikerin Ingrid Berney aber das einzige Album der Band mit aufnahm. Noch heute spielt Stephan Eicher den Song „Eisbär“ bei so manchen seiner Liveauftritte. 

Ich selbst hatte nur die Single von „Eisbär“ und auch diese nur von meiner Schwester übernommen. Da ich aber ein echter Stephan Eicher Fan wurde, war mir Grauzone und Eisbär immer gut in Erinnerung geblieben und wurde auch ab und an immer wieder gerne aufgelegt und es freute mich, das selbst junge Musiker wie Sam Vance-Law, „Eisbär“ live spielten. Aber den Rest der Musik von Grauzone, die sich nicht als Synth-Band betrachteten, sondern eher als Artband mit Punkattitüde, den kannte ich bis jetzt nicht. Gut das es dann mal diese Neuausgabe gab.

Mit „Film 2“ beginnt das Album wirklich mit einer Elektro-Punk-Nummer. Da fehlt eigentlich nur der DAF typische Gesang und so lässt er sich auch als experimenteller früher EBM-Song bezeichnen. „Schlachtet!!“ ist da eher eine Post-Punk-Nummer und als solche recht gelungen. Die Songs brauchen sich wirklich hinter den englischen New Wave und Synth-Pop-Alben dieser Zeit nicht verstecken – vielleicht ist es den teils einfachen Texten wie bei „Hinter den Bergen“ nur geschuldet, dass das Album damals nicht soviel Anerkennung fand. Denn soundmäßig ist das richtig beachtlich und für mich gerade eine wirklich gute Neuentdeckung. Zu dem Minimal-und Aventgarde-Stücken zählt „Maikäfer flieg“. Mit Gitarre geht’s aber auch und als deutschsprachiger Indie-Pop/Punk: „Marmelade und Himbeereis“. 
Das wäre dann bis hierhin die erste Plattenseite der Originalplatte gewesen.

Mit „Wütendes Glas“ beginnt die zweite Seite mit einer deutschsprachigen Post-Punk-Nummer. Elektro-Punk gibt es nochmal in der Form von „Kälte kricht“. Kurz: „Kunstgewerbe“ - nochmal Minimal-Elektronik. Indie-Rock: „Der Weg zu zweit“. Da glaubt man, dass die Hamburger Schule in der Schweiz erfunden wurde. Experimentell endet das Originalalbum mit „In der Nacht“.

Danach folgt die Hitsingle „Eisbär“. Grauzone haben es da wie New Order gemacht und ihr erfolgreichstes Stück gar nicht auf dem Album gepackt. „Ich liebe sie“ das auch wie ein NDW-Stück klingt, war die B-Seite von „Eisbär“. Zwischen NDW und EBM bewegt sich „Moskau“. Das Stück ist aber so gar nicht meins. Wütender und daher eher Punk: „Ein Tanz mit dem Tod“. EBM und NDW: „Träume mit Mir“ - die Nummer mag ich richtig gern, wie eigentlich das Meiste dieser Neuveröffentlichung. Grauzone waren unterschätzt – vielleicht ist das aber auch gut so – weil Stephan Eicher vielleicht dann einen ganz anderen Weg eingeschlagen hätte – was auch sehr schade gewesen wäre. 
Auch toll produziert und als Song ganz schön fett: „Ich und Du“. Danach folgt nochmal „Wütendes Glas“ in der Maxi-Fassung. „Raum“ ist nochmal ein schönes Stück – Post-Punk. Mit „Film 2“ begann die Wiederveröffentlichung und mit „Film 1“ endet sie dann nochmal recht experimentell. 

Sehr gute Neuentdeckung alter Musik und wieder der Beweis, dass eine Band mehr ist als nur ihr bekanntester Song. 

19.10.24

Dead Guitars – Shelter (2015)

Nachdem ich die Band „Twelve Drummers Drumming“ erfolgreich für mich wiederentdeckt habe, wollte ich wissen, was die Bandmitglieder danach noch gemacht haben. Zwei Mitglieder von Twelve Drummers Drumming in den Personen Peter Brough und Ralf Assem gründeten zusammen mit dem Sänger Carlo van Putten die Band Dead Guitars. „Shelter“ ist das letzte Album der Band und danach machten sie in den Formationen „White Rose Transmission“ und „Wide“ weiter Musik. 

Das erste Stück „Heaven Seven“ ist schon mal richtig gut und dürfte Fans von Bands wie Marillion, aber auch alte New Wave-Fans ganz glücklich machen. Schöner eingängiger Rock, klingt für einen Indie-Rock-Akt, dessen meisten Fans in Mönchengladbach beheimatet sind, schon richtig fett produziert und braucht sich vor internationalen Akts nicht zu verstecken – tolle Nummer. 
Song Nummer zwei klingt wie eine Mischung aus Editors (bevor sie zu elektronisch wurden) und den Jeremy Days – also ist das von der Mischung richtig meins: „Happy Sad“. 
Was für Progrock-Fans: „Half Light/Hangout in Heaven“. Es folgt die Rock-Ballade: „I surrender“. „Bullet Proof“ kommt als leichte Indie-Rock-Nummer daher – etwas für Fans harmonischen Alternativrocks in der Tradition von Teenage Fanclub. 

Da die Songs nicht nur richtig gut, sondern auch noch recht abwechslungsreich sind – die Dead Guitars sammeln hier eine ganze Reihe Pluspunkte bei mir und ich werde ganz sicher nachhören, was für Musik auch „Wide“ und „White Rose Transmission“ machen – versprochen.

Gegenüber dem leichten Track „Bullet Proof“ bewegt sich „Mona Lisa“ eher im düsteren Post-Punk-Modus. Mit den ganzen Stilwechsel macht die Band wirklich Musik für Viele. Bei „Wooden Head“ klingen die Gitarren wieder freundlicher und die Musik ist wieder gehobener Indie-Rock. Man darf bei der Band einfach nicht vergessen, dass da Jahrzehnte an Erfahrung als Musiker versammelt sind und das hört man meiner Meinung nach auch.
Mit soften Prog-Rock-Charme: „Mandy´s House“. Danach wird bei „Love Rules“ nochmal fester gerockt – auch irgendwie proglastig – aber die Nummer ist mal nicht ganz so Meins. Da gefällt mir das sanft melancholische „Traffic Lane“ zum Abschluss doch wieder viel besser. 

Nachdem schon das Wiederentdecken der „Twelve Drummer Drumming“ mit deren zweiten Album viel Spaß machte, ist auch die Weiterentwicklung von einigen der Bandmitglieder als „Dead Guitars“ als durchaus beeindruckend zu bezeichnen. So macht „Musik nachforschen“ richtig Spaß. Wirklich gute Platte. Tipp.

11.10.24

Chris Whitley – Living with the Law (1991)

Auch ein Lieblingsalbum bei dem es auch der Mix macht. Rock, Blues, Roots, Americana – mit ungewöhnlicher Stimme gesungen und vom großartigen Gitarrenspiel geprägt, führt die Musik in die Wüste Nordamerikas, in kleine Städte oder im Nichts gelegenen Gefängnissen, in einer Landschaft mit unendlich scheinenden Horizont, aber auch in eine Welt in der der dort Lebende, schnell ins Abseits geraten kann. Eine Welt der trügerischen Freiheit.
Die Musik dazu ist aber alles anderes als verzweifelnd klingend – die Musik ist grandios und das Album besteht aus einer Unmenge an musikalischer Highlights. 

Man merkt dem Titeltrack „Living with the Law“ schon an, dass er im Studio von Daniel Lanois aufgenommen wurde, klingt es doch schon ein wenig nach dem Sound von „The Joshua Tree“ von U2 und auch der Gesang erinnert ein wenig (ja, ein wenig) an Bono. Auf jeden Fall ist der Track ein guter softer Rocksong und damit gewinnt man den Hörer direkt am Anfang der Platte. Und mit „Big Sky Country“ (ein weiterer Song für die Ewigkeit) steigert sich die Begeisterung auch noch – toller Song, den Bono sicherlich auch gern gesungen hätte. 

Der Blues-Rock kommt dann bei „Kick the Stones“ richtig zur Geltung und da hört man auch das brillante Gitarrenspiel von Chris Whitley richtig gut. 
Roots und Americana vermischt mit Blues-Rock treffen beim Stück „Make the Dirt Stick“ sehr genial aufeinander. 

„Poison Girl“ ist mal ein für Chris Whitley Verhältnisse recht euphorischer Rocksong. Den Song „Dust Radio“ mag ich auch sehr gern. So klingt amerikanischer Roots-Rock für mich perfekt. Das Schlagzeugspiel von Roland Jones finde ich auf der gesamten Platte auch sehr gut. 
Ein weiterer sehr guter Blues-Rock-Song: „Phone Call from Leavenworth“. 
Nur gute Songs, dabei geht dann schon fast ein Song wie „I forgot you every Day“ unter, der auf jeder anderen Platte ein Highlight wäre. 
Richtig stark auch der Rhythmus bei „Long Way Arround“ - einfach nur gut! Darauf folgt mit „Look what Love has done“ direkt noch ein etwas sanfterer Highlight. Und nochmal richtig schöner Rocksong am Ende: „Bordertown“.

So klingt für mich amerikanische Roots-Rockmusik – man weiß wo die Musik herkommt und man weiß wo die Geschichten, von denen die Songs handeln spielen. Und im Chris Whitley haben diese Geschichten einen großartigen Erzähler gefunden. Da ist es wirklich traurig, dass der Musiker im Alter von 45 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben ist – aber da er nach dem Debüt nie aufgehört hat weitere Alben zu machen – hat er immerhin der Nachwelt sechzehn Alben hinterlassen. 

10.10.24

Rage against the Machine – Rage against the Machine (1992)

Der Mix stimmt bei diesem Album so richtig. Aggression und Härte gepackt in wütenden Sprechgesang und harten Gitarrenriffs. Trotz dieser Crossover-Wirkung ist für mich das Album von Rage against the Machine einfach ein geniales Heavy-Rockalbum, dass 1992 die Strömungen der härteren Rockgangarten dieser Zeit einfach in einem grandiosen Mix mit Rapgesang packte und in ganz tolle Songs packte. Zu „Bombtrack“, „Wake Up“ und „Killing in the Name off“ konnte man seine Aggressionen freien Lauf lassen, dazu Headbangen und gleichzeitig voll drauf abtanzen. Mein Nacken leidet heute noch unter meinen Ausdruckstanz der 90er Jahre. Aber was habe ich diese Musik geliebt abzufeiern und ich mache dies heute auch noch bei jedem Hören dieser genialen Tracks. Die sind wie ganz wenige Stücke des Crossover-Genre nämlich gut gealtert, funktionieren immer und immer wieder und deshalb ist auch dieses Album ein Lieblingsalbum. 

Mit „Bombtrack“ und „Killing in the Name“ kommen direkt zwei der populärsten Tracks der Band am Anfang und das hat Wucht, Kraft, Power – tolle Gitarrenriffs und dazu zorniger Gesang im Rap-Punk-Style. Und „Killing in the Name“ ist einfach immer ein Hammerteil von Song. Ganz Groß und ein Song für die Ewigkeit. „Take the Power Back“ mit Funkbass am Anfang, der aber schnell wieder von den harten Gitarrenriffs abgelöst wird. Gegen Ende wird es fast kurz mal ruhig - aber am Ende übernimmt wieder die Aggressivität – der Protestsong-Stil von Rage against the Machine will einfach nicht leise funktionieren. „Settle for Nothing“ führt die zornige Spielweise des Albums auf zwar etwas langsamere Art fort, wirkt dadurch aber noch etwas dramatischer und bedrohlicher. Dagegen ist dann „Bullets in the Head“ wieder rhythmischer, mit mehr Rapgrooves, dass am Ende dann aber wieder mit einen Metallsound aufwartet. Neben den beiden ersten Stücken sicherlich das mit bekannteste der Platte. „Know your Enemy“ hat auch einen verdammt guten Sound und macht die Metalheads glücklich – mitgeholfen hat bei dem Titel Tool-Frontmann Maynard James Keenan. Zu den bekannteren Stücken zählt dann aber auch noch das nachfolgende „Wake Up“ - woran man auch erkennt, dass das Album voller Highlights ist. Und den Sound mögen Metal-Fans genauso wie Alternative-Rock und Rap-Fans und wie auf der Rückseite des Covers ja drauf steht, ist alles ohne Samples, Keyboards und Synthesizer musiziert und gerade bei „Wake Up“ ist der Sound schon recht göttlich. Noch so ein Song für die Ewigkeit. 
So richtig schwache Tracks gibt es auch nicht – dazu ist die gesamte Rhythmusgruppe bestehend aus Tim Commerford (Bass), Tom Morello (Gitarre) und Brad Wilk einfach zu gut und natürlich trägt auch Polit-Aktivist und Sänger Zack de la Rocha seinen Teil mit seinen Lyrics und Gesang dazu bei.
Obwohl mich Teile von „Township Rebelion“ (der Rap-Part) dann mal doch eher nervt als gefällt, ist der Metalteil dann wieder so gut, dass ich auch den Song nicht aus der Playlist rausschmeißen möchte – aber wenn man einen schwächeren Titel auf dem Album finden möchte, dann ist dieser es. Mächtiges Heavymetalgitarrenmbrett nochmal direkt zu Anfang von „Freedom“ - Rage against the Machine haben echt da einen verdammt großartigen Sound kreiert und an dem und an den Songs auf idiesem Debüt-Album haben sie sich auch danach eigentlich immer die Zähne ausgebissen – denn dieses Hammeralbum zu toppen ist fast unmöglich.

10.10.24

The Piano has been drinking – Der Märchenprinz (1992)

Tom Waits Songs auf kölsche Mundart interpretiert und mit lokalen Details bestückt – dies war das Markenzeichen von „The Piano has been Drinking“ der Band angeführt von den Musikern Gerd Köster und Frank Höcker (Schröders Roadshow), Matthias Keul. Ab den zweiten Album wurden mehr und mehr Eigenkompositionen auf den Alben veröffentlicht, so auch bei diesem dritten Album und (leider) letzten Studioalbum.

Nach Tom Waits klingt immer noch viel bei The Piano has been drinking – so auch „Alley Cat Blues“. Mein Lieblingsstück der CD ist aber eine sanfte Kölsch-Rock-Nummer mit dem Titel „Ich rase op de Stell“ (der Song ist einfach riesig). Auch immer noch sehr nett und herausragend: „Der Märchenprinz“.
Die einzige echte Tom Waits-Covernummer ist auf dem Album: „Kopp en dr Sand“. Klingt auch wie Tom Waits. Instumental-Nummer: „If she only knew“. Auch sehr feine Nummer: „El Mädche“. Danach geht’s kurios karnevalistisch und politisch zur Sache: „Saddamalaaf“. Das Stück war bei Liveauftritten zur Zeit des Erscheinens der CD immer ein ganz großer Spaß. 
Aber richtig gut gefallen mir immer noch nach all den Jahren die zeitlosen Songs, zu denen auch „Frisch uralt verknallt“ gehört. Und eigentlich sind die meisten oder fast alle Stücke genauso zeitlos, wie die Musik von Tom Waits halt auch. „Merowinger Hop“ macht auch Spaß. Mit Jazz und Blues gefüllt: „Anfürsich es et Blues“. Ruhig und wunderschön geht die CD mit „Zevill Jepäck“ zu Ende.
Wie geschrieben sehr gut gealterte Musik. Muss mal unbedingt in den Sachen hineinhören die Gerd Köster danach noch so gemacht hat.

09.10.24

LCD Soundsystem – American Dream (2017)

2010 spielte das LCD Soundsystem um Mastermind James Murphy ihr letztes Konzert – daraus resultiert auch die großartige Doku „Shut Up and Play the Hits“. Sieben Jahre später folgt mit „American Dream“ doch noch ein weiteres Album.
Die Musik ist Elektro-Punk gemischt mit Disco und sogar Ambient-Elementen. Murphy hat auch schon mal eine ideale Musik zu Joggen gemacht. Beim LCD Soundsystem kommt es meist darauf an, mit der Musik auch mächtig Dampf ablassen zu können.

Sanfter Synth-Pop gibt’s zu Anfang mit „Oh Baby“. Das ist jetzt zwar nichts zum Dampf ablassen dafür schöne elektronische Popmusik. 
Tempo und Rhythmus verstärkt sich deutlich bei „Other Voices“ und sofort merke ich warum ich LCD Soundsystem so schätze. Das mit den treibenden fetten Beats und Sounds hat Murphy und Mitstreiter einfach total gut drauf und dazu passt die Art vom Sprechgesang der Marke „LCD Soundsystem“ einfach auch sehr gut. Hinzu kommt ausgefeilte Produktion und Songdesign wie man sie sonst vielleicht nur vom Duo Eno/Byrne kennt. Und dadurch klingt es wiederum wie ein Update zu dem was die Talking Heads noch ganz zu Anfang gemacht hatten – tanzbaren Funkrock. 

Den Elektro-Sound mit analogen „echten“ Instrumenten (auch da kann man sich zwar heute nie sicher sein, dass die Sounds, die man hört, echt sind oder nur Samples – aber ich gehe mal davon aus, dass ich hier wenigstens am Anfang einen echten Bass höre, wenn nicht, dann klingt das wenigstes so) zu paaren – das schafft das LCD Soundsystem auch auf Studioalben so gut, wie es andere Elektro-Acts nur machen, wenn sie live auftreten. Und der Bass am Anfang nimmt einen mit in diesen ausdrucksstarken Art-Pop/Rock-Song namens „I used to“. Ganz tolle Nummer. 

Den Funk-Einsatz gibt’s auch bei „Change Yr Mind“. Es ist Großes was die Rhythmus-Gruppe da leistet und direkt bin ich wieder an David Byrne, Talking Heads, Brian Eno erinnert – aber auf sehr sehr positive Weise. 
„Now do you Sleep“ ist eher atmosphärischer und wieder anspruchsvoller. Nur noch auf schweißtreibende Party-Beats ist das LCD Soundsystem nicht mehr angewiesen, was ich auch recht gut finde.

Dancefloor-Musik: „Tonite“. Auch tanzbar und an die alten Stücke der Band erinnernd, dabei aber um einiges rockiger: „Call the Police“. Synth-Pop Ballade: „American Dream“. Da merkt man aber, dass Murphy manche seiner Songs leider etwas zu sehr in die Länge zieht. 
Auch so eine richtige typische LCD-Soundsystem-Nummer: „Emotional Haircut“. 
Bei „Black Screen“ klingt es wieder weniger nach Dance-Punk sondern nach Synth-Pop. Schöne ruhige Nummer. 

Meinetwegen muss auch dieses Album nicht das letzte von James Murphy oder dem LCD Soundsystem sein. Die sind einfach zu gut, um nicht mehr weiter zu machen. 

Robert Downey jr – The Futurist (2004)

Eine Lobhudelei. 

Spätestens seit Robert Downey jr. ein Comback in der Serie „Alley McBeal“ feierte, musste man zugeben, dass der Mann durchaus als Sänger einiges drauf hat. Da freute ich mich dann direkt auf ein Soloablum und dies ganz zu recht. Wer die Pop-Balladen von Sting mag, der wird die Pop-Balladen von Robert Downey jr. lieben. Denn die Musik nimmt einen direkt mit und ist mehr als nur gefällig, sondern richtig gut. Leider spürte Robert Downey jr für seine musikalischen Bemühungen, die ihm angeblich viel Kraft gekostet haben, zu wenig Gegenliebe, so dass es wohl bei diesen einem Album bleiben wird, was wirklich schade ist. Elf schöne Stücke Musik bleiben aber für immer meins und die meisten davon auch in meiner Playlist. Ich mag dieses Album wirklich sehr sehr gerne. Die meisten Songs hat Robert Downey jr. selbst oder als Co-Autor geschrieben. Ausnahmen sind „Smile“ von Charlie Chaplin, „Your Move“ von Jon Anderson, welches hier mit Textfragmenten von „Give Peace a Chance“ von Lennon, McCartney dageboten wird. Ob er es schlau gemacht hat, dass er das Album unter dem „Sony Classical“ Label veröffentlicht hatte, soll jeder für sich selbst entscheiden. „Jazz“ wäre vielleicht passender – obwohl es halt alles Pop-Balladen (aber auf hohen Niveau), teilweise mit Jazzeinschlag sind. Als Musiker konnte er unter anderen Vinni Colaluta, Charlie Haden und Jon Anderson ins Studio holen.

Direkt bei „Man like Me“ springt der Funke direkt über. Es ist Downey´s wirklich tolle Stimme, das Piano, die Streicher – großartig. Und es klingt schon wirklich wie die ruhigen guten Songs von Sting, was er da musiziert – aber wie gesagt auf ebenbürtigen Niveau und das ist das Außergewöhnliche an der Platte. Die Musik ist toll arrangiert und gespielt. Auch „Broken“ ist total toll. Nicht nur Sting sondern auch Brian Adams-Fans müssten ein Song wie „Kimberly Glide“ lieben und nach dem Hören sagen: „ Ja, für einen singenden Schauspieler ist der richtig richtig gut“. 
Es ist wirklich alles richtig gut was er da macht und ich bin auch zum wiederholten Mal von Songs wie „The Futurist“ und den anderen begeistert. Das ist schöne Musik und es sind wirklich sehr gute Songs. Ich wiederhole mich. Tschuldigung. 
So geht’s dann in gleicher guter weise mit „Little Clownz“, „5:30“ weiter und der Song „Your Move“ ist ja schon von Yes was ganz besonderes und den Song schafft auch Robert Downey jr nicht zu verhunzen.
Ganz ruhige Pianoballade: „Details“. „Hannah“ ist auch gut und nur weil die Songs am Anfang alle so stark und halt alle recht sanft und ruhig gespielt sind, denkt man am Anfang des Stücks, dass es jetzt doch langsam mit den schönen Balladen mal ein Ende haben muss, aber „Hannah“ überzeugt am Ende doch mit seinem Arrangement auf ganzer Länge – das ist nicht nur ein guter Song, dass ist ein weiterer sehr guter Song. Piano-Jazz: „Smile“.

Ganz tolles Album und ich mag es immer wieder gerne. So schade, dass es Robert Downey jr. kein weiteres Album gemacht hat. Herr Robert Downey jr., sie sollten da noch mal in sich gehen. Sie sind doch jetzt auch 20 Jahre älter geworden. Da juckt es doch in den Fingern, sich mal wieder ans Klavier zu setzen, oder? Bitte.

06.10.24

Soft Machine – The Soft Machine (Volume One & Volume Two) (1968/1969)

Soft Machine sind eine der wichtigsten Formationen des Canterbury Sounds und bewegen sich auf dieser ersten Platte zwischen psychodelischer Rockmusik, Progrock, Proto-Rock und Jazz. Wer frühen 60er/70er Jahre Rock mag, wird an dieser Platte sicherlich gefallen finden. Viele Instrumentalteile lassen das Album stetig spannend bleiben, da gibt es Fusion-Rock, Psychodelic-Rock gepaart mit manchen sanften Folkklängen zu hören. Das bis heute bekannteste Mitglied der Band, deren Besetzung sich ständig änderte, war Robert Wyatt (Gesang, Schlagzeug). 

„Hope of Happiness“ klingt mit seinem psychodelischen Folk am Anfang sehr aktuell, doch dann kommt ein typischer 60er Jahre Rock Sound dazu. Das wieder ruhigere und instrumentale „Joy of a Toy“ gefällt mir sehr gut – da merke ich auch wieder, dass musikalisch zwischen Psychodelic, Prog- und Krautrock es für mich weiterhin das alles eigentlich ein und das selbe ist – eigentlich machen da die Musiker (egal welches Herkunftsland sie entstammen) die gleiche Art von Musik – die einen halt etwas früher als die anderen – aber vom Soundergebnis ist es doch sehr sehr ähnlich). Das „Hope for Hapiness“ Thema wird dann noch mal wiederholt. Gefolgt von dem progressiven Beatrockstück „Why am I so short?“.Das leider viel zu kurz geraten ist. 
Bei Soft Machine ist es glaube ich wirklich der Mix aus Psychodelischen Rock und Progressiven Rock der den Sound der Platte und Band zu Anfang bestimmt hat. „So boot if at all“ ist ein gutes Beispiel dafür. Die Songs greifen alle ineinander über und so geht es ohne Pause weiter: Sanfter Rocksong: „A Certain Kind“ (beendet die erste Plattenseite). 
Schwungvoller mit dem Song „Save Yourself“ startet die zweite Plattenseite (hat fast was von einem Jimi Hendrix-Song). Das Zwischenspiel „Pricilla“ ist nur ein verlängertes Ende des Songs. Auch „Lullabye Letter“ setzt den für diese Zeit typischen Rocksound fort. Und auch mit Rocksound „We did it Again“. Kurzes Zwischenspiel: „Plus Belle Qu´Une Poubelle“. Den Rockton der zweiten Seite setzt dann „Why are we Sleeping?“ fort. Ausklang mit „Box 25/4 LID“. 

Sehr gutes Rockalbum aus den späten 60er Jahre. Eigentlich nur zum Durchhören gedacht, da die Stücke einfach zusammen eine Einheit bilden.

Auf der Neuveröffentlichung auf CD befindet sich auch das zweite Album der Band. Das dann auch gleich mitgehört wird.

Aus zehn Einzelstücken setzt sich die erste Seite unter den zusammengefassten Titel „Rivmic Melodies“ zusammen. Die Arbeiten fanden nach der ersten Bandumsetzung statt und so klingt der Sound von „Volume Two“ auch anders – der typische einfache Rocksound der Endsechziger, der die zweite Seite des ersten Albums bestimmte ist beim zweiten Album fast verschwunden und das Klavier wird bei diesem Album vom Keyboarder Mike Rethlidge auch mehr benutzt als die Keyboards. 
Der psychodelische Rockansatz bleibt erhalten, auch der Rocksound, doch wird der Progrock noch verstärkt und Fusion und Jazz erhalten größere Anteile. Der Sound wird dadurch noch komplexer und die Rocksongs und Gesangsparts werden weniger. Mir gefällt diese Mischung aber recht gut und ich mag das mehr als die immer etwas zu verkopft klingenden langen Stücke so mancher bekanntere Prog-Rockband. Das liegt wohl auch daran, dass die Mischung und das umschwenken im Ton und Sound von Einzelteil zu Einzelteil für ausreichend Abwechslung beim Hören sorgt. Das Soft Machine auch einen sehr kräftigen und guten Sound haben, der recht ausufernd erscheint – trägt auch seinen Teil zum Hörgenus bei. Und so setzen sie viele kleine abwechslungsreiche Prog-Psych-Jazz-Rock-Teile zu einer sehr guten Platte zusammen – auch wenn sie es manchmal mit der Verspieltheit ihrer Stücke übertreiben – da gibt es dann doch Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Songpassagen und ab und an kann da auch das Hören etwas gegen Ende der Platte anstrengend werden. Aber der Spaß beim Hören geht dadurch eigentlich nicht verloren. 

04.10.24

Efterklang – Things we have in Common (2024)

Für Efterklang breche ich sogar meinen selbst auferlegten Kaufstop von physikalischen Tonträgern und schon sehr kurz nach Erscheinen wird das Album der drei Dänen gehört. Sie waren 2010 meine erste Traumzeit-Festival Entdeckung und seitdem folge ich der Band und besuche jedes Konzert, das in meiner Reichweite stattfindet. 2025 spielen sie sogar direkt in meiner Heimatstadt (!).

Sie selbst halten ihr neues Werk für eins ihrer besten – den Platz hält bei mir immer noch das „Magic Chairs“ Album (so ist das halt – die Musik, mit der man eine Band lieben gelernt hat, bleibt halt meist die, die Mann am meisten hört. Als Pre-Order-Käufer, habe ich auch ein signiertes Bandfoto in Albengröße bekommen – bei ein paar dieser Alben hat die Band auch noch „Goodies“ verschenkt, so konnte man sogar vom Sänger bekocht werden, wenn man Glück hat. 

Sanfte Folktronica-Musik ist eigentlich das Markenzeichen von Efterklang geworden – also die Mischung aus symphonisch, akustisch, aber auch elektronischen Indie-Folk-Pop - und genau danach klingt zu Anfang das Stück „Balancing Stones“. Erinnert mich an die frühen Stücke der Band. 
Mit sehr hoher Stimme singt danach Sänger Casper Clausen den wunderbaren Indie-Popsong: „Plant“. Bei dem Stück hört man wieder, wie zeitlos die Song von Efterklang sind. 
Das akustisch klingende „Getting Reminders“ ist wunderbarer moderner Folk und klingt geleichzeit wie ein Vampire Weekend-Song. 
Big Beats & Sounds, trotzdem nicht wirklich düsterer (das können die drei Dänen nicht) – dafür eben mal etwas lauter gerockt und gespielt: „Ambulance“.
Einen nach Bon Iver klingenden Song haben sie dann auch. Vom mich stets nervenden Stimmverzerrer (Autotune) abgesehen ist aber „Leave it all Behind“ ein ganz feiner Song (aber das mit der Stimmverzerrung darf bei mir nur Jonas David machen, weil der dies auch von Anfang an für sich benutzt hat – ansonsten finde ich den Trend ja sehr lässtig). Damit ist das Material schon mal auf Seite 1 recht abwechslungsreich geworden. Und das ist schon mal ein schöner Unterschied zu so mancher zwar sehr schönen Efterklang-Platte, auf denen die Songs aber in der Studiofassung immer alle ziemlich ähnlich waren. Weshalb die Band „live“ für mich auch immer besser war, als von Platte – aber ich hab jede Platte von Efterklang und höre die auch sehr gern – Jammern auf hohen Niveau. Zurück zur aktuellen Platte und mal hören, ob auch Seite Zwei abwechslungsreich bleibt. 

Mit Chorgesang arbeiten Efterklang auch immer gern. So auch zu Anfang von „Animated Heart“. Sanfter Indie-Pop bietet dieser Song, sowie die folgenden Stücke „Shelf Break“. Ein ganz großer Song ist der sanfte und bezaubernde „Sentiment“. Da hört man, wie gut die aktuellen Songs von Coldplay sein könnten, wenn diese nicht so verdammt auf Hit getrimmt wären. 
Sanfte Indie-Pop, das bietet Efterklang immer auf sehr guten Niveau und auch die neun Song von „Things we have in common“ halten dieses problemlos. Aber so gut wie „Magic Chairs“ ist auch dieses Album wieder nicht – aber es macht eine menge Freude und die Songs werden sicherlich in der Playlist reifer und reifer werden. Und im Januar höre und sehe ich die Band wieder und die Vorfreude ist seit der Terminbekanntgabe schon riesig. Immer wieder hören: Efterklang.

02.10.24

Bombay Bicycle Club – Everything Else has gone Wrong (2020)

Dem Indie-Pop des Bombay Bicycle Club bin ich bei der letzten Ausgabe des Traumzeit-Festivals erlegen, bei der sie als Freitag-Headliner aufgetreten waren. Sanfter Indie-Pop, mitreißend und wunderschön – anti-aggressiv und einfach voller schöner Melodien und Songs, dass ist Bombay Bicycle Club um die Gründungsmitglieder Jack Steadman, Jamie McColl, Ed Nash und Suren de Saram.
Abwechslungsreich, mitnehmender, wunderbar gespielter Indie-Pop, der sowohl zum Zuhören als auch zum Tanzen geeignet ist. So funktionieren und lassen sich eigentlich alle Songs der CD beschreiben. 
Das Titelstück „Everything Else has gone Wrong“ ist da ein schöner Beispielsong dafür, wie gut die Band ist und eignet sich hervorragend als Hörprobe um einen Endruck für den Sound der Band zu bekommen. Den ganz leichten Ethno-Einschlag, der auch im Namen der Band sich wiederfindet, scheint immer mal durch – stets aber angepasst an den Pop-Charme der Songs. 
Das Durchhören wird dem Hörer auch einfach gemacht, da das Material durchwegs abwechslungsreich ist. Ein Lieblingssong der Platte auszumachen ist ebenfalls ganz schwer, weil alle Songs ihren eigenen Charme und Qualität haben. 
Ein Song aber, der mich schon live total mitgenommen hat, und auch vonPlatte mich wieder sofort zum Tanzen bringt, ist der dann doch etwas herausragende Song „Eat, Sleep, Wake (Nothing But you)“ - Toller Song. So wie die Songs vom Bombay Bicycle Club wünsche ich mir den Everyday-Pop dieser Welt. Wenn wir mehr Songs wie diese hören, würde die Welt dadurch ein wenig leichter und entspannter und freudiger und freundlicher sein – dann hätte wir als Weltgemeinschaft einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ich glaub ja schon, dass die richtige Musik die Welt ein wenig besser machen könnte und das ist dann doch nicht die Protest- und Widerstandsmusik, schon gar nicht der Gangster-Rap – aber auch auch nicht der Pop von Swift und Sheeran. Das ist Musik wie diese. Einfach mal runterkommen, durchatmen, Spaß haben und die Umwelt und die Menschen um dich herum mit einem Lächeln belohnen, dass diese Songs den Hörern ins Gesicht meißeln. Wenn wir uns dann alle gemeinsam anlächeln, was soll dann noch in dieser Welt schief gehen. Hightime - because the Music is so good. 

15.09.24

Beth Gibbons – Lives outgrown (2024)

Ich liebe ja den Song „Tom the Model“ von dem Album, das Beth Gibbons mit Rustin Man (Paul Webb) aufgenommen hat. Über ihre Alben mit Portishead kann ich gerade gar nicht so viel schreiben, denn die muss ich mir erst mal (wieder) richtig anhören, – da habe ich nur noch den Song „Glory Box“ in Erinnerung. Aber da seit Erscheinen von „Tom the Model“ zweiundzwanzig Jahre vergangen sind (unglaublich wie die Zeit vergeht),war ich doch interessiert, was für Musik Beth Gibbons jetzt Solo macht.
Nach Paul Webb hilft ihr ein weiteres ehemaliges Talk Talk Mitglied bei diesem Album, denn neben James Ford, der am meisten zur Musik beiträgt, ist diesmal Lee Harris, der Schlagzeuger von Talk Talk mit dabei. 

Der Musikstil des Album wird als Chamber Pop bezeichnet, für mich ist das eher eine Mischung aus (Psych) Folk- und Art-Rock und die Musik ist auf jeden Fall was für Fans des „Out of Season“ Albums und für Fans der letzten beiden Talk Talk-Platten. Ein gute Beschreibung wäre auch: als hätten sich Talk Talk und Kate Bush für ein Album zusammengetan. Und bei all der Kunstfertigkeit, der sensiblen Kammermusik-Instrumentierung sind die Songs aber überhaupt nicht schwer oder abgefahren unhörbar kunstvoll, sondern nehmen mich als Hörer mit und fangen mich ein und entführen mich für die Lauflänge des Albums aus der Wirklichkeit und bleiben dabei trotzdem echte Songs. Genau so ein Album ist dass und ein wirklich Gutes dazu.

Und welch großartiger Beginn bietet der Folk-Rock-Song: „Tell me who you are today“. Da stimmt alles und der Song zieht den Hörer in eine andere musikalische Welt. Mit nur etwas ausgefallener Instrumentierung schafft es Beth Gibbons bei „Floating on a Moment“ dann auch, mit der Kunstfertig einer Kate Bush gleichzuziehen. Auch das ist ein wahnsinnig guter Song. Geisterhafter Folk-Rock, dabei aber hauchzart und mysteriös.
Mystery-Orchestral-Folk: „Burden of Life“. Der erinnert mich sehr an das Material vom „Out of Season“ Album (aber auch dass, muss ich mal zur Erinnerungsauffrischung bei Gelegenheit wieder mal anhören – zu viel zu hören – viel zu wenig Lebenszeit).
Auch Prog-Rock-Fans müssten bei einem Stück wie „Lost Changes“ in Verzückung geraten. Das Album und die Musik ist absolut aus der Zeit gefallen und dürfte sich von daher für lange lange Zeit als haltbar und hörbar erweisen. Der Begriff „zeitlos“ ist für ein Album wie dieses erfunden worden. 
Etwas treibender und aggressiver wird die Musik dann sogar doch mal mit dem Song „Rewind“. Wer die Musik von „Dead can Dance“ und Ähnliches mag, müsste diese Musik auch mit Begeisterung in Beschlag nehmen. Bin nur begeistert – so gut Anspruch, Kunst, Musik zusammenzubringen ist schon absolut ein Kunststück. Und ich finde auch bei dem Song „Reaching out“ keine Schwachstellen. Progressiv Folk: „For Sale“. Der Ethno-Touch so mancher Dead can Dance Songs ist auch bei „Beyond the Sun“ zu hören. Nochmal ruhiger melancholischer schöner Folk gibt’s zum Ende mit „Whispering Love“.

Diese Platte ist große Kunst und bietet ganz tolle Musik. 


 

10.09.24

The Bobby Lees – Beauty Pageant (2018)   

Zehn Songs in weniger als 18 Minuten – damit wird es wohl ein kurzes Kennenlernen der Band aus Woodstock, New York. „Limosine“ ist direkt nach vorn dreschender Rock im Lo-Fi-Garagen Rock-Style, dafür aber wuchtig im Tempo und Stil. Song zwei „Ragged Way“ ist ne Punk Rock-Nummer. Dagegen ist „Radiator“ schon fast eine New Wave-Nummer im Style der frühen „Blondie“ Platten, die aber zwischen drin auch mächtig rockt. Der Song macht mir wieder richtig Spaß. Der Blondie-Touch, der Nummer zuvor, bleibt auch bei „Lunchbox“ erhalten und der kräftige Rocksound auch. Das Album fängt richtig an Spaß zu machen: „Lose it alright“. Mit „Bobby Lee“ kommt noch was Blues-Rock in den Mix – und der schroffe Sound der Platte macht richtig Laune, denn er klingt soviel ehrlicher wie die hochgepuschten Glanzproduktionen von so mancher gar nicht mehr dadurch glänzenden Rockbands. Garagen Rock im ZZ Top-Style „Deem`em Dead“ und „Mad Moth“. Kurze Instrumental-Rock-Nummer: „Disappear“. Und dann ist auch schon mit „Jitterbug Perfume“ - der wir eine „White Stripe“ Nummer klingt Schluss. Das hat verdammt viel Spaß gemacht. Bin auf die weiteren zwei Alben, die es schon gibt sehr gespannt.

07.09.24

Laura Marling - I speak because I can (2010)

Mit „Devil´s Spoke“ fängt das Album der Folksängerin sehr gut an. Der Song ist schon ein recht flott und sehr amerikanisch klingender mitreißender Folk. Klar das Mumford & Sons auf die Sängerin sehr schnell aufmerksam wurden und mit ihr zusammenarbeiten wollten. 
Sanfterer Folk ist dagegen das folgende „Made my Maid“. Für eine Britin klingt auch dieser Song eigentlich eher nach amerikanschen Singerin/Songwriterin-Material. Aber Musik ist ja glücklicherweise grenzenlos. Auch „Rambling Man“ setzt das fort. Sehr schöne Nummer, die sanft beginnt und eine schöne dynamische Kraft entfaltet. 
Americana und Roots-Fans werden an den Songs von Laura Marling viel Freude haben. Denn die Songs sind einfach feinster Folk und funktionieren alle sehr gut. Dies gilt auch für „Blackberry Stone“, „Alpha Shallows“, „Goodbye England (Covered in Snow)“. Das liegt auch daran, dass die Songs alle sehr schön arrangiert sind und funktionieren als akustischer Folk sehr gut und werden nicht überdimensional aufgemotzt. Weniger ist eben doch meistens mehr und bei Folk gilt das auf jeden Fall. Und auch wenn sie nur von ein oder zwei Instrumenten im Gesang begleitet wird, findet Laura Marling immer den richtigen Ton. So sind auch die weiteren Songs „Hope in the Air“, „What he wrote“, „Darkness descends“ und der Titelsong „I speak because I can“ ein echter Hörgenuss und so kann man dieser zweiten Veröffentlichung von Laura Marling nur als „Großen Wurf“ bezeichnen. 

03.09.24

Steve Martin & Edie Brikell - So Familar (2015)

Die zweite Platte des eher als Komiker bekannten Steve Martin und der Musikerin Edie Brikell, die Anfang der 90er mit ihren New Bohemians und dem Song „What I am“ bekannt wurde, ist wie ihre erste Zusammenarbeit im Jahre 2013 ein Bluegrass-Album. Dabei spielt Steve Martin Banjo (ein Instrument, das er schon bei seinen frühen Auftritten als Comedian benutzt hatte) und Edie Brikell singt dazu. Die Musik der Songs haben die beiden zusammen geschrieben, für die Texte war Edie Brikell allein verantwortlich. Produziert wurde das Album von Peter Asher, der schon Linda Ronstadt und James Taylor bei ihren Aufnahmen behieflich. Neben dem Banjo, kommen auch Steicher und andere Instrumente zum Einsatz. 

Das ich beim amerikanischen Folk immer etwas überfordert bin zu schreiben, ob dass jetzt Singer/Songwriter, Americana, Bluegrass, Country und es auch sont noch heißen mag ist, hab ich ja schon früher zugegeben – diese Musik ist alles das Vorhergenannte und direkt beim Titelstück „So Familar“ ist es auch noch eigentlich sehr popig und charttauglich (aber auf die gute Art). Das ist jetzt nicht nur Banjo gespielt, als ob es zu einem Western passen würde, dass sind einfach schöne Songs und bei Titel Nummer drei „Way Back in the Day“ ist halt auch mal eine schöne Balade möglich. Aber amerikanischer Folk, modern interpretiert, ist dieses Album auf jeden Fall. Tolle Folk-Rock-Nummer ist „Won´t go back“ - die nimmt einen von der ersten Note an sofort richtig mit. Und auch nach dreizig Jahren, die dass Debüt der New Bohemians her ist, hat sich Edie Brickell ihre Stimme gut bewahrt und klingt bei den Stücken eigentlich genau wie damals. Eine weitere schöne ruhige Nummer: „I´m by your Side“. Das ist alles rundum schöne Musik, die Spaß macht, unangestrengt ist, absolut zum Abschalten und Runterkommen geeignet und wenn man möchte, kann man bei manchen Stück gerne mittanzen. Dazu ist zwar auch „I had a Vision“ etwas zu ruhig, dafür nochmal so richtig schön und vor allem ist es trotz dem Banjospiel überhaupt nicht verkitscht. Auch „I have you“ ist nochmal eher lieblich geraten, aber dabei ist es auch zuckersüß.
Dann wird doch nochmal das Tempo angezogen und es wird zum Banjo schön dabei gefiedelt: „Another Round“. Ganz feine Folk-Nummer: „Mine all Mine“. Mit Countrycharme – aber auf eine sehr beeindruckende gute Weise: „Heart of the Dreamer“. Da fällt jegliche Kritik schwer oder wird gar unmöglich gemacht. Einfach nur gute Musik und schöne Songs, so auch „My Baby“ und das abschließende „Heartbreaker“. 
Vieleicht haben mir Steve Martin und Edie Brickel nicht das Herz gebrochen mich dafür mit ihrer schönen Musik eingefangen und begeistert – was will ich mehr von einer Platte. Und die erste von denen soll noch besser sein...

01.09.24

Maximo Park - A Certain Trigger (2005)

Die ganzen Indie-Rockbands der 2000er Jahre wie Maximo Park, Arctic Monkeys, Kaiser Chiefs bringe ich nach wie vor wild durcheinander – muss also mal die Alben solcher Bands auch mal wieder durchhören, um die Namen besser mit Alben und Songs zu verbinden. Mal schauen ob mir das gelingt. Maximo Park macht da den Anfang und in loser Folge, so wie meine Plattenkisten und CD-Stapel es hergeben, werden nach und nach weitere dieser Bands folgen.
Das Album „A Certain Trigger“ ist auch das richtige Album um sich der Band Maximo Park wieder zu nähern, da es das Debütalbum der Band ist. Bei 13 Songs in 40 Minuten wird es auf jeden Fall kurzweilig werden, denn so lang können dann die einzelnen Stücke nicht sein. Bei Maximo Park weiß ich eigentlich nur, dass ich den Song „Books from Boxes“ vom zweiten Album „Our Earthly Pleasures“ total gerne mag und dadurch hab ich auch wenigstens noch eine Erinnerung daran wie der Sänger wohl stimmlich klingt.
Wie viele Indie-Bands mischen Maximo Park in Songs wie „Singal and Sign“ Punkrock und Alternative-Rock zu einen etwas gefälligeren Mix zusammen – so dass die Musik durchaus charttauglich ist. Ein wenig heftiger geht es bei „Apply Some Presssure“ zu, aber auch hier macht die Musik eher Spaß und lädt zum ausgelassenen Tanzen ein, als zum pogen – könnte man aber auch. 
Eher klassich rockig ist dagegen: „Graffiti“. Mir gefällt das etwas emotionalere und gewitzt gespielte „Postcard of Painting“ richtig gut – ganz toller Song, der länger hängen bleibt und genauso gut ist wie das vorher erwähnte „Books from Boxes“. Leider schon fast zu kurz. 
Aber auch „Going Missing“ ist schöner Indie-Pop-Rock und macht ne Menge Spaß. Dass auch diese Songs alle nächtes Jahr 20 Jahre alt werden – lässt mich wieder kurz nostalgisch werden und ich fühle mich ein wenig alt – die ungebrochene Frische der Songs ist aber auch wieder sehr aufmunternd. 
Und Maximo Park hauen da einen guten Song nach den anderen raus. „Going Missing“ - auch ganz stark. Mit solchen Songs ragt man wirklich aus der Menge der Indie-Bands heraus. 
„Limassol“ - guter Rock. Aber ein weiterer Knaller ist „The Coast is Always Changing“ - ein ganz herausragender Song. Das Schöne an solchen Songs ist, dass sie absolut zeitlos sind und einfach immer funktionieren. Solche Songs könnten heute „neu“ erscheinen und würden einen genauso abholen wie vor 20 oder 40 Jahren. 
Selbst runtergerockten Nummern wie „The Night I lost my Head“ sind bei Maximo Park gut zu hören und nehmen einen mit.
„Once, A Glimpse“ entwickelt sich dann doch noch zum Refrain hin zu einer fast Punkrock-Nummer. Noch ne Nummer mit Spaß-Punk-Britpop-Faktor: „Now I´m All over the Shop“. 
Etwas aus den Rahmen fällt das Stück „Acrobat“, bei dem wohl der Keyboarder der Band mal musikalisch die Kontrolle übernommen hat. Erinnert an den Indiesound der 80er Jahre. 
Verabschieden tun sich Maximo Park mit einen fröhlichen Indie-Rock-Song: „Kiss you better“ und „better“ hätte ein Indie-Rock-Debütalbum nicht werden können. Muss doch mal auch bei denen nachhören, was die noch so gemacht haben und ob sie das Niveau halten konnten.

31.08.24

Neil Finn & Friends - Live at St. James - 7 Worlds Collide (2001)

An fünf Abenden trat Neil Finn mit „Freunden“ für wohltätige Zwecke auf. Die Freunde waren Lisa Germano, Johnny Marr, Eddie Vedder, Tim Finn, Sebastian Steinberg (Soul Coughing), Phil Selway und Ed O´Brian (Radiohead) und Betchadupa (die Band seines Sohnes Liam). 
„Anytime“ ist ein Stück von Neil Finns zweiten Soloalbum „One Nil“ - eine teils sanfte, teil rockige Singer/Songwriter-Nummer. „Take a Walk“ ist für dieses Album geschrieben und mit Sänger Eddie Vedder klingt es sogar wie eine Pearl Jam-Nummer. Ein etwas ruhiger, leicht melancholischer Rocksong. 
Auch vom Album „One Nil“, welches wie dieses Livealbum 2001 erschienen ist, stammt die ruhige Singer/Songwriter-Nummer „The Climber“. Vom ersten Solo-Album „Try Whistling this“ kommt der Song „Loose Tongue“ und ist Rocknummer, mit aber für Neil Finn typischen sanften melancholischen Songzutaten und ein paar überraschenden Melodiewechsel. 

Dann ist Johnny Maars Stück „Down on the Corner“ dran. Den Song mag ich total gerne – gerade wegen den Gitarren am Anfang und den schönen Britpop Gesangsharmonien – besser geht eine Brit-Pop-Genre-Nummer nicht. Danach folgt direkt ein Smiths-Klassiker: „There is a Light that never goes out“ - gesungen von Neil Finn (und der Song klingt in dieser Livefassung unglaublich schön (Gänsehaut)). 
Das auch sehr sanftschöne „Paper Doll“ stammt von Lisa Germano, welches sie auch selbst singt. Der Song ist in einer Studiofassung auf ihrer Platte „Concentrated“ zu finden. Ein weiterer Song von der „One Nil“ ist „Turn and Run“. Das ist typischer schöner Singer/Songwriter-Folk von Neil Finn.

Danach spielen die Brüder Neil und Timm Finn zwei Songs zusammen: „Angel Heap“ stammt vom Finn Brothers-Album „Finn“ und ist auch eine ganz wunderbare Folk-Nummer. Das melancholisch und etwas traurig düstere (und dadurch sehr schöne) „Edible Flowers“ ist ein Song aus der Zeit mit „Split Enz“ - das war die Band, in der die Brüder Finn zusammen vor Crowded House spielten und mit der sie ihre Musikerkarriere begonnen hatten. Die Band gab es von 1975 bis 1984. Ein weiterer Song von Split Enz ist „Stuff and Nonsense“,welcher sogar mal von Belinda Carlisle gecovert wurde. Hier wird er von Eddie Vedder und Tim Finn gesungen und das nur von einem Piano begleitet – auch ganz wunderschön. Diese Platte steckt voller Highlights!
Richtig punkig konnten Split Enz auch sein und mit Eddie Vedder wird „I see Red“ ein richtig toller Punkrock-Song. 
Danach wird’s auch ganz gut weiter gerockt mit einem weiteren Song vom „Try Whistling this“ Album: „She have her way“.
Eine Peal Jam-Nummer folgt mit „Parting Ways“ - eine eigentlich eher ruhige Nummer, mit aber kräftigen Gitarreneinsatz. 
Zum Abschluss gibt’s noch die beiden Crowded House Überhits „Weather with you“ (in einer überragend guten Live-Fassung) und „Don´t dream it´s over“ - sowie, dazwischen noch ein harmonisch, süßes Stück Musik vom Finn Brothers-Album „Paradise (whereever you are)“. Der Song ist schon fast was zum Schunkeln. 

10.08.24

dEUS – The Ideal Crash (1999)

Mit „Put the Feaks Up-Front“ beginnt das Album gleich mit einem starken Alternativ-Rocksong, der auch was von der Melancholie eines (guten) Radiohead-Songs hat. Toller Einstieg ins Album. Ich habe ja viele Jahre gebraucht um ein weiteres Album der Band zu kaufen. Zwar fand ich das Album „Worst Case Scenario“ sehr gut und „Suds and Soda“ und „Hotel Lounge“ sind auf ewig in meiner Playlist – aber trotzdem hatte ich beim Kauf weiterer CDs lange gezögert. Dann habe ich sie aber auch beim Traumzeit-Festival 2023 live erleben können und da hab ich glatt mehrere Alben dann nachgekauft. 
Auch beim zweiten Stück „Sister Dew“ ist von den Tom Waits-Anleihen des ersten Albums nichts zu hören – der Song ist einfach eine sehr schöner ruhiger Rocksong. „One Advice, Space“ klingt wie ein SongMix bestehend aus Travis und Radiohead. 
Schon fast nach 70er US-Rockballade klingend: „The Magic Hour“ - mit am Ende aber ganz eigener dEUS-Note. Vielseitig ist damit auch dieses Album schon einmal. Und die Songs sind bisher alle richtig gut. Ein kleines bisschen Space-Rock können sie auch: „The Ideal Crash“. Auch „Instant Street“ ist einfach ein schöner toller Song – wieder mit modernisierter 70er Note. Auf dem Album sind die ruhigen Stücke in der Überzahl, was ich aber gar nicht so schlecht finde – denn Songs wie „Magdalena“ sind einfach von der Stimmung her so gelungen, dass man auch diese eher gemächlichen Rocksongs gerne und mit zunehmender Begeisterung hört (gerade während des Hörens, habe ich mir auch schon die mir noch fehlenden Alben der Band bestellt (ich kann es einfach nicht lassen). Statt „Hörerlebnisse“ sollte ich diese Texte lieber als „Bekenntnisse eines Musiksüchtigen“ bezeichnen. Aber das Hören macht aber auch so viel Spaß. Moderner Rocksong – und doch mal etwas schneller und wuchtiger (aber auch nicht hart): „Everybody´s Weird“. 
Fast am Ende doch dann ein Song mit Tom Waits-Charme: „Let´s see who goes down first“. Ganz am Ende „Dream Sequence“ - nochmal was Ruhiges zum Ausklang. Das das Album – das zwar das erste auf einem Major-Label war – aber auch das erste das nicht in USA veröffentlicht wurde – liegt wohl daran, dass die Songs zu gut sind und zu lang – es enthält eigentlich überhaupt kein Single-Material (auch ein Crossover-Knaller wie „Suds and Soda“ sucht man vergeblich). Eine anspruchsvolle Alternative für Rockfans: dEUS. 


 

03.08.24

Philip Kroonenberg - Wherever you are (2024)

Americana oder Roots oder einfach Singer/Songwriter – das ist die wunderschöne Musik von Philip Kroonenberg, in den Niederlanden/Holland war er mal mit der „Freelance Band“ etwas bekannter geworden, seit Anfang der 90er ist er Solo oder mal als Triomitglied unterwegs – bei Liveauftritten hat er meist ein, zwei tolle Musiker als Unterstützung dabei und auch seine beiden Töchter unterstützen ihm ab und an auf der Bühne.
Seine Lieder sind meist kleine Alltagsbeschreibungen – aber es ist immer meist sein Alltag und sein Umfeld über das es in den Songs geht – das macht er fabelhaft, weil in wunderschönen und mitnehmenden Melodien gepackt – nicht immer klingt da eine eigentlich traurige Begebenheit, dann auch traurig. 
Und ich kenne bisher (und ich kenne viel von ihm) kein einziges schlechtes Lied von ihm. 
Wie geschrieben sind es persönliche Dinge, von denen er singt – das vorletzte Album handelte von der Krebserkrankung seiner Ehefrau und über das was diese Krankheit mit sich bringt. Sitzen im Krankenhaus, warten, weiterleben.
Sein letztes Album hat der auch als Psychotherapeut tätige Musiker – The Therapist – betitelt gehabt. Sein neuestes Album hat den Tod seiner Ehefrau und das Leben danach zum Thema. 
Vielleicht mit Traurigkeit geschrieben, aber die Selbsttherapie funktioniert bei Philip Kroonenberg halt über die Musik und das er, der nie so recht bekannt wurde, noch weiter Musik macht und auch noch gerne live auftritt, ist dann ein Glücksfall für alle die seine Songs so mögen.

Seine musikalischen Alltagserfahrungen sind diesmal alle recht kurz geraten – die Songs sind meist nicht länger als drei Minuten. Aber wir wissen ja alle, das die Länge überhaupt nichts über die Qualität aussagt.
Und direkt die ersten Klänge hohlen einen rein in diese unglaublich feine Mischung aus Singer/Songwriter-Folk, Roots und Americana (und jetzt bitte keine Diskussion wieder, dass ein Holländer kein Americana machen kann, weil er kein Amerikaner ist (so ein quatsch)). „Again“ einfach total schön. Und bei ihm klingt die Beschreibung vom Wiederauftreten de Krebserkrankung seiner Frau, wie ein irische Folksong. Und bei ihm passt dass. 
Auch wenn man denkt Songs wie „Final Flowers“ schon tausend mal gehört zu haben - „Final Flowers“ ist dann einer der besten dieser tausend Songs. Schon bekomme ich die erste Gänsehaut – wie mich diese Musik anspricht. Und wenn man bedenkt, aus welcher Situation heraus die Songs einstanden sind – dann hat der Sänger seinen Optimismus doch irgendwie nie verloren. Und ja, die Songs handeln ab da vom Umgang nach dem Tode eines geliebten Menschen und den darauf folgenden Neuanfang. Aber die Musik, die leichten Melodien – das ist einfach ganz ganz toll. Wer da nicht mitgeht, hat auch kein Herz und versteht erst recht nichts von guter Musik. Und auch wenn der Grundton bei den Songs gleich bleibt und vielleicht auch an andere Aufnahmen von Philipp Kroonenberg erinnern – egal, total egal – ein Song wie „Quietness“ möchte man nicht missen und dies gilt auch für die folgenden Songs. Er findet auch immer neue Worte und Melodien für seine Trauerverarbeitung und alle klingen nicht verkitscht, sondern einfach wie Beschreibungen des Ist-Zustands. „Angel“, „To you“, „The Wrong Door“ und „Act as if“. - Die Songs der ersten Plattenseite handeln vom unmittelbaren Verlust und von der Liebe zum verstorbenen Menschen. Musikalisch bestehen, die Songs meist aus Gitarre, Gesang und Background (sehr schön gesungen von einer seiner Töchter), Bass gespielt von Reyer Zwart. 

Die Songs auf Seite 2 sind dann Betrachtungen aus der Zeit danach. 
„Day by Day“ - und die Freude, die diese Songs in mir auslösen, will einfach kein Ende nehmen. So schön. „Today“, „Broken Down“, „Goodbye“ (mal mehr Roots/Americana als Folk), „Alone“ - Pure Songschönheit, „Wherever you are“, „New Life“, 
Immer noch kann er keinen schlechten Song schreiben. Bin wirklich absoluter Fan von ihm. 

30.07.24

Joe Strummer – 001 (2018) (Auf Spotify vorgehört – direkt den Download dann gekauft und die CD wird auch noch geholt. Die Luxusbox ist zum Glück schon total vergriffen – sonst hätte ich mich da wohl auch kaum zurückhalten können.)

Werkschau des Schaffens und des Nachlasses abseits von The Clash auf 2 CDs. Für die Zusammenstellung sind Strummers Witwe Lucinda Tait und der Produzent Robert Gordon McHarg III verantwortlich gesehen. Für die Neuveröffentlichung wurden die Tracks von Peter J. Moore remastert (und da dabei hat er eine tolle Arbeit geleistet – weil für ein Compilation-Album klingt das Meiste wie aus einem Guss – und das ist leider bei solchen Alben nicht immer der Fall. 

Mit den 101ers fabriziert er echten Rock ´n´ Roll – was zu seiner Stimme sehr gut passt. So klingt „Letsagetabitarockin´“ sehr rock´n´rolig und „Keys to your Hart“ ist eine schöne Beat-Rock ´n´ Roll-Nummer-Nummer, die nach hinten raus immer mehr Spaß macht. Tolle Entdeckung. 
Mit „Love Kills“ sind wir dann schon in den 80ern angelangt. Sehr kantige Poprock-Nummer. Zu finden war das Stück auf dem „Sid und Nancy“ Soundtrack. Wirklich starke Nummer. Weiter Soundtrack-Nummern folgen. Der Südstaaten-Folk-Song: „Tenessee Rain“ stammt aus dem Film „Walker“ - auch sehr schön. Wie abwechslungsreich sein Werk ist, weiß man ja schon als „Clash“-Hörer. „Trash City“ - PunkRock-Nummer – wunderbar – aus dem Film „Permanent Record“.
„15 Brigarde“ war eine Single B-Seite und ist eine Übersetzung eines traditionellen Lieder aus der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges. Ethno-Rock mit politischer Botschaft. 
„Ride the Donkey“ stammt von seinem Soloalbum „Earthquake Weather“. Schöne Reggae-Nummer. Persönliche Randnotiz: Aus unerklärlichen Gründen war das Album „Earhquake Weahter“ das erste Album mit Musik von Joe Strummer in meiner Sammlung. Kurz danach – nachdem die Discobesuche immer mehr zunahmen – gab es aber auch schon die ersten Clash-Songs auf Vinyl bei mir zu hören. 
„Burning Lights“ stammt aus den Soundtrack des Films „I hired a contract Killer“ - eine Solo-Rock-Ballade im Billy Bragg-Stil. 
Mit den Pogues hat er unter den Namen „The Astro-Physicicans“ den Song „Afro-Cuban-Be-Bop“ aufgenommen. Schöne Folk-Nummer. Das Material dieser Zusammenstellung ist bis dahin schon mal echt umwerfend. Bin wirklich ziemlich hingerissen und meine Hochachtung vor Joe Strummer wächst mit jedem Song weiter. 
„Sandpapers“ ist mit den Mescaleros zusammen aufgenommen. Da ist auch eine schöne Ethno-Note in einer süß/leichten Pop-Rock-Nummer gepackt. 
Unglaubliche gute Songs ohne Ende: „Generation“ - stammt von einem Compilation-Album: „Generations 1: A Punk Look at Human Rights“ - statt Punk ist das ein Stück wunderbarer Art-Pop. „it´s a rocking World“ stammt von dem Album „Chef Aid: The South Park Album“. Rock `n´Roll – auf Joe Strummer-Art ist das dann. Ein weiters Stück mit den Mescaleros folgt „Yalla Yalla“ - egal in welchen Stil er Musik macht – er machte dies richtig gut. Dieser feine Elektropop—Nummer ist ja einfach unglaublich. Bin ich begeistert – ja ich bin. Mann, hab ich einen Spaß mit solcher Musik – ist Irre das der Zauber immer und immer wieder funktioniert – wenn der Song gut ist und einen einfach nur mitreist und man das lächeln einen aus dem Gesicht meißeln müsste. Und es ist wirklich unglaublich das ich (fast) all diese Songs gerade zum ersten Mal höre. Was man nicht so alles selbst als aufmerksamer Musikhörer doch immer verpasst. Süßer als Honig: „X-Ray Style“. „Johnny Appleseed“ und „Minstrel Boy“ - Folk-Nummern wie es besser nicht geht. 

Und es bleibt zum Nienderknien gut: „Redemption Song“ - zusammen mit Johnny Cash (bei dem merkt man dann, wie sich die Stimme von Joe Strummer plötzlich gewandelt hat – oder liegt das am Stil der American Recordings-Produktionsweise?). Nein – das mit der Stimme ist auch bei „Over the Border“ mit Jimmy Cliff aufgenommen deutlich zu hören. Den Abschluss der ersten CD machen noch zwei weitere Songs mit den Mescaleros: „Coma Girl“ und „Silver & Gold/Before I grow old“ die nach dem Tod von Joe Strummer im Jahre 2003 noch posthum veröffentlicht wurden. Und das war erste die erste CD und wie gut war die denn?

Eine weitere CD mit 12 weiteren bisher unveröffentlichten Songs folgt noch.

Die zweite CD beginnt mit einer Demo-Version des Songs „ Letsagetabitarockin“ (Lagefeuer Rock ´n´ Roll). „Czechoslovak Song/Where Is England“ ist eine unveröffentlichte Version von „This ist England“. Weiteres unveröffentlichtes Songmaterial folgt mit „Pooring Rain“, „Blues on the River“, „Crying on 23rd“, „2 Bullets“. Von der Produktions- und Soundqualität ist das dann alles oder zum größten Teil im Demo-Aufnahmen-Modus – aber „einfach“ ist ja nicht unbedingt schlechter – hat bei „Pouring Rain“ zum Beispiel eine Livequalität. Bei „Blues on the River“ klingt Strummer wirklich wie Johnny Cash. „Crying on 23rd“ ein Garagenrock-Blues. „2 Bullets“ ist ein Stück vom „Sid und Nancy“ Soundtrack – ich schätze mal, dass Strummer da nur den Song geschrieben und „Pearl Habour“ ihm gespielt hat. 
Darauf folgen Stücke aus dem Filmsoundtrack des Films „When Pigs Fly“. „When Pigs Fly“, „Pouring Rain“, „Rose of Erin“. Seine Liebe zur Countrymusic ist auch bei diesen Stücken herauszuhören (aber irgendwie klingt „When Pigs Fly“ auch fast wie ein Beatles-Song.“Pouring Rain“ in der fröhlichen Folk-Fassung gefällt mir richtig gut. „Rose of Erin“ (sanfter Rock ´n´ Roll mit Folk-Elementen). Den Abschluss der ersten Werkschau machen zwei Song, die Strummer wohl kurz vor seinem Tode noch aufgenommen hat: „The Cool Impossible“ (ist eine Jazzrocknummer), „London is burning“ - Strummer im Rockmodus (und als Singleauskopplung war das eine gute Wahl!) . Unveröffentlichte Soundtrackarbeit, die er mit Mick Jones gemacht hat: „U.S. North“ (eine symphonische Hymne zum Abschluss – wie passend).

Musthave – und ich bin wirklich neidisch auf Leute, die diese Songs schon viel viel länger kennen. 

29.07.24

New Order – Low-Life (1985)

Das dritte Album der Band, auf dem sie noch mit Songs wie „Love Vigilantes“ sehr schönen Indie machen. Ab nach der „Substance“ (wir können Tanzmusik-Compilation) werden sie dann mit Songs wie „True Faith“ ja meist doch eher zur EuroDance-Electro-Pop-Band. Obwohl vereinzelnd auch bei den späteren Alben der alte Indie-Charme noch beschwört wird. Aber sagen wir mal das das Kapitel „Von Joy Devision zur Indiegröße“ ist damit abgeschlossen. 
Dafür machen Songs wie „Love Vigilantes“ nochmal richtig viel Spaß. Und „Perfect Kiss“ ist in jeder Fassung mein absolutes New Order-Lieblingslied. 
Das alte SecondHand erworbene Vinyl schreit aber gerade bei diesem Songs auch danach, gegen einen Neuerwerb ausgetauscht zu werden.Trotzdem ist das ein Riesenstück (immer und immer wieder) – hab davon auch die Maxisingle in alter und neuer Pressung. 
Bei Songs wie „This Time of Night“ ist die Kombination von Synthesizermusik und Indiesound noch sehr harmonisch und gut gelungen. Und zu fröhlich und nach Partymusik klingt der Song erst recht nicht, dafür aber richtig gut. 
„Sunrise“ ist nochmal eine riesige Indierocknummer. 
Sehr leise beginnt die zweite Seite. Doch die Lautstärke des Stücks „Elegia“ steigert sich nach und nach – der Song strahlt was Sakrales aus. Bei „Sooner than you think“ hört man schon am Anfang Zutaten von „Blue Monday“ heraus. Aber auch der Song ist noch eine schöne Indie-Pop-Nummer mit etwas Euphorie versetzt. Bei „Sub-Culture“ hört man dann (leider) wohin die Reise in Zukunft hingehen wird – Willkommen im EuroDanceZeitalter. 
Warum aber auch Indiestar bleiben – wenn man die Welt erobern kann? Das mit der Euphorie ist noch größer bei „Face Up“ zu hören. Dabei hört man auch, dass Sänger Bernard Sumner nie ein richtig guter Sänger werden wird. Aber er scheint eine Menge Spaß beim Singen des Refrain zu haben – man hört die Leidenschaft und das ist mehr Wert als den richtigen Ton zu treffen. 

21.07.24

AnnenMayKantereit - AnnenMay Kantereit (2013)

Das erste und noch selbst herausgebrachte Album des Trios, direkt gekauft nach ihrem Auftritt im Druckluft, bei dem ich sie das erste mal hörte und erlebt hatte. Ihr Auftritt hatte mich als damals über 40jährigen so mitgerissen, dass ich am Merchstand beim Kauf der CD dem Sänger Henning May sagte, dass ich „verliebt sei“. Und so was sag ich nicht leichthin. Aber mit ihrer Musik, den ehrlichen ungestümen Auftreten, der Stimme von Henning May gewannen sie nicht nur mich durch ihre Liveauftritte für sich. Bei jedem schnell folgenden weiteren Konzertbesuch wuchs die Fangemeide und leider können sie mit ihren Fans jetzt schon große Hallen und Stadien füllen, was irgendwie zu ihrer handgemachten, meist akustischen Musik nicht passt, da diese doch viel besser in einem intimeren Atmosphäre passt. Aber so ist das nun mal und auch dieses erste live eingespielte Album ist immer noch ihr bestes – weil es einfach diese urtümliche Lebendigkeit dieses Trios am besten wiedergibt – oder es ist so – weil es genau die Songs sind, die mich das mit dem „verliebt sein“ haben sagen lassen und die ich immer noch, selbst nach dem hundertsten Mal immer noch liebe. Und mal wieder englischsprachige Traditionals wie „James“ und dem wunderschönen „Leavin!“ sollten sie auch mal wieder auf ihren Platten haben. Aber trotz dieser Kritik an die erfolgreich gewordenen Musiker, mag ich sie immer noch. Alber live will ich sie einfach nicht mehr in großen Hallen erleben wollen. Dann höre ich lieber zum einhunderterstenmal diese CD. Aber für diese gebührt ihnen immer ein großes Dank.

Schon der Gesang und die Aufnahme der Instrumente bei „Wohin Du gehst“ hat einfach mehr Authentizität als beim offiziellen ersten Studioalbum „Alles Nix Konkrtes“ (die Hansastudios haben einfach nicht den Charme des Longericher Bahndams (!)) und der und die weiteren Song nehmen einen mit durch sihren Folksongcharme und der Text und da haben wir ein weiteres Erfolgsgeheimnis der Band, der Text spricht sowohl Altersgenosseninnen der Band an, als auch Menschen, die sich vielleicht als Vollerwachsen bezeichnen. Und die älteren Zuhörer werden noch durch die Gesangsleistung bei den englischen Titeln wie „James“ und „What he wanted“ angesprochen und eingefangen. Wie ein so junger Mann, eine so verlebte Stimme haben kann – ist nicht nur Frage, sondern einfach etwas total Mitreißendes. Der schon genannte zeitlose Folkrockcharme der Songs erledigt den Rest.
Auf der Straße wurden die Songs getestet und schienen schon dort Begeisterung bei dem Vorbeigehenden und Stehengebliebenen ausgelöst zu haben. So funktioniert jedes Stück der CD. Egal ob „Jeden Morgen“, „Schon krass“, das Antiliebeslied „Mir wäre lieber Du weinst“. Natürlich gibt es die herausragenden „Barfuß am Klavier“ und „Oft gefragt“ - die auch fürs Mainstreamradio gut genug gewesen sind. Christopfer Annen, Henning May, Severin Kantereit auf der Höhe ihrer Kunst und dabei standen sie da eigentlich ganz am Anfang ihrer Karriere.

Und der Abend im Druckluft sollte auch noch fantastisch bleiben, weil danach durfte ich auch zum ersten Mal die fabelhafte Kat Frankie zum ersten Mal live erleben. Legendäre Live-Abende gibt es halt nur in den kleinen Location, glaubt mir dass. 

20.07.24

Japan – Tin Drum (1981) 

Das fünfte und letzte Studioalbum der Band. Hier hört man direkt bei „The Art of Parties“ wie die Band ihren Sound perfektioniert hat. Die Rhythmusinstrumente übernehmen durch den Wegfall der Leadgitarre die Oberhand und der schlaue Einsatz synthetischer Klänge sorgt nehmen der Stimme von David Sylvian für den einmaligen Japansound. Auch der neue Produzent Steve Nye wird seinen Teil zur Perfektion des Sounds der Platte dazu getan haben und David Sylvian überließ ihm auch diesen Part bei seinen ersten folgenden Solowerken. Von Genre her ist die Platte Art-PopRock und am besten mit den zu der Zeit erschienenen Alben von Peter Gabriel und Kate Bush gleichzusetzen. Der New Romantic-Einfluß ist verschwunden und damit auch die Ähnlichkeit mit Bands wie Duran Duran und Co. Bei „Ghost“ höre ich auch den Einfluss eines Ryuichi Sakamoto stark heraus. Und nicht nur „Canton“ klingt nach dem asiatischen Kontinent auf diesem Album. Als ob sich Brian Eno mit Ryuichi Sakamoto zusammen getan hätte: „Still Life in Mobile Homes“ und Sylvian singt dazu als ob er beim Yellow Magic Orchestra mitmachen würde. Da trifft der Bandname und das asiatische Grundthema der Platte wie die Faust aufs Auge – die Rhythmusarbeit ist dabei ganz grandios. Das Tears for Fears sich für ihr erstes Album da was abgehört haben, geben sie auch zu. Kaum zu glauben, dass der Sound dieser Platte eigentlich nicht viel öfter kopiert wurde. Das gilt aber auch für die Peter Gabriel Alben Nummer #3 und #4. Woran man merkt, dass der Sound mancher Alben auch einfach nicht zu kopieren oder zu wiederholen ist – was Alben wie dieses aber auch zu was ganz besonderes macht und gerade die Rhythmusgruppe mit Steve Jansen an den Drums und dem einzigartigen Mick Karn am Bass leisten da genauso großes wie Sänger und Hauptverantwortlicher der Band David Sylvian. Meisterwerk.

03.07.24

Reality Bites – Original Motion Picture Soundtrack (1994)

Der Soundtrack beginnt direkt mit einem Song der sich ins Hirn des Hörers gnadenlos hämmert und auch direkt für gute Stimmung sorgt: „My Sharona“ von The Knacks aus dem Jahre 1979. Danach Indie-Rock-Charme mit The Juliana Hatfield 3 „Spin the Bottle“ (und dabei mache ich mir wieder mal eine Notiz, dass ich mich mehr mit The Juliana Hatfield auseinander setzten muss.). Nicht viel härter, aber noch etwas mehr nach Grunge klingend „Bed of Roses“ von The Indians. Immer gut: sind World Party und dies auch mit „When you come back to me“. Die Songs sind alle gut, so auch „Going, Going, gone“ von The Posies. Danach folgt die wunderschöne Pop-Ballade „Stay“ von Lisa Loeb & Nine Stories (wunderschön). Der wiederum gefolgt wird von „All I want is you“ von U2 (der natürlich auch immer noch ganz schön ist). So schwungvoll können The Crowded House sein: „Locked Out“. Retro-Rock von Lenny Kravitz: „Spinning Around Over“. Ethan Hawke als Alternativ-Heartland-Rocker: „I´m Nothing“. Wie man richtig alternativ rockt machen Dinosaur Jr. direkt danch vor: „Turnip Farm“. Akustikrap von Me Phi Me gibt es auch: „Revival“. Squeeze dürfen einen Song auch mal neu auflegen: „Tempted (94)“ (der geht immer noch gut ins Ohr“. Den Abschluss macht der Pop-Reggae von Big Mountain „Baby I love you so“. 

Toller Soundtrack. Tolles Mixtape. Funktioniert auch noch 30 Jahre später so gut wie am Tag des Erscheinens und beim Gucken des Films fühl ich mich nochmal ganz jung. Positive Zeitmaschine. 

12.06.24

Someday Jacob – It might take a While (2015)

Somday Jacob kommen aus dem Umfeld von Bremen – Songschreiber/Gitarrist Jörn Schlüter, Uli Kringer an der Gitarre, Martin Denzin am Schlagzeug und Manuel Steinhoff hatten mich durch das Hören eines Songs auf einem Sampler zum Kauf gleich zwei ihrer CDs verführt. Bevor ich diese hören konnte traten sie vor zwei Wochen in Duisburg im Steinbruch auf und da wurde ich ein Fan der Band. Ganz tolles Songwriting, ganz toll gespielt – wahnsinnig gutes Konzert – sie spielten dort nach US-70er Jahre Rock klingende Songs, die obwohl nach Vergangenheit klingen, in der Gegenwart glänzen. Nach dem Konzert direkt versucht noch die restlichen Veröffentlichungen zu bekommen – ihr Erstling „Morning comes“ war aber nur als Download zu kriegen – da spielen sie feinen sanften Indie-Folk-Rock Songs. 
Bei Haldern Pop haben sie dann „It might take a While“ veröffentlicht. Direkt „Daily Bread“ hat dieses feine Folk-Rockfeeling wie man es in den 70ern von Fleetwood Mac, Crosby, Stills and Nash, Neil Young und anderen kannte, nur das es vielleicht ein wenig sanfter klingt, wenigstens solange bis im Song richtig an den E-Gitarren gearbeitet wird. Aber dieses Feeling von Rock, Weite, Amerika, Folk breitet sich direkt mit diesem Song schön aus. Das ist nicht gekonnt nachgemacht, sondern gekonnt weitergesponnen und selbstgemacht und das mit Herz und Seele. 
Dieses Rezept wird dann auch einfach beibehalten – weil es auch so richtig gut funktioniert. Dabei gefällt mir die Musik sogar, und das möge man mir verzeihen, bei Someday Jacob teilweise noch besser als bei denen auf dessen Spuren sie so gekonnt wandern. Die machen einfach gute Musik daraus. So funktioniert der Song „Trade it all in“ auch richtig gut. So mancher Rockfan mag dann einen Song wie „Between me and you“ etwas weichgespült finden, aber schon die Stimme von Jörn Schlüter ist halt einfach eher geschaffen für zarte, sanfte Momente. Eine röhrende Rockfrontsau wird er nicht werden – eher kommt er wie der nette bodenständige Songschreiber und wie bei „Useless Light“ als Poet daher. „The Sun the Moon and the Stars“ erinnert an einen Song von Calexico und bleibt mit seinem Refrain lange in Erinnerung. Den Vergleich mit Neil Young müssen Someday Jacob ertragen, da so mancher Song an diesen erinnert, so auch „Glory Boys“. „Room with a View“ ist ein sanfter Song. Durch dieses 70er Rock-Feeling, das auch bei „Home Run“ großartig neu verarbeitet wird, unterscheiden sich die Musik von Someday Jacob auch angenehm von aktuellen anderen Folk-Rock-Bands und Singer/Songwritern sehr angenehm, die eher versuchen den Bon Iver/Mumford and Sons–Sound zutreffen.
Der wunderschöne Song „Rain“ haben Someday Jacob auf diesen Album nochmal neu veröffentlicht (der war auch schon in einer kürzeren Version auf „Morning Comes“ drauf). Ein ganz tolles Lied – ein sofortiger neuer Lieblingsong, den ich nicht mehr missen will. 
„Long distance call“ - ganz süßer und herziger Folk-Song. Mit solchen Songs wird man als Hörer und Livepublikum eingefangen und wie gut ist das. 
„All you weary Heats“ - okay das klingt dann doch etwas mehr nach Mumford and Suns“ beendet dieses Album, das ich immer wieder sehr sehr gerne hören werde und zwei weitere Alben sind auf dieses noch gefolgt und darauf freue ich mich jetzt auch schon wieder sehr. 

02.06.24

Kraftwerk – Autobahn (1974)

Sicherlich zählt „Autobahn“ zu den Meilensteinen der deutschen Elektronikmusik und der Elektronikmusik an sich. Das liegt zum großen Teil an den Klang der Musik, die ein fast schon natürliches Klangspektrum aufweist und akustischen Instrumenten nahe kommt (also ist dies auch ein Frühwerk der „Folktronica“). Hinzu kommt bei „Autobahn“ ein einfacher Text, der lange im Hirn hängenbleibt und einfach für diese Zeit bahnbrechende Elektrosounds. 
Die zwei „Kometenmelodie“-Teile und die kurzen Stücke „Mitternacht“ und „Morgenspaziergang“ sind noch Vertreter der typischen deutschen elektronischen Musik der 70er Jahre, die im Krautrock ihren Ursprung hat. Langsam entwickelnde Klangbilder und Melodien, die ab an und einen kleinen Höhepunkt entgegenstreben oder dies eben auch nicht tun. 
Wie gesagt – und dies ist aber zu aller erst der ersten Seite mit dem Stück „Autobahn“ zuzuschreiben - ein Meilenstein der elektronischen Musik. Der „Kometenmelodie“ ist aber zuzusprechen, dass viele früher Versuche britischer Synthbands sich vom Klang her nicht anders oder besser anhörten – obwohl da schon wieder vier weitere Jahre ins Land gezogen waren und Bands wie Ultravox sind ja auch gerne noch später zu Conny Plank ins Studio gefahren, um das Wissen und die Erfahrung dieses Soundkönners zu nutzen. Deshalb sind Kraftwerk einfach diejenigen, die der elektronischen Musik für alle Zeit ihren Stempel aufgedrückt haben.

26.05.24

Nick Cave & The Bad Seeds – The Boatman´s Call (1997)

Über Nick Cave etwas als Vorabinfo zu schreiben, fällt mir etwas schwer, da er so ein großes Schaffenswerk in 45 Jahren geschaffen hat, das ich eigentlich kaum richtig kenne. Nick Cave habe ich fast immer nur in Häppchen konsumiert, also mal da ein Song und hier ein Song, kaum ein Album mal so richtig durchgehört, trotzdem habe ich ein großen Respekt vor ihm, weil schon manche Songs alleine so „groß“ sind und von mir so gemocht werden, wie das Gesamtwerk einzelner Musiker/innen/Bands. Spätestens mit „The Boatsman´s Call“ (oder mit dem davor erschienen Album „Murder Ballads“ werden Nick Cave & The Bad Seeds zu einer Band, die auch von den anspruchsvollen Pop-Rock-Fans beachtet werden, weil sie nun nicht mehr exzentrischen Punk machen, sondern einfach gute Songs abliefern und Nick Cave etabliert sich als beachtenswerter Songschreiber. 
Singer/Songwriter-Nummern am Piano gespielt mit Unterstützung von den Bad Seeds – alles sehr zurückhaltend, elegant und richtig gut. Und direkt mit „Into my Arms“ beginnt das Album mit einen echten Songklassiker für die Ewigkeit – ganz toller Song. „Lime-Tree Arbour“ klingt zwar etwas düsterer, behält aber die Klarheit und Eleganz von „Into my Arms“ bei. Auch einfach nur schön: „People ain´t no good“ - der hat schon Folksong-Qualität und hätte ich gern mal im Duett mit Shawn McGovern gehört. Und genauso gut funktionieren die anderen Songs – gutes Songschreiben, Folk, sanfter religiös anmutender Gospel, emotional, mitreißend. Ein großes Werk. 12 Stücke Musik von außergewöhnlicher Qualität.

20.05.24

Console – Reset the Preset (2003)

Martin Gretschmann war mal der für die Elektronik Zuständige bei The Notwist, dann machte er verstärkt weiter mit seinem Solo/Bandprojekt als Console, als Musiker für Hörspiele und Theater und zuletzt und wohl bis heute als Acid Pauli weiter Musik. „Reset the Preset“ ist als Doppelalbum ambitioniert – klingt wie viel nach rein elektronischer Musik ist aber viel mehr was die instrumentierung der einzeln Songs im Booklet beweist. Außerdem wird nicht nur Instrumentales gespielt, da Sängerin Miriam Osterrieder so manchen Song ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt. Soviel sei schon verraten – für mich ein absolut zeitloses Stück elektronischer Musik.

Direkt mit „Your God Eats Me“ zeigt Console was da für schön konstruierte elektronische Musik auf uns zukommt. Das sind gut aneinandergespielte Beats und Sounds und irgendwie fühlt es sich so an ob da es jemand schafft, die Musik und Soundideen von Kraftwerk ins nächste Jahrtausend zu übertragen. Nur der Eingang und der Ausgang des Songs sind beide etwas zu lang gezogen worden. Bei „Surfin Safari“ kommt dann Sängerin Miriam Osterrieder zum Zuge und die Musik wandelt sich zum Indie-Rock-Pop und das macht mit dem überbrodeldelnden Sounds auch richtig Spaß. Es helfen ja auch die Gefährten von The Notwist bei dem Album mit und dies hört man bei Songs wie „Into the Universe“ dadurch heraus, das es sich fast wie ein Livestück der NoTwister anhört. Ganz große Nummer und die sanfte Art des Gesangs von Miriam Osterrieder trägt da auch einen großen Teil dazu bei – das der Song so gut funktioniert. 
Mit „Dirt on the Wire“ wird’s wieder elektronischer und ladet zum Tanzen im Club ein. Aber das macht Gretschmann einfach gekonnt wie kaum ein anderer – weil es immer alles mit Hirn gespielt ist und nicht um dumpf die Massen in Extase zu bringen. Klingt alles super. Und das die CD von 2003 ist ist auch nicht zu hören, die könnte auch von Übermorgen sein. Wunderschön sanfter Elektro-Pop, der mich dahinschmelzen lässt: „The Times they are not A-Changin`“. Indie-Elektro-Club-Rock – da die Musik von Console richtig viele Grenzen aufbricht fühlt sich auch alle Fans gleichermaßen von dieser Musik bedient. Auf jeden Fall schafft es „Suck and Run“ ganz viele Geschmäcker gleichzeitig zu bedienen. Die Tempowechsel und das Abwechslungsreichtung lassen einen die CD auch sehr gut durchhören – da ist nichts langweilig.
Ruhige Elektronikbeats und Samples bietet „Secret Game“, bevor mit dem einsetzenden Gesang doch noch ein Song draus wird. Bei „A+A=B“ wird es für einen Electronca-Song recht melancholisch, doch setzt dann doch noch der Beat ein und lässt den Song zu einer Elektronik-Hymne im Stil von Orbital werden. Damit endet diese herausragende erste CD. 

„Diagonal“, der die zweite CD eröffnet, erinnert schon viel an den Krautrock-Sound von CAN. Was aber auch gar nicht stört und schätzungsweise auch totale Absicht ist, bei The Notwist sind solche Ansätze ja auch oft zu entdecken. Es ist ja auch toll wenn der Sound von CAN immer noch weiter entwickelt wird. Danach folgt zweimal „Para.lel“. Erst im „Funicular-Mix“ und danach in der original Fassung. Auch weitere Songs der zweiten CD gibt es zweimal zu hören. Der „Funicular-Mix“ ist eine sehr zugängliche ruhige und schöne Instrumentalnummer – großartige Entspannungs- und Loungemusik. Die Originalfassung von „Para.lel“ ist da eher ein tanzbarer Clubsong und eigentlich komplett ein anderer Song. „Marina“ in der Mallorca-Version ist auch ein eher ruhiger Instrumentalsong – aber wie alles was Console machen sehr schön arrangiert und mit für Elektromusik untypischen Klängen ausgestattet und immer klingt es auch dabei zum Teil sehr akustisch. Nach sechs Minuten Dauer fängt der Song nochmal fast neu an und wird dabei richtig jazzig und danach wieder entspannt. Die zweite CD scheint aber wirklich was zum runterfahren und relaxen zu sein, dafür aber niemals ermüdend wie es doch so manche Ambient-Platte nach ein paar Titeln wird. Auch „Indepencia“ zeigt, wie gut Console die elektronische Musik mit allen Stärke ausstattet und zeitlos werden lässt. Während ja die alten Platten der Elektronikmusik-Pioniere ja doch immer etwas angestaubt wirken und klingen, sind die Songs dieser jetzt auch schon über 20 Jahre alten Produktion noch absolut „aktuell“. „Marina“ zum zweiten diesmal als Ambient-Song. Nur ein wenig mehr Tempo nimmt „Diagonal“ im „Raton-Relax!-Mix“ auf. Zum Schluss gibt’s nochmal „indepenca“ im „3/4-Mix“.
Genauso muss für mich elektronische Musik sein. Und deswegen finde ich diese CD auch einfach richtig richtig gut. 

16.05.24

Common Ground (Voices of Modern Irish Music) (1996)

Es gibt Sampler/Compilation die ich einfach sehr sehr mag, weil sie mir die Ohren für neue Musiker/innen geöffnet haben oder einfach tolle neue Songs von mir bekannten Musiker/innen mir geboten haben. Dieser Sampler ist so einer. Was dem Sampler weiter zu Gute kommt ist, dass obwohl es sich um sehr unterschiedliche Musiker und Songs handelt, klingt die Sammlung wie aus einem Guss, was vor allem dem Produzenten Donal Lunny wohl zu verdanken ist. 
Unbekannt war mir zum Beispiel direkt am Anfang Máire Brennan. Diese hat wie einige andere Musiker auch, ihren Song „O bhean A Ti“ in gälisch gesungen. Dies ist eine schöne Folknummer.
Tim & Neil Finn sind zwar geborene Neuseeländer und bekannt durch ihre Arbeiten bei Splint Enz und Crowded House aber auch bekannte Folk-Pop-Musiker und mit „Mary of the South Seas“ beweisen sie wiedermal welch unverwüstlich zeitlose Songs sie schreiben können. Irgendwie will „Tomorrow“ von Bono und Adam Clayton zum Rest der Songs auf der CD immer nicht so recht passen. Hängt glaube ich damit zusammen, dass dem Song einfach das Folk-Element fast fehlt und wenn nur als Hintergrundelement kurz eingesetzt wird. Ansonsten ist es eher ein melancholisch düsterer PopRock-Song. Auf einem U2-Album würde der aber nicht unangenehm auffallen. Beim ersten Hören der CD kannte ich Sharon Shannon auch noch gar nicht – aber den Instrumentalsong „Cavan Potholes“ mochte ich sofort. Klingt ein wenig nach einer Sting-Solo-Nummer mit Akkordeon als Leadinstrument – macht aber total Laune. Auch vorher unbekannt, mittlerweile von mir sehr geschätzt und bewundert: Paul Brady. Sein Song „Help me to believe“ trifft mich durch Schönheit, Anmut und nimmt mich jedes mal emotional mit. Ein Lieblingslied und dies seit dem ersten Hören. Da fällt mir auch direkt eine weitere Stärke des Samplers auf – er langweilt für ein Folk-Album so überhaupt nicht – weil sehr Abwechslungsreich und einfach voller Schönheit. Auch zum Niederknien die Fassung des traditionellen Folksongs „On Raglan Road“, der auf ein Gedicht von Patrick Kavanagh basiert. Da mag ich ja auch sehr die Fassung von Van Morrison & The Chiftians, aber von Sinead O´Connor gesungen – ist es auch was ganz Besonderes. 
Eher wohl auch ein Unbekannter, obwohl er für Irland schon beim ESC mitgemacht hat und den 1000sten Wettbewerbsbeitrag ablieferte ist Brian Kennedy, dessen größter Erfolg eine Tributsingle zum Tod des Fussballspielers George Best ist. Mit „As I roved out“ schenkt er uns eine ganz sanfte Folknummer. 
Weil seine Stimme so gut zum Folk-Genre passt, würde ich es Elvis Costello gar nicht mal verübeln, wenn er mehr Folk-Musik machen würde – es zeigt sich bei dem Song „The Night before Larry was stretched“, dass Costello und traditionell arrangierte Folkmusik sehr schön zusammenpassen. Über einen Song von Kate Bush freut man sich ja auch immer und hier singt sie mal auf gälisch: „Mná Na Héireann“ - kurz und gut. Bei der Produktion von Donal Lunny klingt auch alles ein wenig nach großer Filmmusik, vielleicht sogar nach Riverdance – aber dies lässt in diesem Fall die Musik einfach schöner und größer klingen. Mag für einige Folk-Puristen vielleicht ein bisschen zu kitschig sein – aber mir gefällt es sehr. Bei dem nächsten Song ist dann Donal Lunny zusammen mit Davy Spillane zu hören. Der instrumentale Titel heißt „Whistling Low/Errigal“. Die beiden Musiker haben zusammen in der Band „Moving Hearts“ gespielt. Total schön und einfach herrlich ist dieses Liebeslied an die irische Heimat: „My Heart´s tonight in Irland“ von Andy Irvine. Noch so ein weiteres Highlight der Platte. Andy Irvine spielte mit Donal Lunny in einer Band zusammen, die „Planxty“ heißt. Liam o Maonlai gehört zu den von mir sehr geliebten Sängern. Ich mag halt die Hothouse Flowers total gerne und ich liebe seine Stimme. Sein Beitrag, auch dieser ist in gälisch, ist „Cathein“ und hat eine einnehmende Sogwirkung durch die fast schon spirituelle Spielweise. 
Den Abschluss dieser CD macht noch ein Weggefährte von Produzent Donal Lunny: Christy Moore. Sein „Bogie's Bonnie Belle“ ist nochmal zärtlich, schön. Einfach ein toller Sampler. Eine tolle Songsammlung. 

27.04.24

Hüsker Dü – Warehouse: Songs and Stories (1987)

Ich muss ja zugeben, dass ich Bob Mould mit seiner ersten Solo-Platte) entdeckt hatte und erst später in die Platten von Hüsker Dü und den Soloarbeiten von Grant Hart reingehört hatte. Mittlerweile bin ich Fan von Bob Moulds gesamten Werk. „Warehouse: Songs and Stories“ war das letzte Album des Trios, erschienen beim Major Warner Records und ein Doppelalbum – was bei Hüsker Dü, die eher für kurze knackige Songs bekannt sind, bedeutet, dass da eine ganze Menge Songs drauf sind.
„These important Years“ ist ein typischer Bob Mould Rocksong – solche Songs gibt es viele von ihm und die meisten davon sind auch richtig gut – er kann es halt. „Charity, Chastity, Prudence. And Hope“ - Song zwei ist ein Grand Hart Song und so teilt sich das weitere Album auch fast gleichmäßig zwischen den Song der beiden Songwriter auf. Mould hat aber ein paar Songs mehr auf dem Album geschrieben. Wie schon das Vorgängeralbum „Candy Apple Green“ bewiesen hat, sind Mould/Grand als Songwriter einfach besser geworden und melodiöser, vielleicht auch ein wenig zugänglicher für ein breiteres Publikum geworden. So funktioniert „Standing in the Rain“ richtig gut. Das von Grant gesungene „Back from Somewhere“ ist auch einfach gut. Natürlich lastete mit dem Wechsel zu einem Major Label auch mehr Erfolgsdruck auf die Songwriter, aber statt den Punk weichzukochen, entwickeln sie ihm einfach weiter und so wird aus „Ice Cold Ice“ schon sowas wie eine PunkFolk-Song. Und so geht es dann auch auf Seite Zwei mit „You´re a Soldier“ direkt weiter. Richtig guter Rocksong von Mould: „Could you be the One?“. Die Grant Hart-Songs erinnern mich immer ein wenig an die Ramones. Mag an die Art wie er singt liegen. Auch ein richtig guter Song: „Too Much Spice“. Die beiden hauen aber auch einen großartigen Song nach dem anderen auf dem Album raus – genau so muss Alternativ-Rock oder Punk-Rock für mich sein. „Friend, you´ve got to Fall“, „Visonary“ von Mould und „She floated away“ von Hard (der ein wenig klingt als hätte Hard ein paar Pogues-Songs gehört hätte) sind alle gut und das war bis hier hin erst das erste Vinyl der Doppel-LP. 
Seite Drei beginnt mit „Bed of Nails“ einem Song der schon was von dem Alternativ-Rock von R.E.M. hat und sehr atmosphärisch ist und den ich auch ganz besonders mag. Auch „Tell you why Tomorrow“ ist eher eine Alternativ-Rocknummer als ein Punkrocksong. Gewachsene Songwriterqualität zeigt sich auch bei „It´s not Peculiar“. Das klingt schon sehr nach den Songs, die man auch auf Bob Moulds ersten Soloalbum findet. Rock ´n´Roll mit PunkRock gemixt gibt es auch bei Hüsker Dü: „Actual Condition“. 
Auch kein Hauruck-PunkRock sondern Singer/Songwriter-Rock: „No Reservation“. „Turn it around“ ist einfach gut. „She´s a Woman (and now he is a Man)“, „Up in the Air“, „You can live at Home“ - jeder Song funktioniert und das Album ist wirklich eine richtig gutes Rockalbum. Ein richtig Gutes! Ich wünschte mir nur, das Bob Mould so manchen der guten Hüsker Dü-Songs nochmal neu aufnehem würde, da so einige Songs durch eine bessere Produktion wirklich noch mehr glänzen würden. Aber das bleibt wohl ein Wunsch. 

21.04.24

Live – Throwing Copper (1993)

Vorweg genommen: Dies ist eins meiner (vielen) Lieblingsalben der 90er. Die Rezeptur der Platte ist eigentlich ganz einfach, funktioniert aber super: man nehme Songs in der Art wie sie R.E.M. spielt und packt ein wenig mehr Härte hinzu. Produziert von Ex-Talking Head Jerry Harrison ist dies ein Album voll guter Songs.
Da kommt „The Dam at Bever Creek“ am Anfang fast noch als Art-Rock daher, der sich aber dann doch eher zum wuchtigen Rocksong entwickelt. Dagegen beginnt „Selling the Drama“ wirklich wie ein Alternativ-Folk-Rock-Song von R.E.M. und wird auch nur im Refrain und zum Finale etwas lauter – der Song ist ein erstes Highlight. Und es folgt direkt darauf mein Lieblingssong der Platte: „I alone“. Der hat einfach noch etwas Grunge-Emotionalität mit dabei. Die Balance zwischen Emotionalität und Wucht hält auch einen Song wie „Iris“ auf guten Niveau. Auch richtig gut funktioniert „Lightning Crashes“ - ein weiterer ganz toller Song. Als konventioneller Rock-Song kommt „Top“ daher und wird gefolgt vom nächsten Highlight, dem wuchtig, sanften Zwitterstück „All over You“. Die musikalische Verwandtschaft zu R.E.M. kann „Shit Towne“ nicht abstreifen – aber warum auch, wenn es so gut funktioniert. Mit der sofort mitnehmenden Bass-Meldodie fängt einen „T.B.D.“ sofort ein und lässt einen bis zum Ende nicht mehr los. Volle-Härte: „Stage“. „Waitress“ versteht es da aber besser mich mitzunehmen, obwohl, und das ist ein Nachteil bei Platten mit vierzehn nicht gerade kurzen Songs, als Hörer bin ich jetzt schon fast übersättigt und erst jetzt kommen zwei Songs mit einer Länge von über sechs Minuten. Den Anfang macht das atmosphärische „Pillar of Davidson“, das schon fast wie ein alter Genesis Song daher kommt – echt was für Prog-Rock-Fans.
Guter Rock: „White, Discussion“. Daher machte das Weiterhören dann doch noch richtig Spaß und den Endpunkt setzt dann „Untitled“ (der wohl mittlerweile den Titel „Horse“ versehen bekommen hat).
Das Album bleibt ein richtig Gutes und ich muss doch mal rausbekommen, ob Live noch weitere ordentliche Platten gemacht hat, dies habe ich in den letzten 30 Jahren nicht geschafft rauszubekommen, was auch wieder recht seltsam ist. 

20.04.24

Alabaster DePlume – Come with fierce Grace (2023)

Aufgenommen innerhalb der gleichen Session wie das Vorgängeralbum „Gold“ improvisiert der Jazz Alt-Saxophonspieler Alabaster DePlume (echter Name Angus Fairbairn) mit 20 Musikern und erarbeiteten sich zwölf Stücke, bei denen alle Anwesenden als Komponisten der Songs gezählt werden. 
Begeisterung entfacht bei mir direkt das Eröffnungsstück „Sibomandi“ bei dem Jazz und Soul und Afrikanische Einflüsse sehr rhythmisch und sehr soulig zusammenfließen. Wenn sich so moderner britischer Jazz anhört, dann werde ich davon wirklich noch ein richtiger Fan – ansonsten haben es mir im Jazz eher die ruhigen, sanften Skandinavier angetan. Aber wie Alabaster DePlume Jazz und NeoSoul und Trip-Hop-Loops zusammenwebt und durch den afrikanischen Sänger Falle Nioke zu den Wurzeln der afrikanisch Musik führt und dabei aber keine Weltmusik, sondern eher Drum & Bass – Musik erzeugt, ist wirklich stark. Und gelenkt oder angeführt wird der Sound durch das Alt-Saxophon von Alabaster DePlume und dessen Spiel mag ich seit ich ihm mit der Platte „To Cy & Lee: Instrumentals Vol. 1“ entdeckt habe, oder genauer gesagt mit dem Song „Visit Croatia“ sehr gern. Also toller Anfang – und es kann gerne so weiter gehen. Und so geht es auch weiter „What Can it Take“ hat genau den Sound und Rhythmus und Wechselspiel von Lead- und Rhythmusinstrumenten wie ich ihm mag. Und faszinierend ist, dass dieser Jazz absolut tanzbar – daher kommt. 
„To that Voice and Say“ - hat schon wirklich was TripHoppiges und Menschen, die wissen, welche Musik ich selbst gerade in meiner Freizeit mache, könnten bei dem Stück echt dem Glauben verfallen, dass ich davon mich beeinflusst hab lassen – was ja nicht geht, da ich diese Musik erst jetzt höre – doch da spüre ich eine tiefe Verbundenheit und Begeisterung für ähnliche Klänge – nur macht Allabaster DePlume das natürlich viel viel professioneller, weil er ein Profi Musiker ist und ich ein echter Anfänger, der noch nicht mal Noten lesen und schreiben kann. Aber die Musik klingt auch so, als ob Alabaster über Töne spielt, die in Loops stecken. Was dem Ganzen aber eine enorme Intensität verleiht. 
Dieser triphoppige Neo-Soul-Jazz setzt sich auch in den Song „Greek Honey Slick“ kongenial fort. 
Ruhiger, aber nicht schlechter: „To that Voice and Say“. Was für ein tolles Album – jetzt schon. 
„Give me Away“ umhüllt den Hörer mit der Kraft eines rituellen Stammestanzes – man wird Teil einer kurzen Zeremonie und gibt sich den einfachen Rhythmus hin. Am Ende der ersten Seite, mit dem Stück „Fall on Flowers“ fällt die Musik in sich langsam zusammen, so scheint es auf jeden Fall. Sanfter Soulgesang und der langsamen Rhythmus eines Basses, dazu ein wenig Alt-Sax, Plattengeknister – und das alles ergibt: „Did You Know“. Kurzes Zwischenspiel: „Levels of Human“. Was den Songs auch allen wirklich gut bekommt ist, dass die Stücke maximal eine Länge von knapp unter sechs Minuten haben und meist sogar die vier Minuten nicht erreichen. Wie ein Sonnenaufgang oder Untergang, auf jeden Fall wie ein Erwachen, klingt „Not even Sobbing“ - damit ist die Seite Zwei – auf jeden Fall schon mal wesentlich sanfter und weniger zum Tanzen, sondern eher zum Zurücklehnen und genießen. Das setzt sich auch in den sehr akustischen und vom Zusammenspiel der einzelnen Instrumenten aber sehr faszinierende „The Best Thing in the World“ fort. Bei „Naked like Water“ wird es dann kurz eher rockig – bekommt aber noch einen starken Ethno-Sound-Anstrich verpasst. Der letzte Song der Platte „Broken Again“ setzt sich wirklich wie ein Puzzlestück zusammen. 
So darf gerne Musik improvisiert werden, so darf gerne Jazz heute klingen und Genregrenzen einfach über den Haufen geworfen werden. Für mich eins der besten Alben, die ich aktuell gehört habe – einfach weil es so hundertprozentig mich fast mit jeden Ton anspricht und es einfach für mich die richtige Musik zu genau diesen Zeitpunkt ist. Volltreffer.

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