Peter Gabriel – i/o (bright side-mix) (2023)

Schon mit dem ersten Song bist Du drin in der Welt von Peter Gabriel. „Panopticom“ ist sowas wie die Quintessenz des Schaffens des Solokünstlers Peter Gabriel. Da sind all die Sounds, Instrumente, Rhythmen und diese Stimme, die Dich in die Welt von Peter Gabriel holen. Das klingt nicht veraltet – weil Peter Gabriel immer einen eignen Klang hatte – doch man merkt auch bei „The Court“, dass er seinen Progrock-Wurzeln einfach treu bleibt. „Playing for the Times“ mit Orchester im Hintergrund klingt sogar wie eine alte Genesis-Nummer (aber ist das schön zu hören, wie gut Peter Garbriel noch seine Stimme einzusetzen kann). Titelstück „i/o“ - und ich bin als Peter Gabriel Fan einfach im Siebten Himmel – ist das schön. „Four Kinds of Horses“ verändert die Stimmung wieder – ist wieder düsterer und so ein atmosphärischer musikalischer Epos – wie es auch nur ein Peter Gabriel kann. Jemand aus meinen näheren Umfeld hatte die Vorveröffentlichungen der Songs im Internet gehört und meinte „das wäre ja alles nichts“. Da bin ich ja vollkommen anderer Meinung. „Road to Joy“ = 100% Peter Gabriel! - der Song klingt wie ein Song von der „So“ als ob 1987 gestern gewesen wären. „So Much“ - ruhiges Stück. Peter Gabriel am Piano. „Olive Tree“ - eine optimistische Hymne. Ruhiger, besinnlich - „Love can heal“. Das einzige was man Peter Gabriel bei der Platte vorwerfen könnte ist, dass er zu sehr noch sich selbst klingt – aber dann gibt es Stücke wie „This is Home“ und das ist einfach nur gut und ich freue mich einfach über eine so richtig gute Platte. Die Tempowechsel machen das Hören auch sehr Abwechslungsreich. „And still“ ist noch mal ein Stück für Fans der ersten Stunde. Das letzte Stück ist „Live and let Die“ - nochmal ein kleines Musikjuwel. Da hat mich Peter Gabriel ja richtig begeistert und ein sehr schönes Vorweihnachtsgeschenk gemacht. -205

Gang of Four – Entertainment! (1979/Wiederveröffentlichung auf CD 1995)

Wie dem Booklet zu entnehmen ist, finden Musiker wie Micheal Stripe und Flea dieses Album als „wegweisend“. Und schon mit „Ether“ wird klar, wie es dazu kommen konnte. Das klingt authentisch und frisch und hat was ganz eigenes und klingt wie vieles, das „End 80erAnfang/90er-Alternative Acts“ auf Platte gepresst haben. Peppers, Primus, Fugazi – alles drin. „Natural´s not in it“ rockt richtig gut. Um als Post-Punk zu gelten, ist das alles zu funkig und rockig meiner Meinung nach – auch „Not great men“ mit Funkbass. Daher ist die Platte eher eine Blaupause für guten Alternative Rock und Crossover. „Danaged goods“ geht mehr in Richtung „New Wave“ klingt aber wie geschrieben sehr frisch – könnte auch von „Arctic Monkeys“ und Co (IndieRock) sein. Nur ist diese Platte halt von 1979. „Return the gift“ ist New Wave mit etwas Punk Attitüde.
(Irgendwo in einer ganz frühen Auslassung über Gehörtes steht glaube ich, das ich die Einordnung in SubGenres eigentlich total blöde finde und es nur „gute“ und „schlechte“ Musik gibt. Aber um verständlich einen Eindruck über das Gehörte zu schreiben, muss man sich wiederum den SubGenres bedienen, damit der Leser die Musik richtig verordnen kann. Schwierig.) „Guns before butter“ und „I found that essence rare“ „Glass“ sind Punkrock und Indierock-Nummern. „Contact“ ist wieder funkiger und das sind auch meiner Meinung nach die besseren Nummern der Platte – die ein Mix aus Alternative Rock und New Wave sind (da gibt es bald weiteres in der Art über „Prere Ubu“ zu berichten). „At home he´s a tourist“ - da hätte XTC vor der Aufnahme der zweiten Platte lernen können, wie man solche Songs richtig macht – aber die waren sicherlich zeitgleich im Studio. „5.45“ (Indierock) und „Anthrax“ beginnt mit verzerrten Gitarrenklängen und entwickelt sich zur einzigen echten Post-Punk-Nummer der Platte.
CD-Bonus-Stücke – „Outside the trains don´t run on time“ (New Wave/IndieRock), „He´d send in the army“ (Post-Punk), „it´s her factory“ (IndieRock)

Die Stärken liegen in den ersten vier fünf Stücken des Album – da stimmt alles. 
Hab ich mal wieder viel zu spät entdeckt. Aber besser spät als nie und deshalb hört unermüdlich Musik egal ob alt oder neu – es gibt immer noch so viel Gutes zu entdecken. 

Garden State – Original Motion Picture Soundtrack (2004)

Den Film und Soundtrack werde ich immer zu Gute halten, dass ich dadurch Frou Frou und somit Imogen Heap kennengelernt habe. 
Als erstes Stück gibt es Coldplay eine Band die ich mal sehr mochte, welche mir aber als Pop-Vehikel von Chris Martin mittlerweile nicht mehr so gefällt. Damit ist Coldplay eine Band, die mal früher richtig gut war und die es eben noch immer irgendwie gibt und damit sich in eine Reihe von vielen einordnet und so wird es einem als Fan einer Band manchmal schwer gemacht, sich noch als Fan einer dieser Band zu bezeichnen. Aber „Don´t Panic“ ist und bleibt ein richtig guter Song. Guter Indie-Pop-Rock folgt mit „Caring is Creepy“ von den Shins – die auch gleich zweimal auf der Platte vertreten sind. Schöne Ambient Electronic-Nummmer vom Duo Zero 7: „In the Waiting Line“. Die Shins nochmal mit: „New Slang“ - feine Folk-Pop-Nummer. Mit Men at Work war Colin Hay weltberühmt, als Singer/Songwriter-Solokünstler ist er leider total unterschätzt – wie gut er ist, da muss man nur „I just don´t think I´ll Ever get over you hören“. Das ist alles sehr schön was auf der Platte zu hören ist – so ist auch „Blue Eyes“ von Singer-Songwriter Cray Brothers einfach nur schön und das gilt auch für „Fair“ von der Band Remy Zero. Zwei Song-Klassiker befinden sich auch auf den Soundtrack. Der erste davon ist „One of these Things First“ von Nick Drake. Die Thievery Corporation sorgt dann mit ihrem Ethno-Chillzone-Beat-Track „Lebanese Blonde“ etwas für Abwechslung. Der zweite Song-Klassiker folgt: „The only living Boy in New York“ von Simon & Garfunkel. Ruhiger Singer/Songwriter-Folk: „Such Great Hights“ von Iron & Wine. Danach der wunderbare Indie-Pop-Song „Let Go“ von Frou Frou. Den Abschluss macht der Singerin/Songwriterin-Song „Winding Road“ von Bonnie Somerville. Song-Samlungen ohne schlechte Songs sind was sehr sehr Schönes. So auch dieser wunderbare Soundtrack.

Genesis – Abacab (1981)

Das „Abacab“ Album von Genesis hab ich immer gerne gehört. Das liegt an dem rockigen Titeltrack „Abacab“ bei dem Tony Banks mal zeigen kann, was Tasteninstrumente zur Bereicherung eines Rocksongs beitragen können. Das Stück nimmt mich einfach immer mit und das jetzt schon seit 22 Jahre. Der Song, der dann noch zum Erfolg der Platte beiträgt, ist natürlich später auf Seite 2 „Man on the Corner“ – ein Stück, dass ich Jahre lang vor mich hin gesungen habe, genau wie einige Song-Klassiker von The Police. 
„No Reply at all“ klingt mit seinen Bläsern wie ein Phil Collins-Solostück, an die Tempowechseln merkt man aber, dass es ein Genesis-Stück ist. 
„Me and Sarah Jane“ mochte ich immer. Die Nummer ist eine seltsame Mischung aus ProgPopRock und Psychrock, die wirklich sehr gut funktioniert. 
„Keep in Dark“ ist ein Stück, dass sich bisher nicht so richtig in meiner Erinnerung festsetzen konnte, aber auch bei diesen Stück finde ich die Synth-Sounds als Bereicherung für den rockigen Grundrhythmus des Songs und auch die Schlagzeugpassagen sind von Hugh Padgham und Genesis großartig produziert. Die Platte verfügt über einen eigenen Sound und auch das lässt sie aus dem Werk von Genesis herausragen – obwohl da sicherlich die alten Steve Hackett und Peter Gabriel Anhänger eine andere Meinung haben werden. „Dodo/Lurker“ eröffnen die Seite Zwei weiter sehr rockig. „Who Dunnit?“ ist wirklich etwas nervend geraten – zum Glück aber recht kurz. Danach der schon erwähnte Lieblingssong „Man on the Corner“. „Like it or not“ ist mal fast so was wie eine klassische Genesis-Nummer, packt mich aber genauso wenig wie „Another Record“ – irgendwie hat man sich dann auch schon zuvor satt gehört an der Platte. Auf „Abacab“ ist es nicht die Masse der Songs, die begeistert, sondern eher die paar Songs die dafür aber richtig begeistern.

Get Shorty – Original Motion Picture Soundtrack (1995)

Die meiste Musik stammt von John Lurie, der Songs für diesen Film komponiert hat – zwei Songs stammen von Booker T. & the MG´s, sowie von Morphine und jeweils ein Song von Medeski Martin & Wood, sowie von Us3 und Greyboy. 
Mit „Chilli Hot“ von Us 3 beginnt das Album. Der Song wurde extra für den Filmsoundtrack aufgenommen und setzt mit seinen coolen swingenden Soul-Jazz den Ton sowohl für Film und die weitere Musik des Films. Das bekannteste Stück von Us 3 ist „Cantaloop“ und daran erinnert auch diese Nummer sehr – was als Lob gemeint ist. Aus dem Jahr 1962 stammend und funktioniert immer noch hervorragend „Green Onions“ von Booker T. & the MG´s – instrumentaler Soulrock der Güteklasse A. 
Fusion aus Rock, Soul und Jazz sind die Bestandteile der Stücke von John Lurie (die ich hier jetzt auch nicht alle einzeln aufführen möchte) und sind alle richtig peppig und machen genau wie der Film richtig Laune. Ich muss auch mal in die Alben von den Lounge Lizards mal hineinhören. Jazz und Rock kombiniert auch die Independent Band „Morphine“ - kommt aber mit dem Song „I had my Chance“ wesentlich düsterer daher, als das zuvor Gehörte – aber auch gut – sollte ich auch mal mehr von hören (soviel gibt es da auch leider gar nicht, da die Band nur fünf Alben herausbrachte). Zum coolen Jazz von Lurie, Us 3 sehr passend ist auch der Song von Greyboy: „Panacea“ - schöner flotter Lounge-Jazz. 
Auch der zweite Song „Bo´s Veranda“ von „Morphine“ ist wieder etwas anders, aber mit einer Mischung aus Flamencogitarre und dazu düsteren Souljazz richtig gut. Ich werde unbedingt mehr von „Morphine“ hören. Der zweite Song von Booker T. & the MG´s „Can´t be still“ ist swingender Rock´n`Roll, der die Stimmung sofort wieder auf Partylaune anhebt. „Chubb Su“ von Medenski Martin & Wood fügt sich ein in den Sound von der Songs von John Lurie und Bookter T. 
Wirklich cooler Film, wirklich coole Musik – beides lohnt sich.

Beth Gibbons - Lives outgrown (2024)

Ich liebe ja den Song „Tom the Model“ von dem Album, das Beth Gibbons mit Rustin Man (Paul Webb) aufgenommen hat. Über ihre Alben mit Portishead kann ich gerade gar nicht so viel schreiben, denn die muss ich mir erst mal (wieder) richtig anhören, – da habe ich nur noch den Song „Glory Box“ in Erinnerung. Aber da seit Erscheinen von „Tom the Model“ zweiundzwanzig Jahre vergangen sind (unglaublich wie die Zeit vergeht),war ich doch interessiert, was für Musik Beth Gibbons jetzt Solo macht.
Nach Paul Webb hilft ihr ein weiteres ehemaliges Talk Talk Mitglied bei diesem Album, denn neben James Ford, der am meisten zur Musik beiträgt, ist diesmal Lee Harris, der Schlagzeuger von Talk Talk mit dabei. 

Der Musikstil des Album wird als Chamber Pop bezeichnet, für mich ist das eher eine Mischung aus (Psych) Folk- und Art-Rock und die Musik ist auf jeden Fall was für Fans des „Out of Season“ Albums und für Fans der letzten beiden Talk Talk-Platten. Ein gute Beschreibung wäre auch: als hätten sich Talk Talk und Kate Bush für ein Album zusammengetan. Und bei all der Kunstfertigkeit, der sensiblen Kammermusik-Instrumentierung sind die Songs aber überhaupt nicht schwer oder abgefahren unhörbar kunstvoll, sondern nehmen mich als Hörer mit und fangen mich ein und entführen mich für die Lauflänge des Albums aus der Wirklichkeit und bleiben dabei trotzdem echte Songs. Genau so ein Album ist dass und ein wirklich Gutes dazu.

Und welch großartiger Beginn bietet der Folk-Rock-Song: „Tell me who you are today“. Da stimmt alles und der Song zieht den Hörer in eine andere musikalische Welt. Mit nur etwas ausgefallener Instrumentierung schafft es Beth Gibbons bei „Floating on a Moment“ dann auch, mit der Kunstfertig einer Kate Bush gleichzuziehen. Auch das ist ein wahnsinnig guter Song. Geisterhafter Folk-Rock, dabei aber hauchzart und mysteriös.
Mystery-Orchestral-Folk: „Burden of Life“. Der erinnert mich sehr an das Material vom „Out of Season“ Album (aber auch dass, muss ich mal zur Erinnerungsauffrischung bei Gelegenheit wieder mal anhören – zu viel zu hören – viel zu wenig Lebenszeit).
Auch Prog-Rock-Fans müssten bei einem Stück wie „Lost Changes“ in Verzückung geraten. Das Album und die Musik ist absolut aus der Zeit gefallen und dürfte sich von daher für lange lange Zeit als haltbar und hörbar erweisen. Der Begriff „zeitlos“ ist für ein Album wie dieses erfunden worden. 
Etwas treibender und aggressiver wird die Musik dann sogar doch mal mit dem Song „Rewind“. Wer die Musik von „Dead can Dance“ und Ähnliches mag, müsste diese Musik auch mit Begeisterung in Beschlag nehmen. Bin nur begeistert – so gut Anspruch, Kunst, Musik zusammenzubringen ist schon absolut ein Kunststück. Und ich finde auch bei dem Song „Reaching out“ keine Schwachstellen. Progressiv Folk: „For Sale“. Der Ethno-Touch so mancher Dead can Dance Songs ist auch bei „Beyond the Sun“ zu hören. Nochmal ruhiger melancholischer schöner Folk gibt’s zum Ende mit „Whispering Love“.

Diese Platte ist große Kunst und bietet ganz tolle Musik. 


 

Gilberto Gil – Um Banda Um (1982)

An Gilberto Gil mag ich, dass er als brasilianischer Musiker der Gegenentwurf zu Joao Gilberto und dessen melancholischen Bossa Nova darstellt. Seine Alben, die ich bisher gehört habe, sind meist voller fröhliche akustische Lieder, die viel südamerikanische Lebensfreunde widerspiegeln und zum mitfeiern auffordern. 

Und genau diese Erwartung an seine Musik, bestätigt Gilberto Gil mit dem Titeltrack „Banda Um“. Okay, auch bei Gilberto Gil ist der Bossa Nova zu hören, aber eher im Hintergrund gelegt, als Erkennungszeichen dass hier ein Brasilianer am Werk ist. Bei diesem Album merkt man, dass es sich um ein Album aus den frühen 80er Jahren handelt. Die elektronischen Keyboards sind deutlich zu hören, halten sich aber bei „Afoxé É“ im Hintergrund, das Stück macht mit seinem ausgelassenen Refrain Spaß. Manche halten die Musik von Gilberto Gil ja auch für Reggae – und so ganz falsch liegen sie damit auch nicht. Brasilianischer Reggae. 
„Metáfora“ ist ein ruhiger Song. Mein Portugiesisch existiert nicht – also über den Textinhalt kann ich gar nichts schreiben – aber man spürt eine positive Grundhaltung und diese überträgt sich auf den Hörer. Soul-Pop ist „Deixar Vocé“. Die Produktion der Platte ähnelt der Qualität zahlreicher Jazz und Soul-Platten der 80er Jahre. Elegant, ein wenig zu glatt und um den Hörer mitzunehmen, muss da der Song gut sein – da kann sich Gilberto Gil aber problemlos auf seine Qualität als ausgezeichneter Song-Schreiber verlassen. Die Platte langweilt meist nicht, sie nimmt einen mit.
Zugegeben funktioniert auch nicht jeder Song. „Pula, Caminha“ ist einfach zu harmlos und belanglos. 
Mit „Andar Com Fé“ haben wir wieder einen so wirklich schönen Gilberto Gil Song. Schlechte Laune wird hier, falls vorhanden, weggesungen. „Dráo“ irgendwie schon eher Jazz als melancholischer Pop. Wirklich eine Reggae-Nummer: „Esotérica“. Gute Jazz-Nummer: „Menia do sonho“. Bei „É Menina“ überzeugt der gekonnt eingesetzte Gesang, sowohl von Gilberto Gil als auch von seinen Backgroundsänger:innen. 
Mit „Nossa“ kommt dann doch noch eine richtige Bossa Nova-Nummer zum Einsatz – ohne dem geht es wohl in Brasilien wirklich nicht. Trotzdem hat Gilberto Gil mit dieser Platte meine Erwartung an ihm wieder voll erfüllt. Meist „Gute-Laune-Musik“ mit Lebensfreude garniert und dies auf sehr sehr hohen Niveau. 

Glass Museum – Reflet (2022/Vinyl)

Piano/Keyboards gespielt von Antoine Flipo und Drums/Percussions gespielt von Martin Grégoire bilden die Zutaten zu der Musik von Glass Museum. Ich weiß nicht genau wie man diese Musikrichtung eigentlich nennen soll. Es ist eine Mischung aus Jazz und Rock. Es ist Instrumentalmusik aber keine Klassik oder reine Elektronik. Als begeisterter Besucher des „Traumzeit“ Festivals müsste ich sagen, es ist „Gebläsehallen-Musik“. Denn das ist es. Hört die Musik von Grandbrothers, Mammal Hands, Martin Kohlstedt und Hauschka – anspruchsvolle Instrumentalmusik, die irgendwo in entweder vielen Kategorien hinein passt oder sich keine so richtig zuordnen lässt.

„Glass Museum“ waren so eine Gebläsehallen-Entdeckung. Schlagzeug und Drums, eingebettet in einer Industrieumgebung und Licht, produzierten die beiden Musiker Welten aus Klang. Jeder Song öffnet neue Türen, lässt den Hörer eintauchen und erst mit der letzten Note wieder los. Das ist zu schade um nur als Hintergrundmusik einen Raum aufzuwerten, das will gehört und erlebt werden. Teilweise funktionieren sogar einige Songs als Aufforderung zum Tanz. So lässt sich die Musik mit dem ganzen Körper abarbeiten.

„Gone in 60 Seconds“ (Motion Picture Soundtrack, 2000)

Den Film „Nur 60 Sekunden“ mochte ich nicht besonders – aber die Musik des Films gefiel mir dafür. Es sind hauptsächlich Künstler aus dem Elektro-Groove-Dance und RAP-Bereich, die sich auf der CD Tummeln. 
Gerockt wird auch, wenn auch in einem Blues-Rock-Stück gepackt, beim Einstiegsstück „Painted on my Heart“ von The Cult. Der Song tut weder weh, noch erzeugt er richtige Begeisterung – ähnliches gab es einfach schon zu oft. „Machism“ von Gomez ist da schon ein besserer Song. Locker groovende Elektrosounds mit Rocksamples aufgefrischt. Gar nicht schlecht. „Flower“ von Moby ist natürlich richtig gut. Groovender Südstaaten-Kindergesang-Sample gemischt mit Elektro-Klavier und einer Drummachine. So was kann Moby ja richtig gut. „Rap“ von Groove Armada zeichnet genau das aus, für das Groove Amada bekannt war – Rap und TripHop gut gemischt. Der Superknaller von den Chemical Brothers ist auch drauf: „Leave Home“. Nochmal etwas mehr Rap gefälligst: „Rockwilder“ von Method Man & Redman – groovt aber auch ganz anständig und ist angenehm kurz. „Roll all Day“ - Rap von Ice Cube für Autofahrer – also passend zum Film, nicht ganz so passend für mich – aber auch dieser Rap ist noch ganz groovig und fällt nicht unangenehm auf. „Sugarless“ von Caviar ist nochmal ganz rockig und gibt sich sogar teilweise etwas punkrockig. Zusammen mit Mike Doughty, der dem Song seine Stimme leiht, ist das Stück „Never gonna come back Down“ von BT ganz nett – wäre aber als reiner Mike Doughty Indie-Rocksong schöner – da der Song den ganzen elektronischen Firlefanz nicht braucht. „Too sick to Pray“ von Alabama 3 klingt sehr nach der Titelmusik von den „Sopranos“ - aber die ist ja auch von denen. Zur Rap-Party ruft DMX auf: „Party Up (Up here)“. In der Kategorie Knallersong fällt auch der nächste: „Stop the Rock“ von Apollo 440. Danach folgt Citizen King mit „Better Days (And the Bottom drops out)“. Der groovt auch ganz ordentlich – ist aber etwas langweilig geraten – auch da hat man ähnliches wieder zu oft schon und auch manchmal besser gehört – außerdem ist er unnötig langgezogen. Zum Schluss „Boost me“ von Trevor Rabin – Rabin war mal Mitglied bei der ProgRock-Band Yes ist aber mehr für seine Arbeit an Filmmusiken bekannt – der aufdringliche Heavy Metal-Part des Stücks ist wirklich nicht gelungen. . 
Die reinen Elektro-Groove und Tanznummern, sowie die Rap-Nummern sind wirklich gut – nur die Rocksongs des Soundtracks konnten nicht überzeugen. Aber wirklich guter Soundtrack – und eine musikalische Reise zurück zur Tanzmusik der frühen 2000er Jahre. 

José González – Local Valley (2021)

Singer/Songwriter – die Akustikgitarre als Hauptinstrument nutzend – leicht halliger Gesang – einfach klingend, aber voller Schönheit – klingt schon alles fast zu positiv, aber all das trifft auf die Musik von José González zu. Das beweist direkt das Erföffnungsstück „El Invento“. Man vermisst bei José González aber auch nicht das Schlagzeug oder den Bass oder einen Untergrund von Keyboardklängen – bei ihm reichen der Gesang und die Gitarre, um einen Song auszufüllen. Irgendwie ist José Gonzales aber auch was Besonderes, denn egal ob als Solokünstler oder mit seiner Band Junip – seine Musik klingt nach ihm – hat man einen José Gonzalez Song gehört, erkennt man diesen immer wieder und wenn man einen Song wieder hört muss man nicht lang überlegen, wer den der Interpret is t- so etwas gelingt auch nicht all zu vielen und bei vielen der neueren Singer/Songwriter könnte ich nicht sofort sagen ob das jetzt ein Song von Noah Gundersen ist, oder ob er vielleicht von Donovan Woods oder Joshua Hyslop ist – alle drei finde ich auch sehr sehr gut – aber die Wiedererkennung ist da viel schwieriger (den Satz hab ich jetzt nur geschrieben um Euch auf Noah Gundersen und Donovan Woods und Joshua Hyslop aufmerksam zu machen – aber die Behauptung stimmt). 
Mit der neuen Platte erfindet der Musiker sich auch nicht neu – alles so wie immer und das ist gut so. Zuviel veröffentlicht er ja auch nicht – da ist jeder neue Song immer gerne willkommen. Also was Schlechtes kann ich über Musiker und Platte echt nicht schreiben. Wer gute Singer Songwriter-Songs mag, die auch musikalisch viel zu bieten haben (hört Euch nur mal das großartige „Head on“ an), kommt voll auf seine Kosten. In der zweiten Hälfte kommen auch mal sporadisch Rhythmusgerät und ein Bass zum Einsatz – für José Gonzáles finden sich in dieser Plattenhälfte sogar recht fröhliche Melodien wieder – die nach seinen südamerikanischen Wurzeln klingen, diese zusätzliche Abwechslung steigert das Hörvergnügen sogar noch. 

Manuel Göttsching – E2-E4 (1981 aufgenommen, 1984 erstmalig erschienen). Aktuellste Fassung ist die „35th Anniversary Edition“

Manuel Göttsching ist wohl einer der wichtigen Köpfe der elektronischen Musik, des Krautrock und der Avangarde und schrieb mit Ash Ra Temple in den 70er Jahren zusammen mit Klaus Schulze frühe deutsche Musikgeschichte.
Später veröffentlichte er auch Soloalben und ging mit unterschiedlichen Musikern auf Tour. Nach einer solchen mit Klaus Schulze im Jahre 1981 hatte Manuel Göttsching noch Lust auf mehr Musikmachen, ging in sein eigenes Studio, drückte zum Glück die Aufnahmetaste und spielte los.

Er spielte einen einzigen langen Song, mit Keyboards und Sequenzern und die Grundmelodie des Stücks treibt den Hörer mit sich und das ohne dass sich etwas in den nächsten 30 Minuten groß ändert. Gepackt, mitgenommen von einer Melodie (halt, war ich es nicht der, der gerade noch behauptete, dass bei elektronischen Musikstücken, bei denen zu lange nichts neues passiert, Langeweile aufkommt? Genau. Es gibt aber Ausnahmen und diese Melodie ist eine, so kraftvoll, zeitlos (tatsächlich hätte die Aufnahme auch von heute oder gestern sein können) und man wird mitgerissen, so wie bei einem guten Livetrack, bei dem man sich wünscht, das Solo würde nie enden. So ist das hier bei „E-2-E4“).

Übrigens ist Göttsching gelernter Gitarrist und so kommt nach Minute 30 in dem Stück ab und an eine wunderbar gespielte E-Gitarre dazu.
Wer sich also von zeitloser Elektronikmusik mitnehmen lassen möchte – bitte sehr. 
Unmelodiösen Ambient Sound finde ich sterbens langweilig. Das hier ist einfach mehr. Ich bin aber auch mit „Tangerine Dream“ groß  geworden, also ein wenig vorbelastet.

Jon Dee Graham – Garage Sale (2013)

Jon Dee Graham ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Musikszene von Austin, Texas. Dort hat er Solo, mit Bands und als Gastmusiker gearbeitet. Ich bin durch einen Song auf einem Sampler auf ihm aufmerksam geworden und mochte sein rockiges, kräftiges, aber auch viel Spaß machendes Album „Full“ von 2006 total gerne, so das ich mir noch zwei weitere Alben geleistet hatte. 
Bei „Garage Sale“ bekam Graham von einem befreundeten Tonstudiobesitzer Aufnahmezeit geschenkt, so dass er seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte.
Die Kombination ruhig und rau trifft auf das Eingangsstück „Unafraid“ wenigstens zum größten Teil zu – als Eröffnungsstück ganz ordentlich – weil es überhaupt nicht preis gibt, wie es danach weiter gehen wird. Der flotte Rock vom erwähnten Album „Full“ will sich auch mit dem zweiten Stück nicht einstellen. Dafür kommt „Yes Yes“ wie ein melancholisches Stück von The National daher, nur das Graham wie ein Tom Waits seinen Text singt. Ansonsten hören wir sanftes Klavier und eine sehr zurückhaltende Gitarre. Sehr schönes Stück. Flotter, folkiger folgt „Orphans´s Song“ und der Countyeinschlag kommt auch noch dazu. Der Folk wird traditioneller bei „O Dearest One“. Wie ein echter Tom Waits: „Bobby Dunbar“. Guter leichter Folk-Rocksong: „Just like That“. Bei dem Album lässt es Jon Dee Graham wirklich eher ruhig angehen, hier ist er mehr Singer/Songwriter als Rocker. Kann er aber auch.
„Codeine/Codine“ beweist, dass auch ein Blues sehr sanft sein sein kann, wenn dieser in diese Art Song gepresst wird. Nach Südseeinselromantik klingt das instrumentale „#19“. Das ist schon Jazz. Dann wird es doch noch mal schrammelig und etwas lauter bei „Collapse“ - Garagenrock. Und so richtig wuchtig wird’s mit „Where were yr Frieds?“. Cow-Punk. Und verspielt aber sehr gut und irgendwie hätte ich mehr Stücke wie dieses erwartet: „Radio Uxtmal (Venceremos)“.
Kein einfaches Album, aber ein Album eines gereiften Musikers, der viel erlebt, gehört, gespielt und gemacht hat – und dies auf dieser Platte zusammengefasst hat.

Grandaddy – Sumday (2003)

Entspannter lockerer Indie-Rock bieten Grandaddy. Statt auf Aggressivität und Partylaune zu setzten, gehen es Grandaddy ruhiger an – der zweite Song heißt auch „I´m on Standbye“ – aber es sind jetzt auch keine ruhigen Nummern. Mitwippen kann man schon die ganze Zeit – so ein wenig als würden Burkini Beach und The Weakerthans sich zum gemeinsamen Musizieren treffen. Bei Song Nummer Fünft fange ich mich aber an zu langweilen. Das klingt alles schon recht gleich was die Jungs da musizieren und so hofft man doch mal auf einen plötzlichen Tempowechsel damit die Platte mal wenigstens kurz an Fahrt gewinnt. Und tatsächlich Songs Nummer 6 „El Camino´s in the West“ beginnt wenigstens etwas flotter (war auch eine von drei Single-Auskopplungen). Danach stürzt das Tempo aber wieder ab. „Sray Dong and Chocolate Shake“ hebt sich nochmal dankbar ab und macht mit dem verspielten einfachen Keyboard-Einsatz richtig Laune – da finde ich doch noch einen Höhepunkt auf der Platte. 
Zur Arbeitsweise von Grandaddy kann ich noch schreiben, dass eigentlich Jason Lytle die Alben fast im Alleingang produziert und auf der Bühne sind sie dann eine Band. So verstehe ich auch warum ich die Musik mit der von Burkini Beach gut vergleichen kann und auch das über sechs Minuten lange „O.K. with Decay“ ist gelungen (da dachte ich nach acht Songs mal eine Platte etwas niederschreiben zu können und dann bekommt sie noch im entscheidenden Moment die Kurve. Also immer die Platte auch schön bis zum Ende durchhören – es können immer noch am Ende positive Überraschungen kommen. „The Warming Sun“ klingt ein wenig nach John Lennon und Paul McCartney. Das finale „The final Push to the Sum“ überzeugt mich dann am Ende leider gar nicht. 
Nun ja – als Fazit kann man sagen ein Album mit Höhen und Tiefen – dem aber dann doch etwas fehlen will um am Ende als gut bezeichnet zu werden. Ein paar Song werden auch noch beim späteren Wiederhören aber Spaß machen – aber als Platte wird sie aus meiner Erinnerung verschwinden um Platz für andere zu machen.

Grant Lee Buffalo – Copperopolis (1996)

Es gibt ja Bands, um die schliddert man so immer herum, den Namen kennt man, die Musik nicht wirklich, aber eigentlich möchte man mal was von der Band hören, tut es aber nicht. Das gibt’s oft und bei mir war das bisher mit Grant Lee Buffalo auch so. Dann hat mich eine alte Musikzeitschrift mal wieder an die Band erinnert und jetzt höre ich mal das 1996 Album der Band.
„Homespun“ verbindet Heartland-Rock mit ein wenig Alternativ-Rock-Charme. Solide Nummer, die so klingt als ob Bruce Springsteen mit den Crazy Horse von Neil Young was aufgenommen hätte. Aber der Song funktioniert richtig gut. Sanfter Rock ist „The Bridge“. Americana-Rock, dürfte auch auf die Musik von Grant Lee Buffalo gut zutreffen – so klingt auf jeden Fall: „Arousing Thunder“. Der Song funktioniert als sanfter Singer/Songwriter-Rock. Da hat sich nach drei Songs schon das Hineinhören gelohnt, weil mir wirklich gefällt, was Grant Lee Phillips, Paul Kimble und Joey Peters da musizieren. Und die Qualtiät der Songs bleibt auch hoch: „Even the Oxen“ - sehr schöne Nummer, die ein Bob Dylan nicht besser hingekriegt hätte. Singer-Songwriter Rock auf hohen Niveau bietet auch „Crackdown“. Die Band habe ich leider viel zu lange ignoriert – verdammt. Die haben den Americana-Sound schon richtig gut raus: „Armchair“. Ganz großartig: „Bethleheim Steel“. Guter amerikanischer Alternativ-Folk-Rock. Das ist es. Und die restlichen Songs „All that I have“, „Two and Two“, „Better for Us“, „Hyperion and Sunset“, „Come to blows“ und „The Only Way Down“ muss ich mir da nicht mehr einzeln vornehmen. Wer gute amerikanische Rock-Musik mit Roots- und Americana-Einfluss mag – kommt einfach bei diesem Album voll auf seine Kosten. Zu lange von mir ignoriert – ich gebs zu.

Grauzone – Grauzone (1991/2021)

Wiederveröffentlichung mit neun Bonus-Songs

10 Konzerte, 4 Singles, 1 Album – das waren Grauzone. Bekannt sind davon heute noch die Single „Eisbär“ und Gitarrist Stephan Eicher, der den Frontman, seinen Bruder Martin Eicher erst nur bei Liveauftritten unterstützte später mit ihm und der Musikerin Ingrid Berney aber das einzige Album der Band mit aufnahm. Noch heute spielt Stephan Eicher den Song „Eisbär“ bei so manchen seiner Liveauftritte. 

Ich selbst hatte nur die Single von „Eisbär“ und auch diese nur von meiner Schwester übernommen. Da ich aber ein echter Stephan Eicher Fan wurde, war mir Grauzone und Eisbär immer gut in Erinnerung geblieben und wurde auch ab und an immer wieder gerne aufgelegt und es freute mich, das selbst junge Musiker wie Sam Vance-Law, „Eisbär“ live spielten. Aber den Rest der Musik von Grauzone, die sich nicht als Synth-Band betrachteten, sondern eher als Artband mit Punkattitüde, den kannte ich bis jetzt nicht. Gut das es dann mal diese Neuausgabe gab.

Mit „Film 2“ beginnt das Album wirklich mit einer Elektro-Punk-Nummer. Da fehlt eigentlich nur der DAF typische Gesang und so lässt er sich auch als experimenteller früher EBM-Song bezeichnen. „Schlachtet!!“ ist da eher eine Post-Punk-Nummer und als solche recht gelungen. Die Songs brauchen sich wirklich hinter den englischen New Wave und Synth-Pop-Alben dieser Zeit nicht verstecken – vielleicht ist es den teils einfachen Texten wie bei „Hinter den Bergen“ nur geschuldet, dass das Album damals nicht soviel Anerkennung fand. Denn soundmäßig ist das richtig beachtlich und für mich gerade eine wirklich gute Neuentdeckung. Zu dem Minimal-und Aventgarde-Stücken zählt „Maikäfer flieg“. Mit Gitarre geht’s aber auch und als deutschsprachiger Indie-Pop/Punk: „Marmelade und Himbeereis“. 
Das wäre dann bis hierhin die erste Plattenseite der Originalplatte gewesen.

Mit „Wütendes Glas“ beginnt die zweite Seite mit einer deutschsprachigen Post-Punk-Nummer. Elektro-Punk gibt es nochmal in der Form von „Kälte kricht“. Kurz: „Kunstgewerbe“ - nochmal Minimal-Elektronik. Indie-Rock: „Der Weg zu zweit“. Da glaubt man, dass die Hamburger Schule in der Schweiz erfunden wurde. Experimentell endet das Originalalbum mit „In der Nacht“.

Danach folgt die Hitsingle „Eisbär“. Grauzone haben es da wie New Order gemacht und ihr erfolgreichstes Stück gar nicht auf dem Album gepackt. „Ich liebe sie“ das auch wie ein NDW-Stück klingt, war die B-Seite von „Eisbär“. Zwischen NDW und EBM bewegt sich „Moskau“. Das Stück ist aber so gar nicht meins. Wütender und daher eher Punk: „Ein Tanz mit dem Tod“. EBM und NDW: „Träume mit Mir“ - die Nummer mag ich richtig gern, wie eigentlich das Meiste dieser Neuveröffentlichung. Grauzone waren unterschätzt – vielleicht ist das aber auch gut so – weil Stephan Eicher vielleicht dann einen ganz anderen Weg eingeschlagen hätte – was auch sehr schade gewesen wäre. 
Auch toll produziert und als Song ganz schön fett: „Ich und Du“. Danach folgt nochmal „Wütendes Glas“ in der Maxi-Fassung. „Raum“ ist nochmal ein schönes Stück – Post-Punk. Mit „Film 2“ begann die Wiederveröffentlichung und mit „Film 1“ endet sie dann nochmal recht experimentell. 

Sehr gute Neuentdeckung alter Musik und wieder der Beweis, dass eine Band mehr ist als nur ihr bekanntester Song. 

Greatful Dead – Greatful Dead (1967)

Bei den Greatful Dead ist es auch die Stilmischung aus Folk-Rock, Country, Americana, Rock´n´ Roll und Psychodelic die den Reiz der Band ausmacht – hinzu kommt später der legendäre Improvisationsanteil in ihrer Musik bei Live-Auftritten – weshalb es – weil es auch immer „legal“ war Geratful Dead-Konzerte mitzuschneiden - eine unfassbare Menge an Liveaufnahmen der Band gibt – allein die auf Spotify veröffentlichten reichen geschätzt fast aus – um sich sich ein halbes Leben lang nur damit zu beschäftigen – aber ich wollte auch hören, wie sie ganz zu Anfang klangen.

Bei „The Golden Road“ ist beim Folk-Rock, auch wie zu dieser Zeit üblich, ein großer Anteil an Rock ´n´ Roll mit hinzugefügt. Bei „Beat it down the line“ ist es dann der Country-Rock, der sich mit dem Rock´n´Roll paart. Tolle Blues-Rocks-Nummer: „Good Morning little School Girl“. Roots-Rock: „Cold Rain and Snow“ - der Orgel-Einsatz beim Song ist für einen Roots-Rock-Song aber ungewöhnlich und das Gitarrensolo ist ungewöhnlich gut. Country-Rock´n´Blues: „Sitting on Top of the World“. Mit dem Einfluss von Garagen & Surfrock: „Cream Puff War“ - und da erinnern sie mich auch an eine Band namens The Doors. „Morning Dew“ ist mit seinem Folkrock der sanft ins psychodelische abtaucht genau so ein Song mit dem ich den Namen Greatful Dead verbinde und eigentlich mit dem ganzen amerikanischen Folk-Rock der Westküste (der L.A. - Sound).
„New new Minglewood Blues“ - nochmal so ein Surf-Blues-Westküsten-Rock-Stück. Das zehnminütige Stück namens „Viola Lee Blues“ schließt das Album ab – nochmal mit der Mischung aus Rock ´n´ Roll und Blues und schnell wird man nochmal auf die Qualität der Gitarrenarbeit sowie auch auf das stimmige Zusammenspiel der Band im gesamten aufmerksam gemacht. Die Platte ist gut – weil die Band einfach gut ist und diese Qualität nicht nur im Studio sondern auch auf der Bühne umzusetzen weiß und deshalb gibt es den Kult um die Band und ihre Fans den „Deathheads“. Rockmusikgeschichte. 

Herbert Grönemeyer – 4630 Bochum (1984/Vinyl)

Natürlich sind viele der Songs (gerade von Seite 1) ins kollektiven Gedächtnis einer ganzen Generation der im Ruhrpott Beheimerten für immer eingebrannt. Lustig ist im Nachhinein, dass beí mir „Mambo“ mittlerweile „Männer“ und „Bochum“ weit überholt hat, wenn es darum geht einen Song ab und an vor mich hin zu singen. Mache ich immer mal wieder. Die Parkplatzsuche ist einfach ein zeitloses Thema.

Uns Herbert macht Musik fürs Bauchgefühl – das ist kein wirklicher Rock und auch kein Pop, obwohl es das dann irgendwie ja doch ist. Doch wohl Pop am ehesten, weil die Lieder so viele ansprechen – aber Pop eben nicht, da es keine reine Tanz- und Feiermusik ist. Die Liebesballade „Fleugzeuge im Bauch“ kann jeder unglücklich Verliebte tausend mal hören (und jeder Verliebte auch). 

Group Listening – Clarinet & Piano: Selected Works, Vol.1 (2018)

Der Klarinette-Spieler Stephan Black und der Pianist Paul Jones bilden das Duo Group Listening. Die beiden Musiker spielen Ambient-Musik unter anderen von Brian Eno, Arthur Russel, Robert Wyatt und Rodelius mit ihren Instrumenten neu ein. 
Das Album beginnt mit „Wenn der Südwind weht“. Direkt nach den ersten Klängen bin ich verzaubert. Wunderschöner Chamber-Jazz – einfach nur schön und zum Schwelgen. Die Klarinette klingt fast wie eine Flöte, die über einer leichten Xylophon-Spiel zum einfachen Rhythmus des Klaviers spielt. Das ist so leicht und schwerelos – und trotzdem sehr einnehmend. My Kind of Jazz. 
„The Dog“ ist eine kleine etwas rauere instrumentale Folk-Ballade. Musik für eine raue, aber schöne Landschaft, mit einer vielleicht etwas leicht verfallene Hütte mit einem alten Hund davor. 
Wieder eher herzlich und leicht und sanft und schön „Snow Cannon“. Auch bei „Happy Whistler“ muss ich einfach schreiben, dass die beiden Musiker instrumentale Musik machen, wie ich sie einfach liebe. Melodiös, emotional einnehmend, rhythmisch und mit Geist und Herz gespielt. Da hab ich eine richtige Entdeckung für mich gemacht. Ist so das Gefühl, dass ich hatte als ich meine erste „Tingvall Trio“ Platte gehört habe. Etwas ruhiger aber mit der gleichen Eleganz wie die Stücke zuvor: „Julie With“. Das nächste Stück „Maryan“ lädt auch ein zum Träumen oder zum Kopfkino, bei dem man sich wieder auf eine Reise vorbei an Landschaften, Wolkentürmen und anderes macht. Das ist sehr chillig, aber auch spannend zu hören und weckt mit jeder kleinen Wendung der Melodie neue Impulse fürs eigene Kopfkino. Mit Leichtigkeit und Verve spielt sich „A Litte Lost“ ins Herz des Hörers. Abschluss mit plötzlichen Ende, dafür gibt es noch etwas Natur zu hören: „Jay“. Volle Begeisterung meinerseits!!!.

Grumbling Fur – Preternaturals (2014)

Grumbling Fur sind die Musiker Daniel O´Sullivan und Alexander Tucker. Die beiden machen elektronische Musik, singen aber jetzt auch dazu. Dadurch wird ihre Musik zwar poppiger – aber man hört noch das sie der elektronischen Musik der 70er und 80er Jahren sehr verbunden sind. Während „All the Rains“ noch wie ein folkiger Elektronika-Song daherkommt (dies vernindet sie auch mit Gruppen wie Tuung), ist „Lightinsiters“ näher an der Musik der frühen Depeche Mode und OMD Alben dran. Auch das folgende „Feet of Clay“ funktioniert so – aber das funktioniert richtig gut – da die Songs eine gewisse Strahlkraft auszeichnet und als Synth-Pop einfach gut funktionieren – und sie sind sehr gut produziert. Ein Intermission-Stück: „White China Pencil“. Mit „Secrets of the Eahrt“ geht es zurück zum Synth-Pop – der bei Grumbling Fur gerne etwas verträumt, schön daherkommt – aber mit guten Elektroniksounds betrieben wird und eben nicht in hallige Gitarren- oder Synthwände gepackt, wie es beim Dreampop üblich ist. Auch bei dem ausgezeichneten „Mister Skeleton“, das auch mal mehr akustische Sounds verwendet, muss ich sagen, dass Album macht wirklich Spaß. „Materials Recording the Fibres of Time“ ist ein weiteres Zwischenspiel. Das letzte Stück „Pluriforms“ ist etwas düsterer angelegt und verbindet den Synth-Sound der 80er mit moderneren Elektrosound von Gruppen wie Underworld. Und leider ist dann nach 33 Minuten schon Schluss. - 203

Steve Gunn – Other You (2021)

Steve Gunn ist einer der nicht gerne unbeschäftigt ist. Egal ob solo oder mit anderen Künstlern, er produziert Platte um Platte und das ist auch gut so. Er ist einer der Musiker/Songwriter die Americana mit Psychodelic verbinden und so ist es nicht verwunderlich, dass das Titelstück „Other You“ wie eine Nummer des ebenfalls in diesem Genre tätigen Ryley Walker klingt, mit dem er auch schon zusammen gearbeitet hat („Flops in New York“, 2019). 2019 konnte ich auch ein Konzert von Steve Gunn im Druckluft, Oberhausen besuchen und war auch da von seiner Musik sehr angetan. 
„Fulton“ klingt wie klassisches amerikanisches Singer/Songwriter-Material, wie es schon Crosby/Stills/Nash gemacht haben – damit fällt die Platte aus der Zeit – oder wird „zeitlos“. Daran ändert sich auch bei „Morning River“ nichts. Der Song ist eher gemächlich elegant. Steve Gunn kommt dem Songwriting eines David Crosby wirklich sehr nahe: „Good Wind“. Bei „Circuit Rider“ werde ich als Hörer etwas unruhig – da die Songs in ihrer Tiefenentspanntheit schon auf Dauer nach einem baldigen Tempowechsel oder wenigstens einen Ausreißer verlangen. Als Einzelstücke funktioniert der klassische Folk-Rock sehr gut – beim Durchhören der Platte wird es aber etwas ermüdend. Tatsächlich beginnt „On the Way“ ganz vielversprechend und ist tatsächlich ein wirklich schöner Song. Neben dem Titelstück, ein weiteres Highlights. Die E-Gitarre sorgt dann auch bei „Protection“ für weitere Abwechslung und das Stück klingt nach The War on Drugs und The Greatful Death. „The Painter“ kehrt zum Singer/Songwriter-L.A.-Sound zurück – ist aber ein gelungener Song dieser Art. Auch „Protection“ beweist, dass Steve Gunn den Sound der 70er sehr verinnerlicht hat. Das instrumentale „Sugar Kiss“ ist mir doch etwas zu verträumt – DreamPopShoegazin. Den verträumten Folk-Rock vom letzten Stück „Ever feel that way“ gefällt mir noch mal richtig gut.

Am Ende bleibt ein positiver Eindruck, obwohl ein Tempowechsel wie geschrieben mal ab und an gut gewesen wäre, überzeugt Steve Gunn als aktueller Songwriter von aus der Zeit gefallenen Folk-Rock made in USA. - 202

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