Tom Waits hat eine CD zusammengestellt mit Veröffentlichungen von den Platten, die er für das Island-Label gemacht hat (also Songs aus den Jahren 1983 bis 1983). Tom Waits lässt sich keinem Genre zuordnen. Er ist der große seltsame Künstler mit der kaputten Stimme und Songs die Singer-Songwriter-Blues-Folk-Soul-Altenative-Avantgarde und mehr sind. Er ist ein bisschen und deshalb auch vielleicht als Schauspieler gefragt – ein Varietékünstler – der meist mehr bieten möchte, als nur einen Text oder eine Melodie – vielleicht ist er auch einfach der letzte wirklich aktive große Künstler der Beatgeneration – es gibt so viel von ihm, mit ihm, über ihm (und auf eine von David Lynch angefertigte Filmbiographie warten wir ja auch schon etwas länger – ob da jemals was kommt, wer weiß.)
23 Songs bietet die von Tom Waits selbst produzierte Zusammenstellung. Also kann man sich damit auch vielleicht einen wenigstens musikalischen Eindruck verschaffen – über die – ich will sie mal „Mittlere Phase“ nennen.
„Hang on St. Christopher“ zeigt, dass man mit Jazzinstrumentierung auch einen Rocksong anders klingen lassen kann. Außerdem ist auch der Sprechgesang – der klingt als würde er übers Telefon kommen, seiner Zeit ein Stück voraus. Die Songs sind auch nicht in chronologischer Reihenfolge auf der CD versammelt und nicht nur die bekannten Balladen gibt es zu hören, sondern eben den ganzen Tom Waits-Musikkosmos in seiner ganzen Einzigartigkeit – schräger Jazz und Blues, manchmal denkt man eine vollkommen betrunkene Marschkapelle zieht mit ihrem schreiende Bandleader an einem vorbei – manchmal ist es nur der traurige Abgesang einer traurigen Gestalt, manchmal klingt es wie eine Straßenszene aus längst vergangener Zeit. Der sehr schräge Blues „Temptation“ stammt wie der Song davor vom Album „Frank´s wild Years“ (1987). „Clap Hands“ nimmt einen trotz all der Schrägheit in seiner leicht vor sich treibender Art mit und stammt vom Album „Rain Dogs“ (1985). Wie aus einer anderen längst vergangenen Zeit klingt „The Black Rider“ (aus dem Jahr 1993). Könnte einem alter Ausnahme aus den 20er oder 30er entnommen sein. Die oben erwähnte Marschkapelle zieht dann bei „Underground“ vorbei (1982). Der Sound von „Jockey full ob Burden“ (1985) wurde oft von anderen Bands kopiert (Dirty Dozen Brass Band und andere) und ist einfach richtig gut. Salsa/Blues. „Earth died Screaming“ (1992) zeigt die böse Urgewalt, die in der Musik von Tom Waits ausbrechen kann. Bissig, stampfend, rausgehauen. Trauriger und schöner geht eine Kneipen-Ballade fast nicht: „Innocent when you Dream“ (1987) und da höre ich auch eine starke Verbundenheit zu Shane Macgowen heraus. „Straight to the Top“ (1987) haut mit wilden Jazzbeat um sich. „Frank´s wild Years“ stammt nicht vom gleichnamigen Album sondern ist viel früher gemacht worden (1983). Eine Beatnik-Nummer. Schräge-Boulvard-Polka: „Singapore“ (1985). Wieder Beat-Poetry mit Musik: „Shore Leave“ (1983), die sich aber sehr schön entwickelt und verselbstständigt.
Eine Piano-Ballade: „Johnsburg, Illinois“ - recht kurz, aber sehr zartfühlend (1983). Sehr sehr gut und sehr jazzig: „Way Down in the Hole“ (1987). Es folgen zwei Live-Einspielungen von 1988: „Strange Weather“ (das ist schon Folk) und eins meiner Lieblingslieder von ihm: „Cold Cold Ground“. „November“ besteht aus „singender Säge“, Banjo, Akkordeon und dieser unglaublichen Stimme (1993). Vielleicht sein eingängigstes Stück – aber es ist trotzdem auch ein sehr gutes Stück Musik: „Downtown Train“ (1985). Klasse Rhythmus und klasse Song: „16 Shells from a thirty-ought sie“ (1983). Der Gospel eines Tom Waits ist schon etwas ganz besonderes: „Jesus gonna be here“ (1992). Nochmal was Sanftes: „Good Old World (Walz)“ (1992). Fast ausgelassen und fröhlich: „I don´t wann grow up“ (1992) – die Nummer wäre auf was für die Pogues gewesen. Und zum Abschluss – welcher toller Höhepunkt: „Time“.
Tom Waits: Ein Unikat und ein musikalisches Schwergewicht und einfach einzigartig und auch wenn nicht nur ein paar seiner Stücke mir ein wenig oder ein wenig mehr zu schräges Zeug dabei ist – hat er aber einfach zu viele Songs für die Ewigkeit geschaffen – die wirklich lange lange nachhallen. Und Lust auf mehr macht diese Zusammenstellung auf jeden Fall auch – sie bildet ja nur eine Schaffens-Phase ab.
Jacob Dylan ist Bob Dylans ältester Sohn und Frontmann der Wallflowers – eine Band, die sich zwischen Country-Rock und ganz normalen Rock bewegt. Dieses Album ist immer noch das erfolgreichste der Band. „One Headlight“ hat auch wirklich als Eröffnungsstück und Single-Auskopplung seine Qualität – klingt jetzt nicht anders wie ein Song von Del Amitri (auf Pop getrimmter Rock) – aber ist ein durch und durch eingängiger Rock-Pop-Song – der gerne im Radio gespielt wird. Und „eingängig“ trifft auch auf „6th Avenue Heartache“ zu. Sanfter Rock gepaart mit Country-Lässigkeit (auch als „Heartlandrock“ bekannt). Weil eher mit leichten Folk-Einschlag kommend und irgendwie einfach gut funktioniert ist „Bleeders“ ein erster Höhepunkt. Den Del Amitri-Vergleich wird die Platte aber nicht los – klingt genauso. Es folgt die Ballade im Bryan Adams-Stil: „Three Marlenas“, gefolgt vom wieder Fahrt aufnehmenden „The Difference“ (Heartland-Rock). Mit etwas Blues versetzt, eigentlich aber eine Americana oder Roolts-Nummer (den Unterschied zwischen Americana und Roots habe ich noch irgendwie nicht gefunden): „Invisible City“. „Laughing out Loud“ ist ne flotte und gute Pop-Rock-Nummer auf Hit-Single-Niveau. Singer-Songwriter-Nummer: „Josephine“. Danach geht es weiter im Country-Rock-Manier: „God don´t make lonely Girls“. Gute flotte Rocknummer, die mehr nach die von mir geschätzten John Hiatt und Tom Petty klingt: „Angel on my Bike“. Die Platte endet mit „I wish I felt Nothing“ - einem Country-Blues.
Eine Platte mit durchwegs eingängigen Songs – die aber alle schon in ähnlicher Weise von anderen Bands fast genauso gespielt wurden – vor allem den Vergleich mit Del Amitri wird man bis zum Ende nicht mehr los. Aber es sind auch ein paar Highlights drauf zu finden. Aber gebraucht hat die Welt diese Platte nicht wirklich. Alles schon mal gehört.
Wang Chung – Point on the Curve (1984)
Der Song „Dance Hall Days“ ist wohl einer dieser unauslöschbaren Songs der 80er, der sich immer noch gut in jeder Playlist macht und zu dem man auch immer noch gut in der Disco tanzen kann. Aber was ist mit dem Rest der Songs auf dem Album, auf dem dieser Song veröffentlicht wurde? Da höre ich jetzt mir vierzig Jahre später mal das Album einfach mal an.
Es beginnt mit „Dance Hall Days“ und da ist die Gefahr natürlich groß, dass wenn der Überhit der Platte schon gelaufen ist, dass sich das andere Songmaterial daran messen lassen muss und man fragt sich, ob das gut gehen kann?“
„Wait“ stammt vom Soundtrack des Films „To live and die in L.A.“ - den ich immer sehr mochte und zum Film passten die Songs von Wang Chung auch recht gut (der ist ja so im „Miami Vice-Style“ gedreht. Und der Song funktioniert eigentlich noch gut – vielleicht schadet ihm etwas die typischen Keyboardsounds der 80er am Anfang – bei amerikanischen Platten der 80er komme ich mit den Keyboardklängen irgendwie heutzutage schlechter mit zu recht, als das bei englischen Platten aus dieser Zeit der Fall ist, liegt wohl daran, dass bei den Briten Synths wie Synths klangen und dass bei den Amerikanern meistens versucht wurde mit Keyboards und Computern akustische Instrumente oder ganze Orchester zu imitieren – nur meine Theorie dazu – und bei dem Soundtrack klangen Wang Chung sehr amerikanisch und auf dem ganzen Album auch – dabei sind Wang Chung eine britische Band – also stimmt meine Theorie nicht so ganz.
Ziemlich schlecht zwischen New Wave und Pop bewegt sich der Song „True Love“. Mal was Ruhiges können Wang Chung auch und das finde ich ganz nett: „The Waves“. Bei „Look at me now“ dachte ich am Anfang, dass der auch nicht so was für mich ist ist, – klingt etwas nach Duran Duran – aber der Song hat eine ziemliche Power – gerade durch den Gesang von Frontmann Jack Hues – da erinnert er mich sogar an das LCD Soundsystem.
Ganz zu vernachlässigen ist „Don´t let go“ - auch da ist zu merken, dass Wang Chung es auf den amerikanischen Markt abgesehen haben.
Der Platte, oder besser gesagt den Songs tut der Sound der 80er wirklich keinen gefallen – aber so richtig funktionieren die Songs auch als Songs nicht, der etwas funkige Song „Even if you Dream“ ist für beides ein gutes Beispiel.
Da muss man man schon US-Disco-Pop mit 80er New Wave-Einschlag sehr mögen, um an Songs wie „Don´t be my Enemy“ was gut zu finden. Im Gewand einer melancholischen Pop-Ballade: „Devoted Friends“ - mal ein ganz ansprechender Song – weil etwas gegen den Strich komponiert.
Am meisten kann man die Musik von Wang Chung glaube ich mit der Musik der kanadischen Band „Man without Heads“ vergleichen – die ja mit „Safety Dance“ auch einen 80er Jahre Hit haben – den man immer noch gut hören kann. Aber gegenüber dem Album auf dem sich der Song „Safety Dance“ befindet, schneidet das Album mit dem Hit „Dance Hall Days“ leider sehr viel schlechter ab – daran ändert auch der Song „Talk it out“ zum Schluss des Albums nicht.
Ich glaube, weil ich den Song „Big Train“ auf einen Sampler gehört hatte, hatte ich mir die CD geholt und nicht weil es das Solo-Debüt des einstigen Minutemen (eine Band die ich auch noch nachholen muss – aber einminütiges Punkgedresche hatte mich in jungen Jahren immer abgeschreckt - aber um die Anfänge der amerikanischen Alternativmusik-Bewegung gehört zu haben, muss ich mir diese und Black Flag wohl auch noch mal anhören) Bassisten ist.
„Big Train“ ist auch der erste Song auf der CD und der funktioniert auch richtig gut – klingt ein wenig so als würde eine Alternativ-Rockgruppe einen Johnny Cash-Song spielen. „Against the 70`s“: Punkrock – aber wie ich ihm mag – melodisch und nicht zu aggressiv und fasst schon grungeig – mag daher kommen das Eddie Vedder auch mitsingt. Sowieso ist die Schar der Musiker die Mike Watt da um sich geholt hat einfache eine All-Star-Band des US-Alternative Rocks: Henry Rollins, Kim Gordon, Curt und Cris Kirkwood, J Mascis, Krist Novoselic, Dave Grohl, Stephen Perkins, Flea, Kathleen Hanna, Dave Priner, Frank Black, Evan Dando, Mark Lanegan, Mike D, Ad-Rock und viele andere. Also wer US Alternative-Rock liebt, findet auf diesem Album seine Lieblingsmusiker. Vielleicht hatte ich dann die CD gekauft, weil Eddie Vedder mit dabei war – wer weiß. Etwas sanfterer Rock und sehr schön: „Drove up from Pedro“. „Piss – Bottle Man“ mit Evan Dando als Sänger – geht ins Ohr mit Alternativ- und Punkrock-Energie. Akustisch gehalten und wieder sanfter und wieder total gut: „Chinese Fieredrill“ - den Song hat Watt mit dem ehemaligen Minutemen-Produzenten Joe Carducci geschrieben. Ganz fantastisch und mit dem Anfang des Songs beweist Watt, dass er genau weiß wie Alternative-Rock funktioniert - das klingt nach Gruppen wie Sonic Youth, Meat Puppets und Yo La Tengo: „Intense Song for Madonna to sing“. Und Sonic Youth kommen bei „Tuff Gnarl“ zum Zuge – weil sie den Song geschrieben haben und natürlich da mitspielen. Bisschen funkig und härter – das von Henry Rollins mitgestaltete „Sexual Military Dynamics“. Was ist das für ein großartiges Album? Warum stand es so lange im Regal? – ach, ach, ach – vielleicht hat sich aber auch einfach mein Musikgeschmack in den letzten Jahren wieder mehr in Richtung Alternative-Rock bewegt oder ich hab davon einfach in letzter Zeit wieder mehr gehört als in den Jahren zuvor – kann tatsächlich sein – ich hatte meine Grungephase, danach bin ich in den 2000er aber eher zum sanften Indiepop gewechselt – obwohl ich natürlich eigentlich immer Alles höre – aber eben das eine mal mehr und mal weniger. Wieder was sanfter und irgendwo zwischen Dinosaur jr und Foo Fighters sich bewegend: „Max and wells“. Bei „E-Ticket Ride“ wird’s funkig und jazzig – da könnte durchaus Flea, von den Red Hot Chili Peppers mitgeholfen haben. Die CD ist auch schön abwechslungsreich - langweilig wird es hier nicht. Fast instrumental gehaltene Alternativ-Jazz-Rock-Nummer: „Forever – One Reporter´s Opinion“. Den Faden von „E-Ticket Ride“ aufnehmend und mit großen Bläsersatz: „Song for Igor“. Der Funk-Rock bleibt auch bei „Tell´em Boy!“ erhalten (erinnert mich an Fugazi und Primus). Entspannter Jazz kann er auch: „Sidemouse Advice“. Dann geht nochmal zurück zum Alternative Rock: „Heartbeat“ - aber auch das hat einen gewissen Jazzansatz. Für einen ehemaligen „Minuteman“ ist das vorletzte Stück „Maggot Brain“ mit 12.04 Minuten recht lang geraten. Ich will es mal als Blues-Rock bezeichnen und das ist es eigentlich auch. Abschluss mit „Coincidence is either Hit or Miss“ - der nochmal recht funky ist. Hammer-Album!
Mike Watt – Hyphenated-Man (2010)
Der Minuteman-Bassmann schlägt wieder zu. Diesmal mit 30 Stücken Musik in achtundvierzig Minuten Spielzeit. Und er scheint ein Konzept auf jeden Fall bei den Songtiteln gehabt zu haben, denn die lauten: „Arrow-Pierced-Egg-Man, Beak-Holding-Letter-Man, Hammering-Castle-Bird-Man, Bird-in-the-Helmet-Man, Belly-Stabbed-Man, Stufed-in-the-Drum-Man, Baby-cradling-Tree-Man, Hollowed-Out-Man, Finger-Pointing-Man, Own-Horn-Blowing-Man, Fryingpan-Man, Head-and-Feet-Only-Man, Shield-Shouldered-Man, Cherry-Head-Lover-Man, Pinned-to-the-Table-Man, Mouse-Headed-Man, Antlered-Man, Confused-Parts-Man, Bell-Rung-Man, Boot-Wearing-Fish-Man. Thistle-Headed-man, Funnel-Capped-Man, Blowing-it-out-both-Ends-Man, Jug-Footed-Man, Lute-and-Dagger-Man, Mockery-Robed-Man, Hill-Man, dHell-Building-Man, Man-shitting-Man, Wheel-Bound-Man.
Musikalisch wird man trotz der irren Titelgebung der Songs direkt von „Arrow-Pierced-Egg-Man“ belohnt, weil das so gut ist von der Rhythmusarbeit und auch ganz klasse klingt. Songs zwei, ist es das Selbe, dass hat wirklich den Charme und die Klasse der Minuteman-Stücke und ist durch die Kürze der Songs natürlich auch nicht langweilig – Song zwei „Beak-Holding-Letter-Man“ funktioniert fast instrumental (nur mit ein paar gesprochenen Worte“. Das ist so gut, was da an Musik geboten wird – vom Gesang her hat „Hammerig-Castle-Bird-Man“ was von einer Zappa-Nummer. Aber wie rockt das? - als ob The Who, Pearl Jam und die Minuteman, zusammen mit Zappa was machen – genial. Garagenrock: „Bird-in-the-Helmet-Man“. Wilder Crossover: „Belly-Stabbed-Man“. Wilder Punk: „Stufed-in-the-Drum-Man“. Roots-Blues-Crossover: „Baby-crading-Tree-Man“. Toller-Indie-Rock: „Hollowed-Out-Man“. Unglaubliche lebendiger Rock-Spaß: „Finger-Pointing-Man“. Wilder-Rock: „Own-Horn-Blowing-Man“. Nur Wahnsinn, was das Trio Mike Watt (Gesang, Bass), Tom Watson (Guitarre) und Raul Marales (Drums) da für gute Rockmusik zaubern und obwohl es nach vieles klingt, das man kennt und schätzt – klingt es auf dem Album in dieser Form und eben in dieser Fülle von kurzen Stücken einfach auf den Punkt gebracht und dieser Punkt ist, das auch im (Punk)Rock alles möglich ist. Und so geht es mit etwas nach Zappa-Wahnsinn klingenden „Fyingpan-Man“ weiter. Teils hat das Jazz-Qualität, so wie bei „Heand-and-Feet-Only-Man“ - auf jeden Fall Fusion. Punk-Rock-Wahnsinn: „Shield-Shouldered-Man“. Sanfter-Indie: „Cherry-Head-Lover-Man“.
„Pinned-To-The-Table-Man“ - teils gesprochen – teils instrumental. „Mouse-Headed-Man“ - super der Bass – und sehr schöne – natürlich kurze – Nummer.
Hier gönne ich mir dann eine Pause – weil ich jetzt fünfzehn der dreißig Songs gehört habe.
„Antlered-Man“ - recht sanft schräg schöne Rock-Nummer. „Confused-Parts-Man“ - Härterer Rocksong – aber auch wieder mit dieser Zappa-Unberechenbarkeit. „Bell-Rung-Man“ - Prog-Rock-Psych. „Boot-Wearing-Fish-Man“ - Wild und ungestüm. „Thistle-Headed-Man“ - Rock. „Funnel-Capped-Man“ - Psych-Post-Rock. „Blowing-it-out-both-Ends-Man“ - Jazz-Rock-Fusion-Punk. „Jug-Footed-Man“ - Blues-Rock. „Lute-and-Dagger-Man“ - Schräges Instrumentalstück. „Mockery-Robed-Man“ - Ungestümes, schräges Rockstück. „Hill-Man“ - Schön, schräger Alternative-Rock. „Hell-Building-Man“ - Aggressiver Post-Rock. „Man shitting-Man“ - Harter Rock. „Wheel-Bound-Man“ - Sanfter Abschluss – fast zärtlich.
Watt selbst bezeichnet es als „Punk-Opera“ was er da als loses Konzept-Album gemacht hat – Die Gitarren- und Drum-Parts sind dreizehn Monate vor dem Einspielen des Gesangs und des Basses aufgenommen worden. Auch mal eine Herangehensweise. Ein echtes Hörerlebnis.
The Weather Station – Loyality (2015)
Die kanadische Folk-Band The Weather Station wird von der Musikerin Tamara Lindemann angeführt, die auch bis 2015 als Schauspielerin in TV-Serien und Spielfilmen mitwirkte. „Loyality“ ist das dritte Album der Band. Mittlerweile scheint sie sich nur noch ihrer Musik zu widmen
Mit der schönen Folk-Singer/Songwriter Nummer „The Way it is, Way it could be“ beginnt die Platte. Da alle Songs aus verträumten nordamerikanischen Lagerfeuer-Folk mit der ebenso verträumt klingenden sanften Stimme von Tamara Lindemann bestehen, kann damit die Beschreibung dieser Platte kurz ausfallen. Wer sanfte zarte akustische Musik mag wird’s sicherlich mögen was The Weather Station bietet und als einzeln gespielte Songs können in einer Playlist sicherlich aufhorchen lassen und man versteht auch warum diese Musik von Kritikern, die Amerikana und Roots mögen, so sehr gefällt, dass sie fast alle späteren Platten der Band zum „Album des Monats“ küren. Aber zum Durchhören ist das für Musikfans, die gerne etwas Abwechslung auf einer Platte hätten, vielleicht doch zu viel Gleichklang. Ich nenne so was Sonntagsmorgenmusik – kann man entspannt im Hintergrund laufen lassen, um noch ein wenig tagträumend den Morgen zu genießen.
Zusammenstellung von Songs von Paul Weller mit Musik aus seiner Zeit bei The Jam und The Style Council, sowie seiner anschließenden Solo-Karriere. Auf der Single-Disc-Fassung sind 23 Songs drauf. Es gab auch einen Box-Set mit vier CDs.
„Town called Malice“ (1982 – The Jam), „Goning Underground“ (1980 – The Jam), „Shout to the Top“ (1984 – The Style Council), „From the Floorboards up (2005 – Paul Weller), „Down in the Tubestation at Midnight (1978 – The Jam), „Peacock Suit“ (1996 – Paul Weller), „The Changingman“ (1995 – Paul Weller), „The Eaton Rifles“ (The Jam – 1979), „Sunflower“ (1993 – Paul Weller), „Beat Surrender“ (1982 – The Jam), „Walls come tumbling down“ (The Style Council – 1985), „That´s Entertainment“ (The Jam – 1977), „Broken Stones“ (Paul Weller – 1995), „Out of the Sinking“ (1995 – Paul Weller), „Long Hot Summer“ (The Style Council – 1983), „Youre the best Thing (The Style Council – 1984), „Wild Wood“ (Paul Weller – 1993), „You do something to me“ (Paul Weller – 1995), „Hung up“ (Paul Weller – 1994), „My ever changing Moods“ (The Style Council, 1984), „Speak like a Child“ (The Style Council – 1983), „Start!“ (The Jam – 1980).
Mit Brit-Soul beginnt die Single-Sammlung: „Town called Malice“. Anschließend wird gerockt: „Going Underground“. Nach zwei Stücken von The Jam folgt ein erster The Style Council-Song und es könnte einer seiner bekanntesten Songs sein: „Shout to the Top“. Und nach drei Stücken zeigt schon wie elegant Paul Weller zwischen Soul und Rock wechseln kann. Ein erstes Solowerk und auch die bei erscheinen der CD aktuellste Nummer der Songsammlung: „From the Floorboards up“ - ist mir für einen Paul Weller schon fast zu simpel runtergerockt. New Wave von The Jam ist mir da lieber: „Down in the Tubestation at Midnight“. Aus der Mitte der Neunziger, wie das Meiste vom Soloschaffen auf der CD ist „Peacock Suit“ und eine ordentliche Rocknummer, aber jetzt nichts Überdurchschnittliches. Da ist „The Changingman“ viel besser geraten (wenn es auch sehr an eine The Who-Nummer erinnert - sowohl Townsend als auch Weller haben ihren Beitrag zur Mod-Kultur geleistet (der eine halt früher als der andere). Zurück zu The Jam: „The Eaton Rifles“ - da funktioniert das mit dem New Wave-Klassenkampf-Rock einfach gut. „Sunflower“ mag ich sehr – wie das gesamte „Wild Wood“ Album – gefühlvoller Rock – mit großartiger Gitarrenarbeit. „Beat Surrender“ - wieder The Jam – ist nicht so meins – historisch besiegelt sie das Ende von The Jam (nicht wegen ausbleibenden Erfolgs, sondern weil sich Weller musikalisch anders orientieren wollte. Die Songs von The Style Council sind halt mehr Soul und Jazz orientiert – können trotzdem ganz schön wild sein: „Walls come tumbling down“. Die zweite Hälfte der „Hit-Parade“ beginnt mit „That´s Entertainment“ von the Jam und da zeigt Paul Weller Billy Bragg Qualität und ich werde mir wirklich mal vornehmen auch die The Jam-Alben mal richtig durchzuhören, denn darauf macht diese Single-Sammlung schon mal Lust. Sehr schöner Soul-Rock-Pop: „Broken Stones“. Danach wird gut und ordentlich gerockt: „Out of the Sinking“. Zurück zum Pop mit immer noch meinem liebsten The Style Council-Song: „Long Hot Summer“ (die Album-Fassung ist aber viel länger und der Gesang liegt viel zu sehr bei dieser Fassung im Hintergrund). Könnte schon fast von „Wham“ sein: „You´re the best Thing“. Ganz tolles Meisterstück: „Wild Wood“. „You do something to me“ - zeitloser Singer/Songwriter-Soul/Blues/Rock. Er kann es halt: „Hung up“. Für einen The Style Council schön flott und besser gealtert als andere Song dieser Zeit: „My ever changing Moods“. Dagegen ist „Speak like a Child“ eine echte Katastrophe (auch vom Klang her). Am Ende dann „Start!“ von The Jam – der zwar eine tolle Bass-Melodie hat – aber eigentlich gegen andere Songs des Meisters nicht wirklich mithalten kann.
Paul Weller ist einer dieser Musiker, die ich sehr schätze, aber bei dessen überaus großen Output ich nie hinterher komme, es ausreichend zu hören. Alle paar Jahren höre ich mal wieder in einem Album hinein und jetzt – angeregt durch eine alte Mojo-Ausgabe aus dem Jahre 2020 – höre ich nun mir „On Sunset“ auf Spotify an.
„Mirrorball“ überrascht schon mal als Stilmix, eigenartigen Breaks und sofort lobe ich Paul Weller wieder für seine Vielfältigkeit. „Baptiste“ ist direkt eingängig – Bluesrock und Soul, einnehmend und so verdammt gut gespielt – die Aufnahme klingt dazu, als wäre man Live vor Ort und würde gerade das Konzert seines Lebens erleben. Ganz tolle Nummer. Muss ehrlich mal den Arsch hoch bekommen und mich durch das Werk von Weller hören und kaufen. Da habe ich bei meinem nächsten Einkauf bei „Plato“ in Gronnigen schon was auf meinen Wunschzettel stehen. Mit „Old Fahter Tyme“ geht es genauso weiter – einfach Soul-Blues-Rock ins Jahr 2020 transportiert wie es Paul Weller seit Jahrzehnten kann. Und es kommen noch viele weitere Stücke. Den „Platte des Monats“ Titel hatte er sich da in der Mojo-Ausgabe wohl wirklich verdient. Muss jetzt nur noch so weitergehen. Bei „Village“ geht er es etwas gemächlicher an – so im Van Morrison-Stil – eine gefällige Nummer, durchaus anhörbar, aber kein Höhepunkt. Da klingt „More“ mit Soul-Bass wieder viel interessanter und entwickelt sich zur großartigen Nummer.
Das Titel-Stück „On Sunset“ ist eine Neo-Soul-Nummer, auf die er auch alle Register richtig zieht. Ein bisschen Beatles und Kings – also sehr britisch klingt „Equanimity“ – altmodische Pup-Musik – ist als Zwischennummer zu ertragen – „Walkin´“ - ist eine dieser ganz ganz typischen Paul Weller Stücke – klingt wie Paul Weller ist Paul Weller. Als schüttelt er sich so was einfach aus dem Ärmel. Danach wird zu Streichern mal gerockt: „Earth Beat“.
Das Tempo gesenkt und Singer/Songwriter-Musik macht er mit „Rockets“. Bei dem er aber mit Streichereinsatz schon an David Bowie „Space Oddity“ erinnert. „4th Dimension“ ist instrumental und auch gut – so macht ein Trip in die Vergangenheit des 70er Sounds total Spaß. Mit „Ploughman“ sind wir beim Psychedelic-Rock angelangt und natürlich kann Weller das auch. Zum Schluss wird es noch mal melancholischer mit „I´ll think of Something.
Das ist ein großartiges Album, tolle Soul-Rock-Nummern und viel 70er Jahre Sound in die Gegenwart gerettet. Gut gemacht Mr. Weller.
Auf dem Cover stehen vier harmlos aussehende junge Männer vor blauen Hintergrund (weswegen das Album auch „The Blue Album“ genannt wird). Weezer starten direkt mit einer schönen Punk-Rock-Hymne: „My Name is Jona“ - die man einfach gern haben muss und sich am Ende zum totalen Ausrasten sehr gut eignet. Eigentlich ist ihr Sound nicht weit weg von dem der Ramones (sie teilen auch deren Liebe zum Rock ´n´ Roll und Bands wie Green Day. Nicht ganz so heftig aggressiv ist ihr Punk-Rock sondern noch mit einer Portion „Nettigkeit“ gemischt. Das hört man dann bei „No one else“ sehr schön. Schrammel-Rock kann auch sehr viel Spaß einfach machen. Und das was sie machen, machen Weezer hier richtig gut: „The World has turned and left me here“ - auch schön für Emocore-Fans geeignet. Mit Grunge-Einschlag gespielter Rock ´n´Roll: „Buddy Holly“. Es geht aber auch eine Nummer ruhiger (zumindest am Anfang) : „Undone – The Sweater Song“ (und so macht Punk-Rock ungeheuren Spaß – wie die ihm spielen). Nur gute Songs bisher und so geht es auch weiter: „Surf Wax America“. Die Alternative-Rock-Ballade darf nicht fehlen: “Say it ain´t so“ - ganz groß. Nur gut das Alles: „In the Garage“, „Holiday“, „Only in Dreams“. Super Album – da gibt es nichts anderes zu schreiben.
Mir war erst, muss ich zugeben, Paul Westerberg nicht als Frontmann von „The Replacements“ bekannt – die Gruppe habe ich erst später kennengelernt – mir war er durch zwei Songs auf dem Soundtrack zum Film „Singles“ (den er auch selbst zusammen stellen durfte) aufgefallen, die mir beide sehr gut gefallen hatten, obwohl sie eher Singer/Songwriter-Pop sind, und kein Grunge – der dem Film und dem Soundtrack seinen Stempel aufdrückt. Und weil mir die Songs so gut gefallen haben, hatte ich mir dann diese CD gekauft und stark vernachlässigt. Bis jetzt.
Seine Solokarriere beginnt Paul Westenberg mit „Knockin on Mine“ - einem netten Rocksong – der mehr nach Rootsrock und Hartlandrock klingt – als nach Alternativ- oder Punkrock. „First Glimmer“ kommt auch sehr schön im Gewand einer Singer-Songwriter-Nummer daher. Westenberg möchte hier wohl zeigen, welch guter Songautor er ist – soll mich nicht stören – da ich die ersten zwei Songs richtig gut finde. So erinnert er mich sehr an Ryan Adams und den mag ich ja sehr gerne. Den Heatlandrock bestätigt er auch mit „World Class Fad“ - und schlägt mit seinem Heartland-Rock, da einfach frecher, erdiger und frischer gespielt, die altererwürdigen Vertreter dieser Genres um Längen – und da darf man sich schon fragen, warum dieses Album so unbekannt ist. Und auch den Vergleich mit Ryan Adams wird er nicht los – er ist da aber im Vorteil – weil er einfach früher als Ryan Adams mit der Platte aufgewartet hat – vielleicht waren deshalb ja Whiskeytown (der Band vor der Solokarriere von Ryan Adams) 1994 auch aufgetaucht, weil sie dieses Album gehört und verinnerlicht hatten und genauso spielen wollten – wer weiß.
Die Platte ist auf jeden Fall richtig gut und macht mir eine Menge Spaß – so auch „Runaway Wind“ und „Dice behind your Shades“. Und da Produzent Matt Wallace auch John Hiatts „Perfectly Good Guitar“ produziert hat und damit ein weiteres Roots-Rock-Album, das ich sehr liebe – wird mir auch noch klarer warum ich diese Songs so mag. Flottes und ruhige Stücke geben sich hier die Klinke, so folgt nach zwei schönen Rocksongs, die Ballade „Even here we are“. Stampfende Blues-Rock kann er auch: „Silver Naked Ladies“. Wer John Hiatt liebt dürfte auch eine Nummer wie „A few Minutes of Silence“ sehr mögen. Auch „Someone I once knew“ ist einfach gut und macht Spaß – erdiger, gut gelaunter und gut geschriebener Rock. Klingt mehr nach einer Demo-Aufnahme: „Black Eyed Susan“. Die Singer-Songwriter-Stücke funktionieren aber auch sehr gut: „Things“ - dann doch noch fast eine Punkrock-Nummer: „Something is me“. Und nochmal etwas Country-Rock: „Mannequin Shop“. Und noch mal mit etwas Punk-Spaß: „Downlove“.
Richtig gutes Album. Wird ab jetzt öfters aufgelegt.
Marius Müller Westernhagen – Halleluja (1989)
Ich weiß, für viele ist „Halleluja“ vielleicht nicht „das“ Westernhagen-Album, für mich irgendwie schon. Weil es das Album war, das im Auto als MC auf und abgespielt wurde, weil es mit „Sexy“ einen Song hatte, der oft (neben „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“) in meiner Stammdisco lief und weil da Songs wie „Weil ich Dich Liebe“ und „Für ´ne bess´re Welt“ drauf sind. Das sind Stücke, die wenn auch in den letzten Jahren nicht mehr so oft gehört – aber im Kopf zur Playlist meines Lebens gehören (wie viele Titel anderer Künstler auch). Aber ich hab es lange nicht mehr durchgehört und bin gespannt wie ich es heute finden werde. Also drücken wir mal auf „Play“.
„Sexy“ ist und bleibt ein guter Party-Rock-Song zum mitschreien (aber für die Playlist ist er nicht vom bleibenden Wert mehr). „Illusion“ ist ordentlich gerockt, aber nicht mein Ding.
„Weil ich Dich Liebe“ wunderschöner PopRock und bleibt jetzt auf ewig in der Playlist. „Fertig“ ist auch nicht so meins – bisschen fast wie ein Song aus der Neuen Deutschen Welle. Bei „Lieben werd´ich dich nie“ ist der Blues-Rockt einfach sehr sexy und funktioniert immer noch gut. Was man dem Album und der Aufnahme aus den Can-Studio sehr zu gute halten muss, ist, dass sich alles sehr lebendig und fast wie live gespielt anhört – nicht überproduziert, sondern gerade richtig und deshalb klingt es immer noch sehr gut.
„Nur ein Traum“ ist auch guter deutscher Rock. 1989 und in den Jahren danach waren wir auch weit weg von coolen deutschen Rock in rauer Menge. Da gab es nicht so viel. Vielleicht noch die Ärzte, aber dann musste man schon auf Fanta4 ausweichen und bis endlich Tocotronic, Die Sterne, Kettcar, Tomte und Co, auf sich aufmerksam machten, dauerte es fast noch ein Jahrzehnt (sicherlich gab es auch coolen deutschsprachigen Punk-Rock, aber hier rede ich jetzt mal eher vom DeutschenPopRock). Da ist es dann auch klar, warum sich so viele vom guten Rock der Platte angesprochen fühlten. Denn Spaß macht das Album auf jeden Fall und auch der Titelsong „Halleluja“.
Die Gitarren von „Für ´ne bessere Welt“ finde ich auch immer noch sehr stark. Sicherlich ist das was der Westernhagen, da als Texter auf der Platte zum Besten gibt, aus einer Alphamännchen-Perspektive geschrieben und das zarte Geschlecht, muss für ihm Sexy sein, Gespielin, Liebende und Mutter für ne bessere Welt – aber immerhin schenkt er dem Thema „Frau“ sehr viel Aufmerksamkeit. Und dann gibt es noch den Song „Chor der Blöden“ - der dann doch zeigt, das Westernhagen auch was besseres Texten kann und damit einen Song auf die Platte bringt, der mal nicht auf Charts getrimmt ist. Und auch da hört man die sensationelle Qualität der Produktion von CAN-Studio Gründer René Tinner. Das Ende versenkt dann Marius Müller Westernhagen im Schmusekitsch mit dem Titel „Engel“.
Eigentlich hat mir die Platte nach langen Jahren des Nichthörens wieder ganz gut gefallen – vor allem die Musik und der Sound. Drei oder vier Songs fliegen recht schnell aus der Playlist wieder raus – den Rest werde ich gerne wieder hören.
Chris Whitley – Living with the Law (1991)
Auch ein Lieblingsalbum bei dem es auch der Mix macht. Rock, Blues, Roots, Americana – mit ungewöhnlicher Stimme gesungen und vom großartigen Gitarrenspiel geprägt, führt die Musik in die Wüste Nordamerikas, in kleine Städte oder im Nichts gelegenen Gefängnissen, in einer Landschaft mit unendlich scheinenden Horizont, aber auch in eine Welt in der der dort Lebende, schnell ins Abseits geraten kann. Eine Welt der trügerischen Freiheit.
Die Musik dazu ist aber alles anderes als verzweifelnd klingend – die Musik ist grandios und das Album besteht aus einer Unmenge an musikalischer Highlights.
Man merkt dem Titeltrack „Living with the Law“ schon an, dass er im Studio von Daniel Lanois aufgenommen wurde, klingt es doch schon ein wenig nach dem Sound von „The Joshua Tree“ von U2 und auch der Gesang erinnert ein wenig (ja, ein wenig) an Bono. Auf jeden Fall ist der Track ein guter softer Rocksong und damit gewinnt man den Hörer direkt am Anfang der Platte. Und mit „Big Sky Country“ (ein weiterer Song für die Ewigkeit) steigert sich die Begeisterung auch noch – toller Song, den Bono sicherlich auch gern gesungen hätte.
Der Blues-Rock kommt dann bei „Kick the Stones“ richtig zur Geltung und da hört man auch das brillante Gitarrenspiel von Chris Whitley richtig gut.
Roots und Americana vermischt mit Blues-Rock treffen beim Stück „Make the Dirt Stick“ sehr genial aufeinander.
„Poison Girl“ ist mal ein für Chris Whitley Verhältnisse recht euphorischer Rocksong. Den Song „Dust Radio“ mag ich auch sehr gern. So klingt amerikanischer Roots-Rock für mich perfekt. Das Schlagzeugspiel von Roland Jones finde ich auf der gesamten Platte auch sehr gut.
Ein weiterer sehr guter Blues-Rock-Song: „Phone Call from Leavenworth“.
Nur gute Songs, dabei geht dann schon fast ein Song wie „I forgot you every Day“ unter, der auf jeder anderen Platte ein Highlight wäre.
Richtig stark auch der Rhythmus bei „Long Way Arround“ - einfach nur gut! Darauf folgt mit „Look what Love has done“ direkt noch ein etwas sanfterer Highlight. Und nochmal richtig schöner Rocksong am Ende: „Bordertown“.
So klingt für mich amerikanische Roots-Rockmusik – man weiß wo die Musik herkommt und man weiß wo die Geschichten, von denen die Songs handeln spielen. Und im Chris Whitley haben diese Geschichten einen großartigen Erzähler gefunden. Da ist es wirklich traurig, dass der Musiker im Alter von 45 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben ist – aber da er nach dem Debüt nie aufgehört hat weitere Alben zu machen – hat er immerhin der Nachwelt sechzehn Alben hinterlassen.
Ihr kennt das auch – Ihr hört das Debütalbum eines Musikers – verliebt Euch in dieses und weil Ihr es so mochtet holt Ihr Euch auch das eine oder andere Folgealbum des gleichen Musikers – aber am meisten hört Ihr das Debüt – weil ihr es so verdammt gut findet und dadurch vernachlässigt Ihr die anderen Platten des Musikers. So geht es mir bei Chris Whitley – sein Debütalbum „Living with the Law“ ist eins meiner absoluten Lieblingsplatten und seit es das gibt höre ich das Album oder Songs davon ununterbrochen – die restlichen Platten – davon hab ich einige – sind für mich fast unbekanntes Terrain – also muss sich das ändern und so hören ich jetzt das zweite Album von Chris Whitley „Din of Ecstasy“.
Der Gitarrensound von „Narcotic Prayer“ ist einfach riesig. Und mit dem Song erobert Whitley sich den Alternativ-Rock. Auf „Living with Law“ war ja sein Sound eher Wüsten-Blues und das aber sehr genial. Jetzt erweitert Whitley mit nur einem Song sein Sounduniversum und auch dies wieder richtig gut.
Verzerrte Gitarren gibt es auch bei „Never“ und mit de Song kann er es eigentlich sogar mit „Soundgarden“ aufnehmen, nur ist er bei seinem Sound nicht ganz so aggressiv – da rockt Whitley lieber eher klassisch. Bei „Know“ wird es ruhiger und der klassische Blues bekommt von Chris Whitley eine längst nötige Generalüberholung verpasst. Das Tempo steigt bei „Oh God my Heart is ready“. Aber so richtig will mich dieser Song mal nicht mitnehmen – da überhebt er sich ein wenig. Bei „Can´t get off“ macht er dafür wieder alles richtig und nähert sich musikalisch einen Lenny Kravitz an. Bei „God Thing“ landen wir wieder beim Sound vom ersten Album und der damit verbundene sanftere Rock tut jetzt auch gut an dieser Stelle. Für Chris Whitley schon fast mainstreamig geraten: „Din“. Wieder ein echter Blues-Rock-Song „New Machine“. Irgendwie kommt der Platte aber die Wucht und die Kraft der ersten Stücke abhanden und ein Stück wie „Some Candy Talking“ hat man einfach schon zu oft gehört. Und diese fast Punk-Rock-Nummer steht ihm nicht so gut. Aber auf eine etwas schwachen Nummer folgt dann direkt wieder ein richtig guter Song: „Guns & Dolls“. Bei „WPL“ denkt man, der hätte auch mit Chris Cornell auch mal ein Duett machen können. Der Song hätte den beiden gut gestanden. Mit seinem einzigartigen Blues-Rock endet dann die CD mit „Ultraglide“. Ein Chris Whitley-Album das auch Soundgarden-Fans mögen müssten. Dem Blues im Alternativ-Rock ein neues Zuhause gegeben.
Mit „The Who“ ist es bei mir wie mit den Stones – da habe ich Respekt vor deren Leistung – kenne aber eigentlich gar nicht so viel richtig viel von denen und war jetzt auch nie Überfan – bei der Diskussion ob Beatles, Stones, Who die Größten am Rockhimmel sind – bin ich raus. Auf jede Fall ist „Baba O´Riley“ ein tolles Stück Musik und wird ja von Alltags-Rebellen jeden Alters immer noch gerne gehört und gesungen. „Bargain“ ist erst „nur“ ordentlich runter gerockt, wird aber durch das instrumentalen Mittelteil und Ende noch etwas aufgewertet. „Love ain´t for Keeping“ hat einen schönen Hippie-Einschlag könnte auch von Greatful Death sein, ist nur sieben Minuten kürzer als der Standard Greatful Death-Song. „My Wife“ ist der einzige Song auf dem Album der nicht von Pete Townsend geschrieben wurde, sondern von John Entwistle, der den Song auch singt – ordentlicher Rocksong, der durch ein paar gut eingesetzte Effekte an Stärke gewinnt. Bei „The Song ist Over“ übernimmt Pete Townsend auch den Gesangspart – der Song lässt auch spüren, dass die Songs eigentlich alles Teile einer weiteren Rockoper sein sollten. „Getting in Tune“ etwas ruhiger und mit leichten US-Country-Rock-Anleihen.- gefällt mir aber richtig gut. Wieder mit Pete Townsend am Mikrophon: „Going Mobile“ – schöne Pop-Rock-Nummer. Song für die Ewigkeit: „Behind blue Eyes“. „Won´t get fooled again“ kennt dank Einsatz als Titelmusik von „C.S.I“ auch jeder.
Okay – das Durchhören der Platte lässt kein Zweifel aufkommen: zu recht ein Rock-Klassiker.
Neben Coverversion von Jazz-Standards und Pop/Rock-Songs finden sich Eigenkompositionen von Cassandra Wilson auf dem Album. Es ist ihr zweites Album für das Blue Note-Label. Vorher, und das war mir noch gar nicht so klar, war sie Mitglied des M-Base-Kollektiv und hatte als Solokünstlerin schon seit 1986 auf dem JMT-Independent-Label Soloalben veröffentlicht.
Cassandra Wilsons Fassung von dem Billy Holliday-Klassiker „Strange Fruite“ beginnt das Album und zieht mich direkt durch die Intensität des Instrumentenspiels und des Gesangs in den Bann. Das ist auch sehr gut produziert von Craig Street. „Love is Blindness“ im Original von U2 wird in dieser Interpretation zur sanften Jazzballade – und in einer Stimmung wiedergegeben, wie sie sonst meinst nur von Sade zu hören ist, was als Kompliment gemeint ist. „Solomons Song“ ein ebenfalls sanft und zarter Song stammt aus der Feder von Wilson selbst und nach diesem dritten Song weiß ich wieder, warum ich diese CD früher sehr gerne gehört hatte – und leider danach auch viel zu lange ungehört im Regal liegen hab lassen. Den Blues beherrscht sie mit ihrer Alt-Stimme genau wie den Jazz: „Death Letter“. Der ruhige Jazz-Standard „Skylark“ nimmt Tempo und etwas an Intensität aus der Platte – eine Nummer für sich „umarmende und leicht tanzende Liebende“. Schöne swingende Jazz-Eigenkomposition: „Find him“. Hank Williams „I´m so lonesome I could Cry“ verwandelt die Sängerin in einen sanften Pop-Jazz-Song – sehr schön. Großartig ist ihre Coverversion von „Last Train to Clarksville“ geraten. Ihre Eigenkompositionen können mit dem Coverversionen gut mithalten und dies beweist das Cassandra Wilson nicht nur eine starke Gesangsstimme hat, sondern gleichzeitig auch als Songwriterin Qualität beweist. Da muss man nur „Until“ hören und die folgenden „A litte Warm Death“. Dass eine sanft, dass andere mit Bossa-Nova-Touch. Bei „Memphis“ fehlt aber etwas – oder besser gesagt richtig viel – der Song ist so aufregend wie Fahrstuhlmusik. Aber das ist dann ja auch das einzige schwache Stück einer wirklich guten CD. Zum Abschluss gibt es eine Coverversion von „Harvest Moon“. Und der Song gewinnt unendlich viel in dieser Interpretation hinzu.
Eine meiner ersten selbst gekauften Platten und immer gern gehört. Die Platte fängt ja auch mit „Valerie“ direkt mit dem Hit der Platte an, der viele Jahre später als „Call on me“ von Eric Pryds als Neuinterpretation nochmal für ganz volle Tanzflächen und im Video für schwitzende Körper sorgte. Aber nicht nur Tanzbares mit Discofeeling ist auf der Platte, sondern auch gutes Songwriting wie „Big Girls walk away“ beweist. Als Co-Autor für die Lieder war Will Jenings zuständig, der schon Songs wie „Tears in Heaven“ oder „Up where we belong“ veredelte. „And I Go“ ist einfach schöner Pop/Soul. Das sind alles Ohrwürmer, die hängen bleiben und mir immer wieder aufs neue gefallen. Auch ist für ein 80er Jahre Album die Produktion noch recht klassisch geraten, die Keyboards klingen mehr nach Orgel oder Elektrobass als nach Synthesizer und so altert die Platte auch gut. Weil es aber eine totale Ein-Personen-Produktion ist, alle Instrumente wurden von Winwood selbst eingespielt – wird das Album trotzdem als Elektro- und Synth-Album bezeichnet. Wie geschrieben klingen die Songs nicht wie Synth-Pop sondern eher wie gefühlvolle Singer/Songwriter-Musik zu der ab und an auch getanzt werden kann. Und „Still in the Game“ rockt sogar. Auf Seite Zwei glänzen noch das flotte „Help me Angel“ und das Rührstück „There´s a River“. Wie das so mit ewigen Lieblingsalben ist – teilweise findet man das aus Gewohnheit gut, weil es einen einfach immer gefallen hat oder weil es einfach ein gutes Album ist und Steve Winwood hat Glück gehabt, denn auch das Folgealbum „Back in the High Life“ fällt in die Kategorien.
Zweites Album der Band und sie zählen mit diesem Album mit zu den Begründern des Post-Punk, obwohl hier noch der Punk die Oberhand hat. Auf Tempo getrimmte Songs bilden die Mehrheit. Bei 15 Stücken in etwas über 40 Minuten ist das Songmaterial recht vielfältig. Dadurch lässt sich die Platte am Ende aber auch schwerer einzuordnen. Ist dann doch aber Punkrock!
Jean-Michel Tourette, Pola Roy, Mark Tavassol und Judith Holofernes sind/waren „Wir sind Helden“. Frischer Indie-Pop mit deutscher Sprache. Neben Kettcar und Tomte sicher meine deutschsprachigen Durchstarter der frühen 2000er Jahre und irgendwie waren sie immer viel mehr meins als die ebenfalls zu der Zeit hochgekommenen Juli und Silbermond, die mir dann doch etwas zu Mainstreamig waren. Und sofort haben mich Wir sind Helden auch nicht für sich gewinnen können, da ich ihrer Durchstartersingle „Guten Tag“ nicht so richtig mochte – klang mir zu sehr nach NDW – aber mit „Denkmal“ haben sie mich gekriegt. Und dann war ich Fan bis zur Auflösung und warte nun, dass die vielleicht doch noch irgendwann wenigstens noch mal für eine Tour zusammen kommen und ihre Songs nochmal durchspielen – gerade das Doppel „Wenn es passiert“ und „Echolot“ gehört zu meinen schönsten Live-Erinnerungen. Zuletzt musste ich mich nur mit einer Box mit Vinyls und T-Shirt zufrieden geben. Aber nun ernsthaft nochmal das komplette erste Werk der Band hören – die zweite Platte ist ja eigentlich mein Lieblingsalbum von denen.
Direkt bei „Ist das so“ hört man auch die NDW heraus. Klingt nach Ideal und ist jetzt zwar ein ganz flotter Anfang – aber noch nicht wirklich was für mich. Song Nummer Zwei „Rüssel am Schwanz“ hätte auch in den frühen 80ern produziert werden können – hat aber auch einen Indie-Sound und im Refrain einen „Hamburger Schule“ Ansatz. Und dann wird noch mal so richtig die NDW abgefeiert: „Guten Tag“. Nicht mein Hit – hat die Band aber „bekannt“ gemacht. Mein Hit: „Denkmal“ - Das ist einfach Indie-Pop wie er besser kaum sein kann. Es folgt das sanftere: „Du erkennst mich nicht wieder“ (sehr süß und melancholisch) – ein Ruhepunkt. Genau wie „Die Zeit heilt alle Wunder“ - das ist auch sehr schön – sobald die mehr Indie-Pop machen, statt sich in Neuer Deutsche Welle – Rhetorik verlieren – sind Wir sind Helden Musik auf meiner Welle.
Eher etwas nervig: „Monster“ und „Heldenzeit“ (das eine etwas mehr, als das andere). „Aurélie“ ist einfach ein ganz lustiges Mitgeh-Stück und Parymukke. Es sind bei beiden Plattenseiten vor allem die Stücke der zweiten Hälfte, die mich mitziehen. „Müssen nur Wollen“ - wieder einfach nur guter Indie-Pop und neben „Denkmal“ mein zweites Lieblingsstrück der Platte. Auch eine sehr schöne Nummer: „Ausser Dir“. Gleiches gilt für „Die Nacht“.
Sind sehr gute und schöne Stücke schon drauf auf dem Debüt – und beim zweiten Album sind sie sogar noch besser.
Woods – Strange to Explain (2020)
Neo-Folk aus New York – so werden Woods beschrieben – dabei hat der Song „Next to you and the Sea“ eher was von Indie-Pop, der sich mit sixties Elementen mischt. Sehr verführerischer Anfang. Die Stimme von Jeremy Earl klingt dabei schon sehr weiblich, hoch, das passt zum Song sehr gut.
Auch das nachfolgende „What do you when you Dream“ hat einen sehr schönen Groove – siebziger Soul schleicht sich in den Indie-Pop-Mix ein. Sechziger Jahre Gefühl bringt dann wieder ganz charmant „Before they pass by“ zurück. Sehr feine Nummer.
„Can´t get out“ und schon haben mich Woods endgültig zum Fan gemacht – klingt, weiter sehr Retro-Rock, aber der mir aber das Glücksgefühl und Schwung mitgibt, den ich immer verspüre, wenn ich die großartigen „Shout out Louds“ höre. Super.
Mal wirklich schöner Folk – Titelstück „Strange to Explain“. Es bleibt sehr schön mit dem sanften instrumentalen Rocksong „The Void“.
So gekonnt, Indie-Charme in altbekannte Musikstile einfließen zu lassen, begeistert mich einfach und ich bin nur hingerissen von dieser Platte und den weiteren Songs „Just to fall Assleep“ ist der nächste. Wunderbarer Folk-Rock: „Fell so Hard“. Nochmal eher groovender PopRock mit sechziger/siebziger Feeling: „Light of Day“. Die letzten zwei Songs „Be there still“ und „Weekend Wind“ komplettieren den guten Gesamteindruck der Platte. Noch so eine herausragende Entdeckung – und Woods haben zuvor schon einiges aufgenommen und produziert – es wird nicht weniger was man hören müsste und möchte. Es hört nicht auf. Gut so!
Sicherlich ein bekannter Song, aber „You are the Sunshine of my life“, der damals sehr erfolgreich war, ist heute eher entspannte Fahrstuhl- und Easy Listening-Musik als ein echter Popsong. Ein richtiger Klassiker für die Ewigkeit hält dieses Album aber auf jeden Fall später noch bereit. „Maybe your Baby“ setzt mit den für Steve Wonder zum Markenzeichen werdenden Keyboard-Sound ein erstes Ausrufezeichen und vom Gesang her ist er hier auf sehr guten Funk/Soul-Niveau und klingt schon wie Michael Jackson in späteren Jahren. Der Song hätte nur ein wenig kürzer sein können, da so richtig viel an Abwechslung nicht geboten wird. „You and I“ auch nicht mein Ding. Da hätte ein echtes Orchester statt der Keyboards Wunder gewirkt. Danach wird es wieder etwas souliger und das ist gut so: „Tuesday Heardbreak“. „You´ve got it Bad Girl“ ist eigentlich eine schöne Jazz-Nummer. Leider stören auch hier ein kleines wenig die veraltet klingenden Keyboards. Der Funk-Rock-Klassiker folgt dann: „Superstition“. Und auch sehr gelungen der plötzliche Stilwechsel mit „Big Brother“ (toller Song). Die Schnulzen auf der Platte sind echt nicht meins, so kann auch „Blame it on the Sun“ bei mir nicht punkten. Das gleiche gilt auch für „Looking for another Pure Love“. Könnte aus einem Disney-Zeichentrickfilm sein: „I Believe (when I fall in Love it will be Forever)“. Erst beim Refrain wird mir klar, das mir der Song irgendwie bekannt ist.
Weniger Schnulzen und mehr Soul-Funk hätte mir mehr gefallen. Aber es sind sicherlich ein paar echte „Standards“ auf der Platte, die gerne gecovert wurden und als Blaupause für ähnliche Hits Pate standen.
Syd Minsky-Sargeant, der Kopf der vier Musiker:innen von Working Men´s Club, hat dieses in der Pandemie entstandenen Album seine Meinungen über das „New Normal“, seine Ängste und seinen Sprung vom Teenager zum Erwachsenen in Songs gepresst. „Teenage Angst“ vielleicht?
Elektronische Töne, die nach eingeschalteter Maschine klingen, hört man am Anfang der CD. Es setzt ein Rhythmusgerät ein, weitere Keyboardklänge folgen und erst einmal klingt der Song „15“ eher nach „Kraftwerk“ mit ein wenig 80er Post-Punk gemischt. Dann setzt der Gesang ein und damit verstärkt sich der Eindruck vom Retro-Elektro-Post Punk – aber gut gemacht. Gerade die Elektro-Klänge sind sehr gut gewählt und produziert. Mehr nach Elektro-Punk klingt der Titel-Track „Fear Fear“. „Chemical Brothers“ treffen auf „Sleaford Mods“. „Widow“ klingt nach „Tubeway Army“ und „Fad Gatget“ und macht ziemlich Spaß. Die Synth-Sounds klingen beim vierten Stück „Ploys“ plötzlich viel aktueller, doch auch hier bin ich schnell an Kraftwerk erinnert.
„Cut“ führt direkt wieder zurück in die 80er und ist schon im Gegensatz zu den Songs zuvor fast fröhlich und sehr tanzbar – ich mag die Musik der Band total gerne und hier fängt Syd Minsky-Sargant auch endlich an richtig zu singen (auf Dauer ist Sprechgesang ja doch schon langweilig – bin weder großer Fan von „jemand erzählt seinen Text“ oder „rappt“ diesen über die Musik einfach drüber). Der düstere Kraftwerk-Techno kehrt mit „Rapture“ zurück.
„Circumference“: würde man es nicht wissen – man hielte diesen Song wirklich für einen Song aus den späten 70er Jahre – die perfekte Kopie der Vergangenheit und beim Refrain hört man das Produzent Ross Orton mit Jarvis Cocker gearbeitet hat. In Kritiken zur Platte wird bei den Elektroniksound immer von Detroit Techno gesprochen – dieser ist wohl das, das ich als typischen „Kraftwerk-Sound“ empfinde. Dieser ist auch wieder beim Track „Heart Attack“ zu hören, der sich mit aktuellen House-Sounds mischt, was sehr sehr gut funktioniert und so zu einen weiteren Höhepunkt der Platte wird. So geht es direkt bei „Money is mine“ weiter und damit hat das Album von dieser Art Stücken zu viel abbekommen und so droht die Platte ein wenig eintönig auf Dauer zu sein.
Das letzte Stück ist treffend „The last One“ betitelt und ist fast 8 Minuten lang. Ja, manche Songs würde ich wirklich ohne Gesang besser finden. So auch bei diesem eigentlich fantastischen Song.
Fazit: Guter Retro-Synth-Elektro-Rock-Punk dem aber auf Dauer etwas die Puste ausgeht und eine Instrumental-Version des Albums hätte ich sehr gerne. Und „Cut“ will ich nicht mehr missen.
„Mediterranian C“ klingt ein wenig wie Pink Floyd vermischt mit Allen Parsons Project und dieser Eindruck setzt sich auch mit „Against the Odds“ fort. „Cat Cruise“ hätte auch auf einen Pink Floyd-Album als Stück gepasst. Daher dürfen Pink Floyd-Fans vom Soloausflug nicht allzu enttäuscht gewesen sein. Wrights Mitmusiker Mel Collins (Saxophon), Snowy White (Gitarre), Larry Steel (Bass) und Reg Isidore (Drums) zeichnen sich durch ihr Können aus. Mich überrascht vor allem die Stimme von Wright, die sehr an die von David Gilmour erinnert, auch deswegen klingt das Album sehr nach Pink Floyd. „Summer Elegy“ = Gute sanfte Rocknummer. “Waves“ gibt, wie die anderen Instrumentalstücke dem Saxophon von Mel Collins wieder viel Raum. Wer gedacht hatte, hier ein Synthrock-Album zum hören zu bekommen oder klassische Klavierarbeit wie es Keith Emerson gerne solo gemacht hat, der lag in seiner Annahme falsch. Das ist eher entspannter Fusion-Rock, nicht sehr aufdringlich, eher um im Hintergrund gespielt zu werden. Vielleicht für den Hardcore Pink Floyd und Prog-Rock-Fan zu unkompliziert, dafür werden Hörer, die sich keinen Genre unterwerfen, gut unterhalten. So geht es dann auch gemächlich mit „Holiday“ weiter. „Mad Yannis Dance“ ist nur eine kleine Songminiatur. „Drop in from the Top“ lässt mich etwas ratlos werden, da ich gar nicht genau weiß, ob ich diese kleine Instumentalnummer gut oder schlecht finden soll – aber auch hier zeigt sich die Qualität der beteiligten Musiker. „Pink´s Song“ = sanfte Prog-Rock-Ballade. „Funky Deux“ beendet die Platte mit einem jazzigen und funkigen Stück.
Ein Album dem etwas die Kanten und Ecken fehlen, um eine stärke Wirkung zu erzeugen, auf dem aber Songs sind, die sich in einer Playlist gut gegen bekanntere Stücke behaupten könnten.
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.