Magazine – Real Life (1978)

Howard Devoto war Gründungsmitglied der Buzzcocks, fühlte aber schnell, das seine Texte im lauten, wilden Punksound untergingen. Kurz nach Erscheinen der ersten EP verließ er die Band und gründete, inspiriert von „Low“ (David Bowie) und „The Idiot“ (Iggy Pop) seine eigene Band.

„Magazine“ hat einen Rocksound, dem der Punk nicht ganz ausgetrieben wurde. Postpunk also. Diese Platte klingt wie eine Mischung aus Iggy Pop und The Clash und hat in der ersten Hälfte noch einen starken Punkanteil. Die zweite Hälfte wird mit den Songs „Burst“ und „Motorcade“ etwas atmosphärischer.

„The Great Beautician in the Sky“ ist ein ziemlicher Stimmungsmix und zeigt, dass die Band auch keine Angst vor Prog-Episoden im Repertoire hat (klingt fast so als würde der 70er Jahre Peter Gabriel plötzlich wie Clashsänger Joe Strummer singen).

„The Light pours out of me“ ist eine richtig gute Postpunk-Nummer. Mit Pianoklängen und Synthisound beginnt „Parade“ und beendet die Platte fast mit einem ArtRock-Jazzfeeling. Könnte auch von Zappa sein.

Als Bonus kommt als erstes die Singlefassung von „Shot by Both Sides“ hinzu, der wirklich wie ein Iggy Pop-Song klingt. Auch der folgende Track „My Mind ain´t so open“ ist eine schnelle Punknummer, genau wie „Touch and Go“.

Fetter Abschluss ist „Goldfinger“. So hat man den Bond-Song noch nicht gehört.

Insgesamt habe ich bei dieser Platte den gleichen ersten Eindruck wie bei dem Debüt von „Wire“. Da sucht eine Band noch nach ihren Sound.

Alles ist möglich.

Taj Mahal – Taj Mahal (1968)

Blues-Rock mit einer guten Portion Garagen- und Südstaatenrock, das ist die Mischung aus dem der Song „Leaving Trunk“ besteht und der macht direkt richtig viel Spaß, weil er Blues und Rock in seiner absolut zeitlosen und einfach Spaß machenden Art sehr gut transportiert. Das ist mal ein wirklich gelungener Soloeinstand von Taj Mahal. Bei der Gitarrenarbeit wird Taj Mahal, der die Slidegitarre spielt, von Jesse Ed Davies und Ry Cooder (mit dem er zuvor zusammen bei den Rising Sons gespielt hat) unterstützt. 
Klassischer Blues-Rock: „Statesboro Blues“ (bei dem Song und den anderen handelt es sich um Stücke von anderen Bluesmusikern, die Taj Mahal aber zum größten Teil neu arrangiert hat).
Ganz klassischer Blues-Rock mit Mundharmonica(Harp)-Einsatz am Anfang: „Checkin´ up on my Baby“. „Everybody´s got to change somtime“ ist Gospel-Rock. 

Bei „E Z Rider“ rockt er wieder mehr und das finde ich viel besser als den zwar gut gespielten, aber doch trotzdem immer etwas gleich klingenden Blues, der doch wohl den größeren Teil der Platte einnimmt und wahrscheinlich ist Taj Mahal auch eher Bluesmusiker als Rockmusiker – aber seine Stimme klingt einfach auch bei Südstaatenrocksongs total passend und das macht einfach großen Spaß.
Danach geht’s mit dem klassischen Blues weiter: „Dust my Broom“. An den Songs von Robert Johnson kommt halt kein echter Blues-Musiker vorbei. 
Bei „Diving Duck Blues“, den er auch schon mit den Rising Sons spielte (wie auch andere Songs der Platte), sind wir im Garagen Rock-Stil und auch das mag ich. „The celebrated walkin´ Blues“, der immerhin eine Länge von über acht Minuten hat, beendet das Album. Und da macht mir dann auch der Blues viel Freude. 

Ich höre ja nicht viel Blues-Musik – weil da sich oft immer alles irgendwie gleich für mich anhört., aber bei Taj Mahal bleib ich erstmal dran. Dessen Blues hat was. Und ich will wissen, wie er sich weiter entwickelt hat.

Bob Marley & The Wailers – Uprising (Vinyl/1980)

Das ist schon das zwölfte und das letzte von Bob Marley, das er zu Lebzeiten veröffentlichte. Da fällt mir auf, dass ich wohl mal in die früheren Alben unbedingt mehr hineinhören muss, denn „Uprising“ ist natürlich ein meisterhaftes Reggae-Album. Schon nach dem ersten Tönen ist man automatisch durch diese positive fröhliche und trotzdem nicht alberne Musik beglückt. Wer braucht da eigentlich noch zusätzliche Stimulanz? Kann alles durch Musik erreicht werden! Diese Songs sind so meisterlich produziert - Chris Blackwell ist schon ein richtig guter Produzent. Aber es sind halt auch die vielen guten Songs und die wirklich herausragenden wie „Pimper´s Paradise“, „Could You be loved“ und „Redemption Song“ die dieses Album so besonders machen und das nicht nur für eingefleischte Reggae-Fans.

Laura Marling - I speak because I can (2010)

Mit „Devil´s Spoke“ fängt das Album der Folksängerin sehr gut an. Der Song ist schon ein recht flott und sehr amerikanisch klingender mitreißender Folk. Klar das Mumford & Sons auf die Sängerin sehr schnell aufmerksam wurden und mit ihr zusammenarbeiten wollten. 
Sanfterer Folk ist dagegen das folgende „Made my Maid“. Für eine Britin klingt auch dieser Song eigentlich eher nach amerikanschen Singerin/Songwriterin-Material. Aber Musik ist ja glücklicherweise grenzenlos. Auch „Rambling Man“ setzt das fort. Sehr schöne Nummer, die sanft beginnt und eine schöne dynamische Kraft entfaltet. 
Americana und Roots-Fans werden an den Songs von Laura Marling viel Freude haben. Denn die Songs sind einfach feinster Folk und funktionieren alle sehr gut. Dies gilt auch für „Blackberry Stone“, „Alpha Shallows“, „Goodbye England (Covered in Snow)“. Das liegt auch daran, dass die Songs alle sehr schön arrangiert sind und funktionieren als akustischer Folk sehr gut und werden nicht überdimensional aufgemotzt. Weniger ist eben doch meistens mehr und bei Folk gilt das auf jeden Fall. Und auch wenn sie nur von ein oder zwei Instrumenten im Gesang begleitet wird, findet Laura Marling immer den richtigen Ton. So sind auch die weiteren Songs „Hope in the Air“, „What he wrote“, „Darkness descends“ und der Titelsong „I speak because I can“ ein echter Hörgenuss und so kann man dieser zweiten Veröffentlichung von Laura Marling nur als „Großen Wurf“ bezeichnen. 

Steve Martin & Edie Brickell - So Familar (2015)

Die zweite Platte des eher als Komiker bekannten Steve Martin und der Musikerin Edie Brikell, die Anfang der 90er mit ihren New Bohemians und dem Song „What I am“ bekannt wurde, ist wie ihre erste Zusammenarbeit im Jahre 2013 ein Bluegrass-Album. Dabei spielt Steve Martin Banjo (ein Instrument, das er schon bei seinen frühen Auftritten als Comedian benutzt hatte) und Edie Brikell singt dazu. Die Musik der Songs haben die beiden zusammen geschrieben, für die Texte war Edie Brikell allein verantwortlich. Produziert wurde das Album von Peter Asher, der schon Linda Ronstadt und James Taylor bei ihren Aufnahmen behieflich. Neben dem Banjo, kommen auch Steicher und andere Instrumente zum Einsatz. 

Das ich beim amerikanischen Folk immer etwas überfordert bin zu schreiben, ob dass jetzt Singer/Songwriter, Americana, Bluegrass, Country und es auch sont noch heißen mag ist, hab ich ja schon früher zugegeben – diese Musik ist alles das Vorhergenannte und direkt beim Titelstück „So Familar“ ist es auch noch eigentlich sehr popig und charttauglich (aber auf die gute Art). Das ist jetzt nicht nur Banjo gespielt, als ob es zu einem Western passen würde, dass sind einfach schöne Songs und bei Titel Nummer drei „Way Back in the Day“ ist halt auch mal eine schöne Balade möglich. Aber amerikanischer Folk, modern interpretiert, ist dieses Album auf jeden Fall. Tolle Folk-Rock-Nummer ist „Won´t go back“ - die nimmt einen von der ersten Note an sofort richtig mit. Und auch nach dreizig Jahren, die dass Debüt der New Bohemians her ist, hat sich Edie Brickell ihre Stimme gut bewahrt und klingt bei den Stücken eigentlich genau wie damals. Eine weitere schöne ruhige Nummer: „I´m by your Side“. Das ist alles rundum schöne Musik, die Spaß macht, unangestrengt ist, absolut zum Abschalten und Runterkommen geeignet und wenn man möchte, kann man bei manchen Stück gerne mittanzen. Dazu ist zwar auch „I had a Vision“ etwas zu ruhig, dafür nochmal so richtig schön und vor allem ist es trotz dem Banjospiel überhaupt nicht verkitscht. Auch „I have you“ ist nochmal eher lieblich geraten, aber dabei ist es auch zuckersüß.
Dann wird doch nochmal das Tempo angezogen und es wird zum Banjo schön dabei gefiedelt: „Another Round“. Ganz feine Folk-Nummer: „Mine all Mine“. Mit Countrycharme – aber auf eine sehr beeindruckende gute Weise: „Heart of the Dreamer“. Da fällt jegliche Kritik schwer oder wird gar unmöglich gemacht. Einfach nur gute Musik und schöne Songs, so auch „My Baby“ und das abschließende „Heartbreaker“. 
Vieleicht haben mir Steve Martin und Edie Brickel nicht das Herz gebrochen mich dafür mit ihrer schönen Musik eingefangen und begeistert – was will ich mehr von einer Platte. Und die erste von denen soll noch besser sein...

Maximo Park - A Certain Trigger (2005)

Die ganzen Indie-Rockbands der 2000er Jahre wie Maximo Park, Arctic Monkeys, Kaiser Chiefs bringe ich nach wie vor wild durcheinander – muss also mal die Alben solcher Bands auch mal wieder durchhören, um die Namen besser mit Alben und Songs zu verbinden. Mal schauen ob mir das gelingt. Maximo Park macht da den Anfang und in loser Folge, so wie meine Plattenkisten und CD-Stapel es hergeben, werden nach und nach weitere dieser Bands folgen.
Das Album „A Certain Trigger“ ist auch das richtige Album um sich der Band Maximo Park wieder zu nähern, da es das Debütalbum der Band ist. Bei 13 Songs in 40 Minuten wird es auf jeden Fall kurzweilig werden, denn so lang können dann die einzelnen Stücke nicht sein. Bei Maximo Park weiß ich eigentlich nur, dass ich den Song „Books from Boxes“ vom zweiten Album „Our Earthly Pleasures“ total gerne mag und dadurch hab ich auch wenigstens noch eine Erinnerung daran wie der Sänger wohl stimmlich klingt.
Wie viele Indie-Bands mischen Maximo Park in Songs wie „Singal and Sign“ Punkrock und Alternative-Rock zu einen etwas gefälligeren Mix zusammen – so dass die Musik durchaus charttauglich ist. Ein wenig heftiger geht es bei „Apply Some Presssure“ zu, aber auch hier macht die Musik eher Spaß und lädt zum ausgelassenen Tanzen ein, als zum pogen – könnte man aber auch. 
Eher klassich rockig ist dagegen: „Graffiti“. Mir gefällt das etwas emotionalere und gewitzt gespielte „Postcard of Painting“ richtig gut – ganz toller Song, der länger hängen bleibt und genauso gut ist wie das vorher erwähnte „Books from Boxes“. Leider schon fast zu kurz. 
Aber auch „Going Missing“ ist schöner Indie-Pop-Rock und macht ne Menge Spaß. Dass auch diese Songs alle nächtes Jahr 20 Jahre alt werden – lässt mich wieder kurz nostalgisch werden und ich fühle mich ein wenig alt – die ungebrochene Frische der Songs ist aber auch wieder sehr aufmunternd. 
Und Maximo Park hauen da einen guten Song nach den anderen raus. „Going Missing“ - auch ganz stark. Mit solchen Songs ragt man wirklich aus der Menge der Indie-Bands heraus. 
„Limassol“ - guter Rock. Aber ein weiterer Knaller ist „The Coast is Always Changing“ - ein ganz herausragender Song. Das Schöne an solchen Songs ist, dass sie absolut zeitlos sind und einfach immer funktionieren. Solche Songs könnten heute „neu“ erscheinen und würden einen genauso abholen wie vor 20 oder 40 Jahren. 
Selbst runtergerockten Nummern wie „The Night I lost my Head“ sind bei Maximo Park gut zu hören und nehmen einen mit.
„Once, A Glimpse“ entwickelt sich dann doch noch zum Refrain hin zu einer fast Punkrock-Nummer. Noch ne Nummer mit Spaß-Punk-Britpop-Faktor: „Now I´m All over the Shop“. 
Etwas aus den Rahmen fällt das Stück „Acrobat“, bei dem wohl der Keyboarder der Band mal musikalisch die Kontrolle übernommen hat. Erinnert an den Indiesound der 80er Jahre. 
Verabschieden tun sich Maximo Park mit einen fröhlichen Indie-Rock-Song: „Kiss you better“ und „better“ hätte ein Indie-Rock-Debütalbum nicht werden können. Muss doch mal auch bei denen nachhören, was die noch so gemacht haben und ob sie das Niveau halten konnten.

Mazzy Star – She hangs brightly (1990)

Wer beim ersten Song „Halah“ nicht direkt an Lana Del Ray denkt, der kennt wohl Lana Del Ray nicht. Klingt genauso. Verträumte Gitarren in einer Wüstenumgebung und ebenso leicht gelangweilt vorgetragener Gesang. Also mit Lana Del Ray konnte ich mich bisher auch nicht so richtig anfreunden, deswegen ist mir der Song dann auch keine Hilfe um Mazzy Star zu mögen. Doch das Duo rockt dann bei „Blue Flower“ etwas mehr und auch der Gesang von Hope Sandoval verströmt ein wenig mehr Energie als zuvor. Das gefällt mir mehr – haut mich aber auch noch nicht um. Mit Akustikgitarre und Gesang geht es wieder einen Schlag ruhiger beim Song „Ride it on“ zu – ist aber eine ganz niedliche Folknummer. Das Titelstück „She hangs Brightly“ hat am musikalisch einen interessante Psychrock-Note – aber will der Gesang mit diesem nicht so ganz eine Einheit für mich bilden. Für mich hat die Stimme von Hope Sandoval aber auch wirklich was leicht nerviges – da sie immer irgendwie recht emotionslos und gleich klingt. Da gibt es keine Ausbrüche, keine Zurückhaltung oder mal ein Aufschreien. Und Musik ist für mich ja immer was sehr Emotionales – genauso wie Bücher, Filme, Serien, Comics – oder Bilder, selbst Dokus - also eigentlich alles was man als Kultur bezeichnet, auf mich immer emotional wirken muss. Leichter Rock ´n´ Roll und Blues mit Aloa-Hawei Verweis gibt’s bei „I´m Sailin“. Es bleibt bei verträumten Rock – aber gut musiziert – Sandovals musikalischer Partner David Robeck hat schon schöne Melodien drauf: „Give you my Lovin“. Auf die Dauer erschlägt die angeblich „süß melancholische“ Stimme von Hope Sandoval aber die Songs und bekämpft damit mein Interesse an die Songs. Da fällt dann „Be my Angel“ (bei dem der Gesang schon recht unangenehm ausfällt) schnell durch. Das nach Blues klingende „Taste Blodd“ macht da eher wieder Laune. „Ghost Highway“ ist wieder gut musizierter Rock – so ganz haut einen der Gesang auch nicht aus der Nummer raus – leider sollen die (Psych)Rock-Elemente bei den späteren Platten noch weniger werden bis ganz verschwinden, weshalb ich mich wohl auch nicht an weiteren Werken des Duos versuchen werde – da die Rockelemente mich beim Hören der Platte am meisten bei Laune halten. Die leicht säuselnden Blues-Nummern nerven mich dann eher auf Dauer. So ist „Free“ wieder weniger was für mich. Der Abschluss mit „Before I sleep“ funktioniert aber noch mal mal am Ende ganz gut. Trotzdem: Note „Befriedigend“ - für mehr reicht es bei der Platte nicht. Aber allen Lana Del Ray-Fans, die bisher nichts von Mazzy Star wussten oder kannten sollten da auf jeden Fall mal reinhören. 

MC5 - Kick out the Jams (live) – 1969

Lauter Rock mit Rock´n´Roll-Einschlag bilden das Grundgerüst des Songs „Ramblin´ Rose“. Die Band MC5 gilt als eine der frühsten Bands mit Punk-Charakter. Mitglieder waren: Rob Tyner (Gesang), Fred Smith (Gitarre und war der Ehemann von Patti Smith), Wayne Kramer (Gitarre – der später Soloalben herausbrachte und der unter anderem mit Marianne Faithful und Mudhoney zusammen spielte), Michael Davis (Bass) und Dennis Thompson (Schlagzeug). Eigentlich ist das Hardrock, was die bei Songs wie „Kick out the Jam“ machen – im Stil von The Who aber eben die amerikanische Variante davon – kann es sein, dass das das erste Live-Album ist – auf dem das Wort „Motherfucker“ zu hören ist? – ich weiß es nicht, vermute es aber. Harter Blues-Rock ist „Come Together“ und dann klingen sie wie es viel später die Black Crowes taten – nur MC5 ist da um einiges härter, als es die Crowes jemals waren. 
„Tall/Rocket Reducer No.62“ - wenn man solche Songs hört, dann versteht man auch das hohe Standing der Band. Natürlich ist das wichtig für die Geschichte der Rockmusik, weil bei MC5 ganz viel zu hören ist, was heute auch noch zum aktuellen Spektrum der Rockmusik gehört. Rockmusik ist also genauso MC5, wie the Who, Led Zeppelin, Stones, Queen und eben sowohl für die Entwicklung der Genre Punk, Heavy Metal und Alternative-Rock total wichtig. 
„Borderline“ erinnert mich auch sehr an The Who. Da singt auch Rob Tyner wie ein Roger Daltrey. Nochmal mit viel Blues: „Motor City is burning“. Hart gerockt: „I want you right now“ - die Gitarrenarbeit von Smith und Kramer ist aber auch mal wirklich stark – die beiden konnten es schon mit den Großen ihrer Zunft aufnehmen. Weiterer Rocksong zum Schluss: „Starship“, der aber mal etwas psychodelisch daher kommt, von daher ist die Musik von MC5 wirklich kaum in eine Schublade einzuordnen. Von Garagenrock bis Psychodelic ist da alles möglich. 

Zara McFarlane – Songs of an Unkown Tongue (2021)

Zara McFarlane ist eine britische Soul/Jazz-Sängerin, die mit ihrem vierten Album unter anderen Jamaika, die Heimat ihrer Eltern, erkundet. Dadurch entsteht aber kein Reggae-Album, sondern ein Art-Jazz-Pop-Album mit Reggae- und leichten Dub-Elementen. Kluge Melodien, toller gefühlvoller und gekonnter Gesang und einen Schuss Elektro machen die 10 Songs zu etwas Besonderen – einen gelungenen Grenzgänger zwischen Soul/Jazz und Pop – ohne dabei aber „anstrengend“ zu sein. Das ist mit klugen Kopf und Können erschaffen, aber nicht um den Hörer zu überfordern. Bei Musikerinnen wie Björk (nur um ein Beispiel zu nennen) habe ich das Gefühl, das da der Kunstwille die Hörbarkeit schon lange geschlagen hat, davon ist Zara McFarlane zum Glück meilenweit entfernt.

Meat Puppets – Up on the Sun (1985/Vinyl)

Alternative Rock mit Einflüssen von Psychodelic Rock/Post Punk. 
Das dritte Ablum der Meat Puppets hat einen sauberen Klang und entfernt sich vom Hardcoresound der ersten Alben. 

Die Songs sind melodiös, teils virtuos im Aufbau und abwechslungsreich und der Akustiksound hebt den Gesamteindruck noch zusätzlich an (das Trio erreicht dabei sogar Progrock Feeling). Macht Spaß.

George Michael – Faith (1987)

Mit Wham! Konnte ich ja nichts anfangen – Schmusepop und dazu noch diese zwei viel zu gestylt und brav aussehenden Typen. Aber mit den Singles „I want your Sex“, „Faith“ und „Father Figure“ hat George Michael nicht nur mich als Hörer gewonnen, sondern wurde zu einem weltweiten Solo-Popgiganten, damals vielleicht nur mit Madonna vergleichbar. Und weil ich letztens in ein Livekonzert-Mittschnitt hineingeraten bin, bei dem George Michael „Father Figure“ performte, hab ich die CD mal wieder aus dem Regal geholt – weil den Song brauch ich in meiner Playlist. Zuvor hatte ich nur das Album „Older“ in der Playlist, welches ja von vielen als „das“ George Michael-Album gezählt wird – ich hab´s aber eher eben mit den drei Singles von der „Faith“ und dem Song „Freedom“. 
An die anderen Songs des Albums kann ich mich auch kaum noch erinnern, da wird es wohl wirklich Zeit, dass ich das Album mal durchhöre.
Beeindruckend auch, dass George Michael sowohl alle Songs (bis auf einen, bei dem er einen Co-Autor hatte) selbst geschrieben, produziert und viel selbst musiziert hat. Da emanzipiert sich jemand zum echten Künstler und beweist, dass er mehr ist als nur ein Posterboy. 

Und direkt mit meinen drei Lieblingssingles des Albums beginnt ja auch das Album. Erst „Faith“ mit seinen locker leichten Akustik-Pop-Feeling. Dann das soulige und gefühlvolle „Father Figure“, gefolgt von „I want your Sex“ bei dem der verlängernde „Part 2“, dem Song eigentlich nicht besser macht, aber zeigt, dass Michael einen gutes Gehör für discotauglichen Sound hat. Aber es macht den Song mit über neun Minuten einfach viel zu lang. Die Single reicht. „One more try“ ist eine etwas behäbige Pop-Ballade, die das Tempo des Albums senkt – aber der Song zeigt, welch guter Sänger George Michael auch war. „Hard Day“ bringt das Album zurück im Disco-Modus – und ich mag wie der Song produziert und aufgebaut ist. Und noch mal gut, weil ein richtig schön atmosphärischer Song: „Hand to Mouth“. „Look at your Hands“ ist leider richtig schlecht – klingt wie der Versuch „amerikanisch“ zu klingen. Wenn er im Madonna-Style Pop macht, das kann er richtig gut. Wie „Hard Day“ funktioniert da „Monkey“ recht gut – aber mittlerweile klingt der Song auch schwer aus der Zeit gefallen. Muss man schon mögen. Zum Abschluss endet das Album mit der Jazzballade: „Kissing a Fool“. So richtig der letzte Song ist das dann doch nicht, denn es folgt darauf noch eine Remixfassung von „Hard Day“ und mit „A last Request“ der dritte Teil von „I want your Sex“. 

Mikroboy – Eine Frage der Zeit (2011)

Mikroboy war eine deutschsprachige Indie-Pop-Band und zu Anfang ein Soloprojekt von Sänger Michel Ludes, das aber zuletzt als Trio unterwegs war. 2016 erschien mit „Leicht“ das dritte und letzte Album der Band, die auch drei EP´s herausgebracht hatte.

Mit „Immer auf der Suche“ beginnt das Album mit einer schönen Pop-Rock-Nummer, die mich an charttaugliche Songs von Juli, wegen des Gesangs von Michel Ludes und der Musik, aber auch an Sportfreunde Stiller und ClickClickDecker erinnert. Den Songanfängen merkt man an, dass Mikroboy zu Anfang ein Elektronik-Soloprojekt war. Genau wie Song Nummer Eins nimmt auch Song Nummer Zwei den Hörer mit treibenden Melodien,einnehmenden Chorus direkt nimmt – das sind wirklich Songs, die sehr gut funktionieren und das egal ob fürs Radio oder die große Festivalsbühne. Eigentlich hätte Mikroboy das Potential für mehr als nur drei Alben gehabt – weil ihre Musik durchaus immer Hit-Potenzial hat und durchaus Mainstream tauglich ist. „Wann bleibst Du endlich“ klingt nach Jupiter Jones. Alles Hits – auch „Irgendwie Unangenehm“. 
Auch wenn es „nur“ wundervoller Pop ist – ist der Song „Es hat sich einiges getan“ auch gelungen. Solch Musik brauche ich auch manchmal einfach. Mal ohne zu viel Anspruch oder auch wenn es nicht meinem derzeitigen Lieblingsmusikgenre entspricht. Gerade auf einem Sommerfestival machen Bands wie Mikroboy zwischen den „anspruchsvoller Künstlern, wegen denen ich eigentlich auf dem Festival bin“ auch richtig Spaß, weil man eben auch mal Musik zum eben Spaß haben braucht – die einen „loslassen“ lässt und den Ernst des Lebens mal einfach vergessen lässt, dabei einen aber trotzdem auch emotional anspricht. Und dafür sind die Songs von Mikroboy wirklich zu empfehlen. Musik die mitnimmt - vielleicht fehlt es an etwas Abwechslung, weil fast jeder Song so chartstauglich ist und nicht mal ein Song dabei ist – der sich außerhalb des Hitmusters bewegt – aber vielleicht können Mikroboy nur Hits. „Solange der Mut den Zweifel schlägt“ ist auf jeden Fall so einer. 
Mikroboy sind auch ein trauriger Beweis dafür, dass sich bei den ESC-Vorentscheiden nie eine wirklich guten Band durchsetzen kann, weil sie auch bei einen dieser Vorentscheide aufgetreten waren und den vorletzten Platz machten. 
Dabei – und ich wiederhole mich dabei – alles Hits – auch „Ein einzelnes Atom“. 
Etwas im Pop-Balladen-Modus – so zum Schunkeln mit der Festivalsnachbar/in: „Du oder Ich (oder wir alle)“. Wieder im Uptempo-Modus „Angekommen“. 
Mit einnehmenden Gitarren und Schlagzeug und ein wenig mehr Indie-Power: „Lass mich irgendwas sein“. So ein wirklich „richtiger“ Hit, den man auch außerhalb des Radios gerne mal öfters hört. 
Etwas mehr im Kitsch, dafür mal länger als 3,5 Minuten: „Alles was Du brauchst“. 
So wie das Album als gutes deutschsprachiges Pop-Album funktioniert, so funktioniert auch Schlusssong „Atmen und Aushalten“. So lässt sich auch einfach Popmusik sehr gut aushalten. Davon hätte es auch mehr als drei Alben geben können. Für alle die Bands wie Jupiter Jones mögen und emotionale Texte nicht als Kitsch/Schlagerpop missverstehen. 

Milagres – Glowing Mouth (2011)

Die New Yorker Band um Sänger Kyle Wilson macht Indiepop, bei dem die elektronischen Klänge ein wenig die Überhand haben, was den Sound mancher Songs auch an Dreampop erinnern lässt. Da Sänger Kyle Wilson seine Stimme gerne hohe Töne entweichen lässt, klingt die Band auch ein wenig wie The Temper Trap. 
So richtig weiß ich gar nicht mehr was zum Kauf der CD geführt hatte, aber da ich sie hab, wird sie auch gehört. Die ersten zwei Songs sind noch ein wenig zu unoriginell um mich mitzunehmen, aber mit dem Titelstück „Glowing Mouth“ wächst dann mein Interesse doch – weil dies ein wirklich guter Song ist. Und auch „Gente Beast“ macht Spaß – da kommt ein wenig mehr Folk-Song-Stimmung auf. Von daher kann man den Sound der Band auch als Electronica bezeichnen und dieser Eindruck setzt sich auch bei „Lost in the Dark“ fort. Wenn der Sound der Band auch weniger nach Synth-Pop und mehr nach akustisch klingt, passt das für mich besser zu den Songs. Sanfter Folk mit Pop-Song-Sound: „Fright of Thee“. Mit etwas mehr Theatralik ausgestattet: „Moon on the Sea´s Gate“ und erinnert an Songs von Elbow. Und die Ähnlichkeit zu Elbow setzt sich bei „Gone“, „For Disposal“ und „To be imagined“ fort. „Doubted“ beendet dieses Album, das ab der zweiten Hälfte sehr nach Elbow klingt, dadurch aber auch an zusätzlicher Klasse gewinnt. Ich bin mir sicher, wenn man diese Songs öfters gehört hat – will man sie nicht mehr missen. Es ist nur zu hoffen, dass die Band eine Band bleibt und nicht schnell zum reinen Elektroniksound mit Gesang entwickelt. Aktuell sieht man auf den Cover nur noch zwei Personen abgebildet und zur Zeit dieses Debüts waren Milagres noch zu fünft.

Minuteman – The Punch Line (1981)

Was Mike Watt, D. Boon und George Hurley in 17 Stücken von meist unter einer Minute Länge schaffen, ist einfach mal eine Graupause für den US-Punk-Rock und für große Teile des Alternative-Rocks zu liefern. In den Songs steckt soviel drin, was ich an US-Punk-Rock mag, geht aber weit darüber hinaus – weil eigentlich auch Spielarten wie Crossover schon dargeboten werden. Es gab immer Musiker, die irgendwie schon Jahre vorher wussten, was irgendwann ein Standard wird und die Minutemen sind solche Musiker. Großartig. Ich werde mich jetzt aber hüten bei der Songlänge alle Stücke des Albums hier nochmal einzeln durchzugehen – sagen wir einfach – nie langweilig, und wer bisher glaubte, man könnte in einer Minute keinen kompletten Song packen, der wird hier eines besseren belehrt. Punk/Alternative-Rock – Klassiker. 

Mission of Burma – Signals, calls, and marches (1981) Wiederveröffentlichung von 2015 mit Booklet.

Die erste EP der Band. Die ersten vier Songs bestehen aus den zwei Stücken ihrer ersten Singleveröffentlichung und aus zwei unveröffentlichten Songs.
„Academy Fight Song“ ist schon mal ein wunderbarer nach Vorne treibender AlternativPunkRockSong. „Max Ernst“ klingt schon eher nach PostPunk.
„Devotion“ und „Execution“ wieder Punkrock.
Die eigentliche EP fängt mit „That´s when I reach for my revolver“ an. Dieser Song gilt als erfolgreichster der Band und ist ein eher ruhiger Alternative Rock-Song. „Outlaw“ PostPunk. „Fame and Fortune“ eher Punknummer, genau wie „This is not a photograph“. „Red“ auch eher Punk aber mit tollen Instrumentalpart. 
„All world cowboy romance“ schließt als InstrumentalPostPunk-Nummer die EP ab.
Insgesamt ist das ein sehr guter Ausflug in den frühen Sound amerikanischer Alternativ/Punk/PostPunk-Musik. Der Sound der EP klingt wohl gegenüber den lauten, verzerrten und manipulierten Sound der Liveauftritte von Mission of Burma als eher „weich“. Welche Fans, die nur die EP kannten, und dann zu einem der Liveauftritte gingen, eher verschreckte.

Anaïs Mitchell - Anaïs Mitchell (2022)

Anaïs Mitchell ist vor allem eine Singer/Songwriterin, die aus ihrem Album „Hadestown“ ein mehrfach ausgezeichnetes Musical gemacht hat, das neben zahlreichen Tony Awards auch einen Grammy gewonnen hat. Seit 2020, also zu der Zeit als die Aufnahmen zu diesem Album entstanden sind, brachte sie auch als Mitglied des Trios „Bonny Light Horseman“ mit diesen ein weiteres Album heraus. 
Ich glaub wir haben es vor allem Justin Vernom (Bon Iver) und Aaron Dessner (The National) und wohl auch Ed Sheeran zu verdanken, dass wir ein Mix-Genre mit Namen Mainstream-Folk immer öfter zu hören bekommen. Und zu Anfang war das auch recht schön – klanglich gut klingende Singer/Songwriter-Musik auf hohen Niveau zu bekommen, wie zum Beispiel das gerne von mir für solche Fälle genommene „Folklore“ Album von Taylor Swift. Und da dieses Album von Mitchell schon im Januar 2020 aufgenommen wurde, liegen diese beiden Platten gar nicht so weit auseinander und passen zueinander wie zwei Geschwister Alben, denn auch Anaïs Mitchell versteht es schöne Songs zu schreiben und diese ansprechend (masentauglich) zu produzieren und die klingen halt wie „Folk-Pop“. Also ist dies ein Wärme und Emotionen versprühendes Album, aber doch trotz seiner Kürze hat es eine Schwäche, die so mancher dieser Folk-Pop-Alben anhaften: es klingt alles ziemlich gleich. Also sind es fast alle wunderschöne Einzelstücke, die sich in einer Playlist sehr gut machen werden, aber zusammen gespielt, selbst bei der kurzen CD-Länge von 37 Minuten, etwas zu langweilen geraten. Aber es ist schöne Musik. 

Joni Mitchell – Dog eat Dog (1985)

Mit diesem Album wechselt Joni Mitchell zur anspruchsvollen Pop/Rock Musik - ArtRock (wie ich solche Einordnungen hasse). Sie arbeitet mit Samples und elektronischen Sounds (statt Klavier), legt die Gitarre bei Seite und lässt Studiomusiker E-Gitarre spielen und holt sich Thomas Dolby zur Seite, der sicher großen Einfluss auf den tollen Klang der Platte hat. Und auch Joni Mitchells damaliger Lebensgefährte Larry Klein (Bassspieler) arbeitet weiter an seiner Rolle als Coautor & Produzent (als solcher sammelte er viele Auszeichnungen in seiner langen Karriere). 

Der Großteil der Songs haben eine ruhige Atmosphäre, verspielt und sicherlich beeinflusst von britischen Art-Pop-Musikern dieser Zeit, streut sie gesprochene Stimmen als kurz auftauchende Fragmente ein, dies aber sehr unaufdringlich. 
Joni Mitchell könnte zu diesen Zeitpunkt beschrieben werden als furchtlose Musikerin (als die sie sich immer weiter entwickelt hat) , die aber ihr Werk kontrolliert, sich vor Einflüssen anderer aber nicht schützt, sondern stetig aufsaugt.
Als Backgroundsänger holt sie sich immer noch ihre alten L.A.-Freunde ins Studio (James Taylor, Don Hanley) und großartige Musiker wie Vinie Colaiuta, Wayne Shorter, Mike Landau). Und ich liebe das Cover (von Joni Mitchell, selbst gestaltet, was bei Ihr Standard ist.) 

Joni Mitchell - Night Ride Home (1991)

Wer die vorherigen zwei Alben „Dog eat Dog“ und „Chalk Mark in a Rainstorm“ kennt und diese mag (so wie ich), wird sich auch mit diesem Album recht schnell anfreunden können. Denn musikalisch bleibt sie dem Stil der beiden Vorgängeralben treu. Ihren Singerin/Songwriterin-ArtPopRock ist von einer ausgezeichneten anspruchsvollen Qualität, wie sie seinerzeit und teilweise heute noch auch bei Sting, Peter Gabriel, Paul Simon, Robbie Robertson und anderen Musikern dieses Kalibers zu hören war/ist – die Popmusik auf eine höhere Ebene darbieten und zu etwas Besonderen machten. Sozuzusagen bringen diese Musiker den Cinema-Arthouse-Touch in die populären Musik. Viele reden dann gleich von Avantgarde – aber das ist mir dann schon fast wieder zu abstrakt oder besser gesagt falsch, weil ja bei der Aventgarde eher um eine „radikaler Veränderung“ geht, als das sie einfach den Anspruch der jeweiligen Kunstform erhöht. Aber kommen wir von der Kunst wieder zurück zur Musik.
Der Titelsong ist gleich am Anfang zu finden. Sanfter Singerin/Songwriterin-Pop und damit ist ein großteil der Songs dieses Albums beschrieben. Die Songs sind dann einzeln sehr schön – aber es fehlt dem Album über seiner gesamten Laufzeit etwas an Tempo/Stilwechsel – die werden zwar auch eingesetzt, aber dies zu selten. „Passion Play (When all the Slaves are free)“ - das ist so ein wirklich ganz schöner Art-Folk-Song. Da stimmt ganz viel. Auch in sanfter hellen Tönen erzählt Joni Mitchell die eher tragische Geschichte von „Cherokee Louise“ - hier finde ich ihre Stimme wieder wunderschön in Szene gesetzt. Da ist auch ein ganz kurzer musikalischer Einfall eingebaut in dem Song, bei dem ich dachte, mein Handy hätte einen neuen Klingelton – war aber wirklich teil der Musik und wohl ein Klingelton von keinen anderen als Wayne Shorter gespielt. Aber ich dachte wirklich, dass gehört eher nicht zum Song. Lustig. 

Wie auch bereits am Anfang geschrieben, bieten die Songs nicht viel Neues – manche Songs wie „The Windfall“ sind zwar gut – aber hat man gleichklingende Songs eben schon auf den beiden Alben davor gehört. Das ist zwar bei der Qualität der Songs nicht schlimm, es fällt aber einfach auf. 
Auf ein Poem von Yeats basiert „Sluching Towards Bethlehem“. Das ist einfach mal eine Singerin/Songwriterin/Folk-Nummer – die dann doch ein wenig wegen ihrer Einfachheit und Schönheit auffällt. 
Sanft, Downtempo und recht lang geraten, aber auch wieder mit wunderbar arangierten Gesangspassagen: „Come in from the Cold“ (aber der Song ist auf jeden Fall mit über sieben Minuten einfach viel zu lang geraten). 
Nun wird es eben trotz aller Klasse als Einzeltitel doch etwas langweilig. Die Beschreibung des Songs „Nothing can be done“ habe ich schon in der Beschreibung der Stücke zuvor erledigt. Aber als Einzelstück ist der trotzdem gut. So kann ich mich hier nur wiederholen, so wie es Joni Mitchell eben auch tut. Aber mit Niveau. 
Ein wenig mehr jazziger von der Instrumentierung und der Meldodie, dabei aber weiterhin sehr leichtfüssig (und eine willkommene Abwechslung): „The Only Joy in Town“. Auch etwas raffinierter – und man könnte fast einen Thomas Dolby-Einfluss heraushören (mit dem sie ja tatsächlich bei „Dog eat Dog“ zusammengearbeitet hat): „Ray´s Dad´s Cadillac“. 
Songs wie „Two Grey Rooms“ bekommt man seit den 70ern aus der L.A.-Songwriterszene ganz oft zu hören. Aber bei Joni Mitchell, ist diese Art des Songwritings einfach in Perfekton dargeboten. 

So gibt es beim 14. Album von Joni Mitchell zwar nichts Neues und keinen Stilwechsel zu hören, dafür bekommt man genau dass, was man an Joni Mitchell eben mag. Und ich mag sie halt in dieser Phase ihres Schaffens eigetlich am liebsten.

Moaning – Uneasy Laughter (2020)

Der Sound des Eingangsstücks „Ego“ hat viel Indiecharme und es hat was vom Sound des 80er Jahre PostPunks und rockt dabei aber auch richtig gut. Deshalb bleib ich auch sehr interessiert und höre gerne weiter. Moaning sind ein Trio bestehen aus Sean Solomon (Gesang, Gitare), Pascal Stevenson (Bass, Synths), Andrew MacKelvie (Drums). Beim Sub-Pop-Label ist das Trio untergekommen, was ja schon mal eine gute Adresse für modernen Alternativrock ist und den modernen Alternativrock von Moaning höre ich gerne – da sie den Sound des 80er Jahre Alternativrocks kongenial ins Jetzt übertragen: „Make it stop“ ist schon ein sehr toller Song – erinnert an viele gute Songs der Post-Punk-, Düsterrock-Ära und ist einfach richtig gut. 
Bei „Stranger“ kommen Fans von Joy Division auf jeden Fall auf ihre Kosten. „Running“ auch einfach ein Paradestück für guten Indierock mit PostPunk-Touch. Wirklich sehr gute Entdeckung. Shoegaze-Elemente gibt es auch zu hören: „Connect the Dots“. Noch mal wirklich im Retro-Indierock-Modus und es wird gesungen wie bei Joy Division: „Fall in Love“. Auch die weiteren Songs funktionieren richtig gut: „Coincidence or Fate“, „What seperate us“. Egal ob man Fan von The Twilight Sad, Joy Devision oder The Cure ist – für diese sollten die Songs von Moaning wirklich was sein – sie erfinden nichts neu – fügen dem Genre aber neue sehr gute Stücke hinzu und das ein ganzes Album lang – und sie langweilen dabei kein Stück. Funktioniert alles: „Keep Out“ und auch das etwas softe „Saving Face“. Kurzer knackiger Rausschmeißer am Ende: „Say Something“. 
Wer atmosphärischen Alternativ-Indie-Rock mit viel 80er Jahre Charme hören möchte, der liegt bei „Moaning“ total richtig. Feine Neuentdeckung. 

Moderat - III (2016)

Die Gruppe Moderat besteht aus den Musiker Sascha Ring, der als „Apparat“ Musik macht und aus den beiden DJ´s Gernot Bronsert und Sebastian Sazary die als „Modeselektor“ bekannt sind.
Der Sound von Moderat ist Elektronische Musik – aber, auch wenn es jetzt ein wenig zu einfach formuliert erscheint – mit Anspruch. 
Beim Einstieg in das Album mit dem Song „Eating Hooks“ sind es erst einmal sanfte Töne, sanfte Klänge und Noises, die dann aber von einer ebenfalls sanften Elektro-Soul Nummer ersetzt wird und das Songkonstrukt funktioniert sehr gut, da es dem dem Pop durch Anspruch die Krone aufsetzt. Noch besser demonstriert dies Moderat mit dem zweiten Stück „Running“ - das moderne Elektromusikströmungen wieder gekonnt ins Popsong-Format zu pressen versteht, ohne dass daraus ein Popsong wird. 
Ein Song wie „Finder“ kann sicherlich sowohl in den Clubs funktionieren und dort Massen zum Tanzen bringen, aber es hört sich auch einfach gut an und kann so auch als Song überzeugen – obwohl der jetzt wirklich eher mit Dancebeats ausgestattet ist, als dass er als anspruchsvoller Popsong daherkommt. Trotzdem klappt das bei Moderat so gut, weil die Sounds, Klänge und der Song als Ganzes gelungen sind. 
Ambitionierte Clubmusik ist „Ghostmother“ und selbst Freunde der klassischer Synthesizermusik müssen zugeben, dass Moderat auf das bisher Übliche in der elektronsichen Musik noch was draufzusetzen gelingt und für das Genre auf mehr als nur einer Ebene großes leiten. Das ist gegenüber vieles in der elektronischen Musik das ich kenne einfach nochmal eine Steigerung. 
Ein wenig verwundert darf man aber schon sein, dass man trotz der überragenden Qualität auch der kürzeren Stücke wie das folgende „Reminder“ diese nicht auch mal im Radio zu hören bekommt – da dieser Song da genauso hingehören würde, wie der Pop einer Rihanna oder eines Ed Sheeran(vielleicht höre ich aber immer noch die falschen Radiosender (obwohl ich jetzt schon beim Radio 1 vom RBB gelandet bin, die ja wirklich gute Musik spielen). Und um Längen besser als die Songs (in ähnlicher Spielweise) von The Weeknd und Co ist auch „The Fool“. Und so ein richtiger Song für die Ewigkeit ist „Intruder“ - ganz ganz großartig und mein Lieblingsstück des Albums. 
Nochmal mehr gelöst von Popsongstrukturen und damit hin zu außergewöhnlichen elektronischen Musikwelten: „Animal Trails“. Das wieder sanftere „Ethereal“ ist wie der Rest des Albums einfach nur gut. Bin von dem Album ja sowas von Fan von. Geflasht (wiedermal). Die würde ich auch gerne mal live erleben. 

Modern Studies – The Weight of the Sun (2020)

Mit einem schönen Folksong fängt das Album an: „Photograph“. Indie- oder Chamber-Folk wird der Musikstil der schottischen Band um Sängerin Emily Scott genannt. Direkt das Debüt der Band „Swell to great“ wurde in zahlreichen Besten-Listen aufgeführt und schon mal das Eröffnungsstück der Platte lässt Hoffnungen aufkommen, dass man da eine weitere tolle Band entdeckt hat. Den dieser Folk verbindet sich wunderbar mit dem was man an anspruchsvoller Rockmusik mag – es klingt einfach nach mehr, als nach das was im Genre „üblich“ ist. 

Zwar ist das zweite Stück „Run for Cover“ etwas eingängiger und sogar recht radiotauglich – beweist aber, dass man es mit „Modern Studies“ nicht nur mit einer guten Rockband zu tun hat, sondern dass die auch gut sanft rocken können. 

Die Vorschusslorbeeren, die Mondern Studies durch diese zwei Lieder bei mir sofort haben, verspiel sie mit dem dritten Song: „Heavy Water“ - der so nah am Schlagerpop ist – wie man nur sein kann. Zum Glück also nicht sofort nach dem ersten Song, das Album gekauft, sondern erstmal in Ruhe weiterhören – manchmal lohnt sich das Vorabstreamen eines Albums ja doch. „She“ ist zwar gut musiziert, aber als Song auch nichts Neues. 

Das wieder mehr im Folkberereich gespielte und sanftere „Corridors“ gefällt mir da dann wieder richtig gut. Als anspruchsvolle Folk-Musik mag ich das sehr gerne und da gefällt mir die Band gut. Und so macht die Band auch mit „Signs of Use“ dann auch entspannt weiter. Hoffen mir mal, das die Ausflüge im Popbereich mal von der Band nicht zu oft getätigt werden, sondern nur gemacht werden, um auch dem Plattenlabel Hoffnung auf mehr Mainstreamerfolg zu geben. Ihren Kammer-Folk ist richtig gut, dass ist so entspannend und entschleunigend und gut wie es sonst Lambchop und The Slow Show gut machen. 

Mit „Brother“ kommt sogar ein leichters Psychrock-Feeling auf – der Canterbury Folk/Rock lässt grüßen. Auch dass die Band mit Doppelgesang durch Sängerin „Emily Scott und des Sängers Rob St. John teilweise arbeitet, gibt der Band einen schönen Touch. Die Platte entwickelt sich dann doch zur Kaufempfehlung, denn der dritte Song schien wirklich ein Ausrutscher beim Material dieser Platte zu sein. Alle anderen Songs funktionieren ziemlich gut, so auch „Back to the City“ - wer das Beth Gibbons Album mochte – der müsste was mit dem Album anfangen können – auch wenn es dann musikalisch ein wenig eben mehr nach Folk und eher nach Kate Bush als nach Talk Talk klingt. 

Ein wenig zu lieblich ist da dann doch noch „Jaqueline“ geraten – aber irgendwie ist das in seiner Nettigkeit schon fast wieder nett – aber auch nah dran am Kitsch. Einen Stilwechsel zum flotten Indie-Folk gibt es mit „Spaces“. Da wird das Tempo doch mal ein wenig wieder erhöht. Erhaben dann wieder das Ende der Platte: „Shape of Light“ - vielleicht auch etwas zu süßlich schön – aber eben doch irgendwie schön – wie sang doch ein kölscher Sänger mal: „Von mir aus, nenn es doch Kitsch“. Feine Entdeckung. 

Mo`Horizons – Come touch the Sun (1999)

Mark „Foh“ Wetzler und Ralf Droesemeyer sind musizierende Produzenten und Mixer, die aber mit anderen Musikern zusammen ihren Songs einspielen. Dadurch wirkt die Musik von Mo´Horizons akustischer und natürlicher als die von andere Musiker die groovige Loungemusik machen. Das erste Stück der CD „Yes Baby Yes“ wurde auch auf lokalen Dancefloors gespielt (und was hab ich lange gebraucht, um heraus zu finden von wem der Song ist und wie er heißt, da muss ich den Vorschlags-Algorithmus von Sportify mal danken. So kam ich auch an die CD). Es groovt, es ist mal schöner Soul/Funk, mal Jazz oder Bossa Nova und alles ist für den gemütlichen Abend gemixt, die beiden Produzenten bezeichnen es als AcidJazz. 
Es ist nicht wirklich eintönig, aber bei einer Lauflänge von 72 Minuten, verliert man beim ersten Durchhören schon mal die Geduld mit dem einen oder anderen Stück.

Warum müssen solche Clubsongs eigentlich immer die Fünfminutengrenze überschreiten(?) obwohl sie meist nur aus einer einzigen guten Idee bestehen, die endlos in die Länge gezogen wird? Dreieinhalbminuten würden da auch mal reichen. Also sind die Songs wieder gut als Hintergrundmusik zu verwenden und Einzelstücke können in einer Playlist glänzen. Klingt jetzt wie meine „1995“-Kruder Dorfmeister-Besprechung, aber da ist diese CD eindeutig besser, weil durch die Gesangsparts und die teilweise natürliche Instrumentierung alles lebendiger und homogener wirkt. 

Nicht nach heruntergespielten DJ-Set, sondern nach einer Bandproduktion und der klare Sound der Produktion ist großartig. Hannover hat schon ein Glück
mit seinen Musikern (aber irgendwas muss ja auch Hannover haben :-).
Und „Yes Baby Yes“ gehört in jede gute Songsammlung. 

Momma – Household Name (2022)

Indie-Alternative-Rock von vier jungen Musikerinnen, die mit ihrer dritten Platte eine echte Duftnote setzen. Ihr mögt „Breeders“, „Smashing Pumpkins“ - dann seid Ihr mit Momma gut bedient. Dieses Album sollte nicht übersehen werden. 

Thurston Moore - Rock n Roll Consciousness (2017)

„Exalted“ beginnt sehr ruhig, gewinnt dann an Tempo und wird eine schöne Alternativ-Rock-Nummer mit einem gewissen Krautrock-Charme. Und ab Minute sechs kommt eine gehörige Portion Post-Rock dazu. Und ab Minute sieben wird dann doch noch auch gesungen. Genau so gefällt mir Thurston Moores Musik richtig gut. „Cusp“ ist direkt im Tempo hoch, dabei bleibt der Gesang im Stück sehr verhalten ruhig. Erinnert an Songs von Dinosaur jr. und Yo La Tengo. Eigentlich macht Moore genau da weiter, wo er mit seiner alten Band aufgehört hatte und so wie er es solo macht gefällt es mir sogar mindestens genauso gut oder vielleicht sogar ein wenig besser (Bei Sonic Youth bei mir ab welche Art von Musik sie auf ihren Alben gemacht haben – zu viel Experimentelles oder zu viel Liebe zu einfach nur lauten und krachigen Nummern ist mir für einen guten Song einfach da oft zu wenig. Das ist auch bei Fugazi bei mir so. Eigentlich finde ich solche Bands toll, aber sie machen nicht immer Musik für mich. Aber dieses Album ist My Kind of American Alternativ-Rock. „Turn on“ macht genau so weiter und seine Band bestehend aus Debbie Googe, James Sedwards, Steve Shelley unterstützt Moore bei den Songs hervorragend. Gegenüber so manchen Shoegazin-Kollegen ist die Musik von Moore auch selbst innerhalb eines Songs immer schön abwechslungsreich - „Turn on“ ist dafür ein herausragendes Beispiel – und da kommt selbst bei einer Song-Lauflänge von über 10 Minuten nie Langeweile auf. Das ist richtig gut und das Album mag ich nach drei Liedern schon sehr (es sind auch nur fünf drauf). Tolle Gitarrenarbeit – das ist so gut – bei „Smoke of Dreams“ - und was für ein großartiger Song. „Aphrodite“ - ist schon seltsam – wie die Musik von Moore für mich gerade all das in einem Song zusammen fast, was ich gerade so an den verschiedenen Rockgenre gerne höre – da ist Post-Rock, Shoegazein, Psych- und Krautrock zu einer guten Alternativ-Rock-Mischung vereint. Eine Platte, die für mich wie gemacht ist. Danke dafür und großes Lob dafür. 

Mother´s Finest – Mother Factor (1978)

Die Platte startet sehr funkig mit etwas Discovibe: „Can´t fight that feeling“. 
Eher Mainstream-Funkrock ist „Tell me“, während „Watch My Stylin´“ als Disco-Rock funktioniert und solche Songs hatten sicher Einfluss auf Gruppen wie Cameo – doch da stelle ich gerade fest, dass Cameo zwar sicher ihre größten Erfolge ab Mitte der 80er hatten, aber schon zeitgleich mit Mother´s Finest aktiv waren. Ich lerne nie aus. 

Die Soulballade „Love Changes“ erinnert mich an Songs von Womack & Womack und Tina Turner – Sängerin Joyce Kennedy verfügt schon über eine tolle Stimme.

„Don´t wanna come back“ ist wieder ein typischer Funk-Rock-Song mit Steve Wonder-Keyboards im Hintergrund.. 

Schön soulig ist „Give it Up“ und auch hier klingt es nach Steve Wonder-Style-Funk&Soul. Ist aber eine gute Nummer.

Der Bass ist verdammt funkig, aber die Nummer schafft es nicht mich mitzunehmen: „Mr. Goodbar“.

Das wieder eher soulige „I can´t believe“ ist da wieder mehr meins. Den Abschluss macht „More and More“ und ist ein bisschen zu sehr auf Mainstream getrimmt. 
Da ich bisher „Mother´s Finest“ eigentlich nur durch den klassischen Rocksong „Baby Love“ kannte, ist diese Platte schon eine kleine Überraschung, gerade weil mir die Soul-Nummern sehr gut gefallen, ich aber auch den Funk-Rock weiter zu schätzen weiß. Manche Kritiker bezeichneten das Album damals abfällig als Disco-Platte, was dieser aber nicht gerecht wird, dafür ist das Material zu vielfältig.

Motorpsycho – Phanerothyme (2001)

Bester Neo-Hippierock mit Ohrwurmgarantie. Mit Bläsersatz, Streichern und anderen Instrumenten erweitert meine Lieblingsrockband ihr Universum und erschaffen Musik von zeitloser Schönheit und doch geerdet in der langen Geschichte der Rockmusik.

Besser geht das nicht. Meisterwerk. Ich bin ja jemand der Psychodelic Rock sehr mag, und das obwohl ich bis heute nie einen Joint geraucht oder einen berauschenden Pilz gegessen habe. Nüchtern geht diese aus dem Konsum von bewusstseinsverändernden Mitteln entstandene beste Musikrichtung der Rockmusik problemlos zu genießen.

Motorpsycho & Stale Storlokken – En Konsert for Folk Fest (2015/Vinyl/DVD)

Für das größte Kulturfestival in Trondheim wurden Motorpsycho und Stale Storlokken – die zuvor mit dem Album „The Dead Defying Unicorn“ auf Tour waren – eingeladen, ein Konzert in einer Kathedrale zu geben und das mit großen Chor, Stale an der restaurierten Orgel der Kirche und den zwei Streichern der „Sheriffs of Nothingness“ (ich liebe den Namen), mit Texten auf „Norwegisch“.

Das Konzert wurde limitiert als Doppelalbum auf Vinyl gepresst, zusammen mit der CD und DVD und einem umfangreichen Booklet. Diese Ausgabe ist auf 2000 Exemplare limitiert.

Die Platte beginnt etwas ungewöhnlich mit einer kurzen „Erläuterung“ und „Glockengeläut“ bevor es dann nach vier Minuten richtig los geht. Stale Storlokken nimmt und das wird auch so bleiben, an der großen Kirchenorgel den größten Teil des Konzerts ein. Der Rest der Musik ist drumherum gebaut. Im ersten Stück kommt der Chor hinzu und es wird eine düster klingende Atmosphäre aufgebaut, bis dann Motorpsycho dazustoßen und das Stück zu einer echten Rocknummer wird und nun weiß man, was einen die nächsten Stücke über erwartet: Prog-Rock-Live und für eine Kirche geschrieben. Die Soundqualität ist nicht auf höchsten Niveau, sagen wir mal auf guten Niveau – was aber sicherlich an der Komplexität an Raum und Anzahl und Unterschied der verschiedenen musikalischen Instrumentierungen liegt. 

Seite 2, auf der nur das Stück „Lykkepilegrim“ ist, beginnt ruhig – es ist schon irgendwie ungewöhnlich, dass der Gesangspart komplett von den Chormitgliedern übernommen wird. Nach und nach steigert sich der Song, zum Prog-Rock-Oper-Opus.
Die Zusammenarbeit von Motorpsycho und Stale Storlokken hat sicherlich das Motorsycho-Universum vergrößert, aber genau wie bei „The Dead Defying Unicorn“ ist mir manches mit zu viel Pathos und zu wenig Melodie oder Rockdrive gespielt. Hardcore Prog-Rock-Fans mögen das aber ganz anders sehen und werden sicherlich begeistert sein und sich selig an die Glanzzeit von Emerson, Lake & Palmer und Co erinnern.
Viele Käufer haben die Verpackung der LPs schlecht bewertet. Durch den massiven Inhalt sind die äußeren Cover-Hüllen sehr eng geworden, was leider zu einer automatischen „Wellenform“ der Vinyls führt – was bei mir aber keine Auswirkung auf die Abspielqualität hat. 
Seite 3 – konzentriert sich auf Orgel und Chor und einer klassisch dramatischen Schwere.

Seite 4 – hier kommen noch mal alle Protagonisten zur Geltung, auf die Gesamtdauer ist mir das aber zu viel Kirchenorgel und Chor und zu wenig Motorpsycho. Die zwei letzten Stücke setzen aber nochmal positive Ausrufezeichen – da ist viel gelungen. 

Aber vielleicht ist das ja auch nur so, wenn man die ganze Geschichte bloß hört und nicht sieht. Daher schaue ich natürlich auch in die hochgelobte DVD hinein. Und wenn man das Konzert auch noch visuell verfolgen kann, öffnet das doch eine zusätzliche Ebene. Da ist man dabei, wenn dieses Opus gespielt wird und sieht die Protagonisten und den Raum, der bespielt wird. Das bringt viel mehr als das reine Hören und wertet das Konzertereignis auf. Also am besten erst das Konzert und die Doku gucken und im Nachgang das Vinyl auflegen oder die CD hören.

Bob Mould – Distortion: The Best of 1989 – 2019 (2020) ClearVinyl-Ausgabe

Best off-Album aus seiner Nach-Hüsker Dü-Zeit. Nicht nur mit Solostücken, sondern auch mit sechs Stücken von Sugar und einem Stück unter dem Annagram LoudBomb.
Kaum ein Musiker hat den „Alternative Rock“ aus USA so mitgeprägt wie Bob Mould. Nach der Auflösung von Hüsker Dü hat er einfach immer weitergemacht und dabei mehrere weitere Glanzstücke hingelegt. Viele davon finden sich auf „Distortion“. Anfang der 2000er Jahre hat Bob Mould als LoudBomb sich auch in der elektronischer Musik versucht (und das wirklich gut). Das bringt etwas zusätzliche Abwechslung in das ansonsten vom Alternativ Rock geprägte Schaffen hinein. 
Bei Bob Mould bin ich auch immer wieder überrascht, wie viel er gemacht hat und das mir dann doch immer wieder dass eine oder andere Album noch fehlt (Update: Da es „Distortion“ aber auch als Gesamtbox mit zusätzlicher Live-Platte gibt und ich es mir geholt haben – besteht dieses Problem aktuell nicht mehr). Seit ich das erste Mal „See a little Light“ gehört hab, bin ich Fan und bleib es einfach – genau wie er wohl nicht aufhören wird immer weiter zu musizieren.

Wolfgang Müller – Die Nacht ist vorbei (2021)

Wolfgang Müller, einer der vielen Unbekannten, die es längst verdient hätten bekannt zu sein. Er ist einer, der es sich nicht leicht macht und das auch betont. Seine Arbeit ist „schwerst Arbeit“, jedes Album könnte das letzte sein – da das alles so viel Anstrengung und Kraft kostet. Bitte nicht. Wolfgang Müller mach weiter. Wir brauchen deine Alltagspoesie um den Alltag zu bewältigen. „Immer noch Fahrrad“ ist ein so schönes Lied übers älter werden, als Kind, das sich um seine Eltern sorgt und wer schreibt schon Songs über solche Themen und fallen dabei auch noch so schön aus. Mit „Immer noch Fahrrad“ aus einer der Hamburger Küchensessions hat er mich gekriegt. Außerdem kann man ihm auch noch als Vater der „Unter meinen Bett“-Reihe feiern – obwohl die Fertigstellung der ersten Ausgabe + Konzert ihm soviel Kraft gekostet hat, das er die Reihe dann an den ebenfalls wundervollen Francesco Wilking abgegeben hat. Trotzdem – Unter meinen Bett – unendlichen Dank auch dafür.

Müller verlegt seine Alben selbst und schreibt über seine Beobachtungen auch auf Facebook und hadert mit dem Musikerleben – das so schwer geworden ist. Eine Platte zu produzieren ist ein finanzielles Wagnis für jeden geworden, genauso eine Tour zu organisieren und leider musste er auch das Wagnis, einer Tour zu dieser Platte zu machen, aufgeben – dafür hat er aber vor kurzen ein Akustikalbum produziert (auch schon bestellt).

So, jetzt aber zur neuen Platte – auf dieser sind 10 Songs, die man in nur 31 Minuten weghören kann. Zum Glück kommen einen diese 31 Minuten aber viel länger vor, denn man bekommt in dieser kurzen Zeit viel zu hören. Viel Poetry, viel Musik, die nach unglaublicher Leichtigkeit klingt – aber teilweise Texte hat, die von einem unglaublichen Kampf erzählen, den Kampf davon einfach in dieser Welt zu bestehen. Dann gibt es fast gesprochene Poesie zu feinen Klängen (NeueBeatPoetry). „Zu Rosa“ hat das, was die besten Songs der „Unter meinen Bett-Reihe“ auszeichnet, ohne jetzt einen kindgerechten Text zu haben – aber eben so glücklich macht – das man auch als Erwachsender große Freude beim Hören verspürt. Ich glaub von der Musik her geht eine für Wolfgang Müller neue Leichtigkeit aus – es klingt nach „ClickClickDecker“ trifft auf „Tom Liwa“. 
Am besten sich nach einer Bestellung beim Erzeuger unter „www.wolfgangmueller.info“ selbst ein Bild machen. Da macht man nichts falsch und Ihr unterstützt jemanden, der es wahrlich verdient bekannter zu sein.

Wolfgang Müller - Fast wie Neu (2023)

Tour abgesagt, dafür ein Akustikalbum mit meist bekannten Songmaterial neu aufgenommen. Das ist doch was. Und es ist Sänger/Songschreiber-Musik pur. Nur Gesang und Gitarre. Was für Musik-Puristen und Unplugged-Fans ist das dann, aber auch eine weitere Chance den Musiker Wolfgang Müller und seine Songs zu entdecken. Denn wer es noch immer nicht getan hat, sollte dies jetzt mal endlich tun. Dann wird’s auch wieder mit dem auf Tour gehen für den Musiker leichter und mit dem Musikerdarsein an sich. Denn damit und mit anderen hadert der Sänger und Musikautor Wolfgang Müller gerne, schrieb sich dies auch schon in einem Buch von der Seele und wir hoffen mal, dass nach diesem Album auch noch weitere folgen werden. Und wenn nicht – dann haben wir erstmal diese Platte mit zwölf Songs, die zu je sechs Stück auf zwei Plattenseiten verteilt sind (gerade auf seiner Webseite gelesen, dass es auch ein neues Album im Oktober geben wird). .

Das einzig neue Stück ist „Dunkelhäuser“ - ein wundervolles Stück deutsprachiger Songschreiberei. Das gilt jetzt natürlich eigentlich direkt für jeden Song und das sparsame akustische musikalische Grundgerüst tut den Texten sehr gut, da man sich noch mehr als sonst auf diese konzentrieren und sie einfach genießen kann. Aber auch die Melodien sind bei Wolfgang Müller nicht nur Begleitung für gute Texte – sie geben den Ton an und bestimmen die Atmosphäre in der die Worte sich ausbreiten dürfen. Die weiteren Songs stammen aus den Alben „In der Zwischenzeit“, 2007 , Gegen den Strom“ (2009), „Auf die Welt“ (2015), „Die sicherste Art zu Reisen“ (2018) und „Die Nacht ist vorbei“ (2021).

Wolfgang Müller ist jetzt keiner der besondern „cool“, „verschroben“, „rockig“, „punkig“, „witzig“ daher kommt. Er ist ein Songpoet, wie es vielleicht auf ganz anderer Art (und doch wieder sehr ähnlich) ein Hannes Wittmer (Spaceman Spiff) auch ist. Zur sanften Melodien, Schönheit, Alltag, Sehnsüchte, Sinnfragen, Beschreibungen und was das Dichterherz sonst so her gibt in Texte gepackt – dies mit Können und Kunstfertigkeit. Da fragt man sich warum den Wolfgang Müller nicht viel mehr kennen und hören. Diese Musik ist viel zu schade, dass sie nur Hörer hören, die über ein gewisses Geheimwissen verfügen. Das Gitarrenspiel vom Wolfgang Müller ist übrigens auch schon allein bei Songs wie „See Mitten im Wald“ den Kauf der Platte wert. 

Musikexpress/Sounds präsentiert: Sounds of 96, 
Vol 1 (Beilagen-CD)

Ich fand ja den neuen Trend zur Beilagen-CD bei Musikzeitschriften ab Mitte der 90er sehr schön. Da gab es halt noch keine kuratierten Playlisten als Stream und man hatte für kleines Geld eine neue CD und Musik zum Entdecken. Leider ist dieser Trend im Zeithen von Streams und dem Aussterben der Printmedien wieder sehr zurückgegangen, aber es sind eine Menge solcher CDs erschienen und die kann man ja auch noch nachträglich hören. Hier nun also die „erste“ Beilagen-CD der Zeitschrift Musikexpress/Sounds aus dem Jahr 1996 – die war mit fast einer Stunde Spielzeit gut gefüllt (da waren die Plattenlabels noch großzügig) und die CD, soviel sei gesagt, ist genau wie die erste Beilagen-CD der Zeitschrift Rolling Stone gut gefüllt mit Bands und Musik der 90er. Also machen wir jetzt eine Reise dorthin zurück. 

Der erste Track ist von „Daibello“. Das Stück heißt „Eleven“ und ist eine elektronische Art-Pop Nummer. Hinter dem Namen Daibello steckt die kanadische Musikerin Lisa Dal Bello, die schon seit 1979 erst unter ihren richtigen Namen und ab 1984 unter dem Daibello Namen Musik macht. Sie bewegt sich dabei durch verschiedene Musikgenre wie Pop, Art-Rock (sie wurde mal als kanadische Kate Bush bezeichnet) und Alternativ-Musikerin. Mit ihrem 1996 erschienenen Album, von dem auch „Eleven“ stammt versuchte sie ein letztes Comeback – danach zog sie sich aus dem Musikgeschäft zurück. 

Über die Band des zweiten Stücks brauch ich weniger zu schreiben. Das ist nämlich von den Foo Fighters und heißt „I´ll stick around“. Ich finde ja dass es sich Dave Grohl bei seiner Musik immer ein wenig zu einfach macht. Die Zutaten seines Alternativ-Rocks sind mir immer ein wenig zu einfach gestrickt und irgendwie habe ich dass alles schon mal gehört und meistens auch einen Ticken besser. Mit den Foo Fighters werde ich irgendwie nie so richtig warm. Dabei ist „I´ll stick around“ aber noch nicht mal wirklich schlecht – aber wie gesagt – alles schon gehört.

Dann doch viel lieber „High and Dry“ von Radiohead. Das mochte ich immer gerne und ich mag ja die frühen Alben von Radiohead, als sie noch eine echte Rockband waren, total gerne – später wurde es mit zu viel Elektrogefrickel mir dann doch etwas zu langweilig, weshalb ich die Wiederbelebung als „The Smile“ als Schritt in die richtige Richtung sehe. Aber zurück zu „High and Dry“ - Supersong – immer noch!

Da hatten wir schon Foo Fighters und Radiohead und als nächstes folgt auch noch Blur – wer will da sagen, dass die 90er kein gutes Jahrzehnt für die Rockmusik waren. Blur steuern den Song „Entertain Me“ zur CD bei. Das ist eine ganz ordentliche Brit-Rock-Nummer aber nicht so ganz mein Ding – Ist bei mir aber mit Damon Alban sowieso so – ein paar Songs richtig, richtig gut – andere Songs werfe ich immer ganz schnell aus der Playlist raus. Man muss ja nicht immer alles mögen. 

Dubstar kannte ich jetzt nicht wirklich. Das Trio existiert aber auch heute noch. Das Stück „Anywhere“ klingt, wie Disco-Brit-Pop so klingt: Eingängig und zum Mitsingen, wenn man schon ein paar Pints intus hat. Tut nicht weh, macht Laune, kann aber auch in einer Playlist schnell überhört werden. 

Auch Dein Cyan ist mir zuvor nicht aufgefallen. Laut dem Internet war sie die einzige deutsche Trip-Hop-Band. So, so. Der Song „44 Magnum“ klingt wie ruhiger Elektro und könnte auch in einer Playlist von Düster-Musik passen. Dein Cyan waren ein Duo aus Nürnberg. 

Mit Cassandra Wilson befindet sich eine Jazz-Musikerin auf der CD, die aber auch gerne Pop und Rock-Nummern in feine Jazz-Songs umwandelt. So auch bei „Love is Blindness“ das im Original von U2 stammt. Da ich mich zur Zeit gefühlt an U2 satt gehört habe, finde ich diese Interpretation des Stücks sehr sehr schön – aber irgendwann höre ich auch wiedermal U2. 

Speech ist mir schon seit seinem Mitwirken beim Musikerkollektiv „Arrested Development“ ein Begriff und er hat eigentlich auch Solo einfach schönen popigen Hip-Hop gemacht, dem zum Glück jede Gangster-Attitüde fehlt. Auf seinem Debüt-Album „Speech“ sind zahlreiche Songperlen zu finden. „Impressed Tid Bits of Dope Hits“ ist leider keiner davon (da haben die Kuratoren der CD leider voll versagt). 

Nach Hip-Hop gibt es dann Funk-Jazz-Rock aus Hannover mit „Be“. Kanntet Ihr nicht – ich auch nicht – aber es ist immer wieder erstaunlich wie viele Musiker doch Hannover so ausgespuckt hat. Be haben zwei Alben veröffentlicht und „Black Rain“ stammt von ihrem Debüt-Album „Bold“ und schon die Produktion des Stücks ist ganz beachtlich. Der Song klingt richtig gut und klingt wie was von Alabama 3 (die mit dem Sopranos-Titelsong). Und wirklich verstecken muss man sich mit diesem Song nicht. 

Die spanischen Heroes Del Silencio sind ja eigentlich so ein OneHitWonder. „Entre dos Tierras“ hat damals jeder gehört, jeder fand den Song super und das ist er auch bis heute. Aber kennt jemand oder hört jemand noch weitere Song von denen? Eigentlich nicht, oder? 
So wird sicherlich auch „Avalancha“ nicht oft gehört worden sein. Dabei ist das ein ordentlicher Rocksong – doch mal ehrlich – übertreibt es Sänger Enrique Ortiz de Landazuri nicht auch immer etwas mit seiner Ausrucksstärke. Ein wenig weniger Pathos im Gesang hätte den Song doch ehrlich gut getan. Nach dem gleichnamigen Album „Avalancha“ war es dann aber auch um die Band geschehen. 

Von Waltari kannte ich immer den Namen, konnte jetzt aber vor dem Hören des Songs „The Stage“ nicht wirklich wissen, was mich erwartet. Ich hatte da eigentlich was Krachiges erwartet, stattdessen gibt es einen ganz eingängigen Crossover-Pop-Song. Der Gesang erinnert an einem ruhigen Rap-Song aus dem 80ern Namens „I need Love“ von L.L. Cool J. Nett, aber ein wenig zu sehr auf Hit gepolt und daher auch ein wenig zu weichgespült. 

Mr Ed jumbs the Gun (auch Crossover) sind nur 56 Sekunden zu hören, mit einem albernen Partykracher: „Don´t Haha (Demo)“.

Zum Crossover-Genre gehörten auch Thump. Thump kamen wie die H-Blockx und Mr Ed Jumps the Gun aus Deutschland. Und der Song „Red Alert“ funktioniert wie viele Crossover-Songs. Harte Gitarren, gemischt mit Hip-Hop-Gesang und meist nervt mich der Hip-Hop-Gesang am Genre – da gab es immer erfreuliche Ausnahmen, aber selbst mit einigen, die ich früher mochte, tue ich mich heute sehr schwer. Zum Beispiel kann ich Faith No More auch nicht mehr so richtig genießen – irgendwann fangen die Songs an tierisch zu nerven. Und auch „Red Alert“ nervt mich schnell.

Und zum Schluss der CD: Helge Scheider. Als Oberhausener ist mir Helge Schneider natürlich seit langen bekannt und ich hab ihm auch schon öfters als normalen Bürger durch die Stadt laufen sehen. Helge finde ich teilweise ganz witzig, teilweise anstrengend, aber eigentlich glaube ich, dass er auf jeden Fall eine echte Persönlichkeit ist, die sich auch von den anderen Ruhrgebiets Originale unterscheidet. Es gibt zwar einige Herbert Knebels hier, aber es gibt wirklich nur einen Helge Schneider. „Die Aktentasche“ ist eine erzählte feine Comedy-Geschichte. Er ist ja schon wirklich witzig. 

Musikexpress/Sounds präsentiert: (Sounds) of 96 vol.2 (1996)

Direkt „Everything falls apart“ von Dog´s Eye View hat mich dazu gebracht, die ganze CD der Band zu kaufen. Das ist einfach guter mitnehmender Pop/Rock und stimmlich erinnert Sänger Peter Stuart an seinen Entdecker Adam Duritz (Counting Crows) und auch die Leichtigkeit der Counting Crows und Hootie and the Blowfish haben Dog´s Eye View übernommen – guter Song, gute Band und auch das Solowerk von Peter Stuart empfehle ich bei dieser Gelegenheit direkt mit. Lohnt sich entdeckt zu werden. Und deshalb mag ich Zeitschriften-Beilagen-CDs – es gibt was zu entdecken oder auch nicht.

„God´s Mistake“ - Tears for Fears. Aus einer mal New Wave, dann Art-Rock-Band ist ein Pop-Vehikel irgendwann geworden. Der Song klingt wie einer von vielen, die wir im Radio hören können. Tut nicht weh und harmlos. Aber haben die nicht mal wirklich gute Songs auf ihren Platten aneinandergereiht?

„Sitting on Top of the Wordl“ - Amanda Marshall. Heartlandrock bietet Amanda Marshall. Schön charttauglich, aber einer von den guten Sorte. Mit ihren Debütalbum von dem auch dieser Song stammt, konnte sie zwei andere Songs in internationale Charts in den Top Ten unterbringen.

„We don´t need Nobody else“ - Whipping Boy. Sanfter Alternative-Rock mit eher gesprochenen Gesang. Gefällt mir ganz gut. Da lohnt sich vielleicht mal eine nähere Beschäftigung mit der Band aus Irland. 

„Men in Black“ - Frank Black. Der Frontmann der Pixies auf Solopfaden. Der mehr Soloalben bisher herausbrachte als man so denkt (auch als Black Francies und Frank Black & The Catholics. „Men in Black“ ist eine heruntergerockte Punkrock-Nummer – davon gibt’s viele. 

„Flüssing (Diamant Mix) – Fleischmann. Ich bin ja kein so großer oder überhaupt Fan der „Neuen Deutschen Härte“. Fleischmann aus Berlin gehören mit zu den Gründer dieser Genres. Und schon nach den ersten Textzeilen, entschließe ich mich das Hören einzustellen. Das brauch ich so gar nicht.

Dann doch lieber Rap von den Fugees – auch wenn das Stück „Fu-Gee-La“ auch so gar nicht meins ist. Beats – und sehr eintönig. 

„Hippy Hippy Shake“ - Big Soul. Big Soul bieten mit diesen Song eine Crossoversong zwischen Alternative Rock, Funk, West Coast Rock – eine Mischung, die in den 90ern und auch noch den frühen 2000er Jahren von so mancher Band genutzt wurde, um vielleicht wenigstens mit einen Song mal in den Charts zu landen. 

Oh, ich lieb Die Sterne und ich liebe „Was hat Dich bloß so ruiniert“. Alternative-Rock (Hamburger Schule) aus Deutschland – richtig gut!.

An die Beach Boys erinnern The High Lamas mit ihrem verträumten „Literature is Fluff“. Schon wegen dem Songtitel muss man das wenigstens sympathisch finden. 

„Uneingelandene Gefühle“ - Die Lassie Singers. Aus Berlin und zwischen Hamburger Schule und Neue Deutsche Welle angesiedelt (laut Wikipedia) – gefällt mir der Song als deutschsprachiger Indie-Rock eigentlich ganz gut. Vielleicht also auch Zeit die Lassie Singers mal wieder neu zu entdecken. 

George Clinton ist auf seinem Gebiet – dem Funk - so was wie ein Heiliger. Von vielen geliebt, verehrt und nachgeeifert. Aber mich konnte er bisher nicht mit seiner Musik überzeugen. 1996 macht er Rap – wie er es viele machen und so ist auch „Hard as Steel“ ein Rap-Song von vielen. Brauch ich auch nicht.

Die Manic Street Preachers will ich noch besser kennenlernen und dazu passt der gut gerockte „Kevin Carter“. 

„Ekstase“ von Gagu ist nochmal kräftig und hart gerockt – aber das ist auch alles, was man gutes über den Song sagen kann.

Da macht zum Abschluss des Samplers doch „Das Licht (das auf mich scheint und aus dem Kühlschrank meiner Küche kommt)“ von Samba doch mehr Spaß. Irgendwie zwischen Stoppok und Hamburger Schule. Mal wieder eine Band aus Münster. 

My bloody Valentine – Loveless (Remaster 1991/2021)

Ich höre erst mal nur die erste CD mit dem Remaster der original 1630 Tapes. Es gibt auch noch eine CD mit der Platte als Remaster der originalen Halfspeed-Analog-Master.

Das zweite Album der Band, es hat zwei Jahre gebraucht es aufzunehmen, dazu wurden 19 verschiedene Studios aufgesucht und benutzt und hätte das Plattenlabel Creation beinahe in den Ruin getrieben. Das Album gilt als Meilenstein des Shoegazing-Genre und deshalb fürchte ich mich ein wenig vor dem Anhören – da oft mich dieses Genre beim Durchhören einer Platte doch etwas zu anstrengend oder langweilig ist. Mal sehen ob auch dieser „Meilenstein“ dazu gehört oder ob er eine der besseren Platten dieses Genres ist. 

„Only Shallow“ ist schon mal schön krachig und kann es mit Alternativ-Rocksongs der späten 80er/frühen 90er aufnehmen. Da fallen mir dann Gruppen wie Sonic Youth, Breeders, Throwing Muses und Co ein. Also besteht das Album schon mal nicht nur aus langsames Gitarrengeschrammel und endlosen Soundwänden, sondern die Musik ist auch mit Post-Rock und Alternativrock gemischt. Der Gesang von Belinda Butcher ist aber – und das ist leider oft – weil Markenzeichen von Shoegazing – kaum verständlich aufgenommen und so geht dieser im zweiten Stück „Loomer“ total im Geschrammel unter. 
Schönes Zwischenspiel: „Touched“. „To knows here when“ - ist wegen der absoluten verzerrten Darbietung von Musik schon wieder irgendwie gut – auch wenn es nach kaputter Soundwiedergabe klingt – bei dem Song sollte man auf jeden Fall keine Rückschlüsse auf die Wiedergabefähigkeit der eigenen Anlage ziehen. Und unverzerrt wiedergegeben wäre der Song glaube ich noch mal fünf mal schöner. Ja, der verzerrte Sound der Songs ist nicht ganz so meins. Dadurch verlieren eigentlich schöne Songs wie „When you sleep“ doch etwas von ihren eigentlichen Charme. Da wünsche ich mir die unverzerrte Coverversion gleich hinterher. Das die Platte aber nicht flott genug oder gar langsam wäre ist nicht der Fall. Nur eben das mit der Art der „Verzerrten, übersteuerten und im Rausch unter gehenden“ Musik – ist nicht meins. Die Platte könnte so viel besser sein – meiner Meinung nach – hätte die Band die Songs etwas konventioneller runtergerockt. Auch „I only Said“ finde ich eigentlich richtig gut. Eigentlich....“Come in Alone“ - so mag ich die Songs mehr (vielleicht doch dann noch das Halfspeed-Master auch mal anhören – vielleicht wurde da ja auch etwas mehr am Sound geschraubt). „Sometimes“ finde ich auch ganz gut. Natürlich fällt einen bei der Musik auch Yo La Tengo sofort ein. Teilweise ist der experimentelle Sound aber auch schon spannend, aber das Schiefe am Song „Blown a Wish“ ist auch wieder ein wenig störend. Manchmal kann man es mir auch nicht wirklich recht machen. Mancher Folk und Rock ist mir zu poppig produziert – runtergerotzten Punk hätte ich gerne besser produziert gehabt und bei so manchen Alternativ-Rock und Shoegazing Song hätte ich gerne weniger Dissonanzen und Übersteuerungen im Sound. Schwer ist das mit mir. 
Schön krachig: „What you want“ - aber auch da hätte ich gerne mehr Details im Sound gehört, als kaum verständlichen Text, Gitarrengeschrammel und etwas Bass. „Soon“ finde ich dann am Ende richtig gut und macht mir Spaß.

Eigentlich tolle Songs – nur die Produktion oder Darbietung der Songs ist nicht meins. Aber sicherlich sind da Songs drauf, die in einer guten Alternativ-Rock-Sammlung nicht fehlen dürfen. Und zum Glück ist es kein langweiliges Album – wie so manch anderes Shoegazing- und Slowcorealbum. Denn zu diesem darf man dieses Album mal wirklich nicht zählen. 

Jasmine Myra – Horizons (2022)

Die Britin Jasmine Myra spielt Saxophon, Flöte, ist Komponistin und Bandleaderin. Sie gehört zur immer größer werdenden Zahl neuer englischer Jazzmusiker, die es schaffen, den Jazz nicht nur am Leben zu halten sondern auch zu modernisieren. Dies gelingt Myra mit eleganten Jazzstücken wie dem Titelgebenden „Horizons“ ganz großartig. Melodiös, einnehmend und trotzdem an alten Größen wie Pat Matheny erinnernd. Ich glaube, das das Entspannte und Elegante nie aggressive an der Musik von Myra einen Teil des Erfolgs aus macht. Das ist anspruchsvoller Jazz, der auch gut in einer Lounge oder an einem Sonntagmorgen im Wohnzimmer gespielt werden kann. Ich bin ja sowieso kein Fan von eher sperrigen und improvisierten Jazz. Ich brauch melodische und emotionale Musikstücke, die Stimmungen transportieren und in der Beherrschung der Instrumente eine hohe Qualität bieten. Zusammen mit zwölf weiteren Musikern (Streichquartett, Gitarre, Harfe, Klavier, Schlagzeug und Kontrabass) ist das Album aufgenommen und bietet genau jenes, dass ich gerade geschrieben hatte, was ich von einem guten Jazzstück erwarte. Und diese Qualität ist auch bei allen Songs der CD vorhanden. Tolle Entdeckung. Und Myra hat schon ein zweites Album fertig. 

My Sister Grenadine – Spare Parts (2013)

Durch einen Sampler und einem guten Song wurde ich auf „My Sister Grenadine“ aufmerksam. Das Trio bestand aus Angelina Kartsaki, Felix Koch und Vincenz Kokot, sie spielen Ukulele, Violine, Trompete (groß und klein), Perkussion, Piano, Glockenspiel, Keyboard, Melodica, Singende Säge, Schreibmaschine, Plastik Tute und singen. Aktuell ist das Trio zum Duo geschrumpft.

„Anthem for“ ist minimalistischer Folk. Minimal Singer/Singersongwriter-Folk „Survival Kid“. Die Instrumentierung ist bei den beiden Stücken sehr zurückhaltend eingesetzt. Bei „The Island“ funktioniert das Konzept besser, weil der Song mehr an Atmosphäre bietet. Irgendwie kommen die Stücke alle ein wenig mir so vor, als würde jemand versuchen, die Musik und den Stil von „The Notwist“ zu kopieren und auf ein Minimum zurückzuschrauben. Auch bei „A Tree“ funktioniert das gut und so langsam gewöhne ich mich an den Mimimal-Indie-Folk des Trios. Den Song mag ich. 
Etwas ausgelassener und fast schon fröhlich und mit etwas mehr Schwung kommt der Song „Rickety Rackety“ daher. „Porcelain“ ist dann der Song, den ich auf einen Sampler hatte und der mich dazu verleitet hat die CD zu kaufen (und mit elf Jahren Verspätung zu hören – ich gebe eben doch jeden eine Chance, der mir mal einen guten Song vorgespielt hat – manchmal dauert es nur etwas). Und tatsächlich ist „Porcelain“ auch wirklich ein guter Indie-Folk-Song – und auch da ist der Vergleich mit The Notwist eigentlich durchaus gegeben und zutreffend. Was die Songs ausmacht – ist die musikalische Umsetzung und die Atmosphäre in die sie einen versetzten. 
„Noah you or me“ ist mit 3.46 Minuten Länge, das längste Stück der Platte und hier ist der minimalistische melancholische Singer/Songwriter-Folk wieder aufs das Mindeste reduziert – eher was für am Lagerfeuer gespielt zu werden. Darauf folgt dann das mit 1.17 Minuten Länge kürzeste Stück: „The Birdwatcher´s wife“ - kurzes A Cappella-Stück – aber gut geraten. „Modern Art“ ist vom Gesang dann ausgelassener und funktioniert. 
Ist schon lustig. Bei so manchen Platten wünschte ich mir, dass sie auf eine „einfache akustische“ Art reduziert wären – bei My Sister Granadine könnte die Produktion für mich dann doch ein wenig „aufgeputschter“ sein – aber das würde dann wieder der Band ihr Erkennungsmerkmal berauben. 
Gut gelungen: „Scissors“ - der macht wirklich Spaß. Die Band erinnert mich auch an „Burkini Beach“ - die haben was die Melancholie und Einfachheit angeht, einiges gemeinsam. Die von „Scissors“ entfachte gute Stimmung, drückt auch „Earth Lovers Shampoo“ nicht. 
Durch die Atmosphäre, die der Song erschafft, wieder sehr guter Song: „Plans“. 
Sanfter-Indie-Folk – teils schön gelungen: „Theories“. „Stairs“ ist dann nicht so meins – da ist mir der Folk dann zu einfach geraten. Das fünfzehnte und letzte Stück ist „Matter of Fact“ - ein schön sanfter Abschluss. 

Elf Stücke dieses Albums werde ich in der Playlist halten – vier flogen raus – da ist also genug Gutes auf dieser Platte zu finden und ich werde mal irgendwann hören, wie sich der Sound der Band (Duos) heute anhört.

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