Indiepop aus Belgien machen Intergalactic Lovers und laden direkt mit „Between the Lines“ zum Tanzen ein. Herzstück der Band ist Frontfrau und Sängerin Lara Chedraoui, die auch bei den Liveauftritten energiegeladen ihr Publikum einfängt. Auf jeden Song muss man nicht unbedingt einzeln eingehen, da der Sound der Band sich eigentlich nicht von Lied zu Lied groß ändert. Auch sind die meisten Songs der CD eher zum Mitgehen und Mittanzen gedacht und das funktioniert auch sehr gut – jeder Song könnte eigentlich eine Single sein – jeder Song hinterlässt eine Duftnote in der Playlist.- Partymucke aber mit viel Indiecharme und weniger Pop-Appeal. Da ist viel Britpop- und Indiesound der frühen 2000er Jahre drin in der Musik der Intergalactic Lovers. Einen ganz leichten Abzug gibt es wegen dem Gleichklang der Songs beim Durchhören – aber wie schon beschrieben, bieten diese Platte dafür trotzdem jede Menge guter Songs. -206
Heiner Pudelko – Gesang, Leo Lehr – Gitarre, Bibi Schulz – Gitarre, Trotter Schmidt – Bass, Hans Wallbaum – Schlagzeug sind Interzone. Interzone sind im Dunstkreis der Neuen Deutschen Welle angesiedelt gewesen – obwohl sie zu dieser keinen damals wirklich bekannten Hit beigetragen haben. Die Gruppe wurde gefördert – wie so viele Berliner Bands – von Jim Rakete und der junge Udo Arndt durfte das Album produzieren. Hat man einen Interzone einmal gehört, wird man für immer diese am Gesang von Heiner Pudelko wiedererkennen. Die Musik ist meist satter Rock, mal mit Blues gemischt, oder wie bei bei „Kinderlied“ mal verspielt wie eben ein Kinderlied, manchmal können sie auch Punk. Die Texte sind auf deutsch und mit ehrlicher Berliner Schnauze formuliert. Ein wenig ist das Pop mit der ehrlichen Wucht eines deutschsprachigen Punksongs. Da funktioniert auch nicht jeder Song auf der Platte – aber „Rita & Klaus“ und das „Kinderlied“ lassen aufhorchen. „Dilettanten des Wunders“ mit dem die Seite 2 anfängt, erinnert an „Ideal“ – und Heiner Pudelko singt wie die männliche Nina Hagen – da wird viel überbetont – gekonnt und mit Witz. Bei „Die Lebendigen + die Toten“ wird so weiter gemacht. Die Songs funktionieren auch sehr viel besser als das Meiste auf der ersten Seite. Sanft können sie auch – und das gehört sich bei dem Titel „Liebeslied“ auch so – auch wenn der Text alles andere als lieblich ist. Bei „Glotze“ träumt der Sänger davon ein (Serien)Held zu sein – dann wäre das Leben ja doch viel einfacher – dazu wird gut gerockt. Zum Schluss ist die Protagonistin und Erzählerin des Liedes zurück nach Hagen gezogen, weil alles um ihr herum nicht funktioniert hat und alle gestorben sind – und nun ist sie schwanger in Hagen. Ob das jetzt besser ist oder das Ende – dies bleibt dem Hörer von Lied „Karl“ überlassen.
Die Platte wird von Hörern, die früher Ideal und Nina Hagen Band gemocht haben, sicherlich wohlwollend gehört werden. Der Durchschnittshörer wie Ich hat noch keinen echten Mitsingsong entdeckt – weil es diese auch nicht gibt – die kommen aber auf späteren Alben und ein Heiner Pudelko (leider zu früh mit nur 46 Jahren verstorben) muss man einfach mal gehört haben – sonst hat man was verpasst.
Da wollte ich mir mal ein Iron & Vine Album holen und hatte eine EP erwischt. Das nehme ich mal zum Anlass direkt die Alben auf einem Streaming-Dienst mir anzuhören, die der Singer/Songwriter Sam Beam (dieser verbirgt sich hinter dem Namen Iron & Wine) bis 2007 gemacht hat. Man muss halt die Aufgaben annehmen, die man so (selbst) gestellt bekommt.
Den Anfang macht dann das Album „The Creek Drank the Cradle“ aus dem Jahre 2002. Das Album hat Beam mit einem VierSpurMischpult aufgenommen und sollte eigentlich als Demo dienen, zu denen die Musiker Joey Burns und John Convertino die Rhythmusinstrumente hinzufügen sollten. Doch Beam entschied sich dann die Aufnahmen so zu lassen wie sie waren. Ein Lo-Fi-Album.
Mit „Lions Mane“ beginnt das Album schon mal sehr sanft und mit einem schönen Song. Ich bin ja durch sein Album dass Sam Beam zusammen mit Jesca Hoop auf ihm gekommen – das Album mag ich nämlich total gern. Und da auch der zweite Song „Bird Stealing Bread“ wunderbar ist – glaub ich jetzt mal erst, dass der Mann einfach ein toller Singer/Songwriter ist. Wer akustisch gehaltenen Singer/Songwriter-Folk mag, scheint mit Iron & Wine nichts verkehrt zu machen. Auch die Songs „Faded from the Water“.
Songs wie „Promising Light“ und „The Rooster Moans“ sind schon sehr Lo-Fi und wirklich eher Demo-Material als vollendete Aufnahmen für eine Album-Veröffentlichung – aber dafür mit dem Charme eines Abends am Lagerfeuer – irgendwo in den Südstaaten der USA.
Dafür ist dann „Upward over the Mountain“ wieder einfach nur schön. Ganz ruhiger Folksong und leider finde ich keine Hinweise wer die Gastsängerin bei dem Stück ist: „Southern Anthem“. Americana: „An Angry Blade“. „Weary Memory“ - verträumter Folk. „Promise what you will“ - Roots im Demomodus. Sanftes, hingehauchtes Finale: „Muddy Hymnal.“. Schönes Debüt.
Danach folgte das erste Album mit Bandbesetzung „Our endless numbered Days“ (2004).
Da das erste Album ja aus Homerecording-Aufnahmen bestand, besticht die Aufnahmequalität des diesmal im Studio aufgenommenen Albums direkt beim Einstieg mit dem Song „On our Wings“, der als Indiefolk zu bezeichnen ist und am Ende die Qualität eines Artrocksongs erreicht.
Sanfter Singer/Songwriter-Folk „Naked as we came“. Und wie schön solche Songs doch sind – wenn sie als Akustiksong – nur Gitarre und Gesang – so gut funktionieren. Da braucht es keine Spielereien mit Stimmverzerrer und das Aufputschen durch Elektronikklänge. Folk und Blues sollte meiner Meinung nach so rudimentär wie möglich gelassen werden – bin ja schnell von Fan der Bon Iver/Aaron Dessner-Produktionsweise zum großen Kritiker dieser Produkionsart geworden, weil sie den Folk eher schadet als hilft. Charttauglich ist nicht auch gleich gute Musik. Da können gerne Bon Iver und Ed Sheeran das Feld alleine weiter beackern – die anderen sollen bitte bei ihren schönen Akustiksongs bleiben.
Und da Iron & Wine alles richtig machen, gefällt mir der Folk von „Cinder and Smoke“ richtig gut und erinnert mich an viele Songs aus der Feder von Stefan Honig (Honig) oder an die noch akustischen Alben von Bear´s Den. Und die Qualität der Songs reist auch nicht ab, so das mir „Sunset soon forgotten“ natürlich auch gefällt. Wieder Banjo-Folk: „Teeth in the Gras“. Wieder sanfterer Folk „Love and some Verses“. Nach sechs von zwölf Titeln, die alle zwar sehr gut sind, aber auch irgendwie immer auf gleicher Spielweise dargeboten werden, wünschte man sich doch mal eine kleine Überraschung. Die kommt zwar mit „Radio War“ auch nicht – dafür wird der Song aber auch vollkommen auf das nur Allernötigste reduziert....und funktioniert trotzdem (mir ist durchaus bewusst, dass ich gerne „funktioniert“ oder „treibend“, „nach vorne gehend“ in meinen Texten benutze – aber ich wüsste auch nicht warum oder wieso ich mir da dauernd neue Adjektive einfallen lassen sollte – Musik ist emotional – und nichts worüber man höchst intellektuelle Phrasen dreschen muss – meiner Meinung nach).
Ja, die Songs sind sehr sehr schön – so auch „Each coming Night“ - aber ab und an mal eine Uptempo-Nummer einzufügen, wäre auch nicht ganz verkehrt gewesen. Und ob Sam Beam mich gehört hättet oder das Gleiche gedacht hatte, folgt mit „Until they cut me down“ ein Akustikblues, der sogar mit zunehmender Lauflänge mal etwas lauter und kräftiger gespielt wird (und dies richtig gut). Danach wird’s aber sofort wieder sanfter mit „Fever Dream“. Ein wenig ähnlich sind dann die Songs doch alle zu sehr und tatsächlich bin ich dann bei „Sodom, South Georgia“ sattgehört. Aber als Einzelsongs strahlen und glänzen sie in jeder Playlist. Am Ende dann „Passing Afternoon“.
Aber Schön war es und das Schön gehört in diesem Fall großgeschrieben.
2005 folgte dann eine Zusammenarbeit mit Calexico über die ich aber mal extra berichten werde.
Das nächste Iron & Wine Album „The Shepherd´s Dog“ folgte 2007 und die EP, die diesen Text ausgelöst hat, erschien davor und wird nun dann beschreiben. „Boy with a Coin – EP“ (2007) (3 Songs).
Der erste Song „Caried Home“ ist ein guter Folksong mit Art-Rock-Charme. Klanglich erweitert der Song das Werk von Iron & Wine und erinnert mich an die guten Stücke von „Gotye“ (den ich sehr sehr schätze). Und da dieses Stück nicht auf der darauf folgenden CD drauf ist – hat sich der Kauf der EP schon gelohnt. „Boy with a Coin“ findet sich zwar auf der nächsten CD aber in einer längeren Version. Der Song selbst ist feinster Indie-Folk und zeigt, dass der Sound von Iron & Wine sich tatsächlich weiterentwickelt hat. Die Melodien sind ausgefeilter – und trotzdem klingt das noch sehr authentisch und nicht auf Pop getrimmt, sondern mehr künstlerisch bearbeitet. Art Folk. „Kingdom of Animals“, der dritte und schon letzte Song der EP geht da ein wenig andere Wege und klingt eher wie ein in einer Bar aufgenommener Countrysong.
Da ist man dann gespannt, wie die nachfolgende Platte „The Shepherd´s Dog“ (2007) sich anhört: Art-Folk? Kneipen-Country? beides oder nach nocht viel mehr?
Die Platte ist mit 12 Songs wieder gut gefüllt und beginnt mit einem weiteren Indie-Art-Folk-Song: „Pagan Angel and a borrowed Car“. Zum Folk, kommt auch bei „White tooth Man“ mehr atmosphärische Dichte hinzu. Damit bekommt die Musik auch einen Electronica-Touch ohne groß elektronisch zu sein.
Schöner moderner Folk: „Lovesong of the Bussard“. Dann doch mit Stimmverzerrer, aber dass lange bevor Justin Vernon dies für sich entdeckt hatte, wird bei „Carousel“ gearbeitet. Aber, dass ist ja nicht immer schlecht nur Justin Vernon benutzt es zu ausufernd und vergisst den guten Klang seiner Stimme dabei. Bei Sean Beam ist dies nicht der Fall. (Der wunderbare Jonas David arbeitet mit Stimmerveränderer auch ganz Klasse, bei dem einen Lampchob-Album finde ich wiederum den Einsatz eines Stimmveränderer wieder total schade und überflüssig (Kritiker mochten es aber sehr). Das Album ist durch den weiterentwickelten Sound auch eindeutig abwechslungsreicher und das Durchhören ist daher kein Problem. „House by the Sea“ bietet Roots-Rock. Süßlich: „Innocent Bones“. Für Gotye-Fans ist das aber wirklich empfehlenswertes Musikfutter.
„Wolves (Song of the Shepherd´s Dog)“ hat schon was von einem Peter Gabriel-Art-Rock-Song. „Resurrection Fern“ ganz sanfte Folk-Nummer (das kann Sean Beam natürlich auch immer noch). „Boy with a Coin“ kenne ich ja jetzt schon von der EP her. Der Song ist auch gegenüber der EP-Fassung kaum verändert, nur etwas länger. „The Devil never Sleeps“ ist ein netter folkiger Blues. Und bringt zusätzliche Abwechslung. Auch mit Blues-Touch, aber eher wieder im Art-Rock-Form gepackt: „Peace beneath the City“. Am Ende: „Flightless Bird, American Mouth“ - ein Song voller Zärtlichkeit.
Ja, ich mag Iron & Wine und die Musik von Sean Beam. Auf seinen ersten drei Alben wandelt er sich von eher traditionellen Folk-Musiker zum Folk-Erneuerer. Werde auch sicher noch die darauffolgenden Alben vier bis sieben noch hören. Ja, ich mag Iron & Wine.....
Jason Isbell – Southeastern – 10 Year Anniversary Edition (2013/2023)
Diese Ausgabe enthält das Originalalbum im Remaster, eine CD mit Demoaufnahmen und eine Live-CD bei der Jason Isbell mit seiner Band The 400 Unit das Album live spielen. Ich war ja von seinem Cover-Album „Georgia Blue“ total begeistert, auf dem er Songs von Musikern aus dem Staate Georgia neu einspielt hat und selbst seine Version von „Nightswimming“ hat mich umgehauen. Also wollt ich natürlich mehr hören vom ehemaligen Mitglied der Drive-by-Truckers. Und da das Album „Southeastern“ hochgelobt ist und nun mit zwei Bonus-CDs ausgestattet wurde, ist dies mein Anfang. Jüngst konnte Isbell Grammys einheimsen – jetzt hat er schon sechs Stück davon.
2013 vor dem erscheinen der Platte befand sich Jason Isbell in Rehabilitation wegen seiner Alkoholabhängigkeit, vielleicht wurde das Album „Southeastern“ deshalb auch eine Soloplatte, die er nicht mit seiner Band der „400 Unit“ aufgenommen hat – weil es bei dieser Platte auch um seine persönlichen Erfahrungn und Erinnerungen geht. Zuerst sollte Ryan Adams, mit dem er zusammen auf Tour gewesen war, die Platte produzieren – doch zog sich dieser nach dem Anhören der Demos zurück – nicht weil ihm diese nicht gefallen hätten, sondern eher weil ihm Isbells Texte wohl zu nahe gingen (Ryan Adams hat sich mit seiner Rehabilitation und Süchten erst ein paar Jahre später auseinandergesetzt (und mit anderen Dingen). Deshalb sprang Dave Cobb als Produzent ein, der für seine Arbeiten mittlerweile viele Preise eingesammelt hat.
Singer/Songwriter und Americana mit Country- und Roots-Einschlag ist das Genre in denen sich die Songs bewegen. Direkt „Cover me Up“ ist von seiner einfachen Instrumentierung und von der Intensität mit der Isbell den Song singt sehr einnehmend. So klingt selbst ein Country-Song sehr anspruchsvoll und besonders. „Stockholm“ klingt nach einem Song von The Band – und danach darf ein Song gerne klingen. Ja, ich glaube ich bin ein echter Jason Isbell-Fan. Denn auch seine eigenen Songs haben ihre ganz eigene Qualität und da ich nicht nur Ryan Adams – das Americana-Feld überlassen will – ist Isbell eine schöne Entdeckung.
Wieder sanfter Singer/Songwriter-Song: „Travelling alone“. Mit Roots-Blues-Einschlag: „Elephant“. Sanfter Heartland-Rock: „Flying over Water“.
„Different Days“ ist das was ich einen perfekten Americana-Song nenne. „Old Oak“ ist feinste Singer/Songwriter-Musik. Der Grundton bei dem Album ist eher Ruhig – so richtiger Country- oder Heartland-Rock scheint bisher nicht durch. Sanfte Country-Musik macht er aber auf diesem Album zu genüge: „Songs that she sang in the Shower“ und „New South Wales“. Dann folgt ganz überraschend ein echter Rocksong: „Super 8“ - der ein wenig nach Status Quo klingt. Ruhig und dem Thema „Sexueller Missbrauch“ angemessen: „Yvette“. Auch „Relativeley Easy“ ist eine ruhige Country-Ballade.
Sehr schönes Americana-Album.
Der Inhalt der zweiten CD mit den Demo-Versionen ist, bis auf den Titel „Super 8“ der nicht enthalten ist, identisch und das auch in der Reihenfolge, weshalb ich hier jetzt nicht nochmal jeden Song extra aufzähle. Bei den Demofassungen sind es reine Akustikfassungen bei denen Jason Isbell sich selbst an der Gitarre begleitet. Da zeigt sich das Singer/Songwriter-Talent des Künstlers nochmal richtig und Songs wie „Stockholm“ und „Different Days“ gewinnen dadurch sogar noch etwas an Intensität. Das ganze erinnert dann natürlich an Springsteens „Nebraska“ - aber so klingt es halt, wenn ein Musiker alleine singt und Gitarre spielt. Eine CD für intimem Musikgenuss.
Die dritte CD präsentiert das Album in der Live-Fassung, bei der Jason Isbell von seiner Band der 400 Unit unterstützt wird. Die Reihenfolge ist wieder genau die Gleiche wie bei dem Studioalbum – es gibt ein kurzes Intro (Begrüßung) am Anfang. Der größte Unterschied zu den zwei anderen CDs ist auf jeden Fall, dass Jason Isbell gerne vor jedem Song etwas über diesen und seine Entstehung erzählt. So kommt die größere Spiellänge einiger Stücke nicht wegen verlängerte Fassungen sondern wegen zuvor erzählte Geschichten zustande. Aber man merkt auch, dass die Band live was zu bieten hat. Ein Konzert von Jason Isbell and the 400 Unit ist sicherlich einen Besuch wert. Aber bekannte Americana-Musiker machen ja eher selten den Sprung über den Ozean – leider.
Jason Isbell and the 400 Unit - Reunions (2020)
Bei meinem letzten Text hatte ich über Jason Isbell ja vermutet, dass er in Deutschland zu wenig Fans hätte und hier auch wohl nur sehr selten bis gar nicht auftreten würde. Gestern (4.2.25) war ich dann bei einem Solo-Acustic-Konzert von Jason Isbell in der Kölner Kulturkirche. So kann man sich täuschen. Und was ist der Mann doch für ein begnadeter Songwriter, Gitarrist und Sänger. Bald kommt auch sein nächstes Album ohne die 400 Unit heraus und ich höre jetzt erst mal das Album „Reunions“ in Ruhe an.
Seele hatte die Musik von Jason Isbell immer schon und schon wirklich recht soulig kommt das erste Stück des Albums daher und ist schon fast NeoSoul: „What´ve I done to help“ - überraschend, aber auch wieder ein richtig guter Song. Den Soultouch hat der Song auch sicherlich Co-Autor Michael Kiwanuka mit zu verdanken. Die restlichen Songs sind aber allein aus der Feder von Isbell. Und das alles wieder so gut klingt ist zum wiederholten Male Produzent Dave Cobb zu verdanken.
Mit „Dreamsicle“ sind wir wieder im bekannten Americana-Stil – und wie immer schafft Isbell da eine schöne Ballade nach der anderen rauszuhauen. Das kann er und er schafft es sogar, es so gut zu machen, dass man sich als Fan und Hörer dabei noch nicht mal langweilt – die Songs sind einfach zu gut dafür. So auch „Dreamsicle“. Sehr sanft, melancholisch – fast schon traurig: „Only Children“. Rockiger sind da die Klänge bei „Overseas“.
Der Anfang könnte auch von den Dire Straits sein – das ist einer dieser ganz tollen Stücken im Repertoire von Isbell – sowas wie ein Instant-Lieblingslied: „Running with our eyes Closed“. Ganz tolles Stück.
Im Heartland-Rock-Stil: „River“. Im Rockmodus nochmal und der Song ist auch wieder riesig: „Be Afraid“. Weitere Ballade: „St. Peter´s Autograph“. Folkig, aber nach hinten raus auch noch mal richtig rockiger: „It gets Easier“. Country Ballade am Ende: „Letting you go“.
Im Americana-Bereich ist Jasson Isbell sicherlich eine gesetzte Größe und seine Alben sind auf jeden Fall immer sehr gut produziert und von einem Künstler, der wirklich viel von sich in seine Kunst einfließen lässt und das hört man. Sicherlich ist „Reunions“ nicht besser als das Meisterwerk „Southeastern“ - aber das ist ein Problem, dass auch andere Künstler/innen haben – die mal ein echtes Stück Musikgeschichte geschaffen haben. Daran arbeitet man sich dann weiter ab, aber lebt auch von dem Kredit, den man für diese Leistung von den Fans bekommt – die bleiben einen dann meist nämlich einfach treu.
Nach der US-Wahl im Jahre 2020 war Jason Isbell (der mal bei den Drive-by-Truckers Gitarrist und Songwriter war) so begeistert vom Ergebnis seines Heimatstaat Georgia, dass er dachte, mit Freunden Songs, die mit seiner Heimat verbunden oder dort entstanden sind, aufzunehmen und den Gewinn einer Non-Profit-Organisation zur spenden. Das Ergebnis ist „Georgia Blue“. Und schon mit dem ersten Stück „Nightswimming“ im Original natürlich von R.E.M. (das ich dachte – kaum gut zu covern zu sein – da ja das Original schon unglaublich gut ist) ist einfach wunderschön und lohnt den Kauf.
Der Großteil der Originalversionen ist mir dann auch unbekannt (beim Hören fällt dann auf, das ich dann doch mehr kannte) – der Klassiker „It´s a Man´s Man´s World“ mal ausgenommen.
Nach„Nightswimming“ geht es mit klassischen amerikanischen Rocksound und „Honeysuckle Blue“ weiter. So sind die Songs auch alle sehr unterschiedlich. „It´s a Man´s World“ wird von Brittney Spencer gesungen und kommt als Rockblues richtig gut. Bei „Cross Bones Styele“ (Cat Power) übernimmt der Gesangspart Amanda Shires (Isbells Ehefrau). Der Song ist sehr guter Country-Rock mit kräftigen Geigenpart ebenfalls von Shires (da muss ich mal nachhören, was die sonst gemacht hat). Der Song ist was für Fans der Dave Matthews Band. Als dritte Gästin darf Adia Victoria den folkingen „The Truth“ ihre Stimme geben. Das ist schon alles sehr amerikanisch mit starken CountryRock-Unterton. Americana/Roots und CountryRockFans werden also vortrefflich bedient. Soul und Blues kommen aber auch nicht zu kurz, genau wie gehobener Rock. Die CD ist aber sehr gut gefüllt und auf Vinyl sind es gleich zwei Scheiben. So folgt „I ve been Loving you too Long“ (Otis Redding) einen Herzen brechende Bluesnummer. „Kid Fears“ (Indigo Girls) ist eine Rockbalade im Duett mit Brandi Carlile vorgetragen und schön herzergreifend.
Nach den ersten Takten von „Sometimes Salvation“ war mir klar, dass ich diese umwerfenden Gitarrenriffe ja doch schon gehört hatte. Im Original von den Black Crowes – wird hier aber auch sehr gut gespielt und bleibt dem Original sehr treu. Guter Song bleibt guter Song.
Weiterer Klassiker „Midnight Train to Georgia“ (Gladys Knight). Its the Soul in this Song thats make the Song. Eine kantige und härtere Rocknummer ist „Reverse“ (Now its Overhead – sollte ich mir auch mal anhören, was die sonst so machen). Wenn es um Georgia geht, dann dürfen die Allmann Brothers nicht fehlen – gerade wenn man Gitarrist ist „In Memory of Elizabeth Reed“ - eine volle Rockdröhnung.
„I´ve through“ (Vic Chesnut) – einfach nur schön. Und es endet auch wie es anfing mit R.E.M. – „Driver 8“. So macht ein Coveralbum richtig Spaß und Geld geht auch vom Kauf an einen Guten Zweck – da macht Mann und Frau nichts falsch bei einem Kauf.
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