Die Aufnahmen sollten denen einer Liveeinspielung so nah wie möglich kommen und so entschied sich Joe Jackson mit seinem Produzenten David Kershenbaum für eine alte Freimaurer Loge, den Brooklyn Masonic Temple, als Aufnahmenort. Musikalisch wächst die Anzahl an vielfältigen anspruchsvollen Kompositionen und nur wenige Stücke sind noch typische Pop-Songs. „The Verdict“ legt da die Messlatte direkt sehr hoch. „Cha Cha Loco“ dessen Titel und eingängiger Cha Cha-Rhythmus es wie eine simple Nummer erscheinen lässt, wird zum Glanzstück, da Joe Jackson den Cha Cha-Sound für sich vereinnahmt und seinem Stempel aufdrückt. „Not here, not now“ ist ein langsamer und einfühlsamer Song. „You can´t get what you want (till you know what you want) ist eins meiner seiner Lieblingstücke. Dieses Lied nimmt einen sofort mit und lässt einen bis zum Ende nicht mehr los – in der Studiofassung hat der Song durch das ausgezeichnete Bassspiel von Graham Maby einen ziemlichen Discodrive – obwohl die Discozeit bei der Aufnahme ja schon Geschichte war und überrascht mit einem sehr jazzigen Instrumentalpart. Eine flotte Soul-Nummer darf auch nicht fehlen: „Go for it“.
„Loisaida“ eröffnet die zweite Seite instrumental und ist recht vielschichtig – eine Mischung aus Großstadtsoundtrack und Jazz. Joe Jackson versucht als Arrangeur und Komponist ernst genommen zu werden. „Happy Endings“ ist Joe Jackson wie wir ihm von den Vorgängeralben her kennen. Sechziger Jahre Pop in die Mitte der achtziger Jahre transformiert. Das Singen teilt er sich bei diesen Stück mit Elaine Caswell. Danach folgt ein weiteres meiner Lieblingsstück des Musikers – das wunderschöne „Be my Number Two“ (schöner geht es kaum). Der komplexere auch fast instrumentale Song „Heart of Ice“ beendet die Platte.
Auf seinem siebten Album zeigt sich Joe Jackson als Musiker, der es mit Songwritern anspruchsvoller Popmusik aufnehmen kann und zeigt auch als Jazz und Instrumentalkomponist was er kann. Dabei vergisst er aber seine Fanbasis noch nicht ganz, da es sich immer noch wie ein echtes Joe Jackson Album anhört.
Nach zwei Versuchen als Pop-Band finden Japan mit „Quiet Life“ ihren Stil. Der Gesang von David Sylvian hat sich verändert und dies zum Guten. Er verleiht damit der Musik einen ganz eigenen Ausdruck und Stimmung. Außerdem sind nun elektronische Klänge und das Spiel von Bassist Mick Karn prägnanter in die Songs eingearbeitet. Und so wird mit dem Titelstück „Quiet Life“ eine Kultband geboren und David Sylvian zum Liebling der anspruchsvollen Pop- und Rockmusik. Das ist jetzt Musik für den New Romantic Fan, aber auch für Fans der düsteren Pop-Musik.
„Fall in Love“ ist nochmal ein wenig ein Schritt zurück, funktioniert aber als New Wave-Song fantastisch und ist eine Mischung aus den Sound von The Cure/Duran Duran. „Despair“ ist ein eindrucksvoller Song, der im wesentlichen aus einer einfachen Klavier-Melodie besteht. Der Gesang ist nur spärlich eingewoben. Auf die Bassmelodie von Mick Karn baut „In Vogue“ auf. Mit seinen plötzlichen Tempowechsel und melancholischen Touch ist der Song ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein typischer David Sylvian Song in dieser Phase angehört hat, und trotzdem auch hier klingt es stark nach Duran Duran – würde fast behaupten das Duran Duran sich da ein wenig stark bei Japan bedient haben – der Song klingt fast wie „ A View to Kill“. Nicht ganz so meins ist „Halloween“ – der ist mir etwas zu einfach geraten. Dafür stimmt der Sound bei „Alien“ um so mehr. Natürlich klingt das auch nach David Bowie und da sie den Produzenten von Roxy Music unbedingt haben wollten und dieser sich sehr viel in die Musik von Japan eingebracht hat, auch ein wenig wie diese – aber daran ist auch nichts falsch. Brian Eno lässt auch dann natürlich grüßen. Warum der Gitarrist der Band ausgestiegen ist, ist auch zu hören – Gitarre kommt nämlich bei dem Album so gut wie gar nicht mehr vor oder wird nur ab und an gebraucht. Auch „The Other Side“ kann mich überzeugen – die Atmosphäre, die die Musik von Japan schafft, finde ich schon ganz besonderes – das sind Songs die Geschichten erzählen oder die Phantasie anregen – meist Gothic-Phantasien und passt zur Literatur von Poe und Gaiman. Das ist Musik, die einfach ein wenig mehr kann, als einen nur zum Tanzen oder Weinen zu bringen. Abschließend darf die Cover-Version von „All Tomorrow´s Parties“ natürlich nicht vergessen werden, die ich als nett und etwas zu brav heruntergespielt, bezeichnen möchte.
Da gibt es kein Wenn und Aber. Hier hat Japan und ganz besonders David Sylvian seine eigene Stimme gefunden. Mehr als ein gutes Album.
Nach „Quite Life“ mit dem sich Japan und David Sylvian neu erfunden hatten – bin ich sehr gespannt auf das Album, das ich eigentlich nur teilweise kenne.
Das Titelstück „Gentleman take Polaroids“ nimmt mich mit – und auch bei dem Stück höre ich wieder, wie viel Ähnlichkeit mit Duran Duran die Musik der Band hat (wer da von wem abgeschaut hat – oder ob sich die New Romantic-Szene einfach wegen den daran beteiligten Produzenten sich so sehr ähnlich haben, müssen andere beantworten). Bei dem Stück fällt ebenfalls auf, wie gut es die Band schon schaffte Synthesizer in ihrer Musik einzubauen ohne dabei gleich zur reinen Elektro-Band zu werden. Die Elektro-Sounds sind sehr gut gewählt und ergänzen die analoge Musik. Neben Duran Duran werden Japan natürlich auch ihre musikalische Verbundenheit zu Roxy Music nicht los – trotzdem funktioniert ein Song wie „Swing“ für mich sehr gut und anders wie Roxy Music und Duran Duran sind die Stücke eher ambitionierter New Romantic-Pop als der Versuch einen Hit und eine Chartplatzierung nach der anderen rauszuhauen. Das rein elektronische und fast instrumentale „Burning Bridges“ ist eigentlich nicht mehr als ein zu lang geratenes „Interlude“ für mich. „My new Career“ ist zwar ganz nett, hat aber zu viel Ähnlichkeit mit den später kommenden „Nightporter“ - bei dem Stück höre ich aber auch die Verbundenheit zu Ryuichi Sakamoto zum ersten mal so richtig heraus – die auch später in der Zusammenarbeit der beiden Musiker bei dem Stück „Taking Islands in Afrika“ ihren ersten Höhepunkt erreicht.
So ein wenig fehlt bei dem Album tatsächlich die Abwechslung – zwar haben Japan ihren ganz eigenen Stil – aber auch dieser kann, wenn sich jedes Stück sehr ähnlich ist, auf Dauer etwas langweilig werden, so dass bei „Methods of Dance“ einerseits bei mir Begeisterung über die Gestaltung des Rhythmus des Songs aufkommt, sich gleichzeitig aber auch etwas Langeweile einstellt. Danach folgt das Marvin Gaye-Cover „Ain´t that Peculiar“ welches von Japan sehr schön für sich neu genutzt wird – und sicherlich der eingängigste Stück der Platte ist. „Nightporter“ ist so was wie ein Hinweis, was aus David Sylvian noch werden werden wird, oder welches Potenzial abseits des New Romantic-Genres in ihm steckt. Bei „Nightporter“ ist Japan losgelöst von anderen Bands. Atmosphärischer Singer/Songwriter Song.
„Taking Islands in Africa“ - hier erhält Ryuichi Sakamoto neben Sylvian einen Coautoren-Status. Auch hier zeigt sich, das sich Sylvian/Japan problemlos von den anderen New Romantics loslösen kann, wenn er nur will.
Als Bonusstücke auf dem 2003 Remaster sind noch das instrumentale „The Experience of Swimming“ aus der Feder von Richard Barberi und von Rob Dean das Stück „The With of the Room“ zu hören. Beide Stücke erhalten bei mir auch den „Interlude“ Status – so als ganzer Song funktionieren sie eigentlich nicht. Als drittes und letztes Bonusstück erhält die CD noch eine Remix von „Taking Island in Africa“.
Das fünfte und letzte Studioalbum der Band. Hier hört man direkt bei „The Art of Parties“ wie die Band ihren Sound perfektioniert hat. Die Rhythmusinstrumente übernehmen durch den Wegfall der Leadgitarre die Oberhand und der schlaue Einsatz synthetischer Klänge sorgt nehmen der Stimme von David Sylvian für den einmaligen Japansound. Auch der neue Produzent Steve Nye wird seinen Teil zur Perfektion des Sounds der Platte dazu getan haben und David Sylvian überließ ihm auch diesen Part bei seinen ersten folgenden Solowerken. Von Genre her ist die Platte Art-PopRock und am besten mit den zu der Zeit erschienenen Alben von Peter Gabriel und Kate Bush gleichzusetzen. Der New Romantic-Einfluß ist verschwunden und damit auch die Ähnlichkeit mit Bands wie Duran Duran und Co. Bei „Ghost“ höre ich auch den Einfluss eines Ryuichi Sakamoto stark heraus. Und nicht nur „Canton“ klingt nach dem asiatischen Kontinent auf diesem Album. Als ob sich Brian Eno mit Ryuichi Sakamoto zusammen getan hätte: „Still Life in Mobile Homes“ und Sylvian singt dazu als ob er beim Yellow Magic Orchestra mitmachen würde. Da trifft der Bandname und das asiatische Grundthema der Platte wie die Faust aufs Auge – die Rhythmusarbeit ist dabei ganz grandios. Das Tears for Fears sich für ihr erstes Album da was abgehört haben, geben sie auch zu. Kaum zu glauben, dass der Sound dieser Platte eigentlich nicht viel öfter kopiert wurde. Das gilt aber auch für die Peter Gabriel Alben Nummer #3 und #4. Woran man merkt, dass der Sound mancher Alben auch einfach nicht zu kopieren oder zu wiederholen ist – was Alben wie dieses aber auch zu was ganz besonderes macht und gerade die Rhythmusgruppe mit Steve Jansen an den Drums und dem einzigartigen Mick Karn am Bass leisten da genauso großes wie Sänger und Hauptverantwortlicher der Band David Sylvian. Meisterwerk.
BestOff-Album mit Demo- und Liveaufnahmen. Zwei Alben lang gab es Jellyfish. „Joining a Fan Club“ hört man die Vorliebe zu BritischenPowerPopRock an und ist hymnisch wie ein Song von „Queen“. Starke Nummer. 70er Rockfeeling versprühen auch weitere Songs und egal ob sie wie L.A.-Rock oder Beatles klingen, machen sie es gekonnt und klingen niemals nach billigen Neuaufguss. Wer ein BestOff 70er Musik haben will, kann auch einfach dieses Album auflegen. Da Ihre Alben zu einer Zeit herauskamen, als Alternativerock, Grunge und Crossovermusik „in“ waren, fiel Jellyfish mit ihrer Musik durch das Hörerraster. Schade eigentlich. Sie klingen oft genauso oder sogar besser als ihre Vorbilder.
Ich muss aber auch zugeben, das ich sie damals auch „verpasst“ hatte – sie fielen auch durch mein vom Grunge geprägtes Hörerraster.
Gut das es viele Gelegenheiten zum Nachholen und Neuentdecken gibt. Ach und Covern können Jellyfish auch perfekt, wie der Livetrack
„Let´Em in/That is Why“ zeigt.
Ich weiß ja nicht ob „Jim“ ein so richtig toller Künstlername ist – da „Jim“ als Suchbegriff zu zahlreichen Suchergebnissen führt, aber sicher kaum zum Musiker selbst. Wenn der Name aber mit dem Titel dieser ersten CD zusammen eingegeben wird – findet man schnell zu seiner Bandcamp-Seite und man erfährt das Jim der Künstlername von DJ James Baron ist (der schon seit 2000 aktiv ist). Okay, soviel zu Jim.
Nun zu seiner Musik: „Across the Street“ hört sich an als ob Crosby, Stills and Nash wieder aktiv geworden wären (dachte ich schon beim ersten Hören des Songs und wird zur Selbstbeschreibung auf seiner Bandcamp-Seite auch drauf verwiesen. Ganz schöner und guter Song – der Folk-Rock lebt! Der Sound von L.A. und Kalifornien der späten 60er und 70er durchdringt auch „A Life Between“. Jim versteht es diesen Sound ins Jetzt zu transportieren ohne im Retrosumpf zu versinken. Er scheint diesen Sound und diese Musik zu verstehen und sich eigen zu machen. Sehr süß und wundervoll „Where the Leaves are Falling“. Könnte von „America“ sein. Damit keine Langeweile aufkommt, setzt plötzlich mit „Oxygen“ der Disco-Beat Akzente – Funk-Rock. „Still River Flow“ hat einen schönes Pop-Drive mit toller Tastenarbeit. Ruhig und mit viel Atmosphäre zu Beginn „The Balled of San Marino“. Plötzlich ein Break innerhalb des Song und schon wird daraus Jazz-Rock. Spätestens bei diesen Stück wird klar, wie gut James Baron elektronisch erzeugte I-Tüpfelchen nutzt um den Sound seiner Songs zu veredeln. „Phönix“ bringt etwas Düsternis zum Songkosmos hinzu – und da verwundert es nicht das das Original von „The Cult“ stammt. Die Saiten des Disco-Bass werden noch mal zu Beginn zu „Sea of Unbelonging“ angeschlagen und so groovt er auch bis ans Ende durch. „The We Do It Againt“ könnte tatsächlich von Paul McCartney sein, ist er aber nicht. Der Titel-Song „Love Makes Magic“ schließt das Album ab.
Absolut gelungenes Album, das den amerikanischen Folk-Rock zu neuer alter Stärke führt. Toller Einstand von „Jim“.
Jimmy eat World – Invented (2010)
Die sanften Gottväter des Emocores – werden von Platte zu Platte immer zugänglicher. Das macht weiterhin ihr Frühwerk zu etwas Besonders, dadurch wird ihre gegenwärtige Musik aber auch nicht wirklich schlechter – nur öffnen sie sich für eine größere Zielgruppe.
„Heart is hard to find“ ist eine sanfte Pop-Rock-Ballade – aber auch ein guter Song.
Poppiger Rock: „My best Therory“ - auch auf den Konzert vor sehr kurzer Zeit merkte ich, dass sie als sanfte Green Day-Variante hervorragend funktionieren und die Massen zum Mitsingen und Tanzen bringen können – auch haben sie es geschafft, mit ihrer Musik noch „neue“ Hörer zu gewinnen. Ihr Publikum ist im Vergleich zu anderen Bands, die in den 90ern gegründet wurden, relativ jung im Altersdurchschnitt – bei anderen Konzerten, die ich besuche, komme ich mir mit meinen Mitte Fünfzig noch sehr jung vor.
Der sanfte Punk-Rock ist wirklich ihre Stärke – das ist schöne Musik – aber mit Drive nach Vorne – und das funktioniert bei Ihnen einfach super, so zum Beispiel auch bei „Evidence“.
„Higher Devotion“, „Movielike“ - das ist guter Pop-Rock. Und auf so viele Songs mit Singlequalität muss man es mit einer Platte auch erst mal schaffen. Okay, dass ist jetzt vielleicht wirklich alles nah am Mainstream – mit Alternativ, Hard- oder Emocore hat es herzlich wenig gemein – aber diese Entwicklung zeichnete sich auch schon auf den Platten davor ab – lieber Stadionhymnen die gut sind– als für immer ein Genreliebling zu sein. Und mal ehrlich – wäre der Mainsstream bei einer Band, sagen wir mal aus aktuellen Gründen bei Snow Patrol oder Coldplay so rockig und gut – dann würden ich auch nicht so viel über diese heute lästern. Es gibt halt nicht den „guten“ oder „bösen“ Mainstream oder Pop – es gibt aber durchaus „guten“ oder „schlechten“ Mainstream oder Pop.
Ich mag auf jeden Fall, dass was ich hier höre – nimmt einen mit und unterhält mit sehr guten Songs – eine „Clarity“ ist das nicht mehr – aber an einem solchen Meisterwerk arbeitet man sich auch ein Musikerleben lang dran ab (und da sie immer wieder mit der Platte auf Tour gehen, wissen sie das auch).
Und wenn die Gitarren mal bei „Coffee and Cigarettes“ härter klingen, ist es auch gleich sehr viel besser – als bei so manchen populären Punkrocker – weil der Song immer bei Jimmy eat World im Mittelpunkt steht und nicht das PunkRockGehabe.
Sanfter Poprocker: „Stop“. Vielleicht hätte mein Altes Ich das Album in den späten 90er Jahre auch als „zu Mainstream“ bezeichnet – aber mal ehrlich, ein Stück wie „The Middle“ ist auch eigentlich nach heutiger Sichtweise sehr „Mainstream“ - also was soll das? Es funktioniert und darauf kommt es an. Da das Album es mit vierzehn Stücken etwas übertreibt, lege ich hier mit dem Hören eine Pause ein – aber den ebenfalls sanfteren und schon fast Singer/Songwriter-Song „Littlething“ nehme ich noch mit – der versetzt mich schon fast in Feiertagsstimmung – weil der so erhaben klingt – früher konnten Snow Patrol auch noch solche Songs machen – früher....nicht heute.
So – da war nun eine längere Pause – aber ich hab die Platte nicht vergessen. Jetzt wird weiter gehört.
Auch „Cut“ beginnt eher ruhig und ist auch so eine schöne Nummer – man kann durchaus Härte mit Emotion und Gefühl verbinden – dafür gibt es diese Band. „Action needs an Audiance“ ist wieder schön im poppigen Punk-Rock-Modus. Da tanzt das Publikum freudig mit. Im Anschluss wird wieder zur Akustikgitarre gegriffen, die nächste Rockballade folgt mit dem Titelstück „Invented“, die am Ende aber auch noch mal richtig laut und hymnisch wird.
Sie verführen den Hörer mit jedem Song dieser Platte und besonders nochmal mit „Mixtape“ - sehr schöner Song.
Flotter gerockt und gut: „Anais“. Letzter Song im Singer/Songwritermodus: „You and I“.
Sehr schönes, sehr eingängiges und mitnehmendes Album. So mag ich Punk-Rock.
Auf der Deluxe-Ausgabe der Platte findet sich noch „Coffee and Cigarettes“ in einer Akustikversion. Das Bonusstück „Precisison Auto“ - Punk-Rock-Nummer, „Anais“ als Demofassung und „Mixtape“ in der Akustikversion.
Joan as a Policewoman – Damned Devotion (2018)
Es ist ein wundervoller Crossover von Rock, Pop, Soul, Funk und Jazz den Joan Wasser als Joan as a Policewoman auf dieser Platte entfaltet. So ein wenig möchte ich immer diese Musik als eine Mischung aus Fest trifft Prince nennen – obwohl es der Musik nicht wirklich ganz gerecht wird – aber irgendwie trotzdem passt – weniger als Feist ist sie sicherlich einem Singerin/Songwriterin-Indie-Sound behaftet und auch ist sie weniger verspielt. Mit Prince teilt sie auf jeden Fall das Können Rock und Pop mit Soul einzigartig zu vermischen. Und eigentlich funktionieren so die Songs dieser Platte und sie funktionieren richtig gut – erst das ruhige „Wonderful“, dann die Single „Warning Bell“, gefolgt von dem dann doch mehr an Feist erinnernde „Tell me“ (den Song mag ich mal richtig gern).
Im Disco-Funk-Style-Rock folgt „Steed (for Jean Genet)“. Was die doch zum Glück höchst unterschiedlichen Songs zusammenhält – ist die Art der Produktion und die Instrumentierung – alles klingt wie aus einem Guss. Titelstück „Damned Devotion“- ist etwas sanfter, aber auch gleichzeitig sehr verführerisch, soulig und einnehmend.
Noch ein Lieblingsstück – das Jazz/Rock-Stück „The Silence“ - das ist so gut gespielt, konstruiert und spannend, mitreißend – mag ich sehr. So intelligent, schlau und einzigartig kann sich Rockmusik anfühlen und eben gleichzeitig super mitnehmend sein. Die meisten verheben sich daran – da ist es dann meist Kunst – aber nur selten auch ein guter Song – bei Joan Wasser klappt das perfekt.
Selbst die ruhige Ballade „Valid Jagger“ klingt bei Joan as a Policewoman immer nach viel mehr – das liegt an der Rhythmusinstrumentierung und weil auch dieses Stück einfach toll gespielt und produziert ist. Das ist wirklich überdurchschnittlich gut.
Warum ich sie dann doch immer mit Feist zusammenbringe höre ich wieder bei „Rely on“ heraus. Obwohl es bei Joan Wasser halt nicht ganz so in Leichtigkeit gehüllt ist, ist das trotzdem die Liebe aus Pop und Rock was anderes zu machen - dem den eigenen Stempel aufzudrücken.
Ganz starker Song – den ich immer und immer wieder hören kann - ist auch „What was it like“ - so großartig – und warum hört man Taylor Swift-Null/Acht/Fünfzehn-Pop ständig im Radio – und nicht mehr Songs mit dieser Klasse? Wer bildet Musikredakteure aus? Warum teilt die Welt nicht meinen Geschmack – ach egal – dann höre halt nur ich diese tolle Musik immer und immer wieder. Meisterinnenwerk!
Es ist auch die Meisterinnenschaft dieses Albums – das Joan Wasser es schafft – sich einen ganz eigenen Sound anzueignen – es gibt so viele Songs auf dem Album, die dafür sorgen, dass immer wenn Du diese hörst, Du sie ganz klar als ein Joan as a Policewoman-Song identifizierst – auf den Songs der Platte liegt einfach eine ganz eigene Qualität und ein eigener Sound – der ist gerade bei „Talk about it later“ ganz prägend. Die Platte hat einfach über die gesamte Länge ein ganz eigenes Soundkostüm und das macht die Musik darauf auch so faszinierend – selbst der Neo-Soul bei „Silly me“ hat eine ganz eigene Note. Sanfte Power – so wie bei „I don´t Mind“ - steht vielleicht ganz gut für dieses großartige Album. Ganz ganz großartig.
Joan Wasser hat mit dieser CD eine Werkschau veröffentlicht, die ihr Schaffen der ersten 15 Jahre als Solokünstlerin umschließt. Zwei CDs sind mit Studioaufnahmen gefüllt (31 Stücke) und auf der dritten CD ist ein „Live at the BBC“ Mitschnitt zu hören (12 Stücke). Da kann man sich schon ein gutes Bild über die Musik von Joan as Policewoman machen. Die ausgebildete Sängerin und Violinistin spielt auch Gitarre und Klavier und Orgel.
„Gurl“ das mit Gesang am E-Piano beginnt, bei dem dann später aber eine Rockband-Besetzung mitmachen darf, ist eine schöne Einführung – klingt nach 70er Soul/Rock – und das ist eine schöne Beschreibung für die Musik von Joan as Policewoman, weil es zwei wichtigen Bestandteile der Musik von Joan as Policewoman beschreibt – Soul und Rock. Der dritte Bestandteil wird beim zweiten Titel „The Ride“ sehr gut hörbar – ein großes Talent für Singer/Songwriterin-Nummern. „Real Life“ - Sängerin am Piano. Joan Wasser ist mir mit Leslie Feist seit einigen Jahre eine der liebsten englischsprachigen Musikerinnen – hab aber die Songs der beiden mehr als Playlist-Bestandteile gehört. So ist bei mir dieses Hören der frühen Stücke von Joan as Policewoman auch von vielen Neuentdeckungen geprägt. Irgendwie klingen die alten Stücke noch irgendwie herzlicher und weicher als den Indie-Soul-Rock den ich von den Alben „Damned Devotion“ und „The Classic“ her kenne (und liebe). Davon kommen aber auf der zweiten CD auch Stücke.
Vieles klingt hier absolut zeitlos – obwohl geerdet in den späten 6oern und 70ern. Bei „I Defy“ steigt die Transmusikerin Anohni (Antony and the Johnsons) mit ein, was herrlich gut zur Musik passt. „We don´t own“ - ganz tolle Nummer. Ruhige Beats, schöne Melodie. „Christobel“ eine schöne Indie-Rock-Nummer ist das letzte Stück von der Debüt-Platte „Real Life“.
Die Auswahl an Songs aus dem zweiten Album „To Survive“ beginnt mit „Honor Wishes“ und das Klavier erinnert mich sehr an einen Song von Japan und da passt es ja gut, dass David Sylvian mitmacht. „Hard White Wall“ ist eine dieser souligen Rock-Pop-Nummern – wie es Joan as Policewoman so gut können. Eine schöne Soulbalade ist „Start of my Heart“. „To America“ = Singer-Songwriter-Song am Klavier zusammen mit Rufus Wainwright gespielt – klingt auch sehr nach ihm. Mit „To be loneley“ wird es nochmal ruhig.
Weiter geht es – immer noch auf der ersten CD – mit „The Magic“ vom Album „The Deep Field“. Von diesem stammen auch die restlichen Song der ersten CD. „The Magic“ ist das, was ich für einen typischen Joan as Policewoman Song halte. Soul-Rock – zeitlos, mit ganz viel Groove und Seele. Bei „Human Conditon“ klingt es dann sogar fast popig – aber ihr drübergelegter Gesang bringt den Soul zurück. Etwas kraftvoller und ungestümer ist „Run for Love“. Der ruhigere Abschluss ist „Forever and a Year“.
Die zweite CD beginnt noch mit einem weiteren und letzten Stück aus dem „The Deep Field“ Album: „Flash“ - ruhiger Rocksong. Mit „Whatever you like“ (im Original von „T.I.“) befindet sich dann doch ein Song aus ihrem ersten „Cover“-Album in der Songsammlung. Scheint im Original eine Rap-Nummer zu sein. So als Pop-Rock funktioniert das gut.
Die Songauswahl aus dem Album „The Classic“ beginnt schwungvoll mit „Holy City“. „Get Direct“ ist eins meiner Lieblingsstücke von ihr – eine wunderbar soulige Nummer, bei der eigentlich nicht viel passiert – aber trotzdem sehr gut funktioniert. Beim Indie-Soul bleibt die Musik auch bei „Get Together“. Damit sind von „The Classic“ nur drei Songs ausgewählt worden. Zwei unveröffentlichte oder rare Stücke folgen nun: „Your Song“ - ein ruhiges Stück am Klavier und die Talk Talk-Nummer „Myrrhman.
Vom 2016er Album „Let it be you“, das sie zusammen mit Benjamin Lazar-Davis gemacht hat, ist wieder nur ein Stück auf der CD: „Broke me in Two“ - sehr schöne Indie-Pop-Nummer. Von der Platte muss ich auf jeden Fall noch mehr hören.
Nun folgen noch fünf Stücke vom Album „Damned Devotion“. Bei „Valid Jagger“ weiß ich auch genau warum ich Joan Wasser so gerne mit Leslie Feist in einem Topf werfe – das klingt wie Feist aber eben auch wie Joan as Policewoman. Wunderschön. „Steed (For Jean Genet)“ ist eine Soulnummer. Wohl eine ihrer besten Soulnummern folgt mit „Tell me“. Ihre ganz eigene Art Soul darzubieten, die sie bei diesem Album einfach perfektioniert hat, setzt sich dann auch in „Silly Me“ fort. „Warning Bell“ ist nochmal so ein toller Song, der einfach ihr Talent als Song-Autorin unter Beweis stellt. Als letzten Song auf der zweiten CD ist dann „Kiss“ zu hören – was ich ganz schön finde – da die Musik von Joan as Policewoman auch immer etwas von Altmeister Prince anhaftet.
CD #3 - „Live at the BBC“. Gesang an der Orgel – so beginnt die Live-CD mit „To be loved“. Ein Soloauftritt bleibt auch „Human Condition“. Dadurch entsteht eine sehr intime Stimmung und die Songs werden auf das Wesentlichste reduziert. Bei den dann doch rockigen kommt noch Schlagzeug, Gitarre und zusätzlicher Gesang hinzu. Der hinzu gewonnene Schwung kommt zur richtigen Zeit und so nimmt die Musik einen doch wesentlich mehr mit (obwohl auch immer noch in stark reduzierter Form wiedergegeben – klingt etwas nach The White Stripes. Mit dem reduzierten Sound, aber trotzdem erhaltenden Schwung bleibt es auch bei „Sacred Trickster“ (Sonic Youth) so – da musiziert sie schön mit Benjamin Lazar Davis zusammen. „Holy City“ kommt der Studioaufnahme dann doch recht nah. „The Classic“ gibt es in einer A Capella-Varriante zu hören. Sehr schön: „Magic Lamp“ und „Let it be you“ - wie schon geschrieben – das Album zusammen mit Benjamin Lazar Davis wird geholt. Mit „The Silence“ befindet sich dann ein weiteres meiner Lieblingsstrücke von Joan as Policewoman auf der CD. Und noch mal ein guter Beweis für ihren einzigartigen Soulrock „Damned Devotion“. Den Abschluss macht die Live-CD mit „Steed (For Jean Genet)“. Ich muss aber zugeben dass mich die Live-CD nicht ganz so überzeugt hat. Kann auch sein, weil es wohl keine Zuhörer dabei gab und es neben der Bühne an Stimmung fehlte. Irgendwas fehlte auf jeden Fall bei CD #3. Trotzdem – für wenig Geld bekommt mit diesen CDs eine ganze Menge an Joan as Policewoman und das bedeute jede Menge gute Musik.
Joan Wasser, die der Platte, ohne zu viel verraten zu wollen, den typischen „Joan as a Police Woman“ Sound (IndiePopRock mit ganz viel Soul), allein durch ihren Gesang gibt, hat sich mit AfroBeat Legende Tony Allen (Fela Kuti) und „The Invesibles“ Frontmann Dave Okumu zusammengetan, um gemeinsam ein Album aufzunehmen, welches sich durch treibende Drums, rhythmisches Bassspiel und eben Gesang zu einem Mix aus Jazz, Soul und Rock wird. Der Sound und Klang und die Stimmung hält die Platte von Anfang bis Ende zusammen. Da muss man sich nicht jeden Song einzeln vornehmen.
Wer „Joan as a Policewoman“ kennt, wird damit keine Schwierigkeiten haben, da die Platte zu ihrem sonstigen Schaffen passt.
SoulRock würde ich es nennen. Tony Allen, der leider vor Veröffentlichung der Platte verstarb, wurde durch Damon Albarn Joan Wasser bekannt gemacht, und da Albarn bei einem Song mit Gesang aushilft, findet der Sound der Platte auch bei Damon Albarn Fans Gefallen.
Und „The Solution is Restless“ erinnert an den Trip-Hop von „Portishead“.
Jon & Vangelis – The Friends of Mister Cairo (1981/CD Remaster von 2017)
Ich bin Fan von Jon Anderson als Sänger von Yes und Fan von Vangelis als Komponist der Filmmusiken von „Chariots of Fire“ und „Blade Runner“. Und seit ewig habe ich die Single von „I find my Way Home“ der beiden Musiker und jetzt war es mal Zeit, das dazugehörige Album
anzuhören, obwohl die Single auf dem ursprünglichen Album noch gar nicht zu finden war, sondern erst ein Jahr später zu dem Album hinzugefügt wurde, um die bis dahin erfolglose Platte zu puschen. Es ist das zweite gemeinsame Album der beiden Musiker.
Wenn man in den 80er Jahren freundliche Rockmusik mochte – damit meine ich Songs ohne jede Aggressivität, fast etwas kindlich süß, aber irgendwie eben auch sehr nett – dann war ein Song wie „I find my Way Home“ genau das richtige (wer das mochte hörte auch „Live is for Living“ von BarcleyJamesHarvest). Antiaggressiv und irgendwie eine schöne Welt versprechend – wenn auch nur in Form eines schönen Songs. Und dazu klingt der Song auch noch sehr nach Anfang 80er Musik was die Keyboards und synthetischen Sounds angeht. Aber wie das so ist, mit den ersten Singles – die man gerne gehört hatte – man wird sie nicht los.
Mit „State of Independence“ wechselt der Sound von kindlich Naiven zum Pop– weil der Song ein echter Synth-Pop-Song ist – da Jon Anderson aber nicht anders kann, als „nett“ und „positiv“ zu klingen, bleibt der Grundton aber freundlich. Der Song hat was – da die Instrumentalphase wirklich gelungen ist. Da hört man das Talent von Vangelis heraus. Mit dem Song hat mich die Platte jetzt schon positiv überrascht. „Beside“ ist dann wieder mehr eine Jon Anderson-Nummer. Eine sensibler ruhiger schön folking klingender Song. Auch sehr ruhig, dafür mehr auf Atmosphäre setzend: „Mayflower“. Das über 12minütige Titelstück „The Friends of Mr. Cairo“ ist eine eher düstere Elektro-Nummer , bei der die Stimme von Jon Anderson durch einen Vocoder verändert wird. Bei dem Songs wird mit Samples gearbeitet, womit sich zeigt, dass Vangelis sich immer auf der Höhe des technisch möglichen befand. Aber so richtig kann ich mit dem Stück nichts anfangen. Boogie Woogie können die beiden auch: „Back to School“ - aber auch er Song ist nicht gut. Mit „Outside of This (Inside of That)“ gibt es noch einen wieder ruhigen und ordentlichen Abschluss – aber es rettet die Platte auch nicht.
Die Platte ist wohl am Ende nur noch was für echte Hardcore-Fans der beiden Musiker. Aber der Song „State of Independence“ ist eine schöne Entdeckung. Aber natürlich ist ein Song zu wenig um ein Album wirklich gut zu finden
Joy Division hab ich in den letzten Jahren relativ viel und oft gehört – genau wie die erste drei Alben von New Order. In den letzten Jahren passt diese Musik zu mir – packt mich – nimmt mich mit – und macht mir Spaß – dadurch habe ich dann auch den anderen Bands der Factory und dem Post-Punk besonders mehr Interesse zukommen lassen. Die Geschichte der Band ist natürlich nicht los zu bekommen von der ihres Sängers. Ian Curtis – nach allen was man aus einer Dokumentation über die Band, was der Film „Clontrol“ über ihm erzählt und was in zahlreichen schriftlichen Veröffentlichungen zu lesen ist – war Ian Curtis sicher kein einfacher Mensch, aber das sind so manche zu früh verstorbene Frontmänner von Bands nicht gewesen. Jim Morrison, Kurt Cobain, Chris Cornell, Chester Bennigton – die Liste lässt sich verlängern. Was von diesen aber übrig bleibt, ist ihre Musik und die Musik von Joy Division beeinflusst den Rock und natürlich den Post-Punk bis heute.
Die Neuveröffentlichung auf CD des Albums von 2007 enthält ein Remaster des Originalalbums und eine Extra-CD mit einem Liveauftritt der Band in der Factory, Manchester vom 13 Juli 1979 also nur weniger Monate nach der Veröffentlichung des ersten Albums, aber dort spielen sie auch schon viel anderes Material.
Ein Schlagzeug, eine etwas schräg unharmonische klingende Bassline und dann dieser zwar einfache aber gute Einsatz der Gitarre – und der Gesang von Ian Curtis – mache „Disorder“ zu einem großartigen Eingangsstück. Das ist wirklich Rock – aber eben mit einem guten Schuss Punkanarchie. Dann wird’s direkt düster und melancholischer mit den ersten Klängen von „Day of the Lords“. An the Doors erinnert mich die Musik ja auch mehr als nur ein wenig. Die Geschichte der beiden Frontmänner trägt da ihren Teil zu – aber ein wenig „The End“ höre ich eben bei dem Stück auch mit raus. Und würde es Glenn Danzig singen – wäre es auch ein gutes Danzig Stück. Die Stimmung bleibt auch bei „Candidate“ eher gedrückt. Aber spannend ist diese Musik trotzdem. Und es liegt eben auch schon an der Produktion und den kleinen Soundeffekten – die zur besonderen Atmosphäre der Platte beitragen. Diese Mischung aus Verzweiflung, Hoffnung und das in düsterer aber trotzdem treibender Musik gepackt, ist immer noch was ganz Besonderes: „Insight“. Durch die von Produzent Martin Hannett eingebrachten Soundideen – wenn dieses auch von den Bandmitgliedern mit sehr viel Skepsis betrachtet wurden – machen das Album auch zu dem was es ist – dadurch wird die Musik verstärkt und tatsächlich aufgewertet, wird mehr als ruhiger atmosphärischer Punk. Aber ohne all dem Schnickschnack funktioniert ein Song wie „New Dawn Fades“ auch sehr gut.
Die Rhythmusgruppe der Band funktioniert einfach zu gut. Peter Hook ist mir sowieso einer der liebsten Bassspieler und was Schlagzeuger Stephan Morris da in jungen Jahren leistet, ist auch mehr als gut. Und Bernhard Sumners trägt mit seinem Gitarrenspiel auch zum Erfolg der Band bei. Die Jungs waren damals auch noch alle sehr jung – da ist dieses Album wirklich eine überragende Leistung gewesen. Gerade wenn man bedenkt welche Langzeitwirkung das Album hat.
Mittlerweile eins meiner Lieblingstücke: „Shadowplay“ - ich finde, dass das eine echte Blaupause für den Post-Punk ist.
„Wilderness“ lässt mich ein wenig ratlos zurück. Eigentlich finde ich den Song zu Beginn ein wenig simpel, dann überzeugt er doch mit zunehmender Stimmung und durch die Melodiewechsel. Mal einfach ein richtig runtergerockt und vielleicht bleibt der Song einem auch deswegen nicht so lange im Kopf wie andere Stücke des Albums: „Interzone“. Am Ende wird’s nochmal richtig düster und melancholisch (aber genau das mögen wir ja so): „I remember nothing“ - der Gesang ist gerade bei dem Stück nochmal extrem ausdrucksstark. Und die Stimmung, in der man versetzt wird, ist einfach nur großartig. Wer jetzt aber sagt, die Musik von Nick Drake wäre ihm zu depressiv geraten, gleichzeitig liebt diese Person aber Joy Division – das will ich dann wirklich nicht verstehen – denn wer depressive Musik nicht ertragen kann oder davon vielleicht sogar noch in seiner schon vorhandenen Depression steckt – sollte das Hören von Joy Division bitte vermeiden. Allen anderen – die dieser Stimmung was abgewinnen können – es gibt nach wie vor kaum was Besseres. Ein Meilenstein.
Bei der Live-Aufnahme muss man natürlich bedenken, dass es sich um einen Mitschnitt handelt, der nicht für eine Veröffentlichung aufgenommen wurde, sondern nur als Bonus zur Veröffentlichung gekommen ist – dafür ist die Qualität aber auch ausreichend. Das Konzert beginnt mit „Dead Souls“ das auf der B-Seite der „Atmosphere“ Single zu finden war, die aber auch erst nach dem Konzert veröffentlicht wurde. Und „Dead Souls“ eignet sich als Einstiegsstück und nimmt einen auch in dieser Live-Fassung schnell mit. Der zweite Song „The only Mistake“ wurde später auf der „Still“ veröffentlicht. Der Song ist aber, egal ob es an der Aufnahme liegt oder am Spiel der Band, mir einfach zu schroff oder roh geraten, dass ist schrammelig ohne gut zu sein. Nun folgen Stücke der Debüt-Platte. „Insight“ und was bei „Dead Souls“ nur am Anfang der Fall war, scheint sich leider nun etwas zu bestätigen – die Aufnahmequalität ist nicht die beste. Jetzt könnte man das als schön ungeschliffen und punkig bezeichnen – mir tut es teilweise in den Ohren weh. „Candidate“ ist live um eine Minute herunter gekürzt. „Wilderness“ folgt – und sobald die Musik zu laut wird – nehmen auch die Rückkopplungen schnell zu – aber der Song gibt durch seine Wildheit auch live einiges her. Am meiste gefällt mir bei dem Konzert was Sumner mit der Gitarre und Morris am Schlagzeug machen. Das ist auch bei „She lost Control“ so (bei dem Stück ist auch die Aufnahmequalität wieder ganz gut). Zum Glück stimmen auch bei „Shadowplay“ Song und Aufnahmequalität überein. Da macht dieser Livemitschnitt doch wirklich Spaß und man merkt zum wiederholten Mal welche Qualität diese Songs haben. „Disorder“ folgt und funktioniert für mich leider in dieser ungeschliffenen Fassung nicht so gut. „Intermission“ ist dann auch in dieser Fassung mir zu schroff geraten (Punks könnten das aber durchaus mögen). „Atrocity Exhibition“ wird später das erste Stück des zweiten Joy Division Albums werden. Hier bietet sich auch noch die Chance auf den Gesang von Ian Curtis einzugehen, der live einfach mehr Agressivität und auch mehr Ausdruck hat. Er war schon ein echter Performer – vielleicht hat er da auch seine ganze in ihm steckende Kraft hineingesteckt und dies dann zu schnell verbraucht. Das hier auch sehr punkrockig dargebotene „Novelty“ war das B-Seiten-Stück der ersten Bandsingle „Transmission“. Und „Transmisson“ schließt die Live-Aufnahme dann auch nochmal mit einem kleinen zusätzlichen Höhepunkt ab.
Die Studioaufnahme ist jetzt wirklich der Meilenstein und ein ganz großartiges Album. Die Live-Aufnahme ist eine Zugabe und rundet diese Veröffentlichung noch etwas ab. Die Aufnahmen von Joy Division gehören schon in jede gute Sammlung.
Judas Priest – Rocka Rolla (1974)
Angeblich ist ja dieses Album eher noch ein Blues-Rock-Album und kein Heavy Metal-Album. Dabei rockt das Album mit „One for the Road“ direkt richtig los. Erinnert mich an den Rock von ZZ top und macht ziemlich viel Spaß – weil hinter der Musik sehr viel Power steckt. Toll. Also war es ein weiterer Fehler von mir die klassischen Heavy Metal-Bands bisher zu ignorieren. Mir kam diese Erkenntnis eigentlich schon früher. Bei der Serie „SAS: Rogue Heroes“ verwendeten die Macher klassische Heavy Metal-Songs als Soundtrack und diese Songs machten richtig Spaß, darunter waren Bands wie AC/DC, Black Sabath, Saxon – aber auch Bands wie Killing Joke, Cure, The Damned, The Fall, The Stooges – und eben Judas Priest zu hören. Also gut – wenn Judas Priest so gut funktioniert, hole ich auch irgendwann noch Black Sabath und Saxon nach – versprochen. Aber vielleicht mag ich ja auch nur dieses Album, das noch kein „echter“ Heavy Metal sein soll. Und im Garagen-Rock-Style geht’s auch weiter: „Rocka Rolla“.
Darauf folgen zwei kurze Stücke: „Winter“ und „Deep Freeze“ - die dann vielleicht so was wie eine Trilogie zusammen mit dem Stück „Winter Retreat“ darstellen. Ich finde ja den Sound von Bass/Gitarre richtig „fett“!. Wenn das nächste Album der Band, so viel besser sein soll, als dieses – da bin ich ja mal wirklich gespannt – was dann kommt – und ob ich dass dann auch toll finde – denn was ich grade auf dem Album höre, gefällt mir schon richtig gut. Im Verlauf von „Winter Retreat“ werden Judas Priest schon fast zur Prog-Rock-Band. Den Garagen-Rock-Sound der Platte finde ich grandios – so auch „Cheater“. Hardrock: „Never Satisfied“. Langes, eher sanfteres Stück – und auch das hervorragend gespielt und entwickelt tatsächlich einen an Pink Floyd erinnerndes Feeling: „Run of the Mill“. Dann doch mal wirklich so was ähnliches wie Blues-Rock: „Dying to Meet you“. Und wieder – den Bass/Gitarrensound finde ich einfach richtig gut – damit fangen die mich jedes mal ganz schnell ein.
Der Song verwandelt sich dann irgendwann zur verspielte Heavy-Metal-Nummer: „Hero, Hero“. Und fast am Ende „Caviar and Meth“ - atmosphärische Instrumentalnummer. Ganz am Ende folgt „Diamond and Rust“. Mit dem Judas Priests einen ganz ganz typischen Vertreter des – ich sag mal, des massentauglichen Heavy Metal runterspielen, ist aber auch ein Cover einer Joan Baez-Nummer. So klingen die Heavy-Metal-Nummern, die mich vom Heavy Metal immer abgeschreckt haben – weil so ganz viele Stücke funktionieren – wenn die auf den nächsten Album so dann weiter machen würden – dann wäre ich wohl ein Kurzzeitfan – aber erst hören – dann meckern. Aber dieses Debütalbum finde ich riesig – nur den letzten Song brauch ich nicht (der war aber wohl auch eher ein Bonusstück und nicht auf dem Originalalbum.
Erlebnisse beim Filmdreh in Musik gepackt. Kleine feine Musikbilder und dazu schöne Melodien, feiner Gesang, gute Musik. Und das Gehörte hat nichts mit Reggae zu tun. Ein Soundtrack für jeden Tag. Für Fans von Sufjan Stevens und Kings of Convience mit einem Hauch David Sylvian.
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.