The B-52´s – The B-52´s (1979)

„Planet Claire“ klingt nach Agenten-Thriller und erzeugt Spannung. Mit Einsatz des Gesangs durch Fred Schneider kommt noch eine Pulp-SF-Ebene hinzu und die Nummer gerät zum Punk-Pop-Stück. Bei „52Girls“ übernehmen Cindy Wilson und Kate Pearson den Gesang und es ist eine schöne Punk-Rock-Nummer. Bei „Dance the Mess Around“ sind wir beim New Wave angekommen, bei der Cindy Wilson schön punkig grölt, vor allem nimmt mich der Rhythmus des Songs aber mit. „Rock Lobster“ funktioniert mit den gleichen Zutaten wie „Planet Claire“ – ist aber noch etwas schräger geraten. 
Was man den „B-52´s“ einfach lassen muss ist, dass sie einen ganz großen Wiedererkennungswert von Anfang an hatten. Hörst Du einen Song von den „B-52´s“ weißt Du sofort, das es ein Song der „B-52´s“ ist – das liegt an den Songs, den Stimmen von Sänger und Sängerinnen und es ist diese hier mal wirklich gut funktionierende Mischung von Rock ´n´ Roll und den damals (1979) aktuellen Musikströmungen, die auch später mit „Love Shack“ brillant fortgeführt wurde. So wird man Teil der Rock-Pop-Geschichte. 

Frühen Alternative-Rock können sie auch „Lava“. Mit „There´s a Moon in the Sky (Called the Moon)“ geht die New Wave Welle weiter. Da wünschte ich mir, es hätte mal ein Duett von Schneider mit David Byrne geben sollen – wäre ne coole Sache geworden. Die Punk-Rock-Songs der „B-52´s“ wie sie auch mit „Hero Worship“ und „50550-842“ fortgeführt werden, gefallen mir richtig gut und machen mir echt Spaß. Der Cover von „Downtown“ ist dagegen etwas zu einfältig geraten und wäre nur als Single B-Seite was – sorry. Aber der Gesamteindruck der Platte ist wirklich gut – schönes Debüt und Chris Blackwell als Produzent sorgt wieder einmal mehr für die mehr als ausreichende gute Sound-Qualtität.

The Band – The Band (1969)

Genau wie beim Vorgängeralbum „Music from Big Pink“ handelt es sich bei der Musik von The Band um an Roots orientierten Folk-Rock. Mehr noch als bei der ersten Platte tritt nun als Songschreiber Robbie Robertson immer mehr in den Vordergrund. Der Sound der Band ist einfach etwas voller, da er mit Blasinstrumenten und Klavier/orgel unterstützt wird und so immer dieses leichte Dixieland-Band-Feeling mit in den Folk einbaut. Dies ist bei Stücken wie „Across the great Divide“ einfach gut und schön zu hören. Bei „Rag Mama Rag“ noch Cajun dazu, samt dem dazu gehörigen Akkordeon. Da ist der Süden der USA musikalisch sehr sehr gut und selbstbewusst abgebildet im Sound von „The Band“ (die aber zur Mehrheit aus Kanadiern bestand). Song drei ist wohl einer der ganz großen Klassiker der Band: „The Night they Drove Old Dixie down“. Großer Song, tolles Song-Writing von Robbie Robertson – da zeigt er, warum es sich gelohnt hat, aus dem Schatten von Dylan heraus getreten zu sein. Songs kann auch The Band selber schreiben. Country-Singer/Songwriter-Stück: „When you awake“. Mit Soul und etwas Funk gewürzt macht „Up on Chripple Creek“ richtig Laune (Country-Soul – wäre auch ein guter Song für die Blues Brothers gewesen). Eine Ballade mit Gospel-Feeling folgt: „Whispering Pines“. 
Mit Country-Rock startet die zweite Plattenseite: „Jemima Surrender“ - das ist nicht ganz so meine Nummer – klingt so wie „Honky Tonk Woman“ und den mag ich ja auch nicht wirklich. Dagegen ist „Rockín Chair“ als ruhige Folk-Nummer wieder mehr meins. Schöne Folk-Rock-Nummern: „Look out Cleveland“.
& „Jawbone“ (toller Refrain). Noch ein weiterer schöner Folk-Gospel folgt: „The unfaithful Servant“. Nochmal mit Soul gewürzt ist das letzte Lied „King Harvest (Has Surley Come). 
Für mich sind sie „die“ wichtigste und einflussreichste Band des nordamerikanischen Kontinents – so einfach ist das! 

Band of Horses - Everything all the Time (2006)

Das Gute an Musikstreamingdiensten ist, dass man sich vor Fehlkäufen schützen kann, da man sich viele (nicht jede) Platte eigentlich vor einem Kauf anhören kann (es ist aber ein Irrglaube, dass man dadurch wirklich Geld spart – denn durch das „Hineinhören“ in Platten entdeckt man viel mehr gute Platten als zuvor und ich als hoffnungsloser Sammler, will (wenn es im Budget passt) all diese bei mir Zuhaus haben)). Und es gibt ja Bands, deren Namen man lange kennt und die irgendwie vielleicht gehört werden sollten, aber warum auch immer, konnte man sich dazu bisher nicht durchringen. So ging es mir mit „Band of Horses“ und so starte ich die neue Rubrik „Hören wie sie sich anhören“. 

„The First Song“ ist ein verträumt akustisch klingender Indierocksong. Die Band ist wohl ein Projekt des Sängers/Gitarristen Ben Bridwell und passend zu meinem Hören von „Iron & Wine (dazu später mehr) waren sie als Vorgruppe für Iron & Wine bekannt geworden und wie dieser vom Sub Pop-Label unter Vertrag genommen. 
„Wicked Girl“ ist etwas schneller und härter gespielt, der Gesang bleibt dabei im Stil von Dream-Pop und Shoegazing/Post-Rock verhallt. 
Mit Bass am Anfang und etwas klarere Stimme wiedergegeben, dazu eine großartige Melodie packt mich „Our Swords“ dann doch richtig. 
„The Funeral“ wurde von mehreren TV-Serien und Medien als Hintergrundstück genutzt und sorgte für ein besseres Bekanntwerden der Band. Der Song ist ein gefühlvoller, aber nicht langsamer Rocksong, aber ich finde es wirklich Schade, dass der Gesang so produziert ist, wie er ist. Ich hab das Problem ja bei so manchen Post-Rock und Shoegazing, DreamPop-Act – ich finde live geht das, aber auf CD/Vinyl eben nicht so – ist aber wohl ein persönliches Problem von mir. 
Bei den ruhigen Stücken fällt das mit dem Gesang aber nicht so ganz auf und so funktioniert „Part One“ wieder besser für mich.
“The Great Salt Lake“ mit kräftigen Gitarren ist auch sehr schön geraten und zusammen mit dem Gesang erinnern Band of Horses mich da stark an „Lord Huron“. 
Heartland-Rock-Melodie mit IndieRock paaren können sie auch: „Weed Party“. Wenn man bisschen in die Platte reingehört hat, fängt sie an wirklich Spaß zu machen. Dann folgt eine verhallte Americana-Nummer: „I got the Barn because I like The“. 
Tatsächlich wechselt die Band den Stil der Musik in der zweiten Hälfte der Platte und die Songs bekommen einen größeren Folk-Touch. 
Mit Banjo-Einsatz „Monsters“. Der letzte Song des Debüt-Albums ist „St. Augustine“ - ruhiger Folk-Rock-Song und sehr süß.

So richtig weiß man nicht nach Anhören des Debüt-Albums wie es wohl mit Band of Horses weitergeht. Bleiben ihre Songs so vielfältig wie auf dieser Platte? Werden sie eher härterer Dream-Rock oder Folkiger-Dream-Pop? Da muss ich wohl noch bei Zeiten mal weiter ins Werk von „Band of Horses“ hineinhören. 

BAP - Vun Drinne noh Drusse (1982)

Kölscher Rock – der so überhautnichts mit der NDW zu tun hat – BAP sind da so irgendwie hineingeraten, weil sie glaube ich einfach mit ihren Kölsche-Sprach sich vom Rest absetzten. Eigentlich sind sie eine Rockband aus Köln. Auf ihrem dritten Album sind viele meiner Lieblingssongs der Band zu finden, die auch heute noch sehr gut funktionieren. „Kristallnacht“ direkt am Anfang. Der akustische „Wellenreiter“ senkt Tempo und zeigt die Singer/Songwriter Qualitäten von Fröntmann und ewiges Mitglied der Band Wolfgang Niedecken. „Zehnter Juni“ funktioniert von Anfang an mit toller Melodie und nimmt einen direkt mit. „Wie ne Stein“ ist mir ja immer etwas zu albern geraten – zu gewollte Huldigung an Bob Dylan, dafür gehört „Do kanns zaubre“ mit zu den schönsten Liedern die ich so kenne. Bei „Nit für Kooche (Teil 1) & (Teil 2) habe ich zwar Verständnis für einen Anti-Karnevalssong, aber die Ausführung finde ich eher mittelmäßig gelungen. Es folgen dann ja „Ahn´ner Leeitplank“, „Wenn et Bedde sich lohne däät“ und „Eins für Carmen un en Insel“ und das sind drei BAP-All-Time-Favorites-of-Mine. Der Endsong dreht sich um dem Alltag im Tourleben einer Band „Koot vüür Aach“

Barcley James Harvest – Time Honoured Ghost (1975)

Bekannt wurden Barcley James Harvest durch die aufwendige Orchesterbegleitung bei vielen ihrer Songs. Dieses Album startet mit „In my Life“, das an einer Prog-Rock-Nummer von Yes erinnert. Warum die Gruppe bei Friedensaktivisten und kirchlich verbundenen Menschen so beliebt war, wird beim sanften „Sweet Jesus“ klar. „Titles“ ist sanfter Singer/Songwriter-Rock und das erste Stück der Platte das mich mitnimmt. Das an dem Buch „Die Möwe Johathan“ angelehnte „Jonathan“ ist viel zu sentimental und langweilig geraten. Wieder mehr Prog-Rock gibt es bei „Beyond the Grave“ (ist aber auch nicht wirklich gut). Bei „Song for You“ – irgendwo zwischen alten Genesis und Yes Songs sich bewegend - funktioniert der Song am Anfang sogar richtig gut, kippt dann aber leider wieder nach einem ansprechenden Anfang und wird zu Soft Rock-Schnulze. „Hymn for the Children“ - 70er-Soft-Rock-Hymne – genau für solche Nummern waren Barcley James Harvest bekannt und wurden dafür geliebt. „Moongirl“ hätte das Zeug zur typischen 70erJahre-Rock-Nummer – aber fällt dieses dafür wieder zu sanft aus. Viel besser sind sie – wenn sie sich an amerikanisch klingenden Singer-Songwriter-Rock versuchen (liegt vielleicht auch am amerikanischen Produzenten) – als solcher funktioniert wenigstens „One Night“ nochmal richtig gut. 
Am Ende landen zwei Songs der Platte in meine Playlist.

Maria Basel – Layers (2021)

Ich habe Maria Basel das erste Mal als Sidekick von Jonas David bei einem Konzert im Dortmunder Domizil live erlebt. Mittlerweile hat Maria Basel sich in den Vordergrund gespielt und tut dies mit Stimme und Keyboard/Klavier. „Layers“ ist ihre Debüt-EP. Die fünf Songs auf der EP sind sanfter, etwas melancholischer Indie-Pop und da muss man sich auch nicht jeden Song einzeln vornehmen, das ist was für Fans von Hundreds und Agnes Obel, denn genauso klingt die Musik von Maria Basel. Vielleicht ist der einzige Nachteil, dass die Songs alle recht ruhig gehalten sind – aber alle Songs verbindet, dass sie einzeln für sich gut dastehen. Da freut es, dass die Künstlerin auch eine ganze Platte mittlerweile herausgebracht hat. 

Bas Jan – Baby U Know (2023)

Recht entspannter, aber schön rhythmischer Post-Punk bieten die vier Frauen von Bas Jan mit dem Einstiegsstück „Progessive Causes“. Die Musik ist sanft und die Damen singen auch mehr als andere jüngere Bands, die den Sprechgesang für ihre Post-Punk-Musik favorisieren. Das zweite Stück „Sex Cult“ könnte auch The XX Fans ansprechen. Der Song ist auch eigentlich mehr Dream-Pop als Post-Punk. The Velvet Underground und New Wave steckt in „All Forgotten“. Die Mischung sorgt schön für Abwechslung und alles ist so gut und mit einer zauberhaften, aber auch frechen Leichtigkeit in die Rillen der Platte gepresst. „My Incantations Herbs & Art have abadoned me“ - schon der Titel verspricht eine Satire auf die psychedelische Musik und diese gelingt auch sehr fein. Die Vergangenheit wurde von den Musikerinnen Serafina Steer, Emma Smith, Charlie Stock und Rachel Horwood schon mal schön aufgesogen und wird nun von ihnen neu Interpretiert und für was Eigenes benutzt. Nette fast unplugged dargebotene Post-Punk-Nummer: „Vision of Chance“. 
„Shopping in a new City“ beginnt mit folk/psychodelischen Einschlag und wird dann eine experimentelle Indie-Pop-Nummer. Das ist einfach total entspannte Indie-Musik und richtig gut – hebt die Laune und macht Spaß hält dabei aber auch einen gewissen musikalischen Anspruch hoch, sehr gutes Beispiel dafür: „You have bewitched me“. So was gabs auch mal in deutscher Sprache und hieß da „Die Braut haut ins Auge“.
Diese unglaubliche Mischung aus Folk und Indie setzt sich auch gekonnt mit dem Titelstück „Baby you know“ fort. 
Bei „Too Good to be True“ schmieden die Damen einen Mix aus Sixty-PopRock und Punk zusammen. „Profile Picture“ setzt am Ende nochmal auf eine effektvolle Atmosphäre um dann noch mal zur experimentellen Post-Punk-Indie-Nummer zu werden. Und genau das ist Bas Jan: Experimenteller einen großen Spaß machender Indiepop, der wie geschrieben eine beneidenswerte Leichtigkeit inne hat und das macht die Musik von Bas Jan so besonders. 

Bas Jan – Back to the Swamp (2023)

Der zweite Longplayer von Bas Jan, der Band um die Multiinstrumentalstin und Sängerin Serafina Steer musste ich haben, weil ich ihr Debütalbum einfach sehr sehr gut fand. Und so ist die Freude auf weitere Songs dieser Band sehr groß. 

Im Indiepopbereich – aber mit dem Hang zum gut konstruiert Art-Pop – ist der Opener „At the Counter“ angesiedelt. Der zurückhaltenden Post-Punk-Pop der ersten Platte kehrt mit „No More Swamp“ zurück und auch der Song macht sofort richtig Laune.

Ich finde es ja gut, wenn eine Band einen eigenen Stil hat – dieser aber nicht das Songwriting davon abhält, einfach gute Songs zu entwickeln und auch nicht die musikalische Bandbreite einer Band einschränkt. Mir ist der Song als Hörer wichtiger als der Wiedererkennungswert einer Band – eigentlich soll mir ja jeder „neue“ Song, den ich höre, am besten auch was Neues anbieten. Schön ist es dann, wenn ich bei der neuen Platte einer von mir sehr gemochten Band beim Hören den Wiedererkennungswert habe – das kann dann auch nur an der mir bekannten Stimme des Sängers liegen - ich aber nicht beim Hören das Gefühl habe, die gleichen Songs der letzten Platte nur in leicht veränderter Form nochmal vorgespielt zu bekommen. Dann macht es Spaß und ich kauf mir dann auch die nächste Platte. Stelle ich bei einer von mir gemochten Band fest, dass ich immer nur noch das Gleiche von denen zu hören bekomme und auch dies nicht mehr ganz der Qualität der Vorgängeralben – stelle ich das Hören auch ein – bis sie mich dann mal wieder vielleicht mit einer Single oder einem Radiosong wieder zurückholen können, oder einem Liveauftritt.....aber manchmal war es das dann auch einfach. Dann halte ich aber die guten Platten auch positiv weiter in Erinnerung und höre diese gerne. 

Das größte Problem ist, egal wie gut die Band ist, wenn sie ein Lieblingsalbum gemacht hat – dieses hört man meist, obwohl neben dieser noch andere Platten von dieser Band stehen, die dann nur zur Sammlung gehören – und da hört bei mir als Vielhörer, der keinen Regalplatz mehr hat, dann der Spaß mittlerweile auch auf – deswegen ruhig mal auch die nicht Lieblingsplatten einer geliebten Band hören – ob diese überhaupt noch im Regal einen Platz brauchen – oder ob -„Überraschung“- sich nicht ein paar super Songs auf diesen befinden – die man jahrelang überhört hat – genau deshalb versuche ich ja gerade das Projekt „Sammlungdruchhören“ durchzuziehen. 

Wenn sich aber eine Band „neu erfindet“ und den alten Stil ihrer Musik gegen einen ganz neuen austauscht – und das nicht nur als Experiment oder Spielerei für eine Platte, dann kann das bei mir auch dazu führen, dass ich eine einstmals geliebte Band aufgebe. Da merkt auch wie schwer es die Musiker mit ihren Fans haben – machen sie immer nur die Musik im gleichen Stil, gelten sie als langweilig und ihre nächsten Platten werden ignoriert. Wagen sie sich an was Neues und ändern was – wird es den einen Teil der Fans gefallen und die anderen werden sich abwenden – da ist es schon gut, wenn man von Anfang an klar macht: bei uns ist einfach alles zu erwarten und wir sind vom Stil nicht so festgelegt und genau das machen Bas Jan recht gut und es scheint mir auch eine Tendenz bei so einigen Bands zu sein – dass sie lieber von vielen zu viel auf ihren Alben bieten, als sich gleich auf was festlegen zu lassen, und damit in irgendeine Schublade zu geraten. Ich mag das. Wundertüten finde ich als Hörer spannend – solange die Songs in der Tüte gut sind. 
Das war jetzt ein langer Aufsatz über vieles, aber jetzt zurück zum nächsten Song der Platte. 

„Credit Card“ ist eine sehr schöne Indie-Rock-Nummer und wieder geraten sie mit ihren kunstvollen Singer-Songwriterinen-Post-Punk auch in den Gefilden des Art-Rocks. Das finde ich super. Im Art-Pop-New Wave-Bereich: „Ding Dong“. Und mit „Margaret Calvert Drives Out“ sind wir nun wirklich im Art-Rock gelandet. Die Band aus London begeistert mich wirklich wieder – weil die Mischung einfach großartig ist – da steckt soviel von der Musik drin, die ich derzeit mag und das alles auf einem Album gepackt und manchmal in nur einem Song zu finden. Das Titelstück „Back to the Swamp“ ist atmosphärischer Art-Post-Punk. Indie-Pop: „Singing Bar“. „Cried a River“ = Art-Pop-Rock. Am Ende nochmal anspruchsvoller Indie-Pop mit „Tarot Card“.

Alles richtig gemacht. Gerne noch mehr davon. Das ist beste Indie-Pop/Rock-Unterhaltung. Würde ich zu gern mal live erleben. 

Peter Matthew Bauer – Liberation (2014)

Nachdem die Indie-Rockgruppe The Walkman eine unabsehbare Schaffenspause angekündigt hatte, machte sich deren Bassist Peter Matthew Bauer ran an das erste Solowerk.
Während „I was born in an Ashram“ noch was von John Lennon-Songwriting hat, klingt das zweite Stück „Latin American Ficciones“ wie ein The Walkman Indie-Rock-Stück, das kräftig das Tempo erhöht. „Philadelphia Raga“ mit langen Instrumental-Intro und in Hall getauchten Vocals ist wieder ganz anders – verträumter Indie-Pop. „Fortune Tellers“ sehr schön, erinnert an frühe The National-Songs.
Das nächste Stück ist eher Country Blues. Abwechslungsreich ist diese Platte allemal. Titelstück „Liberation!“ ist ein kräftiger Ausruf nach Freiheit. „Scientology Airplane Conversations“ hat einen schönen Drive und langsam möchte ich die Musik beschreiben als wenn Bob Geldorf und Tom Petty zusammen eine Platte gemacht hätten.

Mit „Istanbul Field Recordings“ folgt ein Intermission-Stück.
Fröhlich rockig geht es weiter mit „Irish Wake in Varanasi (For Big Pete Devlin)“. Gefolgt von „Shaved Heads & Pony Tails“ (da stampft das Schlagwerk schön) und endet mit „You Are the Chapel“ (der meinen Geldorf/Petty Vergleich noch mal schön bestätigt). Wenn Musiker aus dem Schatten ihrer Frontmänner/frauen (in diesem Fall Hamilton Leithauser) heraustreten, ist das Ergebnis oft überraschend und so auch hier. Peter Matthew Bauer findet seine vielseitige eigene Stimme.

Bauhaus – In the flat Field (1980)

Zusammen mit Siouxsie and the Banshees sind Bauhaus die Wegbegründer des Ghotic-Rock oder Gothic-Punk. Mir war Peter Murphy, der Frontmann der Band, erst mit seinem Solosong „Cuts you up“ aufgefallen. Dies ist jetzt also mein erstes Durchhören einer Bauhaus Platte. 

Ein treibender – harter Rock-Rhythmus – bestimmt den Sound von „Double Dare“. Über den harten Rock-Sound tönt die Stimme von Peter Murphy, der seine Texte heraus schreit. So ganz ist das nicht meins, aber ich weiß natürlich, dass es so was in der Art noch nicht oft vorher zu hören gab. Für Fans der Einstürzenden Neubauten, die auch 1980 ihre erste Aufnahmen herausbrachten, sicher sehr geeignet. Die zweite Nummer und zu gleich das Titelstück „In the flat Field“ ist da mehr etwas für mich, da es sich dabei um eine ganz ordentliche Post-Punk-Nummer handelt. Nur mit dem Gesang/Geschrei von Peter Murphy komme ich noch nicht ganz klar. 
Noch etwas besser ist: „A God in an Alcove“ - der zum Post-Punk auch etwas New Wave dazu mischt. Eine echte Rock-Nummer zu Anfang ist „Dive“, doch mit dem Einsatz von Bass und Gesang erinnert der Song sofort an das Werk von PIL und Johnny Rotten. Wieder mit mehr Atmosphäre und Stimmung arbeitend und sofort gefällt mir das wieder besser: „The Spy in the Car“. „Small Talk stinks“ finde ich jetzt einen erfrischend gestalteten Song und dieser bringt erneut Abwechslung in die Platte. Erinnert an die Musik von Fad Gatget. Im Gegensatz zu Joy Division sind Bauhaus auf jeden Fall eine ganze Menge härter und punkiger und auch viel weniger melancholisch (oder gar überhautpt nicht). 
Diese erste Platte ist noch viel vom Punk geprägt und dies ist auch: „St. Vitus Dance“. Den harten Rock-Bass der Band gespielt von David J finde ich schon ganz beeindruckend. Auch wenn es nicht so ganz meins ist – diese harte Art von Punk wie bei „Double Dare“ und „Stigmata Martyr“ ist schon was Besonderes und sicherlich auch nicht ohne Einfluss auf Bands, die später härteren Alternativ-Rock machen. Der Abschluss folgt mit dem Stück „Nerves“ - das ganz ruhig und leise beginnt – dann durch verzerrtes Gitarrensupfen an Lautstärke dazugewinnt und mit etwas schräger Melodie wieder an Fad Gatget erinnert (der auch im Jahre 1980 seine erste Platte herausbrachte). 

Düster-Punk ist dieses erste Album von Bauhaus. Ziemlich wild, aber auf keinem Fall langweilig und musikalisch gibt es auch einiges bei dem Album zu entdecken. So ganz ist das wie geschrieben noch nicht meins – aber ich hab ja auch noch vier Alben von denen zu hören. Mal gucken ob sie mich später noch kriegen.

Bauhaus – The Sky´s gone out (1982)

Post-Punk, Rock und New Wave treffen recht vorpreschend beim Eingangsstück „Third Uncle“ aufeinander. Das macht schon Laune. David Bowie lässt grüßen beim düsteren „Silent Hedges“ - aber es hat auch schon was eigenes was Peter Murphy, Daniel Ash, Kevin Haskins und David J da machen. Weil es wirklich die Tür zum Gothic Rock weit aufschlägt, welcher bis heute ja noch in „Düster Discos“ regelmäßig gefeiert wird. 
Wenn sie aber Rock mit New Wave-Elementen mischen, wie bei „In the Night“ finde ich das fast noch besser – weil es einfach sehr mitreißend ist. Auch wenn sich der Song dann fast schon zum Garagen(Punk)Rock-Stück entwickelt. 
Atmosphärisch beginnt „Swing the Heardache“ und wird zum Industrial Gohtic mit seinen stampfenden Rhythmus, den theatralischen Gesang und den dröhnenden, reißenden und zerrenden Klängen. 
Fast sanft und schon recht folkig gerät dagegen „Spirit“. Da finde ich aber auch wieder gut, dass die Musik der Platte nicht mit Einheitsklang langweilig. Jeder Song ist eine eigene Entdeckung bisher wert. 
Es folgt das dreiteilige Stück „The Three Shadows“ welches im ersten Teil nach ProgRock klingt. Im zweiten Teil zum düsteren Singer/Songwriter-Song mutiert und im kurzen dritten Teil wieder dem Glam-Rock eines David Bowie nacheifert. 
Akustisch wird’s sogar mit dem Song „All we ever wanted was everything“. - das nenne ich eine schöne unerwartete Überraschung – so sanft und stimmig. Da steckt schon mehr drin in der Musik von Bauhaus – als bloße Vorlagen für Ghotic-Rock. 
„Exquisite Corpse“ funktioniert als Mix aus New Wave, Post-Punk und ProgRock und irritiert kurz damit, dass man einmal zu früh denkt, das der Song schon zu Ende sein würde - und ein weiteres Mal wenn er dann zur Reggae-Nummer wird und dadurch auch sofort viel von seiner anfänglichen Ernsthaftigkeit verliert (leider). 

Die Mehrheit der Songs machen noch viel Spaß und langweilig wird es beim Durchhören nicht. Es ist also ein wirklich gutes Album. 

Bear´s Den – Red Earth & Pouring Rain (2016)

Da hat mich eine Kritik zum Album jetzt etwas Angst eingejagt vor dem Hören der CD. „Bear´s Den“ waren für mich durch sanfte folkige Singer/Songwriter-Musik zu einer Band geworden, die ich gerne mal live erleben würde, weil ich die Vorgänger EP und Album „Agape“ und „Islands“ so richtig gut fand. Und jetzt lese ich, dass sie nun vom folkigen Akustiksound weg sind und ihre Musik mit Syntheizer und anderem aufblähen würden – um noch radiotauglicher zu sein. Bitte nicht!
Also trau ich mich und starte das Abspielen der CD. 
Und tatsächlich das Titelstück „Red Earth & Pouring Rain“ klingt ein wenig so als hätten sie zu viel „The War on Drugs“ gehört. Dadurch verlieren sie viel von ihrer Authentizität, die sie mit ihrer eher akustischen Instrumentierung hatten und ihre Musik ausgezeichnet hatte. Dieser Eindruck setzt sich dann auch bei „Emeralds“ fort. Irgendwie klingt das jetzt nicht schlecht – aber irgendwie viel mehr nach 0/8/15 Songs aus dem Radio. Wäre das jetzt nicht Bear´s Den sondern eine andere Band, die ich zuvor nicht kannte, hätte diese damit durchkommen können – Bear´s Den aber nicht. „Dew on the Vine“ könnte hätte ein schöner Song sein können – aber die Produktion macht auch diesen Song zu Nichte. Bei „Roses on a Breeze“ geht es fast – der Song ist so schön – das da auch das, was den Song unnötig aufmotzt, ihm nicht schadet. Bear´s Den versuchen tatsächlich mit dem Mitteln, die bei Bon Iver und den Produktionen von Aaron Dessner total gut funktionieren – Musik zu machen. Klappt nicht. „New Jerusamlem“ klingt dann fast schon nach den alten Stücken und da lacht einen das Herz, denn genauso wollen wir die Musik von Bear´s Den hören – geht doch (wenigstens für einen Song). Nun ziehen Bear´s Den jetzt auch Songs unnötig mit Hilfe von Synthiklängen in die Länge: „Love can´t stand alone“. Irgendwie klingt das Schlagzeug wie eine Rhythmusmaschine und ist ausgesprochen simpel eingesetzt, dazu jetzt der Keyboardsound und dann noch ein paar E-Gitarren dazu – klingt mehr wie das Werk eines Solokünstlers als nach Band. Aber so was machen wir ja auch mit anderen Bands durch – was klang mal Coldplay gut und dann fand Chris Martin heraus, dass er, wenn er mit den Mitteln eines Ed Sheeran Musik macht, eine viel größere Reichweite erreicht. Willkommen im Tral-lal-lah des Mainstreamradios und der Charts oder besser der Spotify-Klicks. „Greenwood Behtlehem“ ist ein weiterer „normaler“ Bear´s Den Song – und deshalb auch gut (der Zweite!) Bei „Broken Paradise“ stellt sich zusätzlich Langweile ein. Das hat man alles von denen auch schon gehört und wenn man durch die Art der Produktion schon genervt ist, dann sei mir verzeihen wenn ich „Broken Parable“ nicht lang höre, sondern zu „Fortress“ rüber wechsel und auch da bleib ich nicht haften. Und „Gabriel“ entsetzt schon durch die ersten Klänge – also weiter zum letzten Song - „Napoleon“ will sogar zum Glück nochmal funktionieren – das ist dann der dritte von zwölf Songs, der mir gefällt. Da fällt dann das Fazit auch nicht gut aus – wirklich sehr schade, wie eine Band die mich zuvor total begeistert hat mit dieser CD nicht zu erreichen vermag. Aber die CD ist einfach mit zu simplen Mitteln aufgemotzt, was eben bei der Musik die Bear´s Den machen total unnötig ist. Wirklich sehr schade. Aber bitte hört die frühen Sachen der Band, die sind richtig richtig gut. 

BC Camplight – Deportation Blues (2018)

Hinter dem Namen BC Camplight verbirgt sich der Multiinstrumentalist Brian Christinzio, nachdem seine ersten beiden Alben nicht den kommerziellen Durchbruch brachten und er von den USA nach England übersiedelte, um dort sich neu aufzustellen und von mentalen- und Drogenproblemen loszukommen, erschien nach acht Jahren Pause sein drittes Album 2015, aber bevor er groß auf Europatour gehen konnte lief sein Visa aus und brachte die Kariere erneut ins Stocken. 2018 erschien dann „Deportation Blues“. 
Als Vergleich zu anderer mir bekannter Musik fällt direkt eine Verwandtschaft zu den „Shout out Louds“ auf, obwohl BC Camplight sehr viel düsterer gestimmt ist und weniger zum Tanzen einlädt. Er erzählt von seinen Panikattacken, Depressionen und seinen ganz persönlichen täglichen Wahnsinn, dies aber mit einer gewissen Meisterschaft, so das ArtRock auf Rock`n`Roll, Dreampop und düsteren Indiesound trifft (würde zu einem David Lynch Film gut passen). Kein Album für den Hintergrund, sondern zum richtigen Hören. Am Ende geht dem Album ein wenig die Luft aus

Sam Beam (Iron & Wine) & Jesca Hoop - Love Letters for Fire (2016)

Zwei Musiker tun sich zusammen und fabrizieren wunderschöne Songs. Da haben die richtigen zusammengefunden. Akustische Wohlfühlmusik 

für einen schönen Sonntagmorgen, oder wenn man einen schönen Sonntagmorgen während der Woche haben möchte, dann legt man einfach
diese Platte auf. Wer Gotye und Efterklang und ähnliches (Pop mit Folk gemischt) mag, wird super gut bedient. Und auch was für den Standard Countryfan ist was dabei. Absolute Empfehlung.

The Beat – I just can´t stop it (1980)

Für den amerikanischen Markt auch als „The english Beat“ bekannt, waren „The Beat“ eine kurzlebige Ska-Formation, die es aber zu drei Platten in einem Jahr brachten und zu einer solchen Band wurden, die mehr BestOff-Alben hat, als eigentliche Alben (davon gibt es mehr als man denkt). „I just can´t stop it“ ist das Debut-Album.

Mit „Mirror in the Bathroom“ beginnt die Platte großartig – Ska und The Police treffen in dem Song perfekt zusammen. „The Beat“ sind wie wie „The Specials“ und „Madness“ als Ska-Band zu verordnen und so geht es mit der fröhlichen PopReggae-Nummer „Hands off...she´s mine“ weiter. Bei ReggaeMusik und auch Ska fang ich mich trotz aller Partylaune immer recht schnell an zu langweilen – da können die Musiker so gut spielen wie sie wollen und die Songs als Einzelstück noch so gut sein. Dreimal das Gleiche hintereinander ist halt dreimal das Gleiche hintereinander. Gut das „Two Sowrds“ das Tempo wieder anzieht und die Songs doch mit recht unterschiedlichen Melodien, Tempo und Stimmungen arbeiten – da kommt Langeweile erst mal nicht auf. „Twist and Crawl“ erweitert das Spektrum noch mit einen New Wave-Einschlag und so geht es dann gekonnt weiter. Die Songs machen allesamt Spaß und ich finde es ausgewogener als das Debut von „The Specials“. Bleibt in der Sammlung.

The Beatles – Please Please Me (1963)

Nach dem ich das Debütalbum von Elvis gehört habe, war natürlich klar, dass die Beatles folgen müssen. Here it comes.

Großartig – wenn ein Debüt mit „I saw her standing there“ beginnt – da bist Du sofort gefangen von Melodie, Interpretation und just the Fun of it. Das ist Popmusik wie sie sein muss – was für jeden und etwas das man sich nicht entziehen kann – der Rock´n´Roll der Beatles steckt einen sofort an und macht Spaß. Und selbst die Balladen klingen danach direkt einnehmend: so nimmt einen auch das sehr sanfte „Misery“ mit. Unverwüstlich auch die Produktion von George Martin. Die Songs funktionieren auch so, weil sie dem Kitsch irgendwie immer was durch die Interpretation entgegensetzen, dies selbst bei „Anna (got to him) – der schon einen ganz ganz hohen Schmachtfaktor hat. 

Okay, danach packt mich aber erst mal kein Song so richtig mehr – bei dem Country-Rock ´n´ Roll von „Chains“ ist es dann doch einfach zu kitschig – da bin ich dann doch mal nicht so ganz begeistert beim Hören dabei. Da scheint die Platte dann doch etwas in der Qualität nachzulassen, denn auch „Boys“ ist nicht meins. Auch etwas zu kitschig: „Ask me why“. Der Rock´n´Roll-Sound und Style wir beibehalten: „Please Please me“. 
Aber zum Glück gibt es dann ja noch „Love me do“ - einfach genial und super, da gibt es nichts – funktioniert auch immer und immer wieder. Sicherlich neben „I saw her standing there“ das Highlight. 

Qualitätsabfall dann wieder im Anschluss mit „P.S.I love you“. Wenn sie über den soften Rock´n´Roll-Standart ihrer Zeit nicht hinaus kommen, dann ist das wirklich ziemlich langweilige Musik – kann aber auch sein, dass, weil ich das gerade alles direkt nach dem erste Elvis Presley-Album höre, dass ich vielleicht einfach vom Rock´n´Roll langsam gesättigt bin. Denn da klingt ja doch vieles ziemlich gleich. Aber „Do you want to know a Secret“ ist irgendwie schon wieder zu süß, um es wirklich nicht zu mögen – sticht aber auch heraus weil hier George Harrison singt und nicht Lennon oder McCartney. 
Die Stärke von McCartneys Gesang macht auch „A Taste of Honey“ zu einen ganz annehmbaren Song – außerdem ist der auch von seiner Art etwas herausragend. 

Nichts für mich ist dann wieder „There´s a Place“ - aber zum Schluss folgt ja noch „Twist and Shout“ und der bleibt natürlich auch ein Klassiker. 
Debüt mit Höhen und Tiefen, dass in Deutschland auch erst als zweiten Platte veröffentlicht wurde. 

Belly – King (1995)

Belly wurde von Tanya Donelly und Fred Abong gegründet. Donelly hatte vorher schon in den bekannten Bands Throwing Muses und The Breeders mitgespielt. Nach diesem zweiten „Belly“ Album – das seinerzeit wenig Käufer fand, beschloss Tanya Donelly solo weiter zu machen. 
Aber wie hört sich das zweite, damals ungeliebte Album heute an und dies für jemanden der es zum ersten Mal hört?'
Klar ist, dass sich Tanya Donelly mit dem Album weiter von ihren Alternativ-Rock- und Indie-Wurzeln entfernt und auf dem Album sich mehr als traditionelle Singer/Songwriterin versucht, die neben ein paar Versatzstücken ihrer musikalischen Vergangenheit nun auch Folkrock und eben Singer/Songwriterin-Song in ihrer Musik mit einbaut. Indie-Coolness der Breeders und der Throwing Muses sucht man also fast vergeblich, wer Dinsaur jr mit weiblicher Note hören möchte, kommt da eher auf seine Kosten. Das dem Album keine großer Erfolg beschieden war, mag daran liegen, dass die gute Qualität der Songs auch verhinderte, das es auch keine charttaugliche Songs im Singleformat auf dem Album gibt. Sie hätte sicherlich Songs wie die von Alanis Morissette hinbekommen, aber das ließ wohl ihr eigener Anspruch an sich selbst nicht zu. Vielleicht hätte der überdrehte nach The Pretenders klingende Song „Red“ noch das Zeug für einen Hit gehabt – vielleicht war der Song dann dafür doch etwas zu überdreht geworden. Wer weiß? 
Auf jeden Fall hat Tanya Donelly mit dem Album ihren eigenen Weg gefunden und dies ist für eine Künstlerin ein wichtiger Schritt. Mittlerweile gilt das Album unter Musikkennern als eins der unterschätztesten Alben der 90er und die, die das Album hören, bekommen eine schöne Mischung aus moderner amerikanischen (Indie)Rockmusik zu hören, jenseits der Charts und Radioplaylist. 

Bernd Begemann – Rezession, Baby! (1993)

Da hat sich der Frontmann von seiner Band „Die Antwort“ getrennt und bringt 1993 seine erste Soloplatte heraus – 21 Songs sind drauf, die meisten unter drei Mitnuten Länge. Zuvor sei mal erwähnt das ich Bernd Begemann erst viel später für mich entdeckt hat – da musste erst ein Song namens „Fernsehen mit deiner Schwester“ auf einen Sampler für sorgen – aber nun mag ich ihm sehr. So ganz einfach ist es ja auch nicht an Begemann zu geraten, beim ersten Hören klingt seine Stimme halt immer wie die eines alten Schlagerfuzies (Sorry, dafür) – am besten man sieht sich ihm einmal live an – denn das wird was Unvergessliches sein. Was Bernd da singt, ist auch viel wichtiger als wie es manchmal klingt und bei Begemann gibt es auch viel mitzusingen und darum auch, diese ernste Welt nicht immer zu ernst zu nehmen – so mancher Song ist eine witzige Abrechnung mit den Tücken der Welt und des Alltags und auch die deutsche Zeitgeschichte wird von ihm schlau kommentiert. 
Der junge Bernd Begemann wie er auf dieser CD zu hören ist, klingt auch von der Stimme noch jünger und dadurch muss ich zurücknehmen, dass er wie ein Schlagersänger klingt – eher wie ein Jochen Distelmeyer, der aber wiederum ja heute auch nur noch Schlager fabriziert. Der Jochen wird auch später nochmal erwähnt. 
„Hitler – menschlich gesehen“ ist schon ein provokanter Titel, aber so provokant ist der Song dazu dann wieder nicht – eher eine Abrechnung mit der damaligen, jetzt leider immer noch aktuellen Wirklichkeit im Lande und das „Hitler“ menschlich gesehen wurde, war nur dem Stern zu verdanken. Die meisten Stücke sind im Homerecording entstanden. So wohl auch der Rap „Mitleid mit den Dummen´93“. „Ihr habt es schön hier“ - ein Lied voller Neid, Unglück und dem Glück das Schöne wieder verlassen zu dürfen (oder so). Es könnte einfach um ein Beziehungsende gehen bei „Apocalypse in Borkhorst“ und bei „Lass uns Essen“ ums Leben ohne gelebt zu haben. Um Heimat(land) geht’s in „Deutsche Hymne ohne Refrain“. „Der lange Abend“ ist immer zu kurz, da man dann weg geht, dabei würde man noch gerne bleiben. Von einer Anhalterin, die man einfach so mal mitnimmt und zu ihren Freund fährt: „Ich wollte eigentlich nicht nach Hannover“. Über kritische Auseinandersetzung: „Rambo III mit Jochen Distelmeyer im Autokino“ (schon alleine für die Songtitel muss man einen Bernd Begemann lieben). Deutsche Vergangenheit und ein langer Songtitel „Liebe und Freiheit (Josef Bachmann erzählt seine Geschichte und erteilt Rudi Dutschke eine Lektion). „Es tut mir so weh“ - ja verratene Liebe und Freundschaft tut weh. Musikalisch ist das alles sehr einfach: Lo-Fi und manchmal auch einfach nur gesungen oder von der Rhythmusmaschine begleitet, seine großen Qualtitäten an der Gitarre bleiben so leider noch total verborgen. Da gefallen mir die späteren Alben doch eher besser – aber so war es halt – als die Hamburger Schule noch jung und hip war. Die Texte sind aber schon so, wie man sie auch heute noch von Begemann erwartet und liebt – klug, ehrlich und oft auch mal was zum Schmunzeln oder Spaß haben. 
Die zweite Hälfte beginnt mit einem instrumentalenStück: „Schmutziger Schwan auf dem Baggersee“. Danach geht’s weiter mit dem schönen „Meine Seele“. Seine Liebeslieder sind auch immer irgendwie anders – auch dass über „Chritiane, das Mädchen vom C.V.J.M.“. Über müde Liebende – oder über Liebende, die gerade geliebt haben: „Die müden Liebenden“. „Buddy, nimm lieber den Bus (auch ich bin ein Johnathan Richman Fan)“ - das Fangefühl in einem Song gepackt – sehr sehr schön. Was Hildegard glücklich macht – ist wohl nicht unsere Vorstellung von Glück: „Macht Hildegard glücklich“. Eine sehr persönliche deutsche Vergangenheitsbewältigung ist: „Der Junge, der nie mein Onkel wurde“. Freunde finden, freunde behalten: „Jemanden kennenlernen/witzig bis zuletzt“. Übers anpassen oder dies bleiben lassen: „Mein kleines häßliches Mädchen“. Und zum Schluss ein Lied über die wahre Liebe: „Ich wußte, das es dich gibt“. 
Als Küchenaufnahme ist die Musik so mal hinzunehmen, die Texte sind auch beim noch jungen Bernd Begemann super und schon deshalb lohnt sich der CD, da man da die Texte alle auch zum nachlesen nochmal hat. 
Ausgewählte Songtexte gibt es übrigens auch in Buchform: „Gib mir eine zwölfte Chance“. 

Better than Ezra – Deluxe (1993/95)

Sieben Jahre nach Gründung und dem Tod des ersten Sängers der Band, machten die restlichen drei Mitglieder einfach immer weiter, brachten eine erste Aufnahme auf Kassette heraus und nachdem das Album „Deluxe“ erst bei einem Indielabel veröffentlicht wurde, dann zwei Jahre später nochmal von einem Majorlabel veröffentlicht wurde, kam der Erfolg ganz schnell. Dieses Debütalbum ist auch gleichzeitig das bekannteste und erfolgreichste der Band – und dies nicht zu unrecht. Der Stil der Band ist nicht ganz eindeutig. Für Alternativ Rock ist der Sound und Teile der Songs einfach zu Mainstream, aber für Mainstream-Pop ist die Band wiederum einfach zu gut. Es reicht, dass die Band gute Songs macht, die sowohl eben in vielen Genre gut funktionieren – vielleicht etwas vergleichbar mit Calexico, nur das die in New Orleans beheimate Band Better than Ezra eben mehr von der Musik der Bayous inspiriert ist, als die mexikanische Wüste den Sound von Calexico beeinflusst hat. 

Das Album, das ich auch vom ersten Hören an immer gemocht hatte und auch recht oft gehört habe, fängt direkt stark mit „In the Blood“ an. Das ist guter leichtgängiger Rock und Sänger Kevin Griffin gibt mit seinem zärtlich gefühlvollen Gesang, der mich entfernt an Peter Kingsbery von Cock Robin erinnert, die besondere Note hinzu. 
Als zweites folgt die bekannteste Single der Band: „Good“ und die hat wirklich eine starke Alternative-, Punkrock-Note und nimmt einen direkt mit.
Die Songs sind einfach alle schön eingängig und gefällig, aber auf gute Art und weise – so wie halt gute Popmusik. Halt schon massentauglich, aber nicht dumpf, sondern einfach gutes Songwriting und auch gut musiziert.

Wie gut das gespielt und von Musiker/Produzent Dan Rothchild produziert ist, hört man bei dem schön rockigen „Teenager“ - super Song. 
Das alles ist auch so typische Mitte90er-Rockmusik. Zum einen schon immer etwas leicht mit Schrammelgitarren und lauten Rockbass gespielt, aber vom Inhalt durchaus radio- und hitpardentauglich. 

Atmosphärisch und etwas melancholisch: „Southern Girl“. Nur gute Songs: „The Killer inside“ und das folkige „Rosealia“ folgen. Auch im Folkrock-Modus: „Cry in the Sun“. Nach einem kurzen Zwischenspiel bieten Better than Ezra mit „Summerhouse“ perfekte Partystimmung.

Ballade: „Porcelain“. An die „BoDeans“ erinnert mich dieser Song sehr. Die machen auch solch ähnliche Musik.
Akustik-Indie-Folk: „Heaven“. Auch sanft gerockt mit Singer/Songwriter-Feeling: „This Time of Year“, genau wie am Ende „Coyote“. 

Weil das Album einfach von Vorne bis Hinten gut funktioniert (auch wenn am Ende vielleicht die sanften Stücke etwas die Oberhand gewinnen) – ist das immer ein Album gewesen, dessen Songs ich durchgehend gehört, in der Playlist und eben auch immer gemocht habe. Die Songs sind trotz 90er Feeling eben doch auch schön zeitlos und funktionieren auch heute noch genauso wie beim ersten begeisterten Hören. 

B. Fleischmann – I´m not ready for the grave yet (2012)

Durch einen Zeitschriftenbeilagen-CD der Zeitschrift Spex hatte ich das Glück einen Song von dem 2006 Album „The Humbucking Coil“ gehört zu bekommen (zugegeben Jahre später). Und nach dem Hören der dazugehörigen CD war ich Fan von der elektronischen, sich aber sehr lebendig und echt anhörenden Musik von B. Fleischmann. Der Österreicher hatte mich verzaubert und ich musste mir mal aktuellere CDs von ihm besorgen und habs auch getan. Hier nun sein Album von 2012. 
„Don´t follow“ ist schon ein schöner Einstieg wieder – großartige Elektroklänge – gemischt mit Gesangs – und es es klingt einfach wieder sofort mehr als nur nach Elektro, sondern dass hat wieder direkt was Emotionales (was sehr oft bei Elektromusik fehlt – da geht es eigentlich mehr um Soundideen und Rhythmen die Dich mitnehmen, aber eher weniger darum auch dass Herz zu erreichen. Emotionalität erreicht man damit selten. Auch bei „Tomorrow“ arbeitet B. Fleischmann mit Gesangspassgen und das klingt dann nach den Platten die Brian Eno mit David Byrne und John Cale gemacht hat. Das ist dann näher an Folktronik-Musik von Tuung und Efterklang dran – als sagen wir mal an Chemical Brohters, Underworld. Und „Beat Us“ ist mit gesampelten Dialogpassagen auch einfach toll und erweckt ein wenig den Sound von Art of Noise. Die Sounds und Klänge sind auch alle schön zeitlos geraten und funktionieren heute genauso gut wie vor über zehn Jahren, als diese Platte gemacht wurde. „Lemminge“ klingt nach The Notwist und Console – nur die Besten ihres Fachs fallen mir zu dem was B. Fleischmann macht ein. Die Rhythmen, die B. Fleischmann findet, sind auch einfach gut – wie sich dann die einzelnen Teile der Songs zusammenfinden und weiter entwickeln ist einfach gut – schönes Beispiel dafür: „Who Emptied the River“. Voll elektronisch ist das auch nicht – bei vielen Stücken unterstützt die Gitarre von Markus Schneider und bei drei Songs das Saxophon von Karin Waldburger den Musiker.
„I´am not ready for the grave yet“ - so leichtfüssig kann elektronische Musik sein. Und alles ist schön Abwechslungsreich und das ist bei Elektroalben ja auch eher selten der Fall. Das sind auch alles echte Songs und jeder hat genug Ideen in sich, um sehr gut zu funktionieren und es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. So sind auch die weiteren Stücke „This Bar“, „Some/other7my husband“, „at night the fox comes“ und „Your Bible is printed on dollars“ mehr als nur gut. 
B. Fleischmann kann es. Einer von den richtig Guten.

Pat Benatar – In the Heat of the Night (1979)

Mit „Heartbreaker“ beginnt Pat Benatars Debutalbum mit einer schönen harten PopRock-Nummer und zeigt direkt, dass sie sich nicht vor Gruppen wie „Blondie“ und „The Pretenders“ verstecken braucht. „I need a Lover“ ist eine ContryRock-Nummer, die auf jeder Party sicherlich gut kommt. Sie kann nicht nur Rock sondern auch Pop. „If you think you know how to love me“ – Hit-Potential haben hier viele Stücke, so auch diese PopRock-Nummer. Das Titel-Stück „In the Heat of the Night“ nimmt das Tempo raus, verführt dich, mit einer in den Bann nehmenden Stimme (sanfte Rockröhre), die dir eine ganz besondere Nacht verspricht.
„My Clone sleeps alone“ – den Rock´n´Roll-Drive einer Debby Harry hat Pat Benatar auf jeden Fall drauf. Etwas zu sehr auf Mainstreamrock gedrillt ist „We live vor Love“ – aber so klang der amerikanische MainstreamPopRock auch noch lange lange Zeit später. Hört Euch nur die Soundtracks zu Hollywoodfilmen wie „Top Gun“, „Beverly Hills Cop“ und andere an und die wurden alle ein halbes Jahrzehnt später hergestellt. „Rated X“ hat den richtigen Drive und nimmt einen direkt für sich ein. Eine Ballade darf nicht fehlen: „Let it Snow“. Bei diesen Stück versucht die Rockröhre zum sanften Engel zu werden. Die Rockröhre legt dann aber nochmal einen Gang zu und es gibt eine richtige Hardrock-Nummer: „No you don´t“. Das letzte Stück ist „So Sincere“ – schöne PopRockNummer. Gutes Debut, welches direkt den gewünschten Erfolg brachte und dieser sollte auch für die nächsten Alben erhalten bleiben. 

Big Country – Steeltown (1984) Digital Remasterd 1996 Edition 

Zweites Album der Band. Gitarrenrock mit Texten um die Geschichte, Leid und Freud der Schotten. Einige Songs haben dabei das Zeug zur „epischen RockPopHymne“. Vor allem rockt es herrlich, aber ohne 70er Jahre Rock zu sein. 
Das es 80er Aufnahmen sind, hört man (leider) am Klang. Obwohl ich Steve Lillywhite als Produzent schätze, würde ich mir heute einen klareren Klang wünschen. Lillywhite wollte der Band einen „New Wave“ Touch geben, dafür sind Big Country aber eigentlich mit ihren Melodien zu poprockig. 
Wäre alles so gemixt wie einige der Bonussongs, könnte man das Album mehr genießen. Die Abmischung von „The Great Divide“ kann nur als totale Katastrophe bezeichnet werden (Der Song ist eigentlich gut).
Wer einen klareren Sound wünscht, wäre mit der 2014 erschienenen „30 Anniversary Deluxe Edition“ gut bedient – doch ist diese leider, wenn überhaupt, nur sehr teuer zur Zeit zu bekommen (leider) – alternativ bei Spotify (wer so was mag). Nachtrag: 2023 gab es eine neue Vinylneuauflage.

The Big Moon – Walking like we do (2020)

The Big Moon bestehen aus Juliette Jackson, Celia Archer, Fern Ford und Soph Nathann. Die Frauen machen Indie-Rock-Pop der eingängigen Art. Durchaus radiotauglich. Auf einer Festivalbühne macht das sicherlich Spaß und wer neben Haim eine weitere poppigrockige Band in seiner/ihrer Sammlung haben möchte, wird von The Big Moon gut bedient. Gut zum nebenbei laufen lassen, strengt nicht an – vielleicht deshalb aber auch eine Band, die einem nicht ganz so wichtig erscheinen könnte.

Big Red Machine – How long do you think it´s gonna last (2021)

Wenigstens ist Big Red Machine kein Eintagsprojekt von Aaron Dessner und Justin Vernon und zum zweiten Streich mit ganzen 15 Songs haben sie sich noch mehr Gäste dazu geholt, als es bei der ersten Platte der Fall war. Da wären Anais Mitchell, Fleet Foxes, Taylor Swift, Ilsey, Sharon van Etten, Lisa Hannigan, La Froce, Ben Howard, This is the Kit schon mal auf der Habenseite. 
„Latter Days“ ist direkt eine schöne America-Ballade mit der Stimme von Anais Mitchell, die sich nach einem Song von Feist oder den Songs auf den von Dessner produzierten Akustikalben von Taylor Swift anhören. Von der Drummachine unterstütztes Piano und die mal wieder leicht elektronisch verzerrte Stime von Vernon ergeben bei „Reese“ wieder einer dieser Popperlen, die wir schon vom ersten Big Red Machine her kennen. Man kann sich dem Charme des Songs aber auch nicht einziehen. Bei „Phoenix“ helfen die Fleet Foxes aus und der Song ist ganz eingängig – aber man hat das schon sehr oft so gehört: Folk-Pop. Taylor Swift singt erst beim sanften „Birch“ im Duett mit Vernon – ansonsten leidet der Song ein wenig daran, dass nicht richtig viel passiert. Da ist „Renegade“ ein Song der wohl auf Swifts eigenes Album „Folklore“ nicht mehr drauf passte – sehr viel schöner. Könnte Taylor nicht bitte immer lieber sanften Folk-Pop machen. Genug Geld hat sie doch schon verdient, da braucht man doch nicht mehr auf Pop Star zu machen. Ein nettes Pop-Folk-Stück ist auch „The Ghost of Cincinnati“. Gleiches gilt für „Hoping Then“. Da weiß man auch warum selbst ein Ed Sheeran sich von Aaron Dessner hat produzieren lassen – denn das ist alles sehr Radiotauglich (aber dadurch auch alles sehr nah am Mainstream-Einheitsbrei) – vieles auf der Platte hat man schon tausendmal ähnlich gehört – so richtige Rausreißernummern wie beim ersten Album von Big Red Machine (das ich wirklich mochte) gibt es bisher nicht – aber es ist ja auch bei einer picke packen vollen CD mit 15 Stücken schwer – nicht etwas zu langweilen - vielleicht wäre da weniger Mehr gewesen. Mit „Mimi“ und mit Ilsey als Gastinterpretin wird’s etwas flotter wenigstens – man muss auch gestehen, dass die Songs alle absolut hörbar sind – nur eben Pop. Und ich glaub innerhalb der Stücke passiert auch immer etwas wenig – Tempo- oder Melodiewechsel innerhalb eines Songs fehlen meist. „Easy to Sabotage“, diesmal mit Naeem als Gast, bietet da auch keine Ausnahme – aber damit bewegt sich das Album etwas vom Folk-Pop weg. Wieder mehr Singer/Songwriter-Nummer und zusammen mit Sharon van Etten, Lisa Hannigan (die auch beim ersten Album mit dabei war) musiziert – plätschert auch leider so vor sich hin. Kann sein das es auch ein Fehler war beide Big Red Machine-Alben innerhalb von zwei Wochen zu hören – da fällt es mir dann doch auf, das ich meinen amerikanischen Folk, doch eher „handgemacht“ mag. So alles auf radiotauglich getrimmt – wird halt langweilig. Das sanfte „8:22 AM“ kann aber bei mir punkten – das ist einfach recht schön geraten (und mit Gastsängerin La Force). 
Vom Radio vorgespielt, würde ich „Magnolia“ auch sehr fein finden – aber meine Kritik an dieser Platte verstärkt sich eigentlich mit jedem neuen Song – die Menge und der Gleichklang an Liedern lässt selbst gute Radiosongs zum Einheitsbrei werden. Und es folgen noch drei weitere. Alles ist einfach so ganz verdammt „harmonisch“ auf dieser Platte. Schaffen es vielleicht Ben Howard und This is the Kid noch etwas Klasse dem Album zu verschaffen? Eigentlich nicht – da auch „June´s a River“ keine Ausnahme ist und nicht überrascht oder wenigstens etwas Abwechslung bietet – und sogar überraschend eintönig und langweilig ist und bleibt. Süßlicher-Pop-Folk gab es schon genug und genau das ist auch „Brycie“. „New Auburnm“ mit der hinreißenden Anais Mitchell ist ein sanfter Ausklang und damit ist dann endlich das Ende der Platte erreicht. Viele Songs für eine gute Playlist, aber kein Album das man wirklich braucht. Irgendwie Schade. 

The Black Crowes – The Southern Harmony und Musical Companion (1992)

Das zweite Album der Band, wurde in nur zwei Wochen aufgenommen (!) und eroberte die Charts und brachte etwas Retro-Rock und Hippiegefühl ins Gemisch der Rockmusik der frühen 90er Jahre. Beachtlich viele Songs darauf funktionieren sehr gut und zahlreich ist damit auch die Anzahl an Singleauskopplungen gewesen. Der Überhit des Albums, der auch auf meinen Discobesuche in den 90er Jahren aber am meisten gespielt wurde, war der Song „Remedy“. 

Wenn eine Platte schon mit einen Rocksong wie „Sting Me“ beginnt, dann hat die Platte schon gewonnen – da das Stück mit seinen unverwüstlichen zeitlosen Rock einfach nur jeden Rockfan glücklich macht – den Song müssen Rolling Stones-Fans genauso gut finden wie Fans von Led Zeppelin oder Greatful Dead – das ist Rock in seiner Urform – unverwüstlich. Und bei diesen Album haben die Black Crowes es geschafft ihren „All-Time-Retro-Rock“ im Vergleich zu ihrem Debütalbum noch um einiges zu perfektionieren. Denn auch der Fan von Grunge und Crossover mochte den Sound – weil er einfach wuchtig und ehrlich ist. 
Und wenn „Sting Me“ schon stark ist, folgt als zweites das grandiose „Remedy“, dass mich immer schon mit den ersten paar Takten einfängt. Großer Rocksong. Ruhiger, aber nicht schlechter „Thorn in my Pride“. Southern-Rock-Ballade: „Bad Luck Blue Eyes Goodbye“. 
Ein weiterer Lieblingsrocksong des Albums, allein wegen der Gitarrenarbeit: „Sometimes Salvation“. Ganz großartig auch. Und der Song zeigt auch die Stärke der Band Soul und Blues-Elemente für sich mit zu nutzen. Gradliniger, aber auch super Rocksong: „Hotel Illness“. 
Ein wenig mit ZZTop-Anleihen: „Black Moon Creeping“. Und wuchtig bleibt der Rock auch mit „No Speak No Slave“. Und die Rockmaschine-Namens The Black Crowes gönnt sich auch weiterhin keine Pause. „My Morning Song“ rockt auch richtig gut los, glänzt dann aber vor allem durch seine ruhigere Passagen. 
Am Ende kommt dann doch noch mal etwas Hippie-Feeling auf: „Time will tell“.
Nach wie vor eines der wirklich guten Rockalben der frühen 90er Jahre und eins das ich immer mögen werde, weil es an die „beste Zeit“ erinnert.

The Black Keys - El Camino (2011)

Das siebte Album der Band soll zwar laut Wiki-Eintrag weniger Blues versprühen, aber direkt das erste Stück „Lonely Boy“ würde ich als modernen Bluesrock bezeichnen, der richtig nach Vorne losgeht. Produzent Danger Mouse darf wieder produzieren und so klingt das Album trotzdem der Rock im Vordergrund steht, sehr poppig und so könnte ein Song wie „Gold on the Ceiling“ auch im Mainstreamradio gespielt werden und mir hätte der Song in einer einfacheren rauen Version glaub ich besser gefallen. Mittlerweile geht mir die Verpoppung von Folk und Rock ziemlich auf dem Sack (alles soll am besten Massen- und Radiotauglich sein. Und viele, die vielleicht lieber erdige und authentischen Folk und Rock machen würden, machen bei diesem Wandel mit, damit sie wenigstens noch ein paar Spotifyhörer erreichen. Es ist ein Jammer). Das dritte Stück „Gold on the Ceiling“ hat aber einen schönen Rocksound der nach ZZ Top klingt, dabei ist der Song aber auch etwas soulig. „Little Black Submrines“ ist dagegen zwar eine hübsch aufgeputschte (Pop)Rock-Nummer – aber irgendwie fehlt es da an Originalität – würde da ein Tom Jones seine Stimme für hergeben, wäre das Super – aber ohne den Superstarbonus – ist das nur ein Song wie ihm viele andere auch machen. Gleiches gilt für „Money Maker“. Wäre es echter Garagenrock – ohne diese hochgepowerte Produktion wäre das was – aber so reißt es mich nicht mit. Dann doch lieber ein weiteres erdiges Album von Jack White. „Run right Back“ ist eigentlich nicht schlecht – aber trotzdem springt da der Funke nicht zu mir rüber. „Sister“ funktioniert aber ganz gut. Das ist einfach ein guter Song. Bei „Hell of a Season“ klingt die Band (das Duo bestehend aus Dan Auerbach und Patrick Carney) mal so, wie ich mir das ganze Album im Ansatz gewünscht hätte. Klingt zwar leider immer noch nicht wie die White Stripes, aber der Song rockt gut. „Stop Stop“ klingt nach einer modernen Version von 70er Jahre Soul/Rock und bringt etwas Abwechslung und macht Laune. Der (Glam)Rock-Versuch namens „Nova Baby“ geht im Rock-Pop-Einerlei der zuvor gehörten Songs dann ziemlich krachend unter. So bin ich nach „Mind Eraser“ ganz froh die CD hinter mir gebracht zu haben. Ein paar der Songs werden sich in der Playlist gut machen, aber andere werden relativ schnell daraus verschwunden sein. Wie gesagt – die Musik der Black Keys hätte mehr Erdigkeit verdient gehabt – live sind die beiden sicherlich ein Erlebnis. 

Black Sea Dahu - I am my Mother (2022)

Die schweizer Indie-Folk-Gruppe Black Sea Dahu ist eine meiner Traumzeit-Festival Entdeckungen des Jahres 2024. Live gesehen und CD direkt bei den Künstlern bestellt und nun wird sie gehört. Die Band wird von den drei Geschwistern Janine, Vera und Simon Cathrein angeführt und diese sind auch im allgemeinen für das Songwriting und die Studioaufnahmen verantwortlich. 
Sieben Stücke, 33 Minuten – damit sogar kürzer als ihr Festivalsauftritt. Von der Sängerin Janine Cathrein habe ich mir sehr gut den Spruch „Kuratiert Eure Freunde“ gemerkt, in dem viel Weisheit steckt – im Sinne ist er das Gleiche wie der Spruch „Um so länger ich lebe, um so mehr weiß ich wie viele Arschlöcher es gibt.“ 
Zurück zur Musik.

„Glue“ ist ein kleiner Singerin/Songwriter-Folk-Song im Walzertakt. Erinnert mich an K.D. Lang. Schöner sanfter Folk-Pop: „Human Kind“ - erinnert an viele Bands der Indie-Folk-Pop-Welle der letzten Jahre wie zum Beispiel die Mighty Oaks und Co. Auch ganz ganz sanft und ein recht beeindruckender Song: „One and One Equals Four“. Das ist dann schon wiederum anspruchvolles Songwriting wie bei einer Kat Frankie. Nicht weniger gut: „Transience“. 
Bei einem Stück wie „Make the Seasons Change“ weiß ich auch genau, warum ich beim Autritt der Band beim Traumzeit-Festival so begeistert war und die CD dann haben wollte. Die sind einfach gut und machen sehr gute Musik. Klingen eigentlich auch nur bei „Human Kind“ nach ein wenig Popmusik. Mit Songs wie „Affection“ bewegen sie sich auf der Platte mehr im Bereich des anspruchsvollen Singerin/Songwriterin-Indiefolk. Dann ist auch schon viel zu schnell das Ende der CD mit dem Titelstück: „I am my Mother“ erreicht – bei dem explodiert die Musik am Anfang wird dann zum tollen Indie-Folk-Song, der noch mal etwas zum Tanzen einlädt. Wer das Duo „Boy“ mag – müßte eigentlich mit Black Sea Dahu ganz viel anfangen können. Gerne mehr davon.

Blondie – Blondie (1976)

Rock `n´ Roll Musik. Einfache Melodien. Zuckersüß gesungen. Das ist der erste Eindruck. Nach drei Songs ist „Look Good in Blue“ ein erster Hinhörer  – auch nicht bis zum Schluss wirklich gelungen, aber da ist zu hören, dass die Band eigentlich was kann. 

„In the Sun“ mit seiner rockigen Melodie verstärkt diesen Eindruck. 

Weitere Highlights: „Man over board“, „Rip her to Shreds“ (ist nicht nur vom Titel Punk, sondern klingt auch so), „Rifle Range“ (durch den Orgeleinsatz wurde der Song von Kritikernsogar mit den „Doors“ verglichen?), „The Attack of the giant Ants“ ist alsFun-Song eigentlich ganz beachtlich. Warum auch alles so ernst nehmen?

 Von den Bonusmaterial der „Remasered“ Ausgabe kann „Planitum Blonde“ überzeugen, der auch als erster von Debbie Harry geschriebener Song gilt und der schon diese Punkattitude hat. 

Blondie – Plastic Letters (1978)

Das zweite Album der Band startet mit „Fan Mail“ und das ist ein großartiger Song. „Denis“ ist ein Schritt zurück zum Rock `n` Roll – aber gut mit den Sound damals aktueller Britgruppen gepaart (wo durch zu erklären ist, dass sie in England erst viel erfolgreicher waren als in ihrer Heimat). „Bermuda Triangle Blues“ zeigt endgültig die Wandlungsfähigkeit der Band. Stilmix ist nichts Schlimmes – durch den Gesang und eine eher rockig punkige 
Grundhaltung haben wir nun einen „Blondie-Sound“ (bei dem es zum Rückfall von Rock `n´´ Roll inspirierten Nummern immer mal wieder kommt). 

Weitere Highlights: „(I´m always touched) by your Presence“, „I didn´t have the nerve to say no“, „Detroit 442“, „Once I had a love aka The Disco Song“ (In dieser Fassung von 1975 (!) einfach unschlagbar und lohnt den Kauf der 2001 Neuveröffentlichung - ist ein Bonustrack).

Blondie – Parallel Lines (1978) 2001 Remaster

Das dritte Album und das zweite im selben Jahr, beschert der Band nach Achtungserfolgen in England und Australien den Internationalen

Durchbruch. Die Singles waren „Hanging on the Telephone“, „One way or another“, „Sunday Girl“, „Heart of Glass“.
Produzent Mike Chapman sorgt für einen klareren noch besseren Klang, der bei den Rockgitarren noch unglaublich aktuell klingt
(anders hört sich Pearl Jam zum Beispiel heute auch nicht an und die Liveaufnahmen am Ende der Platte zeigen, das sie damals auch live einen unglaubliche Qualität hatten – Schande für den zu spät geborenen Schreiberling.
Der Stilmix der ersten Alben bleibt großgeschrieben – „Fade away and radiate“ ist sogar schon fast „Progrock“ und die Rock ´n´ Roll basierenden Nummern gibt es auch wieder.
Mit „Heart of Glass“ erobern sie dazu noch die Discotheken dieser Welt. Dadurch zerfasert der Gesamteindruck der Platte.
Bonusnummern sind: 
„Once I had a love aka Disco Song (Heart of Glass)“ in einer weiteren nicht Disco-Version von 1978 und drei live eingespielte Stücke, darunter eine Coverversion von „Get it on“. 

Blur – The Ballad of Daran (2023 – deluxe edition)

Musik von Blur, Damon Alban, Gorillaz, The God, The Bad and the Queen findet sich öfters in meiner Sammlung, aber bei weiten nicht alles. Am besten davon gefällt mir „Think Tank“ von 2003. Auf den anderen Alben sind ein paar wirklich sehr gute Songs, eine Powerhymne namens „Song 2“ ist dabei und natürlich kann man sich nur über den unendlich scheinenden Output von Alban (er produziert auch noch andere Musiker:innen) nur staunen – aber ich finde da bei weiten nicht alles von so richtig gut. Viele Songs von Alban schmeiße ich auch wieder aus meiner Playlist heraus. Ich hätten aber auch nicht gedacht, das seit „The Magic Whip“ schon wieder acht Jahre vergangen sind. 
„The Ballad“ schmeichelt sich ein und es klingt ein wenig so, als ob David Bowie mit den Beatles was gemeinsam gemacht hätten: könnte man Britpop nennen. „St. Charles Square“ klingt wie Brit-Rock. So wie Blur halt klingt: schwungvolle Gitarrenriffs, etwas schräg im Gesang und Refrain. Kann man machen, muss man nicht, aber damit sind sie groß geworden. So richtig groß. „Barbaric“ ist da mehr mein Ding – schöne PopRockNummer – mag ich richtig gern. „Russian Strings“ packt aktuelles Zeitgeschehen in einer leicht melancholische Melodie. Noch etwas trauriger wird es mit „The Everglades (For Leonard)“. Die Singleauskopplung „The Narcissist“ bietet einen weitere PopRock-Nummer mit leichten Hymnencharme. Schön das Blur wenigstens weiter mit richtigen Instrumenten Musik machen und nicht wie „Coldplay“ zur reinen Disconummer werden oder sich wie Radiohead in grüblerischen Soundtüfteleien verstricken. It´s Rock and Roll and I like it!. 

„Goodbye Albert“ muss natürlich nachdem ich den Satz zuvor geschrieben hatte, als verträumte Disco-Nummer daher kommen und auch da klingt ein David Bowie mit durch. Ein Trennungslied – wieder melancholischer Natur – ist „Far Away Island“. Mit Bläsersatz und kräftiger – aber mit starker Brit-Pop-Note: „Avalon“. Den Abschluss macht eigentlich: „The Heights“ – ein Abgesang auf Vergangenes – aber mit Schwung.
Auf der Deluxe-Ausgabe gibt es aber noch zwei weitere Titel: „The Rabbi“ – nochmal klassischer britischer Rock-Pop mit Kneipencharme und „The Swan“ (da bin ich direkt nach den ersten Noten glücklich, dass ich die Deluxe-Ausgabe genommen hab) – ganz ganz schön.

The Bobby Lees – Beauty Pageant (2018)

Zehn Songs in weniger als 18 Minuten – damit wird es wohl ein kurzes Kennenlernen der Band aus Woodstock, New York. „Limosine“ ist direkt nach vorn dreschender Rock im Lo-Fi-Garagen Rock-Style, dafür aber wuchtig im Tempo und Stil. Song zwei „Ragged Way“ ist ne Punk Rock-Nummer. Dagegen ist „Radiator“ schon fast eine New Wave-Nummer im Style der frühen „Blondie“ Platten, die aber zwischen drin auch mächtig rockt. Der Song macht mir wieder richtig Spaß. Der Blondie-Touch, der Nummer zuvor, bleibt auch bei „Lunchbox“ erhalten und der kräftige Rocksound auch. Das Album fängt richtig an Spaß zu machen: „Lose it alright“. Mit „Bobby Lee“ kommt noch was Blues-Rock in den Mix – und der schroffe Sound der Platte macht richtig Laune, denn er klingt soviel ehrlicher wie die hochgepuschten Glanzproduktionen von so mancher gar nicht mehr dadurch glänzenden Rockbands. Garagen Rock im ZZ Top-Style „Deem`em Dead“ und „Mad Moth“. Kurze Instrumental-Rock-Nummer: „Disappear“. Und dann ist auch schon mit „Jitterbug Perfume“ - der wir eine „White Stripe“ Nummer klingt Schluss. Das hat verdammt viel Spaß gemacht. Bin auf die weiteren zwei Alben, die es schon gibt sehr gespannt.

The BoDeans – Outside looking in (1987)

The Bodeans machen eingängige amerikanische Rockmusik und sind in Deutschland niemals richtig bekannt geworden. Sie haben mittlerweile neunzehn Alben veröffentlicht – wobei die Konstante der Band eindeutig bei Sänger und Lead Gitarrist Kurt Neumann ist, der auch mal im Homerecordingprozess eine ganzes Album alleine einspielt. „Looking inside out“ ist das zweite Album der Band und produziert von Jerry Harrison (Talking Heads). Während das erste Album dazu führte, dass sie von den amerikanischen Lesern des Rolling Stone Magazin zum besten neuen amerikanischen Band gewählt wurden, erhielt dieses zweite Album eher zurückhaltende Kritiken. Während das erste von T-Bone Burnett noch sehr nach Roots-Musik und Heartland-Rock klang – wollten die BoDeans beim zweiten Album etwas anders, moderner und kunstvoller klingen. Dabei kam dann so was wie anspruchsvoller Heartland-Rock heraus. In Deutschland ist das erste Album der BoDeans erst ein Jahr nach dem zweiten erschienen – dafür waren dann wohl die Verkaufszahlen des zweiten Albums doch ganz gut gewesen. 
Die eingängigen Melodien gibt es auf diesem zweiten Album aber genauso wie auf dem ersten Album. Das beweist schon der Opener „Dreams“. Und so richtig weit weg vom melodiösen Heartland-Rock haben sie sich bei dieser Nummer und beim Rest des Albums wirklich nicht entfernt und auch die Songs sind weiterhin klasse arrangiert. Die Songs der BoDeans sind einfach total schnell ins Ohr gehend – aber nicht eben auf die nervende Art – die Songs machen beim Hören einfach Spaß – gerade weil sie eingängig sind ohne direkt Popmusik zu sein. Dies gilt für das flotte „Pick up the Pieces“ genauso wie für das ruhigere „Taike it Tomorrow“ bei dem man etwas an Marillion erinnert wird. Kraftvolles Runterrocken können sie auch: „Say about Blues“. Es folgt ein leichter Blues-Song: „Don´t be lonely“. Richtig guter sanfter Rock: „Runaway Love“. Flotter Rock mit Country-Einschlag findet sich auch auf der Platte: „Only Love“. Einfach gut, weils einen vom ersten Takt an mitnimmt: „What It feel´s like“. Und so geht’s auch weiter: „The Ballad of Jenny Rae“. Nochmal mit mehr Power: „Forever Young (The Wild Ones)“. Folk-Rock: „Someday“. Das die BoDeans zwei Sänger haben/hatten sollte auch erwähnt werden. Zwar singt und schreibt Kurt Neumann viele Songs, aber war bis 2011 Sam Llanas eindeutig der zweite Mann der Band, der mit Neumann auch diese gegründet hat. Die Stimmen sind auch sehr sehr unterschiedlich – während Neumann eine schöne klare Stimme hat, klingt die Stimme von Llanas rauer und souliger. Persönliche Differenzen und Anschuldigungen beendeten die Zusammenarbeit der beiden. Die von Llanas gesungenen „Fool“ und „I´m in Trouble again“ nsind nochmal bodenständiger Heartland-Rock und beenden das Album. Die Musik von The BoDeans funktioniert immer noch und wohl auch noch lange noch. 

Bob Marley & The Wailers – Uprising (Vinyl/1980)

Das ist schon das zwölfte und das letzte von Bob Marley, das er zu Lebzeiten veröffentlichte. Da fällt mir auf, dass ich wohl mal in die früheren Alben unbedingt mehr hineinhören muss, denn „Uprising“ ist natürlich ein meisterhaftes Reggae-Album. Schon nach dem ersten Tönen ist man automatisch durch diese positive fröhliche und trotzdem nicht alberne Musik beglückt. Wer braucht da eigentlich noch zusätzliche Stimulanz? Kann alles durch Musik erreicht werden! Diese Songs sind so meisterlich produziert - Chris Blackwell ist schon ein richtig guter Produzent. Aber es sind halt auch die vielen guten Songs und die wirklich herausragenden wie „Pimper´s Paradise“, „Could You be loved“ und „Redemption Song“ die dieses Album so besonders machen und das nicht nur für eingefleischte Reggae-Fans.

Bombay Bicycle Club – Everything Else has gone Wrong (2020)

Dem Indie-Pop des Bombay Bicycle Club bin ich bei der letzten Ausgabe des Traumzeit-Festivals erlegen, bei der sie als Freitag-Headliner aufgetreten waren. Sanfter Indie-Pop, mitreißend und wunderschön – anti-aggressiv und einfach voller schöner Melodien und Songs, dass ist Bombay Bicycle Club um die Gründungsmitglieder Jack Steadman, Jamie McColl, Ed Nash und Suren de Saram.
Abwechslungsreich, mitnehmender, wunderbar gespielter Indie-Pop, der sowohl zum Zuhören als auch zum Tanzen geeignet ist. So funktionieren und lassen sich eigentlich alle Songs der CD beschreiben. 
Das Titelstück „Everything Else has gone Wrong“ ist da ein schöner Beispielsong dafür, wie gut die Band ist und eignet sich hervorragend als Hörprobe um einen Endruck für den Sound der Band zu bekommen. Den ganz leichten Ethno-Einschlag, der auch im Namen der Band sich wiederfindet, scheint immer mal durch – stets aber angepasst an den Pop-Charme der Songs. 
Das Durchhören wird dem Hörer auch einfach gemacht, da das Material durchwegs abwechslungsreich ist. Ein Lieblingssong der Platte auszumachen ist ebenfalls ganz schwer, weil alle Songs ihren eigenen Charme und Qualität haben. 
Ein Song aber, der mich schon live total mitgenommen hat, und auch vonPlatte mich wieder sofort zum Tanzen bringt, ist der dann doch etwas herausragende Song „Eat, Sleep, Wake (Nothing But you)“ - Toller Song. So wie die Songs vom Bombay Bicycle Club wünsche ich mir den Everyday-Pop dieser Welt. Wenn wir mehr Songs wie diese hören, würde die Welt dadurch ein wenig leichter und entspannter und freudiger und freundlicher sein – dann hätte wir als Weltgemeinschaft einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ich glaub ja schon, dass die richtige Musik die Welt ein wenig besser machen könnte und das ist dann doch nicht die Protest- und Widerstandsmusik, schon gar nicht der Gangster-Rap – aber auch auch nicht der Pop von Swift und Sheeran. Das ist Musik wie diese. Einfach mal runterkommen, durchatmen, Spaß haben und die Umwelt und die Menschen um dich herum mit einem Lächeln belohnen, dass diese Songs den Hörern ins Gesicht meißeln. Wenn wir uns dann alle gemeinsam anlächeln, was soll dann noch in dieser Welt schief gehen. Hightime - because the Music is so good. 

David Bowie – Low (1977)

Mit Tony Visconti als Produzent und Brian Eno an den Keybords im Chateau d`Hérouville und den Hansa Studios aufgenommen, ist es das erste Album der Berlin-Triologie und bietet wieder eine Stiländerung des Musikers. Beeinflusst von der Musik des Krautrocks beinhaltet das Album instrumentale Stücke und Songs, die ihrer Zeit voraus waren. Am bekanntesten ist wohl das sehr eingängige Stück „Sound and Vision“. Zwar ist auch etwas vom Space-Rock früher Alben zu spüren – so wie bei „Always Crashing in the Same Car“ - aber was vor allen hörbar ist, ist der Verzicht von gängigen Songstrukturen. Längere Instrumentalteile gibt es bei einigen Stücken direkt am Anfang und auf einen Chorus oder Songhöhepunkt wird verzichtet. Klar, das die Labelbosse beim ersten Hören der Bänder geschockt waren. Mittlerweile gilt das Album (und dies vollkommen zurecht) als eines der besten der 70er Jahre und taucht in vielen „Die besten Alben von/bis“ auf. Einfach weil Bowie wieder was Neues entwickelt. Songs wie „Be my Wife“ und andere kündigen eine neue Ära in der Rockmusik an – der Alternativrock erhebt sich und spaltet sich so vielfältig in verschiedene Genregattungen auf ,wie es dies Platte auf Seite 1 vormacht. Es lässt sich nicht einordnen für das es keine Schublade gibt – also müssen neue Schubladen aufgemacht werden. 
Gerade die zweite Seite der Platte, die mit dem Song „Warszawa“ beginnt, kann man als großen Geburtshelfer des Postpunks und des britischen Synth-Pops und alternativen Musik-Szene gesamt und insbesondere des Düster-Rocks bezeichnen.
„Art Decade“ und „Weeping Wall“ verschafft dem Avantgarde und der Kunst in der Musik neue Räume, durch neue Sounds. Geprägt hat das Album den Stil der Musik der frühen 80er ohne Zweifel und der Einfluss ist bis heute nicht verklungen. Visionär und nachhallend. Und von wem wurde Bowie dazu beeinflusst – na von den „Krauts“. 

Boy – We were here (2015)

Das zweite Album von der Schweizer Sängerin Valeska Steiner und der Hamburger Musikerin Sonja Glass ist 35 Minuten und neun Songs lang.
Die beiden setzen erfolgreich auf Klasse statt Masse. Dabei ist die Produktion der Songs auf „We were here“ noch etwas ausgefeilter als auf dem Debut und stülpt über die Melodien einen breiten Soundteppich. Best Pop. 

Wer „Hundreds“ mag, mag auch „Boy“. Beim Durchhören fällt aber auf, dass alle Songs als Einzelstücke brillieren, sich aber auch etwas Gleichklang breit macht und es fehlt an der Leichtigkeit des Vorgängers.

Auf einem dritten Nachfolgealbum warten wir gerade noch weiter (Stand 30.8.23).

Es gab aber zwischendurch ein Album mit Acoustic Versionen von Songs der beiden veröffentlichen Alben (2018) und 2021 einen neues Video.

Boygenius – Boygenius (EP, 2018)

Die Singer Songwriterinnen Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus sind zusammen Boygenius. Da die drei vornehmlich als Solokünstlerinnen unterwegs sind, spricht man bei diesen Zusammenschluss schon von einer Supergroup. Für mich ist eine Supergroup so was wie die „Traveling Wilburys“ in der altgediente und wirklich berühmte Musiker Musik zusammen machen.
Die EP ist mit sechs Stücken und 22 Minuten Länge schnell gehört. „Bite the Hand“ ist starker melancholischer Indierock, der wie eine SingerSongwriterNummer anfängt. Da bin ich sofort Fan von. „Me and my Dog“ – schön harmonischer Gesang – AmericanaPop. „Souvenir“ – ob jetzt SingerSongwriterinnenNummer, Americana oder AltCountry – egal: wunderschön und gleiches gilt für „Stay Down“. Da ich von den Soloarbeiten der einzelnen Damen überhaupt nichts kenne – habe ich das Bedürfnis da auch mal hineinzuhören und dann könnte ich auch vielleicht besser Schreiben, wer hier die musikalische Oberhand hat oder ob es sich um ein echtes Gemeinschaftswerk handelt – jeder der drei soll jeweils einen eigenen Song eingebracht haben und drei Songs sollen nur als Entwurf vorbereitet mit zu den Aufnahmen gebracht worden sein. Von Phoebe Brdgers liegt auch eine CD sehr hoch auf einen meiner Stapel. „Salt in the Wound“ klingt für mich etwas nach „Feist“. Feinste SingerSongWriter-Kunst gibt es im Dreiklang in der Form von „Ketchum, ID“. 

Boys in Trouble – Boys in Trouble (1988)

Das Duo Boys in Trouble bestand aus den grandiosen Basspieler und Sänger Konrad Mathieu und Schlagzeuger Gigi Sessenhauser. Der Sound der Band bewegte sich geschickt zwischen Rock und Pop, New Wave, – erinnerte ein wenig an Police (wegen der Instrumente) hatte aber immer auch etwas eigenes. Sie haben noch ein zweites Album gemacht, danach war leider Schluss, was ich sehr schade finde, weil ich die Stimme von Konrad Mathieu sehr mag – der spielt seit Auflösung der Band bei M. Walking on the Water nur noch den Bass. 

Das Duo war glaube ich einfach ein paar Jahre zu früh am Werk – denn ein Song wie „Strange Games“ - der ein absolut großartiger Indie-Pop-Rock-Song ist – hätte eigentlich der Band zu einer großen Bekanntheit verhelfen „müssen“ - aber nicht immer sind gute Bands auch kommerziell erfolgreich. Verdient hätten sie es und „Strange Games“ würde sich auch heute noch sehr gut im Radio machen. Und das Bassspiel von Mathieu ist einfach klasse und singen kann er auch. 

„Value and Times“ ist auch einfach als sanft popiger Song einfach schön – dabei hat er noch ein ganz leichtes New Wave-Feeling. Auch einfach ein wunderbarer Song und ich weiß warum ich nie aufgehört habe, dieses Duo zu mögen. Die machten einfach „gute Musik“. 

Diese Debüt-Platte ist mit 15 Stücken gut gefüllt. Bands neueren Datums – besser gesagt aktuelle Bands wie Tolyqyn machen auch heute keine andere Musik als wie es die Boys in Trouble mit „100 Miles“ machen. Experimentierfreudiger Genre/Mix-das trifft Rock/Pop/Jazz/Weltmusik schön aufeinander. Ich glaub ich mag die Platte gerade noch mehr als früher. 

Nur gut ist das und das macht mir gerade wieder richtig viel Freude und ein Song wie „Ups - Downs“ trägt dazu seinen Teil bei. 
Schlagzeugarbeit in richtig gut und da erinnern sie dann tatsächlich an The Police bei „4:30“.
Etwas rockiger am Anfang – dann aber eher verträumt, schon fast im Jazz-Modus: „Harmony“. Auch da ist die Qualität von Gigi Sessenhauser am Schlagzeug gut zu hören. Die waren als Musiker schon sehr gut – einmal hab ich sie auch mal live gesehen – beim „Bochum Total“ - so 89 oder 90 muss das gewesen sein. 

Ein weiterer meiner ewigen Lieblingssongs der Band: „Row the Boat“ - etwas atmosphärischer, aber sehr guter „anderer“ Rocksong. 
Ganz großartig auch „Say Yes, say No“. Tolle Rock-Pop-Nummer. Die Platte klingt auch sehr gut – das ist sehr schön produziert.

Bisher kein schlechter Song – auch „What I Need“ mag ich sehr. Ich glaub Fans von Fury in the Slaughterhouse müssten den Song was abgewinnen können. Von deren Leichtigkeit von Fury, sich zwischen Pop und Rock problemlos zu bewegen, davon haben die Boys in Trouble auch ganz viel in ihrer Musik. 

Song Nummer Zehn „Endless Road“ ist nicht ganz so meins. Dafür ist dann „So many Times“ wieder richtig gut – das ist einfach ein toller Pop-Rock-Song. Und wenn man denkt, es kann nicht mehr besser werden, dann überzeugt einen das geniale „So many Times“ vom Gegenteil. 

Ein wenig wieder mehr im Art-Rock-Sektor: „Love Never Ends“ - die Art Songs hat wirklich im Lauf der Zeit was dazugewonnen. Früher mochte ich das nicht so sehr – heute mag ich es sehr. 

„I´m running through“ - noch mal etwas flippiger – fast schon im Funk-Crossover-Style. Danach noch das sehr kurze Abschlussstück: „The Werk“.

Absolut eine Freude, dieses Wiederhören – könnt ihr Euch auch alle ganz günstig nachkaufen und selbst genießen, da die CD und LP aus Zweiter Hand sehr günstig zu haben ist. Und ich freue mich schon auf das Wiederhören des zweiten Albums – da sind auch ein paar Lieblingsstücke drauf und eine sehr gute Coverversion von „New England“

Billy Bragg – Life´s a Riot with Spy Vs Spy + Between the Wars (1983/85)

Musiker und Links-Aktivist Billy Bragg schaffte den Durchbruch und den Einstieg in die englischen Charts mit diesem Album, dass sieben Tracks mit einer Lauflänge von knapp über 15 Minuten enthält. Die Songs funktionieren als Solo gespielte Protest-Songs (solo electric) sehr gut und ganz besonders „A New England“ ist einer der Songs für die Ewigkeit (und wurde sehr oft gecovert). Diese Veröffentlichung enthält auch die EP „Between the Wars“ mit vier Songs.

Als klassischer Folk-Singer/Songwriter-Song – aber eben britisch und nicht amerikanisch - funktioniert der Song „Milkman of Human Kindness“ direkt am Anfang sehr gut. Mit einen „The Clash“-Touch: „To have and not to have“. Und mit der Mischung aus Folk und Solo-Punk-Rock geht’s auch bei „Richard“ weiter. 
Der Hit: „A New England“ - einfach ein super Song. Und da merkt man, wie auch beim Rest der Platte, dass ein guter Song einfach funktioniert, weil er gut ist und den Hörer was mitgibt. Eine aufgemotzte Produktion, ein audiophiles Klangerlebnis kann einen Song vielleicht unterstützen – aber im Grunde muss dieser in seiner einfachst gespielten Art funktionieren, um richtig zu sein und zum Song für die Ewigkeit zu werden. (Ich glaub „Tubula Bells“ in einer Acapeller-Version wäre der Knaller). 
Da alle Songs recht kurz sind, rasen diese an einem vorbei – aber „The Man with the Iron Mask“ entschleunigt das Album. Und ist wunderschön. Sehr schön auch das schwungvolle: „The Busy Girl Busy Beauty“. Gleiches gilt für „Lovers Town Revisited“. Damit wäre das eigentliche Debütalbum auch schon beendet – aber es folgen ja noch die Songs der „Between the Wars“ EP.
Hierbei handelt es sich verstärkt um Arbeitersongs. Es beginnt mit „Between the Wars“ und danach folgt mein zweiter Lieblingssong der CD „Which Side are you on?“. Der Song ist nochmal richtig mitnehmend und packt mich jedes Mal. Singer/Songwriter-Folk: „The World turned upside down“. Wundervoller Abschluss des wohl besten „Solo Electric-Album“ aller Zeiten: „It Says here“.

Braids – Flourish//Perish (2013)

Irgendwie habe ich ein gutes Händchen darin Bands aus Kanada zu entdecken und zu mögen – ich glaub, ich hab in letzter Zeit mehr kanadische Musik in Albenform gehört als englische und amerkanische – schon verwunderlich, wieviel gute Musik aus Kanada kommt. 
Die Band „Braids“ findet man unter der Bezeichnung Indie-Rock, Shoegazing, PostRock – dabei ist dieses zweite Album, der zumTrio geschrumpften Band, ein echtes Elektronik-Indiefolk-Album. Über meist elektronisch erzeugte Sounds liegt der Gesang von Sängerin Raphaelle Strandell-Preston, der je nach Stimmung der Songs frech oder sanft den Ton der Musik vorgibt. Das Material der Band ist schön vielfältig – während „Victoria“ noch fast verspielt wie einer der besseren Songs von Cocorosie klingt, folgt danach mit „Freund“ ein Electronica-Song, der wieder mehr nach der ausgefeilten elektronischen und ambitionierten Musik von Imogen Heap klingt. Das ist dann Elektro-Indie-Pop auf höchsten Niveau. Und die Beschreibung der beiden Songs passt gut um den Sound der Platte zu erklären. „December“ strahlt auch dieses märchenhafte aus, das aber niemals kitschig wirkt – irgendwie entführt mich solch Musik in andere Welten und holt mich zum mal raus aus der Realität (da ist dann doch die Shoegazing-Beschreibung doch wieder ganz treffend). Ruhig, mit elegant gewobener Elektromelodie: „Hossak“. Sanft, verträumt, mystisch: „Girl“. Die Musik erinnert mich auch an die frühen Arbeiten von Efterklang. Efterklang trifft auf Feist würde den Song „Together“ gut beschreiben. Auch Fans der frühen Björk-Platten müssten sich in dieser Musik gut wieder finden. Dabei finde ich es sehr gut, dass die Kunst der Band nie sperrig wirkt. Elektro-Folk gut gemacht: „Ebben“. Eine Musik-Kunst-Stück: „Amends“. Die Musik hat noch wenigstens immer soviel Leichtigkeit, dass es nie wirklich anstrengend ist, die Musik zu hören – obwohl sie viel von den Sound einer dieser anstrengenden Elektro-Nummer eines Thom Yorke/Radiohead oder diese unhörbaren späteren Stücke von Björk hat. Und selbst das Rauschende/Treibende bei „Juniper“ passt zum Stück und funktioniert hier sehr viel besser als bei vielen Drone/Shoegaze-Stücken. Braids machen da ganz viel richtig und deshalb ist die Musik auch sehr gut. Damit sei ein Reinhören in die Platte auch Fans von Slowdive/Sigur Ros sehr empholen. So geht die Platte mit „In Kind“ auch mit dieser Mischung aus guten Elektro-Folk und Shoegaze geradezu brilliant zu Ende. Es ist der letzte Song der Platte, aber sicherlich nicht die letzte Platte die ich von den Braids gehört habe.

Angelo Branduardi – Il Ladro (1990)

Selbst für einen Künstler wie Angelo Branduardi – der sicherlich seine erfolgreichsten Jahre in Deutschland in den späten 70er und frühen 80er Jahren hatte – gibt es Alben, die von der Kritik hochgelobt wurden – aber in der Diskographie unter „auch erschienen“ auftauchen. Ich weiss gar nicht warum ich dieses Album damals erstanden habe – vielleicht war es ein TV-Auftritt oder eine sehr gute Kritik oder ein Song im Radio – auf jeden Fall hab ich diese Platte – zwar selten gehört und in den letzten Jahren völlig vernachlässigt – wird jetzt mal wieder gehört – ich weiß aber noch, dass ich die Musik der Platte immer sehr mochte und sie auch immer als Musik auf sehr hohen Niveau bezeichnet hatte. Mal schauen wie das Wiederhören verläuft.
„Il Ladro“ das Titelstück – ist eine ruhige Akustikrocknummer – ich finde das Stück ziemlich beeindruckend und der Klang dieser Produktion ist berauschend. Mit „Madame“ haben wir einer Nummer, die Jazz und südamerikanische Musik verwendet – ein Stück für Freunde von Paolo Conte. Eine sehr sanft schöne Nummer folgt: „Bella Faccia“. Mit Tango-Einschlag: „Vomini die Passaggio“. „Ballerina“ - ein schöner zeitgenössischen Folk-Nummer. als Art-Folk-Rock würde ich „Amazzonia“ bezeichnen. Selbst die Pop-Ballade „Il Bambino de Topi“ kann man bei Branduardi einfach nur als „sehr sehr schön“ bezeichnen. Diese Platte ist ein echtes Hörvergnügen für jeden freund anspruchsvoller akustischer Musik – die sich traut ein Grenzgänger zwischen den Genre zu sein – dabei immer aber ein sehr hohes Niveau an musikalischer Qualität hoch hält. „Il Tempo di Partire“ klingt wie „Il Ladro“ wieder mehr nach Art-Rock. Mit treibenden Bass und Schlagzeug: „Il Grido“. Nochmal ruhiger Art-Folk: „Ai Confini Dell´Asia“. Das zarte und kurze „Festa“ rundet ein wunderschönes Album ab. 
Ohne Musiker wie Angelo Branduardi und Herman van Veen wäre die Musik doch irgendwie viel ärmer – man muss auch neben seinen Pop- und Rocklieblingen immer ein Ohr offen halten, für diese musikalischen Grenzgänger. 

The Breeders - Pod (1990)

Die Band begann als Nebenprojekt von Tanya Donelly (Throwing Muses) und Kim Deal (The Pixies). Für das erste Album holten sie die Schlagzeugerin Britt Walford (Slint) und die Bassistin Josephine Wiggs mit ins Studio. Zwölf Songs und etwas über 30 Minuten Länge hat die CD. 
Mit „Glourious“ haben wir dann direkt eine recht frühe Grunge-Nummer und man kann sich gut denken, warum die Breeders auch für Nirvana als Vorgruppe gespielt haben. 
Als ich vor ein paar Jahren mal ihren Millionenseller „Last Splash“ gehört hatte, war ich nur leidlich begeistert. Natürlich liebe ich auch wie jeder andere den Song „Cannonball“, aber auf der zweiten The Breeders CD war nicht so richtig viel für mich drauf. Müsste ich aber vielleicht auch mal bei Gelegenheit noch eine zweite Chance geben. 
Zurück zum Debüt: Auch eine ordentliche Alternative-Rock-Nummer: „Doe“. Noch etwas wuchtiger (aber nur so zeitweise), aber irgendwie auch besser weil ausgefeilter: „Happiness is a warm Gun“. Ganz nette langsame Indie-Rock-Nummer: „Oh!“. 
Man merkt die Nähe zu den Pixies Nummern wie „Hellbound“ sehr an. Aber es klingt schon alles etwas rauer als bei der Hauptband von Kim Deal. 
Punkig: „When I was a Painter“. 
Wieder etwas mehr Grunge und Folk – klingt also wie die Meat Puppets: „Fortunatly Gone“. 
Atmosphärischer und Rockiger: „Iris“. Die guten Indie-Alternative-Rock Melodien haben die Damen aber gut drauf – so auch bei „Opened“. Abwechslungsreich ist das auch alles – Tempowechsel gibt es zu Genüge. Nochmal so richtig nach Pixies klingt: „Only in 3´s“ (und ist mit unter zwei Minuten Länge sehr kurz.) Davon gibt es aber auch mehr – zum Besispiel das nachfolgende:“Lime House“. Und mit „Metal Man“ ist dann auch schon das Ende erreicht.
Gutes Alternative-Rock-Album, dass zwar jetzt keinen so richtigen Hit wie „Cannonball“ bietet, dafür schön ungeschliffen, rau und lebendig daher kommt.

Phoebe Bridgers – Punisher (2020)

Phoebe Bridgers ist seit 2014 auf Solopfaden und seit 2018 mit ihren Künstlerinnenkolleginnen Lucy Dacus und Julian Baker als „Boygenius“ unterwegs. Die beiden halfen auch bei zwei Songs auf diesem zweiten Solo-Album mit, genau wie Conor Oberst, mit dem sie bei „Better Oblivion Community Center“ zusammen spielt. Bevor es vergessen wird zu erwähnen: Das Booklet hat wunderbare Illustrationen von dem von mir sehr gelobten Kinderbuchillustrator Chris Riddell.
Der Anfangstrack „DVD Menu“ geht in „Garden Song“ über. „Garden Song“ zeigt schon wo es lang geht: Indie-Folk. Eine tolle Singer/Songwriterin ist Phoebe Bridgers und das beweist sie mit diesen Song und vielen anderen auf dieser Platte. Toller Indie-Rock: „Kyoto“. Wieder eher zärtlich anschmiegsam: „Punisher“. So wie „Helloween“ hört sich für mich ein schöner moderner Folk-Song an. Wer die Songs von Big Red Machine, die Akustik-Alben von Taylor Swift und alles was Bon Iver und Aaron Dessner so produziert und musiziert haben mag – wird diese Platte auch schnell sehr sehr mögen. So geht es mir. Tolle Songs, gut bis herausragend produziert und arrangiert. „Chinese Satellite“ ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Mal auf Hit-Single-Potential getrimmt, oft nur einfach traumhaft schön wie bei „Moon Song“. So geht es auch mit „Savior Complex“ weiter. „I C U“ erhöht mal wieder das Tempo, bei diesem Stück sind die „Boygenius“ Mädels wieder vereint und klingen wie die Geschwister von „Haim“. Bluegras-Banjo bei „Graceland Too“ - wunderschön und erinnert mich sofort an den Film „The Broken Breakdown Circle“ (ein Lieblingsfilm). „I know the End“ beendet dieses wunderbare Singer/Songwriterin-Album. Zeitlos, vielleicht ein kleinen wenig zu ruhig – ein zwei mehr Tracks wie das rockige „Kyoto“ wären nicht verkehrt gewesen – aber das ist unnötigies Jammern auf sehr hohen Niveau. Denn das ist dies: ein Album mit sehr hohen Niveau. Und Taylor Swift soll sich nicht zu sicher fühlen. Da gibt es mit Caroline Rose und Phoebe Bridgers zwei Musikerinnen, die sie jederzeit vom Thron stürzen können.

Jakob Bro – Daydreamer (2003)

Beim Solodebüt von Jackob Bro hätte ich nach dem Anschauen der Doku „Music for Black Pigeons“ ein Album voller leiser Gitarrenklänge erwartet. Stattdessen hauen einen direkt am Anfang die Bläser „Philadelphia“ weg. Irgendwann übernehmen dann doch die E-Gitarren den Song, der alles andere als leise ist. Könnte auch Fusion-Rock durchgehen. Für die Bläser, die dann doch wieder kommen sind Chris Cheek, Ned Ferm (beide Tenor Sax) und Mads Hyhne (Trombone) verantwortlich. Den Bass bedient Anders Christensen und die Drums werden von Jeppe Gram gespielt. Sanfter, aber jetzt auch nicht auf Unplugged-Niveau bewegt sich das wieder von den Blasinstrumenten am Anfang getragende „Countryside“. Es klingt melancholisch und auch fast schon etwas traurig – aber durch das erweiterte Spiel dringt auch Hoffnung und Schönheit in die Melodie ein. „Daydreamer“, das Titelstück, auch hier zeigt sich das Jakob Bro – obwohl selbst Gitarre spielend – den anderen Instrumenten und damit den anderen Musikern genug Raum zuteilt, so das es zur Kommunikation und zum Austausch innerhalb der Songs kommen kann. Bro setzt sein Instrument nicht in den Vordergrund und will den Song beherrschen. Er ist ein Musiker der für alle sich im Raum befindlichen Instrumente Platz zulässt und dies bereichert die Platte und die Songs, die nicht nur aus Solos des Hauptakteurs der Platte besteht. Die Melancholie, immer wieder durchdrungen von sanftmütigen Passagen stehen auch bei dem wundervollen „The Time is allways now“ im Vordergund, welches aber dann urplötzlich durch eine laute Rockpassage gebrochen wird. Hier kommt die Platte zurück zur Wucht des Anfangsstücks „Philadelphia“. Wieder im Bereich sanfter Melancholie: „Highpoint“ - so habe ich die Musik von Jakob Bro auch in der am Anfang erwähnten Doku kennengelernt. Zurück zum Fusion-Rock geht’s mit: „Optimistic“. Die Melancholie entsteht auch durch den Blues der den Jazz von Bro mitdurchdringt und am größten spürbar bei „Everything all at a Time“ wird. Rockiger Jazz entfaltet sich dann nochmal bei „Unfolded“. 
Schade dass dieses Album derzeit als physikalischer Tonträger kaum noch zu haben ist – eine Neupressung würde ich mir sehr wünschen. Die Platte ist einfach mehr wert als ein Downloadpaket. 

Cate Brooks (veröffentlicht unter ihren früheren Namen Jon Brooks) – How to get to Spring (2020)

Das Eröffnungsstück „Foon“ ist allein schon wieder der Beweis dafür, wie gefühlvoll und emotional elektronische Musik sein kann. Das ist wunderschönste Elektronika – da passen die künstlichen Klänge zum Aufenthalt in der Natur oder einfach zur Betrachtung schöner Dinge oder zum Innehalten (Meditation/New Age) und sich einfach heimelig und Zuhause zu fühlen. Elektronische Musik in den 80er Jahren wurde ja auch öfters zum Abtauchen und Ii sich gehen benutzt. Runterkommen – elektronische Musik muss nicht immer fette Beats oder Clubsounds beinhalten.
Beim zweiten Stück „A Lesson on Attachment“ scheint mir das Schlagzeug, das zum Einsatz kommt, auch eher analoger Natur zu sein (aber da kann man sich auch durchaus heute täuschen, da die Drumsamplings immer besser werden und sich schon sehr echt anhören können). 
Der Eindruck oder die Wirkung vom ersten Song bleibt erhalten, denn auch der Song ist schön gestaltet und bietet wieder ganz entspannte aber gute Musik. 
Sphärisch und verträumter: „Dreaming and further Still“. Wer Tangerine Dream, Mike Oldfield, Andreas Vollenweider, B. Fleischmann usw mag, sollte wie ich mit dieser Musik was anfangen können. Sehr natürlich und schon nach sanften Folk klingt „Dandelion Clock“. 
Cate Brooks hat schon seit den frühen 2000er Jahren unter den Namen Kings of Woolworths, The Advisory Circle und anderen Namen Musik veröffentlicht. Auch wieder sehr akustisch: „Siorraidh“ und wenn dieses Album Ambient-Musik ist – dann mag ich Ambient-Musik so am liebsten. Man kann sich zu dem Stück gut vorstellen, dass da noch jemand zu singen könnte. 
Die Songs sind also ein Mix aus Electronica, New Age, Folk, Ambient – Tief einatmen und ausatmen, die Zeit ein wenig anhalten, für sich sein.
Beim Stück „Neist Point“ finde ich sogar, dass die Musik sich im Unterbau nach Prog- & KrautRock anhört. Und jetzt glaube ich auch tatsächlich, dass da durchaus auch echtes Schlagwerk und ein echter Bass benutzt werden – klingt einfach viel zu „echt“. Also reine elektronische Musik ist das nicht. 
Wohlfühlmusik von Vorne bis Hinten. Entspannung pur bieten auch die letzten Songs „Well then“ und das Titelstück „How to get to Spring“ und das auch ganz abwechslungsreich und da es sich um ein Album aus der Coronazeit handelt – bietet dieses Album eine Zuflucht in eine bessere Welt – denn der nächste Frühling kommt bestimmt. Und diese Botschaft können wir auch nach Corona immer noch gut gebrauchen.

Bruce Hornsby and the Range – The Way it is (1986)

Die Musik von Bruce Hornsby ist eingängiger Soft Rock, der Südstaaten- und L.A. Rock Elemente vereinnahmt. Viele der Songs wurden bekannte Singles mit starker Radiopräsenz. Die Songs haben die Eleganz von Stücken von Musikern wie Jackson Brown oder Michael McDonald, haben aber den Charme und Tempo des damals sehr populären Huey Lewis, der auch bei der Entstehung von zwei Songs des Albums geholfen hat. 
„Every Little Kiss“, „Mandolin Rain“ und die sehr erfolgreiche Debüt Single „The Way it is“ sind Hits und gute Songs, die man immer wieder hören kann und dies gilt auch für die restlichen Songs des Albums. Ich mag ja Musik, die mich zwar in die Zeit zurück versetzt in der ich diese zum ersten mal gehört habe, die aber auch jetzt noch gut funktioniert und nicht retro sondern zeitlos ist. Das ist so eine Platte.

Don Bryant – You Make me Feel (2020)

Don Bryant war ab den 60er Jahren als Musiker, Solokünstler und Songschreiber für das Hi Records Label tätig (als Songschreiber schrieb er über 154 Titel für das Label). Anfang der 70er Jahre schrieb er Songs für die junge Soulsängerin Ann Peebles, deren Hauptschreiber ihrer Songs und Ehemann er wurde. In den 80er und 90er Jahre, nach seiner Zeit bei Hi Records, nahm er verschiedene Gospel-Alben auf und hörte zeitweise sogar ganz auf außerhalb von Gottesdiensten Musik zu machen.
Erst Mitte der 2010er Jahre überzeugten alte Weggefährten den Musiker und Songschreiber wieder live aufzutreten und Platten aufzunehmen.

Und nach über 60 Jahren als Musiker und Songschreiber präsentiert er mit „You make me Feel“ sein erst drittes Soloalbum. Bei den Aufnahmen war der Musiker 79 Jahre alt und wenn man den Soul/Funk-Song „You Love is to blame“ hört – dann hat Don Bryant noch eine absolut funktionierende Soulstimme, die sogar im besten James Brown-Modus jauchst und frohlockt. Trotz des Alters des Hauptakteurs klingt auch „99 Pounds“ kraftvoll, frisch und durch die klassischer Soulband-Instrumentierung inklusive Bläsersatz macht auch der Song viel Spaß. Klassischer Soul, toll produziert und von einem, der einfach weiß, wie ein Soulsong und R&B funktioniert. 
Ruhiger und mit sehr viel Seele: „Is it over“. Das klingt auch nicht nach auf Pop getrimmt, so wie man es leider bei den Alben der 80er im Soul und Blues-Sektor gemacht hat – da waren die Studioaufnahmen alle total glatt produziert und es fehlte vorne und hinten an Lebendigkeit in den Stücken. Daher mag ich zum Beispiel Joe Cocker-Alben aus dieser Zeit kaum noch hören. Aber zum Glück gab es da ja in den letzten Jahrzehnten mit Aufkommen des Neo-Souls wieder eine Rückbesinnung. In bester Curtis Mayfield und Otis Redding Manier folgt die Soul-Ballade: „I die a little Bit every Day“. 
Mit ganz viel Ausruckskraft: „Don´t turn your Back on me“. Da erinnert sich vielleicht auch jemand, der so wenig wie regelmäßig klassischen Soul hört. Vielleicht auch sofort an den Arbeiter-Soul der Commitments. 
Wuchtiger wird’s mit dem Blues: „Your Love ist to late“ und da finde ich auch, dass Blues bei dem nicht nur die Gitarre, neben der Stimme im Mittelpunkt steht, sondern mit voller Bandbesetzung + Backgroundsängerinnen + Bläsereinsatz noch mal eine Menge mehr Spaß macht – als dieser Standart-Mainstreamblues, der von den meist immer gleichen Stars der Szene zelebriert wird. 
Danach wird’s aber wieder ganz gefühlvoll: „I´ll go Crazy“.
Meine letzte richtig gute Entdeckung im Bereich Klassischer Soulmusik und die liegt auch schon ein paar Jahre zurück, war die des großartigen leider auch viel zu spät mit Erfolg gesegneten Charles Bradley. Und auch das Hören von Don Bryant macht genau so ein Vergnügen. Sehr schöne Entdeckung.
Beschwingt, schon fast wie bei den Blues Brohters: „Cracked up over you“. 
Alles ganz großartig, bester Soul, beste Musik: „You make me feel“.Mit der coolen R&B Nummer „Walk all over God´s Heaven“ endet das Album. 

Buffalo Tom – Let me come down (1992)

Auf die Band bin ich durch ein Konzert der Jeremy Days aufmerksam geworden, da die den Song „Taillight fade“ gespielt hatten und den wollte ich dann haben. Und so habe ich ein durchgehend gutes Alternativ-Rock-Album bekommen. Leider hatte ich mich aber nie so richtig mit dem Rest der Platte auseinandergesetzt und dies ändere ich heute.
Der Sound der Band und dem Album liegt irgendwo zwischen R.E.M. und Dinosaur jr. Kraftvoller, emotionaler Rock zeichnet auch direkt den Song „Staples“ aus. Die Songs werden von den drei Mitgliedern alle zusammen geschrieben. Dies sind Bill Janovitz (Gitarre/Gesang), Chris Colburn (Bass/Gesang) und Tom Maginnis (Schlagzeug). Als zweites folgt mit dem schon erwähnten „Tailights fades“ eins meiner absoluten Lieblingsstücke - so großartig gefühlvoll kann Schrammelrock sein. Tolle Gitarrenarbeit bietet das flotte und fast fröhliche „Mountains of your Head“. Könnte man auch als Schrammel-Emo-Core bezeichnen. „Mineral“ ist da wieder ein kraftvoller emotionaler Song. Das Stück „Darl“ hab ich auch mit am meisten von der Platte gehört. Und wenn es ein Stück gibt, das US-AlternativRock am besten beschreibt, ist es wohl dieses – hat auch einen guten Punk-Rock-Einschlag. 
Fast akkustisch kommt „Larry“ daher – und da merkt man das auch eine Menge Folk-Power in der Musik steckt – was ja auch bei R.E.M. der Fall ist. 
Und mit den Songs und der Qualität von R.E.M. können Buffalo Tom problemlos mithalten, wie auch das großartige „Velvet Roof“ beweist – toller Rocksong, tolle Musik und Gesangsharmonien. „I´m not there“ hat was von Neil Young, wenn dieser denn mit seinen Crazy Horse Musik macht und auch von Dinosaur jr. Natürlich erinnert es auch an Hüsker Dü/Bob Mould was die Jungs da machen. Aber es klingt halt wie das Beste was der US-AlternativRock zu bieten hat und da die Songs auch schön unterschiedlich in Stimmung, Art und Tempo sind – macht das Durchhören jede Menge Laune. 
„Symied“ ist auch einfach nur großartig. Und auf großartiges Rumgeschrammel folgt dann wieder ein fast Folk-Song mit „Porchlight“ - so macht das richtig Spaß. Auch recht sanft: „Frozen Lake“. Danach wird noch mal kräftig gerockt: „Saving Grace“. „Crutch“ beendet das Album etwas softer, aber nicht unbedingt leiser.
Ganz ganz großartiges Album.

Enno Bunger – Wir sind vorbei (2012)

Zehn Lieder über gescheiterte Beziehung(en). Klingt etwas traurig – passt aber zu Enno Bunger, der Melancholie zum tragenden Element seiner Musik erklärt hat, aber mindestens zwei Songs von dem Album höre ich andauernd gerne (Lieblingssongs). 

Seine Musik besteht vom Instrument her auf jeden Fall immer aus Klavier oder Keyboard. Die Musik wird aber bei dem Album durch eine Indie-Pop-Begleitband komplettiert. Sanfter Indie-Pop ist auch dass, als was ich den Sound der Platte beschreiben würde. Gute deutsche Texte, melodiös, durchaus zum Mitgehen – aber eben ohne allzu große Euphorie zu versprühen, obwohl gerade von dieser werde ich beim Finale des ersten Songs „Blokaden“ schon gepackt. Trotz Melancholie ist das auch Musik für ein Festival (und auch so beim Traumzeit-Festival vor ein paar Jahren selbst erlebt). 
Und ehrlich so traurig ist diese Trennungsmusik wirklich nicht – denn „Euphorie“ beginnt im Stadionhymnen-Modus. Und bleibt auch total optimistisch, weil Enno Bunger da vom Neuanfang singt und Neuanfänge sind ja immer gut. Der Song ist eigentlich im „Coldplay-Hymnen-Modus“ geschrieben – also als Coldplay noch gute Songs zustande brachten. 
Ein Lieblingssong (Song für die Ewigkeit) folgt: „Regen“ - so großartig. Tatsächlich fällt mir gerade auf, das die Musik von Enno Bunger wirklich fast durchgängig an die Musik der frühen Alben von Coldplay erinnert, die ja fast zu selben Zeit erschienen. 
Singer-Songwriter-Song mit großen Orchester: „Abspann“. Ruhiger und auch sehr gekonnt: „Leeres Boot“ - gekonnt weil bei den Songs musikalisch alles einfach passt. Das ist von Tobias Sichert auch alles sehr gut produziert. Zwar stellt sich auch bei der Platte beim Durchhören irgendwann das Gefühl ein, dass das zwar alles sehr gut gespielt und geschrieben ist – aber auch alles sich irgendwie zu wiederholen beginnt. Aber die Songs sind als Einzelstücke wirklich alle stark, so auch „Roter Faden“. Im Up-Tempo: „Die Flucht“. Ich glaub das ist das einzige Stück, das auf dem Album nicht meins ist. Mein zweites Lieblingsstück der Platte ist „Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung“. Einfach auch ein ganz toller schöner Song, der einem von Anfang bis Ende sehr gut mitnimmt. „Ein Astronaut“ ist mir dann doch zu trübsinnig und auch musikalisch zu flach geraten. Also gibt es dann zwei Stücke die nicht so meins sind. Aber das war es dann, denn das letzte mal Instrumentale und lange Stück namens „Präludium“ mag ich wieder gern. 

Für die dunkle und kalte Jahreszeit ist das die richtige Musik um sich einzukuscheln, um sich mit Niveau eine Auszeit zu nehmen. 

Burkini Beach – Best Western (2021)

Hinter Burkini Beach steckt der Musiker Rudi Maier und sein musikalischer Partner „Sir“ Simon Frontzek, dessen eigenes neues Album am gleichen Tag wie dieses erschienen ist. Das ist eine echte Partnerschaft, die sie sich auch auf der Livebühne teilen. Aufmerksam bin ich auf Rudi Maier geworden, durch seine Beteiligung an der Zwei-Musiker-Band „The Dope“ die mich mit ihren wuchtigen Indiesound sehr begeistert hat und ich bin immer noch verschreckt darüber, dass da nichts mehr Neues von erschienen ist.
Als „Burkini Beach“ ist Rudi Maier ein sehr sanfter Melodienzauberer und Sänger. Sein 2017 als Buch/Download erschienenes Debut „Supersadness Int.“ überbot mit so manchen Songs, was man so an schöner und anspruchsvoller Indiepopmusik machen kann.
4 Jahre später jetzt das neue Album, an dem neben Sir Simon auch Thees Uhlmann, Sebastian Madsen und Sven Regener mitgearbeitet haben. 
Tatsächlich bekommt man sofort mit „The same Procedure“ wieder den gewohnten ruhigen schönen Song präsentiert, doch reißen es dann die Uptempo-Nummern „Crying at the Soundcheck“ und „Virtual Reality“ auf Seite 1 raus, da der Titelsong „Best Western“ und „Life Might be a deep Fake“ mir fast zu kitschig geraten sind. Auf Seite 2 ist alles wieder super, die Songs sind allesamt sehr gut und mit dem letzten zwei Stücken beweist Rudi Maier echte klassische Singer/Songwriter Qualitäten. Wer die Kings of Conviences und Jonas David mag (und jetzt fragt mich bloß nicht, wer denn Jonas David ist), wird diese Platte auch mögen.

The Burning Hell – Garbage Island (2022)

The Burning Hell sind ein fortlaufendes Projekt des kanadischen Songschreibers Mathias Kom und der Multiinstrumentalisten Ariel Sharratt und Jake Nicoll.
Gegründet 2007 sind sie echte Independent Musiker, die alles Abseits der kommerziellen Musikindustrie selber machen. Sie hatten mal 10 Konzerte innerhalb von 24 Stunden gespielt und waren dabei von den Niederlanden bis Slowenien gefahren. Die Songs auf dem Album klingen wie eine verspielte Mischung aus Lou Reed und Lambchop und machen durchwegs Spaß. Musik aus dem ländlichen Kanada mit ein wenig Großstadteinfluss. 

Kate Bush – The Dreaming (1982)

Das vierte und von Kate Bush selbst produzierte Studioalbum, gilt als experimentell und verkaufte sich nicht so gut, wie die drei Alben zuvor. Meine erste Kate Bush Single war aber „Suspended in Gaffa“ und von daher wird es auch mal Zeit das Album zur Single wirklich mal zu hören.

Um ein späteres Meisterwerk, wie das 1985 erschienene Album „Hounds of Love“ (eines meiner Lieblingsalben) zu erschaffen, braucht es sicherlich einen Vorlauf um neue Wege und neue Techniken auszuprobieren, die durch neuere Studiotechnik und elektronischer Musikinstrumente erst möglich wurden. Kate Bush hat sich von Album zu Album immer weiter entwickelt und da sie zu Anfang ihrer Karriere gerade mal neunzehn Jahre alt war, war sie nun als immer noch junge 24jährige als Songautorin und Produzentin gereift, was sie nicht nur mit einem Song wie „Pull out the Pin“ beweist. Sicherlich war der Sound und die Art der Musik bei Songs wie „Sat in your Lap“ und „There goes a Tenner“ und andere Songs des Albums nichts für die Charts. Aber „Suspended in Gaffa“ hat als Song und Single die 80er besser überdauert, als viele andere Songs dieser Zeit. „Leave it Open“ zeigt einen Hang zur experimentellen Düsternis und der Sound der Platte ähnelt immer mehr den von Peter Gabriel. Dies führt auch das Titelstück „The Dreaming“ fort. Nach David Sylvian und Japan klingt das Stück „Night of the Swallow“ zu Anfang, wird aber immer mehr zum echten Kate Bush-Stück.Und oft tauchen in den Songs der Platte Elemente aus der englischen und irischen Folkmusik auf. Der Bass bei „All the Love“ erinnert an den Bass gespielt von Mick Karn. Ein echtes Kunststück: „Houdini“. Mit „Get out of my House“ bietet, wie das gesamte Album, noch einen weiteren Song der seiner Zeit einfach weit voraus war. 
„The Dreaming“ ist ein echtes Werk musikalischer Kunst. Geschaffen von einer außergewöhnlichen Musikerin, die aus Musik etwas besonderes zu schaffen wagte.

Kate Bush – Hounds of Love (1985)

Meilenstein – eins meiner absoluten Lieblingsalben der 80er Jahre, zusammen mit der „So“ von Peter Gabriel sicherlich das Beste was man an anspruchsvoller Popmusik damals zu hören bekommen konnte (natürlich ist das übertrieben ausgedrückt – aber so fühlt es sich auch heute noch – nach vierzig Jahren für mich an - „Hounds of Love“ und „So“ stellen für mich schon ein wenig sowas wie ein kleiner „Heiliger Gral“ meines Musikhörerlebens da – da kommt nichts ran (außer der „Graceland“ von Paul Simon, „White City Fighting“ von Pete Townsend, der zweiten Platte der Rainbirds usw...“). 

Die Platte ist in zwei Teile aufgeteilt: Die erste Seite ist mit „Hounds of Love“ übertitelt und bietet einzelne Songs darunter auch die Singles „Running up the Hill“ und „Cloudbusting“. Die zweite Seite „The Ninth Wave“ ist dagegen als ein langer abwechslungsreicher Songzyklus angelegt – bestehend aus sieben Einzelteilen. 

Neben Kate Bush waren an dem Album achtzehn Musiker beteiligt – die Produktion hat Kate Bush selbst übernommen. 

Direkt „Running up the Hill (A Deal with God)“ ist einfach großartig und nimmt einen von Anfang bis Ende mit – Folk & Art-Pop in bester Form und die Gesangsparts sind großartig zusammengefügt. Die gesamten unterschiedlichen musikalischen Texturen und Stimmungswechsel – die eingesetzten Sounds überwältigen mich immer wieder und den Song hab ich wirklich oft gehört – Meisterstück – krieg grade beim Hören wieder Gänsehaut. 

Übersprudelnd und fast euphorisch „Hound of Love“ und auch da – wie sich das Schlagzeug und die Streicher zusammenfügen und den Song vorantreiben – großartig. Und ich mag den Backgroundgesang in dem Stücken total – weil sie wie ein Instrument eingesetzt sind. Und die Energie die Kate Bush in ihren Gesang versprüht, greift einfach auf mich als Hörer über. 

Folk-Pop wird bei Kate Bush einfach zur Kunst gemacht und trotzdem ist das vor allem fantastische Musik: „Big Sky“. Das ist wirklich Musik die mich total glücklich macht – perfekt und einnehmend zugleich. Lieblingsalben sind schon was ganz tolles. 

„Mother stands for Comfort“ nimmt das Tempo raus und man kann sich in das Bassspiel und die Melodie fallen lassen – erinnert an die besseren Songs von Japan und David Sylvian. Da hört man den deutschen Eberhard Weber am Bass. 

Besser geht’s nicht: „Cloudbusting“ - wieder so ein Track den ich liebe, der mich mitnimmt, der nachhallt und mit fortschreitenden Dauer mich immer wieder mit seinen unterschiedlichen Parts begeistert – die Streicher/Schlagzeug-Kombinationen sind einfach nur göttlich. Und dann der Choreinsatz – nur überwältigend. Solch einen Song muss man genießen – nicht nebenbei weghören.

Die zweite Seite mit den aus sieben Teilen bestehenden Stück „The Ninth Wave“ - sprengt die Grenzen zwischen Klassik, zeitgenössischer Musik und Pop Rock. Sanft geht es los mit „Dream of Sheep“ und auch da zeigt sich die Liebe der Irin zur traditionellen Musik ihrer Heimat. 

Der zweite Part: „Under Ice“ ist bedrohlich gestaltet – da zieht Gefahr auf und eine Bedrohung nimmt Form an. 
Bei „Waking the Witch“ wird man von eingespielten Dialogpassagen und einem sanften Klavierspiel eingefangen – dann wird es hektisch – und plötzlich hören wir in einen Post-Punk-Prog-Rock-Mix, wie man diese sonst eigentlich nur von Peter Gabriel her kennt, wie die Bedrohung weiter ansteigt. Am Ende ein Hubschrauben den wir von Pink Floyds „The Wall“ her kennen. 

Danach wieder wunderschöner Pop-Folk und wieder der tolle Doublebass von Eberhard Weber: „Watching you without me“ - ein weiterer Höhepunkt des Albums – lieb ich total. Was Kate Bush aus den Fairlight Synthesizer an Klängen herauszuaubert ist auf dem ganzen Album auch total beachtlich. Da bekommt man einen Eindruck wie gut synthetische Klänge genutzt werden können ohne Musik gleich den Stempel „elektronische Musik“ aufzudrücken. 
Und auch hier wird die tolle kunstvolle Art der Produktion sehr deutlich.

Der nächste Part „Jig of Life“ ist dann ein echtes wildes Folkstück. 
Dem Finale nähert sich der Hörer mit „Hello Earth“ - hier wird es erhaben – gefühlvoll – sakral – dann dramatisch – dann wieder sakral - doch alles bewegt sich auf ein wunderschönes Finale zu. 

Bei „The Morning Fog“ ist es dann das Gitarrenspiel von John Williams im Zusammenspiel mit dem schon mehrmals erwähnten Doublebass – da ist übrigens der klassische Gitarrist John Williams gemeint und nicht der Filmkomponist mit gleichen Namen – das mich immer wieder begeistert. 

Das Album hat einfach soviel an dem ich mich begeistern kann und deshalb begeistert es mich auch immer immer wieder. Da kann ich nicht aus dem Schwärmen herauskommen. Einfach „meine“ Musik. 

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