Danzig – Danzig (1988)
Da ich ja, wie hier schon oft geschrieben wurde, erst in den späten 80er Jahren mich härterer Rockmusik angenähert hatte, gehört dieses Album sicherlich mit zu meinen früheren Erfahrungen in dem Metal-Genre und ist wohl eins der unauslöschbaren Alben in meiner ewigen Top 20 „Heavy-Hitliste“ . Eigentlich, mag ich ja eher die „alternativen Hard-Rock-Welten“ lieber als den klassischen Metal (von dem ich aber auch wirklich nicht viel wirklich kenne) – aber ich zähl auch dieses Album mit seiner Mischung aus Heavy, bißchen Bluesrock und Punk mit zum nicht klassischen Heavy Metal – obwohl sie trotzdem vor allem Heavy Metal ist und wohl ganz Wacken ewig zum Tanzen bringen würde.
Das Song Material ist richtig gut – es rockt, eher etwas dystopisch – mache nennen es gar teuflisch - ist melodiös auf sehr einfache Art und rockt einfach von Vorne bis Hinten. Egal ob „Twist of Cain“, „Not of this World“, „She Ride“ - den ich neben „Mother“ immer als eines der besten Stücke in Erinnerung halte.
„Soul of Fire“ - der rockt auch genauso gut wie „Mother“ und hätte wie dieser mich auch jedes Mal auf die Tanzfläche einer Oberhausener Tanzfläche vom Ende der 80er Jahre bis in die späten 90er gelockt.
„Am I Evil“ - ist mal noch eine Stufe härter – aber irgendwie ist der Song mir trotz wirklich starker Gitarrenarbeit nicht ganz so meins.
Aber darauf folgt „Mother“. Der gehört einfach zu den Songs in der ewigen Bestenliste mit zu denen die ganz weit Vorne stehen, weil es wohl kaum einen Discobesuch in Oberhausen gab – bei dem ich nicht auf diesen einen Song tanzen konnte. Egal ob MCR, Daddy, Blue Moon oder Raskalnikov – der Song gehörte einfach immer dazu. Ein weiterer dieser Songs ist sicherlich „Vagabounds“ von New Model Army gewesen. „Mother“ ist aber auch immer wieder ein einfach guter Rocksong – der mich jedes Mal mitnimmt – jedes Mal!
Bei „Possission“ ist mir das etwas zu simpel, was der ehemalige Sänger der „Missfits“ Glenn Danzig da macht – oder der nimmt mich einfach halt nicht mit.
Das sehr atmosphärisch beginnende „End of Time“, das schnell aber an Härte gewinnt, ist da eher meins. Da stimmen Rhythmus, Gitarrenarbeit und der Rest.
Gradlinig runtergerockt: „The Hunter“ - das ist wirklich klassischer Heavy Metal. Und „Evil Thing“ rockt das Album über die Ziellinie.
Sicherlich ein Album, das in der ersten Hälfte stärker ist und dem nach „Mother“ etwas die Luft ausgeht. Aber das ist schon Heavy Metal auf ganz hohen Niveau und bleibt deshalb auch in meiner ewigen Heavy-Hitliste weit Vorne.
Das Elektro-Duo (und Ehepaar) Niklas Worgt und Eva Padberg machen auf „Sweet Nothings“ elektronische Musik mit und ohne Gesang und dies, wie ich finde, so richtig richtig gut. Der gute Sound, treibende, tanzbare Melodien und Songs – meist entspannt, mit darüber gehaucht- und gelegten Gesang. Ich konnte bisher keinen schlechten Song von dieser CD in meiner Playlist entdecken. Mal schauen ob sie aber auch ein Durchhören besteht.
Bei „Too Lazey“ singt das Paar gemeinsam, zu durchaus tanzbaren „Deep House“, „DubSteb“ oder „Drum und Bass“ Klängen (ich kenne mich in der Einordnung von elektronischer Klubmusik kein bisschen aus – für mich ist das entweder Klubmusik zum Tanzen oder eher entspannter Sound zum Chillen oder elektronische Musik, die zum Hören und Entdecken einlädt oder scheiß eintöniger und nervender Techno – manchmal wird so was auch von den Künstern gerne gemixt). Auch bei „Play“ lädt der Beat direkt zum Tanzen ein oder wenigstens zum Mitwippen auf dem Stuhl. Die Auswahl der Beatklänge finde ich bei Niklas Worgt einfach sehr gelungen – das sind keine Beats oder Sounds die man schon zu oft gehört hat. Und was ich immer gerne wiederhole, wenn es zutrifft – die Stücke halten ihre Länge durch – sprich sie sind trotz einer längeren Lauflänge immer schön abwechslungsreich gestaltet. Ruhiger „Sweet Nothings“ - aber auch nur im Ansatz, denn unter den chilligen Glocken tauchen dann doch schnell gute Tanztakte auf, aber der Song ist trotzdem ruhiger und entspannter, als die zwei zuvor – aber die Lust zum Tanzen wird auch bei diesem Stück nicht gebrochen. Schon mit echten Techno-Beat – aber auch hier wieder mit elegant hinzugefügten Elementen, bietet „Fluffy Cloud“. Da steigt die Intensität zwar etwas langsamer an – aber einmal gefangen in den Rhythmus der Beats, lässt einen der Song auch nicht mehr aus seinen Fängen. Etwas poppiger und verspielter: „Endless Game“. Einen kleineren Durchhänger hab ich aber beim Hören von „The Sun came up“. Da wird’s mir dann doch etwas zu simpel (als Einzelsong gehört hatte der aber mal funktioniert).
Zwischenspiel: „Razorskit“ (könnte von Orbital sein). „Berlin Summer Nights“ hatte ich erst vor kurzen dass erste Mal gehört und fand ich ausgesprochen mitreißend – und auch jetzt ist das wieder eine schöne chillige Klubtanznummer. Etwas Kraftwerk-Feeling kommt bei den Klängen von „Take this Scissors“ auf. Und der Song gefällt mir richtig gut. So eine ganz ganz tolle Nummer ist: „Backyard“ - der ist zwar schon fast Pop – aber wenn Pop so wäre – dann würde ich mehr Pop hören. Auch gute poppige Dancefloornummer: „Continental Drift“. Ach und bevor ich es vergesse – als singendes Fotomodell macht die Padberg ihre Sache richtig gut – und man sollte ja eine Person auch nicht auf eine Tätigkeit beschränken. Mit einen weiteren coolen Dancefloortrack „Driveby Beauty“ geht das Album zu Ende.
So mag ich meine elektronische Tanzmusik.
Data Pop Vol:001 (2001) – Eine Compilation der Zeitschrift Spex
Die Data Pop Compiliation der Spex scheint eine damals eigenständige Veröffentlichung gewesen zu sein, die nicht als Zeitschriften-Beilage mitgegeben wurde. Auf jede Fall konnte ich dahingehend keine andere Hinweise finden und die aufwendigere Hülle der CD im Jewelcase lässt dies auch vermuten.
Data-Pop war in der Spex die Kolumne zur elektronischen (Techno) Musik von Tobias Thomas. Daher der Titel der CD und wohl auch ein Bekenntnis, dass es sich bei der Zusammenstellung weniger um Indie-Musik gehen wird, als um einen Sampler mit rein elektronischer Musik. Ein Blick auf die Trackliste, die mir nur wenig bekannte Namen zeigt, zeigt aber auch das Blumfeld, Phönix und The Notwist mit auf de Sampler sind. Der einzige weitere Name, der mir schon mit Musik begegnet ist – ist Justus Köhnike. Der Rest der vertretenden Musiker und Bands scheint mir eigentlich unbekannt zu sein. Das ist das auch was ich bei Samplern mag – da kann man viel neues für sich entdecken (oder auch eben nicht).
Mit entspannten Ambient-Tönen von Turner und dem Stück „Gopher“ beginnt die Compilation – der Song entwickelt sich dann weiter zum feinen Electronica-Stück. Gefällt mir sehr gut. Mischung aus Elektronica und Indiepop: „Your Love is like the Morning Sun“ von Justus Köhnike – feiner Sundaymorning-Song. Eher entspannte Elektronik-Musik ist bisher auf dem Sampler zu finden und das finde ich gut. Harte Bassbeats sind was für die Tanzfläche – groovende Sound und Wärme ausstrahlende elektronische Musik ist was zum Hören zuhaus. So ist auch „(Water) Phone“ von Saftey Siccors was für Fans entspannter Elektronik0 wie sie auch ein Erlend Oye praktiziert und präsentiert.
Ein wenig mehr im Indie-Elektronik-Pop-Bereich: „Don´t think“ von Lali Puna. Der Song mit seinen Post-Punk-Feeling könnte auch vor zwei Tagen aufgenommen worden sein. Eigentlich hat sich in den letzten 20 Jahren von Sound her, die Musik nicht mehr groß verändert. Toller Song übrigens, der noch durch ein Trip-Hop-Schlagzeug ergänzt wird.
Es folgt „Suddenly“ von Herbert – und auch bei diesen lockeren leichten Indie-Groove-mit angenehmen Soultouch – könnte Two Step sein – ich kenne mich in den Unterarten von elektronischer Tanzmusik immer noch überhaupt nicht aus. Und ich muss sagen – die Kompilation ist bis hierhin schon mal fein zusammengestellt und überrascht mich doch mit dieser Auswahl eingängiger, unaufdringlicher – aber sehr sanften und angenehmen Songs – aber da alles so im Ambient-Chill-Modus vor sich hinplätschert – wird es auch etwas langweilig – wie schreib ich immer – als Einzelsong sind die Songs gut – zusammen und nacheinander gespielt – kann es doch schnell langweilig werden. Und „Tomorrow“ von Superpitcher ist auch ein wirklich guter Song – keine Frage – aber weil er im Einheits-Tempo sich in der Reihe der Songs dieser CD an Position sechs befindet – ist er eben der sechste gute Song – der auf die gleiche Art und Weise funktioniert wie die Songs zuvor. Da ist es schon gut, dass der nächste Song im Trip-Hop-Modus ziemlich gut funktioniert: „Nowehre bei mir“ und ich bin sehr überrascht, dass der von „Blumfeld“ ist. Gibt es also doch noch gute Blumfeld-Songs, die ich nicht kenne und die nicht durch Jochen Distelmeyer Texte zum unhörbaren poetischer Schlagerpop verkommen sind.
Ein wenig nach brasilianischer Musik klingend – aber mit einer dann doch ganz eigenen Dynamik – auch schwerelos leicht – begeistert mich „Nugita“ von Hausmeister. „Megarave“ ist da eher was minimales im Minimal-Techno-Bereich und etwas zu spät dran, um noch mit lauteren Beats zu punkten. Von The Notwist folgt der Titel „Neon Golden“ im Console R(e)M(i)X. Ihr müsstet langsam wissen das ich Console und The Notwist sehr mag – obwohl der Titelsong des tollen Albums „Neon Golden“ nie zu meinen Lieblingsstücken der Band gehörte – im Remix kommt er aber sehr verändert und mit ziemlichen Wums daher – Rock/Elektronika – sehr gelungener Remix – da er den Song wirklich ein neues Soundgerüst gibt.
Ghost/Phantom mit „Perfect Lovers“ - hauen nicht gerade um – manchmal gibt es diese „naive“ elektronischen Songs – die an Simplizismus und Naivität an viele Songs der Neuen Deutsche Welle erinnern – und das ist so ein Song – ich glaub, ohne Gesang würde der besser funktionieren.
Oh Gott - der Disco-Pop von „Bizarre Love Triangle“ - einem New Order-Song – in der Fassung von Commercial Breakup feat. MJ Lan – ist an Schrecklichkeit kaum zu überbieten – das tut schon in den Ohren weh. Schnell weiter zu Phoenix – den Song „Too Young“ gibt es im Zoot Woman (R(e)M(i)X – da passen Remixer und Band sehr gut zusammen. Und ich mag ja den entspannten Pop von Phoenix. Letzter Song der Zusammenstellung von Tobias Thomas ist ein wundervoll entspannter fast akustisch klingender Song von Jan Potzek mit Titel „Weissgold“.
Bis auf einen totalen Songreinfall ist diese Zusammenstellung den Fans guter leichter elektronischer Musik zu empfehlen – wer es chillig und im Electronica/Ambient-Style mag – der kommt mit diesem Sampler voll auf seine Kosten. Und er gibt wieder Mal Grund an die Zeitschrift „Spex“ zu denken, die ich vermisse und an die Zeit, als einer Musikzeitschrift noch eine CD mit „neuer Musik“ zum Entdecken dabei lag – dadurch hab ich viel entdeckt und muss heute, weil es sie nicht mehr gibt, auf Spotify zig Alben probehören – das geht auch – aber Musikzeitschrift + guter CD-Kompilation war schon was gutes. Nicht alles was das Internet vernichtet hat – hat es verdient vernichtet zu sein.
Satte 26 Alben hat Dirk Darmstaedter mit und ohne andere Musiker zu Stande gebracht.
Sein erfolgreichster Song bleibt wohl „Brand New Toy“ vom ersten Album der „Jeremy Days“. Auf den ersten zwei Alben der Jeremy Days sind auch eine Menge Songs, die ich bis heute zu meinen Lieblingssongs zähle. Nach dem Ende der Jeremy Days machte er Solo als „Me and Cassity“ und unter eigenem Namen weiter, außerdem nahm er zwei Alben mit Bernd Begemann auf.
Kurz vor der Pandemie machte er mit den Jeremy Days eine Reunion-Tour, die recht erfolgreich war, so dass 2021 ein neues Jeremy Days Album plötzlich da war (selbst ich als echter Fan der Band hatte das erst gar nicht mitbekommen). Die geplante Tour zur Platte musste aber wegen zu wenig verkaufter Tickets abgesagt werden.
Die Songs, die nun auf „Cirumstances“ zu finden sind, wurden teilweise schon innerhalb der letzten zwei Jahre auf Streaming-Plattformen veröffentlicht, ohne auf nennenswerte Resonanz zu stoßen. Mit „Cirumstances“ versucht er mal einfach eine Platte rauszuhauen und dies ohne dafür (nur auf der eigenen Plattform) Werbung zu machen und den physikalischen Tonträger gibt es nur in seinem Shop zu kaufen (und kommt natürlich handsigniert und mit persönlichen Dank zum Käufer).
Aber nun kommen wir zum Inhalt der Platte, die der Musiker bis auf wenige Ausnahmen alleine eingespielt und produziert hat. Hilfe gab es von Lars Plogschties an den Drums und bei einem Song von Ben Schadow an Bass und Gitarre.
„Colourblind“ schmeichelt sich direkt durch sanft schönen Klang in das Ohr des Hörers und ist ein guter Start. Melancholie schlägt sich im zweiten Titel „Signal Lights“ nieder. „The Same“ ist so ein typischer Darmstaedter-Song – gereifte SingerSongWriter-Musik, irgendwo zwischen PopAmericanaRock. Schön von Anfang bis Ende: „Mars“. „Skipping Stones“ ist ein weiterer Einschmeichler, sehr schön arrangiert. „Take a Win“ und „Lesser Things“ nehmen einen auch mit. „The Circumstances“ ist ein weiterer Höhepunkt der Platte. „Seven Eleven“, wurde zusammen mit Ben Shadow komponiert und eingespielt.
„Castles“ und „Sad Ghost“ runden den rundum gelungenen Eindruck ab.
Dirk Darmstaedter bleibt damit ein unermüdlicher Kämpfer für das Schöne und Gute. Danke dafür. Nicht aufgeben. Und dieses so einfach raus gehauene Soloalbum hinterlässt bei mir mehr Spuren als das letzte Werk der Jeremy Days.
Dawes – Misadventures Of Doomscroller (2022)
Dawes sind eine Folk-Rock Band und ihr Album „Stories don´t End“ aus dem Jahre 2013 ist ihr erfolgreichstes Album gewesen und klang musikalisch sehr nach der Musik von Jackson Brown und dem Singer-Songwriter-Sound von L.A.
Danach wechselten sie ab und an den Produzenten und experimentierten an ihren Sound. Die großen Charterfolge blieben dadurch zwar aus, aber an ihren Mut zur Veränderung hat dies nichts geändert, denn auf „Misadventures of Doomscrollers“ werden ihre ansonsten recht kurzen Songs plötzlich lang und durch längere instrumental Parts erweitert. Aber irgendwie bleiben sie den Sound des Laurel Canyon auch immer wieder treu.
Den Singer/Songwriter-Rock bleiben sie aber treu und dieser klingt direkt bei „Someone else Cafe/Doomscroller tries to Relax“ nach 70er Jahre-Retro-Rock. Dies entspannt, lässig und macht Spaß. Und das Fusion-JazzRock-Instrumentalteil in dem Song ist wirklich gelungen. Zur Zeit stehe ich ja auf Retro-Genre-Musik. Egal ob Psychodelic, Disco, Post-Punk. Die Musik der Vergangenheit bietet einfach zu gute Vorlagen um nicht daraus was Neues zu machen. Und auch „Comes in Waves“ bleibt den Sound treu. Sanfter West-Cost-Rock – aus der Zeit gefallen – und im Hier und Jetzt gelandet. Das gute ist, dass der Sound eher Rock ist und nicht wieder im Americana und Folk verwurzelt ist – denn davon hab ich in letzter Zeit einfach glaub ich schon fast zu viel gehört und so finde ich diesen sanften Rock ohne Country-Einschlag wirklich sehr angenehm und einschmeichelnd. „Everything in Permanent“ auch gut. Wer früher zu viel die Eagles, Crosby, Stills and Nash und Co gehört hat – könnte zwar vielleicht gut sagen können: „Alles schon gehabt und gehört“ doch da ich nicht zu diesen zähle macht mir das Spaß.
Bei „Ghost in the Machine“ wird das Tempo durch die Rhythmusgruppe anständig erhöht, und die Gitarrenparts erinnern an die frühen Chicago-Alben – der Tempowechsel kommt auch zur rechten Zeit beim Durchhören des Albums, weil das Zuvorgehörte schon alles recht ähnlich geklungen hat.
Ruhiger wird’s wieder mit „Joke in there Somewhere“. Das abschließende „Sounds that no one made/Doomscrollers Sunrise“ schließt das Album elegant ab.
Als Einzelsong ist jeder Song sehr gut. Geballt – auch wenn es nur sieben Stück sind – ist es so wie bei dem „Stories don´t End“ Album auch – es fehlt etwas an Abwechslung – gekonnt ist der Sound von Dawes aber allemal.
Brigit Dawson ist ein Mitglied der Oh Sees und hat mit Ty Segall, sowie den Sunwatchers zusamengearbeitet. Nun hat sie sich auf Solopfade begeben und beginnt das Album mit dem verträumten Psychfolk-Song „Is the Season for New Incarnation“ ihr Album. Verträumt bleibt der Gesang, dafür wird der Bass-Rhythmus bei „The Fool“ etwas rockiger – aber zum größeren Teil bleibt es Singerin/Songwriterin-Hippiemusik, die auch schon fünfzig Jahre zuvor so gesungen und gespielt hätte werden können. Das ist die richtige Musik zum bei sommerlichen Temperaturen irgendwo im Freien zu chillen und das Leben ganz ganz locker zu nehmen. Das ändert sich auch bei „Carletta´s in Hats again“ nicht. Psychfolk-Freunde, die es ruhig mögen – für Euch ist diese Platte gemacht worden. Mit „When my Day of the Crone comes“ schafft Brigit Dawson einen wirklich feinen Lo-Fi-Folksong. Der Titelsong „Ballet of Apes“ ist hörbar von der Liebe zum Jazz und der Musik von Nina Simone geprägt – aber auch dass mit möglichst einfachen Mitteln, mit denen eine sehr dichte Atmosphäre und Spannung erzeugt wird – der sich bis zum Schluß des Songs hält. Den Jazz behält sie nicht nur im Titel des Songs „Heartbreak Jazz“. Der Jazz paart sich dann aber mit dem Psychrock, der Stücke des Anfangs. Mit „Trixxx“ wird das Album nochmal so richtig harmonisch und sanft beendet.
Sicherlich kein Album für Viele – dafür werden Psychfolk- und Dreampop-Fans diesem aus der Zeit gefallenden Album sicherlich einiges abgewinnen können.
Dead Guitars – Shelter (2015)
Nachdem ich die Band „Twelve Drummers Drumming“ erfolgreich für mich wiederentdeckt habe, wollte ich wissen, was die Bandmitglieder danach noch gemacht haben. Zwei Mitglieder von Twelve Drummers Drumming in den Personen Peter Brough und Ralf Assem gründeten zusammen mit dem Sänger Carlo van Putten die Band Dead Guitars. „Shelter“ ist das letzte Album der Band und danach machten sie in den Formationen „White Rose Transmission“ und „Wide“ weiter Musik.
Das erste Stück „Heaven Seven“ ist schon mal richtig gut und dürfte Fans von Bands wie Marillion, aber auch alte New Wave-Fans ganz glücklich machen. Schöner eingängiger Rock, klingt für einen Indie-Rock-Akt, dessen meisten Fans in Mönchengladbach beheimatet sind, schon richtig fett produziert und braucht sich vor internationalen Akts nicht zu verstecken – tolle Nummer.
Song Nummer zwei klingt wie eine Mischung aus Editors (bevor sie zu elektronisch wurden) und den Jeremy Days – also ist das von der Mischung richtig meins: „Happy Sad“.
Was für Progrock-Fans: „Half Light/Hangout in Heaven“. Es folgt die Rock-Ballade: „I surrender“. „Bullet Proof“ kommt als leichte Indie-Rock-Nummer daher – etwas für Fans harmonischen Alternativrocks in der Tradition von Teenage Fanclub.
Da die Songs nicht nur richtig gut, sondern auch noch recht abwechslungsreich sind – die Dead Guitars sammeln hier eine ganze Reihe Pluspunkte bei mir und ich werde ganz sicher nachhören, was für Musik auch „Wide“ und „White Rose Transmission“ machen – versprochen.
Gegenüber dem leichten Track „Bullet Proof“ bewegt sich „Mona Lisa“ eher im düsteren Post-Punk-Modus. Mit den ganzen Stilwechsel macht die Band wirklich Musik für Viele. Bei „Wooden Head“ klingen die Gitarren wieder freundlicher und die Musik ist wieder gehobener Indie-Rock. Man darf bei der Band einfach nicht vergessen, dass da Jahrzehnte an Erfahrung als Musiker versammelt sind und das hört man meiner Meinung nach auch.
Mit soften Prog-Rock-Charme: „Mandy´s House“. Danach wird bei „Love Rules“ nochmal fester gerockt – auch irgendwie proglastig – aber die Nummer ist mal nicht ganz so Meins. Da gefällt mir das sanft melancholische „Traffic Lane“ zum Abschluss doch wieder viel besser.
Nachdem schon das Wiederentdecken der „Twelve Drummer Drumming“ mit deren zweiten Album viel Spaß machte, ist auch die Weiterentwicklung von einigen der Bandmitglieder als „Dead Guitars“ als durchaus beeindruckend zu bezeichnen. So macht „Musik nachforschen“ richtig Spaß. Wirklich gute Platte. Tipp.
Indie-Folk-Pop mit Chorgesängen und viel ungestüme Kraft dahinter. Die damals in Berlin lebende südafrikanische Musikerin Cherilyn MacNeil bietet mal folkig poppig, dann fast symphonische Lieder mit großer Emotionalität. Dies zum Glück immer abwechslungsreich und damit niemals langweilig. Schwungvoll schön.
Brookln Dekker ist der eine Part des Duos Rue Royal – doch währen seien Frau, mit Mutterdasein zu tun hat und für Rue Royale somit wenig Zeit begab sich Brookln auf Solopfade. Über Bandcamp veröffentlichte er Musik, ging auf Wohnzimmertour und erspielte sich mit vielen Lifestreams während der Coronazeit ein neues Publikum. Es folgten Festivalsauftritte. Neue Musik gibt es exklusiv auf Bandcamp von ihm und auf Tour und seinem Shop. Die CD-Variante, die ich von „Slow Reveal“ besitze – ist die „Selbstgemachte“, die er auf seiner Wohnzimmertour Ende 2019 verkauft hatte.
„Tethered, Wrapped Around“ ist eine sehr schöne ruhige Indie-Soul-Nummer. „No standing Still“ könnte auch ein Rue Royale Song sein: gefühlvoller Singer/Songwriter-Indiepop und auch bei diesem hört man, den feinen Soul in der Stimme von Brookln Dekker. Schöner Indie-Folk: „Feel it“. Das sind einfach feine, gute Melodien, die einen mitnehmen und selbst bei diesen eher ruhigen Songmaterial sehr gut unterhalten. Seine Variation der Stimme, die er sehr gut beherrscht und einsetzt trägt ihren Teil zum guten Gesamteindruck bei. Und er ist ein sehr guter Song-Autor – da funktionieren Stücke wie „This here Island“ auch mit wenig Instrumenteneinsatz wunderbar. Stücke wie „I follow my Feet“ könnten aber auch wirklich gut zu einer neuen Rue Royale Platte gehören. Sanfter Indie: „Difficult T Gauge“. Wieder mehr Singer/Songwriter-Folk: „Becoming, become Me“. „Unweavering Routine“ & „A Pardon, A Transcendental Way“ - verströmen schon was von Prog-Rock (aber in der sanften Art). Wieder mit schöner Akustikgitarre: „Unknown In The City Of Archers“. Sanfter Abschluss: „Maintain“.
Feinster, nuancenreicher Indie-Folk bietet Dekker und dies überzeugend gut.
Seit Dezember 2022 setze ich mich ja mit meiner Musik-Vergangenheit auseinander und da komme ich auch nicht an Depeche Mode vorbei.
Depeche Mode war Geschwister-Musik. Da hatte meine Schwester alles von und wurde auch bei dieser gehört. Später ging die meisten Maxis in meinen Besitz über – aber nicht die frühen Alben – die hatte sich wer anderes gesichert. Daher geht es jetzt ans Wiederentdecken.
„Speak and Spell“ ist das einzige Album mit Vince Clarke (der machte dann mit Yazoo weiter), der auch die meisten Songs geschrieben hatte. Der komplett elektronisch erzeugte Synthi-Sound, mit teilweise mehr von „Rock n Roll“ als New Wave geprägten Stücken, wirkt heute auf mich eher „drollig“. „No Disco“ hat auch schon den Yazoo Sound. „Photographic“ hat was – aber der Refrain haut mich leider immer aus dem Song raus.
„Tora! Tora! Tora!“ und „Big Muff“ stammen aus der Feder von Martin Gore. „Big Muff“ überzeugt als Instrumentalstück. Da sind die an Kraftwerk erinnernden Sequenzer sehr nett. „Any Second Now“ ist in seiner Einfachheit gelungen. Dass man an „New Life“ und „Just can´t get enough“ als ewige Synthi-Pop-Hits nicht vorbei kommt, ist einfach so. Sind ganz klar gealtert, nehmen einen immer noch mit. Für den Internationalen Markt gab es noch den Song „Dreaming of Me“ und zwei B-Seiten Songs „Ice Machine“ und „Shout“. „Ice Machine“ ist dabei gar nicht mal schlecht.
Ohne Vince Clarke, der sich auf zu „Yazoo“ gemacht hat, nehmen Depeche Mode als Trio ihr zweites Album auf.
Die Musik zeigt schon mit dem ersten Stück „Leave in Silence“ einen schwermütigeren Grundton als der Rock`n`Roll-Synthi-Pop des Erstlings. „My Secret Garden“ ist ein erstes Highlight. Der Sound ist zwar rein elektronisch klingend, aber gut ausgeklüngelt und für 1982 technisch auf der Höhe der Zeit, so funktionieren die Nummern wie „Monument“ und das instrumentale „Nothing to Fear“ als Elektro-PostPop sehr gut.
„See you“ funktioniert wieder mehr als Pop Nummer mit dem frühen Rock`n`Roll-Appeal – als Single-Material sei es erlaubt.
Ruhiger und mit etwas Reagge/Dubsound kommt „Satalite“ daher. „Meaning of Love“ - BestSynthPop mit Ohrwurmgarantie – da mag ich auch den ehrer fröhichen positiven Grundton. „A Photograph of you“ - es muss ja auch einen nicht so wirklich guten Song geben.
Das komplexere „Shouldn´t have done that“ und „The Sun and the Rainfall“ runden das Album ordentlich ab.
Als ElektronikPop Album funktioniert diese zweite Arbeit von Depeche Mode gut und gefällt mir wesentlich besser als das Debüt. Viel von dem was „Depeche Mode“ ausmacht, ist hier schon vorhanden. Und ein Wiederhören hat sich nach langen Jahren mal wieder gelohnt, denn nicht nur die Singleauskopplungen lohnen ein Hören.
Als Bonus hält die DVD noch eine schöne fast 30minütige Doku über diese Phase bereit und einen AudioLiveMittschnitt mit sechs Songs. Und genau diese Livemitschnitte fand ich schon früher, als sie auf Maxisingles herausgebracht wurden, sehr gut. Live hat Depeche Mode für eine Elektronik-Band eine besondere Ausstrahlung.
Alabaster DePlume – Come with fierce Grace (2023)
Aufgenommen innerhalb der gleichen Session wie das Vorgängeralbum „Gold“ improvisiert der Jazz Alt-Saxophonspieler Alabaster DePlume (echter Name Angus Fairbairn) mit 20 Musikern und erarbeiteten sich zwölf Stücke, bei denen alle Anwesenden als Komponisten der Songs gezählt werden.
Begeisterung entfacht bei mir direkt das Eröffnungsstück „Sibomandi“ bei dem Jazz und Soul und Afrikanische Einflüsse sehr rhythmisch und sehr soulig zusammenfließen. Wenn sich so moderner britischer Jazz anhört, dann werde ich davon wirklich noch ein richtiger Fan – ansonsten haben es mir im Jazz eher die ruhigen, sanften Skandinavier angetan. Aber wie Alabaster DePlume Jazz und NeoSoul und Trip-Hop-Loops zusammenwebt und durch den afrikanischen Sänger Falle Nioke zu den Wurzeln der afrikanisch Musik führt und dabei aber keine Weltmusik, sondern eher Drum & Bass – Musik erzeugt, ist wirklich stark. Und gelenkt oder angeführt wird der Sound durch das Alt-Saxophon von Alabaster DePlume und dessen Spiel mag ich seit ich ihm mit der Platte „To Cy & Lee: Instrumentals Vol. 1“ entdeckt habe, oder genauer gesagt mit dem Song „Visit Croatia“ sehr gern. Also toller Anfang – und es kann gerne so weiter gehen. Und so geht es auch weiter „What Can it Take“ hat genau den Sound und Rhythmus und Wechselspiel von Lead- und Rhythmusinstrumenten wie ich ihm mag. Und faszinierend ist, dass dieser Jazz absolut tanzbar – daher kommt.
„To that Voice and Say“ - hat schon wirklich was TripHoppiges und Menschen, die wissen, welche Musik ich selbst gerade in meiner Freizeit mache, könnten bei dem Stück echt dem Glauben verfallen, dass ich davon mich beeinflusst hab lassen – was ja nicht geht, da ich diese Musik erst jetzt höre – doch da spüre ich eine tiefe Verbundenheit und Begeisterung für ähnliche Klänge – nur macht Allabaster DePlume das natürlich viel viel professioneller, weil er ein Profi Musiker ist und ich ein echter Anfänger, der noch nicht mal Noten lesen und schreiben kann. Aber die Musik klingt auch so, als ob Alabaster über Töne spielt, die in Loops stecken. Was dem Ganzen aber eine enorme Intensität verleiht.
Dieser triphoppige Neo-Soul-Jazz setzt sich auch in den Song „Greek Honey Slick“ kongenial fort.
Ruhiger, aber nicht schlechter: „To that Voice and Say“. Was für ein tolles Album – jetzt schon.
„Give me Away“ umhüllt den Hörer mit der Kraft eines rituellen Stammestanzes – man wird Teil einer kurzen Zeremonie und gibt sich den einfachen Rhythmus hin. Am Ende der ersten Seite, mit dem Stück „Fall on Flowers“ fällt die Musik in sich langsam zusammen, so scheint es auf jeden Fall. Sanfter Soulgesang und der langsamen Rhythmus eines Basses, dazu ein wenig Alt-Sax, Plattengeknister – und das alles ergibt: „Did You Know“. Kurzes Zwischenspiel: „Levels of Human“. Was den Songs auch allen wirklich gut bekommt ist, dass die Stücke maximal eine Länge von knapp unter sechs Minuten haben und meist sogar die vier Minuten nicht erreichen. Wie ein Sonnenaufgang oder Untergang, auf jeden Fall wie ein Erwachen, klingt „Not even Sobbing“ - damit ist die Seite Zwei – auf jeden Fall schon mal wesentlich sanfter und weniger zum Tanzen, sondern eher zum Zurücklehnen und genießen. Das setzt sich auch in den sehr akustischen und vom Zusammenspiel der einzelnen Instrumenten aber sehr faszinierende „The Best Thing in the World“ fort. Bei „Naked like Water“ wird es dann kurz eher rockig – bekommt aber noch einen starken Ethno-Sound-Anstrich verpasst. Der letzte Song der Platte „Broken Again“ setzt sich wirklich wie ein Puzzlestück zusammen.
So darf gerne Musik improvisiert werden, so darf gerne Jazz heute klingen und Genregrenzen einfach über den Haufen geworfen werden. Für mich eins der besten Alben, die ich aktuell gehört habe – einfach weil es so hundertprozentig mich fast mit jeden Ton anspricht und es einfach für mich die richtige Musik zu genau diesen Zeitpunkt ist. Volltreffer.
Die Mischung macht es, die dafür sogt, dass die Musik der Belgier im Alternativrock von vielen unterscheidet. Ihr Alternativrock ist nicht so ganz leicht einzuordnen – mal sind es feine AlternativeRock-Nummern, aber es gibt auch Stücke auf dem Album, die schon mehr nach Tom Waits und schrägen ArtRock mit coolen Groove klingen.
Nach einem kurzen Intro geht’s direkt heftig zur Sache mit dem schwungvollen rhythmischen Indie-Headbanger „Suds & Soda“. Einstand gelungen! „w.c.s. (first draft)“ bietet den Rhythmus der Songs von G.Love & Special Sauce (langsamer Acoustic Funk) – mit einem an Tom Waits erinnernden Gesang (Tom Waits wird auch noch öfters erwähnt werden). Das hat Groove und funktioniert. Schon fast verträumt und man denkt fast die Platte gewechselt und zu einer anderen Band oder einem anderen Künstler gewechselt zu haben – so beginnt „Jigsaw you“ - ganz feine ruhige Indie-Nummer. „Morticiachair“: ist wieder ein ganz anderes – fast wildes, ungestümes – Artrock-Monster – wieder lässt Tom Waits grüßen. Mir ist das Stück aber ein wenig zu wild. Da ist „Via“ wieder mehr meins. Toller Indie-Rock-Song, super arrangiert, nimmt mich mit und lässt mich bis zum Ende nicht mehr los. Melancholie ist spürbar in „Right as Rain“. Da trieft Jazz-Rhythmik mit Nirvana zusammen: „Mute“. Rockt kurz ganz ordentlich am Anfang, wird dann schnell wieder ruhig, nimmt dann langsam Fahrt auf, um dann nochmal richtig durchzurocken: „Lets get lost“. Eigentlich trifft Emocore auf die Musik von dEUS auch ganz gut zu – da die Songs doch auch sehr emotional sein können und am meisten trifft die Beschreibung Emocore auf mein Lieblingsstück „Hotellounge (be the death of me)“ zu – grandiose Nummer – lieb ich seit dem ersten Hören vor fast 30 Jahren. Kurze Rock ´n´ Roll-Einlage: „Shake your Hip“ (42 Sekunden lang). Hier stimmt diese Art-Rock-Groove-Jazz-Tom Waits-Mischung zu 100%: „Great American Nude“ (auch wenn es vielleicht ein wenig zu lang geraten ist). „My Secret Hell“ beginnt wie eine Slowcore-Nummer von den Red House Painters und hält den ruhige Grundton bei diesem schönen Alternative-Rock-Stück auch bis zum Ende durch. Noch mal was Schräges zum Schluss: „Divebomb Djingle“.
Fazit: die schrägen Sachen von dEUS macht die Band zwar zu was besonderen im Alternativ-Rock, aber ehrlich gesagt gefallen mir die richtigen Alternativ-Rock auf der CD am Besten – aber der Mix ist halt schon was besonderes und diese CD auf jeden Fall auch. Wieder ein klasse Debüt-Album.
dEUS – The Ideal Crash (1999)
Mit „Put the Feaks Up-Front“ beginnt das Album gleich mit einem starken Alternativ-Rocksong, der auch was von der Melancholie eines (guten) Radiohead-Songs hat. Toller Einstieg ins Album. Ich habe ja viele Jahre gebraucht um ein weiteres Album der Band zu kaufen. Zwar fand ich das Album „Worst Case Scenario“ sehr gut und „Suds and Soda“ und „Hotel Lounge“ sind auf ewig in meiner Playlist – aber trotzdem hatte ich beim Kauf weiterer CDs lange gezögert. Dann habe ich sie aber auch beim Traumzeit-Festival 2023 live erleben können und da hab ich glatt mehrere Alben dann nachgekauft.
Auch beim zweiten Stück „Sister Dew“ ist von den Tom Waits-Anleihen des ersten Albums nichts zu hören – der Song ist einfach eine sehr schöner ruhiger Rocksong. „One Advice, Space“ klingt wie ein SongMix bestehend aus Travis und Radiohead.
Schon fast nach 70er US-Rockballade klingend: „The Magic Hour“ - mit am Ende aber ganz eigener dEUS-Note. Vielseitig ist damit auch dieses Album schon einmal. Und die Songs sind bisher alle richtig gut. Ein kleines bisschen Space-Rock können sie auch: „The Ideal Crash“. Auch „Instant Street“ ist einfach ein schöner toller Song – wieder mit modernisierter 70er Note. Auf dem Album sind die ruhigen Stücke in der Überzahl, was ich aber gar nicht so schlecht finde – denn Songs wie „Magdalena“ sind einfach von der Stimmung her so gelungen, dass man auch diese eher gemächlichen Rocksongs gerne und mit zunehmender Begeisterung hört (gerade während des Hörens, habe ich mir auch schon die mir noch fehlenden Alben der Band bestellt (ich kann es einfach nicht lassen). Statt „Hörerlebnisse“ sollte ich diese Texte lieber als „Bekenntnisse eines Musiksüchtigen“ bezeichnen. Aber das Hören macht aber auch so viel Spaß. Moderner Rocksong – und doch mal etwas schneller und wuchtiger (aber auch nicht hart): „Everybody´s Weird“.
Fast am Ende doch dann ein Song mit Tom Waits-Charme: „Let´s see who goes down first“. Ganz am Ende „Dream Sequence“ - nochmal was Ruhiges zum Ausklang. Das das Album – das zwar das erste auf einem Major-Label war – aber auch das erste das nicht in USA veröffentlicht wurde – liegt wohl daran, dass die Songs zu gut sind und zu lang – es enthält eigentlich überhaupt kein Single-Material (auch ein Crossover-Knaller wie „Suds and Soda“ sucht man vergeblich). Eine anspruchsvolle Alternative für Rockfans: dEUS.
Diet Cig – Do you wonder about me? (2020)
Lockeren Indie-Pop verströmt das New Yorker Duo bestehend aus Alex Luciano und Noah Bowman mit dem Erföffnungsstück „Thriving“ - das hat man zwar ähnlich schon oft gehört, macht aber trotzdem eine Menge Freunde weil es einfach ein guter Song ist und toll funktioniert. Nimmt den Hörer einfach mit und genauso geht’s direkt mit dem ebenfalls großartigen „Who are you“ toll weiter. Zeitlos, zum mitgehen und mitfeiern – Musik bei dem man bei einem Sommer-Festival sicherlich ganz viel Spaß bei hätte. Schon jetzt kann ich das als sehr gute Neuentdeckung bezeichnen.
In den 90er fand man Songs wie die von Diet Cig auf jedem coolen amerikanischen Soundtrack und als Untermalung in eben so vielen TV-Serien.
Auch „Night Terror“ erinnert einen leider nur daran, wie gut einige Bands früher mal waren und was für teilweise – weil sie stets sich den Hörergeschmack angepasst haben – schrecklich langweilige Musik, diese jetzt machen.
Da ist es gut, dass es Bands wie Diet Cig gibt, die einen eine ganze Platte lang wieder beweisen, wie schön diese Musik heute eigentlich immer noch ist und wie gut sie funktioniert.
Bisschen schrammelig muss diese Musik natürlich auch mal sein und das ist sie bei „Broken Body“. Sanfter, und später mit schönen Schlagwerk: „Makeout Interlude“. Punk-Rock können sie auch: „Flash Flood“. Altenative-Rock-Pop: „Worth the Wait“.
Toller Anpspieltipp ist auch: „Stare into the Sun“.
Tolle Platte, tolle Musik, Fan von.
Dinosaur jr. - Dinosaur (1985)
J Mascis, Lou Barlow und Murph sind Dinosaur jr. langlebige Vertreter des Alternativrocks und dies ist ihr Debütalbum.
Die jungen Dinosaur jr. klingen noch (am Anfang des Albums – aber auch nur, weil J Mascis da noch in einer anderen Stimmlage singt - oder da singt Lou Barlow) etwas anders – aber nicht schlechter – melodiöser, melancholischer Alternativrock ist das erste Stück „Forget the Swan“ - und der Refrain hat schon direkt alles was ein guter Dinosaur jr-Song haben muss. Produktionstechnisch ist das noch schön schrammelig und klingt noch nach den frühen Indiesound der 80er Jahre. Sehr guter Einstand. Teils im Punkrock-Bereich, aber Teils im sanfteren Rockmodus: „Cats in the Bowl“. Härter und doch schon ein ganz typischer Dinosaur jr. Song: “The Leaper“. Wer amerikanischen Alternativ Rock mag – mag Dinosaur Jr., weil sie dem amerikanischen Alternative-Rock zu seinem typischen Stil und seiner Vielfältigkeit mitverholfen haben – dabei aber auch immer einfach gute Songs gemacht haben – die Songs nehmen einen mit, sind aber stilistisch überhaupt nicht eintönig – zwischen ruhigen Passagen gibt es durchaus Ausbrüche von Screemo-Musik, Punkrock, Postrock und auch frühen Indie-New Wave zu hören. So bietet die erste Seite noch mit den Songs „Does it Float“ und „Pointless“ noch einiges an Abwechslung.
Auch bei „Repulsion“ ist das unverkennbar Dinosaur jr. - genauso klingen sie – könnte man als typischen Dinosaur jr jemanden vorspielen. Bei „Gargoyle“ hat glaube ich Mark Kosolek von den Red House Painters viel für sich entdecken können. Also auch die Shoegaze-Szene kommt um die Songs dieses Album – als Beeinflussung wohl nicht rum: „Severed Lips“. Nochmal härter: „Mountain Man“. Von der Melodie schon im Psychrock-Folk-Bereich: „Quest“.
Feines und wegen seines vielfältigen Sounds nie langweiliges Debütalbum eines der besten Vertreter des amerikanischen Alternativrocks.
Einfach produziert aber gut heruntergerockt, mit sympathischen Melodien und das fast ganz ohne Hardcoreagressivität. Ist eigentlich fast ein Soloalbum von J Mascis, da er die meisten Instrumente selbst gespielt hat. Nur bei vier Songs wurde er von seinem Schlagzeuger unterstützt.
Garagen-Alternativrock – so wie er sein sollte.
Einfach gute Songs. Das reicht um eine gute Platte zu machen. Scheiß auf die Entwicklungen am Markt, den neuesten Trends und Stilrichtungen. Disco, Punk – egal. Ein Mix aus Rock, Lo-Fi und Country reicht aus, um gute Songs zu spielen, die nicht altern und nicht ermüden. Sie sind immer im Trend, weil sie keinen Trend entsprungen sind. Gute Musik.
The Divine Comedy – Casanova (1996)
Ja, das ist Brit-Pop – man höre nur die erste Minute von „Something for the Weekend“. Aber nicht schlecht, da mit Verve und Klasse vorgetragen und eben dieses schelmische chansonhafte über allem liegt. Da wird „Becoming more like Alfie“ zu ganz großen Pop-Nummer. Aber bei Brit-Pop-Bands stoße ich auch öfters auf Songs, die mir nicht so viel sagen oder einfach nicht meins sind. Das ist bei Blur zum Beispiel so – da finde ich manches richtig richtig gut und ein paar andere Songs kann/muss ich ignorieren. Und so geht’s mir dann auch bei „Middle Class-Heroes“ - großes Theater – aber kein großer Song und leider wird das Album ab hier zum Britsh-Dandy-Pop. Bei „In and Out in Paris and London“ vergeht mir auch ganz schnell der Spaß. Vielleicht ist das ja doch nicht wirklich eine Platte für mich. Mastermind – Neil Hannon baut seinen Varieté Pop von Song zu Song leider mehr aus und kann mich damit überhaupt nicht überzeugen – auch nicht mit „Charge“. Mit dem akustischen „Songs of Love“ schmeichelt er sich wieder etwas bei mir ein – da lassen die Beatles herzlichst grüßen. „The Frog Princess“ ist wirklich witzig und wieder gekonnt. Ein weiterer ganz netter Spaß/Chanson folgt: „A Woman of the World“. Aber ich kann diese Göttliche Komödie wirklich nicht richtig ernst nehmen. Zum hören bei Spotify nett – aber auf CD oder Platte muss ich das nicht haben. Mit etwas James Bond-Attitüde: „Through a Long and Sleepless Night“. Zum Entspannen und daher ganz schön: „Theme from Casanova“. Der Klassik-Pop-Song am Ende ist auch zu dick aufgetragen – das sicher mit voller Absicht vom Künstler – aber letzten endes erreicht er mich mit seine Kunst nur ab und an. Vielleicht fehlt mir wirklich die Ernsthaftigkeit bei dieser Komödie und von daher finde ich vieles einfach zu albern oder daneben – aber gemacht ist es gut – aber eben nicht für mich – außer „Becoming more like Alfie“ - den Song packe ich gerne in meine Playlist.
Mit „Lungs“ startet das zweite Album von Stella Donnelly mit einer schwungvoll schönen Indie-Pop-Nummer. Es folgen eine Beziehungsbeendigungsnummer mit Sprechgesang, bei der es aber im Chorus fröhlich bleibt und ein musikalischer Liebesbrief (entspannt und chillig).
Also geht es um Beziehungskram und Beobachtungen ihrer Mitmenschen und Umwelt. Dazu kreiert Stella Donnelly wunderschöne Melodien und so macht das Durchhören dieses Albums ziemlich Laune. Entspannte Lebenserfahrungen mit der dazu passenden Musik. Soundtrack für den Alltag. Sehr schön, finde ich, den sparsamen Bläsereinsatz bei einigen Songs. Auch live ein echtes Vergnügen.
The Doobie Brothers – The Doobie Brothers (1971)
Den Einstieg mit dem Stück „Nobody“ finde ich schon mal sehr gelungen. Schöner Rocksong im Südstaaten-Stil (Southrock). Mehr im Country-Rock verwurzelt: „Slippery St.Paul“. Zurück zum Highway-Rock geht’s mit „Greenwood Creek“. Ich mag das leichtgängige im Sound der Musik. Unanstrengend, mitnehmend, Singer/Songwriter-Musik für Rocker und diejenigen die immer gern im Traum endlose Highways lang fahren. Dazu ist das alles auch noch gut musiziert. Der Akustikgitarren-Sound der Band ist sehr gut. Da haben auch Retro-Rock-Bands wie The Black Crowes nichts anders gemacht: „It won´t be Right“. Rock-Ballade: „Travelin´Man“. Was vom L.A.-Rock der Eagles oder Steely Dan hat ein solcher Song auch – und ein paar der Studiomusiker von Steely Dan wechselten ja sogar später zu den Doobie Brohters rüber.
Das wieder schwungvollere „Feelin´down farther“ gefällt mir wieder richtig gut. Ruhiger, erneut im Country-Rock-Style: „The Master“.
Soul-Folk-Rock: „Growin´ a little each Day“. So eine richtige Rocknummer (und da klingen sie einfach nur wie eine Band von vielen): „The Beehive State“.
Da sorgt dann aber der atmosphärische Hippierock von „Closer every Day“ wieder für viel mehr Begeisterung. Am Ende und eigentlich nicht mehr ein „Outro“ beendet dieses Debüt- und durchaus gute 70er Jahre Rockalbum.
The Dope – Hinterlandia (2013)
Rudi Maier und Franz Neugebauer waren das Indie-Rock-Duo „The Dope“. Mittlerweile macht Rudi Maier als Burkini Beach sehr viel sanftere Musik. Wer dieses Album namens „Hinterlandia“ gehört hat – muss es lieben und wundert sich dann darüber, dass The Dope nicht bekannter geworden sind – denn so gute Indierockmusik hat es in Deutschland wirklich ganz ganz selten gegeben. Ein Jammer so was. Also unbedingte Kaufempfehlung.
Die CD ist mit 13 Songs gefüllt. Wuchtige Gitarrenklänge gibt es viel auf dieser Platte und trotzdem ist sie nicht aggressiv sondern eher verspielter Indie-Rock. Meist bestehen die Songs aus Gesang, Gitarre, Schlagzeug – und das wird ab und an mit den Sound von DrumPads und Synthesizer noch verfeinert. Großartig ist die Musik von The Dope auch, weil die Songs oft überraschende Wendungen haben und so ist für Abwechslung auf dem Album gut gesorgt. Es ist aber der Indiecharme, verbunden mit ungestümen Schlagwerk und Saitenspiel, der The Dope so besonders und auch unverwechselbar macht.
Dabei beginnt „Blizzard the Kid“ als IndieFolk-Nummer, die zum noch eher sanfteren IndieRock-Song sich steigert. Wie gesagt, die Mischung macht es. „Mines of Falun“ ist dann was ich einen typischen The Dope-Song nennen würde, mit diesen furchtbar originellen Gitarrensound, den tollen Melodien, mit etwas verzerrter Schrägheit. Überdrehter Emocore. „Entirly Zipped“ ist wieder eine Nummer sanfter, aber auch da ist dieser akustisch gehaltene Indiesound einfach ganz toll gespielt. So ist man nach drei Songs wirklich in die Band und Album verliebt. Nach dem auch recht sanften „Sputnik Sweetheart“, geht es mit „American Girls“ recht heavy weiter. Und auch „Narratorriors“ lässt es ordentlich poltern, aber das schön schräg und überbroddelnd. Die Gitarrenarbeit ist bei dem Song einfach herausragend. Weiteres Highlight und ein Lieblingssong „Icarus the Crow“. Aber Highlights gibt es viele und deshalb ist dieses Album so gut. Zu denen zählt auch „Strawberry Fields“ das mit den Beatles nicht so wirklich was gemein hat. Es macht einfach Spaß und Laune Songs wie „Monstertrucks“ zu hören. Und der „Fuck-You-All-Song“ fliegt auch nicht aus der Playlist. Wir stimmen da einfach mal zu. Weiterer Highlight unter Highlights: „Mother´s Boy Toyed with an Idea“ (den würde ich als Anspieltipp nehmen, um als Neuhörer die Band kennen und lieben zu lernen). „Hollywood“ auch ganz groß. Und als Anhängsel „....Mietraching“.
Ein Vergnügen. Ein Muss. Tolle Platte – übrigens das erste Album von The Dope „Into the Woods“ ist auch ganz groß (vielleicht sogar noch ein wenig besser – falls das überhaupt geht.) Totaler Fan von. Und traurig dass es seit 2013 nichts mehr von denen gegeben hat. Aber es gibt ja noch Sir Simon und Burkini Beach – falls die nicht nach ihrer Tourabsage im letzten Jahr nicht den Mut am Weitermachen verloren haben – was einfach ganz scheiße wäre.
Robert Downey jr – The Futurist (2004)
Eine Lobhudelei.
Spätestens seit Robert Downey jr. ein Comback in der Serie „Alley McBeal“ feierte, musste man zugeben, dass der Mann durchaus als Sänger einiges drauf hat. Da freute ich mich dann direkt auf ein Soloablum und dies ganz zu recht. Wer die Pop-Balladen von Sting mag, der wird die Pop-Balladen von Robert Downey jr. lieben. Denn die Musik nimmt einen direkt mit und ist mehr als nur gefällig, sondern richtig gut. Leider spürte Robert Downey jr für seine musikalischen Bemühungen, die ihm angeblich viel Kraft gekostet haben, zu wenig Gegenliebe, so dass es wohl bei diesen einem Album bleiben wird, was wirklich schade ist. Elf schöne Stücke Musik bleiben aber für immer meins und die meisten davon auch in meiner Playlist. Ich mag dieses Album wirklich sehr sehr gerne. Die meisten Songs hat Robert Downey jr. selbst oder als Co-Autor geschrieben. Ausnahmen sind „Smile“ von Charlie Chaplin, „Your Move“ von Jon Anderson, welches hier mit Textfragmenten von „Give Peace a Chance“ von Lennon, McCartney dageboten wird. Ob er es schlau gemacht hat, dass er das Album unter dem „Sony Classical“ Label veröffentlicht hatte, soll jeder für sich selbst entscheiden. „Jazz“ wäre vielleicht passender – obwohl es halt alles Pop-Balladen (aber auf hohen Niveau), teilweise mit Jazzeinschlag sind. Als Musiker konnte er unter anderen Vinni Colaluta, Charlie Haden und Jon Anderson ins Studio holen.
Direkt bei „Man like Me“ springt der Funke direkt über. Es ist Downey´s wirklich tolle Stimme, das Piano, die Streicher – großartig. Und es klingt schon wirklich wie die ruhigen guten Songs von Sting, was er da musiziert – aber wie gesagt auf ebenbürtigen Niveau und das ist das Außergewöhnliche an der Platte. Die Musik ist toll arrangiert und gespielt. Auch „Broken“ ist total toll. Nicht nur Sting sondern auch Brian Adams-Fans müssten ein Song wie „Kimberly Glide“ lieben und nach dem Hören sagen: „ Ja, für einen singenden Schauspieler ist der richtig richtig gut“.
Es ist wirklich alles richtig gut was er da macht und ich bin auch zum wiederholten Mal von Songs wie „The Futurist“ und den anderen begeistert. Das ist schöne Musik und es sind wirklich sehr gute Songs. Ich wiederhole mich. Tschuldigung.
So geht’s dann in gleicher guter weise mit „Little Clownz“, „5:30“ weiter und der Song „Your Move“ ist ja schon von Yes was ganz besonderes und den Song schafft auch Robert Downey jr nicht zu verhunzen.
Ganz ruhige Pianoballade: „Details“. „Hannah“ ist auch gut und nur weil die Songs am Anfang alle so stark und halt alle recht sanft und ruhig gespielt sind, denkt man am Anfang des Stücks, dass es jetzt doch langsam mit den schönen Balladen mal ein Ende haben muss, aber „Hannah“ überzeugt am Ende doch mit seinem Arrangement auf ganzer Länge – das ist nicht nur ein guter Song, dass ist ein weiterer sehr guter Song. Piano-Jazz: „Smile“.
Ganz tolles Album und ich mag es immer wieder gerne. So schade, dass es Robert Downey jr. kein weiteres Album gemacht hat. Herr Robert Downey jr., sie sollten da noch mal in sich gehen. Sie sind doch jetzt auch 20 Jahre älter geworden. Da juckt es doch in den Fingern, sich mal wieder ans Klavier zu setzen, oder? Bitte.
Nick Drakes Alben zählen zu den besten Alben der Pop- und Rockgeschichte und waren als sie herauskamen leider kommerziell alle ein Misserfolg. Von dem Kult um seine Musik erfuhr der Künstler dann nichts mehr. Nick Drake-Alben sind traumhaft schöne akustische Meisterwerke die sich zwischen Folk, Kammermusik und Jazz bewegen. Gegen die Schönheit kämpft er mit seine melancholischen und eher abgründigen Texte an – doch ich verliere mich da eher in die Schönheit der Melodien, der Instrumentierung und Arrangements, die durch Streicher und Cembalo (gespielt von John Cale!) zum Chamberfolk wird und so auch mehr ist als der normale Singer/Songwriter-Folk der 70er und ich schätze die Musik auch sehr viel mehr als die des ähnlich klingenden angeblichen frühen Meisterwerks von Van Morrison namens „Astral Weeks“, das mich doch eher mit viel zu langen Stücken langweilt. Bei „Bryter Layter“ muss man sich auch nicht jeden Song einzeln vornehmen – da das vorweg Geschriebene auf das ganze Album zutrifft. Sanfte Musik für Träumer und Schöngeister.
In nur zwei Tagen aufgenommen. Fast ausschließlich mit einer Akustikgitarre begleitet Nick Drake seinen Gesang und wie bei den beiden Vorgängeralben, die er noch teilweise sogar mit Orchesterbegleitung aufgenommen hat, kommt es hier wieder zum Aufeinandertreffen der Schönheit der Melodie und der Traurigkeit und Melancholie der Texte. Die Schönheit gewinnt – wie es bei den drei Alben, denn dies war sein letztes, immer der Fall ist.
Die Musik ist Folk- und SingerSongwriterMusik sanft, akustisch und unheimlich einnehmend. 11 Songs – eine Länge von 29 Minuten. Mittlerweile Musik für die Ewigkeit. Diese tragischen Figuren in der Musik wie es Nick Drake einer war, gab es immer, wird es vermutlich immer geben. Wir haben diesen Musikern, die uns ihre Kunst geschenkt haben, viel zu verdanken. Und besser wird dies spät erkannt als nie.
Dr. John, the night Tripper – GRIS-gris (1968)
Sehr passend höre ich das erstes Dr. John-Album, nachdem ich mich gerade mit Ry Cooder und Taj Mahal und Captain Beafheard und Greatful Death befasst habe, dass dies eher ein Zufall ist, finde ich sehr lustig – weil manchmal liegen einfach die richtigen Platten zusammen auf dem richtigen Stapel.
Bei „Gris-Gris Gumbo Ya-Ya“ hört man direkt wo die Mardi Gras.bb ihren Sound gefunden hat. Und auch Tom Waits-Fans werden da frohlocken. Beeindruckend von der Songgestaltung und der Sprechgesang ist ja schon fast Rap. „Danse Kalinda Ba Doom“ erinnert dann natürlich auch an die Neville Brothers und den Sound ihres Albums „Yellow Moon“ und Produzent Daniel Lanois hat da sicherlich auch gut hingehört – von der Platte haben sich glaube ich viele Inspirieren lassen. Voodoo-Soul-Blues-Rock = genial. Wieder so ein Ohrenöffner Album. Jazz und Soul: „Mama Roux“.
Alles sehr gut und seiner Zeit glaube ich in vielem weit voraus, so auch „Danse Fambeaux“.
Das ist einfach bei „Croker Countbullion“ ein genialer Mix aus Jazz, Südstaaten- und Afrikanischer Folklore. Aber mit den zuvor genannten Alben im Einführungsabschnitt dieses Textes hat das so gar nichts groß zu tun. Kam nur zur gleichen Zeit heraus – funktioniert aber ganz anders – weil der Blues- und Country-Folkrock bei dem Album eigentlich fast fehlt. Bigband-Blues gibt es aber dann, nachdem ich geschrieben habe, das dieser fehlt, doch auch noch auf dem Album: „Jump Sturdy“. Aber auch hier schafft es Dr. John dem Blues noch eine eigene etwas dreckige Variation hinzuzufügen.
Noch ein weiterer Hammer am Ende: „I walk on guided Splinters“ - was ist das einfach großartig in der Gesamtmischung und so einfach spannend zu hören. Selbst heute noch – merkt man beim ersten Hören des Stücks, dass das was ganz Besonderes ist. Dr. John hat sich direkt mit seinem Debütalbum einen festen Platz in der Geschichte der Musik gesichert – verdient (das Album war aber zur Zeit der Veröffentlichung kein kommerzieller Erfolg – aber eben ein künstlerischer, der viele andere Künstler in der Folgezeit beeinflusst hat).
Florence Shaw erzählt in fast emotionsloser Erzählstimme, die an die einer Nachrichtensprecherin erinnert, ihre Beobachtungen, Geschichten und Wortaneinanderungen. Ihr Erzählen, denn es ist kein Sprechgesang, ist das herausstechende Merkmal von „Dry Cleaning“. Ihre Mitstreiter packen darunter spannende Melodien – die wohl auch ohne Shaws Erzählungen funktionieren würden, doch macht das Zusammenwirken das ganze zu einem echten Hörerlebnis und nicht nur zu einer weiteren neuen PostPunkRockBand. Es ist hierbei auch ein Vorteil, das Werk auf CD oder Vinyl zu haben, da man sich so genauer mit den Texten Shaws auseinandersetzen kann. Zum Durchhören zwar etwas anstrengend, als Einzelsongs in der „Playlist“ aber herausragend.
Duran Duran – Seven and the ragged Tiger (1983)
„The Reflex“ ist eine Mischung aus Pop und Soul und eindeutig 80er Jahre und etwas überambitioniert oder vielleicht auch etwas fehl konstruiert, da der Refrain irgendwie nicht zum Rest des Songs zu passen scheint. „The Reflex“ ist aber trotzdem wohl der mit Abstand bekannteste Song des Albums. Bei „New Moon on Monday“ kommt nehmen der lieblichen Soulpop-Melodie doch noch etwas vom alten New Romantic-Stil durch. Bei „(I´m looking for) Cracks in the Pavement“ klingen sie nochmal wirklich wie ein Mix aus Roxy Music und Japan und das verstärkt sich sogar noch bei „I take the Dice“, das wirklich wie eine Japan-Nummer klingt – da macht Simon LeBon wirklich auf David Sylvian. „Of Crime and Passion“ – eine kantige Rock-Pop-Nummer – ist mir da wieder etwas zu simpel geraten. „Union of the State“ klingt halt wie Duran Duran und wieder auch nach Roxy Music – aber eine Nummer wie diese hat man schon zu oft gehört. Mit „Shadow on your Side“ wird’s auch nicht besser, eher schlechter – obwohl einiges an musikalischer Qualität in den Instrumentalpassagen zu finden ist (aber das rettet den Song nicht auf ganzer Länge). Da tut die kleine Ambient-Nummer „Tiger Tiger“ richtig gut. Dafür ist „The Seventh Stranger“ leider wieder ein qualitativer Absturz (sowohl was Sound und Song angeht).
Die 80er bekommen halt nicht jeder Platte gut. Und dieses Album leidet unter den 80er Sound schon sehr. Es fehlt aber einfach auch an wirklich guten Songs – ein schönes „klingt wie“ reicht da nicht.
Georg Dybowski – Simple doesn´t mean easy (2017)
Jazzgitarrist Georg Dybowski ist vor allem durch sein Wirken mit dem Trio Chamberjazz bekannt – auf dieser Solo-CD präsentiert er alte (schon zuvor aufgenommene und gespielte Stücke) und neue Songs allein an der Gitarre.
Der Jazz von Georg Dybowski ist in den meisten Fällen eine Wohltat für die Seele oder die Freude daran, einen wirklich guten Gitarristen zuhören zu dürfen, der anscheinend nicht mit dem Kopf sondern meist mit dem Herzen Titel komponiert und betitelt. So sind seine Songs meist Personen oder Orte gewidmet und beschreiben die Zuneigung des Komponisten zu seinen Titelhelden seiner Stücke. Auch ein Ort kann ein Held sein. Ein Ort kann auch Gutes tun und bewirken – auf jeden Fall für die Seele. Gleiches gilt eben auch für geliebte und geschätzte Mitmenschen. Andere Inspiration bieten Bücher und sicherlich auch die Werke anderer von ihm geschätzten Musiker/innen.
Wer den Klang der akustischen Gitarre mag, dazu noch sanft, schöne Melodien und das Gefühl mag, mit der Musik des Songs „Salut“ zu einem Wohlfühlort gebracht zu werden – der wird mit mit dieser Musik einfach sehr viel anfangen können. Das ist Schönheit, Sanftheit, Emotion in Noten gepackt.
Auch Hörer von gepflegten Americana-Musik können sicherlich mit der Musik von „Simple doesn´t mean easy“ sicherlich was anfangen – dafür wurde der Begriff Ambient-Americana erfunden. Schon nach zwei Songs bin ich wieder von der Musik von Georg Dybowski total begeistert.
Und es ist auch schön, wie unterschiedlich diese Songs angelegt sind. Jeder Song erzählt mit seinen warmen und wunderschön aneinander gereihten Noten eine eigene Geschichte, so auch der bezaubernde „Bonsoir Jacques“. Klingt auch mal etwas mehr nach „klassischer Gitarre als nach Jazz“.
Dies gilt auch für „Die Burg in meinem Traum“, dem wirklich etwas mittelalterliches anhaftet. Nur schön: „Waiting for you“.
Oft gehört und immer sehr gemocht: „Noah“ - die Liebe zum eignen Kind in Noten gepackt.
Alles so gut hier – und wer glaubt, dass Jazz nur verkopfte Noten-Tüftellei von Leuten ist, die meinen ihre Instrumente besser zu beherrschen als andere – oder die sich ins endlose Improvisieren verlieren – der weiß nicht wie viele Spielarten es auch von diesem Genre gibt – und am besten funktioniert es für mich ´- wenn herausragende Kompositionen und Interpreten/Musiker aufeinander treffen und mich mit ihren Songs an anderen Orten führen, Emotionen wecken, mich einfangen, mitnehmen und begeistern. Gut zu hören ist dies auch bei „Walzer für T.W.“. Das Thema von „Frau Ute“ erklärt sich im Titel.
Der Sprung vom melodiösen Jazz hin zu fast Kompositionen Klassischer Musik sind für Georg Dybowski normal – ich weiß auch nicht, ob er selbst seine . Musik in solche Kategorien packt. „Frater Maus“ ist dann ein Beispiel für sein Können auf der klassischen Gitarre.
Einfach nur schön ist auch seine Interpretation des Naturschauspiel eines „Sommerregen“. Auch der Abschluss ist überaus gelungen: „Kolja“.
Bin wieder mal hin und weg. Eine einfach von Vorne bis Hinten schöne Songsammlung von tollen Stücken – für Fans von Instrumentalmusik gespielt mit der akustischen Gitarre. Und einfach für Menschen die wirklich gute Musik zu schätzen wissen.
Platten des Künstlers am besten direkt beim Erzeuger bestellen: https://dybomusic.de/cd-shop/
Der Jazzgitarrist Georg Dybowski ist seit und sicher schon vor Beendigung seines Studiums der Jazzgitarre in Arnheim, als Musiker sowohl solo als auch als Teil von Gruppen (vor allem das Trio „Chamberjazz“ sei hier zu nennen) oder als Duo für Aufnahmen verschiedenster CDs tätig (und natürlich auch „live“ zu erleben). Schaut man sich auf seiner Webseite (www.dybomusic.de) sich um, dann ist da im Laufe der Zeit so einiges an Material entstanden.
Fritz Roppel (auch Mitglied von „Chamberjazz“) ist einer der bekanntesten Bassspieler der Kölner Musikszene, aber auch darüber hinaus bekannt. Am liebsten spielt er Jazz, aber er zupft auch für Schlager und Unterhaltungskünster die Saiten seines Basses.
Diese beiden Musiker spielen zumeist auf dieser CD Kompositionen von Georg Dybowski. Aber es gibt auch ein Stück von Fritz Roppel und eins von Miles Davis und ein weiteres von Mercer Ellington zu hören. Beschrieben wird das Album als „Intime Konversation zwischen Bass und Gitarre“.
Mit „Another Day“ spielen sie einen Song aus ihren Chamberjazz-Repertoire noch mal neu ein, denn Kenner des Trios erkennen es als Nummer ihres live eingespielten Debütalbums „Quite a Tale to Tale“ (welches sie in einem kleinen Programmkino in Oberhausen aufgenommen haben). Und auch in der Duo-Version funktioniert der Song sehr schön. „Kairos“ wird am Anfang vom Bass dominiert, doch dann erschleicht sich die Gitarre, wieder den Platz des Führungsinstruments – klassische Jazznummer – aber wie immer bei Georg Dybowski mit viel Leichtigkeit dargeboten, ohne dabei aber zur einfachen Hintergrundmusik zu werden. Die Könnerschaft an den Instrumenten will trotzdem aufmerksam gehört werden.
Bei den beiden klingt auch nicht immer alles nur nach Jazz, da sind auch Blues-Elemente wie bei „Things ain´t what they used to be“ (Mercer Ellington) gut hörbar mit dabei. Und dieser leichtfüßige Blues macht sehr viel Spaß.
„Mobile“ stammt wieder aus dem Chamberjazz-Repertoire. Das abwechslungsreiche Stück funktioniert in der Duo-Version außerordentlich gut. Da ist auch der Folk dann sehr schön zu hören, der neben den Blues auch oft im Schaffen der Musiker immer wieder herauszuhören ist. Wenn Fritz Roppel über die Seiten seines Basses streicht, ist dies ein wunderbarer Moment beim Hören dieser CD. Auch eine Neuinterpretation: „Space“ - hier fusionieren wirklich die Musikgenre zu etwas sehr Schönes. Genreunabhänig würde ich das einfach als verdammt gute Musik und als einen wunderbaren Song bezeichnen.
„Blueberries and Red Wine“ - leichter Groove, entspannte Stimmung – passt zum Titel. Diese Leichtigkeit wird mit dem vom Fritz Roppel komponierten „Carlinho´s Samba“ einfach fortgeführt. Aus dem Werk von Miles Davis stammt „Nardis“ und bei diesem und „Lydian Steps“ werden vor allen die reinen Jazzfans sich angesprochen fühlen. Am Ende ein weiter Blues, der diesen auch im Titel hat: „Weker´s Blues“.
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