Lagwagon – Duh (1992)

Raues, stimmiges Punk-Rock-Album. Aufgenommen in vier Tagen mit 14 Stücken. Harter Punkrock, schnell gespielt und gesungen – aber die Songs haben was – so einfach runtergerockt sind sie nicht – ganz schön ausgeklügelt ist das Spiel der Band zum Beispiel bei dem Stück „Bury the Hatchet“ - da passt einfach ganz viel zusammen und es ist mehr als Gleichklang im Punk-Rock-Modus. Etwas melodiöser können sie auch sein: „Angry Days“. Ob mir Punkrock gefällt, hängt auch immer ganz stark damit zusammen, ob ich den Stimmen der Sänger etwas abgewinnen kann, denn nur harte Gitarrenriffs und Tempo sind mir dann doch auf Dauer einer Plattenlänge zu wenig. Aber Sänger Joey Cape ist ein beachtlicher Frontmann und macht das durchhören durchaus leicht. Die Gitarrenarbeit ist immer wieder am Durchscheinen, so auch bei „Child Inside“. Fast verstörend die Cover-Version von „Bad Moon Rising“. Das sind aber auch richtig gute Metal-Gitarren-Riffs, die da immer wieder aufleuchten: „Beer Googles“. „Parents guide to Living“ - das ist einfach schon ein Hammer, wie die einen Songs zusammenbasteln. Da weiß man selbst nach einer Minute dann nicht, was einen in der zweiten Minute erwartet. Und denkt man erst jetzt kommt was ruhiges zu Anfang von „Mr. Coffee“ wird man schnell eines besseren belehrt und auch bei dem Stück faszinieren sie mit ihren Einfallsreichtum. Die rocken aber auch wirklich einfach gut: „Of Mind and Matter“. 
Da nimmt man das Heavy „Stop Whining“, das punkige „Lagwagon“ und am Ende noch mal das abwechslungsreiche „Demended Rumors“ gerne mit. Beachtliches Debüt, das mich zum Fan der Band macht. Was will man mehr von einem Debüt. 

Greg Lake – Greg Lake (1981)

Greg Lake zählt sicherlich neben Jon Anderson und Peter Gabriel zu den großen Stimmen des klassischen Prog-Rocks. Dass ich diese Platte in frühen Jahren gekauft hatte, kommt daher, dass ich „Emerson, Lake & Palmer“ früh mochte. Das Dreier-Live-Album von älteren Geschwistern geerbt, das BestOff selbst gekauft und da waren Songs drauf, die ich sehr mochte. Und für „Lucky Man“ machte ich hauptsächlich Sänger Greg Lake verantwortlich. Also kaufte ich damals das erste echte Soloalbum – auf den zwei „Works“-Alben von ELP sind auch Solowerke zu finden – und hab es zugegeben seitdem nicht oft auf dem Plattenteller gehabt. 
Das Album beginnt mit einer Rocknummer aus der Feder von Gary Moore: „Nuclear Attack“ und klingt wie ein chartstauglicher Rocksong in der Qualität von „Eye of the Tiger“. Weiter geht es mit einem Song bei dem Bob Dylan als Co-Autor mitgewirkt hat: „Love you too much“, der den Schwung von Status Quo hat, aber mit einem Hardrockfeeling – aber auch nicht mein Ding ist. Selbstgeschrieben ist „It Hurts“. Und da zeigt sich seine Qualität als Bluessänger (hätte er öfters machen sollen). Sehr schöne Bluesballade und vielleicht ist da ja Steve Lukather an der Gitarre zu hören – als Gastmusiker ist er verzeichnet. Es könnte aber auch Gary Moore selbst sein, der bei der ganzen Platte an der Gitarre mitgewirkt hat. „Black and Blue“ hat auch etwas Blues dabei, ist aber auch als reine Rocknummer gut. „Retrubition Drive“ hätte auch von einem 80er Album von Gary Moore oder Eric Clapton stammen können. 

Woran es eigentlich liegt, dass ich bei solcher Musik meist ein paar Einzelsongs nur mag, ich nichts dagegen habe, wenn diese im Radio gespielt werden, ich aber eigentlich kaum einen davon in meine Top500 nehmen würde – kann ich nur schwer erklären. Geht mir auch so mit ganz viel Rockmusik der 80er und in den frühen 90er mit Musik wie die von Joe Cocker. Alles irgendwie sehr glatt und ohne Ecken und Kanten produziert – gut wohl für die Billboardcharts und einem Massengeschmack – Songs für die Ewigkeit sind aber was anderes.
Von allem etwas zu viel ist das Manko von „Long Goodbye“ – da will mal wieder jemand den amerikanischen Markt für sich gewinnen (möchten immer viele). Weiter mit dem Mainstreamrock geht es auch bei „The Lie“, der sich nicht zwischen Rocksong und Ballade entscheiden kann. „Someone“ funktioniert wieder bei mir ganz gut, weil er etwas wuchtiger und nicht so glatt poliert daher kommt. „Let me Love you once before you go“ ist eine Dusty Springfield-Nummer und ist eigentlich nicht zu ertragen. Der Whitney Houston-Schmalzpathosfaktor will zu Lake irgendwie nicht passen und ist eher was für Soulsänger:innen, außerdem hat man so was schon tausendmal gehört. Am Ende der Platte eröffnet „For those who dare“ mit etwas Folk und sofort denkt man, der Song hätte Rod Steward vielleicht gut gestanden. Ach ja. Jetzt weiß ich warum die Platte nicht so oft gehört wurde. Letzten Endes bleiben aber drei Songs für meine Playlist übrig. 

Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers (2022)

Ein Rap-Album kaufe ich mir sehr selten, denn mit Gangster- und Proleten-Rap kann ich gar nichts anfangen. Nur die freundlichen Hip-Hopper von Arrested Development und die Solo-Alben deren Sängers Speech und was von The Roots und den Fugees sind in meine Sammlung mit Absicht drin. Es gibt dann noch ein paar vereinzelte Songs auf diversen Samplern und Soundtracks und ein zwei Maxis. Da bin ich mehr bei modernen Soul-Platten unterwegs – dies aber auch nicht zu oft.

Aber auf die neue von dem von vielen Seiten hochgelobten Platte von Kendrick Lamar war ich neugierig. Die ersten Songs auf Spotify angehört und dann den Entschluss gefasst das Album zu kaufen. 
So, nun liegen 75 Minuten fast Unbekanntes und für mich eigentlich schwieriges musikalisches Terrain vor mir.
„United in Grief“ beginnt schon mal recht kunstvoll, mit Samples, eingeworfenen Klavier, stürmischen Drumsound, guten Breaks und sehr temporeichen Sprech-Gesang. „N95“ gewinnt weniger als Song, als durch die kunstvolle Produktion, bei der Kendrik Lamar aber auch oft auf drei bis vier Produzenten für einen einzelnen Song setzt. „Wordwide Steppers“ ist schon so was wie geschickter Trip-Hop, bei dem selbst ein Tricky vor Neid erblassen müsste. 
„Die Heart“ gefällt mir total gut. Es geht selbst bei einem Kendrik Lamar dann mal poppig/soulig. „Father Time“ eigentlich wieder ziemlich fett runter-gerappt, aber wieder holt die Produktion ziemlich viel aus dem Stück raus. „Rich Spirit“ ist nach dem holprigen „Rich (Interlude)“ auch wieder stark – Lamar und sein Team erwecken auf diesen Rap-Album wirklich den Trip-Hop-Spirit und Smooth Groove der 90er neu und das macht wirklich Spaß und das obwohl ich mich bei vielen alten Trip-Hop-Nummern mittlerweile sehr langweile. Und dies bestätigt auch „We Cry Together“ (der aber als Beziehungsstreit mit möglichst vielen Kraftausdrücken schnell nervt. Warum die Afroamerikaner sich selbst mit rassistischen und beleidigenden Ausdrücken beschimpfen oder ansprechen können, ohne dass sie dies selbst seltsam oder befremdlich finden, ist auch so ein Geheimnis der Rap- und HipHop-Kultur, das ja selbst im die Rapper hierzulande gerne übernehmen. Gangster und Rapper sein – ist so zum Klischee geworden, dass man dagegen auch nicht mehr argumentieren kann. Weiter aber mit den weiteren Songs. „Purple Hearts“ ist wieder mehr Soul-Pop und sehr gut. „Count me Out“ ist auch gut arrangiert und ist trotz seiner eher ruhigen Gangart recht abwechslungsreich und entwickelt sich ständig in einer anderen Richtung weiter. „Crown“ ist schon eine Art-Pop-Nummer. „Silent Hill“ ist gut klingender Hip-Hop. „Savior Interlude“ und „Savior“ – da merkt man, das das Album recht lang ist und an Spannung verliert. „Aunte Diaries“ ist aber wieder musikalisch interessant und so steigert sich auch meine Aufmerksamkeit wieder. „Mr. Morale“ = Big-Beats die nochmal an Tricky erinnern. Wenn bei „Mother I Sober“ sogar Beth Gibbons mitsingt, wird nochmal bestätigt, dass hier jemand den Trip-Hop mit voller Absicht modernisiert. Mit „Mirror“ gibt es noch den perfekt groovenden und entspannten Rausschmeißer.

Sehr sehr gutes Album. Dass Kendrik Lamar mal eben den Trip-Hop neues Leben eingehaucht, damit hatte ich nicht gerechnet. Genre Glanzstück – bitte mehr davon.

Lambchop – I hope you´re sitting down (1994)

Jede Band hat einen Anfang – dieses Doppelalbum ist der Anfang von „Lambchop“. Wechselnde Besetzung und Stile sind bei der Band nicht selten, nur Kurt Wagner, Songschreiber und Sänger mit markanter Stimme, ist die Konstante und das jetzt seit 30 Jahren.
Der Alternative-Country-Stil, für dem die Band bekannt ist, findet sich auch auf dem Debutalbum wieder. Nur die Stimme von Wagner klingt noch nicht ganz so verraucht und ist noch etwas säuselnder und zurückhaltend sanft. 

10 Musiker umfasst der LineUp der Band auf „I hope you´re sitting down“ – Hammond Orgel, Cello, Saxophon, Percussion, Schlagzeug, Klarinette, Mandoline, Ukulele, Banja, Syth-Streicher, open-end wrenches aka Schraubenschlüssel (!), Gitarre, Bass. Großartige Instrumentierung für eine Indie-Band und dafür schreibt Kurt Wagner genau die richtigen Songs. 
Das ist Musik zum Genießen, zum Hineinhören, auch gut für den Hintergrund – es ist einfach gute Musik, unaggressiv, aber nicht zu umschmeichelnd leicht, nicht beliebig – sonder fein gespielt. -83

Und das Beste an „Lambchop“ ist: sie sind unverwechselbar und damit einzigartig – welche Band mag das schon von sich behaupten.

14.02.25

Mark Lanegan – Straight Songs of Sorrow (2020) 

„I wouldn´t want to say“ eröffnet das Album – und fängt als sanfterer Space-Rock an und bleibt dies auch. Mark Lanegans letztes Soloalbum beginnt so und es ist stark beeinflusst von dem Schreiben seiner Autobiografie. 
Kurz: „Apples from a Tree“ - Singer/Songwriter-Song und sehr sehr schön. „The Game of Love“ - Lanegan kann schon musikalisch sehr vielfältig sein – das hat er aber zuvor in seiner Karriere, auch immer wieder bewiesen – Screaming Trees, Queens of the Stoneage, Mark Lanegan Band, Alben zusammen mit Isobel Campbell. 
Die Songs klingen schon wie sanfte Beschreibungen von Skizzen und Szenen eines Lebens – atmosphärisch dicht und „Katemine“ wie ein Nick Cave-Song. Düster ist das Album aber nicht, nur sicherlich in Teilen der Texte der Songs – aber musikalisch bricht Lanegans das mit einer spielerischen Leichtigkeit, wie durch den sanft treibenden Rhythmus von „Bleed all over“. Das ist auch meist eher Songwriter-Musik als Rock – aber immer weit entfernt vom Pop – so beim sanften: „Churchbells, Ghosts“. Elektro-Einsatz: „Internal Hourglass Discussion“ - da erinnert er mich an Mark Kozelek. „Stockholm City Blues“ - ruhig, mit Ambient-Touch, aber auch sehr schön. Das ist alles gute gehobene Songunterhaltung – sicher auch wieder mehr Musik zum bewusst Hören – und man sollte schon in Stimmung für eher anspruchsvollere Musik sein. Mir gefällt das Album sehr – ich bin auch leider noch kein so großer Kenner von Lanegans Gesamtwerk – ich hab von von den Screaming Trees das bekannte Album und ansonsten ist er glaube ich auf einigen Samplern mal mit seiner Musik vertreten. „Sekeleton Key“ erinnert mich aber trotz der mehr 30 Jahren, die seit dem „Sweet Oblivion“ vergangen sind, an die Screaming Trees.
Americana kann er: „Daylight in the Nocturnal House“ - doch bei ihm ist es schon mehr Americana Gothic. 
Downtempo Wüstenrock: „Ballad of a Dying Rover“. Sanfter Folk: „Hanging on (For DRC)“.
Bei „Burying Ground“ merkt man, dass die Platte jetzt schon zwölf Stücke alt ist und Song dreizehn hat es dann ein wenig schwer – textlich nicht schlecht, aber musikalisch ist das etwas zu minimalistisch geraten. Da ist der Rock der Wüste bei „At Zero Below“ doch besser – obwohl auch dieser das Album musikalisch keine neue Note mehr dazu gibt. Am Ende „Eden Lost and Found“ - und hoffen wir doch einfach mal das Mark Lanegan am Ende seines natürlich viel zu kurzen Lebens doch noch so etwas wie den Garten Eden für sich gefunden hat. Und mit einer Platte über das eigene Gesamtkunstwerk namens „ein Menschenleben“ sein Werk abzuschließen, ist doch auch irgendwie sehr passend. Und ich weiß, dass ich noch viel mehr von Mark Lanegan in meiner Restlebenszeit hören muss. 

Daniel Lanois – Acadie (1989)

Daniel Lanois hat unter anderen Platten von Peter Gabriel, U2, Robbie Robertson, Neville Brothers, Bob Dylan produziert und dies gefühlt alles gleichzeitig. 1989 hat Daniel Lanois sein erstes eigenes Album herausgebracht. Bei bekannten Musikern, die ihm im Studio unterstützen, hätte er sich sicherlich frei bedienen können, entschied sich aber für die Gäste Larry Mullen, jr und Adam Clayton (beide U2), Teile der Neville Brothers, Brian und Roger Eno, sowie weitere exzellente Studiomusiker mit denen Lanois auch schon in der Vergangenheit gearbeitet hat. 

Direkt bei „Still Water“ hört man heraus, dass Daniel Lanois sowohl mit Robbie Robertson als auch mit U2 gearbeitet hat, denn der Song hätte sowohl von der einen Band als von dem anderen großen kanadischen Musiker stammen können. Trotzdem klingt es jetzt nicht wie eine schlechte Kopie – sondern wie „ein Song im gleichen Stil von“. Wirklich schöner Song und auch eine gutes Eröffnungsstück für eine Platte. 
Vom Sound klingen die ersten zwei Stücke des Albums wirklich wie die von ihm produzierten U2 Alben und auch von der Instrumentierung und im Stil ist es diesen Alben wohl am nächsten und so auch der wundervolle Song Namens „The Maker“, der Gastgesang von Aaron Neville bringt dann noch den zusätzlichen A-Ha-Effekt.
In französisch gesungen und mit ganz viel Folk-Feeling „O Marie“ - sicherlich der Song, den ich am meisten von diesem Album gehört hab. Die Gitarrenarbeit erinnert hierbei sehr an den von Daniel Lanois mitgeförderten Chris Whitley.
Launiger Country-Folk im Cajun-Stil: „Jolie Louise“. Atmosphärisch dichter (fast) Instrumentalsong – mit eingesprochenen Text: „Fisherman´s Daughter“. 
„White Mustang II“ - Ebenso atmosphärisch und klingt wie ein Soundtrackstück – zusammen mit Brian Eno geschrieben und vielleicht auch deshalb ein Ambient-Americana-Song. 
Zurück im Folk-Rock-Modus: „Under a stormy Sky“. Bei „Where the Hawkwind kills“ mischt Daniel Lanois den Stil der ersten beiden Stücke der Platte mit dem Ambient-Americana Sound kurz zuvor. Das hat dann schon was ganz eigenes. Sanfter Folk: „Silium´s Hill“. Den Ambient-Americana-Stil hat Lanois aber wirklich mit dieser Platte sicherlich einen großen Anschub gegeben. Den Eindruck verstärkt auch der Track: „Ice“. „St. Ann´s Gold“ - auch noch ein sanfter Folk-Song. Am Ende dann ein sehr bekannter Traditional – neu gespielt und aufgenommen „Amazing Graze“. 

Was man dem Album oder dem Macher vorwerfen kann – ist das es zu oft zu Stilbrüchen kommt – teilweise weiß man nicht, ob er ein reines Folk-, oder ein Ambient-Americana – oder ein Album im Stil der vom ihm Produzierten Alben von U2 und Robbie Robertson machen will. Aber vielleicht ist auch gerade diese Uneinheitlichkeit – die das Durchhören der Platte noch recht spannend gestalten – trotz der vielen ruhigen Passagen. 

Larkin Poe – Kin (2014)

Keine Gefangene nehmen – einfach zuschlagen. Die Schwestern Rebecca und Megan Lovell spielen Roots-Rock, gemischt mit Blues und Southen Rock. Das nimmt den Hörer sofort mit. Wer Cari Cari mag, wird den Eröffnungssong „Jailbreak“ lieben und gleiches gilt für den Riff und die Rhythmusarbeit bei „Don´t“ - obwohl der Song doch eigentlich auch was herzliches im Refrain hat, ist das schon echter Killer-Rock. Gute Riffs, mitnehmende Melodien – da kommt eine Vielzahl von Hörergruppen auf ihre Kosten. 
Im Indie-Rockbereich – weil sehr viel sanfter als die Songs zuvor – aber genauso gut funktionierend: „Stubborn Love“. 
Modernisierter Roots-Rook – weil es einfach nach etwas mehr klingt – als der „erdige Sound“ der White Stripes – es dabei aber nicht übertreibt, sondern einfach nur die Möglichkeiten des Genres erweitert und deshalb sehr gut ist: „Dandelion“. 
Im Lagerfeuermodus beginnt „Crown of Fire“ und auch hier ist das musikalisch alles sehr gut aufgelöst. Das ist toller Folkrock – und es klingt einfach gut.
Toll produziertes Album von Chris Seefried und Damien Lews, die bei ihrer Arbeit alles richtig machen.
Und es wird auch nicht langweilig – weil die beiden Schwestern einfach immer wieder überraschen. „Elephant“ hat einen unglaublichen R&B und Soul-Vibe – da weiß man warum Beyonce auch mal ein Country-Album machen wollte – weil auch die Mischung einfach gut klappt. Nur waren Larkin Poe damit schon 10 Jahre vorher am Start. Auch eher Popmusik ist „High Horse“. Die ganze Produktion schreit danach – ein Charterfolg zu werden – aber das durchaus verdient. Und irgendwie ist zwar der Indie-Spirit der noch am Anfang der Platte zu spüren war – einem höheren Ziel in der Mitte des Albums gewichen – aber der Killer-Rock-Pop funktioniert einfach sehr gut: „Sugar High“. 
Dann zaubern die Schwestern aber mit „Jesse“ wieder einen echten Songdiamanten hervor – bei dem man direkt nach den ersten Takten weiß – das mag ich jetzt aber sehr – aber leider verspielen die Schwestern den Anfangsbonus des Songs im Refrain – der dann doch wieder zu simpel und allbekannten Mustern folgt. Schade. Hätte was besonderes werden können. Am Ende dann doch kein Diamant – aber trotz des Refrains auch kein wirklich schlechter Song. 
Guter souliger Rocksong – der schon was von einer James-Bond-Titelsong hat: „Banks of Allatoona“. Stadionrock-Hyme: „We intervine“. Kurze zarte Klavierballade als Rausschmeißer am Schluss: „Overarchiver“. 

Larkin Poe können alles – Roots Rock, Pop – und dies alles richtig gut. Vielleicht doch mal eine Konzertkarte sichern? Zur Zeit (2.2.25) sind die Schwestern gerade auch ganz aktuell mit ihrer neuen Platte in den Schlagzeilen und letztes Jahr haben sie sogar schon ihren ersten Grammy eingesammelt. Nach dem Debütalbum sag ich mal, dass sie sich das verdient haben. 

LCD Soundsystem – American Dream (2017)

2010 spielte das LCD Soundsystem um Mastermind James Murphy ihr letztes Konzert – daraus resultiert auch die großartige Doku „Shut Up and Play the Hits“. Sieben Jahre später folgt mit „American Dream“ doch noch ein weiteres Album.
Die Musik ist Elektro-Punk gemischt mit Disco und sogar Ambient-Elementen. Murphy hat auch schon mal eine ideale Musik zu Joggen gemacht. Beim LCD Soundsystem kommt es meist darauf an, mit der Musik auch mächtig Dampf ablassen zu können.

Sanfter Synth-Pop gibt’s zu Anfang mit „Oh Baby“. Das ist jetzt zwar nichts zum Dampf ablassen dafür schöne elektronische Popmusik. 
Tempo und Rhythmus verstärkt sich deutlich bei „Other Voices“ und sofort merke ich warum ich LCD Soundsystem so schätze. Das mit den treibenden fetten Beats und Sounds hat Murphy und Mitstreiter einfach total gut drauf und dazu passt die Art vom Sprechgesang der Marke „LCD Soundsystem“ einfach auch sehr gut. Hinzu kommt ausgefeilte Produktion und Songdesign wie man sie sonst vielleicht nur vom Duo Eno/Byrne kennt. Und dadurch klingt es wiederum wie ein Update zu dem was die Talking Heads noch ganz zu Anfang gemacht hatten – tanzbaren Funkrock. 

Den Elektro-Sound mit analogen „echten“ Instrumenten (auch da kann man sich zwar heute nie sicher sein, dass die Sounds, die man hört, echt sind oder nur Samples – aber ich gehe mal davon aus, dass ich hier wenigstens am Anfang einen echten Bass höre, wenn nicht, dann klingt das wenigstes so) zu paaren – das schafft das LCD Soundsystem auch auf Studioalben so gut, wie es andere Elektro-Acts nur machen, wenn sie live auftreten. Und der Bass am Anfang nimmt einen mit in diesen ausdrucksstarken Art-Pop/Rock-Song namens „I used to“. Ganz tolle Nummer. 

Den Funk-Einsatz gibt’s auch bei „Change Yr Mind“. Es ist Großes was die Rhythmus-Gruppe da leistet und direkt bin ich wieder an David Byrne, Talking Heads, Brian Eno erinnert – aber auf sehr sehr positive Weise. 
„Now do you Sleep“ ist eher atmosphärischer und wieder anspruchsvoller. Nur noch auf schweißtreibende Party-Beats ist das LCD Soundsystem nicht mehr angewiesen, was ich auch recht gut finde.

Dancefloor-Musik: „Tonite“. Auch tanzbar und an die alten Stücke der Band erinnernd, dabei aber um einiges rockiger: „Call the Police“. Synth-Pop Ballade: „American Dream“. Da merkt man aber, dass Murphy manche seiner Songs leider etwas zu sehr in die Länge zieht. 
Auch so eine richtige typische LCD-Soundsystem-Nummer: „Emotional Haircut“. 
Bei „Black Screen“ klingt es wieder weniger nach Dance-Punk sondern nach Synth-Pop. Schöne ruhige Nummer. 

Meinetwegen muss auch dieses Album nicht das letzte von James Murphy oder dem LCD Soundsystem sein. Die sind einfach zu gut, um nicht mehr weiter zu machen. 

Led Zeppelin – Led Zeppelin (1969)

Noch mit einen großen Anteil an Psychodelic-Rock kommt „Good Times Bad Times“ daher. Und das steigert sich dann noch bei „Babe I´m gonna leave you“ - welcher schon alle Zutaten eines dieser richtig guten Songs der Band hat – super Gesang, super Gitarrenspiel und einfach ganz toller Rock – ganz starke Nummer, mit der man einen bleibenden Eindruck beim Hörer hinterlässt. Weiter geht’s mit dem Blues-Cover „You shook me“, welches genau wie das später gespielte „I can´t quit you Baby“ im Original von dem Bluesmusiker Willie Dixon stammt und nun als Blues-Rock begeistert. An diesem schließt das Psychrock-Monster „Dazed and Confused“ fast nahtlos an und damit folgt das nächste Meisterstück auf dem Debütalbum. Durch ihre Mischung aus harten Psychrock, gepaart mit Blues grenzten sich Led Zeppelin sehr gut ab, von anderen damals sehr populären Bands wie die Rolling Stones, The Who, Beatles oder den zahlreichen ProgRock-Bands – da sie einfach eine Nummer rockiger, härter und durchaus virtuoser waren. Beachtlich das Jimmy Page auch als Produzent der Platte fungiert hat – da hatte einer echt großes Selbstvertrauen in seine musikalischen Fähigkeiten. 
Eine Nummer die nicht so bekannt ist, aber dafür auch richtig gut: „Your time is gonna come“ - Hippie-Musik. Ich mag es. Dieses geht in das sehr schöne instrumentale „Black Mountain Side“ über. Mit „Communication Breakdown“ folgt ein weiterer Rockknaller – welches in Teilen dann doch an den Sound von The Who erinnert. Dann gibt es den nächsten Beziehungsblues: „I can´t quiet you Baby“. Bei den Blues-Stücken fallen auch die Fertigkeiten der weiteren Bandmitglieder John Bonham (Drums) und John Paul Jones (Bass/Orgel) sehr gut auf. 
Noch ein weiter Rocksong, diesmal am Anfang mit Surf-Rock-Einschlag, folgt am Ende: „How many more Times“. 
Ein Rockklassiker und wenn ich zwischen den Beatles, Stones und Who wählen müsste – ich würde antworten: „Led Zeppelin“.

Live – Throwing Copper (1993)

Vorweg genommen: Dies ist eins meiner (vielen) Lieblingsalben der 90er. Die Rezeptur der Platte ist eigentlich ganz einfach, funktioniert aber super: man nehme Songs in der Art wie sie R.E.M. spielt und packt ein wenig mehr Härte hinzu. Produziert von Ex-Talking Head Jerry Harrison ist dies ein Album voll guter Songs.
Da kommt „The Dam at Bever Creek“ am Anfang fast noch als Art-Rock daher, der sich aber dann doch eher zum wuchtigen Rocksong entwickelt. Dagegen beginnt „Selling the Drama“ wirklich wie ein Alternativ-Folk-Rock-Song von R.E.M. und wird auch nur im Refrain und zum Finale etwas lauter – der Song ist ein erstes Highlight. Und es folgt direkt darauf mein Lieblingssong der Platte: „I alone“. Der hat einfach noch etwas Grunge-Emotionalität mit dabei. Die Balance zwischen Emotionalität und Wucht hält auch einen Song wie „Iris“ auf guten Niveau. Auch richtig gut funktioniert „Lightning Crashes“ - ein weiterer ganz toller Song. Als konventioneller Rock-Song kommt „Top“ daher und wird gefolgt vom nächsten Highlight, dem wuchtig, sanften Zwitterstück „All over You“. Die musikalische Verwandtschaft zu R.E.M. kann „Shit Towne“ nicht abstreifen – aber warum auch, wenn es so gut funktioniert. Mit der sofort mitnehmenden Bass-Meldodie fängt einen „T.B.D.“ sofort ein und lässt einen bis zum Ende nicht mehr los. Volle-Härte: „Stage“. „Waitress“ versteht es da aber besser mich mitzunehmen, obwohl, und das ist ein Nachteil bei Platten mit vierzehn nicht gerade kurzen Songs, als Hörer bin ich jetzt schon fast übersättigt und erst jetzt kommen zwei Songs mit einer Länge von über sechs Minuten. Den Anfang macht das atmosphärische „Pillar of Davidson“, das schon fast wie ein alter Genesis Song daher kommt – echt was für Prog-Rock-Fans.
Guter Rock: „White, Discussion“. Daher machte das Weiterhören dann doch noch richtig Spaß und den Endpunkt setzt dann „Untitled“ (der wohl mittlerweile den Titel „Horse“ versehen bekommen hat).
Das Album bleibt ein richtig Gutes und ich muss doch mal rausbekommen, ob Live noch weitere ordentliche Platten gemacht hat, dies habe ich in den letzten 30 Jahren nicht geschafft rauszubekommen, was auch wieder recht seltsam ist. 

Living Colour – Vivid (1988)

Wie ich ja schon mehrmals erwähnt habe, habe ich mit Hart-Rock, Heavy Metal und härteren Rockmusik eigentlich erst mit Aufkommen von Grunge so richtig angefangen was zu kaufen und zu sammeln. Aber ein paar härtere Sachen gab es auch schon vorher – meist waren, es aber dann eher die discotauglichen Stücke, die mich zum Kauf der CD gebracht haben. Bei Living Colour waren das die Nummern „Solance of You“ und „Love rears its ugly head“. Das eine ist schon ein wenig am Reggae oder afrikanischer Musik angelehnt und das zweite eigentlich eine Blues-Nummer. Aber natürlich können Living Colour auch ganz anders.
„Vivid“ ist das Debütalbum der Band. Mit „Cult of Personality“ beginnt die Platte direkt mit einem ziemlichen Knaller und für Endachtziger Rock klingt die Musik immer noch recht frisch. Das macht aber auch die Mischung, der, ich glaub immer noch recht selten, einer Rockband deren Mitglieder alle Afroamerikaner sind (was eigentlich seltsam ist da ja ein Jimi Hendrix bis heute als einer der besten Rockgitarristen aller Zeiten gilt und das Genre immer noch prägt). Sänger Corey Glover sorgt gleichzeitig für sehr rockige, aber auch sehr teilweise soulig und bluesige Momente mit seinem Gesang und das Gitarrenspiel von Vernon Reid bricht jegliche musikalische Grenzen, zwischen Rock, Funk und Blues. Fast schon eine Prince-Nummer, da popig und rockig: „I want to know“. Vernon Reid ist auch der musikalische Kopf der Band, der am Songwriting aller Originalsongs der Band bei dem Album entweder federführend oder beteiligt war. „Middle Man“ treibender Rock und ich merke, dass mir die CD nach einer Zeit des langen Ignorierens richtig gut gefällt. Die Musik erinnert auch die von Dan Reed Network, die ungefähr zu selben Zeit damals bekannt wurden. Natürlich fällt einen auch Lenny Kravitz ein, doch ist dieser einfach viel mehr auf der Retro-Welle unterwegs gewesen und weniger auf der Crossover Schiene, denn als eine frühe Form des harten Crossovers kann man die Musik von Living Colour auf jeden Fall bezeichnen. Herrlich losgelöster Rock: „Desperate People“. Mochte ich immer: „Open Letter (to a Land Lord)“ - sozialkritischer Crossover-Rock der Extraklasse. „Funny Vibe“ könnte auch „Funky Vibe“ heißen – Funk-Rock mit Sprechgesang (Rap). Was die Red Hot Chili Peppers können, können Living Colour natürlich auch und eigentlich klingt es auch wie eine Nummer von Bodycount (da haben wir die zweite bekannte Heavygruppe mit afroamerikanischen Wurzeln auch gleich genannt). Der Talking Heads-Song „Memories can´t wait“ bekommt von der Band auch eine Heavy Metal-Frischkur verpasst. Was Sanftes zwischendurch können Living Colour aber auch: „Broken Hearts“ und für richtig gute Laune sorgt „Glamour Boys“ auch Heute wieder. Noch mal mit Funk und Soul arbeitet: „What´s your favorite Color? (Theme Song)“. Mit harten Funk-Rock endet die Platte: „Which Way to America“. 
Überraschend gut gealtert ist dieses Album – da hatte ich fast erwartet, das so mancher Song bei mir nicht mehr funktioniert, dabei lässt sich eigentlich jeder Song heute noch gut hören. Gutes Debütalbum. 

Logic System – Venus (1981)

Hideki Matsutake hat viel für japanische Musiker in Sachen Sequenzer-Programmierung gearbeitet und Solo ist er unter den Namen „Logic System“ unterwegs. Sein zweites Album wurde im frisch gebauten Yamaha-Studio in Los Angeles produziert. Amerikanische Songschreiber bringen sowas wie Mainstream-Jazz-Melodien in Matsutakes Arbeit ein – teilweise klingt das, als ob Frank Zappa für einen Telespielhersteller die Musik machen würde. 
Natürlich ist das Retro-Computermusik aus den 80er Jahren und so klingt das auch. Zeitlos ist dies nicht – doch die Pionierarbeit, die Matsutake damals mit anderen Musikern geleistet hat, ist noch heute bei Daft Punk und anderen zu hören. Ein paar Sounds klingen auch heute noch sehr gelungen – doch ist das Material nicht so gut gealtert, wie das auf seiner Debüt-Platte „Logic“ aus dem selben Jahr. Hierbei fällt auf, dass die Stücke, die ohne amerikanische Co-Autoren geschrieben sind, mehr Spaß machen – vielleicht hätte er auf den westlichen Einfluss da lieber verzichten sollen. Beachtlich ist, dass erste Stück der zweiten Seite „Automatic Collect Automatic Collect“ welches schon sehr nach Techno klingt und seiner Zeit wirklich voraus war. Mit „Be Yourself“ zeigt Hideki Matsutake, dass er auch Disco-Funk beherrscht. „Prophet“ ist nochmal schön abgedreht, vielleicht ein wenig zu viel. Und das ist dann der Zeitpunkt da ich merke, dass ich die Platte bisher mit viel zu hoher Geschwindigkeit angehört habe („Ha, Ha – das kann nur einem Vinylhörer passieren“). Also nochmal alles auf Anfang und so ist die Musik jetzt natürlich viel gemächlicher – und das wird auch bei den schon zuvor schneller abgespielten Stücken mit Mainstream-Einfluss nicht besser. Ein paar der Sounds, die mit dem Moog III, Prophet 5, Roland MC-8 und TR 808, sowie dem Yamaha GS-1, einem Vorläufer des DX7 erzeugt wurden, klingen aber auch heute noch wirklich gut. In der normalen Geschwindigkeit kommen die Stücke „Plan“ und „Take a Chance“ auch ein wenig besser weg als in der 45RPM-Fassung. Leider fällt da auch der Vergleich mit Frank Zappa dann aber weg – von daher lohnt es sich für Zappa Fans die Platte vielleicht mal mit erhöhter Geschwindigkeit gehört zu haben. Der gute Eindruck von „Automatic Collect Automatic Collect“ bleibt auch – nur ist das jetzt weniger Techno sondern mehr SF-Soundtrack und bleibt der Höhepunkt des Albums. Aus „Be Youself“ wird in 33RPM ein Jazz-Funk-Stück, jetzt aber ohne Disco. Das Stück „Prophet“ ist auf jeden Fall das experimentierfreudigste Stück des Albums und erinnern mich an die frühen Platten von „Yello“ und sticht auch heraus – da ist auch wirklich was von später Techno-Musik schon zu hören. Mit „Metamorphism“ gibt es noch eine schöne Fahrstuhl-Nummer. Das kurze „Equivsalent“ ist leider zu kurz um sich darüber eine Meinung zu bilden. Also auch in normaler Geschwindigkeit kein herausragendes Album – ein bemerkenswertes Stück, aber auch ganz viel das ich nicht mehr wieder gehört werden muss. Dafür aber in zwei Geschwindigkeiten abspielbar.

Lonelady – Nerve Up (2009)

Unter den Namen Lonelady macht Julie Campbell Musik. Der frühe Post-Punk ist eine der Hauptinspirationsquelle der Musikerin aus Manchester. Ihre Songs sind aber auch sehr tranzbar und es finden sich dann eben auch Elemente aus allen Stilrichtungen der elektronischen Musik wieder. So ist direkt „If not now“ ein Minimal-Elektronik-Tanzsong, der mich direkt einfängt. „Intuitition“ hat dagegen einen starken New Wave-Touch und da findet man dann auch direkt Gitarrenriffs vor. Für einen Song aus dem Jahre 2009 hat das ganz viel 80er Charme. Titelsong „Nerve Up“ kommt auch wahnsinnig groovy daher. Campbell macht da ganz viel richtig, da die Songs abwechslungsreich sind und einen sofort vom Start weg einfangen. Das macht dann richtig Laune und ist für Fans von New Wave, Post-Punk und Dance Rhythmen ein echtes Fest – so funktioniert auch „Early the haste Comes“ ganz toll. Mal das Tempo etwas heruntergefahren, aber mit stimmiger Atmosphäre: „Marble“. 
Auch sehr gut: „Immaterial“. So richtig mit New Wave-Gitarren: „Cattletears“. Und so bleibt die Mischung auch fein bei „Have no Past“, „Army“ und das ruhige melancholische „Fear No More“. Richtig gute Platte!

LoudBomb – Long Playing Grooves (2003)

In den Jahren 2002 und 2003 hat Bob Mould sich mit elektronischer Musik beschhäftigt. Dies beim Album „Modulate“ und bei diesem Album unter dem Anagram „LoudBomb“ (sehr gute Wahl finde ich).

Direkt der Anfangstrack zeigt, das er als ElektronicMusicAct wirklich was kann. Tolle Soundideen und guter Groove, der nicht von Anfang bis Ende auf der Stelle tritt (etwas was mich an dieser Musikrichtung bei vielen Künstlern stört – da gibt es meist nur eine gute Grundidee, die dann überlang durchgezogen wird. Wenn es dann noch nicht einmal tanzbar ist - vergeht der Spaß recht schnell bei mir).

Aber „Theme (It´s a Perfect Day)“ ist wie gesagt richtig gut. „Guys like you“ setzt diesen guten Eindruck weiter fort (richtig gute Nummer). Bin jetzt nach nur zwei Stücken wirklich überrascht und beeindruckt, wie gut mich dieser Sound abholt. 

„Devil v. Angel“ schlägt einen aggressiven Ton an, ist aber immer noch tanzbar. Abwechslungsreich und nie eintönig geht es auch mit den folgenden Titeln  weiter. Auch solche Musik hätte Bob Mould gerne weiter machen können. Mich schreckt das als Hüsker Dü, Bob Mould und Sugar-Fan nicht ab, ich zolle Respekt vor einer Weiterentwicklung und einer anderen Seite eines großen Künstlers.
Als Oberhausener bin ich ja sowieso für „Vielfalt“ zu haben (den Satz versteht wohl auch nicht jeder, was soll`s).

Love A – Meisenstaat (2022)

Am auffälligsten finde ich an „Love A“ den Gesang von Frontmann Jörkk Mechenbier, die Stimme ist für eine Post-Punk-Rock-Band schon ziemlich ungewöhnlich – aber sowohl die Texte, als auch die Art seines Gesangs passen einfach zum kantigen, wuchtigen Sound der Band. Produziert hat das Album diesmal Schlagzeuger Karl Brausch.

Die Songs sind musikalisch einfach sehr gut gerockte Nummern, bei denen das Zusammenspiel von Bassmann Dominik Mercier und Stefan Weyer begeistert, die Texte lassen uns in den Abgrund gucken. Da ist viel von Aufgeben, Resignation und Hilflosigkeit zum Ausdruck gebracht. Das bloße Meckern scheint dem Texter keine Zeile mehr wert zu sein. „Ich sing nicht mehr von der Wut im Bauch“, heißt es da direkt im ersten Song. Aber Gesellschaftskritisch ist das alles auf jeden Fall, nur hat der Sänger keine Lösung parat. Trotz oder wegen fehlenden Optimismus vielleicht gerade die richtige Platte zu dieser Zeit. Einfache Lösungen scheint es für die wirklichen Probleme dieser Welt gerade nicht zu geben (oder gab es vielleicht nie). So mag ich deutschsprachigen Punk-Rock. 

Lena Lovich – Stateless (Original Mix + Bonus Stücke) (1978/CD-Neuausgabe 2023 als Teil von „Toy Box – The Stiff Years“)

Dunkel hatte ich Erinnerungen an den Namen Lena Lovich – früher Titel bei meiner großen Schwester gehört – würde das aus der Erinnerung heraus als Düster-Pop bezeichnen oder als New Wave. Letztens war mir der Name wieder irgendwie in Erinnerung geraten und musste feststellen, dass es kaum was von ihr zu kaufen gab – außer alte Vinylpressungen. Doch wie durch Zufall erschien dann die „Toy Box – The Stiff Years“ und damit kann ich jetzt meine Erinnerungen auffrischen. 
„Lucky Numbers“ klingt so als hätte Patti Smith und Blondie was zusammen gemacht. Disco-Punk mit New Wave gemixt könnte man das nennen und so klingt dann auch „Sleeping Beauty“. Richtig stark: „Home“ - tolle Gitarrenriffs am Anfang und dann wird’s doch wieder zur New Wave-Nummer. Könnte fast eine Joe Jackson-Nummer sein: „Too Tender (to Touch)“. Punk kann sie auch: „Say when“. „Tonight“ von Nick Lowe geschrieben, erweitert das Spektrum der Songs hin zum Pub-Rock. Zurück zum Disco-New Wave geht es mit „Writing on the Wall“. Könnte auch vom jungen Bob Geldorf sein: „Telepathy“. „Momentary Breakdown“ - als wenn Nina Hagen, einen Song von Blondie singen würde. „One in a 1.000.000“ - überdrehte Pub-Pop-Nummer. „I think we´re alone now“ - beendet das Album mit einem New Wave-Pop-Song. 
Beindruckendes Debüt. Da hat sich das Erinnern an Lena Lovich gelohnt – sollte nicht in einer New Wave/Post Punk-Sammlung fehlen. Die Bonus-Stücke der CD sind meist alternative Fassungen von Song. Auf der normalen Platte nicht erhaltende Stücke oder frühere Songfassungen.

Lùisa – New Woman (2021)

Zum ersten Mal gehört habe ich Lùisa bei ihrem Auftritt beim Traumzeit-Festival (mittlerweile war sie da als spontane Krankheitsvertretung auch ein weiteres Mal zu sehen und hören). Damals klang sie mit sowohl auf englisch als auch auf französisch gesungenen Texten wie eine gute Mischung aus Kat Frankie und Sophie Hunger und hatte mich mit ihren Songs für sich gewonnen. Die zwei ersten Platten wurde gerne gekauft und gehört. „New Woman“ ist nach längerer Pause dann ihr drittes Album. Einen großen Erkennungswert hat Lùisas Stimme – hat man vor Jahren mal den Song „More“ gehört, dann fällt es auch leicht sie beim Eröffnungsstück „Deep Sea State of Mind“ wiederzuerkennen. Das ist ein schöner Indie-Pop-Song, der direkt ins Ohr geht. Auch „By your Side“ geht direkt ins Ohr. Die Wahlhamburgerin macht wirklich schöne Musik. „New Woman“ hat einen schönen Groove und erinnert mich an die vor kurzen gehörten Intergalactic Lovers. Das Tempo der Songs ist auch schön Abwechslungsreich so dass es beim Hören der Platte einen nicht langweilig wird. „Late Summer Day“ ist ruhiger – aber mit einem sehr mitnehmenden schönen Refrain. Ganz ganz schöner Song. Es geht sogar noch ruhiger – so richtig Singer/Songwriterin ist sie bei „I forgive you“. Uptempo Song = „Come Around“, ruhiger Indie-Pop = „Into the Void“. Anpruchsvoller, wunderschöner Pop ist das alles. Jeder Song gehört eigentlich gespielt von einem Radiosender, der sich auf eine gute Songsauswahl beruft. Das ist auch durchaus Musik für eine größere Hörerschaft – da alle Songs Hirn und Kopf erreichen, aber einen auch mitwippen lassen. Da überhört man dann vielleicht auch bei soviel Popappeal dass Lùisa, in ihren Texten auch über sehr persönliche Dinge Auskunft gibt. Prima auch „Walking with a Lover“ - soviel Leichtigkeit und Entspanntheit tut an jedem verregneten Spätherbst-/Frühwintertag gut. Nochmal ruhiger „Long Lost Friend“. Lúisa hat auch wirklich ein sehr gute Gespür für gute Melodien und „Burn Out“ ist wie die anderen Stücke der Platte ein sehr gutes Beispiel dafür. Ein passender Song zum Schluss: „To Let you go“. Da hat Lúisa ihr bisher bestes Album abgeliefert – und dabei waren schon die beiden Vorgängeralben sehr gut. Einfach schöne Musik für Nebenbei, zum Genießen oder zum ganz intensiven Hören – Musik zum Verlieben – nicht nur für Verliebte – ich glaube ich sollte jetzt aufhören zu schreiben. Danke Lúisa für dieses Album.

Shelby Lynne – Shelby Lynne (2020)

Oh – manchmal ist es vielleicht gut – wenn man nie den so ganz ganz großen Durchbruch hat – mit dem, was man am Anfang macht – sonst wäre Shelby Lynne immer eine einfache Nashville-Country-Musikerin geblieben und dann hätte sie nicht immer nach neuen Wegen suchen müssen, um sich ständig neu zu erfinden und um so mit einem fünften Album – als beste Newcomerin ausgezeichnet zu werden – aber auch das ist schon viele Jahre her und immer ging es in der Kariere von Shelby Lynne auf und ab – aber irgendwie hat sie sich mittlerweile bei den Kritikern zu einen echten Liebling gemausert und gilt als ausgesprochen gute Singer/Songwriterin und dies beweist sie auch am Anfang dieses Albums mit „ Strange Things“, um danach mit einem echten Soul-Stück zu begeistern: „I got you“. Gefolgt wird dieses von einen wunderschön sanften Song: „Love is coming“. Und schon mit den drei Songs bin ich begeistert und damit hat sie mich dann doch auch endlich rumgekriegt – bisher hatte ich nur vereinzelte Songs von ihr in meiner Playlist – meist von Zeitschriftenbeilagen-CDs. Die ließen mich zwar aufhorchen, aber nie den Schritt zum Albumkauf machen. Das hat sich geändert. 
Schöner Roots-Folk: „Weather“. Anmutig, sanft, melancholisch: „Revolving broken Heart“. Und die Mischung aus Singer/Songwriter-Roots-Folk und Soul ist schon was ganz besonderes und funktioniert großartig. Noch mehr im Soul-Modus: „Off my Mind“. Wieder im Genre-Mix-Modus und dies auch mit ganz viel Soul: „Don´t even belive in Love“. Das amerikanische Songbook wird mit dieser Platte einfach mal vergrößert. Schön akustisch: „My Mind´s Riot“.
Am Piano oder davon begleitet – mit Blues in der Stimme: „Here I am“. Die Songs haben alle das Potential als zeitlose Standards sich in die Musikgeschichte einzureihen. Eine große Künstlerin, die hartnäckig an sich gearbeitet hat und wohl nie den Glauben an sich verloren hat. Ein Song wie „The Equation“ ist immer ein Geschenk von einer Künstlerin an das Publikum. Danke dafür. Mit sanften Soul „Lovefear“ endet dieses großartige Album, das wirklich in meiner Sammlung gehört und dort einen guten Platz bekommt.

Lynyrd Skynyrd – The First....and Last (1978)

Kurz nach der Veröffentlichung ihres fünften Albums kamen bei einem Flugzeugabsturz Bandmitglieder ums Leben und andere wurden schwer verletzt und dies beendete damit die erste Schaffensphase der Band. Deshalb legte das Plattenlabel dieses Album noch nach, auf dem Aufnahmen zu hören sind, die eigentlich Material für ihr Debütalbum sein sein sollten, zuvor aber nicht veröffentlicht wurden. Die Aufnahmen sind aus den Jahren 1971 und 1972 und sind heute als „The Complete Muscle Shoals Album“ bekannt.

„Down Souh Jukin´“ ist Südstaaten-Partyrock mit einem Schuss Blues dabei. „Preacer´s Daughter“ ist eine Nummer härter und funktioniert wie ein ZZ Top-Song. Mit „White Dove“ folgt eine Rockballade, denn auch das können die frühen Lynyrd Skynyrd. „Was I right or wrong“ ist ein weiterer solider Rocksong, der sich aber bis zum Ende nicht ganz so ernst nimmt, dabei aber zeigt, welch virtuose Gitarrenarbeit die Band zu vollbringen vermag. „Lend a helpin Hand“ ist ein weiterer rockiger Song. „Wino“ ist wieder härter und erinnert mich an die Songs von „Steppenwolf“. „Comin´ Home“ ist sicherlich die schönste Nummer – sanft und trotzdem rockig. „The Seasons“ ist eine weitere sanfte Nummer und recht folkig. „Things goin´ on“ schließt das Frühwerk mit einer SouthRock-Nummer ab. 

Auf jeden Fall ist dieses Album ein weiterer Beweis dafür, dass eine Band nicht auf ihren einzigen Superhit reduziert werden sollte. Und „Comin´Home“ ist eine echte Song-Entdeckung.

LYR – Call in the Crash Team (2020)

LYR ist eine Band, die aus dem Autor und Poet Simon Armitage, dem Singer-Songwriter Richard Walters und dem Multiinstrumentalisten und Produzenten Patrick Pearson besteht. Wie bei „Dry Cleaning“ wird hier der meiste Text vorgetragen/erzählt und manchmal kurz durch Gesang von Richard Waiters ergänzt. Besser gefällt mir hier das „Gesprochene Wort“ bei LYR aber, da es gefühlvoller vorgetragen wird und das ist auch ein weiterer Unterschied zu „Dry Cleaning“ das, die Musik nicht aus reinen Post-Punk-Melodien, sondern eher aus emotional gespielten Keybord/Pianoklängen und anderen elektronisch erzeugten Klängen und anderen Instrumenten (Violine, Cello, Bassgitarre und Drums) besteht. Gefühlvoll bedeutet jetzt aber nicht lieblich sondern eher emotional und spannend. Nehmt die Musik von Grandbrothers, Nils Frahm und lasst einen britischen Poeten drüber reden – so in der Art funktioniert LYR. Funktioniert also wirklich gut. Schöne Urlaubsentdeckung.

LYR - The Ultraviolet Age (2023)

Das Trio LYR besteht aus dem Autor Simon Armintage, dem Singer/Songwriter Richard Walters und dem Multinstrumentalisten Patrick Pearson. Dies ist das zweite Album nach „Call in the Crash Team“ und es ist auch schon ein drittes schnell nachgelegt worden mit dem Titel „Unnatural History“. 
Die Stücke bestehen meist aus gesprochenen poetische, lyrische Texte und gesungenen Passagen dazu wird musiziert,wie auf dem Vorgängeralbum „Call in the Crash Team“ bewegte sich das eher im Genre des Art-Rock und -Pop. 
Bei „Paradise Lost“ haben wir es mit einem schönen Mix aus „Spoken Word“ mit Musik und einem echten Song zu tun. „The Song thrush and the Mountain Ash“ setzt diesen Mix als sehr ruhiges Stück fort. Die Musik ist bei LYR auf wirklich auf hohen Niveau und erreicht bei diesen Song Efterklang-Qualität. Das ist eher Musik für den Sitzsaal als für die Konzertarena. Zuhören und genießen.
Stilbruch mit Song #3 „Living Legend“ - die Synthesizer-Klänge übernehmen das Kommando und das gesprochenen Wort liegt über einen schnellen Beat – dies beißt sich etwas meiner Meinung nach und will nicht so richtig zu einer Einheit verschmelzen. Da gefällt mir das akustisch gehaltene „Season out of Phase“ doch viel mehr. Auch wenn „The Bitter End“ nicht weniger schön ist – irgendwie ist das Konzept dieser Musik zum Durchhören nicht so richtig geeignet – weil es sich doch schnell ermüdet – da das „Gesprochene“ einfach einen zu großen Teil in dem Songs einnimmt und ich ehrlich gesagt auch nicht über das gute Gehör/Kenntnis fürs Englische verfüge und mich beim ersten Hören eher auf das Gesamtkonstrukt der Songs einlasse. 
Aber, durchaus zur rechten Zeit, gehen bei „Presidentially Yours“ Worte und Musik wieder eine sehr gelungene Symbiose ein – da passt dann doch wieder vieles zusammen und der Song erhöht in seiner Mischung aus Poesie und teilweise Düstermusik die Aufmerksamkeit des Hörers doch wieder beachtlich. 
Eine eher wieder etwas unausgegorene Mischung von Text und Song ist da „Fishing Flies“. „Hockney Red“ beginnt wieder als ruhiger Song mit Gesang und Piano und dann folgt wieder das Gesprochene Wort. Da ist es auch gut, dass in der CD-Hülle die Texte abgedruckt sind und ich werde es nochmal nachbüffeln, was da so gesprochen und gesungen wird. Der Songteil bei „Hockney Red“ um auf diesen nochmal zurückzukommen – wird wenn aus Wort wieder Song wird, ein richtig guter Song. Am Ende ist nicht Stille – am Ende ist ein Stück namens „To the Fashion Industrie in Crisis“. 
Wortart trifft auf Art-PopRock – LYR sind auf jeden Fall immer ein wenig mehr Kunst als nur Musik. Das macht sie Besonders – aber auch etwas schwerer zugänglich und die Poesie muss wohl für eine ehrliche Gesamteinschätzung der Songs und CD genauer gehört oder gelesen, eben erst verstanden werden.

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