„Broken English“ eröffnet die Platte mit einem bitter düsteren Popsong. Ein wirklich großer Song. Faithfulls rauchige Stimme passt aber auch super zu den elektronischen Sounds des Songs – dies ist aber der einzige ElektroPop-Song, der Rest der Platte ist eher Rockmusik. „Witches` Song“ dient zur Beruhigung der älteren Fangemeinde und ist eine sanfte Pop-Nummer mit einer folkigen Basslinie. Blues-Rock-Elemente hat „Brain Drain“. „Guild“ hält die Stimmung von „Brain Drain“ aber es kommt ein Disco-Bass hinzu und so wird aus dem Blues-Rock tanzbare Rock-Disco. „The Ballad of Lucy Jordan“ hielt sich elf Wochen in den deutschen Top10 – ist musikalisch schön simpel – für mich aber nach vier teilweise richtig guten Songs ein musikalisch sehr schwaches Stück. „What´s the Hurry“ bringt die Platte wieder auf Kurs und schließt an die Stimmung der ersten Songs an. Neben „Broken English“ ein weiterer wirklich toller Song der John Lennon Song: „Working Class Hero“. Den Abschluss macht der Rocksong mit New Wave-Rhytmus „Why´d yo do it“ – wie Patti Smith klingen, das kann sie nämlich auch. Zum Abschluss muss man nur sagen: sehr gut gealtertes Album. Zeitlos wie „Broken English“.
Okay, auch „The Fall“ waren wie „The Psychedelic Furs“ mit Ihrer Mischung aus Post-Punk, Alternative Rock, Punkrock schon gut dabei. Das Album klingt so, als ob es live eingespielt worden wäre. Ziemlich rau und mit der ungestüme Art einer Live-Show. Ansonsten drück die Band ziemlich auf Tempo und Härte und bei all den Gruppen dieser Art sei natürlich auch geschrieben, dass es natürlich Iggy Pop and The Stooges, die Ramones, Sex Pistols, The Clash und andere sicherlich von mir übersehene und wichtige Bands dieser Art gab (ich kenne da sicherlich nicht alles – kann Punkrock der Frühzeit eher mit Musik aus den frühen 90ern vergleichen, da ich da anfing, mich für alternativen Rock zu interessieren – ich sag nur „Grunge“. Ich bin also erst relativ spät zu härteren Sachen gekommen – den ganzen klassischen Heavy-Metal-Zeug konnte ich nichts abgewinnen und auch klassischer Punk fand ich lange Zeit relativ nervig, meine Anfänge waren da ProgRock, Pop, Rock und Elektro-Pop). Für mich machen „The Fall“ Punk mit Post-Punk-Einschlag, dieser ist noch bei dem eigenwilligen Stück „ C´n´C-S Mithering“ am stärksten ausgeprägt, das aber mit über sieben Minuten Länge auch die Geduld des Hörers herausfordert. „The Container Drivers“ – mit leichten Country-Groove – erhöht das Tempo alsbald wieder. Auf Dauer ermüdet mich aber die Platte etwas – da es keine richtig herausragenden Nummern gibt. Zur Komplettierung des Musikwissens ist da gut rein zu hören – muss ich jetzt aber nicht wirklich im Regal stehen haben.
Fazer aus München sind nicht nur eine Jazz-Band – die Liebe der Musiker reicht über den experimentellen Pop von Talk Talk, über Afro Beat von Fela Kuti und Krautrockbeats von Can bis hin zur modernen Drum & Bass-Techno. Grenzgänger und so was mag ich ja sehr.
Besonders ist auch, dass neben Gitarre, Bass und Trompete zwei Schlagzeuger in der Band vorhanden sind. Da ist die Rhythmusgruppe sehr gut aufgestellt.
Bei „Ghazai“ steckt der Afrobeat verstärkt drin. Dagegen ist „Thea“ dann eine eher konventionelle Jazznummer. Die Trompete von Matthias Lindermayr, der der bekannteste Musiker der Gruppe ist, ist sicherlich auch bei Fazer trotz der zwei Schlagzeuger das Instrument im Vordergrund bei den Songs. Nicht minder versiert ist das Spiel seiner Mitmusiker: Paul Brändle (Gitarre), „Martin Brugger (Bass), Simon Popp und Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug). Das Stück „Dezember“ erhöht das Tempo auch nicht gerade, ist aber schön konstruiert und hier verkauft sich Fazer als Band einfach gut – weil jedes Instrument zum Zuge kommt. Was bei den drei bisher gehörten Nummern aber auffällt ist, das es wirklich reiner Jazz ist, der hier gespielt wird. Fusion geht der Jazz nur mit den Afrobeats ein und das wieder im Tempo angezogen bei „Grenandier“. Für „Morning“ wird das Tempo aber wieder zurückgefahren.
Seite Zwei fängt mit „Prague“ an. Hier ist der Rhythmus wieder komplexer und sofort macht der Song mir wieder mehr Spaß. Immer wenn die Musik von Fazer etwas tanzbarer wird und aus dem Chill-Modus herausfällt, gefällt mir das direkt besser. „Curento“ ist da auch ganz spannend und könnte mit seinen treibenden Bass und den dazu gespielten Drums als Tempogeber mein Lieblingsstück der CD werden und das Trompetenspiel von Lindermayr überschlägt sich teilweise geradezu. Auf jeden Fall gefallen mir die Stücke der zweiten Hälfte des Albums erst mal viel besser – so macht mir auch das komplexere „Jaculysses“ beim Hören viel Spaß. „Fannie´s Theme“ kurz und es darf mal die Gitarre den Musikvordergrund ausfüllen. „Cycle“ ist auch eins der besseren Stücke der Platte. Ob das letzte Stück mit Titel „Nago“ nun einfach verspielt und lässig sein soll und damit ein kleiner Spaß am Ende geboten wird, oder ob es einfach nur müde heruntergespielt wird, das zu entscheiden, überlasse ich mal jeden Hörer selbst.
Wer sich als Grenzgänger bewirbt, aber dies auf der CD nicht herüberbringt, geht meiner Meinung nach auf jeden Fall zu lässig mit der Erwartungshaltung der Hörer um – der Band geschadet hat es nicht – da ihre Songs millionenfach gestreamt werden.
Feist – Metals (2011)
Nach einer längeren kreativen Pause meldete sich Leslie Feist mit diesem Album zurück. Aus leichtfüssigen Indie-Pop wird bei Feist immer mehr anspruchsvoller Art-Rock/Pop – als Songwriterin hat sie sich perfektioniert und beweist dies direkt mit dem tollen „The Bad in Each Other“.
Als Solo-Nummer wäre das eine gute Folk-Nummer. Mit Band und Studiosound ist das einfach ganz großartige Musik. Und ein ganz toller Song um den Hörer direkt mit dem ersten Song einfach umzuhauen.
„Graveyard“ ist ruhiger, melancholischer, wird im Verlauf aber auch teilweise schön schwungvoll. In dem Stil anspruchsvollen melancholischen Singer/Siongwriterin-Musik geht’s auch mit „Caught a long Wind“ weiter. Das macht sie auch richtig gut – und sie vollendet diesen Schritt zur fast reinen Singerin/Songwriterin dann ja auch mit ihrem bisher letzten Album „Multitudes“.
Blues-IndiePop – das kann sie auch: „How come you never go there“. Vergleichen kann ich sie – obwohl die beiden Frauen und Künstlerinnen nicht auf dem ersten Blick so viel gemein haben, beim genaueren Hinhören aber eben doch am meisten mit „Joan as the Police Woman“ - wohl auch deshalb mag ich die Musik von Leslie Feist und Joan Wasser so sehr – weil beide es so gut machen und ihr Publikum niemals langweilen.
Art-Rock: „A Commotion“ - auch richtig gut. Sehr geliebt von mir das wieder ruhigere „The Circle married the Line“. Das Album ist wirklich mit all den Songs sehr herausragend. Indie-Folk: „Bittersweet Melodies“. Das ist auch einfach nur gut – und ich höre das wieder alles mit totaler Begeisterung (merkt man dem Text bisher auch gar nicht an).
Gekonnt und meisterinnenhaft geht’s auch weiter – Downtemporock-Folk: „Anti-Pioneer“. Art-Rock: „Undiscovered First“ - und dieser sogar mal teilweise mit Härte gespielt. Danach geht’s wieder zurück zum sanft schönen Singerinnen/Songwriterinnen-Liedgut: „Cicadas and Gulls“. Folk: „Comfort Me“. Und ich frag mich grade, warum nicht Folkmusiker lieber so klingen wollen, wie Leslie Feist auf diesem Album – und stattdessen dem sich anbidernen PopFolk von Dessner/Bon Iver nacheifern – totales Unverständnis dafür – aber das ist wohl einfach dem kommerziellen Erfolg von Ed Sheeran, Bon Iver geschuldet. Eigentlich weißt Feist hier den Weg – wie zeitloser Singer/Songwriter-Folk geht.
Und am Ende beglückt Feist den Hörer noch mit dem wunderschönen Absacker „Get it wrong, get it right“. Was für eine Meisterinenleistung dieses Album doch ist – und nicht nur wegen diesem Album und wegen eines unvergesslich tollen Livekonzerts werde ich die Musik von Leslie Feist zu den ganz großen Werken der Musik zählen. Musik wie gemacht für mich.
Eröffnungsstück „In Lightning“ ist ein sehr schönes Stück Art-Power-Pop. Für solche Musik mag ich Leslie Feist total gerne. Verspielt, schön, schlau konstruiert und mitreißend. Mit Stück zwei „Forever Before“ sind wir bei der Singer-Songwriterin Feist, die wir auch auf den Vorgängeralben kennengelernt haben und die wir uns auch ganz intim am Lagerfeuer sitzend und spielend vorstellen können. Stimme und Gitarre sind auch die Hauptwerkzeuge auf diesen Album. Alles andere wurde, wenn denn als nötig betrachtet, nachträglich dazu aufgenommen.
Die Songs entstanden bei mehren Liveauftritten, die sie als „Artist in Residence“ in Hamburg entwickelt hat. Die dort gespielten Songs wurden weiter entwickelt. Dann gab es noch eine Pandemie und so ist das Ergebnis wohl ein sehr ausgefeiltes. Persönliche Ereignisse – Adaption der Tochter, Tod des Vaters spielen in den Songs eine Rolle und so überwiegt die eher ruhigere Gangart.
„Love who we are meant to“ auch wieder sehr schön und ruhig und vom klaren Gitarrenspiel getragen, unterlegt mit Streichern, folgt. Und hier spürt man, dass, eine gereifte Künstlerin zu hören ist. „Hiding out in the Open“ einfach nur schön. Der Ton bleibt ruhig – die SingerSongwriterin bestimmt auch „The Redwing“.„I took all of my Rings off“ beginnt einfach mit Gesang und Gitarre, beweist in der zweiten Songhälfte welche Meisterinnenschaft sie als Songwriterin erreicht hat und in welche unglaubliche Qualität diese Musik hat (sie verlässt sich dabei auf ein seit langer Zeit zusammenspielendes Musiker- und Produktionsteam).
„Of Womankind“ ist eine teils verspielte Nummer, die an den früheren Alben erinnert (ich finde es auch gut, wenn die Künstlerin oder der Künstler sich ihrer Vergangenheit bewusst sind und sich nicht auf biegen und brechen nach jedem zweiten Album neu erfinden).
Traurig(schön) ist „Become the Earth“. Bei „Borrow Trouble“ höre ich sofort am Anfang „Heroes“ von Bowie heraus. Mit „Matyr Moves“ wird es wieder ruhig und sehr folkig. Nur schön: „Calling all the Gods“. „Song for sad Friends“ beendet dieses wunderschönes Album. Da freut man sich direkt auf das nächste Wiederhören.
Christine Fellows – The Last and Standing (2002)
Die kanadische Singerin/Songwriterin Christine Fellows produziert neben ihren Soloplatten Musik für Kunst- und Tanzprojekte und sie lehrt „Kreatives Schreiben“. Mit ihren Mann John K. Samsons (ehemaliger Frontmann der The Weakerthans) betreibt sie die Online-Seite „Vivat Virtute“ auf denen die beiden ihre Musik und anderes vermarkten. Unter dem Namen „Vivat Virtute“ haben Fellows und Samson auch ein gemeinsames Album mit dem Titel „Hold Music“ gemacht.
Schöner Singerin/Songwriterin-Folk ist „Regrets“. Durch den Klaviereinsatz statt Gitarre und den etwas nach Proberaum klingenden Sound hat das was charmant Einfaches und Schönes – vielleicht nennt man das Alternativ-Folk. Spannung und Atmosphäre kommt bei „Roadkill“ auf – hat im Refrain und zwischendurch aber auch eine verblüffende Leichtigkeit. Sehr sehr gutes Stück Musik. Bin begeistert.
Mit Kammerorchesterbegleitung: „Veda´s Waltz“. Warum sich Christine Fellows und John K. Samson ein Leben teilen hört man auch ihrer Musik an – denn die hat von der Stimmung und den Harmonien schon viel gemeinsam und passt sehr gut (auch bei diesem Album hat John K. Samson schon als Musiker mit ausgeholfen).
Klavier-Ballade: „Seconds After“. Art-Folk: „Lost Overtures“. Verspielt: „2 for 1 (Part 2)“. Wieder Art-Folk: „Blueprints“. Ich mag ja diese vielfältige und meist doch immer positiv klingende folkige Popmusik wie sie meist nur Musikerinnen machen können. Egal ob Dear Reader, Feist (am Anfang) und wie sie alle heißen – das ist immer gekonnt, mitnehmend, fesselnd und mach egal ob von Platte oder live gespielt viel Freude beim Hören.
Da kann ich nicht anders, als das einfach gut zu finden und zu mögen und hier zu loben – auch beim Song „Trust“ mit Streichern und allem Drum und Dran – da ist alles Dran, Drin und Gut! (muss auch alles absichtlich Groß geschrieben werden). Liebevolle Klavier-Streicher-Nummer: „A Day in the Road“. Ganz tolle Indie-Folk-Nummer: „Surgery“. Das sind alles schöne Songs, so auch „Bird as Prophet“. Nur schön: „Colourblind“. Ganz kurz – Titelsong „The Last and Standing“. Abschluss (nach kurzer Pause) mit „Surprise!“ - der rockt dann sogar mal.
Christine Fellows macht schönen und richtig guten Indie-Folk – was will man mehr und ist sehr zu empfehlen.
Christine Fellows spielte in zwei relativ kurzlebigen Bands („Helen“ und „Special Fancy“) bevor sie ab 2000 als Solokünstlerin Platten veröffentlichte. „Paper Anniversary“ ist ihr drittes Album, bei dem auch ihr Ehemann, der ehemalige Weakerthans-Frontmann John K. Samson mitspielte. Zusammen haben die beiden übrigens nach längerer Pause wieder als „Vivat Virtute“ 2023 Musik veröffentlicht. Aber nun zurück ins Jahr 2005. Hören wir etwas Singer-Songwriter:in-Folk-Pop und „Paper Anniversary“ ist bei einer Lauflänge von 33 Minuten mit 14 Stücken gut ausgefüllt. Wie bei einem Buch beginnt das Album mit einem „Foreword“ und endet mit einem als „Afterword“ betitelten Song. Die kurzen Stücke sind kleine Song-und-Sound-Miniaturen von denen es sechs Stück gibt, manchmal erweitern diese die Stimmung der Platte, doch manchmal unterbrechen sie auch das Hörvergnügen, welchen die Folk-Pop-Stücke von Christine Fellows bieten.
„Vertebrae“ ist ein sehr sehr schöner Folk-Song mit sehr effektvollen Streichereinsatz. Die Streicher kommen auch bei „Migration“ zum Einsatz und dieser Song schmeichelt sich sanft und lieblich ins Ohr des Hörers ein. Wenn ihr „Admiral Fallow“ kennt und mögt, dann ist das so die gleiche Stimmungslage und macht genauso Spaß. Folkig, aber auf hohen Niveau gespielt und gesponnen. „Face Down, Feet First“ führt den guten Eindruck fort, das Ehepaar Fellows/Samson vereint da die Fähigkeit sehr schöne Musik zu erschaffen und nach einem erlebten Live-Auftritt der beiden vor ein paar Jahren kann ich da nur sagen, dass beide sehr sympathisch erscheinen und sich in ihrer Heimat für die lokale Kultur (unter anderen Erhalt der lokalen Bibliothek) einsetzten und auch sonst ihr Umfeld kritisch begleiten. Dass sie nichts von Sozialen-Medien halten und diese nicht für sich nutzen, macht sie auch schon wieder sympathisch. Sie haben aber einen eigenen Online-Shop und sind auf Bandcamp zu finden. Vegetarische, linke Quäker. Kanadier sind mir ja nicht umsonst irgendwie sehr sympathisch.
An fünf Abenden trat Neil Finn mit „Freunden“ für wohltätige Zwecke auf. Die Freunde waren Lisa Germano, Johnny Marr, Eddie Vedder, Tim Finn, Sebastian Steinberg (Soul Coughing), Phil Selway und Ed O´Brian (Radiohead) und Betchadupa (die Band seines Sohnes Liam).
„Anytime“ ist ein Stück von Neil Finns zweiten Soloalbum „One Nil“ - eine teils sanfte, teil rockige Singer/Songwriter-Nummer. „Take a Walk“ ist für dieses Album geschrieben und mit Sänger Eddie Vedder klingt es sogar wie eine Pearl Jam-Nummer. Ein etwas ruhiger, leicht melancholischer Rocksong.
Auch vom Album „One Nil“, welches wie dieses Livealbum 2001 erschienen ist, stammt die ruhige Singer/Songwriter-Nummer „The Climber“. Vom ersten Solo-Album „Try Whistling this“ kommt der Song „Loose Tongue“ und ist Rocknummer, mit aber für Neil Finn typischen sanften melancholischen Songzutaten und ein paar überraschenden Melodiewechsel.
Dann ist Johnny Maars Stück „Down on the Corner“ dran. Den Song mag ich total gerne – gerade wegen den Gitarren am Anfang und den schönen Britpop Gesangsharmonien – besser geht eine Brit-Pop-Genre-Nummer nicht. Danach folgt direkt ein Smiths-Klassiker: „There is a Light that never goes out“ - gesungen von Neil Finn (und der Song klingt in dieser Livefassung unglaublich schön (Gänsehaut)).
Das auch sehr sanftschöne „Paper Doll“ stammt von Lisa Germano, welches sie auch selbst singt. Der Song ist in einer Studiofassung auf ihrer Platte „Concentrated“ zu finden. Ein weiterer Song von der „One Nil“ ist „Turn and Run“. Das ist typischer schöner Singer/Songwriter-Folk von Neil Finn.
Danach spielen die Brüder Neil und Timm Finn zwei Songs zusammen: „Angel Heap“ stammt vom Finn Brothers-Album „Finn“ und ist auch eine ganz wunderbare Folk-Nummer. Das melancholisch und etwas traurig düstere (und dadurch sehr schöne) „Edible Flowers“ ist ein Song aus der Zeit mit „Split Enz“ - das war die Band, in der die Brüder Finn zusammen vor Crowded House spielten und mit der sie ihre Musikerkarriere begonnen hatten. Die Band gab es von 1975 bis 1984. Ein weiterer Song von Split Enz ist „Stuff and Nonsense“,welcher sogar mal von Belinda Carlisle gecovert wurde. Hier wird er von Eddie Vedder und Tim Finn gesungen und das nur von einem Piano begleitet – auch ganz wunderschön. Diese Platte steckt voller Highlights!
Richtig punkig konnten Split Enz auch sein und mit Eddie Vedder wird „I see Red“ ein richtig toller Punkrock-Song.
Danach wird’s auch ganz gut weiter gerockt mit einem weiteren Song vom „Try Whistling this“ Album: „She have her way“.
Eine Peal Jam-Nummer folgt mit „Parting Ways“ - eine eigentlich eher ruhige Nummer, mit aber kräftigen Gitarreneinsatz.
Zum Abschluss gibt’s noch die beiden Crowded House Überhits „Weather with you“ (in einer überragend guten Live-Fassung) und „Don´t dream it´s over“ - sowie, dazwischen noch ein harmonisch, süßes Stück Musik vom Finn Brothers-Album „Paradise (whereever you are)“. Der Song ist schon fast was zum Schunkeln.
Fischer Z – Going Deaf for a Living (1980)
Irgendwie gehören die frühen Fischer Z Alben für mich immer zusammen mit den ersten The Police und Joe Jackson Platten. Das ist für mich eine Zeit und eine Art von Musik. Obwohl die Ähnlichkeit wohl eher im Vergleich zu The Police stimmt. New Wave, Rock und Reggae werden da schön gemischt. Auf jeden Fall kommen da viele gute Song bei raus. Das Album beginnt ja direkt flott mit „Room Service“ und geht dann mit „So long“ großartig weiter. Und auch der Rhythmus von „Crazy Girl“ ist richtig gut. John Watts ist schon ein toller Songschmied. Flotter Rock mit New Wave-Note: „No Right“. Der Titelsong „Going Deaf for a Living“ - mit Country-Rock-Boogie-Rhythmus ist einfach sehr spaßig. Mit dem ab und an tauchenden Reggea-Groove rettet sich „Pick Up Slip Up“ vom eingängigen aber etwas zu gefälligen Rocksong zur doch noch ganz ordentlichen Nummer. Die verrückte fast schon Punk-Rock-Nummer „The Crank“ macht da aber viel mehr Laune. Fischer Z zusammen mit „The Clash“ hätte ich damals mal gerne live erlebt – wäre ein nettes Ereignis gewesen. John Watts habe ich mal solo als Vorgruppe von Fury in the Slaughterhouse mal erlebt. Schon seltsam wenn man drüber nach denkt. John Watts als Vorgruppe von Fury – verrückte Welt. Ganz große Nummer, die man niemals mehr richtig aus dem Kopf bekommt: „Haters“. „Four Minutes in Durham (with you)“ rockt ganz gut – ist aber nicht ganz so meins. Ein ziemlich rasanter Abschluss hat das Album mit „Limbo“.
Das fünfte Fischer Z Album beginnt mit der Single „Say No“. Politisch im Text (wie die meisten Songs auf dem Album), sind diese noch von der Theatscher-Zeit geprägt und klingt etwas seichter als der übliche New Wave-Sound der Band aus früheren Tagen. Mit Song Nummer zwei bekommen wir aber einen typischen Fischer Z. Song, während der Song „It could be you“ zuckersüß daher kommt (sehr sehr schöne Nummer). „Sticky Business“ ist Cool-Disco-Sound und absolut ungewöhnlich, selbst für diese Band – und mit einer eher ruhigen folkigen Nummer endet die erste Seite. Abwechslungsreich ist das Ganze und die unverwechselbare Stimme von John Watts ist das Erkennungszeichen.
„Oh Mother“ hat ein leichtes Post-Punk Feeling, „Just Words“ ist leichtgängiger Pop-Rock und „Its only a Hurricane“ kommt als Rockhymne daher. „She Said“ ist dann auch ganz weit weg von alten Songs wie „Marlies“ oder „Berlin“ – aber einfach eine weitere total schöne Nummer zum Liebhaben. „Ho Ho Ho“ ist ein sehr gemächlicher Abgang. Die Platte ist auf jedenfalls eins – niemals langweilig und vielleicht manchmal auch nah dran am Popkitsch, aber bekommt immer noch irgendwie die Biege. Und da John Watts wie wir wissen, des Musizierens bis Heute nicht langweilig wurde, ist auch dieses Album nur eine weitere Station in der langen Laufbahn des Musikers John Watts und genau wie bei Billy Bragg ist das gut so.
Das ich von einem neuen Film von Sean Penn noch nichts gehört hatte, kann passieren – ist aber schon außergewöhnlich. Dass der Soundtrack aber zum großen Teil mit Songs von Eddie Vedder, Glen Hansard und Cat Power gefüllt ist und ich davon noch nichts gehört hatte, erstaunt mich dann schon ein wenig mehr, da ich von Vedder und Hansard Fan bin und das trotzdem ich Vedders letztes Soloalbum „Earthling“, welches er zusammen mit Hansard eingespielt hab, sagen wir mal – sehr enttäuschend fand. Da es im Film um eine Vater/Tochter-Beziehung geht, durfte auch Eddie Vedders Tochter Olivia passenderweise mitmachen und sie entpuppt sich als gute Sängerin, deren Stimme zu den Americana-Folk-Rock-Songs gut passt. Gestoßen bin ich auf das Album beim Durchgucken der Diskographie von Cat Power, da ich in ihr letztes Cover-Album hinein hören wollte. Cat Power kannte ich bisher nur von einem Live-Auftritt während des Traumzeit Festivals und da machte sie auf mich einen so unglücklichen Eindruck, dass ich den Anblick dieser hilflos wirkenden Person nicht ertragen konnte und nach ein paar Songs gegangen bin (auch solche Auftritte vergisst man nie) – mittlerweile scheint sie wieder in Spur gekommen zu sein und geht wohl recht erfolgreich mit Dylansongs auf Tour.
Mit vier Songs – schönen warmen Singersongwriter-Stücke ist sie auf dem Soundtrack zu finden. Und im Gegensatz zu „Earthling“ liefern Hansard und Vedder richtig gute Songs ab. Eine schöne Sonntagmorgen- Zufallsentdeckung.
Eine Liebesbeziehung von ihrem Ende nach Vorne erzählt, als Folk-Rock mit ganz viel Gefühl für starke Melodien und Gefühlen und mit von Anfang an packenden Songs. Die beiden Iren packen ihre Songs mehr in nach amerikanischer Weite klingenden Rock als nach Irischer Folkromantik. Und jeder Song geht runter wie ein guter Schluck Whisky – egal auf welchen Kontinent er gebrannt wurde (hier merke ich gerade, dass ich mich von meiner Fantasie beim Schreiben anstecken lasse – tatsächlich glaube ich, das ein Schluck Whisky zu dieser rauen Americana-Musik gut passt (weil in dazu genauso passenden Filmen/Serien die Leute immer dazu Whisky trinken) tatsächlich habe ich sehr wenig Whisky bisher selbst getrunken.) Die Songs sind wirklich durchwegs gelungen und die ungewöhnlich raue kratzige Stimme von Susan O´Neill passt großartig zu ihren männlichen Gegenüber. Tolles Album.
Flat Worms – Flat Worms (2017
Bei Flat Worms treffen wir auf jeden Fall bei „Motorbike“ auf eine Mischung bestehend aus Garagen-Rock, der ein wenig mit Stoner Rock gekreuzt wurde. Tolle Nummer, und damit machen Flat Worms direkt mit dem ersten Stück gut auf sich aufmerksam. Und auch Punk-Rock-Fans könnten vielleicht damit was anfangen.
Im zweiten Stück ist dann der Punkrock-Anteil größer und der vermischt sich auch wieder mit den StonerRock-Gitarren.
Toll finde ich, dass die Musik sich anhört, als ob ich gerade vor der Bühne stehe – hat wirklich eine unglaubliche Live-Dynamik (vielleicht ja auch einfach live eingespielt?). Sehr starker Rocksong: „Pearl“. (Seltsamer ist, dass der Download des Albums bei Amazon günstiger ist als bei Bandcamp - da will die Band mindestens 15 US-Dollar für den Download haben – nur so mal am Rande).
Garagen-Stoner-Rock ist das Genre und auch mal mit Rock´n´Roll gepaart: „Acellerated“.
Das Gute an der Musik ist, die Gitarrenriffs sind alle richtig fett und nehmen mit – der Rest ist fast nur Beigabe – bei „White Roses“ wird es noch etwas ungestümer. So weit sind die vom Sound bei dem Stück auch nicht von den aktuellen Brit-Rock-Vertretern wie The Raytons und Deathletter entfernt. Auf einem Festival, dass mal einen lauten Zwischenpunkt setzen will, wären die Flat Worms auf jeden Fall was und bei jedem Festival mit härterer Gangart sowieso. „11816“ toller, wuchtiger Rock, gleiches gilt aber für alle Songs eigentlich und so auch für „Follows“ und auch da klingt das einfach mal wie aktueller krachiger Indie-Rock.
Zum Mitte hin hat die Platte dann wirklich eher einen Schwenk zum Indie-Rock gemacht und das gefällt mir sogar noch besser als der Garagen-Rock am Anfang. Von daher ist „Fault Line“ auch eine Entdeckung. Und etwas verspielter, aber nicht weniger voranpreschend: „Question“ und dass abschließende „Red Hot Sand“.
Gute Entdeckung.
Floyd George – Teenage Radio (1995)
Floyd George hat 1995 ihre Debut-CD (zuvor gab es schon ein Mini-Album), die im CAN-Stundio in Weilerswist aufgenommen wurde, veröffentlicht und ist so eine Band geworden deren erstee Platte ich sehr mochte, die sich dann aber recht schnell leider wieder aufgelöst hatte und verschwunden war.
Im Jahr 2020, also 25 Jahre nach Erscheinen der CD, hat aber der Gitarrist Marco Dragojlovic versucht an Platte und Band zu erinnern und eine Webseite erstellt. Während dieses Prozesses hatte ich gerade zum x-ten Mal die CD bei mir laufen gelassen und sogar Kontakt zu Marco aufgenommen, der sich sehr über meine Erinnerung an das Konzert von Michel van Dyke, bei dem Floyd George als Vorgruppe auftraten (im „Jägerhof“ (Dinslaken) freute und mir dann auch den Song „Kiss me like a Dandy“ als Neuaufnahme zusendete, die er auch zum Jubiläum erstellt hatte. Schaut also ruhig mal bei floydgeorge.de vorbei – da könnt ihr auch direkt alle Songs hören und zwei Video-Clips schauen.
Michel van Dyke ist auch ein gutes Stichwort, denn so wie dieser, als er noch englisch sang, so ähnlich klang auch der etwas melancholische Indie-Pop von Floyd George. Und das auch die Jeremy Days zu den Vorbildern von Floyd George zählten, spricht für die Band und ihren Sound.
Die Zusammenfassung „leicht verträumt und melancholisch“ trifft direkt bei den beiden ersten Titeln der CD „Perfect Day“ und „Your Love is all around“ sehr schön zu. Sanfter Indie-Pop, der aber ins Ohr geht. Sehr sehr nett, die sanfte Poprock-Nummer „Drive“. Danach kommt der radiotaugliche Single-Hit „Kiss you like a Dandy“. Ich weiß ja nicht wie Dandys küssen, aber ich weiß, dass der Song trotz WischiwaschiText einen immer einfängt und mitnimmt. Bei manchen Songs stimmt einfach alles wenn die Kombination Text und Musik einen einfach einfangen – ob der Text wirklich was taugt, ist da manchmal auch einfach Nebensache. Bei „Kiss you like a Dandy“ klappt es mit mir und dem Song einfach immer. Ein Hit. Ein bisschen härter vermögen Floyd George aber auch zu sein: „Something“ (wären da noch etwas Frickel-Elektronik-Klänge untergemischt, hätte der Song auch das Zeug zu einer The Notwist-Nummer). Folkig: „Fortune“ - da merkt man, dass die Band auch „Fury“ mochte.
Wenn man sich einfach auf den Sound und die Musik der Band eingelassen hat, dann findet man einfach die ganzen Songs gut – was natürlich auch für die Songs des Albums spricht. Einen Ausfall gibt es nicht. Das flotte „All I wanted“ macht Spaß – was auch einfach am feinen Indie-Sound der Band liegt – da ist viel was man als Indie-Rock/Pop-Fan mag und gerne hört. Schon sehr angekitscht – aber es passt zum Sound und der Band: „Baby Doll“. „Let me feel the Groove“ und „17“ beenden diese wirklich nette und gute Indie-Pop-CD. Vielleicht ist die Musik von Floyd George ein wenig zu sanft und nah am Kitsch – aber wie heißt es irgendwie ähnlich woanders „nenn es meinetwegen Kitsch – aber ich mag es“. Schade, dass die Band sich nicht länger Zeit gegeben hat. So muss ich halt diese Platte immer mal wieder hören (und ehrlich – von wie vielen Bands hören wir die CD am meisten, mit der wie die Band zu mögen gelernt haben? Die nachfolgenden oder vorher veröffentlichten haben wir brav gekauft und kaum gehört? - ist doch meist so – oder?“. Und übrigens ist die 25 Jahre-Später-Version von „Kiss me like a Dandy“ auch sehr gelungen. Vielleicht könnte man ja mal Marco Dragojlovic überreden, nochmal auf Tour zu gehen – damit man den Song nochmal „live“ erleben kann.
Four Tet – Sixteen Oceans (2020)
Elektronische Musik, die durchaus auch zum Tanzen verführt, die aber recht minimal mit recht einfachen Grundrhythmus und darauf gespielte harmonische melodiöse Synthesizerklänge daher kommt. Aber ich finde die Kombination durchaus gelungen beim Eröffnungsstück „School“.
Hinter dem Projektnamen Four Tet verbirgt sich der Musiker Kieran Hebden, der schon seit 21 Jahren, zum Zeitpunkt der Aufnahmen dieses Albums, Musik macht. Ausgefallener als beim ersten Stück kommt von den Sounds und Samples der Titel „Baby“ daher, der mir auch ausgesprochen gut gefällt. Was ich mag an den Elektronikklängen von Four Tet ist die Leichtigkeit von guter Elektronica-Musik. Gute elektronische Musik muss nicht unbedingt mit harten Bassbeats arbeiten, das geht auch durch schlau arrangierte Sound, Melodien, Glitsches und Stimmen und genau das ist bei Four Tet zu hören. Mit den Songs dieser CD kommt Four Tet bei mir direkt auf einer Liste mit meinen Lieblings-Elektronikern B. Fleischmann und Console. Denn die Songs auf dem Album machen absolut Spaß und ich will noch viel mehr von dem Mann hören. So gefällt mir auch „Teenage Birdsong“ so richtig richtig gut. Bei solcher Musik merkt man dann eben auch wie sehr sich doch die elektronische Musik seit den Anfangszeiten weiter entwickelt hat und wie homogen, also eigentlich recht analog und natürlich sich digitale Sounds anhören können. Four Tet ist wohl sowieso dafür bekannt, dass er das akustische mit dem digitalen zusammen brachte (eigentlich arbeitete er mit Samples,die er weiter verarbeitet hatte) und das hört man auch bei Stücken wie „Romantics“ auch sehr gut – feinste Elektronica-Musik. Wie die Musik von Four Tet über 20 Jahre von mir unentdeckt bleiben konnte ist mir wieder einmal unbegreiflich – aber mit Sicherheit liegt das an den Unmengen von guten Musiker/innen, denen man nicht alle auf die Spur kommen kann, weil es einfach zu viele von ihnen gibt. Aber gut – ihm jetzt entdeckt zu haben.
Bei „Love Salad“ hört man, dass Four Ted durchaus auf neueste Entwicklungen in der elektronischen Musik zu reagieren scheint – denn da klingt seine Musik äußert aktuell und trotzdem viel unaggressiver als bei vielen anderen.
Etwas stampfender kann er aber auch seine Beats erscheinen lassen, das beweist er mit „Insect near Phia Beach“. Was natürlich auch gut an dem Album ist, ist dass es sehr Abwechslungsreich ist – was ja bei einem elektronischen Album immer noch etwas lobenswertes und besonderes ist – die meisten Elektroalben klingen ja doch immer recht gleich und beginnen beim Durchhören zu langweilen, dies ist bei diesem Album auf keinen Fall gegeben.
Nach zwei kurzen Zwischenspielen, geht’s dann schön elektronisch weiter mit „Something in the Sadness“ - das Stück wird sowohl klassische Synthesizer-Musik-Fans begeistern als auch jüngere Hörer. Tangerine Dream on Speed.
Ein wenig im Ambient-Style: „Green“. Nochmal feine sanft harmonische Elektronica-Klänge wie sie Efterklang auf den frühen Album auch gemacht haben, sind beim Stück „4T Recordings“ und bei „This is for you“ zu hören. Ganz sanft wird’s am Ende bei „Mama teaches Sanskrit“.
Großartige Entdeckung und auch hier heißt es wieder: mehr davon.
Eine Australierin zieht es nach Berlin um sich dort musikalisch zu entfalten und um ihre Karriere ins Rollen zu bringen. Hat funktioniert, da sie immer noch Musik macht und auf Tour geht – zur Zeit wieder mit ihrer brillanten siebenköpfigen A Capella-Truppe „Bodies“. Auf ihrem Debütalbum steckt schon alles drin, was ein Kat Frankie-Album ausmacht: Anspruchsvoller Singer/Songwriterin Indie-Pop mit ganz viel Gefühl und Soul in der Stimme. „Everything, Everything“ ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Sanftes und Kraftvolles in einem Song zusammen gebracht werden kann. „Fake“ ist Indiefolk und zeigt wie mit durchaus sparsamer Instrumentierung ein Maximum an Ausdruckskraft erzeugt wird. Das Kat Frankie auf akustische Instrumentierung setzt, ist eine gute Entscheidung – dadurch wirkt alles sehr ehrlich, erdig und intim – auch bei dem folkigen „The Tops“ und dem kraftvoll kurzen „Blameless“. Sanft: „The Wrong Side of Midnight“.
Das alles gefällt mir gut – auch „Going Away“ ist wunderschön. Schade eigentlich, dass sie danach doch eher mehr versucht, mit popigen Nummern zu punkten, als weiterhin diesen sehr intimen anspruchsvollen Indie-Folk zu machen. Aber eine Künstlerin muss sich halt weiterentwickeln können und da ist es für den Hörer, der mit dem Debüt so voll zufrieden ist, dann doch schwer zu verstehen, warum man sich ständig neu erfinden muss. Bei Kat Frankie aber ist dies kein Fehler, da mich ihre Loopstation-Songs Live einfach umhauen und gleiches gilt für ihre „Bodies“ Auftritte. Auf ihren weiteren Alben aber hätte ich mir mehr Musik wie diese gewünscht – welche ich jetzt gerade beim Schreiben auch erst für mich entdecke – da sie mich hier mit der ganzen Bandbreite der Songs mitreißt – während es eben auf den späteren Platten eher einzelne Höhepunkte sind, die mich mitreißen – hier sei mal der Song „Frauen verlassen“ als mein absoluter Kat Fankie-Lieblingssong hervorgehoben – das Live-Video auf You Tube sollte man gesehen haben. Auch die weiteren hier nicht einzeln genannte Songs auf „Pocketknife“ nehmen mich mit. Wer die Musik von Feist mag und bisher Kat Frankie nicht kannte, sollte dieses Album auf jeden Fall mal hören und lieben. Für mich, der ich Kat Frankie schon kannte, aber dieses Album nicht – ist diese CD nun ein echter Schatz in meiner Sammlung.
ur E-Gitarre singt Kat Frankie gefühlvoll und das ist wundervoll intim und gesanglich wie meist bei Ihr sehr stark vorgetragen. So beginnt mit „The Saint“. Zu anfangs traurigen Keyboard wird bei „Happy“ sehr sentimental über Gefühle nach gegrübelt, doch dann wird das Spiel kurz etwas schwungvoller nur um danach wieder in tiefe Traurigkeit zu versinken. Gefühlvolles Auf und Ab. Die Melancholie bleibt auch im Song „Love Me“ erhalten, doch bringt der Song ein gehobenes Indiemusik-Feeling mit in die Platte ein. Etwas positiver gestimmt klingt, dass teilweise dahin gehauchte und minimalistische „Death of Me“, das auch an ihr Vorgängeralbum und Debüt erinnert. Mit mehr Schwung wieder vorgetragen: das wundervolle „San Antonio“. Wie ein guter A Capella Song klingt, weiß Kat Frankie ganz genau – sie geht ja auch mit „Bodies“ auf reine A Capella-Konzert Touren. Und „Born Clever“ ist so ein schönes A Capella Stück. Ihre Stimme, wo immer sie diese auch in ihrem nicht gerade voluminösen Körper her holen mag, ist Kat Frankies größtes Kapital. Wenn sie diese so inbrünstig auch noch benutzt wie bei „People“ weiß ich, warum sie mich immer wieder mit ihrer Musik in ihren Bann zieht. Das ist Eintauchen in tiefe Gefühle. Intimität strahlt eigentlich jeder Songs der Platte aus – so ist „Cards“ auch wieder ein zurückhaltend Instrumentierter Song, Mit etwas Rockgitarre: „The Wild One“. Noch mal nach folkiger und nach Lagerfeueratmosphäre klingend „The Faint-Hearted Ones“.
Musik mit Anspruch, die große Gefühle nicht scheut und alles was kommerziellen Erfolg bringen könnte, ignoriert. Dafür wird man mit Intimität und Kunstfertigkeit belohnt. Was will ich mehr. Wem das letzte „Feist“ Album gefallen hat, der wird dieses Album sicherlich lieben.
Als Sänger der Band Nationalgalerie konnte Niels Frevert mit dem Song „Evelyn“ die Charts stürmen und den Bekanntheitsgrad erhöhen. Doch mit Nationalgalerie war dann bald Schluss und Frevert machte als Solokünstler weiter und beweist sich als solcher in regelmäßigen Abständen mit neuen Platten als Dauerläufer – dies aber meist unter meinen Radar als Musikhörer. Ich hatte aber auf einem alten Sampler einen Song, der sich in meiner Playlist gehalten hatte und das ist der Song „Tag ohne Namen“. Und beim letzten Hören von „Tag ohne Namen“ beschloss ich doch mal mir die dazu gehörende CD zu besorgen und so höre ich „Seltsam öffne Dich“.
„H-Milch“ ist kurz, klingt nach Indiesound aus Deutschland und so geht es auch mit dem Titelsong „Seltsam öffne dich“ weiter, der das Tempo erhöht und schöne dröhnende Gitarren bietet. Da werden Erinnerungen an eine Band namens Selig wach – liegt auch daran, das Niels Frevert stimmlich wie Jan Plewka klingt. Wieder viel sanfter „wann kommst du vorbei“. Schmuserock kann er auch und das sehr schön musiziert, klingt da aber bei weiten nicht so nah am Kitschschlager wie es leider bei einem Jochen Diestelmeier seit Jahren tut. Die CD war ja bei Tapete-Records erschienen und das passt sehr gut. Klingt musikalisch auch wie Dirk Darmstaedter. Grade noch geschrieben und jetzt das: „Glückskecks“ klingt fast wie ein Distelmeier-Song (aber nur vom Text). Mit „7“ wird nochmal echt gerockt und das ist gut so, dass kann er und seine Studiomusiker richtig gut. „Einwegzeugfeuerzeugstichflamme“ ist wieder sanfter, entwickelt sich aber zur Stadion-tauglichen-Hyme – die Tempowechsel sorgen für Abwechslung – die musikalische Qualität des Albums finde ich wirklich bemerkenswert – das kann man mit Kopfhörer richtig genießen – toll produziert. Eigentlich seltsam das Frevert so selten im Mainstreamradio zu hören ist – hätte dort mit ein paar Songs für Qualität bei der deutschsprachigen Musikauswahl gesorgt. Da fällt mir aber auch ein, dass zum Beispiel Kettcar ja auch nie auf WDR 2 gespielt wird – sagt viel über die Qualität der Musikfarbe dieses Senders aus – darum höre ich auch nur noch „Radio Eins vom RBB“ – die Vielfalt der Songs macht Spaß. „Gemeinsame Sache“ hat eine außergewöhnliche Bass- und Gitarrenmelodie. Außergewöhnlich auch die Songnamen des Albums wie zum Beispiel „Tiefkühltruhe“ und da wird leicht mit Sprechgesang gerappt. Atmosphärisch und mitnehmend „Tag ohne Namen“ – hier ist Frevert wieder nah am Selig-Sound dran – was dem Song aber nicht schadet. Auch schön: „Jetzt für immer“. Nicht mehr als ein kleines Outro: „Für immer jetzt“.
Mir gefällt das Album überraschend gut. Da muss ich doch mal hören wie ein Niels Frevert heute klingt.
Hab mal gerade ins neue Album „Pseudopoesie“ (2023) und das klingt auch ganz ordentlich. Mir ist aber auch eingefallen, dass ich bei seinen Auftritt 2019 bei der „Traumzeit“ nicht lang dageblieben war (da waren mir die Eingangssongs wohl zu schmalzig geraten) – wäre heute wohl anders. Jeder verdient eine zweite Chance.
Linke Punkparolen in poppige Eletrobeats gepackt – das ist Frittenbude. Das nicht jede linke oder Punkattitüde funkt, ist halt so. Der „Stoli“ (Wodka) auf die Solidarität – am Anfang hat einen seltsamen Beigeschmack, obwohl der Rest des Textes, die Fassungslosigkeit über den großen Konflikt der Gegenwart, gar nicht so falsch formuliert ist – vielleicht verstehe ich auch nur die Ironie dahinter nicht – aber da es durchwegs viele Linke gibt, die noch zu Russland halten – wer weiß (solche Musikkommentare kommen dabei heraus, wenn Musiker sich mit Gegengenwartspolitik befassen). . Aber ich bin mir eigentlich sicher, dass die Jungs von Frittenbude es eigentlich gut gemeint haben. Bei „Suchen/Finden“ finde ich die Musik richtig gut, den Texts, wie bei den nächst folgenden Songs auch zu simpel. „Wir wollen eine linke Welt und saufen und rauchen“ - das ist nämlich das Hauptthema der Platte. „Marx + Biggie“ (ne Leute – wer will wissen, das ihr jeden morgen es miteinander noch treibt – ich nicht). Nach dem Sex geht’s bei „Das Glas“ ums saufen (auch nicht meins – da ist aber auch die Musik zum Text nicht meins – bin voll konservativ geworden (shit). Bei „Vorbei“ werden sie dann doch mal ernst und die Musik klingt sogar etwas mehr nach Post-Punk-Pop. Schöner Song – vielleicht kriegt die Platte doch noch die Kurve. Das klingt nach verständlichen Wunschtraum: „Neue Welt“. Gut finde ich, das die Songs nicht alle gleich klingen. Tempo- und Stilwechsel sorgt für Abwechslung beim Hören. „Sandradome“ rockt richtig gut – beim Text ziehe ich wieder nicht ganz mit. Wenn man nur Probleme aufzählt und keine Lösung bietet, ist man mit dem Parolen halt leider nicht besser als die die politisch rechts zu finden sind. Es findet auch in diesen Text keine Diskussion statt – die Lösung ist hier (Alk und Tabak, na danke). Noch schlimmer ist da „Schlagstock“ in dem der Hass auf die Polizei mal in Elektrobeats gehüllt wird. Geht es noch platter? Hey – ich finde linke Themen gut – sehe mich als Links/Konservativ (bin halt Vater&Kulturbetreiber – da will man sich und die, die man liebt, schon irgendwie sicher und abgesichert wissen) – aber muss so ein Thema so platt in Text und Musik gehüllt werden?
Und auch wieder bei „Lass uns tanzen“ - ist die Botschaft wieder die gleiche – Spaß haben/dicht sein – das genügt für ein gutes Punkleben – für mich ist das zu wenig. Die Musik dazu ist dann fast schon Neue Deutsche Welle – passt ja - „Ich will Spaß, ich gib Gas“.
Und dann kommt plötzlich ein Song wie „Orchidee“ und der Hörer denkt. Scheiße, die können richtig gut sein - wenn sie wollen. „Halte Dich ganz kurz fest“ - auch den Song mag ich. So ganz der Fehlkauf dann doch nicht. Wenn sie textlich kryptisch bleiben, sind die Songs wirklich besser, so auch der letzte „Tiefseetauchen“.
Mixed Emotion bei einer Platte die ich mir irgendwie etwas spaßiger vorgestellt hätte – aber wir leben halt in nicht wirklich spaßigen Zeiten – aber zudröhnen ist auch keine Lösung.
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